Titel: | Die Kupplungsfrage. |
Autor: | Castner |
Fundstelle: | Band 340, Jahrgang 1925, S. 49 |
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Die Kupplungsfrage.
Von Dipl.-Ing. Castner,
Berlin.
CASTNER; Die Kupplungsfrage.
Ueber diesen für die weitere Entwickelung des gesamten deutschen Eisenbahnwesens
in der nächsten Zukunft hochwichtigen Gegenstand wurde auf der Hauptversammlung des
Internationalen Straßen- und Kleinbahnvereins vom 4.–5. September 1924 in Homburg v.
d.h. von Direktor Paap (Berlin) ein Vortrag-gehalten, der in weitesten Fachkreisen
die größte Beachtung erfuhr und dem wir nachfolgendes entnehmen wollen:
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Abb. 1. Statistik der Rangierunfälle bei den deutschen Eisenbahnen
1901–1920.
Das selbsttätige Kuppeln von Bahnfahrzeugen ist eine seit Jahrzehnten in der Fachwelt
und von zahlreichenErfindern behandelte Aufgabe, die jetzt vielleicht ihrer
Lösung nahe ist. Es handelt sich dabei nicht allein um eine bedeutsame soziale
Aufgabe, sondern in gleichem Maße um wirtschaftliche Vorteile, die sich mit der
Einführung selbsttätiger Kupplungen ohne weiteres beim Bahnbetriebe einstellen
werden.
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Abb. 2. Unfallstatistik bei Einführung der Janney-Kupplung in
Nordamerika.
In sozialer Beziehung ist es der Schutz des Betriebspersonals gegen die Gefahren des
Rangierdienstes, der wichtig ist. Wegen der Gefährdung durch die Seitenpuffer werden
bei der Handhabung der in Europa gebräuchlichen Schraubenkupplung alljährlich viele
arbeitsame Männer das Opfer ihres Dienstes. Vermehrt wird diese Gefahr durch die
Einführung der Luftbremse bei den Güterzügen, weil dadurch das Kuppeln der
Bremsschläuche auch bei dem Güterzug-Rangierdienste notwendig wird. Abb. 1 zeigt, wie groß allein auf den deutschen Bahnen
die Personalverluste beim Rangieren und Kuppeln sind.
In Nordamerika haben die sozialen Gründe, die s. Z. vom Präsidenten der
Vereinigten Staaten persönlich in einer Botschaft an den Kongreß auf das Wirksamste
in den Vordergrund gerückt wurden, den Erlaß eines Gesetzes herbeigeführt, so daß
dort bereits seit 30 Jahren die Verwendung selbsttätiger Kupplungen errungen ist.
Die günstige dadurch erreichte Wirkung zeigt Abb.
2.
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Abb. 3. Pavia und Casalis.
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Abb. 4. Perini-Franchi.
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Abb. 5. Perini-Franchi. Abb. 3–5.
Nicht minder bedeutungsvoll ist der Umstand, daß infolge der zweckmäßigen Bauart
neuerer selbsttätiger Kupplungen die Möglichkeit geschaffen ist, das Aufklettern der
Wagen bei Unfällen zu verhindern und damit die gerade hierdurch in der Regel
besonders Selbsttätige Kupplungen unter Beibehaltung der Seitenpuffer und
unmittelbarer Verbindung mit Zughaken (Mailänder Wettbewerb
1908.)verschlimmerten Unfallfolgen außerordentlich abzuschwächen, also Leib und
Leben auch für die Reisenden besser zu schützen, als bisher.
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Abb. 6. Boirault.
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Abb. 7. Boirault.
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Abb. 8. Boirault. Abb. 6–8. Selbsttätig Mittelkupplung mit Seitenpuffern
(Boirault-Frankreich). Hilfskupplung mit Zughaken durch Einsteckkette oder durch
Schwenkkopf.
Für die Bahnverwaltungen sind neben den sozialen eine Reihe wirtschaftlicher Gründe
von höchster Bedeutung. Hierzu gehören vor allen Dingen die Vereinfachung und
Erleichterung des Rangierdienstes durch selbsttätiges Kuppeln und die großen
Ersparnisse an Verschleiß, die infolge der Widerstandsfähigkeit bei zweckmäßiger
Bauweise zu gewinnen sind. Bei acht deutschen Privatbahnen sind seit dem Jahre 1908
insgesamt 1824 starre Mittelpufferkupplungen eingebaut und in dauernden Betrieb
genommen worden. Dabei hat sich nach Angaben aus den Betrieben ein
durchschnittlicher Verschleiß von nur 0,975 % herausgestellt. Da die Beanspruchungen
und sonstigen Betriebsanforderungen bei den Hauptbahnen ganz erheblich größer sind,
so mag für diese ein Verschleiß von 4 % eingesetzt werden, der aber aller Voraussicht nach zu
hoch gegriffen ist, da starre Mittelpufferkupplungen ihrer guten Bauart wegen sich
erfahrungsgemäß durch einen sehr geringen Verschleiß auszeichnen, während dieser bei
den Schraubenkupplungen nach Angaben der Betriebe sich alljährlich auf 12,5 % im
Durchschnitt beläuft.
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Abb. 9. Saarbrücken.
Außerdem dürfte die Besorgnis vor großen Beschaffungskosten bei Einführung einer
selbsttätigen Kupplung bei einem Stückpreise von etwa 600 ℳ (Scharfenberg-Kupplung) gegenüber 200 ℳ bei der Schraubenkupplung nicht
begründet sein. Denn der ungewöhnlich große Verschleiß, der bei der schon seit
Jahren unzulänglichen und überlasteten Schraubenkupplung vorhanden ist, verursacht
so hohe Kosten, daß man bei der Einführung guter selbsttätiger Kupplungen auf den
Hauptbahnen nicht nur keine Mehraufwendungen zu befürchten, sondern im Gegenteil
sehr schnell Ersparnisse zu erhoffen hat, und zwar außer durch Verminderung des
Verschleißes auch durch verminderte Arbeitsleistung und ferner durch Fortfall
sachlicher und persönlicher Unfallentschädigungen.
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Abb. 10. Saarbrücken.
Von den bisher bekannten selbsttätigen Kupplungen hat die in Amerika gebräuchliche
Janney-Kupplung, die zweifellos eine recht geschickte Lösung darstellt, bei der
Erprobung in Europa den hier gestellten Ansprüchen nicht genügt. Zehnjährige
Versuche des VereinsDeutscher Eisenbahnverwaltungen in den Jahren 1900 bis 1909
haben zu ihrer Ablehnung geführt, nachdem vorher schon die Internationale
Eisenbahnkonferenz zu Bern im Jahre 1907 einen gleichfalls ablehnenden Beschluß
gefaßt hatte.
Wenn man bedenkt, daß in Europa jahrelang große Wettbewerbe ausgeschrieben wurden,
zuerst 1873 vom Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen, später 1902/1903 in Rußland,
1903 und 1912 in Frankreich, 1908 in Mailand, und daß jetzt nach einem halben
Jahrhundert zwar an die zweitausend Entwürfe vorhanden sind, aber trotzdem eine
Entscheidung in der Kupplungsfrage noch immer aussteht, so dürfte die Ursache
hierfür wohl in der Art der Ausschreibung dieser Wettbewerbe zu suchen sein, und
zwar insofern, als man die vorhandene Schraubenkupplung als eine gegebene,
unantastbare Einrichtung hinstellte und eine freiere Entwurfsarbeit behinderte durch
das Verlangen, die vorhandenen Fahrzeuge als in ihrer Bauart gegeben und im
wesentlichen unabänderlich hinzunehmen, wodurch störende Widersprüche geschaffen
wurden. Eine gute und vollkommene Erfüllung der Arbeitsbedingungen für selbsttätige
Kupplungen erscheint einerseits nicht möglich bei Anlehnung an die vorhandene
Schraubenkupplung und verlangt andererseits gerade wagenbaulich gewisse
Zugeständnisse. Die erfolgreichen Erfinder haben sich denn auch mehr oder weniger
zunächst über diese Widersprüche hinwegsetzen müssen.
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Abb. 11. Saarbrücken. Abb. 9–11. Selbsttätige Mittelkupplung mit Seitenpuffern
(Bauart Saarbrücken). Hilfskupplung durch Schwenkkopf.
Die Hauptbedingung für die störungsfreie Fortbewegung eines aus einer Reihe von Wagen
bestehenden Zuges ist neben guter Zugverbindung zwischen den einzelnen Wagen, sowie
gleichzeitiger guter Abstützung gegen Zusammendrücken eine gute Beweglichkeit in den
Krümmungen, also Gelenkigkeit. Als natürliche Lösung für die Kupplungsfrage ergibt
sich demnach die Mittelpufferkupplung, und zwar eine Stangenkupplung, die in der
Mitte zwischen den Wagen starr ist, aber an ihren Enden die Federung und einen
Gelenkanschluß hat, der möglichst weit in das Wagengestell hineingelegt wird, am
besten bis an den Drehpunkt des Laufgestelles oder wenigstens bis an die
Endachse.
Demgegenüber erscheint die Schraubenkupplung mit ihrer kettenartigen Verbindung in
der Mitte und der Pufferung an den Wagenseiten als eine organisch wenig zweckmäßige Bauart,
die obendrein keinen festen Zusammenhalt hat, sondern große seitliche Verschiebung
zuläßt. In Amerika hat man denn auch gleich von vornherein eine Mittelpufferkupplung
genommen, und als weiterer Beweis dafür, daß diese Lösung den richtigen Weg zeigt,
darf auch wohl der Umstand angesprochen werden, daß man selbst in Europa bei den
unabhängig von den Hauptbahnen gebauten und betriebenen Bahnen (Kleinbahnen,
Straßenbahnen) und besonders auch bei den modernen Städtebahnen nur die
Mittelpufferkupplung kennt.
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Abb. 12. G.-F.-Kupplung.
Die Erläuterung der wichtigsten Lösungen bleibe auf wenige geschichtliche Beispiele
und diejenigen Bauarten beschränkt, die in Europa bisher für eine etwaige Einführung
ernstlich in Frage gezogen sind. Die nicht selbsttätigen Kupplungen sollen dabei,
weil den Anforderungen eines neuzeitlichen Eisenbahnbetriebes in keiner Weise mehr
genügend, unberücksichtigt bleiben.
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Abb. 13. G.-F.-Kupplung. Abb. 12–13. Selbsttätige Mittelkupplung ohne
Seitenpuffer. G.-F.-Kupplung (Georg Fischer, Schweiz). Keine Verbindung mit
Zughaken.
Abb. 3–5 zeigen
zunächst zwei Preisträger des Mailänder Wettbewerbes. Daß solche Gestängeanordnungen
den Stoßbelastungen des Rangierbetriebes nicht gewachsen sein können, dürfte
selbstverständlich sein.
Abb. 6–11
veranschaulichen selbsttätige Mittelkupplungen, die nur als Zugkupplungen
ausgebildet sind, also Seitenpuffer behalten müssen. Die Kupplung auf Abb. 12 und 13 wird
zwar ohne Seitenpuffer verwendet, kann jedoch nach ihrer ganzen Bauart als Mittelpufferkupplung für den Rangierdienst der Vollbahnen auch
nicht in Frage kommen, weil es ausgeschlossen erscheint, sie widerstandsfähig genug
auszubilden.
Abb. 14 zeigt die in Amerika gebräuchliche
Klauenkupplung von Janney und Abb. 15–17 dieebenfalls klauenartige Kupplung von
Willison.
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Abb. 14. Selbsttätige Mittelpuffer-Klauenkupplung von Janney. (Normale
amerikanische Bauart.)
Auf Abb. 18–21 ist schließlich die Scharfenberg-Kupplung
dargestellt. Diese Mittelpufferkupplung ist als vollkommen starre Lenkkupplung
durchgebildet und erscheint zur Zeit als die einzige, die wirklich imstande ist,
allen Bedingungen des Betriebes, insbesondere auch des Rangierdienstes, zu
genügen.
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Abb. 15. Willison. Verschlußkeil fest; Verschlußkeil gelöst.
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Abb. 16. Willison.
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Abb. 17. Willison. Abb. 15–17. Selbsttätige Mittelpuffer-Klauenkupplung von
Willison. (Hilfsverbindung für die Uebergangszeit durch Kuppelbügel.)
Aus Abb. 22 ist erkenntlich, in welcher Weise eine
starre Lenkstange die Ausbildung der Kupplungen gewissermaßen als „Rückgrat“
des Zuges ermöglicht, so daß insbesondere die Stoßkräfte in der
Schwerpunktlängsachse der Fahrzeuge fortgeleitet werden und nicht die schädlichen
diagonalen Seitenkräfte entstehen, wie bei den Seitenpuffern. Denn bekanntlich
werden gerade dadurch sehr unliebsame Beanspruchungen und Beschädigungen auch an den
Wagenkästen verursacht. Die Zusammenstellung der drei Kupplungsarten auf Abb. 22 und 22a, nämlich Mittelpuffer mit
Kette oder Schraubenkupplung, ferner Klauenkupplung und schließlich
Lenkstangenkupplung, läßt deutlich erkennen, wie groß bei den ersten Bauarten die
seitlichen Schubkräfte werden, und zwar am schlimmsten bei Klauenkupplungen, die
außerdem offensichtlich die Gefahr des Ausknickens mitten zwischen den Wagen in sich
bergen.
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Abb. 18. Kupplungseingriff (Scharfenberg).
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Abb. 19. Spannung der Kuppelfedern (Scharfenberg).
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Abb. 20. Kuppelverschluß (Scharfenberg).
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Abb. 21. Scharfenberg. Abb. 18–21. Selbsttätige Mittelpufferkupplung von
Scharfenberg. (Steife Lenkstange) Als Hilfsverbindung wahlweise Schwenkkopf oder
Schraubenbügel. Selbsttätige Bremsleitungs-Kupplung. Rangiersperre.
Abb. 23–25 zeigen den
„Eingriff“, der für zuverlässige, selbsttätige Wirkung von besonderer
Bedeutung ist. Die vier „Grenzfälle“ (Abb. 26)
ergeben die Stellungen, die die Fahrzeuge im ungünstigsten Falle einnehmen können.
Als gebräuchliche Formen der Leitorgane für den Eingriff zeigen sich Trichter,
ferner Greifer, d.h. Leitstangen, und schließlich Leitflächen.Die Anordnung von
Leitstangen ermöglicht, wie leicht ersichtlich, den größten Greifbereich.
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Abb. 22.
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Abb. 22a. Abb. 22–22a. Wirkung einer starren Mittelpuffer-Kupplung
(Stangenkupplung) als „Rückgrat“.
Damit der notwendige Greifbereich der Kupplungen keine zu plumpe Ausgestaltung der
Leitorgane erfordert, ist eine Mitteleinstellung notwendig, für die in den Abb. 27–31 verschiedene
Lösungen gezeigt sind. Abb. 27 zeigt Anordnungen, wie
sie sich wohl nur für leichten Betrieb – Straßen- und Kleinbahnen – eignen. Abb. 28 veranschaulicht, wie man die Kupplungen durch
Aufhängung am Drehgestell auf Mittelstellung steuern kann. Auf Abb. 29 ist eine Mitteleinstellung mit Hilfe der
Verdrehung gegen die Pufferfedern wiedergegeben, wodurch diese teilweise gespannt
werden, so daß ein Rückstelldruck entsteht. Der hierbei verwendete Hebelarm ist aber
zu klein. Bei eingetretener Abnutzung und bei nur geringem toten Spiel wird man
keine Rückwirkung auf die schweren Kuppelköpfe mehr erreichen. Einfach und sicher
ist die Pendelaufhängung, die auf Abb. 30 und 31 in zweifacher Lösung – mit Blattfeder (Abb. 30) und mit Schraubenfeder (Abb. 31) – dargestellt ist.
Um einen Vergleichsmaßstab für die im Wettbewerb stehenden Bauarten zu finden, sind
in der Tafel Abb. 32 alle Bedingungen zusammengestellt, die zur
Lösung des Problems erforderlich erscheinen. Sie decken sich mit den Anforderungen
der Wettbewerbe, gehen in einzelnen Punkten noch darüber hinaus, stellen aber die
Rücksichtnahme auf die Schraubenkupplung und auf wagenbauliche Wünsche an den
Schluß.
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Abb. 23. Schräge Leitflächen Janney.
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Abb. 25. Greifer Scharfenberg Abb. 23–25. Eingriff der Kupplungen.
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Abb. 26. Die vier Grenzfälle.
Bekanntlich werden wagenbaulich Einwände erhoben wegen der Umbildung des
Untergestelles und wegen des Ausschnittes, den die Stangenkupplungen in der
Pufferbohle bedingen. Nachdem aber im Großgüterwagenbau schon die rückgratartige
Längsverstrebung in der Mitte eingeführt ist, im übrigen auch der Austauschbau Grund
und Gelegenheit gibt, neue Wege zu suchen, kann es bei den Hauptbahnen ebensowenig
unüberwindliche Hindernisse geben für eineAnpassung an den Einbau der als
zweckmäßig erkannten Mittelpufferkupplungen, wie dies bisher schon bei den
Kleinbahnen und Städtebahnen und vor allen Dingen in Amerika der Fall gewesen ist.
Es wäre gewiß besser gewesen, schon viel früher auf diesen wichtigen Umstand im
Wagenbau mehr Rücksicht zu nehmen. Man wird jedoch hoffen dürfen, daß die
wiederaufgenommenen sorgfältigen und umfassenden Versuche der Deutschen Reichsbahn,
die sich auf verschiedene Kupplungsbauarten, und zwar deutsche, wie auch
ausländische, nebeneinander erstrecken, dazu beitragen, völlige Klarheit zu
schaffen.
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Abb. 27. Mitteleinstellung (G.-F.-Kupplung, Schweiz.)
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Abb. 28. Mittelpufferkupplung, gesteuert vom Drehgestell vierachsiger
Wagen.
a = ungesteuert; b = gesteuert.
Abweichung der Kupplungsenden durch Verzerrung des Maßstabes augenfälliger
gemacht
Bevor nun der Vergleich der maßgebenden Bauarten an Hand der Zusammenstellung für die
Bedingungen durchgeführt wird, ist noch auf neuere Ergebnisse von Rangierversuchen
hinzuweisen, die den Verschluß der auf Abb. 15–17 dargestellten Willison-Kupplung betreffen, deren
Bauart ungewöhnlich einfach ist und deshalb höchst beachtenswert wäre, wenn nicht
wegen eines mechanischen Fehlers im Kuppelgetriebe das zuverlässige Arbeiten in
Frage gestellt wäre. Der Verschluß dieser Kupplung findet dadurch statt, daß die
hintereinander gehakten Kuppelköpfe durch das Dazwischenfallen von Sperrkeilen an
dem Auseinandergleiten gehindert werden sollen.
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Abb. 29. Abb. 29–31: Mitteleinstellungen.
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Abb. 30.
Diese Keile können aber nicht zuverlässig wirken, weil sie nicht unter dem sicheren
Einfluß einer eindeutigen, freispielenden Verschlußkraft stehen, sondern von der
Massenbeschleunigunghin und her getrieben werden, die beim Zusammenprallen von
Fahrzeugen in der Längsachse der Wagen beliebig positiv oder negativ auftritt. Diese
Massenbeschleunigung führt also ebenso eine Entkupplung, wie einen Verschluß der
Kupplung herbei. Aus der Darstellung einiger Versuche, wie sie Abb. 33 zeigt, ist erkennbar, daß ganz regellos, und
zwar ebensogut bei geringen, wie bei großen Rangiergeschwindigkeiten bisweilen ein
Verschluß eintritt, bisweilen aber nicht. Unter diesen Umständen kann man die
Willison-Kupplung als eine betriebsbrauchbare Lösung nicht mit in Betracht ziehen,
abgesehen davon, daß sie auch als Klauenkupplung nach den Versuchsergebnissen des
Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen den gestellten Ansprüchen nicht genügen
könnte.
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Abb. 31.
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Abb. 32.
Bedingungen für eine einwandfreie
Lösung des Kupplungsproblems. Unbedingt zuverlässige Selbsttätigkeit des
Kuppelns bei leichter Berührung ebenso wie bei starkem Zusammenprall; Sicherheit
des Eingriffes in beliebiger Höhenlage und in beliebig scharfen Krümmungen;
Sicherheit gegen ungewolltes Lösen; Sicherheit gegen Beschädigung beim
Zusammentreffen mit Gegenkupplungen in beliebiger Stellung; Selbsttätige
Wiederherstellung der Kuppelbereitschaft nach dem Auslösen; Rangierfähigkeit;
bezüglich Lösbarkeit auch unter Spannung, Möglichkeit zum Abstoßen, Sicherheit
gegen Wiederfangen; Widerstandsfähigkeit gegen große und beliebig gerichtete
Zug- und Stoßkräfte zentrale Kraftfortleitung; Gefahrlose Bedienbarkeit;
Geringer Betriebsverschleiß; Unempfindlichkeit gegen Schmutz und gegen
Witterungseinflüsse; Eignung zum gemischten Gebrauch mit Schraubenkupplungen;
Eignung zum Mitkuppeln von Brems-, Luft-, elektrischen Leitungen; Lenkfähigkeit;
Widerstand gegen Aufklettern; Eignung zum Einbau in vorhandene Fahrzeuge.
Es bleiben hiernach nur die vier auf Abb. 34
aufgeführten Bauarten. Das Ergebnis dieser Zusammenstellung ist in Abb. 35 augenfällig gemacht und führt zu der
Folgerung, daß nur starre Mittelpufferkupplungen die Bedingungen erfüllen können, die für
eine vollständige Lösung des Kupplungsproblems zu stellen sind, insbesondere auch
hinsichtlich der unbedingt notwendigen Verstärkung der Kupplungen im Hinblick auf
die zunehmende Vergrößerung der Fahrzeuge. Bei näherer Prüfung an Hand der
Abbildungen wird man erkennen, daß die Beurteilung stichhaltig ist.
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Abb. 33. Rangier versuche mit der Willison-Kupplung.
Im Gegensatze dazu ist die Ueberzeugung, daß nur Lenkstangenkupplungen die Aufgabe
richtig lösen, durch die langjährigen Betriebserfahrungen, die mit der
Scharfenberg-Kupplung auf deutschen Kleinbahnen gemacht wurden, und durch die
neueren Erprobungen derselben Kupplung bei der Deutschen Reichsbahn einwandfrei
gerechtfertigt worden.
Wenn die ausgesprochene Anschauung richtig ist, daß es Kupplungen gibt, die das
Problem endgültig lösen, so wäre es aus den angeführten sozialen und
wirtschaftlichen Gründen dringend erwünscht, daß die europäischen
Eisenbahningenieure auch baldigst zu einer gemeinsamen Entschließung über die
Einführung selbsttätiger Kupplungen kämen. Betriebliche Bedenken könnten nicht mehr
stichhaltig sein. Die Befreiung von vermeidbaren Unfallgefahren erscheint mit dem
Augenblick als Notwendigkeit und Pflicht, wo das einwandfreie Arbeiten selbsttätiger
Kupplungen als nachgewiesen betrachtet werden kann. Die neuesten Erfahrungen
berechtigen zu der Hoffnung, daß heute dieserAugenblick nicht mehr fern ist und
damit das so lange Jahre umstrittene Kupplungsproblem eine abschließende Lösung
finden kann.
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Abb. 35. Darstellung der Erfüllung der Arbeits- und
Betriebsbedingungen.
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Abb. 34. Erfüllung der Arbeits- und Betriebsbedingungen für Selbstkupplung
en.