Titel: | Zylindrische Druckfedern mit gebogener Achse. |
Autor: | Richard Seemann |
Fundstelle: | Band 341, Jahrgang 1926, S. 14 |
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Zylindrische Druckfedern mit gebogener
Achse.
SEEMANN, Zylindrische Druckfedern mit gebogener Achse.
Aus dem Schriftsatz „Berechnung zylindrischer Druckfedern auf Sicherheit
gegen seitliches Ausknicken.“
Von Dipl.-Ing. E. Hurlbrink in Kiel, Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure
1910, Seite 133 und 181 wird ein Auszug für Federn mit rundem Drahtquerschnitt
gegeben, dazu zwei Beispiele, die zur Bestimmung der Federlänge dienen, bei der ein
Krummwerden der Federachse nicht eintritt. Ueber den von Robert Ziegler, Genf, in
der E. T. Z. Heft 23 vom 4. 6. 1925 veröffentlichten „Beitrag zur Bestimmung der
elastischen Formänderung und der Momente von zylindrischen Schraubenfedern mit
gebogener Achse“ wird auszugsweise berichtet.
Eine zylindrische Druckfeder, Bild 1, wird selbst bei
achsialer Belastung sich ausbiegen, wenn sie eine bestimmte Länge „l“
überschreitet, wobei der äußere Durchmesser „D“ und die Größe der
Zusammendrückung „f“ mitbestimmend ist. Die grundlegenden Werte und
praktischen Resultate aus dem Aufsatz von Hurlbrink sollen hier auszugsweise
wiedergegeben werden, soweit sie allgemeines Interesse haben. Hurlbrink stützt seine
Theorie auf die Eulerschen Formeln für Knickfestigkeit der an den Enden fest bezw.
beweglich eingespannten Stäbe, Bild 2 und 3, und bestimmt die zulässige Belastung bezw. den
Sicherheitsgrad „S“ gegen seitliches Ausbiegen des Stabes, d.h. die
Grenzbelastung „Pk“, bei der ein seitliches Ausbiegen der Feder noch nicht
eintreten kann, während bei zunehmender Belastung eine immer größer werdende
seitliche Ausbiegung der. Feder eintreten würde, wobei vorausgesetzt ist, daß
anfangs die Federachse gerade und die einzelnen Federgänge gleichmäßig ausgeführt
sind. In Betracht kommen hauptsächlich die zwei Fälle, beide Federenden fest oder
beide Enden beweglich, angeordnet, Bild 4 und 5. Für diese beiden Fälle gilt als Sicherheitsgrad
gegen Krummwerden die von H. angegebene Formel:
S_k\,\geq\,\frac{\lambda\,r^2}{4\,\eta^2\,l\,(l_1-l)}
Für runden Drahtquerschnitt ist hier einzusetzen
λ = 45, r = mittlerer
Windungshalbmesser,
l1 = Federhöhe ungespannt, Federung
f = 11 – 1.
1 = Federhöhe gespannt.
Federenden fest eingespannt, Bild
4, η = 0,5 S ≧ 6, Federenden beweglich
angeordnet, Bild 5, η =
1, S ≧ 3.
Nach diesen Daten soll an 2 Beispielen die größte Federlänge der Druckfeder bestimmt
werden.
1. Beispiel, Federenden fest, der praktisch meist vorkommende Fall, Bild 4. P = 63 kg, kd
= 40 kg/mm2, d = 6 mm, D = 60 mm, r = 27 mm, η = 0,5, S = 6, λ = 45,
f/1 = 1,35, f = l1 – l und 1 = n . d. Aus Gleichung
1 folgt
l\,(l_1-l)=\frac{\lambda\,r^2}{4\,\eta^2\,S}\,r^2=1,35\,l^2=14,
woraus
l=\sqrt{\frac{\lambda\,r^2}{4\,\eta^2\,S\,1,35}}=\sqrt{\frac{45\,.\,729}{4\,.\,1,4\,.\,6\,.\,1,35}}
f = 1 . 1,35 = 64 . 1,35 = 86 mm. Da Druckfedern an den Enden je eine, nicht an
der Federung teilnehmende, Windung als Auflage erhalten, sind der Feder
\frac{64+12}{6}=12,7 Windungen zu geben, wenn die Federung 86
mm betragen soll.
2. Beispiel, Federenden beweglich, Bild 5. Die
gleichen Unterlagen wie im 1. Beispiel gewählt, also P = 63 kg, kd = 40 kg/mm2, d =
6 mm, D = 60 mm, r = 27 mm, f/1 = 1,35, S = 3, η = 1,
λ = 45.
t
l=\sqrt{\frac{\lambda\,r^2}{4\,.\,\eta^2\,S\,.\,1,35}}=\sqrt{\frac{45\,.\,729}{4\,.\,3\,.\,1,35}}=45\mbox{
mm}
f = 1,35 ∙ 1 = 61 mm. Die Windungszahl für 61 mm Federung ist
in diesem Falle \frac{45+12}{6}=9,5
Textabbildung Bd. 341, S. 14
Bild 1.
Textabbildung Bd. 341, S. 14
Bild 2.
Textabbildung Bd. 341, S. 14
Bild 3.
Textabbildung Bd. 341, S. 14
Bild 4.
Textabbildung Bd. 341, S. 14
Bild 5.
Aus den beiden Beispielen ist zu ersehen, daß, wenn feste Federsteller, Bild 4, Verwendung finden, die Druckfeder mit
größerer Federung, daher länger gewählt werden kann, als bei beweglich angeordneten
Federstellern. Durch Wahl eines größeren Außendurchmessers kann die Sicherheit der
Druckfeder gegen seitliches Ausbiegen erhöht werden.
Während nun Hurlbrink die Federhöhe nach der Grenzbelastung Pk bezw. nach dem Sicherheitsgrade „S“ unter
Zuhilfenahme der Eulerschen Formeln für Knickfestigkeit bestimmt, gibt Ziegler einen
theoretischen Beitrag zur Bestimmung der Momente, die an den eingespannten
Federenden der zylindrischen Schraubenfeder mit gebogener Achse auftreten. Z.
untersucht das Krummwerden der Schraubenfeder nach zwei getrennten Vorgängen,
erstens in bezug auf Biegung nach der bekannten Biegungsformel
E\,J=\frac{M\,l^2}{3\,f}, wobei er die Feder durch einen
zylindrischen Körper von gleicher Länge und gleichen Elastizitätsverhältnissen wie
bei der Feder ersetzt. Und zweitens wird die bekannte Formel für Zug
P=\frac{F\,E\,\lambda}{l}
verwendet, woraus
der Durchmesser des Ersatzstabes
d=\frac{\lambda\,16\,Mm\,l}{3\,f\,P} findet. Dann ist die
Fläche F, das Trägheitsmoment J und der Elastizitätsmodul E bestimmt;
F=\frac{\pi}{4}\,d^2\ \ \ \ J=\frac{\pi}{64}\,d^4\ \ \ \
E=\frac{M\,m\,l^2}{8\,f\,J}
Das Moment Mm und die Größe der Durchbiegung ist durch einen
Versuch zu bestimmen, oder, wenn eine Versuchsfeder nicht vorliegt, kann die
Federung f nach der von Hurlbrink gegebenen Abhandlung für eine einseitig
eingespannte, zylindrische Schraubenfeder mit rundem Drahtquerschnitt nach folgender
Formel bestimmt werden:
f_b=\frac{M\,m}{J}\,.\,\frac{4\,r\,n\,b}{\pi\,cos\,alpha}\,\left[\frac{cos^2\,\alpha}{2\,G}+\frac{l}{E}+\frac{sin^2\,\alpha}{E}\right]
Hierin beudeutet J = Trägheitsmoment, Mm = Drehmoment in der
Federmitte, r = Mittlerer Windungshalbmesser, n = Gangzahl, G = Drehungtsmodul, E =
Elastizitätsmodul, α = Steigungswinkel der Federgänge,
b = halbe Länge der Feder.
Das von Ziegler in der E. T. T. gegebene erste Beispiel dient dazu, die Durchbiegung
f einer einseitig eingespannten Schraubenfeder von 2 cm Drahtdurchmesser und 10 cm
mittlerem Windungsdurchmesser, die am freien Ende mit 10 kg belastet ist, zu
berechnen.
Gefunden wird für 12 Windungen eine Durchbiegung am Ende f = 3 cm.
Des weiteren werden von Ziegler die Gleichungen für die elastischen Formänderungen
der Feder entwickelt. Im zweiten Beispiel werden die Drehmomente der Federenden
einer mit 100 kg, schief unter 45° belasteten, ursprünglich geraden Feder, deren
Drahtdurchmesser = 2 cm, deren Windungsdurchmesser = 10 cm und deren Steigungswinkel
α der Federgänge gegeben ist, zahlenmäßig
berechnet. Gefunden wird das resultierende Drehmoment an der oberen Einspannstelle
zu + 940 kgcm, an der unteren Einspannstelle zu – 650 kgcm und ~ in der Federmitte
zu 1580 kgcm.
Ergebnis: Im allgemeinen werden in der Praxis keine Federn verwendet, deren Achse von
vornherein gekrümmt ist und bei denen die Momente an den fest eingespannten
Federenden, so wie die seitliche Ausbiegung f bestimmt werden müssen, sondern es
wird die Druckfeder von solcher Höhe gewählt, daß ein seitliches Ausbiegen der
ursprünglich geraden Feder nicht eintreten kann. Es genügt, aus dem von Hurlbrink
bestimmten Sicherheitsgrad „S“ die Anzahl der Federgänge zu berechnen, bei
der ein Krummwerden der Federachse nicht eintreten kann.
Fast ohne Ausnahme findet die im ersten Beispiel, Bild
4, gewählte Ausführung, Federenden auf zentrierten Federstellern, also
fest eingespannt, praktische Verwendung.
Ganz vereinzelt kommen Fälle vor, bei denen die Druckfedern durch einen um einen
Drehpunkt schwingenden Hebel zusammengedrückt werden, also eine schiefe
Federbelastung erfahren, wobei die Zusammendrückung meist sehr klein ist, daher eine
geringe Ausbiegung entstehen würde.
Die Federhöhe muß dann klein gewählt werden, damit eine merkliche Ausbiegung nicht
eintreten kann. Das ist insbesondere bei 2 ineinander gesteckten Druckfedern zu
beachten, da die im Jnnern befindliche Feder den kleineren Windungsdurchmesser, also
größere Neigung hat, krumm zu werden.
Im übrigen gibt man längeren Druckfedern innen oder außen Führung, um das Ausbiegen
derselben zu Verhindern.
Richard Seemann.