Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | W. |
Fundstelle: | Band 340, Jahrgang 1925, S. 117 |
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Polytechnische Schau.
Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge – nur mit
Quellenangabe gestattet.)
Der Verein Deutscher Maschinenbau-Anstalten, der
Spitzenverband des Deutschen Maschinenbaues, hatte am 19. März seine Mitglieder zu
einer außerordentlichen, nichtöffentlichen Mitgliederversammlung nach Berlin
eingeladen. Angesichts der diese Industrie stark berührenden wirtschaftlichen
Tagesfragen, Handelsverträge, Zolltarif, Kreditmangel war der Zudrang
außerordentlich stark, so daß der geräumige Plenarsaal des Reichswirtschaftsrates
die Zuhörer kaum faßte.
Der Vorsitzende des Vereins, Herr Generaldirektor Dr. Reuter (Duisburg), eröffnete die Versammlung. Er führte folgendes aus:
Die wirtschaftliche Lage der Industrie, insbesondere der Maschinenindustrie, ist
zurzeit noch durchaus unsicher und ungeklärt. Außenpolitisch werden von uns
Leistungen erwartet, die von derselben. Seite nicht gestattet werden bzw. unter
Umständen auch nicht gestattet werden können. Industrie und Handel leiden in der
ganzen Welt Not. Die Industrieländer leiden an einer Ueberproduktion, während den
Abnehmerstaaten die Mittel, um unsere Waren abzunehmen, fehlen. Gerade die
Industriestaaten, denen wir in erster Linie tributpflichtig sind, können ihre Waren
nicht los werden, geschweige denn einen Teil unserer Produktion aufnehmen. Auf diese
Weise kommen wir nicht in die Lage, unsere Verpflichtungen aus dem Dawes-Gutachten,
die ja bekanntlich zum Teil aus Sachlieferungen bestehen, zu erfüllen. Die
politischen Folgen, die sich aus dieser Disharmonie ergeben müssen, sind jedem
klar.
Außerdem kranken wir an einer Handelsbilanz, die stark passiv ist. Eine aktive
Handelsbilanz läßt sich auf zweierlei Weise erreichen, entweder durch Erhöhung der
Ausfuhr oder durch Verminderung der Einfuhr. Letztere können wir neben allgemein zu
beobachtender Sparsamkeit erreichen durch eine intensivere Bewirtschaftung unseres
heimatlichen Bodens, um der Landwirtschaft die Möglichkeit zu geben, der Bevölkerung
einen größeren Prozentsatz an Nahrungsmitteln zu liefern. Hierdurch würde die
Einfuhr wesentlich ermäßigt und die Bilanz zu unseren Gunsten beeinflußt. Dies ist
nur möglich durch großzügige Intensivierung und Rationalisierung des
landwirtschaftlichen Betriebes unter vermehrter Anwendung künstlicher Düngemittel
und landwirtschaftlicher Maschinen. Aber neben dieser Möglichkeit, die wir fördern
müssen, muß die Ausfuhr unter allen Umständen gesteigert werden. Schon mit Rücksicht
darauf, daß die Bevölkerung im Verhältnis zu der reduzierten Größe Deutschlands
relativ gestiegen ist und weil mit dieser Reduktion auch ein großer Teil unserer
Rohstoffdecke uns genommen wurde, muß in erster Linie die Fertigindustrie
gepflegtwerden, die die Aufgabe hat, die Beschäftigung der großen
Arbeitermassen zu übernehmen. Um nun eine größere Ausfuhr zu ermöglichen, bedürfen
wir Rohstoffe, die nicht durch hohe Zölle verteuert werden. Daneben dürfen Löhne und
Gehälter nur in dringenden Fällen eine Steigerung erfahren, während übertriebene
soziale Forderungen abgelehnt werden müssen. Außerdem bleibt unseren Maschinenbauern
die Aufgabe, die Koster der Betriebe durch einfachere Konstruktion und einfachere
Betriebsweise herabzusetzen. Jedenfalls muß eine Verbilligung der Produktion
erreicht werden. Es genügt nicht einmal, daß wir mit plus minus Null bei unserem
Export abschneiden, sondern wir müssen Gewinne erzielen, damit uns für die
Weiterentwicklung unserer Wirtschaft die notwendigen Mittel wieder zur Verfügung
gestellt werden.
Es muß auch erwartet werden, daß zu dem altbewährten Grundsatz wieder zurückgekehrt
wird, Steuern vom Gewinn, nicht aber nur von Umsätzen zu erheben. Ich habe schon an
anderer Stelle auf das Ungerechte einer Umsatzsteuererhebung auch bei der Ausfuhr
hingewiesen, dient doch letztere heute in erster Linie dazu, der Regierung bei der
Erfüllung ihrer Verpflichtungen behilflich zu sein. Aber auch die Steuersätze müssen
im allgemeinen eine wesentliche Reduktion erfahren, betragen sie doch vielfach das
zehn- bis dreizehnfache der Steuern des letzten Friedensjahres.
Neben der innerdeutschen Einstellung zum Zwecke einer gesteigerten Ausfuhr muß unser
Verhältnis zum Auslande gepflegt werden, um den Warenaustausch zu fördern. Wie
schwierig sich die Handelsvertragsverhandlungen gestalten können, zeigen uns die
letzten Monate. Ich möchte von dieser Stelle aus der deutschen Delegation, die in
Paris die Verhandlungen führte, den Dank der Maschinenindustrie zum Ausdruck bringen
für die Ausdauer und für die Geduld, mit der unsere Delegation die Interessen der
deutschen Wirtschaft verteidigt und vertreten hat, um die Verhandlungen zu einem
glücklichen Ende zu führen. Voraussetzung für letzteres ist aber vor allem die
Schaffung eines Zolltarifes, auf Grund dessen die Verhandlungen überhaupt nur
geführt werden können. Es ist außerordentlich zu bedauern und kaum zu verstehen, daß
die Regierung dieser für unser Wirtschaftsleben so wichtigen Frage nicht die
genügende Bedeutung beigemessen hat.
Mit der Besserung unserer politischen Stellung und mit einer sich günstig
entwickelnden Wirtschaft wird sich auch unsere finanzielle Lage allmählich den
Verhältnissen, wie sie in normalen Zeiten waren, nähern. Aber für den notleidenden
Uebergang müssen uns Mittel, die in der schweren Krisis der letzten Jahre verloren gegangen
sind, ohne die jedoch keine Wirtschaft bestehen kann, zu erträglichen Bedingungen
beschafft und zur Verfügung gestellt werden.
Wie aus schwerer Krankheit nur eine langsame Genesung einzutreten pflegt, wird auch
unsere Wirtschaft, die eine der Hauptsäulen des Bestandes des deutschen Reiches
ausmacht, nur allmählich wieder zu normalen und natürlichen Formen zurückkehren. Wir
haben jetzt nur den einen Wunsch, daß wir Ruhe behalten und das Gefühl der
Sicherheit und Stetigkeit gewinnen, ohne das eine Wirtschaft nicht gedeihen kann.
Wir wollen dann gerne unsere besten Kräfte und unsere Fähigkeiten verwenden, um für
unseren Teil den Aufstieg zu beschleunigen. Der deutsche Maschinenbau wird es sich
immer als eine besondere Ehre anrechnen, wenn er auf diese Weise zum Wiederaufbau
unseres Vaterlandes beitragen darf.
Sodann sprach Herr Reichsbankpräsident Dr. Schacht zur
Frage der „Kapital- und Kreditversorgung der deutschen
Wirtschaft“, Er führte etwa folgendes aus:
Die deutsche Wirtschaft ist ohne liquide Mittel Sie gleicht einer gut ausgerüsteten
Maschine, der das nötige Oel in Form des flüssigen Kapitals fehlt. Abhilfe wird in
erster Linie von den Banken erwartet. Den Privatbanken stehen erheblich geringere
Mittel zur Verfügung als in der Vorkriegszeit. Sowohl ihr eigenes Kapital hat sich
verringert als auch ganz besonders diejenigen Mittel, die ihnen als Anlagegelder zur
Verwertung im Kreditgeschäft zufließen. Da die Banken infolgedessen allen Ansprüchen
der Kapital suchenden Wirtschaft nicht gerecht werden können, erhofft man Hilfe von
der Reichsbank. Geht die Reichsbank über die ihr zur Verfügung stehenden Mittel (90
Millionen eigenes Kapital, etwa 400 Millionen als die Hälfte der Girogelder) hinaus,
so würde diese Belastung nur auf Kosten der Notenpresse möglich sein. Die Reichsbank
muß hier sofort zurückhalten, wenn die Aufrechterhaltung der Parität ihrer Währung
gefährdet erscheint. Da als flüssiges Geld der Wirtschaft höchstens ⅕ bis ⅙ des
Friedensstandes zur Verfügung stehen, muß die Reichsbank dafür sorgen, daß dieses
geringere Quantum nur an Stellen Verwendung findet, wo es den größtmöglichen
wirtschaftlichen Nutzeffekt erzielt. Dabei wird besonders der Verwendung der
öffentlichen Gelder in nächster Zeit ihre besondere Aufmerksamkeit zu schenken sein.
Mit der Post sind bereits entsprechende Vereinbarungen getroffen. Es muß ferner
dafür gesorgt werden, daß die Gelder zu erträglichen Sätzen an die Wirtschaft
ausgeliehen werden. Die Reichsbank versucht fortgesetzt, auf die öffentlichen und
privaten Geldinstitute im Sänne der Verbilligung der Zins- und Provisionssätze
einzuwirken. Sie ist mit gutem Beispiel vorangegangen, war im Laufe des vorigen
Jahres der billigste Geldgeber und hat bekanntlich vor kurzem auch den offiziellen
Diskontsatz um 1 v. H. herabgesetzt. Sie ist jetzt in erster Linie bemüht, die
Spannung zwischen den Debet- und Kreditzinsen der Privatbanken, die noch als zu groß
erscheint, zu verkleinern. Es hat nicht den Anschein, als ob die Banken bei ihren
jetzigen Sätzen ein besonders gutes Geschäft machen; die hohen Sätze werden vielmehr
durch den großen Selbstkostenapparat verursacht. Hier muß eine Aenderung
eintreten.
Es ist an der Erhöhung der Spareinlagen sowie an der Steigerung der Kreditoren bei
den Banken erfreulicherweise zu erkennen, daß die Kapitalneubildung etwas
Fortschritte macht. In der Gewährung von Auslandkrediten scheint in letzter Zeit ein
gewisser Stillstandeingetreten zu sein. Die Kredite sind jetzt in erster Linie
auf das reine Warengeschäft beschränkt. Man kann einen solchen Zustand nur begrüßen
und muß immer wieder von einer zu großen Verschuldung an das Ausland warnen,
insbesondere vor einer sehr kurzfristigen Verschuldung. Der. Reichsbank selbst würde
zwar ein solcher Zustand vom währungspolitischen Standpunkt aus keine Sorgen machen,
da Devisen zur Abdeckung bereit sein werden. Dagegen wird die Lage bedenklich; wenn
die Wirtschaft nicht die genügenden Markbeträge zum Ankauf dieser Devisen in dem
Augenblick besitzt, wo die Abrufung der Kredite seitens des Auslandes erfolgt.
Ein großer Fehler unserer jetzigen Politik liegt darin, daß sie nicht mit dem
Rechenstift gemacht wird. Das trifft in erster Linie für die Behandlung der
Aufwertungsfrage zu. Wenn man ohne Erwägung des sonstigen Für und Wider lediglich
überlegt, welche Folgen eine Aufwertung z.B. von 25 v. H. haben wird, so ergibt sich
folgendes: Nimmt man an, daß die gegenseitige inländische Verschuldung der
Privatwirtschaft nicht weniger als 40 bis 60 Milliarden beträgt, dann würde sich bei
einer 25prozentigen Aufwertung eine zinspflichtige Schuldenlast von 10 bis 15
Milliarden und bei einem mäßigen Prozentsatz von z.B. 5 v. H. eine Zinslast von 500
bis 750 Mill. M. ergeben. Diese letztgenannte Summe müßte jährlich mobilisiert
werden, um von einer Tasche in die andere fließen zu können. An dieser Mobilisierung
würde jedoch gefährlich sein, daß die Beträge aller Wahrscheinlichkeit nach der
Produktion entzogen werden und zum großen Teile in die Tasche von Konsumenten
hineinkommen. Nach einer sich hieraus ergebenden, vorübergehenden Belebung der
Konsumindustrie wird man nur einen effektiven Verlust an Produktionsmitteln
feststellen können.
Wir haben alle Veranlassung, die Ausfuhrindustrien besonders günstig bei der
Kreditzuteilung zu behandeln. Bei der Bedeutung, die gerade der Maschinenbau als
Ausfuhrindustrie besitzt, wird es sich die Reichsbank angelegen sein lassen, dem
Maschinenbau bei seinem Ausfuhrgeschäft durch Kredite zu helfen. Es wäre zu
bedauern, wenn die Tätigkeit der Golddiskontbank, deren Wirksamkeit gerade von den
Ausfuhrindustrien als sehr segensreich empfunden wurde, ihre Tätigkeit ganz
einstellen sollte. Es sind deshalb Erwägungen irr Gange, das Geschäft der
Golddiskontbank wieder aufleben zu lassen.
Es sind in letzter Zeit in industriellen Kreisen Bestrebungen im Gange, die
Kreditsuchenden zu Organisationen zusammenzufassen, um auf diese Weise die
Kreditvermittlung zu erleichtern und zu verbilligen. In Anbetracht dessen, daß sich
die Zahl der Privatbankiers im Laufe der letzten Jahre von 2000 auf 5000 gehoben
hat, täte es mehr not, die Kreditgeber zusammenzufassen, d.h. ihre Zahl zu
verringern. Die Ueberorganisation im Bankwesen muß bei einem Gewerbe, das lediglich
auf Vermittlertätigkeit abgestellt ist, unbedingt zu einer Ueberteuerung der Kosten
führen.
Von der Betriebstechnischen Tagung des Vereins Deutscher
Ingenieure während der Leipziger Technischen Messe.
I. Zahnräder.
„Kritische Betrachtung zur
Verzahnungstheorie“ (Prof. Cranz).
Aus der außerordentlich zahlreichen Literatur läßt sich ersehen, daß die Geometrie
der Verzahnung sehr weitgehend gefördert worden ist. Allein in den letzten drei Jahren sind in
den hauptsächlichsten deutschen Zeitschriften rund 120 Aufsätze über dieses Gebiet
erschienen. Insbesondere hat die Frage der Satzräder-Verzahnung eingehende
Bearbeitung gefunden.
Das heute übliche Satzräder-System ist im wesentlichen dasselbe geblieben, wie es
schon von Willes im Jahre 1837 aufgestellt wurde. Seine Nachteile, daß nämlich bei
Überschreitung einer gewissen Zähnezahl die ursprünglich von Willes angegebenen
Abmessungen nicht mehr eingehalten werden können, lassen sich durch Wahl eines
anderen Eingriffswinkels und anderer Kopf- und Fußhöhen soweit verbessern, daß
solche Systeme bis herunter zu 12 Zähnen brauchbar bleiben.
Ausgegangen wird beim Willes- und den von ihm abgeleiteten Systemen von der
Forderung, daß beliebig hohe Zähnezahl bis herauf zur Zahnstange regelrechten
Eingriff ergeben soll und daß der Schneidestahl bestimmte Abmessungen aufweist.
Untersucht wird dann bei diesem System die mögliche Anfangs-Zähnezahl.
Man kann aber auch umgekehrt vorgehen: Man geht aus von einer bestimmten
Anfangszähnezahl und errechnet die Schneidestähle-Abmessung und die Endzähnezahl,
welche sich von jenem gewählten Grundrade aus ergibt. So läßt sich eine
außerordentliche große Mannigfaltigkeit von Satzradsystemen schaffen, die vielleicht
für geringe Zähnezahl praktischer sind als das bisher ausschließlich gewählte
Willes-System nebst Abarten.
Während auf dem Gebiete der Verzahnungsgeometrie so ziemlich alle Aufgaben gelöst
sind, blieben aber noch eine Reihe Fragen des praktischen Betriebes bisher
unbeantwortet. Ueber die geringste Eingriffdauer, bei der zwei Räder noch ruhig
laufen, über die an den Zahnflanken auftretenden Abnutzungen ist noch wenig bekannt.
Hier müssen systematische Versuche einsetzen, um für die Tolerierung der Flanken-
und Teilungsfehler brauchbare Unterlagen zu gewinnen. Auch das Maß der Zurücksetzung
der Zahnflanken, für welches verschiedentlich theoretische Beziehungen abgeleitet
wurden, muß erst durch Versuche festgestellt werden. Die Frage der Zahnbeanspruchung
ist heute noch durchaus nicht gelöst.
Soweit die Theorie der Verzahnung auch heute gediehen ist, so wenig sind
Versuchsergebnisse geschaffen worden, welche die Richtigkeit der verschiedenen
theoretischen Ansätze erweisen, und hier liegt noch ein weites Feld für künftige
Forschungsarbeit.
„Die Wärmebehandlung von
Zahnrädern“ (Ob.-Ing. Neubert.)
Die Zahnräder mit den an sie gestellten hohen Anforderungen erfordern nicht nur eine
genaue mechanische Herstellung, sondern auch eine sachgemäße Wärmebehandlung. Vor
näherem Eingehen auf die einzelnen Arten der Wärmebehandlung wurden an Hand des
Werdeganges des Zahnrades die zu den Verziehungen und Verwerfungen führenden
Fehlerquellen erörtert, die bedingt sein können durch die Konstruktion, die Art und
Form des Materials, die Herstellungsverfahren, wie Schmieden, Bearbeiten, das Ein-
und Auspacken beim Einsetzen und die Art der Erwärmung beim Härten. Außer den
Glühprozessen wurden die verschiedenen Einsatzverfahren und das Zementieren mit
festen, flüssigen und gasförmigen Mitteln und die Nitrierhärtung auf ihre Eignung
für die Massenanfertigung kritisch betrachtet. Das zweckmäßig angewandte, für die
Massenanfertigung zurzeit noch als allgemein brauchbare Verkohlungsverfahren mit
festen Mitteln wurde daher bezüglich der erforderlichen chemischen und
physikalischen Eigenschaften des Stahles,der Eigenschaften des Einsatzpulvers,
der Art und Größe der Kisten und Oefen und der Einsetz- und Härtetemperaturen
eingehend besprochen. Ebenso wurde näher eingegangen auf die Verfahren, welche
durchgeführt werden müssen, um Teile eines Zahnrades vor Einsatz zu schützen.
Das zweckmäßigste Verfahren ergibt sich bei Verwendung der Gleason-Härtemaschine,
wobei das Zahnrad im warmen Zustande in die richtige Lage gebracht und erst dann
gehärtet wird. Wenn die bei uns verwendeten Wärmebehandlungsverfahren noch nicht so
ausgebildet sind, so liegt dies lediglich an dem Fehlen einer typischen
Massenanfertigung, wie sie in Amerika zum Teil durchgeführt ist. Bei Einführung
derartiger Arbeitsverfahren bei uns werden zweifellos auch ahnliche Methoden
herausgebildet werden.
„Neuzeitliche Herstellungsverfahren von Zahnrädern“
(Direktor Dolt).
Nachdem zuerst die Forderungen erläutert wurden, welche an alle Zahnräder bezüglich
Geräuschlosigkeit und der Schwingungsfreiheit zu stellen sind, wurden dann an Hand
von Lichtbildern die neuzeitlichen Werkzeuge und Arbeitsmaschinen zur Anfertigung
der Verzahnungen eingehend erklärt. Für die Genauigkeit der Zähne ist sorgfältiges
Nachschleifen Bedingung. Da die geringsten Unstimmigkeiten bereits Stöße und
unangenehme Geräusche verursachen, müssen die Prüfeinrichtungen an fertigen
Zahnrädern besonders ausgebildet sein. Die Untersuchung auf die Fehlermöglichkeit
erstreckt sich insbesondere auf Schlagfehler, hervorgerufen durch exzentrische
Aufspannung, Teilungsfehler, entstanden durch die Teilscheibe oder das Schneckenrad,
Teilungsdifferenzen von Rad und Gegenrad, Flankenfehler, durch schlechte Werkzeuge
oder ihre falsche Einstellung bedingt. Eingehend wurden die verschiedenen Systeme
der Abwalzfräsmaschinen behandelt, ferner die Zahnrad-Hobelmaschinen, wie sie von
Maag, Reinecker, Fellow usw. ausgebildet sind. Das Schleifen der Zähne erfolgt nicht
nach dem Abwälzverfahren, dessen prinzipielle Unterschiede an der Arbeitsweise der
einzelnen Maschinen erläutert wurden. Die Prüfgeräte zur Untersuchung der Zähne sind
in den letzten Jahren zu außerordentlicher Vollkommenheit entwickelt worden. Während
vor kurzer Zeit nur noch erfahrene Fachleute Fehler and ihre Ursachen an Zahnrädern
feststellen konnten, ist es durch die genauen Apparate nunmehr auch jedem
Nichtfachmann möglich, in kurzer Zeit eine genaue Zahnradprüfung vorzunehmen,
wodurch diese Apparate unentbehrliche Hilfsmittel für den Betriebsmann geworden
sind.
Die werkstattmäßige Zahnradherstellung befindet sich gegenwärtig in einem Zustande
der Umwälzung, der erhoffen läßt, daß auch in Deutschland in kürzester Zeit
Maschinen ausgebildet werden können, die eine so schnelle und genaue Herstellung von
Zahnrädern gewährleisten, wie sie für jeden in der Praxis vorkommenden Fall
unerläßlich sind.
II. Werkzeugmaschinen.
Wirtschaftliche Gesichtspunkte beim Einkauf von
Werkzeugmaschinen (Dr.-Ing. Kienzle).
Es kommt darauf an, den Werkzeugmaschinen-Park im Verhältnis zum Ausbringen möglichst
klein zu halten, um dadurch nicht nur an Löhnen, sondern auch an Raum und damit an
Kapital-Verzinsung und Abschreibung zu sparen. Das Abstimmen hintereinander
benutzter Maschinen auf gleiche Stundenleistung läßt die Zwischenvorräte
wegfallen, vermindert dadurch das Betriebskapital und außerdem weiteren Raum.
Kleines Kapital bei großem Umsatz bedeutet aber Vervielfachung des Gewinnes oder
Herabsetzung der Verkaufspreise.
Es ist zu unterscheiden zwischen Neuanlage, Erweiterung oder Erneuerung eines
Maschinenparkes. Bei den heutigen raschen Fortschritten wird man häufig Maschinen zu
erneuern haben, die noch nicht abgeschrieben sind. Die neue Maschine muß dann so
leistungsfähig sein, daß sie außer den eigenen Beschaffungskosten auch den durch die
Wegnahme der alten Maschine entstandenen Verlust deckt. Um die Frage „Vielseitig
verwendbare Bauart oder Sonderbauart?“ beantworten zu können, muß man
feststellen, wie stark die Sonderbauart ausgenutzt werden kann. Ist der
Ausnutzungsgrad nicht befriedigend, so kann man ihm nachhelfen, indem man
Lohnarbeiten für die Sondermaschine hereinnimmt oder andere Teile oder Vorrichtungen
so festlegt, daß sie die Sondermaschinen gleichfalls beschäftigen. Die Rücksicht auf
Größe und Form der Werkstücke weilst auf die Notwendigkeit hin, bei Beschaffung zu
überlegen, ob nicht normale Maschinen bestimmter Größe sich dadurch lohnen, daß man
auf sie alle Teile gleicher Art vereinigt. Wenn die Verbraucher dies tun, dann wird
es möglich sein, z.B. kurze Futterdrehbänke ohne Reitstock auf den Markt zu bringen,
die in jedem Betriebe Beschäftigung finden werden. Wichtig ist, daß die Maschinen
die Schnittgeschwindigkeiten und Vorschübe aufweisen, welche für die in Aussicht
genommenen Werkzeuge (Stellit-Drehstähle, Hartmetallfräser) und Werkstoffe (z.B.
Leichtmetalle) nötig sind. Maschinen mit den für diese Beispiele nötigen
Geschwindigkeiten und befriedigenden Leistungen fehlen bis heute noch. An Maschinen
mit mehreren Geschwindigkeiten ist die Forderung zu stellen, daß die
Geschwindigkeiten in geometrischer Reihe abgestuft sind. Der gesamte Drehzahlbereich
muß zum übrigen Maschinenpark passen. Die Drehzahlregelung ist besonders bei den
elektrisch angetriebenen Maschinen mit Gleichstrom – Regelmotoren befriedigend.
Stufenfrei können die Drehzahlen mit Flüssigkeitsgetriebe geregelt werden; je nach
der Arbeit ist das eine oder andere zu. fordern. Unentbehrlich sind in allen Fällen
Diagramme über Wirkungsgrade und Leistung. Winken diese Gesichtspunkte günstig auf
die Maschinenzeiten ein, so ist beim Einkauf auch an die Verminderung der Handzeiten
zu denken. Dies geschieht durch rascharbeitende und wenig ermüdende Spann-, Anstell-
und Entspann-Vorrichtungen, wobei die Preßluft eine wichtige Rolle zu spielen
berufen ist. Im gleichen Sinne wirken Schnell-Verstellungen; Maschinen- und
Handzeiten sind häufig so abzustimmen, daß ein Arbeiter mehrere Maschinen bedienen
kann.
Ueber die Genauigkeit der Maschinen verlangt der Käufer einen Prüfungsschein. Nicht
zu vergessen sind Sicherungsvorrichtungen für Menschen und Maschinen. Besonders
wichtig ist für den Betrieb, daß die Werkzeugmaschinen die Normen für Werkzeug- und
Spannmittelanschlüsse berücksichtigen, ebenfalls eine Einheitlichkeit der
Anstellbewegungen aufweisen. Es sollte keine Werkzeugmaschine gekauft werden, bei
der nicht zur unabweisbaren Forderung gemacht ist, daß der Normung Rechnung getragen
wird. Alles zeigt, daß der Einkauf von Werkzeugmaschinen nur durch den Fachmann
vorgenommen werden darf.
Neuzeitliche Schmiedeverfahren (Dir. Schweißguth).
Die Massenanfertigung, auf die wir uns aus wirtschaftlichen Gründen mehr und
mehr einstellen müssen, verlangt bei Schmiedestücken das Herausbringen von Mengen,
die zu liefern die gewöhnliche Freiformschmiede nie imstande ist. Nur im Gesenke
lassen sich solche hohen Stückzahlen erreichen. Um diese Art der Herstellung jedoch
wirtschaftlich zu gestalten, ist vor allen Dingen eine möglichst lange Brauchbarkeit
der Gesenke erforderlich. Die Mittel hierzu sind Verwendung des geeigneten
Materials, vornehmlich jedoch Anwendung solcher Verfahren, die das Gesenk möglichst
lange schonen, die Abnutzung also so gering halten, daß selbst bei sehr hohen
Stückzahlen noch eine genaue Formgebung erreicht wird. Grundsätzlich darf nur ein
Schlag auf das Gesenk getan werden, um seine Temperatur möglichst niedrig zu halten.
Nach jedem Schlage soll eine neue Erwärmung des Arbeitsstückes erfolgen. Je nach der
Kompliziertheit der Form ist eine mehr oder weniger große Anzahl von Gesenken
notwendig. Erst das letzte Gesenk hat dann die genauen Abmessungen. Die
erforderlichen durch Gas oder Elektrizität zu beheizenden Oefen müssen gerade die
Temperatur haben, die für die Bearbeitung des Stückes am zweckmäßigsten ist.
Möglichst genaues Verarbeiten des Materials durch Profilwalzen ist notwendig.
Ueberall, wo es angängig ist, sollen Einzelteile eines Werkstückes getrennt
hergestellt werden und die einzelnen Teile durch Abschmelz-Schweißverfahren
verbunden werden. Diese Schweißung bietet den anderen Verfahren gegenüber den
Vorteil, daß an der Schweiß-Stelle keine Schlackenbildung auftritt, wodurch in jedem
Falle die Festigkeit erheblich vermindert ist.
Wenn Methoden dieser Art in Deutschland ausgebildet werden, so erscheint es durchaus
möglich, hohe Stückzahlen aus dem Gesenk zu erzielen und dadurch auch den
Anforderungen der Massenanfertigung gerecht zu werden.
Die während der Tagung gehaltenen Vorträge haben allseitig großen Anklang gefunden.
Es wurde der Wunsch laut, die Vorträge zu veröffentlichen. Im folgenden sollen daher
zunächst die Ausführungen von Direktor Föllmer, Berlin, über
„Herstellungsverfahren in der Feinmechanik“ gewürdigt werden. Herr
Direktor Föllmer führte aus:
Die Feinmechanik hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte eine Reihe weiterer
Arbeitsgebiete von großer volkswirtschaftlicher Bedeutung erobert. Ganz besondere
Beachtung verdient die Herstellung solcher feinmechanischer Geräte, die in großen
Stückzahlen benötigt werden, wie beispielsweise Schreibmaschinen, photographische
Kameras, optische und elektrische Meßinstrumente, Radio-Apparate, Schalter und
Sicherungen usw. Es sind infolgedessen hier die Methoden der Massenfertigung bereits
verhältnismäßig gut durchgebildet. An einer Reihe von Beispielen wird gezeigt, wie
auf wirtschaftliche Weise teils nach spanabhebendem, vornehmlich aber nach spanlos
formendem Arbeitsverfahren die Fertigung im der feinmechanischen Technik vor sich
geht. Die bereits weitgehend durchgeführte Mechanisierung der Arbeit findet u.a.
ihren Ausdruck in überwiegender Verwendung von einseitig angelernten männlichen und
vor allen Dingen auch weiblichen Arbeitern. Die hohe Güte der Erzeugnisse ist
gewährleistet durch Anwendung von Sondermaschinen sowie sorgfältig durchdachter
Messe-, Kontroll- und Ueberwachungsmethoden in Verbindung mit gründlicher
Arbeitsunterweisung. Große Dienste leisten hierbei die vom Normenausschuß
geschaffenen Industrie-Normen und die Passungssysteme. Teilweise ist bereits der Grundsatz der
fließenden Fertigung durchgeführt worden, wobei eine weitergehende
Arbeitsunterteilung und eine zwangläufige Weiterführung des Arbeitsstückes von
Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz charakteristisch ist. Die neuzeitlichen Anforderungen
in der feinmechanischen Fertigung bedingen die Heranbildung eines Nachwuchses, der
nicht nur fachlich durchgebildet sein muß, sondern vornehmlich auch in
technisch-wirtschaftlicher Denkweise zu erziehen ist.
Neues Verfahren zur Zerlegung von Teer in Oel und Pech. Um
die bei der üblichen Destillation des Teers stets auftretenden Verluste infolge von
Zersetzungen der hochsiedenden Teerbestandteile zu verhüten, hat Lessing ein neues
Verfahren (brit. Pat. 130362) angegeben, nach dem die Trennung der festen von den
flüssigen Teerbestandteilen durch Zusatz eines nichtaromatischen Lösungsmittels
erfolgt, wodurch das Pech ausgefällt wird, während die Oele in Lösung gehen. Als
Lösungsmittel sollen Petroleumbenzin oder ähnliche niedrigsiedende Leichtöle
aliphatischer Beschaffenheit Verwendung finden. Die Vermischung des Teers mit diesen
Leichtölen soll bei einer Temperatur vorgenommen werden, die über dem Schmelzpunkt
des Peches und unter dem Siedebeginn des Lösungsmittels liegt, also bei etwa 100°,
wodurch eine scharfe Trennung zwischen Pech und Oelen bewirkt werden soll.
Nach diesem Verfahren wurde im englischen Brennstoff-Forschunginstitut in
East-Greenwich eine kontinuierlich arbeitende Anlage erbaut, bei der der Teer in
gleichmäßigem Strome einem mit Rührwerk versehenen Apparat zufließt, in dem er mit
dem Leichtöl vermischt wird. Das ausgefällte Pech wird am Boden des Apparates
abgelassen, während die Teerlösung einer Fraktionierkolonne zugeführt wird, in der
das Lösungsmittel restlos abgetrieben wird. Das vom Lösungsmittel befreite Teeröl
fließt am Boden der Kolonne in Vorratbehälter ab, während die oben abziehenden
Dämpfe des Lösungsmittels in einem Kühler kondensiert werden, worauf das Oel noch
warm dem Mischapparat wieder zugeführt wird. Der Verlust an Lösungsmittel soll bei
der oben erwähnten Anlage sehr gering sein. Die Abscheidung der sauren und basischen
Bestandteile des Teers wird durch die Gegenwart des Lösungsmittels erleichtert und
soll gründlicher erfolgen als bei der bisherigen Arbeitsweise. Durch die Ausfällung
des Pechs werden bei der nachfolgenden Destillation der pechfreien Teeröle nicht nur
die thermischen Zersetzungen vermieden, sondern auch die Leistung der Blasen wird
wesentlich erhöht, das Durchbrennen der Böden verhindert und die Brandgefahr
verringert. (Glückauf 1924, S. 908–909.)
Sander.
Braunkohlenparaffinöl als Benzolwaschöl. Zur Auswaschung
der Benzolkohlenwasserstoffe aus Kohlengasen verwendet man fast ausschließlich
Schweröl aus Steinkohlenteer; es handelt sich hierbei um einen rein physikalischen
Vorgang, denn das Benzol wird in dem Waschöl lediglich gelöst, und zwar nur auf der
Oberfläche des Oeles. Man muß daher, um die Dampfspannung der Kohlenwasserstoffe zu
verringern, bei möglichst niedriger Temperatur die Absorption vornehmen, ferner muß
man dem durchströmenden Gas eine große Oberfläche darbieten und ihm genügend Zeit
lassen. Aber auch die richtige Viskosität und der Siedepunkt des Oeles sind für eine
vollkommene Absorption des Benzols von großer Bedeutung. Das Waschöl darf weder zu
dünnflüssig noch zu dickflüssig sein und sein Siedepunkt soll möglichst weit über
200°liegen. Diesen Anforderungen entspricht frisches Schweröl aus
Steinkohlenteer recht gut, doch läßt seine Absorptionwirkung bei längerem Gebrauch
bald nach, einmal durch zunehmende Dickflüssigkeit und dann durch die Aufnahme von
Wasser. Aus diesem Grunde ist man gezwungen, im Laufe eines Jahres mindestens die
Hälfte des umlaufenden Waschöles in kleineren, über bestimmte Zeiträume verteilten
Mengen aus dem Betriebe zu ziehen und es durch frisches Waschöl zu ersetzen. Das
gebrauchte Waschöl wird, sofern es nicht zusammen mit dem Teer verkauft wird, für
sich destilliert, wobei das Naphthalin abgeschieden wird und die schweren
Bestandteile als Pech zurückbleiben. Durch diese Regenerierung des Waschöles wird
die Wirtschaftlichkeit des Benzolbetriebes recht ungünstig beeinflußt.
Die zunehmende Verdickung des Waschöles bei längerem Gebrauch ist in der Hauptsache
auf eine Verharzung infolge von Polymerisation bestimmter Oelbestandteile
zurückzuführen; daneben spielt jedenfalls auch die Aufnahme von Teernebeln und
mechanischen Verunreinigungen aus dem Gase eine Rolle. Am meisten wird die
Benzolabsorption durch einen Wassergehalt des Waschöles beeinträchtigt, weil die mit
geführten Wassertropfen eine flächenartige, gleichmäßige Ausbreitung des Oeles
verhindern. Infolge des geringen Dichteunterschiedes zwischen Wasser und Waschöl ist
die mechanische Abscheidung des Wassers aus dem Oel in der Regel nicht durchführbar,
sondern nur, indem man das Oel über offenem Feuer destilliert, wodurch der Betrieb
natürlich erschwert und verteuert wird.
Im Ausland, namentlich in Amerika und in England, verwendet man an Stelle von
Schweröl vielfach gewisse Mineralölfraktionen (Solaröl) zum Auswaschen des Benzols,
auch Urteeröle sind hierfür geeignet, obschon auch bei letzteren Verharzung eintritt
und aufgenommenes Wasser schwer zu entfernen ist. Ein dem amerikanischen Solaröl
vollkommen ebenbürtiges Waschöl ist jedoch, wie A. Thau mitteilt, das Paraffinöl aus
Braunkohlenteer, das sich bei Versuchen von fast einjähriger Dauer in Großbetrieben
gut bewährt hat. Das Braunkohlenparaffinöl ist die von festem Paraffin befreite,
hochsiedende Fraktion des Braunkohlenteers. Die Siedegrenzen dieses Oeles liegen
zwischen 230 und 400°, sein spez. Gewicht bei 20° ist etwa 0,915, sein Flammpunkt
liegt bei 100°, sein Stockpunkt bei – 4° und seine Viskosität beträgt bei 20° 1,89
Englergrade. Der Unterschied im spez. Gewicht des Paraffinöles gegenüber Wasser ist
wesentlich größer als bei dem Schweröl, und da das Paraffinöl im Gegensatz zum
Schweröl außerdem leichter als Wasser ist, so braucht man nur die Oelbehälter am
Boden mit einem Hahn zu versehen, um das abgesetzte Wasser jederzeit abziehen zu
können. Ferner zeichnet sich das Paraffinöl dadurch aus, daß es nicht verharzt und
infolgedessen keiner Regeneration bedarf. Die verharzenden Bestandteile des Benzols
setzen sich vielmehr in gleicher Weise, wie dies bei dem amerikanischen Solaröl der
Fall ist, nach einiger Zeit als Schlamm am Boden der Behälter ab; ebenso verhalten
sich die vom Gase mitgeführten mechanischen Verunreinigungen, wie Teer und Staub.
Dieser Schlamm, der mindestens einmal im Jahre aus den Behältern entfernt werden
muß, wird in einem kleinen heizbaren Behälter aufgeschmolzen und das ablaufende Oel
dem Waschöl wieder zugesetzt, während der Rückstand verbrannt wird. Keinesfalls darf
der Schlamm dem Teer zugesetzt werden, da er sich in diesem nicht auflöst. Frisches
Paraffinöl
besitzt für Naphthalin nur ein geringes Aufnahmevermögen, sobald es aber nur geringe
Mengen Benzol absorbiert hat, nimmt es das Naphthalin ebensogut auf wie
Schweröl.
Bei der Destillation verhält sich das Paraffinöl genau wie das Schweröl, d.h. es wird
durch Dampf nicht mehr Waschöl abgetrieben wie sonst unter gleichen Verhältnissen,
dagegen sind bei der Abscheidung des Naphthalins die Waschölverluste viel geringer.
Der wesentlich niedrigere Gehalt des Paraffinöls an sauren Bestandteilen bewirkt
schließlich, daß die Kühler- und Erhitzerrohre viel weniger angegriffen werden. Zur
Kühlung des Paraffinöles können auch unmittelbar wirkende Kühler unbedenklich
verwendet werden, wobei ohne jede Schwierigkeit ein wasserfreies Waschöl und ein
ölfreies Kühlwasser erhalten wird; nur müssen die Oel- und Wasseranschlüsse der
Kühler ausgetauscht werden, weil im Gegensatz zum Schweröl nunmehr das Oel oben und
das Wasser unten abfließt.
Die Verwendung einer aus gleichen Teilen bestehenden Mischung von Schweröl und von
Paraffinöl zum Auswaschen des Benzols, wie dies in Amerika häufig geschieht,
bewirkt, daß sich die harzigen Bestandteile in dem Waschöl nicht als Schlamm
absetzen, sondern in dem Schweröl in Lösung gehen, ohne daß hierdurch eine
wesentliche Verdickung des Oeles auftritt. Trotzdem ist die Anwendung einer solchen
Mischung nicht empfehlenswert, da ein derartiges Mischöl für sich regeneriert werden
muß und nicht mit Steinkohlenteer zusammen destilliert werden darf. Ueberhaupt ist
beim Gebrauch von Paraffinöl streng darauf zu achten, daß weder das Oel selbst noch
die Rückstände, Schlämme oder das abgeschiedene Naphthalin mit dem Teer vermischt
werden, da dessen Wert durch die Gegenwart von Paraffinkohlenwasserstoffen erheblich
herabgesetzt wird und Abnahmeschwierigkeiten zur Folge hat. Da aber das Paraffinöl
keiner Regenerierung bedarf und der Benzolbetrieb gegenüber der Teergewinnungsanlage
einen vollkommen getrennten Kreislauf bildet, so ist eine Vermischung von Paraffinöl
und Teer auch nicht zu befürchten.
Die erwähnten Vorteile bei der Verwendung von Paraffinöl als Waschöl bedingen, daß
sich der Betrieb der Benzolanlage, auf einen längeren Zeitabschnitt bezogen,
erheblich billiger stellt als bei Verwendung von Schweröl. Durch die vollkommene
Abwesenheit vor Wasser werden namentlich bei der Destillation erhebliche
Dampfersparnisse erzielt. (Gas- und Wasserfach 1924, S. 163–165.)
Sander.
Die Entwicklung des Motorschiffbaues. Anläßlich der großen
Ausstellung des britischen Weltreiches hat A. P. Chalkley auf der
Welt-Kraft-Konferenz ausgeführt, daß seit dem Jahre 1912 auf dem Gebiete des
Motorschiffbaues rasche Fortschritte gemacht worden sind. Im Jahre 1914 waren 297
solche Schiffe mit einer Wasserverdrängung von 234000 t in Fahrt, im Jahre 1923 hat
sich die Flotte auf 1831 Schiffe mit 1668000 t vergrößert. Von den im Jahre 1923 im
Bau befindlichen Seeschiffen waren 35,5 v. H. Motorschiffe. Das größte zur Zeit im
Bau befindliche Motorschiff hat 22000 BRT. und zwei Maschinen mit 20000 PSi
Gesamtleistung.
Der Brennstoffverbrauch eines Motorschiffes beträgt 20–25 v. H. des Kohlengewichtes
eines Dampfers mit Kohlenfeuerung und 35-45 v. H. des Oelgewichtes, das ein Dampfer
mit Oelfeuerung verbraucht. Bei gleichen Abmessungen und gleicher
Schiffsgeschwindigkeit hat das Motorschiff eine um 5–10 v. H.
größereTragfähigkeit. Das Maschinenpersonal des Motorschiffes ist geringer,
aber hochwertiger und dementsprechend höher zu entlohnen. Es ergibt sich daher hier
nur eine Ersparnis von 5 v. H. Die Anlagekosten und der Schmierölverbrauch sind hier
größer als bei einem Dampfschiff. Der Brennstoffverbrauch eines
10000-t-Motorschiffes ist nur 46 v. H. des Brennstoffverbrauches eines gleich großen
Dampfschiffes mit Oelfeuerung. Ein Motorschiff von 137 m Länge und 12 km
Geschwindigkeit verbraucht täglich 17 t Brennstoff, ein Dampfschliff mit
Kohlenfeuerung 70 t und ein solches mit Oelfeuerung 40 t.
Als billige und betriebsichere Schiffsmaschine ist die Viertaktölmaschine zu
betrachten, mit der 80 v. H. aller Motorschiffe ausgerüstet sind. Allerdings ist die
Anwendung des Zweitaktes im Steigen begriffen. Erfahrungsgemäß kann man den
mittleren effektiven Druck zu 6,3 at annehmen. Bei Viertaktmaschinen können größere
Drehzahlen als bei Zweitaktmaschinen angewendet werden, wodurch das Maschinengewicht
verkleinert wird. Bei Viertaktmaschinen kann außerdem die Kolbenschmierung wirksamer
gestaltet werden, und dadurch ergibt sich geringerer Schmierölverbrauch. Die
Kolbenkühlung läßt sich bei ihnen so durchführen, daß das Schmieröl nicht durch
Zutritt von Kühlwasser verdorben wird. Die Zugänglichkeit ist bei Viertaktmaschinen
besser und der Brennstoffverbrauch geringer als bei Zweitaktmaschinen. Man hat bei
Viertaktmaschinen den Brennstoffverbrauch bereits auf 172 gr für 1 PSe verkleinert.
Ein Gewichtsvergleich läßt sich zwischen dem Motorschiff „George Washington“
mit Viertakt und dem Motorschiff „Handicap“ mit Zweitaktmaschinen ziehen. Das
erste Schiff ist 129,5 m lang, 16,7 m breit und hat 10800 t Tragfähigkeit, bei 9500
t Belastung und 2440 PSe Maschinenleistung hat das Schiff 11,8 km Geschwindigkeit.
Das Motorschiff Handicap hat 9000 t Tragfähigkeit, ist 126,5 m lang, 16,6 m breit.
Die Geschwindigkeit ist hier 11 km. Die Maschine des „George Washington“
wiegt 186 t, die der „Handicap“ 168 t.
Durch die Ausbildung der Viertaktmaschine mit Doppelwirkung können mit jeder Maschine
ohne Schwierigkeiten 10000 PSi erreicht werden. Bei den neuesten Bauarten wird die
Kolbenstange von einer gekühlten Gußeisenmuffe umgeben, die den Zutritt der Gase zur
Stange verhindert. Dabei ergibt sich eine einfache Stopfbüchse.
In einem weiteren Vortrag wird darauf hingewiesen, daß unter der Annahme gleichen
mittleren Druckes und bei gleichen Abmessungen in der Zweitaktmaschine die doppelte
Leistung wie bei der Viertaktmaschine erreichbar ist. Die Zweitaktmaschine ist
einfacher, kleiner und leichter. Mittlere Drucke von 7 at lassen sich auch beim
Zweitaktverfahren erreichen. Deshalb ist, selbst wenn man die Spülpumpen in den
Vergleich einbezieht, die Viertaktmaschine um 30–40 v. H. schwerer als die
Zweitaktmaschine derselben Leistung und Drehzahl. Besonders einfach wird beim
Zweitaktverfahren der Zylinderdeckel, der bei Viertaktmaschinen ein schwieriges
Gußstück darstellt und im Betriebe zu Rißbildungen neigt. Da die
Verbrennungstemperaturen bei beiden Verfahren nahezu gleich hoch sind, ist die
Auspufftemperatur wegen der Spülluftbeimengung und der guten Wasserkühlung zwischen
den Auspuffschlitzen beim Zweitaktverfahren niedriger. Das Drehmoment beim
Zweitaktverfahren ist gleichmäßiger, das Anfahren leichter und sicherer. Die
doppeltwirkenden Zweitaktmaschinen sind noch in der Entwicklung begriffen.
W.
Motortankschiffe. Da man immer mehr bei Dampfern zu
ölgefeuerten Kesseln übergeht und da auch die Zahl der Motorschiffe immer mehr
zunimmt, so ist der Verbrauch an Brennöl immer mehr gestiegen. Zur Beförderung der
notwendigen Oelmengen werden Tankschiffe mit immer größeren Abmessungen gebaut. Es
werden zurzeit mehrere Tankschiffe von je 13000 t gebaut und die
„Deutsch-Amerikanische Petroleum-Gesellschaft“ hat zwei Schwesterschiffe
„Phoebus“ und „Prometheus“ von je 14000 t in Auftrag gegeben, die
mit Dieselmaschinen angetrieben werden, ebenso werden für diese Gesellschaft zwei
Motortankschiffe von 12000 t nach amerikanischen Plänen in Deutschland gebaut.
Bei diesen Schiffen ist alles Holz vermieden, selbst die Möbel werden aus
gestanztem Metall hergestellt. Die Schiffe werden in 10 Tanks eingeteilt. Das
Motorschiff „Phoebus“ wird mit Sulzer-Zweitakt-Maschinen, das Motorschiff
„Prometheus“ dagegen mit Krupp-Viertakt-Maschinen ausgerüstet. Die
Hilfsmaschinen sollen elektrisch angetrieben werden, mit Ausnahme der Ladungspumpen,
die mit Dampfmaschinen betrieben werden und die in der Lage sind, die gesamte Ladung
in fünfzehn Stunden zu löschen. An Maschinenpersonal sind vorgesehen: vier
Maschinisten, drei Assistenten, drei Schmierer, vier Heizer, ein Mechaniker und ein
Elektrotechniker. (Schiffbau 1924, S. 263.)
W.