Titel: | Ueber Kugellager. |
Autor: | P. Martell |
Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 48 |
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Ueber Kugellager.
Von Dr. P. Martell.
MARTELL, Ueber Kugellager.
Bevor wir auf die technische Bedeutung und Fabrikation des Kugellagers eingehen,
wollen wir einige historische Daten vorausschicken. Das moderne Kugellager hat
einige althistorische Vorläufer, wenn auch die heutige vielseitige Verwendbarkeit
und die neuzeitliche technische Gestaltung des Kugellagers verhältnismäßig jüngeren
Ursprungs ist. Bereits im Jahre 1794 wurde beim Bau der Old Trinyty Church zu
Lancaster in Pennsylvanien ein Rollenlager zum Tragen einer 70 kg schweren
Wetterfahne benutzt. Bei Freilegung dieses Kugellagers zwecks Reparatur im Jahre
1909 zeigte es sich, daß die aus Bronze bestehenden, 30 mm großen Kugeln sich bis
auf 19 mm abgenutzt hatten. Entsprach auch dieses alte amerikanische Kugellager
nicht unseren heutigen technischen Auffassungen, so hat es doch anderseits weit über
100 Jahre seinen Dienst gut versehen. Auch in Deutschland sind die Versuche mit
Kugellagern ziemlich alt; so ließ im Jahre 1845 die Sayner - Hütte in Sayn-Neuwied
a. Rh. ihre Hebekräne mit Kugellagern ausrüsten; zwei Jahre später stellte die
bayrische Staatsbahn Versuche mit einem Rollenlager des Barons v. Rudorffer an. Ein
im Jahre 1853 von einem Amerikaner zum Patent angemeldetes eigenartiges Kugellager,
dessen Außenring aus Gummi bestand, blieb praktisch bedeutungslos. Krupp benutzte
schon 1871 bei seinen Hebezeugen und einigen Maschinen Kugellager; im Jahre 1885
wurden durch Krupp Kugellager zur Lagerung drehbarer Lafetten von Schiffsgeschützen
verwendet. Im Jahre 1878 erteilte das deutsche Patentamt einem Georg Weckamp aus
Budapest ein Patent auf Kugellager für Rollwagen, eines der ersten deutschen Patente
dieser Art.
Bei allen diesen Kugellagern handelte es sich jedoch um solche, die für Sonderzwecke
von Fall zu Fall hergestellt wurden. Es war nicht das heutige, auf Massenherstellung
berechnete Kugellager, das der vielseitigsten Verwendung dient. Der dem Kugellager
zum Grunde liegende technische Gedanke strebt nach einer Verminderung der
Reibungsverluste, um so dem älteren Gleitlager überlegen zu werden. Bei der
Gleitlagerung sind die Berührungsflächen zwischen den sich bewegenden Teilen
verhältnismäßig groß; hier waren von Anfang an dem technischen Fortschritt, der auf
eine Verminderung der Reibungsflächen abzielte, gewisse, nicht zu überschreitende
Grenzen gezogen. In dem Ringschmierlager hat das Gleitlager zurzeit seine technisch
vollkommenste Form gefunden. Die Bestrebungen nach einer Verminderung der
Reibungsflächen sollten dann in der modernen Ausbildung des Kugellagers einen
epochenmachenden Fortschritt erzielen, denn jetzt war die kraftzehrende
Flächenberührung in eine Punktberührung umgewandelt. Bahnbrechend wurde das moderne
Kugellager erst in dem Augenblick, als es gelang, durch Massenherstellung den Preis
der Kugeln soweit herabzusetzen, daß mit dem alten Gleitlager ein Wettbewerb möglich
war. Den größten Aufschwung nahm die Kugellagerherstellung mit dem Aufkommen des
Fahrrades, dessen technische Grundlage es nahezu bildet. Ursprünglich war das
Fahrradkugellager ein sogenanntes Konuslager, das aus dem auf der Achse befestigten
Konus und dem Teiler bestand, zwischen denen die Kugeln liefen. Wenn auch das
Konuslager durchaus imstande war, sowohl Achsial- wie Radialdrucke aufzunehmen, so
ergab sich im Laufe der Zeit doch, daß das Konuslager größeren Beanspruchungen nicht
gewachsen war.
Ueberaus wertvoll für die weitere Entwicklung des Kugellagers waren die auf diesem
Gebiet durchgeführten Arbeiten der Zentralstelle für wissenschaftlich technische
Untersuchungen zu Neubabelsberg bei Berlin, die von dem Leiter der Anstalt Prof.
Stribeck im Jahre 1909 durchgeführt wurden. Bei diesen Untersuchungen handelte es
sich darum, die für den Maschinenbau bestgeeigneten Bauformen von Kugellagerungen zu
ermitteln und theoretisch zu begründen. Die Versuche betrafen in der Hauptsache
Feststellungen über die Tragfähigkeit der Kugellager bei Verwendung verschiedenen
Materials; es galt, die günstigste Form der Laufringe für die Kugeln und andere
Lagerteile bei verschiedenen Belastungen und Umdrehungszahlen ausfindig zu machen.
Bei diessen Versuchen ergab sich, daß das Laufringlager die günstigsten Bauformen
des Kugellagers darstellt. Es zeigte sich dem Konuslager überlegen, denn das
Laufringlager war sowohl großem Lagerdrucke als auch hohen Umdrehungszahlen
gewachsen.
Während das Kugellager sich von Anfang an für kleine Belastungen sehr schnell
bewährte, traten bei schwer belastetem Lager vielfach Mißerfolge ein, die das
Kugellager in einen unverdient schlechten Ruf brachten. Aehnliche Erfahrungen wurden
anfangs mit den Rollenlagern gemacht. Da naturgemäß Leistung und Lebensdauer des
Kugellagers von der Größe der Belastung abhängt, sah man hierin den Schwerpunkt der
Fabrikation. In Katalogangaben ist daher oft die Neigung zu beobachten, zu hohe
Belastungsangaben zu nennen. Die Bruchfestigkeit der Kugeln spielt daher eine große
Rolle. Die Stribeckschen Versuche haben ergeben, daß bei den gebräuchlichen
Kugeldurchmessern bis zu 1 ½ engl. die Bruchbelastung zu 3500 bis 7000 D2 gesetzt werden kann, wenn D der Durchmesser in
cm ist. Bei gebrochenen Kugeln ist das Aussehen der Bruchfläche von Bedeutung, denn
sie gibt darüber Aufschluß, ob die Härtung der Kugel sich gleichmäßig durch das
ganze Innere erstreckte. Kugeln mit nur dünner, harter Kruste und weichem Innern
sind in der Regel den zulässigen Beanspruchungen nicht gewachsen. Ansich gibt nun
die Bruchfestigkeit der Gußstahlkugeln für die Güte keinen Ausschlag, denn die
Zerstörung der Kugeln in den Lagern erfolgt nur selten durch Bruch, sondern meist
durch Ausspringen kleiner Stücke. Wichtiger ist daher die Ermittlung der Belastung,
bei welcher der erste Sprung auf der Kugel eintritt. Drückt man zwei Kugeln
gegeneinander, dann wird fast immer der erste Sprung ein die Druckfläche umgebender
Kreissprung sein. Nicht selten zeigt sich dieser Kreissprung schon bei Belastungen,
die noch in den Grenzen der Zulässigkeit liegen. Längsrisse treten in der Regel viel
später auf. Bemerkenswert ist, daß die Sprünge oft mit bloßem Auge gar nicht
erkennbar sind, mikroskopisch bestehen manchmal Schwierigkeiten. Gewißheit erlangt
man erst durch das bekannte Verfahren, die Kugeln mit verdünnter Salzsäure zu ätzen,
wodurch auch die feinsten Sprünge sofort in die Erscheinung treten. Prof. Stribeck
fordert für Kugeln bis 1 ¼'' engl. Durchmesser als Sprungbelastung 550 bis 700 D3 kg (D in cm). Die hergestellten Größen der
Gußstahlkugeln bewegen sich in der Regel zwischen 0,8 bis 203 mm (8'' engl.)
Durchmesser.
Bei den Ring- oder Traglagern kommt ein innerer und ein äußerer Laufring in Betracht,
zwischen welchen in eingeschliffenen Rillen die Kugeln laufen. Die Kugeln füllt man
durch eine im Außenring befindliche Oeffnung ein, die durch eine Schraube
verschließbar ist. Diese veraltete Bauart konnte nicht befriedigen, so wenig wie die
zur Einfüllung der Kugeln vorgesehene seitliche Aussparung, die stets eine für die
Haltbarkeit der Ringe gefährliche Schwächung bedeutete, Es bezeichnete daher einen
Fortschritt, als Conrad im Jahre 1902 den inneren Ring exzentrisch gegen den äußeren
vorschob, um so die Kugeln einzubringen. Man brachte den inneren Ring dann wieder in
die zentrische Lage zurück und verteilte die Kugeln gleichmäßig auf den Umfang. Ein
Käfig hält die Kugeln in ihrer Lage fest zu einander. Die Einführung des Käfigs war
schon vorher erfolgt, um das von den Kugeln verursachte Geräusch zu vermindern.
Es haben sich verschiedene Bauformen des Käfigs herausgebildet; es sind Käfige aus
Eisen- oder Metallblech, sowie auch aus gegossenen Metallegierungen anzutreffen; der
Käfig oder Kugelkorb hat die Aufgabe, das Auseinanderschleifen der Kugeln zu
verhindern. Wo eine starke Belastung in Frage kommt, werden die Lager mit zwei
Kugelreihen ausgeführt. Neben diesen hauptsächlich auf achsialen Druck beanspruchten
Kugellagern sind noch die Stützkugellager zu erwähnen, die aus einer oberen und
unteren Spurplatte bestehen, die durch die Kugeln voneinander getrennt werden. Auch
beim Stützkugellager erhalten die Kugeln durch einen Käfig Führung, der in seiner
Bauart von der des Traglagers abweicht. Traglager und Stützkugellager sind die
Grundformen des neuzeitlichen Kugellagers; daneben erscheinen in Sonderfällen
Lagerungen, die eine Verbindung der beiden genannten Bauformen darstellen. So gibt
es doppelte Traglager, doppelte Stützkugellager, vereinigte Stütz- und Traglager
usw.
Die Kugellagerherstellung ist technisch nicht ohne Schwierigkeiten, da bei billigen
Preisen trotz Massenartikel die größte Genauigkeit in den Abmessungen der! Kugeln
gefordert wird. Es handelt sich hier um höchste Präzisionsarbeit, da bei der
Kugelherstellung lediglich Abweichungen von nur einhalb bis zweitausendstel
Millimeter von der geforderten Größe als zulässig betrachtet werden. Demgemäß ist in
der Kugelherstellung das Prüf- und Maßwesen zur höchsten Vollkommenheit gediehen.
Ueberwiegend werden die Kugeln aus Chromnickelstahl hergestellt, nur selten werden
andere Stahllegierungen herangezogen. Die Fabrikation vollzieht sich in der Form,
daß das rohe Stahlstück zunächst in die ungefähre Kugelform gepreßt wird und zwar
sowohl im warmen wie im kalten Zustande, die so vorgepreßte rohe Kugelform wird dann
auf Vorschleifmaschinen von den größten Ungenauigkeiten befreit. Durch eine etwas
exzentrisch zum Schleiftisch angeordnete Schleifscheibe werden die Kugeln unter
andauerndem Drehen gleichmäßig geschliffen, die vorgeschliffenen Kugeln werden nun
in gasbeheizte Gläschen gebracht, wo sie unter langsamem Hindurchrollen einer
gleichmäßigen Erwärmung ausgesetzt werden, um hiernach in das Härtebad zu fallen.
Nunmehr schließt sich das wichtige Fertigschleifen der gehärteten Kugeln an, das
durch eine Schleifmaschine von besonderer Art bewirkt wird. Es handelt sich um zwei
wagerechte, im entgegengesetzten Sinne drehende Scheiben, deren senkrechte Achsen
ein wenig exzentrisch gelagert sind und die sich während des Ganges leicht
verschieben. Durch diese Bauart wird ein Unrundlaufen der Kugeln vermieden. Das
Schleifmaterial wird gepulvert und mit Oel gemischt benutzt. Von den
Schleifmaschinen nehmen die Kugeln ihren Weg in Poliertrommeln, die aus Gußeisen
hergestellt, sich um schräg zur Trommelrichtung gestellte Achsen drehen. Unter
langsamer Drehung der Trommeln schleifen sich die Kugeln in dem mit Oel gemischten
Schmirgelstaub gegenseitig ab, so daß auch die letzten Ungleichheiten verschwinden.
Diese Polierarbeit erfordert einen Zeitraum von 2 Tagen. Das Fertigpolieren geht in
gleich gebauten Trommeln vor sich, in denen sich eine Mischung von Wiener Kalk und
Oel befindet. Das Fertigpolieren verlangt ebenfalls zwei Tage. Der eigentliche
Hochglanz beruht auf einem besonderen Verfahren. Hierfür sind Holztrommeln
vorgesehen, die als Poliermittel Leder enthalten. Die Hochglanzpolitur nimmt einen
Tag in Anspruch. Für Kugeln mit größerem Durchmesser sind abweichende Vorrichtungen
notwendig.
Große Bedeutung in der Kugelfabrikation kommt der Untersuchung der Kugeln auf Fehler
zu. In der Regel wird diese Arbeit von zwei Arbeiterinnen ausgeführt, dergestalt,
daß durch ein Stück Pergamentpapier das auf eine mit Kugeln belegte Glasplatte
fallende Licht abgeblendet wird, bei welchem Verfahren die feinsten
Unregelmäßigkeiten zutage treten. Es schließt sich eine Dampfprobe an, durch welche
die feinsten, dem bloßen Auge sonst nicht sichtbaren Haarrisse deutlich in die
Erscheinung treten. Bei der Dampfprobe liegen die Kugeln gleichfalls in einer
größeren Zahl auf einer Glasplatte und werden hier mit einer feinen Düse mit Dampf
bestrahlt. Die als völlig einwandfrei befundenen Kugeln erfahren dann in Sortiermaschinen von
höchster Präzision die letzte Prüfung hinsichtlich Größe und Rundung. Die Verpackung
geschieht nach genauer Sortierung in Pappkasten. Eine richtige Härtung der Kugeln
ist natürlich von großer Bedeutung; bei großen Kugeln gestaltet sich die Härtung
schwierig, da diese manchmal nicht bis in den innersten Kern vordringt, der dann
weich bleibt. Dies schließt für die Kugel eine gewisse Gefahr ein, da bei großer
Pressung diese bis zu dem Kern vordringt. Als Vorzüge des Kugellagers gegenüber dem
Gleitlager sind folgende zu nennen: Fortfall des Einlaufens bei schwerer Belastung
und großen Geschwindigkeiten, das bei Gleitlagern notwendig ist, denen manchmal
hieraus Schwierigkeiten erwachsen. Ein Vorzug ist auch die Kürze der Kugellager.
Gleitlager müssen bei großen Geschwindigkeiten und schwerer Belastung oft
unverhältnismäßig lang gebaut werden, wodurch wegen der schwierigen Wärmeabführung
die Gefahr des Anfressens besteht. Kugellager sind leichter von Staub und Oelschmutz
frei zu halten als die Laufflächen der Gleitlager. Einreihige Kugellager gewähren
der Welle mäßige Pendelbewegungen, so daß also geringere Verbiegungen der Welle und
kleine Aufstellungsfehler das Kugellager nicht ungünstig beeinflussen. Der
Anlaufwiderstand des Kugellagers ist von Anfang an fast konstant. Da die
Lagerreibung sehr gering ist, eignet sich das Kugellager für hohe Umdrehungen. Ein
Vorteil ist auch der geringe Oelbedarf. Zur Kugellagerschmierung wird entweder ein
konsistentes Fett, Vaseline oder ein säurefreies Oel genommen. Im allgemeinen
benötigen Kugellager erheblich weniger Schmierung als Gleitlager, dennoch darf auch
beim Kugellager die Schmierung nicht fehlen; da sich sonst sowohl Kugeln wie Ringe
gegenseitig angreifen. Bei Transmissions-Kugellagern, die zweckmäßig mit
konsistentem Fett geschmiert werden, empfiehlt es sich, die Gehäuse mit dem Fett zu
füllen. Das Nachfüllen des Schmiermaterials hat monatlich einmal zu erfolgen. Es ist
darauf zu achten, daß bei jeder Transmissionswelle ein Kugellager und zwar das am
wenigsten radial belastete im Gehäuse gegen achsiale Verschiebung fixiert sein muß.
Wenn angängig, ist es am richtigsten, dieses Lager etwa in der Mitte des
Wellenstranges anzuordnen. Vor dem Einbringen in das Gehäuse muß die
Spannhülsenmutter des Lagers festgezogen und durch Anziehen der Sicherungsschraube
fixiert werden. Das zur Aufnahme dieses Lagers bestimmte Gehäuse zeigt eine
abweichende Bauart; der Außenring des Lagers wird in diesem Fall ohne seitliches
Spiel eingepaßt. Die anderen Lager werden durch Festziehen der Spannhülsenmutter,
sowie mittels Sicherungsschrauben auf der Welle befestigt. Hierbei ist zu
prüfen, ob der Außenring des Lagers nicht einseitig gegen eine Gehäusewand anliegt.
Ein derartiges Anliegen würde sich in dem Augenblick als schädlich erweisen, wo
durch Temperaturschwankungen Längeänderungen der Welle auftreten. Hieraus folgt, daß
bei jedem Wellenstrang nur der Außenring eines Lagers beiderseitig fixiert werden
darf; alle anderen Lager müssen seitlich frei sein, um den Drehungen der Welle
folgen zu können. Kommen stärkere Transmissionswellen unter Verwendung von
Stahllagern in Betracht, so können in der Wellenrichtung geteilte Gehäuse verwendet
werden. In diesem Fall werden die Kugellager und etwaige andere Teile, wie
Kupplungen und Riemenscheiben, bevor sie in die Gehäuse eingelegt werden, auf die
Welle aufgebracht. Die Kraftersparnis einer Kugellager-Transmission gegenüber
Gleitlager-Transmission ist je nach den Betriebsverhältnissen mit 25 bis 50 Prozent
in Ansatz zu bringen.
Für Wagenachsen hat sich das Kugellager bis heute merkwürdigerweise wenig eingeführt,
obwohl dieses auch hier große Vorteile bietet. In die Elektrotechnik ist das
Kugellager verhältnismäßig spät eingedrungen, übt aber jetzt eine weitgehende
Herrschaft dort aus. Anfangs zeigte sich bei den mit Kugellagern ausgerüsteten
Elektromotoren der Uebelstand, daß die Kugellager an der Riemenscheibenseite oft zu
Bruch gingen. Es waren in diesen Fällen die Lager nicht stark genug gewählt worden,
so daß besonders bei neuen Riemen durch Idas übliche stramme Aufpassen Bruch
eintrat. Eine gute Faustregel ist, bei Berechnung des Lagerdruckes nicht den
dreifachen, sondern den fünffachen Riemenzug für etwa 7 kg cm Riemenbreite zugrunde
zu legen. Aehnlich kann man bei Zahnradvorgelegen verfahren. Hier wählt man
zweckmäßig bei roh gegossenen Zähnen Kugellager für dreifachen Zahndruck. In der
Hauptsache findet das Kugellager in der Elektrotechnik bei den schnell umlaufenden
Teilen, wie Anker, Verwendung. Bei den Magnetzündapparaten spielt das
Einschulterlager eine große Rolle, das im Werkstattgebrauch kurz als Magnetlager
allgemein bekannt ist. Bei dem Einschulterlager ist auch der Außenring fest in das
Gehäuse einzupassen. Man achte darauf, daß beim Auf- und Abziehen der Kugellager
keine Hammerschläge durch die Kugeln gehen, die sonst leicht Sprünge erhalten.
Erwähnt sei, daß bei den Rollen an den Kontaktstangen der Straßenbahnwagen ebenfalls
Kugellager Verwendung finden. Gegenüber dem Gleitlager bedeutet das Kugellager einen
erheblichen technischen Fortschritt; auch jetzt noch können die Anwendungsgebiete
des Kugellagers keineswegs als erschöpft gelten, so daß die Technik hier noch manche
Aufgabe zu lösen hat.