Titel: | Fortschritte auf dem Gebiete der Raumheizung, insbesondere der Großraumheizung. |
Autor: | Albert Neuburger |
Fundstelle: | Band 340, Jahrgang 1925, S. 220 |
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Fortschritte auf dem Gebiete der Raumheizung,
insbesondere der Großraumheizung.
Von Dr. Albert
Neuburger.
NEUBURGER, Fortschritte auf dem Gebiete der
Raumheizung.
Nachdem das Gebiet der Dampfheizung bis zu einem gewissen Grade der
Vollkommenheit durchgebildet war, hat man sich im allgemeinen mit dem erreichten
begnügt. Ziemlich lange Zeit hindurch – es dürfte wohl zwei Jahrzehnte gewesen sein
– waren wesentliche Fortschritte nicht mehr zu verzeichnen. Erst die jetzt
einsetzende Umstellung unserer Kohlenwirtschaft lenkte die Aufmerksamkeit der
Technik von neuem auf das Gebiet der Zentralheizungen. Es handelte sich darum, zu
ermitteln, ob nicht auch hier noch eine bessere Ausnützung der in den Brennstoffen
enthaltenen Wärmewerte erzielt werden konnte und ob die Einzelteile der Anlagen den
heute zu stellenden Anforderungen entsprechen.
Da hat sich nun vor allem ergeben, daß die Rippenheizkörper mancherlei Mängel
aufwiesen. Vor allem wurden sie noch meist aus Gußeisen hergestellt. Damit waren
verschiedene Nachteile verbunden. Bei verhältnismäßig großem Gewicht konnte der
Druck nicht über ein gewisses Maß hinaus gesteigert werden. Dann aber läßt die
Wärmeleistung gußeiserner Rippenrohre zu wünschen übrig.
So ging man denn zu schmiedeeisernen Rippenrohren über. Die Vorteile, die man durch
sie erzielt, liegen vor allem darin, daß die Bruchsicherheit eine erheblich größere
ist. Dabei sind sie trotz ihrer größeren Bruchsicherheit erheblich leichter als die
gußeisernen Rohre. Der Drück kann beträchtlich gesteigert werden, ehe die Grenze der
Zulässigkeit erreicht wird. Die Rohre lassen sich auch ohne besondere Schwierigkeit
in größerer Länge herstellen. Schweißt man sie dann zu Heizregistern und
Heizbatterien zusammen, so erspart man Flanschen, Schrauben und Dichtungsringe.
Damit werden aber zugleich Undichtigkeiten und Leckstellen vermieden. Die
Installation solcher Rohre gestaltet sich schon deshalb billiger, weil ja das
Gewicht bei gleicher Größe ein geringeres ist als das gußeiserner Rohre. Damit
verbilligt sich auch der Preis des Transports und die Verlegung. Dann werden aber
auch infolge des Fehlens von Flanschen usw. an den Registern und Batterien und der
dadurch herbeigeführten größeren Betriebssicherheit, die ein Wegfallen von
Reparaturen im Gefolge hat, die Betriebskosten herabgesetzt.
Um eine gegenüber den gußeisernen Rohren größere Wärmeleistung herbeizuführen, muß
jedoch eine Anzahl von Bedingungen erfüllt sein. Zunächst einmal muß der Sitz der
Rippen auf dem ganzen Umfang der Kernrohre ein unbedingt fester sein. Dann
abermuß das günstigste Verhältnis zwischen der sekundären und der primären
Heizfläche ermittelt und bei der Ausführung der Rohre inne gehalten werden. Unter
„primärer Heizfläche“ ist dabei die Heizfläche des Kernrohrs zu
verstehen, unter „sekundärer Heizfläche“ die Heizfläche der Rippen und ihr
Abstand. Es genügt aber nicht, dieses Verhältnis generell festzustellen. Es ist
vielmehr unbedingt nötig, bei seiner Feststellung die besonderen Bedingungen zu
berücksichtigen, unter denen die Uebertragung der Wärme erfolgen soll. Die Technik
hat gerade diese Punkte bisher sehr vernachlässigt. Es fehlen positive Zahlen zur
Berechnung von Heizflächen. Bei der Ermittlung der Wärmedurchgangszahlen der
verschiedensten Rippenrohre ergaben sich sehr niedrige Werte. Es war nun die Benno
Schilde Maschinenbau A.-G. in Hersfeld, die sich infolge ihres großen Verbrauchs an
Rippenrohren für eigene Zwecke veranlaßt sah, das günstigste Verhältnis zwischen
sekundärer und primärer Heizfläche unter Berücksichtigung aller in Betracht
kommenden Bedingungen durch besondere Versuche zu ermitteln. Es wurden insgesamt
1225 Versuche mit 14700 Reihenablesungen und 323400 Einzelablesungen durchgeführt,
eine Arbeit, an der 2 ½ Jahre lang ein Ingenieur mit drei bis fünf Hilfskräften
beschäftigt war.
So wurden ganz genaue Zahlen für den Wärmedurchgang erhalten, und wir geben
beistehend ein Kurvenblatt wieder, das zeigen soll, wie die erhaltenen Werte für den
Zweck ihrer praktischen Ausnützung aufgezeichnet werden können. Es handelt sich um
die bei einem Rippenrohr (Nr. 1) erzielten Temperaturerhöhungen, wobei bemerkt sei,
daß die griechischen Buchstaben β und δ Korrekturkoeffizienten darstellen, die für
bestimmte Zwecke einzusetzen sind.
Die auf Grund dieser sorgfältigen Voruntersuchungen konstruierten Rippenrohre werden
nun in folgender Weise hergestellt:
Zur Verwendung kommen kalt gezogene autogen geschweißte kalibrierte Rohre, die vor
der Berippung mit 25 Atmosphären Kaltdruck geprüft werden. Auf diese werden die
schmiedeeisernen Rippen aufgewalzt. Dies geschieht nach einem besonderen Verfahren
mit Hilfe von Spezialmaschinen. Das Verfahren ist so durchgebildet, daß die Rippen
bei jeder der in Betracht kommenden Temperaturen auf dem ganzen Fernrohrumfang
zuverlässig festsitzen.
Man muß sich nun daran gewöhnen, bei der Kalkulation einer Heizungsanlage den
Rohrpreis auf die Wärmeleitung zu beziehen. Diese muß die Einheit darstellen, die die
Vergleichung ermöglicht. Es kommt nicht darauf an, wie hoch der Preis pro laufenden
Meter oder pro ein Quadratmeter Heizfläche ist. Es ist vielmehr zu ermitteln,
welcher Preis für eine Wärmeeinheit Wärmedurchgang aufgewendet werden muß.
Textabbildung Bd. 340, S. 220
Abb. 1.
Außerdem muß der Durchmesser der Rippenrohre dem Verwendungszweck angepaßt werden. Es
ist ein Unterschied, ob zwangsläufig geführte Luft mit größerer mechanisch erzeugter
Strömungsgeschwindigkeit erwärmt werden soll, wie sie also in Trocken- oder in
Heizapparaten zur Verwendung kommt, oder ob es sich um Luft mit natürlicher
Auftriebsgeschwindigkeit handelt. Ganz abgesehen, daß man für den letzteren Zweck
andere Durchmesser und sonstige Abmessungen verwenden wird, empfiehlt es sich, die
Heizbatterien in Form eines trapezartigen Heizkörpers (Schilde-Heizkörper
„Trapez“) zu verwenden (Abb. 2). Es wird
dadurch erreicht, daß auf kleinstem Raum eine große Heizfläche x von guter
Wärmeleistung untergebracht wird. Als Rippenrohre kommen solche kleiner Abmessungen
zur Verwendung. Ein solcher Heizkörper ermöglicht einen raschen Wärmeaustausch mit
der Luft, außerdem ist er der Reinigung überall leicht zugänglich.
Einen weiteren Fortschritt auf dem Gebiete der Raumheizung bedeutet die Erkenntnis,
daß sich die örtlich verlegten Heizkörper, daß sich also Rippenrohre, Radiatoren
usw. usw. zur Beheizung großer Räume, also von Hallen, von Lagerräumen, von
Fabriksälen usw. usw. nicht eignen. Für die Großraumheizung kommen andere
Gesichtspunkte in Betracht, als fürdie Beheizung kleinerer Räume. Der kleine
Raum wird leicht durch die von den Heizkörpern abstrahlende Hitze durchwärmt. Beim
großen Raum hingegen kommt die seitliche Strahlung überhaupt nicht wesentlich zur
Wirkung, da ihre Reichweite durch den Auftrieb beschränkt wird. Die warme Luft
steigt infolge dieses Auftriebs nach oben und sammelt sich in den höheren Teilen des
Raumes an. Die Erwärmung erstreckt sich in der Hauptsache auf die Decken. Der Raum
seitlich vom Heizkörper hingegen bleibt schon von verhältnismäßig geringer
Entfernung an kalt. Es finden hier also infolge ungenügender Ausnützung der Wärme
beträchtliche Verluste statt.
In vielen der eben erwähnten großen Räume sind aber teils aus hygienischen Gründen,
teils infolge gewerbepolizeilicher Vorschriften Einrichtungen aufgestellt, die die
Erneuerung der Luft bewirken. Durch sie wird die Beheizung bei gleichzeitiger
Verwendung von örtlich verlegten Heizkörpern noch ungleichmäßiger, da durch
Undichtigkeiten in den Wänden sowie durch Tür- und Fensteröffnungen kalte Luft
nachströmt, die als Zug empfunden wird. Am Heizkörper selbst können sich mancherlei
Mißstände zeigen, die deshalb nicht immer rechtzeitig bemerkt werden, wejl er nicht
selten hinter Werkzeugmaschinen, lagernden Gütern usw. usw. verborgen ist. Es können
also an den Flanschen Undichtigkeiten entstehen, Tropfwasser kann herabsickern,
Staub lagert sich an, dessen Entfernung schwierig ist usw. usw. Es muß rechtzeitig,
und zwar oft schon stundenlang vor Beginn der Arbeitszeit angeheizt werden, wodurch
eine Verteuerung des Betriebs entsteht. Ebenso bedeutet die Abkühlperiode nach
Abstellung der Heizung eine Verteuerung. Dies ist besonders dann der Fall, wenn
anstatt mit Abdampf mit Frischdampf geheizt wird.
Textabbildung Bd. 340, S. 221
Abb. 2. Schilde-Heizkörper „Trapez“.
Man hat diese Uebelstände durch Einführung der Dampf-Luftheizung zu verhüten gesucht,
bei der durch Dampf oder auf sonstigem Wege erwärmte Luft über Kopfhöhe in den
Großraum eingeblasen wird. Hierdurch erreicht man nun tatsächlich bei kurzer
Anheizdauer eine wirkungsvolle und zugfreie Lüftung sowie eine gleichmäßige
Temperaturverteilung. Dagegen sind häufig sehr lange und verzweigte Kanäle für die
warme Luft nötig. Sie bedingen Wärmeverluste und einen erhöhten Bedarf an Kraft zur
Bewegung der Luft. Auch läßt sich die Regelung der Temperatur oft nur allzu
mangelhaft durchführen.
Textabbildung Bd. 340, S. 221
Abb. 3. Luftheizer „Thermon“ in einer Maschinenfabrik.
Bedeutet die Luftheizung eine Verbesserung gegenüber der Heizung mit örtlich
verlegten Heizkörpern, so wird sie selbst durch die Einzelheizung übertroffen. Im
Schilde-Luftheizer „Thermon“ (Abb. 3) wurde
ein Einzelheizapparat geschaffen, der nach Bedarf in den zu erwärmenden Räumen
verteilt werden kann. Von den Apparaten kann jeder einzelne für sich in Betrieb
genommen werden. Eine aus mehreren Thermon-Apparaten bestehende Heizanlage ergibt
also alle Vorteile der Luftheizung unter Wegfall ihrer Nachteile. Sie läßt sich dem
jeweiligen Wärmebedürfnis der Räume vollkommen anpassen. Dies geschieht in
einfachster Weise dadurch, daß man nur soviel Apparate in Betrieb nimmt, wie bei der
herrschenden Außentemperatur nötig sind.
Textabbildung Bd. 340, S. 221
Abb. 4. Kleinlüfter „Patent Boleg“.
Der Heizapparat selbst besteht aus zwei Teilen, dem oberen, iri den eine Heizfläche
eingebaut ist, und dem unterem, der als Ventilator wirkt. Der Apparat läßt sich
leicht an jeder Außen- oder Trennwand oder auch an einer Säule befestigen. Man kann
ihn jedoch auch freistehend benutzen. Die Seitenwände sind abzunehmen, so daß eine
leichte Reinigung der Innenteile möglich ist.
Bei diesem Apparat setzt sich die Heizfläche aus den oben beschriebenen Rippenrohren
zusammen, die flanschenlos autogen miteinander verschweißt sind. Da die Heizfläche
für jeden Betriebsdruck geeignet ist, kann sie sowohl mit Hochdruckdampf wie mit
Niederdruckdampf, mit Abdampf, Vakuumdampf oder Warmwasser gespeist werden. Die
Wärmeleistung ist durch Einbauen von Ventilen in die Heizmittelleitungen in weiten
Grenzen regelbar. Der Ventilator, der für Riemenantrieb oder Motorantrieb benutzt
werden kann, erzeugt die nötige Luftbewegung. In den meisten Fällen wird man ihn für
den sogenannten „Umluftbetrieb“ benutzen, d.h. derart arbeiten lassen, daß
die Luft bewegt und daß sie nach der Abkühlung wieder erwärmt wird. Er kann jedoch
auch dazu Verwendung finden, Frischluft herbeizuführen und endlich läßt sich damit
Mischluft erzeugen, d.h. Luft, die teils aus Raumluft, teils aus Frischluft besteht.
Regulierklappen ermöglichen es, die Ausblasrichtung des Luftstroms zu verändern.
Der Luftheizer „Thermon“ vereinigt also Heizung und Lüftung zu einem
einheitlichen Ganzen. Schon Pettenkofer hat ja den Satz aufgestellt, daß jede
Heizung mit einer gleichzeitigen Lüftung verbunden sein sollte. Hierauf wird bei der
Ausgestaltung der Heizungsanlage nicht immer genügend Rücksicht genommen. Um nun
auch bei Anlagen ohne Heizung eine Lüftung bewirken zu können, hat man besonders
Kleinlüfter konstruiert, die sowohl zur Lufterneuerung, wie zur Kühlung, zur
Entnebelung und noch zu mancherlei anderen Zwecken Verwendung finden können. Es sei
hier insbesondere der Kleinlüfter „Patent Boleg“ (Abb. 4) erwähnt, eine Konstruktion mit einer besonderen
Hohlachsenlagerung. Bei dieser Hohlachsenlagerung ist in einem kräftigen, nach Art
der Ringschmierlager, aber bedeutend größer ausgebildeten Lagerkörper 4 eine
Hohlstahlachse 6 fest eingespannt, auf deren einem Ende das Flügelrad 1, auf deren
anderm Ende die Antriebscheibe 8 läuft. In der Hohlstahlachse 6 dreht sich eine frei
bewegliche, massive Stahlwelle 7, deren Durchmesser um mehrere Millimeter kleiner
ist als der Innendurchmesser der Hohlachse. Die Hohlachse ist in ihrer Mitte etwas
ausgespart, um den Lauf eines Schmierrings 5 auf derWelle 7 zu ermöglichen. In
diesem Hohlachsenlager sind die Beanspruchungen zerlegt: Alle radial auf die Welle
gerichteten, also die Biegungsbeanspruchungen, werden von der starren Hohlstehachse
aufgenommen, während die massive Welle durch die Kraftübertragung von der
Riemenscheibe auf das Flügelrad nur auf Drehung beansprucht wird.
Bei dieser Hohlachsenlagerung wird der Bock überflüssig, der bisher bei Verwendung
von zwei Lagern zur Befestigung dieser Lager untereinander und am Gehäuse verwendet
wurde. Auf Mauersockeln wird der Lagerkörper der Hohlachsenlagerung mittels
Ankerschrauben befestigt. Fundamente werden dabei einfach durch einen solchen Sockel
erhöht. Auch hier fällt also der Lagerbock weg. Der Lüfter läßt sich auch an der
Decke mittels eines besonderen Hängebocks befestigen, wie er überhaupt in bezug auf
Befestigung mancherlei Vorteile darbietet. Der Fortfall des Lagerbocks ergibt eine
stabilere Anordnung und einen vibrationsfreien Gang des Lüfters. Im übrigen können
diese Lüfter auch zur Bewegung bzw. Entfernung von Rauchgasen, Säuredämpfen usw.
Verwendung finden. Man hat hierfür besondere Spezialkonstruktionen
durchgebildet.