Titel: | Selbsttätige Feuermelder. |
Autor: | Buchholtz |
Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 234 |
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Selbsttätige Feuermelder.
[Selbsttätige Feuermelder.]
Um Gebäude vor Feuersgefahr nach Möglichkeit zu schützen, sind schon viele
Vorsichtsmaßregeln getroffen und Meldeapparate gebaut worden. Feuermeldeanlagen sind
um so höher zu bewerten, je sicherer und schneller sie ein Feuer anzuzeigen
vermögen. Gerade in Räumen, in denen z.B. Waren von hohem Wert oder feuergefährliche
Stoffe lagern, und in denen sich nicht ständig Personen aufhalten, ist ein guter und
sicher arbeitender Feuerschutz besonders wichtig, ebenso in Theatern oder auf
Schiffen, wo ein Feuer, wenn es einmal entstanden ist, sich schnell auszubreiten
vermag.
Auch ein gutes und zuverlässiges Wachpersonal vermag eine entstehende Feuersgefahr
nicht immer so frühzeitig zu melden, wie die selbsttätigen Feuermelder. Diese
zeichnen sich dadurch aus, daß sie jedes Feuer ohne Mitwirkung eines Menschen schon
im Entstehen einer Alarmstelle melden und so ermöglichen, daß die Gefahr rechtzeitig
bekämpft werden kann.
Der einfachste der von der Siemens & Halske A.-G. gebauten selbsttätigen
Feuermelder ist der sogen. Schmelzlotmelder (Bild 1), der nach den Angaben des
Branddirektors Gordyn (Amsterdam) hergestellt wird. Zwei federnde Blechstreifen
werden durch eine Legierung, die schon bei 75° C schmilzt, zusammengelötet. Bei
Entstehen eines Feuers genügt schon eine kleine Hitzewelle, die Verbindung zu lösen
und damit die Kontaktstelle zu öffnen. Die Anlage arbeitet mit Ruhestrom. Sowie
durch das Oeffnen der Lötstelle der Melder in Tätigkeit tritt, wird in der Zentrale
(Portier, Wache oder andere Zentrale) am Empfangsapparat das Feuersignal
abgegeben.
Textabbildung Bd. 339, S. 233
Abb. 1.Schmelzlotmelder.
Textabbildung Bd. 339, S. 233
Abb. 2.Maximalmelder.
Eine andere Art der selbsttätigen Feuermelder ist der Maximalmelder. Er hat vor allem
den großen Vorzug, daß er auf jede beliebige Temperatur einstellbar ist, auf die er
ansprechen soll, und zwar bei der normalen Ausführung in einem Bereich von 40 bis
90° Celsius in Stufen von 5°. Eine U-förmig gebogene Arbeitsfeder befindet sich
einer zweiten Feder, der Kontaktfeder, gegenüber. (Bild 2.) Die Arbeitsfeder ist aus
zwei verschiedenen Metallen mit weit auseinanderliegenden Ausdehnungskoeffizienten
zusammengeschweißt, sie biegt sich also bei Erwärmung infolge der ungleichen
Ausdehnung der beiden Metalle. Je nachdem, ob Kontaktöffnung (für
Ruhestromschaltung) oder Kontaktschluß (für Arbeitsstromschaltung) in Betracht
kommt, liegt das Material mit dem höheren Ausdehnungskoeffizienten auf der Innen-
oder Außenseite des gebogenen Streifens. Durch Drehen einer Exzenterscheibe läßt
sich die Kontaktfeder verstellen. Hierdurch wird die Meldung früher oder später,
d.h. bei niedrigerer oder höherer Temperatur erfolgen.
Die Apparate können auch mit zwei Arbeitsfedern ausgerüstet werden, so daß bei diesen
sogen. Doppelmeldern jede der beiden Federn auf eine andere Meldetemperatur
eingestellt werden kann.
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Abb. 3. Schutzgehäuse f. Max malmelder m. federnder Aufhängung.
Zum Aufhängen des in ein korbartiges Schutzgehäuse eingebauten Melders an der Decke
oder der Wand dient ein federndes Zwischenstück, das den Melder gegen
Erschütterungen schützt (Bild 3). In Räumen, wo besonders starke Erschütterungen zu
befürchten sind (Schiffen), die unter Umständen eine momentane Trennung der Kontakte
und somit eine Meldung hervorrufen könnten, wird der Melder vorteilhaft in einer
Pendeldose aufgehängt, in der er durch eine federnde Spirale gehalten wird.
Nötigenfalls erhalten die Melder auch ein wasser- und gasdichtes Schutzgehäuse.
Eine dritte Art der selbsttätigen Feuermelder ist der sogen.
„Differentialmelder“. Ein U-förmig gebogenes, vollständig geschlossenes
Glasrohr ist in beiden Schenkeln bis über die Hälfte mit Quecksilber gefüllt. Ueber
dem Quecksilber befindet sich eine geringe Menge einer leicht verdampfenden
Flüssigkeit. In die unteren Hälften der Schenkel sind in das Glasrohr Platindrähte
eingeschmolzen, die als Zuleitungen für den Ruhestrom dienen.
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Abb. 4.Empfangseinrichtung einer selbsttätigen Feuermeldeanlage.
Der eine Schenkel des Melders besteht aus bedeutend dickerem Glase als der zweite, er
wird also die Wärme weniger schnell durch sich hindurchgehen lassen. Jeder Temperatur entspricht
bekanntlich ein gewisser Dampfdruck; es wird also in dem Schenkel mit dem dünneren
Rohre bei steigender Temperatur ein Ueberdruck entstehen und das Quecksilber daher
in diesen Schenkel fallen. Sinkt es hierbei bis unter den stromzuführenden Kontakt,
so wird der Ruhestromkreis unterbrochen und damit das Feuersignal abgegeben.
Die Differentialmelder sind unabhängig von der Anfangstemperatur, sie sprechen ledig
ich auf schnelle Temperaturänderungen an und finden daher besonders vorteilhaft in
Räumen mit schwankenden Temperaturen Verwendung. Auf Dachböden z.B. müßten
Maximalmelder im Sommer auf eine höhere Temperatur eingestellt werden als im Winter,
damit nicht die Sonnenstrahlen bereits eine Feuermeldung hervorrufen. Diese
Aenderungen der Einstellung sind beim Differentialmelder überflüssig.
Differentialmelder verwendt man nur gemeinsam mit Maximalmeldern. Bei jenen ist es
nämlich möglich, daß durch ein sich nur langsam entwickelndes Feuer (z.B.
Schwelfeuer) im Differentialmelder das Quecksilber nicht weit genug in dem dünneren
Schenkel sinkt, da dann die Wärme Zeit genug hat, in beiden Schenkeln gleichmäßig
bis in das Innere vorzudringen. Die Alarmmeldung bleibt also aus. In diesem Falle
übernimmmt der Maximalmelder die Feueranzeige.
Auf der Zentrale kommt die Feuermeldung am Empfangsapparat (Bild 4) an, wo durch das
Abfallen von Fallklappen oder durch das Aufleuchten von Glühlampen die Gefahr
angezeigt wird.
Tritt in der Anlage ein Drahtbruch auf, so wird durch besondere Schaltung erreicht,
daß dieser unterschiedlich von Feuermeldungen angezeigt wird. Dadurch ist eine
Kontrolle der Anlage auf Leitungsstörungen gegeben und wird außerdem vermieden, daß
in einem solchen Falle der Feuerwehr ein falscher Alarm gemeldet wird.
Buchholtz.