Titel: | Der Satz vom selbsttätig wachsenden Widerstreben und der Intensitätssatz. |
Autor: | K. Schreber |
Fundstelle: | Band 341, Jahrgang 1926, S. 11 |
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Der Satz vom selbsttätig wachsenden Widerstreben
und der Intensitätssatz.
Von Professor Dr. K. Schreber, Aachen.
SCHREBER, Der Satz vom selbsttätig wachsenden Widerstreben und der
Intensitätssatz.
1) Einleitung. In der ersten Auflage seines
Lehrbuches der Physik beginnt ChwolsonChwolson:
Wärmelehre, deutsch von Berg, 1905. 480. die Darstellung des vom
sogenannten zweiten Hauptsatz der Wärmelehre handelnden Abschnittes mit einigen
Sätzen, welche leider in der zweiten Auflage weggelassen sind und welche ich deshalb
hier wiederholen möchte:
„Derjenige Teil der Wärmelehre, welcher von dem zweiten Hauptsatz der
Thermodynamik handelt, unterscheidet sich in hohem Grade von allen anderen
Teilen der Physik sowohl bezüglich des allgemeinen Charakters, als auch der Art
und Methode der Herleitung des wissenschaftlichen Materials, Hierin liegt eine
Quelle ganz außerordentlicher Schwierigkeiten für den Anfänger, welcher
selbstverständlich erwartet, auch in diesem Kapitel der Physik mehr oder weniger
dieselben Methoden der Forschung zu finden, mit denen ersieh durch das Studium
der anderen Teile der Physik vertraut gemacht hat. Statt dessen findet er
dogmatisch hingestellte, in Worten oder analytisch durch Formeln ausgedrückte
Sätze und vielfach Verallgemeinerungen, deren logische Begründung durchaus nicht
einwandfrei ist, oder sehr allgemein gehaltene Behauptungen, die nicht streng
bewiesen, sondern nur durch die Betrachtung einzelner spezieller Beispiele mehr
oder weniger plausibel gemacht werden.
Besonders schwierig wird aber die Lage des Lernenden, wenn er, unbefriedigt durch
das eine Lehrbuch, zu einem oder gar zu mehreren anderen greift. Erfindet die
allerverschiedenartigste Behandlungsweise des wissenschaftlichen Stoffes und nur
in den endgültig abgeleiteten Gleichungen eine gewisse Uebereinstimmung. Vor
allem findet er aber, daß die als Ausgangspunkt dienenden dogmatisch
hingestellten Sätze in den verschiedenen Lehrbüchern in so hohem Maße
verschieden lauten, daß es ihm kaum möglich ist, auch nur eine entfernte
Verwandtschaft zwischen diesen Sätzen aufzufinden. Zugleich mit den
Ausgangspunkten ändert sich dann auch der ganze Aufbau des wissenschaftlichen
Gebäudes.“
Im weiteren entwickelt Chwolson nun, daß ein ganz allgemeiner Satz A bestehen muß,
den wir nicht kennen. Wir kennen im Grunde nur die verschiedenen Folgerungen C aus
den verschiedenen Folgerungen B aus dem Satz A und müssen uns mit diesen C
behelfen. Diese Folgerungen C werden von den verschiedenen Lehrern verschieden
aufgestellt: daher die verschiedenen Ausgangspunkte der Darstellung. Aufgabe der
forschenden Physik ist es, diesen allgemeinen Satz zu suchen.
Dieser Satz A muß in einem gewissen Gegensatz zu dem hier als bekannt betrachteten
Energiesatz stehen, denn er soll solche Bedingungen für Naturvorgänge behandeln, mit
denen der Energiesatz nichts zu tun hat. Er kann also nicht aus ihm abgeleitet sein;
er muß vielmehr selbständig neben ihm stehen und wie dieser ein selbständiger Satz
sein, der aus keinem anderen noch allgemeineren abgeleitet werden kann; sonst wäre
eben dieser der Satz A.
Nun ist der Energiesatz ein Erhaltungsgesetz. Erhaltungsgesetze werden, wenn einmal
erkannt, leicht und gern aufgenommen, denn sie geben die Sicherheit, daß das, was
man besitzt, auch erhalten bleibt. Es kann vielleicht seine Erscheinungsart ändern,
aber erhalten bleibt es insgesamt doch. Das ist für den Geist des Menschen eine
Beruhigung und daher die Willigkeit, Erhaltungsgesetze aufzunehmen. Man denke an die
Geschichte der verschiedenen Erhaltungsgesetze, von denen ich hier nur hinweise auf
den Satz von der Erhaltung der Bewegungsmenge, sogenanntes Trägheitsgesetz,
Erhaltung der Stoff menge, Erhaltung der Energie. Wie man zum jüngsten dieser Sätze,
dem Energiesatz, gelangt, habe ich kurz in meinem kleinen Buch: Hervorragende
Leistungen der Technik (Leipzig 1913, S. 99) angedeutet. Ich werde hier ein
ähnliches Verfahren einschlagen.
Wegen seines Gegensatzes zum Energiesatz darf der Satz A kein Erhaltungsgesetz sein.
Seine Schaffung aus Beobachtungen, denn nur aus Beobachtungen kann er erschlossen
werden, ist also schwieriger. Hier müßten wir streng genommen, alle Versuche
aufzählen, in welchen der Satz A Gültigkeit hat und aus diesen dann den Satz als das
Gemeinsame herausschälen. Wenn man nun auch diese Aufgabe aus Mangel an Raum und
Zeit nicht ausführen kann, so muß man doch nach einer gewissen Ordnung eine große
Zahl von Beispielen aufzählen. Infolge dessen wird die Schaffung dieses Satzes
langweilig, aber die Sicherheit verlangt diese Umständlichkeit.
2) Einfache Energieübertragung, a) Druckenergie (Druck p). Es sei in einem gegen alle
Beeinflussungen geschützten, also namentlich druck- und temperaturfesten Zylinder
mit beweglichem Kolben, welcher festgestellt werden kann, eine Gasmenge
abgeschlossen. Die andere Seite des Kolbens stehe mit einem Dampfkessel in
Verbindung, in welchem ein bestimmter Druck dauernd erhalten bleibt. Sobald der
Kolben frei gegeben wird, setzt er sich in Bewegung und verschiebt sich so lange,
bis der Druck des Gases dem des Dampfes gleich geworden ist.
Es hat sich im Gas eine Größe, der Druck, so lange geändert, bis der Bewegung der
Energie von der einen Seite des Kolbens nach der anderen durch diese Aenderung ein
Ende gemacht ist. Dieses Ende ist erreicht, wenn der Druck auf beiden Seiten gleich
geworden ist, ganz unabhängig von der Menge des Gases und dem Wert des Druckes.
Werden beide Seiten des Kolbens von Gas berührt, so bleibt das Endergebnis dennoch
dasselbe: Sobald der Kolben freigegeben ist, bewegt er sich auch hier so weit, bis
der Druck auf beiden Seiten gleich geworden ist; wiederum unabhängig von den Mengen
der Gase und dem Wert des Druckes. Blieb aber in dem ersten Beispiel der Druck auf
der Dampfseite ungeändert, so ändert sich der Druck hier auf beiden Seiten, und zwar
wird er auf der Seite, auf welcher er anfangs stärker war, schwächer und auf der
anderen, auf der er anfänglich schwächer war, stärker. Nur so kann er schließlich
zum gleichen Wert auf beiden Seiten gelangen.
2b) Bewegungsenergie (Geschwindigkeit v). Es werde hinter
eine große Kanonenkugel eine kleine Flintenkugel in genau derselben Flugbahn
hergeschossen. Die Flintenkugel soll schneller fliegen als die Kanonenkugel, so daß
sie sie einholt. Wie der Artillerist das fertig bringt, überlassen wir ihm; wir
nehmen an, es sei möglich. Sobald die kleine Bleikugel die große Kanonenkugel
erreicht hat, wird ein Teil ihrer Bewegungsenergie an diese übergehen und ihre
Geschwindigkeit wird langsamer, die der Kanonenkugel schneller werden, bis beide
Kugeln gleiche Geschwindigkeit haben. Dann hört, vorausgesetzt, daß wir wirklich
weiches Blei zur Flintenkugel genommen haben, eine weitere Uebertragung der Energie
und damit eine weitere Aenderung der Geschwindigkeit auf. Mag die ursprünglich
langsamere Kugel noch so groß, d.h. mag ihre Bewegungsenergie noch so viel größer
gewesen sein, als die der kleineren schnelleren Kugel, es bewegt sich die
Bewegungsenergie von der schnelleren auf die langsamere.Schreber: Die Energie als zusammenfassendes
Prinzip in der Physik. Naturw. Rundschau 1894. 480 ff.
Auch hier ist der Endzustand unabhängig sowohl von den Abmessungen der Kugeln wie
auch vom Betrag der Anfangsgeschwindigkeiten; bedingt ist er nur durch die
Gleichheit der Geschwindigkeiten beider Kugeln, die allein dadurch erreicht werden
kann, daß die langsamere schneller und die schnellere langsamer wird.
2c) Elektrische Energie (Elektrial P). Wir verbinden einen
elektrischen Kondensator mit einer Elektrisiermaschine und drehen diese mit einer
unveränderlich gehaltenen Geschwindigkeit. Dann wird der Kondensator so lange
elektrische Energie aufnehmen, bis sein Elektrial dem gleich geworden ist, welches
die Elektrisiermaschine bei der gegebenen Drehgeschwindigkeit erzeugen kann. Ist
dieses erreicht, so hört die Bewegung der Elektrizität auf. Die Größe des
Kondensators und der Elektrisiermaschine sind vollständig ohne Einfluß auf dieses
Aufhören; nur das Elektrial bestimmt die Bewegung der Elektrizität. Die mit
unveränderter Geschwindigkeit gedrehte Elektrisiermaschine entspricht dem
Dampfkessel im ersten Teil des ersten Beispiels. Dort mußte der Druck, hier das
Elektrial gleich geworden sein, damit die Energiebewegung aufhört. Beider Beträge
werden durch die Energiebewegung gleich, welche sich also selbst ein Ende
bereitet.
Verbinden wir zwei Kondensatoren mit verschiedenem Elektrial miteinander, so bewegt
sich elektrische Energie von dem mit stärkerem nach dem mit schwächerem Elektrial,
bis dieses in beiden Kondensatoren gleich geworden ist. Dann hört wiederum die
Energiebewegung auf, unabhängig von der Größe der Kondensatoren.
2d) Wärmeenergie (Temperatur T). Führen wir einem
Gegenstand, am vorteilhaftesten einer von ihrem Siedepunkt sehr entfernten
Flüssigkeit, z.B. Quecksilber mit Hilfe einer in ihr liegenden Heizschlange, durch
welche z.B. Wasserdampf von atmosphärischem Druck strömt, Wärme zu, so wird durch
die Wandung der Heizschlange so lange Wärmeenergie hindurchströmen, bis die
Temperatur der Flüssigkeit so warm geworden ist, wie die der Heizflüssigkeit, also
im Beispiel 100°. Dann hört die Bewegung der Wärmeenergie von selbst auf, nachdem
sie vorher schon immer langsamer und langsamer geworden ist.
Hängen wir in das Wasser eines Kalorimeters eine erhitzte Kugel, so wird sich die
Wärmeenergie aus der Kugel in das Wasser bewegen. Dadurch wird die Temperatur des
Wassers heißer und die der Kugel kälter und die Bewegung der Energie wird ein Ende
finden, wenn Wasser und Kugel gleiche Temperatur haben.
Im ersten dieser beiden Beispiele ändert sich die Temperatur nur des einen
Gegenstandes, im zweiten die beider, aber jedesmal dauert die Energiebewegung so
lange, bis durch sie die Temperaturen beider Gegenstände einander gleich geworden
sind.
2e) Osmotische Energie (Osmotischer Druck II). Bringt man
einen Tropfen einer osmotisch reicheren Lösung von gelbem Blutlaugensalz in eine
osmotisch ärmere Lösung eines Kupfersalzes, so bildet sich unmittelbar bei der
Berührung die bekannte auswählend durchlässige Haut aus Ferrozyankupfer und es
beginnt, wie man aus der Schlierenbewegung leicht feststellen kann, Wasser aus der
Kupferlösung in die Blutlaugensalzlösung einzuströmen. Daran, daß die Haut sich
dehnt, erkennt man, daß im Tropfen eine druckartige Größe besteht, der osmotische
Druck, der vom Reichtum der Lösung bedingt ist. Einen entsprechenden, vom Reichtum
der Kupfersalzlösung abhängigen osmotischen Druck haben wir außerhalb der Haut.
Dadurch, daß Wasser in den Tropfen eindringt, wird die Blutlaugensalzlösung ärmer,
ihr osmotischer Druck schwächer; außen wird der osmotische Druck, da die
Kupfersalzlösung Wasser verliert, stärker und die Bewegung der osmotischen Energie
aus der einen Lösung in die andere hört auf, wie man an dem Verschwinden der
Schlieren erkennen kann, wenn die osmotischen Drucke beider Lösungen einander gleich
geworden sind.
Ist die Kupfersalzlösung ursprünglich die osmotisch reichere, die mit stärkerem
osmotischen Druck, so bildet man einen Tropfen Kupfersalzlösung in der
Blutlaugensalzlösung. Das Endergebnis ist wieder dasselbe: Bewegung der osmotischen
Energie von der einen Lösung zur anderen hört auf, wenn die osmotischen Drucke gleich
geworden sind.
3) Energieübertragung bei gleichzeitiger Umwandlung. Bei
den bisher besprochenen Beispielen bewegte sich die Energiemenge wohl von dem einen
der am Vorgang beteiligten Teile tzum anderen,
behielt aber ihre Art ungeändert. Jetzt müssen wir auch eine Reihe von Beispielen
besprechen, bei welchen außer der reinen Energiebewegung auch Energieumwandlung
vorkommt.
3a) Muskel- und Druckenergie (Kraft K und Druck p). Man pumpe mit Hilfe einer geeigneten
Luftpumpe durch die Kraft des Armes Luft in einen Zylinder, wobei man durch passend
eingelegte Pausen dafür sorgt, daß der Arm durch die Arbeit nicht ermüdet, sondern
stets frisch bleibt. So lange der Druck im Zylinder noch schwach ist, geht das
Pumpen leicht; je stärker aber durch die schon hineingepumpte Luft der Druck
geworden ist, um so schwerer wird das weitere Pumpen und schließlich ist innen der
Druck so stark geworden, daß selbst der vollständig ausgeruhte Arm nicht mehr zu
pumpen imstande ist. Nimmt man Zylinder von verschiedenem Inhalt und arbeitet bei
allen mit derselben Pumpe, so erkennt man bei Beachtung der oben gestellten
Bedingung, daß der Arm stets frisch bleibt, daß nicht die geförderte Luftmenge für
das Ende maßgebend ist, sondern nur der innen erreichte Druck. Sobald zwischen der
Muskelkraft des Armes und dem Druck innen eine bestimmte von der Einrichtung der
Pumpe abhängige Gleichung erreicht ist, ist der Arm nicht mehr imstande zu
pumpen.
Der durch die Umwandlung der Muskelenergie in Druckenergie erreichte Druck begrenzt
die weitere Umwandlung.
3b) Druck- und Wärmeenergie (Druck p und Temperatur T). Aendern wir im Beispiel 2a die Eigenschaften des
Zylinders, indem wir die Temperaturfestigkeit durch oo schnelle
Temperaturleitfähigkeit ersetzen, so wird der Vorgang wohl etwas anders verlaufen,
aber für die hier zur Verhandlung stehende Frage doch wieder dasselbe Endergebnis
bringen.
Würden wir in 2a die Temperatur des Gases beobachtet haben, so hätten wir gesehen,
daß sie um so wärmer wird, je mehr das Gas zusammengepreßt wird. Jetzt wo die
Zylinderwandung temperaturdurchlässig ist, wird die Temperatur nach außen abgegeben:
es fließt Wärme durch die Wandung hindurch, das Gas behält seine Anfangstemperatur
ungeändert bei und der Druck wird langsamer stärker als in 2a. Es muß eine größere
Aenderung des Raumumfanges eintreten, ehe der Druck so stark geworden ist, daß er
dem des Dampfes gleich ist; aber erreicht wird dieser Druck auf jeden Fall und dann
ist das Ende der Energiebewegung auch wieder da.
Ist der Gasdruck stärker als der Dampfdruck, so dehnt sich das Gas aus und sein Druck
wird schwächer. Da jetzt Temperatur durch die Zylinderwandung hindurch kann, so
kühlt sich das Gas während seiner Dehnung nicht ab und wegen des Zusammenhanges
zwischen Temperatur und Druck eines Gases wird jetzt der Druck langsamer schwächer
als im Beispiel unter 2a. Aber schwächer wird er doch und schließlich wird auch er
gleich dem Dampfdruck und dann hört die Energiebewegung wieder von selbst auf.
Die Möglichkeit der Energieumwandlung und der Abwanderung der entstandenen Energie
kann wohl die Aenderung des Druckes verlangsamen aber nicht verhindern. Schließlich
sind doch die Drucke auf beiden Seiten des Kolbens wieder gleich geworden und
dann ist das Ende des Vorganges erreicht.
3c) Wärme- und Druckenergie (Druck p und Temperatur T). Nehmen wir in 2d als Flüssigkeit nicht Quecksilber,
sondern z.B. Aether und schließen den Raum, nachdem wir ihn luftfrei gemacht haben,
so daß er noch Aether in tropfbarem und gasigem Zustande enthält, druckfest ab, so
verläuft der Vorgang äußerlich zwar anders, kommt aber für unsere Frage doch wieder
auf dasselbe hinaus. Sobald wir durch die Heizschlange Wärme zuführen wird ein Teil
des flüssigen Aethers verdampfen. Dadurch wird der Druck im Gefäß stärker und wegen
des Zusammenhanges zwischen Siedetemperatur und Dampfdruck wird auch die Temperatur
des Aethers wärmer und bekommt schließlich einen Wert, welcher gleich dem der
Temperatur der Heizflüssigkeit ist und dann hört die weitere Energiebewegung
auf.
Im Endergebnis ist also dieser Versuch dem in 2d gleich, aber wie im Beispiel 3b die
Druckverstärkung, so ist hier die Temperaturerwärmung langsamer als unter 2. Es hat
sich ein Teil der zugeführten Energie in, wie man früher sagte und wie ich auch
jetzt wieder sagen werde, latente Wärme verwandelt, d.h. in eine Energieart, welche
wohl leicht durch Wärme gemessen werden kann, aber doch keine Wärme ist. Clausius
nannte sie Disgregationsenergie.
3d) Wärme- und osmotische Energie (Temperatur Tundosmotischer
Druck II). Im eben behandelten Beispiel 3c verwandelt sich ein Teil der
zugeführten Wärmeenergie durch die latente Wärme hindurch in Druckenergie und erst
dadurch, daß der Dampfdruck stärker wird, wird auch die Temperatur heißer. Ohne
druckfesten Raum erhalten wir dasselbe, wenn wir eine Lösung eindampfen. Ein Teil
der zugeführten Energie verwandelt sich in osmotische Energie, so daß der osmotische
Druck stärker wird. Mit ihm wird gleichzeitig der Siedepunkt der Lösung heißer und
das Ende des Vorganges ist erreicht, wenn wieder die Temperaturen von Lösung und
Heizflüssigkeit gleich geworden sind.
Bei der Durchführung des Versuches muß man beachten, daß der osmotische Druck nicht
beliebige Werte annehmen kann, sondern durch die Löslichkeit in seinem Größtwert
begrenzt ist. Es wird darüber weiter unten noch gesprochen werden.
3e) Elektrische und chemische Energie (Elektrial P und Chemial
χ). Führen wir den in 2c benutzten Kondensator als
Akkumulator aus und legen an dessen Enden ein bestimmtes unveränderliches Elektrial
an, vielleicht das einer gleichmäßig gedrehten Elektrisiermaschine wie vorhin,
obgleich das jetzt für die Durchführung des Versuches nicht gerade bequem ist, so
wird sich die zugeführte elektrische Energie zum größten Teil in chemische Energie
verwandeln und das Chemial der den Akkumulator bildenden Stoffe wird immer stärker
werden. Mit diesem ist der Elektrialunterschied des Akkumulators eng verbunden, so
daß gleichzeitig das Gegenelektrial immer stärker und stärker wird, bis es gleich
dem von außen angelegten Elektrialunterschied geworden ist. Dann ist auch dieser
Vorgang zu Ende.
Wegen der geringen Veränderlichkeit des Chemials, von der ebenfalls weiter unten noch
gesprochen werden wird, darf man die Stärke des von außen angelegten
Elektrialunterschiedes nicht beliebig nehmen, sondern muß sie innerhalb gewisser
Grenzen wählen. Beachtet man diese Grenzen, so bestätigt auch dieses Beispiel, was wir an den
anderen schon gesehen haben: Würde keime Energieumsetzung eintreten, so würde die
Ladung sehr schnell zu Ende sein, d.h. das Elektrial des Akkumulators als
Kondensator betrachtet, hätte sehr schnell den Wert des angelegten Elektrials
erreicht; lassen wir aber Energieumwandlung zu, indem wir die Grenzen beachten, so
läßt sich viel mehr Energie zuführen, ehe das Elektrial des Akkumulators dem von
außen angelegten Elektrialunterschied gleich geworden ist.
(Fortsetzung folgt).