Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 203 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszüge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Der Weidlbau. Unter den sogenannten Spar- und
Schnellbauweisen, welche in der Nachkriegszeit unter dem Druck unserer
Wirtschaftsverhältnisse entstanden sind, verdient diejenige des Ingenieurs Weidl
(Leipzig), besondere Beachtung. Eine Anzahl von Bauten, die in den letzten Jahren in
Leipzig, Berlin usw. ausgeführt wurden, hat die große Bedeutung der Bauweise in
technischer und wirtschaftlicher Beziehung nach Prüfung durch anerkannte
Sachverständige dargetan.
Textabbildung Bd. 339, S. 203
Abb. 1.
Die Grundlage der Weidl-Bauweise bildet ein einseitig geschlossener T-Hohlstein (s.
Abb. 1), welcher Binder- und Läuferschicht in
sich vereinigt, und wie Abbildung 2 zeigt, im Fugenwechsel versetzt, eine feste und
tragfähige Mauer bildet. Neben dem T-Hohlstein finden noch Rechtecksteine in drei
verschiedenen Längen Anwendung, so daß sich mit diesen Steinformaten 13, 27, 41 und
55 cm starke Mauern mit den Eckverbindungen und den Tür- und Fenster-Leibungen im
zunftgerechten Verbände herstellen lassen, wodurch die Weidl-Bauweise nicht nur für
den Flachbau, sondern auch für mehrgeschossige Hausbauten, sowie für die
Grundmauerherstellung anwendbar ist, und außerdem das Einbinden von Zwischenwänden
und Pfeilern in einfachster Weise möglich wird. Große Berührungsflächen bewirken
Haftspannungen im Mauerwerk, die dem Normalziegelverbande gleichkommen, und
gestatten die Verwendung von gewöhnlichem Graukalkmörtel. Durchgehende Stoßfugen und
die damit verbundenen Nachteile werden vermieden.
Textabbildung Bd. 339, S. 203
Abb. 2.
Zur Herstellung der Steine ist von Ingenieur Weidl eine Handstampfmaschine
konstruiert worden, die die Herstellung der verschiedenen Steinformate in
einfachster und schnellster Weise gestattet, so daß sie an Leistungsfähigkeit
gegenüber den mit mechanischem Antrieb versehenen zu ähnlichen Zwecken gebauten
Maschinen nicht nachsteht.
Ein besonderer Vorteil der Weidl-Bauweise gegenüber anderen Sparbauweisen ist die
Bildung einzelner Hohlzellen im Mauerwerk durch die einseitig geschlossenen
T-Hohlsteine (Abb. 3), so daß eine stehende Luftsäule gebildet
wird, die eine vorzügliche Isolierung gegenüber Hitze, Kälte und Schall
darstellt.
Ruhende Luft ist nach physikalischen Gesetzen bekanntlich ein hervorragendes
Isoliermittel, während bei Bauweisen mit in den Wänden senkrecht oder wagerecht
durchlaufenden Hohlräumen Luftbewegungen stattfinden, die die gewollte Isolierung
stark vermindern.
Da bei der Weidl-Bauweise verhältnismäßig enge, hintereinanderliegende Hohlzellen im
Mauerwerk gebildet werden, so ist ein Ausfüllen der Hohlräume mit besonderem
Füllmaterial nicht erforderlich und auch nicht zweckmäßig, da dieses unter Umständen
Feuchtigkeit aufnimmt und bei eintretendem Frost zum Auseinandertreiben führen
kann.
Textabbildung Bd. 339, S. 204
Abb. 3.
Uebergang von Feuchtigkeit durch den Fugenmörtel kann bei der Weidl-Bauweise nicht
erfolgen, weil die Lagerfugen durch die Lufträume überbrückt bezw. von solchen
unterbrochen werden und die Stoßfugen stets länger als die Mauerstärke sind.
Da die Weidl-Steine oben geschlossen sind, kann der Maurer den Mörtel in der beim
Ziegelbau gewohnten Weise auftragen, ohne daß ein Verlust an solchem durch
Hineinfallen in die Hohlräume eintreten kann.
Die Weidl-Steine sind für den Maurer trotz ihrer Größe bequem zu handhaben, da das
spezif. Gewicht der aus Zement, Sand und Schlacke hergestellten Baukörper wesentlich
geringer als das des normalen Ziegelsteins ist. Sie geben auch infolge ihrer
besonderen Form nur wenig Bruchabfall auf der Baustelle.
Besondere Erwähnung verdient noch die durch Sachverständige erhärtete Tatsache, daß
hinsichtlich Wärmeschutz eine 27 cm starke Weidl-Wand einer 51 cm starken
Normalziegelwand gleich zu erachten ist.
Zur Kohlenstaubfrage. Ueber seine Erfahrungen mit
Kohlenstaubfeuerung beim Betriebe von 7 Hammer- und 6 Walzwerköfen berichtet W. Schmitz. Als Brennstoff wurden in der Hauptsache
getrocknete rheinische Braunkohle und Brikettabrieb, daneben aber noch verschiedene
Steinkohlensorten verwendet; der Gesamtverbrauch der Anlage an Staub beträgt rd. 60
t täglich. Der Wassergehalt des angelieferten Brennstoffs beträgt durchschnittlich
18–20 v. H., bei nassem Wetter dagegen bis zu 29 v. H.; in diesem Falle wird durch
Zusatz von Steinkohle oder trockenem Abrieb die Leistung der Oefen auf gleicher Höhe
gehalten wie sonst. Zuerst wurde ein Radscheibenblockofen, der bisher mit
Fördersteinkohle betrieben wurde, innerhalb vier Tagen und vier Nächten für
Brennstaub umgebaut, indem auf dem Planrost eine Feuerkammer aufgebaut wurde.
Bereits 4 ½ st nach Inbetriebsetzung dieses Ofens konnten die ersten 15 Scheiben
geschmiedet werden. Beim Betriebe zeigte sich bald, daß das Gewölbe den hohen
Temperaturen (1600 Grad) nicht gewachsen war, doch konnte durch entsprechenden Umbau
die Lebensdauer der Feuerkammer auf mehr als fünf Monate erhöht werden, obschon ihre
Beanspruchung infolge der Erschütterungen der Hämmer recht beträchtlich ist.
Der Ofen leistete in einem Monat bei 20 Schichten 699,2 t, wobei der gesamte
Kohlenverbrauch einschl. Anheizens 136 t betrug. Auf Grund dieser günstigen
Erfahrungen wurden nach und nach sämtliche anderen Oefen im Hammerwerk und ebenso
die Walzwerköfen auf Kohlenstaub umgestellt. Auch hier waren die Ergebnisse recht
günstig. Die Lebensdauer der Kammern im Walzwerk stieg bis auf 8 ½ Monate, der
Kohlensäuregehalt der Abgase erreichte bis zu 16 v. H. Der Flugstaub blieb mit der
übrigen Asche fast restlos in der Brennkammer zurück und wurde dort flüssig oder in
Staubform abgezogen. Es wurde schließlich auch ein Martinofen für Kohlenstaub
umgebaut und hierbei wurden gleichfalls recht günstige Ergebnisse erzielt. Das
Einschmelzen des Herdes dauerte 2 ½ Tage, während früher bei Gasbetrieb drei Tage
erforderlich waren. Die Temperatur stieg in den Brennkammern über 2000°, im Herd
über 1900° (Stahl und Eisen 1924, S. 285–287.)
Sander.
Betriebserfahrungen mit Dieselmaschinen. Ein Heißlaufen
der Lager kommt hier wegen Druckschmierung kaum vor, doch muß die ganze
Schmiervorrichtung sorgfältig ausgeführt und überwacht werden. Sind die
Zylinderlaufbuchsen und die Kolbenringe aus einwandfreiem Werkstoff hergestellt, so
kann mindestens mit einer zweijährigen Arbeitsdauer gerechnet werden, Gut
ausgeführte Brennstoff- und Auspuffventile halten bei guter Wartung außerordentlich
lange dicht. Auf dem Dieselschiff „Seekonk“ wurden mit einem Satz Ventile
16000 sm zurückgelegt.
Bei den Kompressoren ist darauf zu achten, daß die richtige Größe des schädlichen
Raumes eingehalten wird. Die Ventile sind dabei sorgfältig einzuschleifen und die
Kolbenringe müssen richtig eingepaßt sein. Die Schmierung muß einwandfrei arbeiten,
ebenso ist darauf zu achten, daß die Zwischenkühler eine gute Kühlwirkung
ausüben.
Besondere Sorgfalt beanspruchen die Hilfsmotoren, da sie Schnelläufer sind und unter
stets wechselnder Belastung arbeiten. Nach einjähriger Betriebsdauer sind sie auf
jeden Fall genau zu untersuchen.
Bei dem Dieselmotorschiff „William Penn“ mit 4500 PSi betrug der
Schmierölverbrauch in 24 Stunden:
Zylinderschmierung
41
Liter
Kompressoren
4,5
„
Teleskop-Schmierung
10,2
„
Handschmierung
2,3
„
Drucklager
4,5
„
Zylinderschmierung für 1 Hilfsmotor
4,5
„
Handschmierung für Hilfsmaschinen
0,6
„
andere Hilfsmaschinen
0,6
„
–––––––––––
Gesamtverbrauch
68,2
Liter
Beim Motorschiff „Seekonk“ mit 2250 PSi betrug der
Schmierölverbrauch 36,3 Liter. (Mar. Engg. and Shipp. Age, März 1924.)
W.
Autogene Aluminium-Schweißung. Da das Aluminium im
Leichtmotorenbau immer größere Verwendung als Baustoff findet, so hat man bereits
seit mehr als 25 Jahren versucht, Aluminium autogen zu schweißen. Diese Bemühungen
waren aber längere Zeit ohne Erfolg, da die außerordentliche Oxydationsfähigkeit des
Aluminiums eine einwandfreie Schweißnaht verhinderte.
Der bekannte Erfinder Schoop in Zürich, der bereits auf dem Gebiete des
Metall-Spritzverfahrens mit Erfolg gearbeitet hat, brachte auch hier eine gute
Lösung des schwierigen Problems. Das Verfahren besteht im Wesentlichen darin, daß
das bei der Schweißung auftretende Aluminiumoxyd restlos auf chemischem Wege entfernt wird, um in
der Schweißnaht reines metallisches Aluminium zu erhalten. Hierzu dient ein
Schweißpulver, das aus einer Mischung von Haloiden und Alkalimetallen besteht.
Dieses Verfahren hat besonders die chemische Fabrik Griesheim nach den deutschen
Patenten Nr. 315231 und 319684 ausgebildet. Dabei ist es gleichgültig, ob es sich um
gewalztes, gezogenes oder gegossenes Aluminium handelt. Untersuchungen haben
ergeben, daß die Festigkeit der hierbei entstehenden Schweißnaht vollkommen dem
ungeschweißten Aluminium gleichkommt. Dieses Verfahren kann auch dazu verwendet
werden, Aluminium mit anderen Metallen, insbesondere mit Kupfer, Messing und Eisen,
wenn dieses an den Schweißstellen sorgfältig verzinnt wird, zu verbinden. Bei dem
neuen Verfahren sind die allgemeinen Regeln des autogenen Schweißens zu
berücksichtigen. Man kann sowohl mit Wasserstoff als auch mit Acetylen schweißen. Da
das Aluminium bereits bei 650 ° schmilzt, ist bei geringen Wandstärken die
Wasserstoff-Flamme vorzuziehen, da hier keine so hohen Temperaturen wie bei
Acetylenflammen auftreten.
W.
Abscheidung von Ammoniak aus unter Hochdruck stehenden
Gasen. Die Gewinnung des synthetisch erzeugten Ammoniaks aus den unter
Hochdruck stehenden Gasen durch Absorption ist mit gewissen Schwierigkeiten
verknüpft, weshalb man das Absorptionsmittel nicht wie üblich im Gegenstrom zum Gas,
sondern im Gleichstrom mit diesem durch gekühlte Rohrsysteme hindurchzuführen
vorgeschlagen hat. Man kann aber die Absorption des Ammoniaks auch in Rieseltürmen
mittels eingepreßten Wassers im Gegenstrom vornehmen, wenn man nach dem D.R.P.
374774 (Kl. 12k) der Badischen Anilin- und Sodafabrik
dafür sorgt, daß die gewaschenen Gase sowie die gewonnene Ammoniaklösung aus dem
Absorptionsapparat noch heiß austreten und daß beiden die in ihnen enthaltene Wärme
erst außerhalb des Apparates entzogen wird. Dies kann entweder in der Weise
geschehen, daß man den Rieselturm nur wenig kühlt oder daß man die Gase sehr rasch
hindurchleitet. Wenn man auf diese Weise auch eine Ammoniaklösung von geringerer
Konzentration (25–30 v. H.) als sonst erhält, so hat das Verfahren doch den Vorteil,
daß die Apparate kleiner und einfacher sind. Wenn die Ammoniaklösung aufbewahrt oder
versandt werden soll, kann sie außerhalb der Absorptionsapparatur in einfachen,
leicht zugänglichen Kühlern nachträglich abgekühlt werden.
Handelt es sich dagegen um die Gewinnung von Ammoniakgas für die Weiterverarbeitung
auf Salze usw., so braucht man nur die aus dem Absorptionsapparat austretende heiße
Ammoniaklösung zu entspannen, wodurch ein großer Teil des in ihr enthaltenen
Ammoniaks unmittelbar in gasförmigem Zustand erhalten wird. Der Rest des Ammoniaks
kann dann noch aus der durch die Entspannung abgekühlten und schwächer gewordenen
Ammoniaklösung zum größten Teile ausgetrieben werden, indem die Lösung mit den aus
dem Absorptionsapparat austretenden heißen Restgasen erwärmt wird, z.B. indem man
sie über die von diesen Gasen durchströmten Rohre leitet. Die schließlich
zurückbleibende, sehr verdünnte Ammoniaklösung kann wieder als Waschmittel für die
Absorption von weiterem Ammoniak aus dem Hochdruckgas verwendet werden. Es gelingt
also auf diese Weise, das in den Hochdruckgasen enthaltene verdünnte Ammoniak
auf einfachem Wege ohne besonderen Energieaufwand in hochprozentiges, für die
Weiterverarbeitung geeignetes Ammoniakgas überzuführen.
Sander.
Das Walchensee-Kraftwerk. Nach Ueberwindung zahlreicher
Schwierigkeiten ist dieses Werk vollendet. Die Bauanlagen zerfallen in drei Teile:
Die Verbindung der Isar mit dem Walchensee, die Anlagen, die den Walchensee mit dem
Kochelsee verbinden, mit der Kraftanlage von 200 m Gefälle, und endlich die Anlagen
zur Ableitung des dem Kochelsee zugeführten Wassers zur Isar. Der große Umfang der
Arbeiten geht aus folgenden Zahlen deutlich hervor: Es wurden in 18 Millionen
Arbeitstunden 27000 t Kohle, 30000 t Zement, 4300 t Eisen, 115 t Sprengstoffe, 17000
m3 Holz und 3 Millionen Stück Ziegelsteine
verbraucht. Der Wasserinhalt des Walchensees wird zu 110 Mill. m3 angegeben, die Turbinenleistung zu 168000 PS,
wobei durchschnittlich 22000 kW geliefert werden können, die Jahresleistung beträgt
160 Millionen kWh. Zur Beförderung der schweren Turbinenteile, Oelschalter und
Transformatoren über den Kochelsee mußte eine eigene Fähre gebaut werden.
(Zeitschrift „Wasserkraft“, 15. Mai 1924.)
W.
Schieferölgewinnung in Schweden. Der mit staatlicher
Unterstützung in Kinnekulle (Nordschweden) errichtete Versuchsbetrieb zur
Oelgewinnung aus Schiefer nach dem Verfahren der Ingenieure Berg und Larsson hat ergeben, daß die tim
kleinen Maßstab gemachten Erfahrungen auch im Großbetrieb verwertbar sind. Es
konnten aus den schwedischen Schiefern in guter Ausbeute Rohöle von einwandfreier
Beschaffenheit gewonnen werden, und die Kosten der Oelgewinnung sind, abgesehen von
dem Werte der Nebenprodukte, so gering, daß das schwedische Oel angeblich mit
anderen Oelen auf dem Weltmarkt in Wettbewerb treten kann.
Der Retortenofen wird von oben mit Schiefer gefüllt, während die Rückstände am
unteren Ende selbsttätig ausgestoßen werden. Die zur Beheizung der Retorten
notwendige Wärme wird ausschließlich durch die Verbrennung des Schieferkokses im
unteren Ofenteile erzeugt. Die Durchgangszeit des Materials durch die Retorten
beträgt etwa 20 Minuten; je weiter das Material herabrutscht, in um so heißere Zonen
gelangt es. In der Zone, wo die Oelbildung stattfindet, wird überhitzter Dampf
eingeführt; die für die Oelbildung erforderliche Temperatur kann auf einfache Weise
nach Bedarf geregelt werden.
Der Durchsatz des Versuchsofens beträgt etwa 10 t im Tage, woraus etwa 400 kg Oel von
10000 WE/kg und etwa 600 cbm Gas von 4000 WE/cbm gewonnen werden. Die
Destillationsrückstände, die etwa 70 bis 75 v. H. des durchgesetzten Schiefers
ausmachen, lassen sich zur Herstellung von Ziegeln verwenden, die sich auf 22 Kr. je
1000 Stück stellen.
Eine Anlage für 50 t Durchsatz im Tage stellt sich einschl. Zerkleinerungsmaschinen,
Kondensation, Oel- und Gasbehältern, Rohrleitungen und Maschinen auf etwa 75000 Kr.
In Kinnekulle kommen in der Nähe der Schieferlager gleichzeitig ausgezeichnete
Rohstoffe für die Fabrikation von Zement vor. Durch Verwendung des Schiefergases für
die Beheizung von Kalk- und Zementöfen könnten in einer solchen Anlage jährlich
insgesamt 500000 hl gebrannter Kalk, 10000 t Oel und 200000 Faß Zement im
Gesamtwerte von 2,4 Mill. Kr. gewonnen werden. (Chem. Industrie, 46. Jahrg., S.
670.)
Sander.
Zur Einwirkung von Glimmentladungen auf Urteere. Der
hohe Gehalt der Urteere an ungesättigten Kohlenwasserstoffen bereitet bei der
Verwendung dieser Oele zu Schmierzwecken gewisse Schwierigkeiten, woraus sich die
Aufgabe ergibt, diese ungesättigten Bestandteile zu entfernen bzw. sie in gesättigte
Verbindungen zu verwandeln. Einen Weg hierzu weist Dr. E. Eichwald in einer interessanten Abhandlung in der „Zeitschr. f. angew.
Chemie“ 1923, S. 611. Frühere Untersuchungen haben bereits ergeben, daß bei
der Einwirkung von Wechselströmen auf fette Oele infolge von Ionen- oder
Elektronenstoß Wasserstoff abgespalten wird, der sich an ungesättigte Verbindungen
anlagert, und daß die Restmoleküle, von denen der Wasserstoff abgeschleudert wurde,
sich unter Polymerisation zu höheren Molekülen, sogenannten Voltolölsäuren,
verbinden. Aehnliche Ergebnisse wurden bei der Einwirkung von Glimmentladungen auf
die höher siedenden Urteerfraktionen erhalten. Ein Oel z.B., das 42 % gesättigte und
58 % ungesättigte, vorwiegend aromatische Kohlenwasserstoffe enthielt, lieferte bei
dieser Behandlung infolge von Hydrierungen und Polymerisationen 69 % gesättigte und
31 % ungesättigte Kohlenwasserstoffe, die wiederum im wesentlichen aromatischen
Charakter hatten. Der Gehalt des Oeles an gesättigten Verbindungen hat also durch
die Einwirkung der Glimmentladungen wesentlich zugenommen. Zugleich stieg auch die
Viskosität des Urteeröles von 2,3 auf 37,5 Englergrade bei 50° C. Die Einzelheiten
der Reaktion, die sich in dem Ode unter der Einwirkung der Glimmentladung abspielt,
sind noch nicht restlos aufgeklärt, es scheint aber, daß die ungesättigten
aliphatischen und die aromatischen Bestandteile des Oeles sich miteinander zu neuen
Komplexen verbinden, und zwar in um so stärkerem Maße, je reicher das ursprüngliche
Oel an ungesättigten aliphatischen Anteilen ist. Dies wurde durch gesonderte
Behandlung von Mischungen, die aus vorher genau untersuchten ungesättigten Oelen mit
reinem aromatischen Oel hergestellt waren, bewiesen. Im ersten Falle, wo ein schwach
ungesättigtes Oel verwendet wurde, sank der Gehalt der Mischung an ungesättigten
Stoffen von 56 auf 45 %, im zweiten Falle dagegen, wo ein stark ungesättigtes Oel
zur Anwendung gelangte, von 55 auf 39 %. Diese interessanten Versuche berechtigten
zu der Hoffnung, daß es auf diesem Wege gelingen wird, aus den Urteerölen ohne
übermäßig große Kosten brauchbare Schmieröle herzustellen.
Sander.
Preisausschreiben für ein wärmewirtschaftlich-pädagogisches
Merkblatt.Aufgabe. Mit geringerer Kohle besser zu heizen, ist eine
Lebensfrage des deutschen Volkes. Sie kann nur gelöst werden, wenn alle mitwirken.
Auch an die Schulen ist der Ruf zur Mitarbeit ergangen. Es handelt sich darum,
brennstoft- und wärmewirtschaftliche Gedankengänge in alle Lehrfächer mit einzuflechten, also
beispielsweise:
in den Geschichtsunterricht den Hinweis auf die Umgestaltung der
Machtverhältnisse und des Kulturlebens durch die Kohle, Entstehung der
Industriestaaten, –
in den Erdkundeunterricht den Einfluß der Kohlenlagerstätten auf
die Bevölkerungsdichte und die Verkehrsverbindungen, –
in den Rechenunterricht die Anwendung der Regeldetri auf den
Vergleich zwischen Anschaffungs- und Betriebskosten von Feuerungs- und
Heizeinrichtungen, auf einfache Kostenvergleiche der Wärmeeinheit in Gestalt
verschiedener Brennstoffe, auf die multiplikative Wirkung der Ersparnisse des
Einzelnen für die ganze Nation, usw. usw. –
in den deutschen Unterricht zweckmäßige Aufsatzthemen über den Weg
der Kohle vom Fundort bis zum Verbrauch und die Bedeutung der Brennstoffe,
belehrende und fesselnde Darstellungen aus dem Gebiete der Brennstoff- und
Wärmeerzeugung und -Verwendung als Lesestoff usw., –
in den Naturkundeunterricht die Anwendung der Naturgesetze auf
Bedienung der Feuerung, Schornsteinzug, Wärmedurchgang usw. usw.
Alles dies sind nur Andeutungen und Beispiele. Das Feld, um das es sich etwa handelt,
ist näher erläutert in Schriften wie: „Erziehung zur sparsamen
Brenstoffverwendung“, herausgegeben von der Hauptstelle für Wärmewirtschaft,
Darmstadt, Heidelberger Straße 129, – „Wärmewirtschaft des Hausbrandes im
Unterricht unserer Schulen“ im Auftrage des Reichskohlenrates, bearbeitet
von J. Riedl, städtischer Schuldirektor München, München 1922, Verlag Albert Mahr,
u.a.m.
Da es unmöglich ist, diese Gedankengänge in den bestehenden Leitfäden und Lehrbüchern
ohne weiteres aufzunehmen und schnell genug zu verbreiten, so handelt es sich darum,
ein kurzes Merkblatt für den Lehrer zu schaffen, das nach den verschiedenen
Unterrichtsgegenständen geordnet ist und
1. stichwortartig die Gedankengänge andeutet, die den Schüler
zu besserem Verständnis des Wertes der Brennstoffe und der Bedeutung des
Haushaltens mit ihnen führen sollen;
2. genaue Angaben (z.B. Rechenaufgaben) und genaue Hinweise
(z.B. Buchtitel, Buchverleger, Seitenzahl, Preis des Buches oder der Schrift,
Aufsatz, Zeitschrift, Jahrgang, Heftnummer, Bezugsanschrift usw.) enthält, wo
die Unterlagen zu finden sind, die man dem Unterricht ohne große Kosten zugrunde
legen kann.
Preise. Für die beste Lösung dieser Aufgabe setzt der
Reichskohlenrat in Verbindung mit dem Preußischen Ministerium für Unterricht, Kunst
und Volksbildung drei Preise von 500, 300 und 200 Mark aus.
Beteiligung. Die Beteiligung an dieser Bewerbung steht
jedermann frei.
Bedingungen. Der Text nebst allen Beispielen, Aufgaben,
Nachweisen usw. soll in gutem kurzem Deutsch, wo angängig stichwortartig, abgefaßt
und ohne weiteres klar verständlich, besonders sorgfältig und übersichtlich
gegliedert und gut leserlich sein und nicht mehr Raum in Anspruch nehmen, als etwa
1600 Worte. Er muß mindestens in zweifacher Ausfertigung eingesandt werden (Original
und Durchschlag). Der Bewerber oder die Bewerberin darf aus der Einsendung nicht zu
erkennen sein; vielmehr muß die Bewerbung mit einem Kennwort versehen sein, und ein
Briefumschlag, der als Aufschrift dieses Kennwort trägt und einen Zettel mit Namen
und Anschrift des Einsenders enthält, ist der Bewerbung verschlossen beizufügen. In
dieser Form ist die Bewerbung dem Technisch-wirtschaftlichen
Sachverständigenausschuß für Brennstoffverwendung beim Reichskohlenrat, Berlin W 62,
Wichmannstraße 19, bis spätestens zum 1. Dezember zu übermitteln, da später
eintreffende Bewerbungen nicht berücksichtigt werden können.
Preisgericht. Das Preisgericht setzt sich zusammen aus: 1.
Ministerialrat Professor Dr. Metzner, als Vertreter des
Preußischen Ministeriums für Unterricht, Kunst und Volksbildung; 2. Studienrat Hans
Matthée, als Vertreter der Pr. Staatlichen Hauptstelle für den
Naturwissenschaftlichen Unterricht; 3. Rektor Willy Müller, als Vertreter des Deutschen Lehrervereins; 4. Direktorder
Beuthschule (Berlin) C. Volk, als Vertreter des Deutschen
Ausschusses für technisches Schulwesen; 5. Professor Eberle, Leiter der Hauptstelle für Wärmewirtschaft; 6. Schuldirektor Riedl, Geschäftsführer des Bayrischen
Wärmewirtschaftsverbandes; 7. dem unterzeichneten Vorsitzenden oder Geschäftsführer
des Sonderausschusses des Reichskohlenrates für Hausbrandfragen.
Rechte und Pflichten des Preisgerichtes. Das Urteil dieses
Preisgerichtes ist endgültig unter Ausschluß des Rechtsweges. Das Preisgericht ist
berechtigt, die Preise anders zu staffeln. Das Ergebnis wird auf dem gleichen Wege
wie dieses Preisausschreiben mit den Namen der Preisträger veröffentlicht.
Jedes preisgekrönte Merkblatt wird dadurch Eigentum des Reichskohlenrates. Es
kann mit werden. Das Preisgericht hat das Recht, auf Grund der preisgekrönten
Bewerbungen mit Benutzung auch anderer eingelaufener Bewerbungen ein Mustermerkblatt
zusammenzustellen. Irgendwelche Rückfragen können an den Sachverständigenausschuß
für Brennstoffverwendung beim Reichskohlenrat (Postanschrift siehe oben) gerichtet
werden.
Der Preußische Minister
für Unterricht, Kunst und Volksbildung:
Boelitz.
Reichskohlenrat, Sonderausschuß für Hausbrandtragen:
zur Nedden,
Bolstorff,
Geschäftsführer. Vorsitzender.