Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 341, Jahrgang 1926, S. 206 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Korrosion von Aluminiumlegierungen. Die Korrosion von
Aluminium unterscheidet sich von derjenigen der übrigen Metalle dadurch, daß dieses
Metall in der Regel mit einer stark anhaftenden, die Reaktionen ändernden
Oxydschicht bedeckt ist. Zur Feststellung der Zerfressung von Aluminiumlegierungen
und zu ihrer Verminderung wurden Versuche ausgeführt mit folgendem Ergebnis:
Aluminium und seine Leichtlegierungen werden widerstandsfähiger gegen Korrosion durch
die Anwesenheit oxydierender Salze im Wasser. Die Dauer dieser Passivität hängt mehr
von der Art der gebildeten Schutzschicht als von der möglichen Löslichkeit der
Legierung ab. Taucht man geschliffene Aluminium-Legierungen in Wasser, so bildet
sich zwar eine Widerstandsschicht, doch erfolgt ihre Entstehung schnell und
wirksamer, wenn ein Passivität verleihender Körper vorhanden ist. Die Erscheinung
ist eine direkte Oberflächenoxydation verbunden mit einer Anodenpolarisation, der
die Passivität folgt. Ist ein Nitratsalz vorhanden, so werden Hydrationen an der
Anode abgeladen, die zersetzt werden und dadurch Sauerstoff frei machen; dieser
oxydiert das Metall und bildet die Widerstandsschicht.
Die Theorie von Evans hinsichtlich des punktweisen Angriffes des Metalles erklärt,
daß die Wirkung noch fortdauert, wenn passiv machende Salze vorhanden sind. Zuletzt
dringt Sauerstoff in die Poren und Risse der Metalloberfläche ein. Die Art des
Einflusses von Natriumbichromatlösungen hat Anlaß zu zahlreichen
Meinungsverschiedenheiten gegeben. Nach Cushman und Gardner sollen 8 Teile Bichromat
in 100000 Teilen Wasser genügen, um die Korrosion von Eisen zu vermeiden. Aehnliche
Mengenverhältnisse widersetzen sich der Korrosion von Aluminium. Der Einfluß ist
hier teils elektrochemisch, teils rein chemisch. Die wichtigsten Einflüsse sind die
direkte Oxydation des größten Teiles der Metalloberfläche, die Entstehung eines
Stromes zwischen dem oxydierten und dem nichtoxydierten Teil, der die Anode bildet,
und die schnelle Oxydation der Anode durch den Sauerstoff, der von der Zerstörung
der Anionen des Bichromates herrührt. Das an der Anode gebildete Aluminiumhydroyd
absorbiert das Chromat des Wassers und wird so dicht, anhaftend und
widerstandsfähig. Wählt man eine Lösung gleichzeitig von Bichromat und Kaliumnitrat,
so ist der Schutz zehnmal so stark als mit Bichromat allein. (The Foundry Trade
Journal, Bd. 32, S. 203.)
Ka.
Wärmebehandlung von Gußeisen. Die Erfindung von Schaap
bezieht sich auf eine Vervollkommnung der Wärmebehandlung von Gußeisen und zwar auf
Eisenlegierungen mit über 1,4% Kohlenstoff oder genauer auf Legierungen, die dem
Punkte a im Diagramm Roberts-Austen-Roozeboom entsprechen. Das Verfahren besteht zunächst darin, das
Gußeisen zu glühen, d.h. ein verhältnismäßig hartes in ein weiches Eisen umzuwandeln
ohne Einführung irgend eines Elementes oder von Gasen oder von anderen Faktoren. Die
ursprüngliche Festigkeit wird beibehalten, innere Spannungen dagegen beseitigt.
Gleichzeitig soll die Neigung des Kornes zum Grobwerden, die beim Erwärmen auf 450°
und nachfolgender Abkühlung beobachtet werden kann, unterdrückt werden. Weiter
bezweckt das Verfahren, ein schmiedbares Eisen zu erzeugen, das sich, ohne zu
brechen, verdrehen läßt; es werden also den Gußstücken Eigenschaften derselben Art
verliehen, wenn auch nicht in demselben Maße, wie sie der Temperguß aufweist. Bis zu
einem gewissen Grade war es bisher schon möglich, ein Gußeisen mit ähnlichen
Eigenschaften zu erhalten. Diese Behandlungsverfahren bildeten den Grauguß in ein
weit weniger widerstandsfähiges Erzeugnis um, das harte Stellen in der Masse zeigte.
Die Schaapsche Erfindung unterscheidet sich von dem Tempergußverfahren stark,
namentlich was die Glühzeit anbelangt. Eine Anzahl von Versuchen führte zu der
Feststellung, daß die beim Grauguß gewünschten Eigenschaften sich dadurch erzielen
lassen, daß der Grauguß oberhalb des als Ac 1 bezeichneten Temperaturpunktes erhitzt
wird, ohne ihn dem Einfluß unerwünschter Gase oder anderen Einflüssen auszusetzen.
So könnte man hierzu die elektrische Erwärmung verwenden, die jede schädliche
Einwirkung ausschließt. Doch billiger dürfte die Gazheizung bei genügendem Schutz
des Eisens sein. Gefäße aus Eisen und Stahl, aus feuerfesten oder sonstigen Stoffen
schützen das Eisen nicht so gut vor der Berührung mit schädlichen Gasen wie
Schmiedeeisen. In ein solches Gefäß aus Schmiedeeisen, dessen Wände und Boden nicht
durchlöchert sein dürfen und das nur eine Oeffnung zum Einfüllen besitzt, kommen nun
die Eisengußstücke hinein, und das Gefäß selbst wird auf einen Untersatz im Ofen
aufgestellt. Für die Ausmauerung des gasbefeuerten Ofens verwendet man feuerfeste
Steine möglichst schlechter Leitfähigkeit zwecks Zurückhaltung der höchstmöglichen
Wärme im Ofen. Die Gasbrenner werden so angeordnet, daß die Flamme eher die
Ofenwände als die Gefäße bestreicht. Die Temperatur wird in dem Maße gesteigert, daß
die Temperatur des behandelten Eisens den Punkt Ac 1, der als kritischer Punkt
bekannt ist, erreicht und bei dem das Eisen unmagnetisch wird. Diese Temperatur
wechselt wenig entsprechend der Zusammensetzung des Eisens. Darauf wird die Feuerung
abgestellt und das Eisen abgekühlt. Dies kann sowohl im Ofen als auch außerhalb
erfolgen. Es hat sich ergeben, daß der ganze Arbeitsgang nach I diesem Verfahren mit
Gußstücken gewöhnlicher Abmessungen, die z.B. eine Wandstärke von 25 mm hatten, sich
in höchstens 1 Stunde abwickeln konnte. Bei größeren Wandstärken dauert es natürlich
länger, ebenso die Abkühlung. (La fonderie moderne, Bd. 19, S. 91/92.)
Ka.
Die Bildung von Graphit im Gußeisen. Die wichtigste
Erscheinung in allen Arten von Eisengußlegierungen ist die Bildung von Graphit, die
man oft als das „Graphitphänomen“ bezeichnet. Wenn man bedenkt, daß alle
Erfahrungen und Forschungen überall die Faktoren, die die physikalischen und
mechanischen Eigenschaften von Eisenguß beeinflussen, zu dem einen Schluß führen,
daß diese Faktoren schließlich von der Graphitisation abhängen, dürfte die Bedeutung
dieser Erscheinung einleuchtend sein.
Die genaue Art des Vorganges, der sich bei der Graphitbildung im Gußeisen abspielt,
war lange Gegenstand verwickelter Vorstellungen, und selbst bis heute herrscht in
dieser Beziehung noch keine vollkommene Klarheit. Die- vielen und verschiedenen
Ansichten, die von den Forschern über die Natur dieser Erscheinung laut wurden,
widersprechen sich oft so, daß es für den Gießereifachmann schwierig ist, eine
vernünftige und befriedigende Erklärung hier zu finden.
Bei einer Untersuchung über die Graphitbildung erscheint es zweckmäßig, vier
Hauptpunkte zu unterscheiden, nämlich
1. die tatsächliche Bildung von Graphit,
2. die Menge des Graphits,
3. die Form des Graphits und
4. die Verteilung des Graphits.
Eine von zwei heute vertretenen Ansichten über den
Graphitisationsvorgang betrachtet die Eisenkohlenstofflegierung beim Erstarren als
dazu fähig, aus dem geschmolzenen Zustand in zwei verschiedenen Abkühlungskurven
abzukühlen. Bei idealen Bedingungen, namentlich bei langsamer Abkühlung, während
welcher Zeit es den verschiedenen Bestandteilen möglich ist, sich auszuscheiden,
besteht die feste Legierung bei der Temperatur der vollständigen Erstarrung aus zwei
Komponenten, nämlich aus Graphit und einer festen Lösung von Graphit im Eisen, die
unter der Bezeichnung Austenit bekannt ist. Bei einer schnellen Abkühlung dagegen
weist die feste Legierung unmittelbar nach der vollkommenen Erstarrung die feste
Lösung Austenit und Eisenkarbid, den Zementit, auf.
Die Annahme eines vollständigen stabilen Systems Eisen und Graphit setzt die
Bedingung voraus, daß der Kohlenstoff in Lösung als Graphit und nicht
notwendigerweise als Karbid vorhanden ist. Von dieser Theorie ging Roozeboom, der
sie zuerst aufgestellt hatte, später ab und hat die vorhin genannten zwei
Möglichkeiten zugegeben.
Was nun die Temperatur anbetrifft, bei der die Graphitbildung beginnt, so ist Andrews
bei seinen Untersuchungen zu dem Schluß gekommen, daß der Anfang der Graphitisation
nach dem obersten Erstarrungspunkt zwischen 1150 und 1100 Grad liegt; Honda nimmt
diese Temperatur zwischen 1130 und 1100 Grad an, während die letzten Versuche
Northcottis sie beim gewöhnlichen Grauguß auf 1145 bis 1000 Grad schätzt. Diese
Ergebnisse befinden sich in Uebereinstimmung mit dem Diagramm von
Gontermarin-Edwards und auch mit den Schlußfolgerungen von Cesaro über gewisse
mathematische Betrachtungen.
Die allgemeine Ansicht geht nun dahin, daß der Graphit aus der Dissoziation des
zuerst gebildeten Karbides entsprechend dem Abkühlungsverhältnis entsteht. Diese
Dissoziation selbst ist nun wiederum Gegenstand verschiedener Meinungen. Der
einfachste Fall ist der, daß man die direkte Dissoziation von Karbid in Ferrit und
Graphit annimmt entsprechend der Gleichung
Fe3C = 3 Fe + C.
Als weitere Ansicht wird vertreten, daß der Zementit
dissoziiert in Graphit und in die feste Lösung von Kohlenstoff nach der
Gleichung
Fe3C = C + feste Lösung von
Kohlenstoff (C) in Eisen (Fe).
Ganz andere Wege geht der japanische Forscher Honda mit seinen
Mitarbeitern, nach deren Standpunkt die Dissoziation des Karbides das Ergebnis der
Reaktion zwischen dem gelösten Kohlendioxydgas (CO2)
und dem Karbid darstellt. Demnach würde das freie Kohlendioxydgas, das mit
Kohlenoxyd zusammen besteht, auf den freien Zementit reagieren
Fe3C + CO2 = 2 CO + 3 Fe.
Die Veränderung in den Gleichgewichtsbedingungen durch das
Verschwinden des freien Kohlendioxyds als Komponenten verursacht weiter die
Dossoziation des Kohlenoxyds, nämlich
2 CO = CO2 + C.
Demnach entstände also wieder Kohlendioxyd, das
seinerseits wieder auf den Zementit einwirkt.
Die Bildung des Graphits nach dieser Auslegung des katalytischen Einflusses ist nur
eine Annahme und ist nicht endgültig nachgewiesen worden. Es ist aber kaum
anzunehmen, daß diese Erklärung als eine vernünftige Auslegung gelten wird.
Wenn man nun die verschiedenen Ansichten zusammenfaßt, so kann vorläufig angenommen
werden, daß der Kohlenstoff in Lösung in dem flüssigen Metall als Eisenkarbid
vorhanden ist. Dieser Eisenkarbid ist eine beständige Phase beim Temperaturübergang
am letzten Erstarrungspunkt. Bei weiterer Abkühlung dissoziiert das Karbid in
Graphit und feste Lösung, die ihrerseits fähig ist, Graphit direkt abzulagern. Beim
eutektischen Punkt löst sich die feste Lösung auf in Perlit-Ferrit und Graphit
entsprechend dem Dissoziationsgrad von Graphit und fester Lösung, der wiederum von
der Art der Abkühlung abhängt. (The Foundoy Trade Journal, Bd. 32, S. 326 bis
329.)
Ka.
Eine Staubfeuerung für Grudekoks. Auf einem Kalibergwerk
im mitteldeutschen Braunkohlengebiet wurde kürzlich eine von der AEG gebaute
Staubfeuerung in Betrieb genommen, in der nur Grudekoks verwandt wird. Der Grudekoks
wird in einer Pendelmühle gemahlen und von einer Staubpumpe für 6 t stündliche
Leistung 67 m weit und bei 12 m Steigung in das Kesselhaus gefördert. Der Druck in
der Staubleitung beträgt hierbei 0,13 atü.
Die Feuerung gehört zu einem Steilrohrkessel von 500 m2 Heizfläche für 35 kg/m2h maximale
Dampfleistung bei 15 atü und wird von 3 Brennern bedient, die stündlich je 650 bis
950 kg Staub in den Feuerraum aufgeben. Mit den Brennern ist je ein kleiner
Ventilator verbunden, der der Feuerung gleichzeitig mit dem Staub einen Teil der
Verbrennungsluft zuführt. Für größere Kesseleinheiten werden heute im allgemeinen
Gruppenbrenner vorgesehen, die mit einem zentralen Antrieb und einem gemeinsamen
Ventilator ausgerüstet sind. Die Sekundärluft tritt seitlich in die hohlen Wände des
Feuerraumes, dient dort zur Kühlung des Mauerwerkes und wird selbst vorgewärmt. Die
Kessel speisen eine von der AEG gebaute Turbinenanlage.
Bei der Inbetriebnahme wurde der Kessel zunächst mit Braunkohlenstaub angefahren, der
an einer kleinen Lunte sofort aufflammte. Am zweiten Tage wurde von vornherein
Grudekoks aufgegeben, der ebenfalls sogleich beim Eintritt in den Feuerraum zündete.
Die an diesem Tage vorgenommenen Messungen ergaben einen vorzüglichen Wirkungsgrad
der Feuerung. Der CO2-Gehalt ließ sich durch
Veränderung des Zuges und der Luftzufuhr auf eine bestimmte Höhe einstellen. Der
Brennstaub, der an diesem Tage verfeuert wurde, enthielt 6,15% Feuchtigkeit, 17,54%
Asche und 11,47% flüchtige Bestandteile. Eine Siebprobe mit ungetrocknetem Staub
ergab, daß auf dem Normalsieb von 4900 Maschen je cm2 nur 10% Rückstand blieb. Trotz dieser Feinheit und des verhältnismäßig
hohen Feuchtigkeitsgehalts betrug der Kraftverbrauch der Pendelmühle nur 18 kWh je
Tonne Kohle.
Da der Grudekoks zur Selbstentzündung neigt, empfiehlt es sich nicht, ihn nach der
Trocknung längere Zeit lagern zu lassen, sondern die Aufbereitung so zu betreiben,
daß beim Abstellen des Kesselbetriebes auch der getrocknete Brennstoff verbraucht
ist. Werden außerdem die bei der Lagerung von Kohlenstaub selbstverständlichen
Vorsichtsmaßregeln getroffen, so ist nach den Versuchen Grudekoks für
Staubfeuerungen ohne Zweifel ein durchaus geeigneter und zuverlässiger Brennstoff,
so daß in Zukunft Staubfeuerung und Braunkohlenschwelung in Gemeinschaft
berufen sind, die wirtschaftliche Ausnutzung unserer Braunkohlenvorräte zu
fördern.
Sbr.
Stoffkunde. (Von der Hauptversammlung des VDI am 14. Iuni
1926 in Hamburg.) Gerade in neuester Zeit wird der Zusammenarbeit zwischen der
Naturwissenschaft, die die Erkenntnis der Natur anstrebt, und der Technik, die um
ihre Beherrschung bemüht ist, an vielen Stellen das Wort geredet. Aus dem
Arbeitsgebiet des Deutschen Verbandes für die Materialprüfungen der Technik waren
daher zur Behandlung in der Fachsitzung Stoffkunde, die im Rahmen der 65.
Hauptversammlung des Vereines deutscher Ingenieure (12. bis 14. Juni in Hamburg)
stattfand, einige Gebiete ausgewählt worden, die weite Kreise der Naturwissenschaft
und der Technik berühren.
Für die Fortentwicklung der Technik ist die Brücke zwischen beiden Gebieten
unentbehrlich. Dr. G. Masing, Berlin-Siemensstadt, sprach über Technologie und
Physik in der Stoffkunde und erläuterte an Beispielen aus dem Gebiet der
Metallkunde, wie die technische und physikalische Problemstellung sich in den
letzten Jahren gegenseitig zu nähern suchen. Die physikalische Behandlung der Reck
Vorgänge bei Zugversuch, die quantitative Formulierung (der Verfestigung, die
Untersuchung von metallischen Einzelkristallkörpern und die Uebertragung der
Ergebnisse auf die vielkristallinischen Metallkörper haben die Grundlage geschaffen
für das Verständnis der Kaltreckung und der Verfestigung. Die Schaffung
physikalischer Grundlagen und ihre Anwendung zum Verständnis der bei allen
Formänderungen auftretenden Erscheinungen hat sich somit schon jetzt als
außerordentlich fruchtbar erwiesen.
Ueber die Prüfung und Bewertung von Straßenbaustoffen berichtete Prof. Dr.-Ing. E.
Neumann, Stuttgart. Die Abhängigkeit von örtlichen
Verhältnissen, die Schwierigkeit, die Beanspruchung von Straßen nach kurzer
Benutzungszeit zu erkennen und die Aenderungen in der durch den Verkehr
hervorgerufenen Abnutzung waren die Veranlassung, daß der Bewertung der
Straßenbaustoffe bisher nicht genügende Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Die Prüfungen, die als Maßstäbe für die Bewertung dienen sollen, erstrecken sich für
die natürlichen Gesteine auf die Untersuchung des Widerstandes gegen Verwitterung
und auf ihre physikalischen Eigenschaften in der Hauptsache in bezug auf Abnutzung
durch Schleifen und Stöße. Die Untersuchungsverfahren sind bereits weitgehend
durchgebildet, jedoch weder einheitlich noch allgemein benutzt.
Mit der Zunahme des Automobilverkehrs ändern sich die Anforderungen, und die
Fortschritte im Straßenbau mit Asphalt, Teer, Beton und anderen Stoffen verlangen
neue Untersuchungsmethoden. Prüfungen an Versuchsstraßen in Braunschweig, Stuttgart
und in England sollen das Bindeglied zwischen der Bewertung nach den Prüfmethoden
und der Bewährung in der Praxis bilden. Die Schaffung einer Hauptstelle zur
Auswertung der Versuchsergebnisse und zur Ausnutzung der Erfahrungen an ausgeführten
Straßen ist zu wünschen.
Eine dritte Frage, die weite Kreise nicht nur des Maschinenbaus, sondern ebenfalls
des Verkehrs, der Elektrotechnik und fast alle anderen Teile der Industrie
beschäftigt, ist die der Bewirtschaftung der Schmiermittel. Dr. phil. G. Baum, Düsseldorf, wies auf die entscheidende Rolle, die
der Besitz von Erdölvorkommen in der wirtschaftlichen und politischen Stellung der
Staaten bedeutet, hin. Infolge der gegenüber anderen Staaten zurücktretenden
Bedeutung der Erdölvorkommen in Deutschland fehlt es dem deutschen Volke an der
Erkenntnis der Wichtigkeit dieser Fragen. Für uns ist in erster Linie die
systematische Bewirtschaftung und bestmögliche Ausnutzung bei der Lagerung, der
Ausgabe und dem Verbrauch von Schmiermitteln zu fordern. Ausbildung der Lager und
der Schmiereinrichtungen, Rückgewinnung und Aufarbeitung müssen weitgehend
verbessert werden. Die allgemeine Verbreitung von Richtlinien für den Einkauf und
die Prüfung von Schmiermitteln wird z. Zt. sehr stark gefördert. Die deutsche
Forschung ist eifrig an der Arbeit, um aus der Kohle und den Destillationsgasen
synthetische Treibstoffe und Schmiermittel zu gewinnen. Die nach dem Verfahren von
Bergius, von Fischer und der Badischen Anilin- und Sodafabrik und nach den
verschiedenen Schwelverfahren unternommenen Versuche berechtigen zu den besten
Hoffnungen.
„Chemisch beständige Legierungen und ihre
Eigenschäften“. Aus dem Vortrag von Dr.-Ing. E. H. Schulz, Dortmund,
auf der Hauptversammlung des VDI in Hamburg. Man soll den Begriff der chemischen
Widerstandsfähigkeit recht scharf fassen, d.h. Metalle und Legierungen, die z.B. nur
in einer einzelnen Säure unlöslich oder sehr schwer löslich, sonst aber nicht
widerstandsfähig sind, nicht als im eigentlichen Sinne als chemisch widerstandsfähig
bezeichnen. Hinzu tritt sehr häufig auch noch die Forderung nach guten
Festigkeitseigenschaften sowie nach leichter Formgebung. Hierdurch wird die Zahl der
für chemisch widerstandsfähige Legierungen brauchbaren Grundmetalle im wesentlichen
eingeschränkt auf Eisen, Nickel und Kobalt, in zweiter Linie Kupfer.
Eisen selbst ist bekanntlich chemisch leicht angreifbar, insbesondere zwei
verschiedene Elemente können aber als Zusatz in bestimmten Mengen große chemische
Widerstandsfähigkeit herbeiführen: Silizium und Chrom. Durch einen Silizium-Zusatz
von etwa 12–18% gelingt es Legierungen herzustellen, die außerordentlich
widerstandsfähig gegen Säuren und zwar auch gegen Salzsäure sind. Ein Nachteil
dieser Silizium-Eisen-Legierungen ist allerdings ihre geringe Bearbeitbarkeit: eine
Formgebung ist nur durch Guß möglich. Legierungen, bei denen der Silizum-Gehalt
merklich über 12% hinausgeht, lassen sich nur durch Schleifen auf genaueres Maß
bringen. Ein Chromzusatz macht bereits in Höhe von 10% ab den Stahl chemisch
außerordentlich widerstandsfähig, jedoch nicht gegen Salzsäure. Auch diese Stähle
sind schwer bearbeitbar.
Die beste Lösung des Problems einer Herstellung eines säurefesten Stahles ist
zweifellos der Firma Krupp gelungen, in deren Versuchsanstalt Strauß und Maurer den
bekannten Kruppschen V 2 A-Stahl entwickelten, der neben etwa 20% Chrom etwa 7%
Nickel enthält. Dieser Stahl hat zum Unterschied von dem vorerwähnten ein
austenitisches Gefüge und verlangt daher eine Sonderbehandlung.
Von den Legierungen auf der Grundlage der dem Eisen verwandten Metalle sind die
stellitartigen Legierungen – aus Kobalt, Chrom und Wolfram aufgebaut – zu nennen.
Auch diese Legierungen lassen sich nur durch Gießen und Schleifen formen.
Vorteilhafter vom Standpunkte der Bearbeitbarkeit sind die Legierungen des Kupfers.
Ihre chemische Widerstandsfähigkeit ist aber leider nur recht begrenzt, auch die der
wichtigsten von ihnen, des Monelmetalls, obwohl Monelmetall schon zu ⅔ aus Nickel
besteht.
Zum Schluß werden noch die Verfahren besprochen, bei denen durch eine
Oberflächenbehandlung gewöhnlicher Stahl chemisch besonders widerstandsfähig gemacht
werden kann, wobei insbesondere auf das Kruppsche Alitierverfahren eingegangen
wird.
„Säurefeste Legierungen“. (Aus dem Vortrag von
Prof. Dr. Guertler, Berlin, auf der Hauptversammlung des VDI in Hamburg.) Ausgehend
von einer Betrachtung der Affinität der verschiedenen Metalle zu anderen Elementen,
insbesondere zu Sauerstoff und zu Chlor, wird die Tatsache hervorgehoben, daß fast
die gesamte Metallwelt schon in Kontakt mit dem Sauerstoff der Luft und somit noch
vielmehr in Berührung mit Säuren der verschiedensten Art ein chemisch instabiles
System darstellt. Man hat gesucht, diese Tatsache, die für reine Metalle
unvermeidlich ist, vielleicht für Legierungen zu beheben, kann jedoch von keiner
sog. „säurefesten“ Legierung absolute Haltbarkeit verlangen; man vermag nur
eine gewisse relative Haltbarkeit zu erreichen und zwar auf Grund der manchen
Metallen und Metallgemischen anhaftenden Reaktionsträgheit und insbesondere auf
Grund der selbsttätigen Ausbildung von schützenden Oberflächenhäuten. Diese
entstehen, indem bei anfänglichem Angriff sich aus Metall und Säure eine chemische
Verbindung bildet, die alsbald das Metall vollkommen überzieht und außerdem eine
genügende chemische und mechanische Widerstandsfähigkeit besitzt, um eine
Schutzwirkung auf das unterliegende Metall auszuüben. Auf dieser Grundlage sind die
Erfolge aufgebaut worden, die man bisher erzielt hat, allerdings bislang wohl nur
auf dem Wege der Empirie, ohne sich die Grunderscheinungen klarzumachen. Die
Gesamtheit der säurefesten Legierungen muß nach dem Metall, welches den
Hauptbestandteil bildet, eingeteilt werden. Als solche Metalle kommen in Frage
Eisen, Nickel, Kupfer, Silber, Gold, Plantinmetalle, Zinn, Blei und Aluminium. Die
Art der Zusätze richtet sich nach dem Ausgangsmetall. Ueber die mit den einzelnen
denkbaren Zusätzen erzielten Erfolge wird ein knapper Ueberblick gegeben.
„Achema“, Ausstellung für chemisches Apparatewesen.
Die Achema V, Ausstellung für chemisches Apparatewesen, wird, wie uns von der
Geschäftstelle der Achema, Hannover-Kleefeld, Schellingstr. 1, mitgeteilt worden
ist, in der Zeit vom 7.–19. Juni 1927 in Essen in den an der Norbertstraße gelegenen
Ausstellungshallen stattfinden. (Vgl. Heft 15 d. J.)
Zu derselben Zeit wird der Verein Deutscher Chemiker in Essen seine Hauptversammlung
abhalten. Auch andere maßgebliche wissenschaftliche und wirtschaftliche Verbände
beabstichtigen, um ihren Mitgliedern die Besichtigung der größten Ausstellung
chemischer Apparate und Maschinen der Welt bequem zu ermöglichen, in Essen zu
tagen.
Lehrmittelverzeichnis der Technisch-Wissenschaftlichen
Lehrmittelzentrale (TWL), Berlin NW 7, Ausgabe 8 vom Mai 1926. Das neue
Verzeichnis gibt ein Bild von den Fortschritten der Arbeiten der TWL. Es ist
bedeutend umfangreicher als seine Vorgänger; anzuerkennen ist namentlich, daß nicht
nur die Fachgruppen und Reihentitel, sondern aus den wichtigsten Diapositivreihen
die einzelnen Bilder besonders angeführt werden. Neu erschienen sind Reihe 73 über
Ford-Betriebe und Ford-Methoden, Reihen 221–223 über typische Formen und
Einzelheiten von Dampfkesseln, Dampfmaschinen und Hebezeugen, Reihen 231/2 über das
Kraftfahrzeug, ferner mehrere vom Deutschen Ausschuß für Technisches Schulwesen
ausgearbeitete Reihen über Gemeinschaftskunde: Handel, Staatswesen, Verfassung,
Gesellschaft.
Von der TWL übernommen sind neuerdings die wertvollen Diapositive des Reichsausschusses für
Arbeitszeitermittelung (Refa) und der Arbeitsgemeinschaft deutscher
Betriebsingenieure (AdB), endlich eine größere Anzahl ausgewählter Bilder aus dem
Deutschen Museum.
An Modellen werden im Verzeichnis angeführt: Holzmodelle von Drehstählen, der
Drehstahlwinkelzeiger nach Frauendienst, der Schneidestahlwinkelmesser nach Simon
und das Kruppsche Passungs-Fühlgerät, ferner das bekannte Universal-Mechanik-Modell
„Pantechno“.