Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 341, Jahrgang 1926, S. 257 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Die wirtschaftliche Verflechtung Deutschlands mit dem
Auslande. Das ausgepowerte Deutschland muß darauf sehen, nicht mehr vom
Auslande zu kaufen, als unbedingt nötig ist, schließt sich doch sogar das mächtige,
im Golde schwimmende Amerika, dem es nicht darauf anzukommen brauchte, so viel als
nur möglich vom Auslandsbezug ab. Um wie viel mehr haben wir verarmten,
dawesbelasteten Deutschen Veranlassung, diesem Beispiel zu folgen! Diese Devise darf
aber nicht dazu führen, alles zurückzuweisen oder zu verfemen, was vom Auslande
kommt. Vieles Lebensnotwendige muß unbedingt nach wie vor vom Auslande bezogen
werden, da wir sonst zugrunde gingen, oder unseren Export nicht aufrecht erhalten
könnten, z.B. Nahrungsmittel für Mensch und Vieh, Kleidungsmittel, Rohstoffe für
Seife usw., Kupfer für die Elektrizitätsindustrie, Blei für die Lagermetalle der
Reichsbahn und viele sonstigen Zwecke. Man kann vielleicht ganz allgemein sagen, daß
es in Deutschland nicht viel Gegenstände gibt, an deren Herstellung nicht wenigstens
teilweise ausländische Stoffe beteiligt sind. Es wäre leichter, die Ausnahmen
aufzuzählen, als umgekehrt. Aluminium z.B. gehört dazu. Aber auch in diesen
Ausnahmefällen kann man sicher sein, daß ein großer Prozentsatz solche sind, in
welchen ausländische Patente mit Verwendung finden, oder es gibt andere Fälle, wie
z.B. den der ultravioletten Lampe, die in Deutschland erfunden, in Amerika aber
zuerst dazu benutzt wurde, um Milch vitaminreicher zu machen, welch letzteres
Verfahren jetzt wieder in Deutschland Anwendung findet. So könnte an tausend
Beispielen die Verflochtenheit unserer Industrie und unseres Lebens überhaupt mit
dem Auslande dargestellt werden. Im Zusammenhang hiermit interessiert
vielleicht der Hinweis, daß die heutige Menschheit ohne die Schwefelkies-Bergwerke
in Südspanien nicht existieren könnte, denn sie könnte nicht ernährt werden ohne das
Superphosphat, welches aus Phosphat und Schwefelsäure dargestellt wird; und die
Hauptmenge Schwefelsäure liefern die Pyrite Huelvas in Südspanien (jährlich 3000000
t Kies, aus welchen 6000000 t Schwefelsäure und damit wieder 12000000 t
Superphosphat hergestellt werden, alles in rohen Ziffern gerechnet). Auch
Deutschland bezieht aus Huelva jährlich viele Hunderttausende von Tonnen. Hierin mag
aber bald eine Wendung eintreten, wenn die Bestrebungen des Farbentrustes, einen
Mischdünger in großem Maße herzustellen, in die Praxis umgesetzt sein werden. Dies
wird natürlich nur möglich sein, wenn die I.-G. billiger liefern kann und wenn dem
Landwirt mit einem solchen Dünger wirklich gedient ist. Dann wird die Welt in dieser
Beziehung von Deutschland vielleicht ebenso abhängig werden, wie sie es jetzt in
bezug auf die spanischen Kiese ist. Das gleiche steht vielleicht in Aussicht durch
die Versorgung mit synthetischen Betriebsstoffen und Schmierölen, ein Problem,
welches die I. G. Farbenindustrie A.-G. in die Tat umzusetzen schon begonnen hat!
Früher lieferte uns Indochina die echten Indigo-Farben, seit einem Menschenalter
liefert sie unsere Farbenindustrie und auch heute noch muß das Ausland deutsche Ware
nehmen, wenn es wirklich gute Qualitäten haben will.
Ein anderes Beispiel: In der Lack- und Schuhputz-Fabrikation und besonders im
gesamten Malergewerbe konnte man früher ohne ausländisches Terpentinöl nicht fertig
werden; jetzt verwendet man andere Lösungsmittel, die in Deutschland gewonnen
werden. Ferner: Die Amerikaner haben das Nitrozellulose-Spritzlack-Verfahren
erfunden, das für die Verbilligung vieler Fabrikate (Möbel, Autos, Bleistifte,
Lederwaren, Stiefelabsätze usw.) von großer Bedeutung ist. Den Deutschen ist es
gelungen, dieses Verfahren zu verbessern (als erste ist es besonders die Kasika-G.
m. b. H., vormals Müller & Kreuziger, Berlin-Tempelhof, welche Hervorragendes
auf diesem Gebiete leistet).
Während hier die deutsche Industrie auf den Schultern der Ausländer steht, hat man es
z.B. bei dem von der weltbekannten Th. Goldschmidt A.-G., Essen, erfundenen
aluminothermischen Schweißverfahren mit einer rein deutschen Erfindung zu tun, nach
der in allen Ländern der Welt das Schienenschweißen der Straßenbahnen vorgenommen
wird. Eine andere wichtige Erfindung von Goldschmidt ist das Universal-Lagermetall
Marke „Thermit“, eine nickelgehärtete Bleilegierung, mit deren Hilfe allein
in Deutschland Millionen Goldmark gespart werden können und das in steigendem Maße
auch im Auslande Verwendung findet.
Das Erwähnte zeigt zur Genüge, wie sehr wir auch wirtschaftlich und technisch mit dem
Auslande verbunden und wie sehr auch dieses – anscheinend in steigendem Maße –
wirtschaftlich und technisch von uns abhängt. Hand in Hand mit dieser zunehmenden
Verflochtenheit aller Länder untereinander geht auf die Dauer hoffentlich auch eine
Besserung des Verhältnisses aller Völker zueinander.
Direktor Otto Schwalbach, Berlin-Grunewald.
Die Kohlenwirtschaft Frankreichs im Jahre 1925. Die
Kohlenförderung sowie die Kokserzeugung Frankreichs haben sich in den beiden letzten
Jahren in recht bemerkenswerter Weise gehoben. Die Förderung bzw. Erzeugung
betrug
Jahr
Steinkohlet
Braunkohlet
Kokst
Brikettst
1925
47046281
987283
3064918
3653702
1924
44011240
944080
2638425
3222250
1923
37679314
877123
1985735
3056300
1913
40050888
793330
4027424
3673338
Wie diese Zahlen zeigen, hat die Steinkohlenförderung im letzten Jahre um 3 Mill. t
zugenommen, gegenüber dem Jahre 1913 beträgt die Zunahme der Förderung sogar 7 Mill.
t. Auch die Braunkohlenförderung, die an sich zwar geringfügig ist, hat seit 1913
eine Zunahme von rd. 25% zu verzeichnen. Die Steinkohlenförderung des Saargebietes,
die im letzten Jahre 12,99 Mill. t betrug, ist in obigen Zahlen nicht mitenthalten.
In geringerem Maße hat die Kokserzeugung zugenommen, die gegenüber dem Vorjahre zwar
um 426000 t gestiegen ist, gegenüber dem Jahre 1913 aber einen Rückgang von fast 1
Mill. t aufweist. Auch die Briketterzeugung hat in den letzten beiden Jahren um rd.
600000 t zugenommen. Die vom Kriege besonders schwer betroffenen Zechen der
Departements Nord und Pas-de-Calais waren an der Förderung des Jahres 1925 mit
folgenden Mengen beteiligt: Steinkohlen 28,73 Mill. t (1913: 27,39 Mill. t), Koks
2,17 Mill. t (1913: 2,47 Mill. t), Briketts 2,33 Mill. t (1913: 1,80 Mill. t). Auch
hier wurde also mit Ausnahme der Kokserzeugung die Vorkriegsleistung
überschritten.
Besonders interessant sind die Verschiebungen, die der Außenhandel in den letzten
Jahren aufweist. Allerdings ist hierbei zu berücksichtigen, daß seit dem 15. Januar
1925 das Saargebiet dem französischen Zollgebiete einverleibt ist. Die Ein- und
Ausfuhr stellte sich wie folgt:
Einfuhr
Ausfuhr
Jahr
Kohlen
Koks
Briketts
Kohlen
Koks
Briketts
1925
18396417
5032935
1260724
4731987
403196
148041
1924
25107584
5407195
981427
2352114
507974
167256
1913
18710935
3070038
1085994
1113700
205443
123729
Die Kohleneinfuhr weist somit im Jahre 1925 gegen das Vorjahr eine Abnahme von 6,7
Mill. t auf. Rechnet man hiervon die im Jahre 1924 auf den französischen Markt
gelangten 5,2 Mill. t Saarkohle ab, so ergibt sich immerhin eine Verminderung der
Einfuhr um 1,5 Mill. t. Hiervon wurde in erster Linie Großbritannien betroffen, das
im Jahre 1925 nur 9,94 Mill. t gegen 13,08 Mill. t im Vorjahre lieferte. Dagegen
erfuhren die Lieferungen aus Deutschland eine Zunahme von 4,27 auf 5,52 Mill. t,
ebenso war die Einfuhr aus Belgien und Holland im Jahre 1925 etwas größer als im
Vorjahre. Auch die Kokseinfuhr weist einen Rückgang von fast 400000 t auf, da die
einheimische Erzeugung um annähernd den gleichen Betrag zugenommen hat. Als
Kokslieferer steht Deutschland mit 4,11 Mill. t weitaus an erster Stelle; aus
Belgien und Luxemburg wurden 0,50 Mill. t, aus Holland 0,37 Mill. 1 eingeführt,
wogegen die Lieferungen Großbritanniens, die im Jahre 1923 noch 385300 t betragen
hatten, im Jahre 1925 auf den geringfügigen Betrag von 9350 t gesunken sind. Von der
französischen Kohlenausfuhr gingen je 1,4 Mill. t nach Deutschland (Saarkohle) und
Belgien, ferner 1,1 Mill. t nach der Schweiz und 0,5 Mill. t nach Italien. Die
Koksausfuhr Frankreichs war hauptsächlich nach Italien und der Schweiz gerichtet,
die auch von der ausgeführten Brikettmenge fast 100000 t aufnahm.
Die Reparationslieferungen Deutschlands an Frankreich erreichten im Jahre 1925
folgende Mengen: 4,42 Mill. t Steinkohlen, 3,43 Mill. t Koks, und 0,38 Mill. t
Braunkohlenbriketts, insgesamt also 8,23 Mill. t Brennstoffe, jedoch ohne
Berücksichtigung der freien Lieferungen, die auf Reparationskonto verrechnet wurden.
(Stahl u. Eisen 1926, S. 311, und Glückauf 1926, S. 837.)
Sander.
Versuche mit Kesselheizöl an einem kompressorlosen
Dieselmotor.Power, Bd. 63 (1926)
S. 97. Ein Vergleich zwischen der thermischen Ausnutzung einer
Dampfanlage mit Oelfeuerung und eines Dieselmotors wird stets zugunsten des
letzteren ausfallen; dagegen waren die Oelfeuerungen bisher insofern überlegen, als
bei ihnen jede Art von Oel Verwendung finden kann, während im allgemeinen bei
Dieselmaschinen nur Oel verwendet wurde, dessen spezifisches Gewicht nicht höher als
0,91 ist.
Eingehende Versuche, die von Prof. Hubendick, Stockholm, an einem kompressorlosen
Dieselmotor vorgenommen wurden, haben nun gezeigt, daß bei gut durchkonstruierten
Dieselmaschinen auch minderwertige Oele ohne Bedenken benutzt werden können.
Zur Verwendung kam ein mexikanisches Oel von hoher Viskosität, 0,954 spezifisches
Gewicht bei 20° C und 9550 kcal, oberen Heizwert. Die fraktionelle Destillation des
Oels ergab einen Ertrag von 51 v H bei 180° C, 12 v H bei 150° C und 5 vH bei 120°
C. Der unverdampfbare Rückstand von rd. 20 v H besteht in kaltem Zustande aus einer
spröden und festen Masse. Es handelt sich also um ein ausgesprochenes Kesselöl, daß
nur noch wenig flüchtige Bestandteile (Gasolin und Kerosen), dagegen 2,52 v H
Schwefel und 10,6 v H in Alkohol, Aether unlöslichen Asphalt enthielt.
Um ein Oel von so hoher Viskosität verwenden zu können, muß man es erhitzen, da sonst
die Brennstoffpumpe nicht imstande wäre, es durch die Leitungen zu drücken. Das ist
ein gewisser Nachteil, der bei der Verwendung schwerer Oele in Kauf genommen werden muß, der aber
durch die erreichbaren Ersparnisse meist mehr als ausgeglichen wird. Außerdem genügt
eine ganz mäßige Erwärmung (auf etwa 60° C) durch das austretende Kühlwasser.
Während der Versuche wurde die Maschine zunächst mit gewöhnlichem Dieselöl betrieben,
bis durch das mit 70° C austretende Kühlwasser das Kesselöl auf 60° C vorgewärmt
war; dann wurde die Brennstoff pumpe mit dem Kesselölbehälter verbunden.
Die untersuchte Maschine war ein 2zylindriger Viertaktmotor mit 65 PSe Leistung bei
300 Umdr./min., ursprünglich ein Dieselmotor gewöhnlicher Bauart, der bei einem
späteren Umbau vor Beginn der Versuche mit neuen Zylinderdeckeln, Kolben und
Brennstoffpumpen versehen wurde und kompressorlose Einspritzung erhielt.
Die Versuche wurden sorgfältig vorbereitet und durchgeführt. Die Meßapparate, die
Thermometer, Tachometer, Indikatoren usw. wurden vor und nach dem Versuch eingehend
geprüft. Zahlreiche Untersuchungen bei wechselnden Belastungen von Leerlauf bis zu
30 v H Ueberlast wurden durchgeführt, außerdem ein Dauerversuch von 24 Stunden und
zwei kürzere Versuche mit gewöhnlichem Dieselöl bei Beginn und am Schluß der
Versuchsreihe, um festzustellen, ob sich der Zustand der Maschine während der
Versuche geändert habe.
Das Ergebnis war in jeder Hinsicht zufriedenstellend, die Verbrennung einwandfrei bei
jeder Belastung, die Regulierung gut und der Oelverbrauch in kcal ausgedrückt nicht
höher als bei Benutzung von gewöhnlichem Dieselöl (1775 kcal./PSe). Der thermische
Wirkungsgrad betrug zwischen Halb- und Vollast fast unverändert rund 35 vH, bei 25
vH Ueberlast war der Höchstdruck 43,7 at, der mittlere Druck 28,2 at. Das Verhältnis
der beiden Zahlen (43,7 : 28,2 = 1,55) war also so günstig, wie es auch bei
Verwendung hochwertiger Oele bisher kaum erreicht wurde. Auch bei 30 vH Ueberlast
ist der Brennstoffmehrverbrauch noch nicht sehr groß. Die Drehzahl betrug bei
Leerlauf 309,5, bei 30 vH Ueberlast 306 und während des 24-stündigen Dauerversuches
302 bis 304 Umdr./min.
Die gründliche Untersuchung der Maschine nach Abschluß der Versuche zeigte, daß sich
alle Teile in einwandfreiem Zustand befanden, abgesehen von einem leichten Rußbelag
an den Austrittsventilen und am Kolben.
Pr.
Internationalergewerblicher Rechtsschutz, mitgeteilt vom
Patentanwaltsbureau Dr. Oskar Arendt, Berlin W. 50.
Deutschland: Unter Ausstellungsschutz gestellt wurden:
1. Große Deutsche Funkausstellung 1926, Charlottenburg;
2. Deutsche photographische Ausstellung 1926, Frankfurt a.
Main;
3. Große Polizeiausstellung Berlin 1926.
Bei Musterschutzanträgen an die Amtsgerichte ist auf die Inanspruchnahme des
Ausstellungsschutzes nicht besonders hinzuweisen.
Das Reichsgericht hat die Revision der Fa. Ferdinand Mülhens, Köln, welche die
Ausdehnung des Warenzeichenschutzes der Zahl 4711 auf alle vierstelligen Zahlen
erstrebte, zurückgewiesen.
Frankreich: Der Entwurf eines neuen Patentgesetzes sieht
u.a. die Zulassung einer Neuheitsprüfung auf Antrag des Anmelders für Patente sowie
die Einführung von Zwangslizenzen und Regelung des Patentanwaltswesens vor.
Internationale Vereinigung f. gewerbl. Rechtsschutz: Auf
der Delegiertenversammlung in Basel (9. 5. 1926) erfolgte der Wiederanschluß der
französischen und belgischen Landesgruppen.
Rußland: Die Rechte aus Patenten und Patentanmeldungen,
die deutschen Staatsangehörigen am 31. 7. 1914 zustanden, können nach Art. 5, VII
des Handelsvertrages bis zum 12. 3. 1927 geltend gemacht werden.
Die Warenzeichengebühren sind ab 1. 6. 26 erhöht worden.
San Salvador: Warenzeichen sind nunmehr alle 10 Jahre
kostenpflichtig zu erneuern.
Vereinigte Staaten von Nordamerika: Exportierende Firmen
werden von der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland auf die Notwendigkeit der
Anmeldung ihrer Schutzmarken in Amerika u. zw. auf ihren, nicht aber ihrer Vertreter
Namen, hingewiesen.
Berichtigung. In dem Aufsatze von Herrn Prof. Dr. H.
Maurer in Heft 21 befindet sich ein sinnstörender Druckfehler: Auf Seite 238, Spalte
2 des Aufsatzes, in dem Absatze, der beginnt: „Mit anwachsendem Salzgehalt
nimmt...“ muß es heißen in der 3. Zeile: „Salzgehalt“ statt
„Druck“.
Die Schriftleitung.