Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | W. |
Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 251 |
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Polytechnische Schau.
Polytechnische Schau.
Die technische Analyse hochwertiger Gase mit dem
Orsat-Apparat. W. Stöckmann berichtet über ein neues bei der Wärmeabteilung
der Gutehoffnunghütte ausgearbeitetes Verfahren zur gemeinsamen Verbrennung von
Methan und Wasserstoff mit reinem Sauerstoff. Da hierbei der ganze nach der
Entfernung aller absorbierbaren Bestandteile übrigbleibende Gasrest und nicht nur
ein kleiner Teil davon verbrannt wird, lassen sich bei dem neuen Verfahren die sonst
nicht zu vermeidenden Fehlerquellen ausschalten und wesentlich genauere Werte
erzielen. Verf. benutzt eine Verbrennungspipette, die einen elektrisch geheizten
Platindraht enthält und mit 100 ccm reinem Sauerstoft gefüllt ist. Der aus einer
Stahlflasche entnommene Sauerstoff muß natürlich vorher auf seine Reinheit
untersucht werden; in der Regel wird er 3–4 v. H. Stickstoff enthalten, was bei der
Ausrechnung der Analyse zu berücksichtigen ist. Ist die Verbrennungspipette mit 100
ccm Sauerstoff gefüllt, so wird der Platindraht zum Glühen gebracht und hierauf der
aus Wasserstoff, Methan und Stickstoff bestehende Gasrest langsam in die Pipette
übergeführt, wobei das Gas im Sauerstoff mit sichtbarer Flamme verbrennt. Um
Verpuffungen hierbei zu vermeiden, darf das Ueberleiten des Gasrestes aus der
Meßbürette in die Pipette nicht zu rasch erfolgen, ferner darf der glühende
Platindraht nicht zu nahe (1 cm) unter der Einmündungsstelle der Kapillare
angebracht sein. Das Sperrwasser in der Verbrennungspipette wird mit Salzsäure
schwach angesäuert und vorher mit Gas gesättigt, da es sonst einen Teil der aus dem
Methan bei der Verbrennung gebildeten Kohlensäure absorbiert. Nach beendigter
Verbrennung wird das Gas in die Meßbürette zurückgeleitet, die Kontraktion
gemessen und dann die gebildete Kohlensäure bestimmt, worauf das Ueberleiten
über die glühende Platinspirale noch zweimal wiederholt wird. Beim dritten
Ueberleiten ist gewöhnlich keine Kontraktion mehr wahrzunehmen. Zur Bestimmung der
verbrauchten Sauerstoffmenge wird schließlich in dem Gasrest der überschüssige
Sauerstoff durch Absorption in Pyrogallollösung bestimmt.
An Hand einer Reihe von Koksofengasanalysen weist Verf. die Ueberlegenheit der neuen
Methode gegenüber der bisherigen Arbeitsweise nach. In einem Falle wurden z.B. bei
Verbrennung des ganzen Gasrestes in der oben beschriebenen Weise mit reinem
Sauerstoff je 1 % mehr Wasserstoff und Methan und somit 2 % weniger Stickstoff
gefunden als bei der bisher üblichen Verbrennung von nur 20 ccm des Gasrestes unter
Zusatz von 80 ccm Luft. Verf. weist mit Recht darauf hin, daß in der Verwendung nur
eines Teiles des Gasrestes die größte Fehlerquelle liegt, da ein leicht möglicher
Fehler von nur 0,2 v. H. mit etwa 4,5 multipliziert werden muß.
Die neue Methode läßt sich in gleicher Weise auch bei der Analyse von Generatorgas
verwenden, wofür ebenfalls ein Beispiel angeführt wird. Zusammenfassend läßt sich
sagen, daß die nach der bisherigen Methode gefundenen Werte für Wasserstoff und
Methan bis zu etwa 2 v. H. von den durch Verbrennung mit reinem Sauerstoff
erhaltenen Ergebnissen abweichen, so daß bei der Berechnung des Heizwertes aus der
Gasanalyse Unterschiede bis zu 200 WE gefunden werden. Daß bei der Verbrennung mit
Sauerstoff mehr Methan als sonst gefunden wird, erklärt Verf. damit, daß die aus dem
Methan entstandene Kohlensäure in geringerem Maße von dem Sperrwasser der
Verbrennungspipette absorbiert wird als bei der längere Zeit in Anspruch nehmenden
Verbrennung mit Luft. Ein besonders wertvoller Vorteil der neuen Methode ist die
doppelte Kontrolle der gefundenen Werte zunächst durch den Stickstoffgehalt und dann
durch die Bestimmung des verbrauchten Sauerstoffs. (Stahl und Eisen 1924, S.
153–154.)
Sander
Die Kohlenförderung der Saargruben. Nach der amtlichen
französischen Statistik betrug die Förderung der Saargruben im Jahre 1923 nur 9,19
Mill. t gegen 11,24 Mill. t im Vorjahre. Diese Abnahme der Kohlenförderung ist auf
den hunderttägigen Bergarbeiterausstand zu Beginn des Jahres 1923 zurückzuführen. Im
einzelnen stellte sich die Kohlenförderung in den letzten drei Jahren wie folgt (in
1000 t):
Jahr
Stattl. Gruben
Grube Frankenholz
Zus.
Kohlenerzeug.
1923
8971
221
9192
133
1922
10943
297
11240
253
1921
9336
238
9574
177
Die Förderung bleibt also hinter der vor dem Kriege erzielten Leistung (1913: 17,01
Mill. t) noch recht weit zurück.
Von der Förderung des letzten Jahres wurden nach Frankreich ausgeführt 3,18 Mill. t
(1922: 3,53 Mill. t) Kohle sowie 96400 t Koks. Da der aus der Saarkohle gewonnene
Koks sehr locker und zerreiblich ist und infolgedessen an Güte dem Ruhrkoks weit
nachsteht, ist die französische Grubenverwaltung bereits seit dem Jahre 1921 bemüht,
durch Zusatz von Halbkoks zu der zu verkokenden Kohle einen festeren Koks aus der
Saarkohle zu gewinnen. Eine größere Versuchsanlage für diesen Zweck wurde auf der
Grube Heinitz errichtet, doch scheinen diese Versuche bisher noch nicht den
gewünschten Erfolg gehabt zu haben, so daß die lothringischen Hüttenwerke nach wie
vor in hohem Maße auf den Bezug von Ruhrkoks angewiesen sind.
S.
Die Kohlenförderung Ungarns hat sich in den letzten 5
Jahren, wie folgende Zahlen zeigen, recht günstig entwickelt. Die Förderung, die in
der Hauptsache aus Braunkohle besteht, betrug im Jahre
1923:
7709755 t
1920:
4956285 t
1922:
7117910 t
1919:
3901720 t
1921:
6119669 t
(Montan. Rundschau 1924, S. 174.)
S.
Kompressorlose Dieselmaschinen. Die Bestrebungen, bei
Dieselmaschinen den Brennstoff im fein verteilten Zustande ohne Einspritzluft in den
Zylinder einzuführen, haben in letzter Zeit beachtungswerte Erfolge erzielt. Die
Motorenfabrik Deutz baut bereits seit längerer Zeit liegende Dieselmaschinen, bei
denen eine völlige Zerstäubung bei luftloser Einspritzung dadurch erreicht wird, daß
durch einen Kolbenaufsatz im Zylinder Luftwirbel erzeugt werden, die den
eingespritzten Brennstoff gut zerstäuben. Der Brennstoffverbrauch hat sich bei
diesen Maschinen bis auf 210 gr/PS verkleinert. Bei der stehenden kompressorlosen
Dieselmaschine ist nach Abb. der ganze Verbrennungsraum in die Kolbenhöhlung
verlegt, die sich bis zum Zylinderdeckel erstreckt. In diesen Hohlraum wird durch
eine gesteuerte Brennstoffpumpe der Brennstoff eingespritzt. Die frühere glatte
Ausgestaltung des Verbrennungsraumes ist bei der neuen Maschine verlassen. Auf diese
Weise wird erreicht, daß nur eine geringe Menge des eingespritzten Brennstoffes bis
zum Kolbenboden gelangt.
Textabbildung Bd. 339, S. 251
Während man bei Lufteinspritzung bis auf 32–36 at verdichten mußte, um trotz der
Abkühlung durch die Einspritzluft noch Selbstzündung zu erreichen, wird beim
kompressorlosen Motor infolge des Wegfallens der kühlenden Einspritzluft
Selbstzündung schon bei 25 at erreicht. Die Verbrennung erfolgt dann mit einer
Drucksteigerung bei 38–40 at. An einer solchen Maschine mit 360 PS Normalleistung
wurden mit Gasöl Versuche ausgeführt, bei denen sich folgende Verbrauchszahlen Ge
ergeben haben:
¼ Belastung
Ge = 224 gr/PS-Std.
½ Belastung
Ge = 177 gr/PS-Std.
¾ Belastung
Ge = 168 gr/PS Std.
1/1
Belastung
Ge = 167 gr/PS-Std.
1/1 + 25
v. H. Belastung
Ge = 177 gr/FS Std.
Die erzielte Leistung von 472 PS konnte während 2 Stunden
durchgehalten werden und ohne daß der Auspuff sich merklich trübte. Gegenüber 360 PS
ergibt sich eine Mehrleistung von 31,1 v. H.
Die Vorteile der luftlosen Einspritzung bestehen zunächst in der Vermeidung des
mehrstufigen Kompressors mit seinen Zwischenkühlern usw. Bei einer Verdichtung von
70 at sind Oelexplosionen in den Leitungen und in den Behältern nicht ganz zu
vermeiden. Außerdem wird durch den Fortfall des Luftverdichters eine
Gewichtsverminderung und Verbilligung der Maschine erreicht und zwar bis 25 v. H.
Die Anlagekosten einer solchen neuen Maschine werden dann einer Dampfmaschinenanlage
gleicher Stärke gleich. (Der Motorwagen 1924, S. 408–411).
W.