Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | K. |
Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, S. 150 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Maschinentechnik.
Kleinkompressor der Frankfurter Maschinenbau-A.-G. Die
bisher gebräuchlichenzweistufigen Kompressoren für 1 bis 20 cbm Saugleistung in der
Minute waren liegend ausgeführt, mit Stufenkolben versehen und nur durch eine
Kurbelverklaidung gegen Verschmutzen geschützt, so daß das Triebwerk von Zeit zu
Zeit gereinigt werden mußte. Infolge starker Druckwechsel mußten ferner die Lager,
die einer ziemlich raschen Abnutzung unterlagen, öfters nachgesehen werden. Im
Gegensatz hierzu ist der neue Kleinkompressor der Frankfurter Maschinenbau A.-G.
vorm. Pokorny & Wittekind von stehender Anordnung und vollständig gekapselt,
während die zweistufige Wirkung mit Zwischenkühlung beibehalten worden ist.
Hierdurch wird erreicht, daß die Maschine sehr wenig Raum und ein kleines Fundament
erfordert, daß das Eindringen von Staub und das Verspritzen von Oel vermieden und
jegliche Wartung entbehrlich wird. Die Maschine wird für Drucke bis zu 10 at und für
Leistungen von 3 bis 100 cbm in der Minute gebaut und ist seit zwei Jahren erprobt.
Ihr Kraftverbrauch ist geringer als bei sämtlichen bisherigen Konstruktionen.
Eine wesentliche Neuerung ist die Erhöhung der Geschwindigkeit, wodurch kleine
Abmessungen ermöglicht wurden, sowie die Vermeidung aller Druckwechsel im Triebwerk.
Die Kolbendrucke sind, wie wir der Zeitschrift „Die Preßluft“ 1921, S. 22,
entnehmen, beide nach unten gerichtet. Beim Niedergang der Kolben wird die
Hochdruckstufe durch die aus dem Zwischenkühler in die zweite Stufe einströmende
Luft belastet, wodurch ein Druckwechsel in den Lagern auch bei hoher Drehzahl
verhindert wird. Der Druck der Zwischenkühlerluft auf den Hochdruckkolben genügt, um
die zur Vermeidung von Druckwechseln notwendige Beschleunigung der Massen mit
Sicherheit zu erzeugen. Durch Vermeidung aller Druckwechsel ist aber die sonst durch
auftretende Stöße verursachte Abnutzung ausgeschlossen. Um ferner eine Abnutzung
durch die Reibung, die bei Vermeidung der Druckwechsel in den Lagern stets an
derselben Stelle erfolgt, zu vermeiden, ist auf sorgfältige Schmierung
besonderer Wert gelegt, und zwar sind alle Zapfen mit Druckölschmierung versehen. In
der Maschine ist eine kleine Pumpe angebracht, die allen Lagern und Zapfen das Oel
zwangläufig zuführt, und zwar in solcher Menge, daß alle Reibungsstellen mehr Oel
erhalten, als notwendig wäre. Dies bedeutet jedoch nicht etwa eine Oelverschwendung,
da das in der vollständig gekapselten Maschine sich sammelnde Oel den Lagern von der
Pumpe stets von neuem zugeführt wird.
Der neue Kompressor ist also eine Maschine, die planmäßig den durch die heutigen
Verhältnisse gegebenen Anforderungen entsprechend durchgebildet ist. Da sie keine
Abnutzung hat, erfordert sie keine Reparaturen, und da sie mit der richtigen
Drehzahl läuft, hat sie keine überflüssigen Massen. Die Maschine erfordert ferner
keine Wartung, da sie eingekapselt ist, und geringste Fundamente, da sie bei
kleinsten äußeren Abmessungen stehend ausgeführt ist. Der Vorteil des geringeren
Gewichts tritt besonders bei langen Transporten in Erscheinung, wo die Frachtkosten
erheblich sind.
Wie bei der bisherigen Konstruktion der Frankfurter Maschinenbau A.-G. wurde auch bei
dem neuen Kompressor von der Verwendung eines selbsttätigen Einlaßventils als
Saugorgan abgesehen, weil jedes selbsttätige Organ naturgemäß Widerstände bietet.
Diese verhindern aber die wirkliche Saugleistung, da die Maschine nur dann ihre
volle Leistung hat, wenn sich am Ende des Saughubes Luft von voller atmosphärischer
Spannung im Zylinder befindet. Jeder Unterdruck, hervorgerufen durch
Saugwiderstände, bedeutet nicht nur eine Verminderung der Saugleistung, sondern in
demselben Maße eine Erhöhung des Kraftbedarfes, bezogen auf die wirkliche
Fördermenge. Der neue Kompressor besitzt ein massives, durchaus sicheres Saugventil,
das von der Welle durch Daumenscheiben betätigt wird und die Luft ohne Widerstand in
den Zylinder eintreten läßt. Somit stellt der neue Kompressortyp eine Maschine dar,
die nach den neuesten Gesichtspunkten gebaut ist und den wirtschaftlichen
Verhältnissen der Gegenwart in jeder Beziehung Rechnung trägt.
Sander.
Druck Verluste in Preßluftleitungen. Durch den Krieg
ist die Preßluftwirtschaft der rheinisch-westfälischen Zechen hinter den stark
gestiegenen Anforderungen erheblich zurückgeblieben, und der Betrieb hat bei
mangelnden Reserven und Verwendung von Ersatzstoffen nur mit Mühe aufrecht erhalten
werden können. Eine schnelle Zunahme der Leistung durch Bestellung neuer
leistungsfähiger Maschinen und durch Beschaffung neuer Rohrleitungen herbeizuführen,
stößt auf naheliegende Schwierigkeiten. Was in kürzester Zeit geleistet werden kann,
ist die Wiederherstellung der Dichtigkeit der Leitungen durch Ausschaltung allen
Ersatzes und Einfügung von Gummidichtungen. Auf die Undichtigkeit von Leitungen ist
ein Verlust von 30 v. H. der Erzeugungsmenge zu rechnen. Dieses Ergebnis stellte
sich bei Versuchen auf einer größeren Schachtanlage heraus, deren Versuchsanordnung
und Ausführung Bruch beschreibt. Auf die Ersatzdichtungsringe entfielen von jenen 30
v. H. 11,3 v. H. Dieser Verlust von 11,3 v. H. kann bei Verwendung von
Gummidichtungsringen auf 2,6 v. H., also um 8,7 v. H. herabgemindert werden.
(Glückauf 1920, S. 997/1000.)
K.
Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft. In ihrer
Aprilversammlung, die unter dem Vorsitz des Baurats de Grahl im Künstlerhaus
stattfand, hielt Herr Professor Dr.-Ing. Wentzel aus
Aachen einen Vortrag „Ueber Tragkonstruktionen der Fahrleitung elektrisch
betriebener Vollbahnen“.
Motortechnik.
Betrieb von Luftschiffmotoren mit Wasserstoffgas. In
England sind in der letzten Zeit interessante Versuche angestellt worden, die
festzustellen bezweckten, ob die Benzinmotoren der Luftschiffe auch mit
Wasserstoffgas betrieben werden können, wobei das Gas unmittelbar den Gaszellen des
Luftschiffs entnommen werden sollte. Die Lösung dieser Frage ist von besonderer
Bedeutung, weil durch den Benzinverbrauch der Motoren das Luftschiff während der
Fahrt dauernd an Gewicht verliert, bzw. an Auftrieb gewinnt, so daß zur Erhaltung
des Gleichgewichtes von Zeit zu Zeit Wasserstoff in die Luft abgelassen werden muß.
Wenn es also gelingt, dieses überschüssige Gas in den Motoren zu verbrennen, so wird
nicht nur der Wasserstoff nutzbringend verwertet, sondern zugleich auch an Benzin
gespart. Wie die Zeitschrift „The Aeroplane“ berichtet, haben die Versuche
ergeben, daß 1 cbm Wasserstoff ungefähr 0,5 l Benzin zu ersetzen vermag. Wenn man
nun diese beiden Brennstoffe im angegebenen Verhältnis gleichzeitig nebeneinander in
den Motoren verbrennen kann, so soll hierdurch erreicht werden, daß der Auftrieb des
Luftschiffs unverändert bleibt. Infolge des geringeren Benzinverbrauches der Motoren
bei diesem kombinierten Betrieb soll die Tragkraft eines Luftschiffs um 20 v. H.
größer sein als sonst, ohne daß dafür besondeie Kosten aufzuwenden sind.
Die ersten Versuche mit diesem Verfahren wurden bei dem englischen Luftschiff S/S 13
A in Pulham angestellt; dabei wurde der Wasserstoff mit Hilfe eines Drosselventils
unmittelbar in das Ansaugrohr des Motors geleitet, wobei natürlich einem
Rückschlagen der Flamme und einer Entzündung des Wasserstoffs in den Gaszellen durch
besondere Sicherheitsvorrichtungeri vorgebeugt wurde. Die Regelung der Luftzufuhr
zum Motor erfolgte mit Hilfe eines gewöhnlichen Luftventils. Da diese Anordnung aber
an die Aufmerksamkeit der Motorenwärter ziemlich hohe Anforderungen stellte, wurde
in der Folge ein besonderer Wasserstoffvergaser mit selbsttätiger
Mischvorrichtung verwendet. Während die Motoren bei dem Betrieb mit Wasserstoff
allein zum Versagen neigen, hat man durch Verwendung von Benzin neben dem
Wasserstoff einen einwandfreien Betrieb der Motoren erzielt. Außer der Verminderung
des Benzinverbrauchs soll durch die gleichzeitige Verwendung von Wasserstoff auch
das Anlassen der Motoren bei kaltem Wetter erleichtert werden. Wie die Zeitschrift
„Der Motorwagen“ 1920, S. 639, mitteilt, wurden auch in Italien Versuche
in derselben Richtung angestellt, die gleichfalls recht günstige Ergebnisse
hatten.
Sander.
Schmieröltechnik.
Die Schmierölbeschaffung während des Krieges. Da die
Erdölerzeugung Deutschlands noch nicht ein halbes Prozent der Welterzeugung
ausmacht, so sind wir bezüglich der Schmierölversorgung in hohem Maße auf das
Ausland angewiesen. Im Jahre 1913 wurden in Deutschland nur rund 60000 t Schmieröl
gewonnen, während unsere Einfuhr fast 250000 t betrug, zu welcher Menge noch 20000 t
Schmieröl hinzuzurechnen sind, die in Deutschland aus eingeführtem Rohöl gewonnen
wurden. Diese Zahlen zeigen, wie schwierig die Schmierölbeschaffung nach Ausbruch
des Krieges wurde. Unsere bisherigen Hauptlieferanten, Amerika und Rußland, fielen
sofort weg und auch aus Galizien und Rumänien wurde die Einfuhr im Verlaufe des
Krieges immer geringer. Angesichts dieser schwierigen Lage mußten einheimische
Erzeugnisse anstelle der ausländischen Oele herangezogen werden. Die
Heeresverwaltung beauftragte deshalb die Teerprodukten-Vereinigung,`für die
Gewinnung eines brauchbaren Schmiermittels aus Steinkohlenteer möglichst rasch Sorge
zu tragen. Die Möglichkeit, aus Steinkohlenteerölen durch Vermischen mit Rückständen
der Mineralölreinigung brauchbare Schmiermittel herzustellen, war damals bereits
bekannt, und schon vor dem Kriege wurden, wie Dr. Seufert
berichtet, auf diese Weise jährlich 1000 t ausgewählte schwere Teeröle durch
Vermischen mit Mineralölerzeugnissen auf Achsenöle und Wagenfette verarbeitet. Da
jedoch fast alle Steinkohlenteerprodukte als Heizstoffe von der Marine beansprucht
wurden, konnte erst nach einer erheblichen Steigerung der Teererzeugung eine solche
Menge Teeröl freigegeben werden, daß monatlich 250 t Teerfettöl gewonnen werden
konnten. Diese Menge wurde durch Erweiterung der, Teerdestillationen in ziemlich
kurzer Zeit auf über 1000 t monatlich gesteigert, so daß nicht nur der Bedarf von
Heer und Marine gedeckt war, sondern auch den Eisenbahnen und der Privatindustrie
ausreichende Mengen Schmieröl zur Verfügung standen.
Zur Herstellung des Teerfettöls dient das Anthrazenöl, d. i. der zwischen 300 und
360° siedende Anteil des Steinkohlenteers. Dieses Oel wird durch Abkühlen und
Abnutschen von dem darin gelösten Rohanthrazen befreit, worauf die leichter
flüchtigen Bestandteile aus dem Oele entfernt werden. Das Oel wird hierauf nochmals
abgekühlt und von den sich ausscheidenden kristallinischen Anteilen durch Filtration
getrennt, worauf das Oel zur Herstellung von Schmieröl geeignet ist. Die Ausbeute an
Rohanthrazenöl bei der Destillation des Teers beträgt 12–18 v. H., bei der soeben
geschilderten Reinigung des Oeles bleiben zwei Drittel gereinigtes Oel übrig. Da das
Anthrazenöl ein Gemisch einer ganzen Reihe verschiedener Verbindungen ist, wie z.B.
Anthrazen, PJienanthren, Fluoren, Karbazol u.a., unterscheidet sich das Teerfettöl
sehr wesentlich von den Mineralölen, die aus aliphatischen und
Naphtenkohlenwasserstoffen bestehen. Der Flammpunkt des Teerfettöls liegt meist über
130°, das spez. Gewicht zwischen 1,10 und 1,16 bei 15° C, die Viskosität schwankt
zwischen 1,8 und 4 Englergraden bei 50° C. Schließlich hat das Teerfettöl auch eine
dunklere Farbe als Mineralöl. Es wurde anfangs nur als Ersatz der Achsenöle
verwendet, doch hat es sich infolge steter Verbesserungen seiner Beschaffenheit auch
für andere Zwecke bewährt. (Bayer. Ind.- und Gewerbebl. 1920, S. 202.)
Sander.
Brennstofftechnik.
Der Brennstoffverlust durch Brikettierung der Braunkohle.
Bei der Herstellung von Braunkohlenbriketts ist vor allem der Wassergehalt der
Rohkohle maßgebend für den Brennstoffverbrauch. In geringerem Grade ist dieser von
der Arbeitsweise der betreffenden Fabrik abhängig. Wenn man den Verlust infolge der
Brikettierung rechnerisch bestimmen will, so genügt es nicht, einfach den
Brennstoffaufwand festzustellen. Es muß vielmehr berücksichtigt werden, daß der für
die Trocknung der Rohkohle erzeugte Dampf einen Ueber-schuß an Kraft liefert, der
meist in der Grube Verwendung findet. Ueberdies wird Lokomotivkohle gespart, sofern
man Briketts anstatt der Rohkohle befördert. Ferner ist der für den Trockenvorgang
aufgewendete Brennstoff durchaus nicht in voller Höhe auf der Verlustseite zu
buchen. Man müßte nämlich bei der unmittelbaren Verbrennung der nassen Kohle das
Wasser in der Feuerung verdampfen, was einen Aufwand von Heizstoff an dieser Stelle
bedingt, der bei Verwendung von Briketts fortfällt. Endlich ist der Wärmeverlust
durch Abgase bei trockener Kohle geringer als bei wasserreicher, deren Benutzung
außerdem in vielen Fällen die Einführung von Sonderfeuerungen erforderlich macht,
was gegenwärtig oft Schwierigkeiten verursachen dürfte. Die landläufige Ansicht, daß
von den zur Herstellung von 1 t Briketts benötigten 3 t Rohkohle etwa 1 t verloren
geht, ist demnach durchaus unzutreffend. Die Verhältnisse liegen vielmehr weit
günstiger, wie die nachstehenden Betrachtungen zeigen dürften. Dieselben gelten
unter Voraussetzung durchschnittlicher Betriebsverhältnisse. Es wurde angenommen,
daß man mit 10 at Kesselspannung, 250° Dampf- und 100° Speisewassertemperatur
arbeitet. Der Dampfverbrauch für 1 kg Wasserauftrocknung sollte 1,5 kg, der Heizwert
der Rohkohle bei 58 v. H. Wassergehalt 2020 kcal, sein. Die Berechnung erstreckt
sich auf die Verarbeitung von Brennstoff mit 45 v. H. beziehungsweise 60 v. H.
Feuchtigkeit. Der Kesselwirkungsgrad wurde im ersteren Falle mit 65 v. H., im
letzteren mit 62 v. H. angenommen. Es ergibt sich, daß der Brennstoffaufwand in der
Brikettfabrik für die trocknere Kohle 17,2 v. H., für die feuchtere 31 v. H. des
Rohgewichtes ist. Nun steigt aber die Ersparnis aus dem Kraftüberschuß des
Trocknungsdampfes mit dem Wassergehalte der Braunkohle. Sie ist für die beiden
betrachteten Fälle 1 v. H. bzw. 7–9 v. H. Auch bei der Berechnung des für die
Beförderung der Kohle erforderlichen Brennstoffes zeigt es sich naturgemäß, daß die
Brikettierung nasser Rohle die bedeutenderen Vorteile mit sich bringt. Die
Ersparnisse betragen bei 45 v. H. Wassergehalt 1,4 v. H. und bei 60 v. H.
Wassergehalt 2,7 v. H. Daß die Verfeuerung von Briketts anstatt von Rohkohle infolge
der größeren Feuchtigkeit der letzteren ebenfalls eine Verringerung des
Brennstoffaufwandes zur Folge hat, wurde schon erwähnt. Der hierdurch erwachsende
Nutzen ist in den vorliegenden Fällen auf 5,8 und 9,9 v. H. anzuschlagen. Die
entsprechenden, sich aus der Verkleinerung der Abwärmeverluste ergebenden
Ersparnisse sind 1,1 v. H. und 2,1 v. H. Zieht man nunmehr von dem
Brennstoffverbrauch in der Brikettfabrik die Gesamtersparnis ab, so ergibt sich bei
der trockeneren Kohle ein Verlust von 7,9 v. H., welcher bei der feuchteren auf 8,3
v. H. steigt. Er kann fraglos durch Verbesserung der Wärmewirtschaft in den
Brikettfabriken noch verringert werden. Jedenfalls würde der verhältnismäßig kleine
Mehraufwand an Brennstoff keinesfalls einen Eingriff in die Brikettfabrikation
rechtfertigen, da ein solcher mit einer umfangreichen, schwer vorzunehmenden
Umstellung hinsichtlich der Feuerungsanlagen verbunden wäre. Zum Schlusse sei noch
darauf hingewiesen, daß bei Trocknung der Rohkohle in der Brikettfabrik die
Möglichkeit besteht, den Wärmeverbrauch für die Verdampfung des Wassers durch
Brüdenverwertung zu vermindern. (Dr.-Ing. Berner in Heft 14 und 15 der Ztschr. für
Dampfkessel und Maschinenbetrieb).
Schmolke.
Allgemeines über Staubkohlenfeuerung. Im Jahre 1831 wurde
in England das erste Patent auf Staubkohlenfeuerung erteilt, dem im Laufe der
nächsten vier Jahrzehnte noch 20 weitere folgten. Indessen bald, nachdem Crampton
1869 zu Woolwich an Puddelöfen Versuche mit dieser Feuerungsart vorgenommen hatte,
stockte deren Weiterentwicklung. Erst 1893 tauchte der Gedanke an die Verwendung von
Kohlenstaub von neuem auf. Es bildeten sich Bauformen für natürlichen Zug und
Unterwind sowie für mechanische Zerstäubung aus. Aber auch damals verschwand die
Staubkohlenfeuerung nach einigen Jahren wieder beinah vollständig. Nur in der
Zementindustrie eroberte sie sich ein unbestrittenes Gebiet. Die hauptsächlichsten
Gründe für die geringe Wettbewerbsfähigkeit der in jener Zeit patentierten
Vorrichtungen ist in der Notwendigkeit besonderer Trocken- und Mahlanlagen sowie in
den Schwierigkeiten beim Mahlen und Inbetriebsetzen zu suchen. Ueberdies war gute
Kohle im Ueberfluß vorhanden und fielen die Heizerlöhne nicht wesentlich ins
Gewicht. Jetzt haben die beiden letztgenannten Umstände eine Aenderung erfahren. Vor
allem hofft man gegenwärtig, durch Einführung der Staubfeuerung ein
Verwendungsgebiet für die erdigen Braunkohlen zu gewinnen.
Für die Verwendung eines Gemisches von fein gepulvertem Brennstoff mit kalter oder
vorgewärmter Luft unterscheidet man das Mahlen, Zerstäuben, Entgasen, Zünden,
Vergasen und das eigentliche Verbrennen. Die Feinheit der Mahlung ist vor allem von
der Zündfähigkeit des Brennstoffes abhängig. Anthrazit und Koksstaub machen infolge
ihrer Armut an Gasen die größte Feinheit erforderlich. Man gibt nötigenfalls einen
Zuschlag von gasreicherem Heizmaterial. Nicht unerwähnt möge es bleiben, daß auch
die Beschaffenheit der vorhandenen Gase von Einfluß ist. Vor allem dürfen die
Bestandteile, welche bei der Erhitzung Wasserstoff oder wasserstoffreiches Gas
abspalten, nicht vor der Verbrennung ausgeschieden werden, während die Entziehung
der Teerbildner keine nachteiligen Folgen mit sich bringt. Dieser Umstand ist für
die Verwendung von Halb- und Grudekoks bedeutungsvoll. Zur Zerstäubung und Mischung
benutzt man fast ausschließlich Ventilatorwind, dessen Druck in Rücksicht auf den
Kraftverbrauch niedrig gehalten wird. Man führt die Luft entweder gemeinsam mit dem
Brennstoff zu oder geteilt in Misch- und Beiluft. In letzterem Falle ist eine
Vorwärmung möglich. Sobald der Staub in die heiße Verbrennungskammer tritt, beginnt
die Entgasung und Entzündung. Hieran schließt sich die Vergasung des Heizstoffes und
endlich die
Verbrennung der entwickelten Gase. Ist der Aufenthalt der Staubteilchen in dem für
diese Vorgänge bestimmten Raume zu kurz oder die dort herrschende Temperatur zu
niedrig, so wird entgaster, aber nur teilweise vergaster Brennstoff an Stellen
gelangen, wo die Vollendung der Verbrennung unterbrochen wird. Dies führt zur
Flugkoksbildung. Ein bemerkenswerter Vorzug der Staubfeuerung ist die Möglichkeit,
der Flamme nach Bedarf einen oxydierenden, reduzierenden oder neutralen Charakter zu
geben. Ferner lassen sich hohe Temperaturen sowie große Wärmegefälle erzeugen und
ausnutzen. Man arbeitet mit geringem Luftüberschuß und hat somit wenig
Abwärmeverluste und rauchlose Verbrennung. Die Heizerlöhne erfahren eine
beträchtliche Verringerung und die Abschlackpausen kommen in Fortfall. Endlich
bietet die Verwendung von Brennstoffen, die sich infolge ihrer Feinkörnigkeil: für
andere Feuerungsarten wenig eignen, keine Schwierigkeit. Als Nachteile der
Staubfeuerung sind die erheblichen Anlage- und Kraftkosten für das Trocknen und
Mahlen zu betrachten. Auch entstehen bisweilen Unzuträglichkeiten infolge
Flugaschenbildung und liegt bei unvorsichtiger Inbetriebsetzung einer kalten
Feuerung Explosionsgefahr vor. Bei guter Vorwärmung, zu welcher die Abhitze
ausgenutzt werden kann, steigt die Verbrennungstemperatur auf etwa 1850°. Wenngleich
man in der Zementindustrie für Staubfeuerungen meist Steinkokle und Mischungen
derselben mit Koks und Anthrazit verwendet, wurde auf Grund von Betriebserfahrungen
bereits der Nachweis geführt, daß auch die Benutzung vieler Abfallstoffe aus der
Kohlensortiererei möglich ist. Ganz besonders wertvoll wäre es, wenn man die erdige
Braunkohle in den genannten Vorrichtungen verbrennen könnte. Vor allem iür die
mitteldeutsche Industrie würden sich hierdurch ungeahnte Aussichten eröffnen.
Staubfeuerungen eignen sich in erster Linie für Oefen, bei denen hohe Temperaturen
nutzbringend sind und der Einfluß von Asche nicht nachteilig wirkt. Letzteres ist
beispielsweise bei Zementöfen der Fall. Dort geht nämlich die Asche zum Teil in den
Zement über und wird als solcher verkauft. Auch Flammöfen, die ständig mit einer
Schlackendecke arbeiten, sind für Staubfeuerung geeignet, da bei ihnen die
Ablagerung von Flugasche wenig schadet. Für ortsfeste und bewegliche Dampfkessel
kommt die Staubkohlenfeuerung in Frage, wenn der Heizstoff die zur unmittelbaren
wirtschaftlichen Verbrennung erforderlichen Eigenschaften nicht aufweist. Die
Verwendung gepulverter Kohle scheidet aus für die Wannenöfen der Glasindustrie mit
Rücksicht auf die unzulässige Verunreinigung des Glases. Auch das Gebiet des
Hausbrandes und der Leuchtgaserzeugung kommt für Staubfeuerung nicht in Betracht.
(H. Richarz in Heft 15 der Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb.)
Schmolke.
Eine neue Oelraffinerie in der Nähe von Swansea (Wales).
Die neue große Anlage, die voraussichtlich im März in Betrieb kommen wird, liegt in
den Bergen bei Skewen, 4 Meilen vom Hafen Swansea entfernt; sie gehört der
Anglo-Persian Oil Co. Es sind 4 große Gußeisen-Tanks errichtet worden, die ein
Fassungsvermögen von je 2500000 Gallonen haben; drei davon sollen zur Aufnahme des
Rohöls aus den Tankschiffen, der vierte als Behälter für das raffinierte Oel dienen.
Von den ersteren wird das Oel in die Fabrik gepumpt. Die Gesamtleistungsfähigkeit
der Neuanlage beträgt 12000–15000 Oel je Woche; man hofft die Leistung innerhalb
zweier Jahre verdoppeln zu können. Die Hauptmenge des Rohöls kommt von den
persischen Gebieten. Die Entleerung und Beladung der Tankschiffe ist in jeder
Hinsicht neuzeitlich. Von den Behältern zu den Kais sind Rohrleitungen gelegt.
(Chemical and Metallurgical Engineering, 2. Febr. 1921, S. 200.)
K.
Materialprüfung.
Einfluß des Mangans auf die Festigkeitseigenschaften des
schmiedbaren Gusses. Versuchsergebnisse haben gezeigt, daß in bezug auf die
Festigkeitseigenschaften des schmiedbaren Gusses auch ein höherer Mangangehalt als
0,4 v. H. zulässig ist. Zwischen Mangangehalt, Glühdauer und
Festigkeitseigenschaften sind von Leuenberger folgende
Beziehungen festgestellt worden: 1. mit steigendem Mangangehalt nimmt die
Zugfestigkeit zu; 2. bis zu etwa 1 v. H. hat Mangan keinen Einfluß auf die Dehnung,
die erst bei höherem Mangangehalt abnimmt; 3. mit der Dauer des Glühfrischens nimmt
die Zugfestigkeit ab, während die Dehnung entsprechend wächst; 4. je länger die
Glühdauer ist, desto höher darf der Mangangehalt sein, ohne ungünstig auf die
Dehnung einzuwirken. (Stahl und Eisen 1921, S. 285 ff.)
K.
Bergbau.
Die Kohlenförderung Europas. Zu allen Zeiten war die Kohle
eines unserer wichtigsten Zahlungs- und Tauschmittel gegenüber dem Ausland, und auch
im Kriege waren wir trotz des bestehenden Kohlenmangels gezwungen, die notwendigsten
Lebensmittel aus den neutralen Ländern vorwiegend mit Kohle zu kaufen. Unsere
Kohlenausfuhr ging während des Krieges hauptsächlich nach der Schweiz, Holland und
Dänemark. Die Kohlenförderung der Schweiz ist sehr gering, daher ist dieses Land
trotz seiner großen Wasserkräfte in hohem Maße auf Kohleneinfuhr angewiesen. Von
jeher stand Deutschlands Kohleneinfuhr in die Schweiz an erster Stelle, doch ist sie
im Kriege natürlich stark zurückgegangen, so daß die Schweiz ihren Bedarf in
verstärktem Maße aus anderen Ländern decken mußte. Neuerdings macht besonders
Belgien große Anstrengungen, seine Kohlenausfuhr nach der Schweiz zu steigern,
weshalb wir dafür sorgen müssen, daß wir dieses wichtige Absatzgebiet nicht
verlieren.
Holland förderte im Kriege durchschnittlich im Jahre 3 Mill. t Steinkohle und etwa
1,5 Mill. t Braunkohle. Da die Eigenförderung zur Deckung des Bedarfes jedoch nicht
ausreicht, ist auch Holland in hohem Maße von der Einfuhr abhängig. Aehnlich liegen
die Verhältnisse in Spanien, dessen Kohlenförderung im Jahre 1917 rund 6 Mill. t
betrug, davon 311000 t Anthrazit und 637000 t Braunkohle. Es ist klar, daß Spanien
zur Deckung seines Kohlenbedarfs sich in erster Linie an England wenden wird, so daß
also die Lieferung deutscher Kohle hier nicht in Frage kommt.
England, das einen Hauptanteil an der Weltkohlenförderung hat, förderte im Jahre 1918
rund 228 Mill. t, wogegen die Förderung vor dem Kriege erheblich größer war.
Infolgedessen kann England große Kohlenmengen ausführen. Frankreichs Kohlenförderung
ging in den ersten Kriegsjahren bis auf 20 Mill. t zurück, so daß es beträchtliche
Mengen einführen mußte. Jedoch hob sich bis zum Ende des Krieges die Kohlenförderung
der französischen Gruben im Süden und in der Mitte des Landes derart, daß es gelang,
den durch die Besetzung der wichtigen Kohlenreviere in Nordfrankreich verursachten
Ausfall wieder auszugleichen. Italien, das früher eine beträchtliche Kohleneinfuhr
aus England hatte, litt während des Krieges besonders stark unter Kohlennot und war
infolgedessen bemüht, die einheimische Braunkohlenförderung zu steigern, was jedoch
nur in
bescheidenen Grenzen gelang. Als wichtige Abnehmer deutscher Kohle sind schließlich
noch Deutsch-Oesterreich und Dänemark, die beide sehr arm an eigenen Kohlen sind, zu
nennen. (Bayer. Ind.- und Gewerbebl. 1920, S. 115–116.)
Sander.
Hüttentechnik.
Stand der Nebenerzeugnisgewinnung in den Vereinigten
Staaten. Im Jahre 1920 betrug die Kokserzeugung mit Nebenprodukten etwa
30700000 t. Das bedeutet eine Steigerung von 22 v. H. gegen das Vorjahr und ist
neben anderen Gründen auf die Neueinführung von 850 Oefen zurückzuführen. Nicht nur
die Menge des Kokses ist größer als je zuvor, sondern auch das Ausbringen an Koks
aus Nebengewinnungsöfen stieg auf etwa 60 v. H.; nur 40 v. H. des Kokses werden noch
in Bienenkorböfen erzeugt. – Es ist anzunehmen, daß die Verwendung von
Bienenkorböfen eine Zeitlang weiter zurückgehen wird, so daß über kurz oder lang
diese unwirtschaftlich arbeitenden Oefen nur noch eine ganz untergeordnete Rolle
spielen werden. (Chemical and Metallurgical Engineering 1921, 9. Febr., S. 239.)
K.
Gastechnik.
Die Aussichten der Stickstoffindustrie in England. Das
englische Munitionsministerium hat bekanntlich während des Krieges ein besonderes
Komitee für die Untersuchung der Möglichkeiten und Aussichten einer
Luftstickstoffindustrie eingesetzt. Dieses Komitee, dem die bedeutendsten Fachmänner
angehörten, hat einen sehr umfangreichen Bericht erstattet, der in England mit
großer Ungeduld erwartet wurde und vor einiger Zeit veröffentlicht worden ist.
Dieser Bericht mit seinen zahlreichen Beilagen und Statistiken stellt eine sehr
umfassende und gründliche Sammlung des ganzen erreichbaren Materials über die
Stickstoffrage dar und ist auch für die deutschen Fachkreise von hohem Interesse.
Einem in der „Chemischen Industrie“ veröffentlichten Auszug aus den
Abschnitten des Berichtes, die die Entwicklung der Stickstoffindustrie während des
Krieges behandeln, entnehmen wir die folgenden Mitteilungen. Nach einleitenden
Bemerkungen über die Steigerung des Verbrauchs an Chilesalpeter und Ammoniumsalzen
in den Ententestaaten verbreitet sich der Bericht eingehend über die Entwicklung der
Luftstickstoffindustrie in den einzelnen Ländern. Über die Entwicklung der norwegischen Stickstoffindustrie werden folgende Zahlen
über die Ausfuhr (in Tonnen) angegeben:
1913
1914
1915
1916
1917
Ammonnitrat
9107
11959
26459
59639
63578
Kalksalpeter
70927
75176
38609
46001
35921
Kalkstickstoff
22111
13720
24609
13152
2313
An diesen Zahlen ist besonders bemerkenswert die starke
Zunahme in der Erzeugung von Ammonnitrat, das vor dem Kriege nur in geringer Menge
hergestellt wurde, sowie der Rückgang der Erzeugungan Kalksalpeter, dervor dem
Kriege das Haupterzeugnis der norwegischen Fabriken war. Der besonders starke
Rückgang der Kalkstickstoffausfuhr läßt darauf schließen, daß auch in Norwegen ein
erheblicher Teil des erzeugten Kalkstickstoffs im Kriege auf Ammoniak verarbeitet
worden ist. Andererseits hat sich aber auch der einheimische Verbrauch an
Kalkstickstoff zu Düngezwecken in Norwegen ziemlich stark vergrößert (von 6–7000 t
im Jahre 1913 auf 20000 t im Jahre 1917).
Ueber die Entwicklung des Verfahrens von Haber in Deutschland spricht sich der
Bericht sehr anerkennend aus unter Anführung der unseren Lesern hinreichend
bekannten statistischen Zahlen.D. P. J. 1919, S. 183. Die Entwicklung dieser Industrie wird als
eine „beispiellose Leistung“ bezeichnet. Weiter werden über die Entwicklung
der Kalkstickstoffindustrie, die nicht nur in Deutschland, sondern auch in allen
anderen am Kriege beteiligten Staaten sehr große Fortschritte gemacht hat. nähere
Angaben gemacht.
Von der katalytischen Oxydation des Ammoniaks wird in dem
Bericht bemerkt, daß dieses Verfahren vor dem Kriege keine allzugroße Bedeutung
besaß, daß es aber in Deutschland im Zusammenhang mit der Ammoniaksynthese alsbald
im allergrößten Maßstabe zur Durchführung gebracht wurde, sodaß bereits im Jahre
1916 in Deutschland etwa 120000 t Salpetersäure auf diesem Wege hergestellt werden
konnten. Auch in den Ententeländern hat man sich dieses Verfahrens bedient, obwohl
dort nicht ein solch ausgesprochener Zwang hierzu vorhanden war wie gerade in
Deutschland, das von der Salpeterzufuhr völlig abgeschnitten war.
Ueber die Lage der chilenischen Salpeterindustrie sagt der
Bericht, daß sich die Entwicklung des Verbrauchs in den einzelnen Ländern während
der nächsten Jahre nicht mit Sicherheit voraussehen lasse. Bei der großen Entfernung
Chiles von den Verbrauchsgebieten werde infolge der hohen Frachtsätze der Verbrauch
an Salpeter natürlich erschwert, was besonders für Deutschland zutrifft, das früher
den größten Salpeterverbrauch hatte. Die technische Produktionsmög-keit Chiles wird
auf 100 Jahre geschätzt, jedoch ist die Lage in wirtschaftlicher Hinsicht viel zu
wenig geklärt, um derartige Prophezeiungen als sicher anzunehmen. Die künftige
Entwicklung der englischen Ammoniakindustrie ist außer von wirtschaftlichen Momenten
sehr wesentlich auch von der Frage der Brennstoffausnutzung abhängig, die in dem
Bericht gleichfalls ausführlich erörtert wird.
Bezüglich der Zukunft der synthetischen
Stickstoffgewinnung betont der Bericht, daß die zahlreichen im Kriege
errichteten Werke mit sehr hohen Kosten erbaut worden sind, sodaß gerade bei diesen
Anlagen sehr große Abschreibungen seitens der Regierung notwendig sein dürften. Auf
die künftige Preisgestaltung werden nach Ansicht des Komitees das Haber-Verfahren sowie das Kalkstickstoffverfahren einen
weitgehenden Einfluß haben, und es ist bei einer erheblichen Ausdehnung der
Erzeugung von synthetischem Ammoniak mit einem stärkeren Preisrückgang zu rechnen.
Ueber den internationalen Wettbewerb glaubt der Bericht keine bestimmten Angaben
machen zu können, weil auf diesem Gebiete vorerst die Verhältnisse noch sehr unklar
sind und weil vor allem in den einzelnen Ländern ganz abweichende Verhältnisse
bestehen. Jedenfalls werde in Zukunft ein ernster Wettbewerb zwischen den Erzeugern
synthetischer und den Erzeugern nichtsynthetischer Stickstoffverbindungen zu
erwarten sein.
Am Schluß des Berichts wird die Frage erörtert, auf welche Weise man sich in England
gegen alle Wechselfälle eines zukünftigen Krieges hinsichtlich der Beschaffung von
Stickstoffverbindungen sichern könne. Dabei wird in erster Linie empfohlen, das
Kalkstickstoffverfahren auch in England entweder mit oder ohne Unterstützung des
Staates zur Ausführung zu bringen. Ferner wird aber auch die Einführung des
Verfahrens von Haber empfohlen, nach dem im Kriege in Billingham-on-Tees
im Jahre 1918 eine staatliche Anlage zur Gewinnung von Ammoniak und Ammoniumnitrat
errichtet worden ist. Die Erzeugung dieser Fabrik solle jährlich mindestens 10000 t
Ammoniak betragen, und es wird weiter empfohlen, dieser Fabrik eine Anlage zur
Oxydation des Ammoniaks anzugliedern für eine Leistung von 10000 t 95%iger
Salpetersäure. Schließlich wird noch die wissenschaftliche und technische
Erforschung des Verfahrens von Häusser, des
Zyanidverfahrens sowie der Verkokung der Kohle bei niedriger Temperatur
vorgeschlagen wie überhaupt die Sammlung und Verfolgung aller wissenschaftlichen
Versuche auf dem Gebiete der Stickstoffrage. (Chem. Industrie 1920, S. 261–264).
Sander.
Psychotechnik.
Psychotechnischer Lehrgang Sommersemester 1921 vom 1. Mai bis
1. August 1921. Im Sommersemester 1921 findet ein psychotechnischer
Lehrgang an der Technischen Hochschule Charlottenburg statt, in dem neben
theoretischer Einführung in die Grundwissenschaften der Psychotechnik praktische
Uebungen der Teilnehmer in der Ausführung von Eignungsprüfungen an Jugendlichen und
Erwachsenen vorgesehen sind.
Die Teilnehmerzahl beträgt höchstens 10. Jeder einzelne soll angeleitet werden,
zunächst unter Aufsicht und dann selbständig, psychotechnische Prüfungen und
Arbeiten auszuführen.
Zu Lehr- und Uebungszwecken stehen die Einrichtungen der Technischen Hochschule,
insbesondere des psycho-technischen Laboratoriums des Versuchsfeldes für
Werkzeugmaschinen und Betriebslehre sowie des Institutes für Wirtschaftspsychologie
an der Handels-Hochschule Berlin zur Verfügung. Folgendes
Arbeitsprogramm soll zu Grunde gelegt werden.
I. Psychologie.
1. Vorlesungen über theoretische Psychologie,
2. Vorlesungen über praktische Psychologie,
3. praktische psychologische Uebungen,a) Einführung in die Praxis der industriellen
Lehrlingsuntersuchungen,b) Apparatenkunde und Auswertungsverfahren,c) Eignungsprüfungen für kaufmännische Berufe und
Reklame-Begutachtungen,d) Intelligenz- und Begabungsprüfungen,e) Eignungsprüfungen für Verkehrsberufe.
II. Betriebswissenschaften und Berufskunde.
1. Fabrikorganisation (Vorlesung),
2. Werkstättenkunde(Vorlesung mit Demonstrationen),
3. Kaufmännische Berufskunde (Vorlesung mit
Betriebsbesichtigung).
III. Volkswirtschaftslehre.
IV. Psychiatrie.
1. Vorlesungen über Störungen des Seelenlebens,
2. Uebungen zur Konzentration und Gedächtnislehre.
V. Physiologie und Anatomie.
Vorlesungen unter besonderer Berücksichtigung des Nervensystems und der
Sinnesorgane.
VI. Besichtigungen psychotechnischer Laboratorien.
Die Gebühren der Kursteilnehmer setzen sich aus Honoraren für die
Hochschulvorlesungen und Uebungen sowie den Kosten für die Sonderveranstaltungen des
Kurses zusammen. Sie belaufen sich auf etwa M. 600 monatlich für Reichsdeutsche
und M. 1000 monatlich für Ausländer. Anmeldungen für den Lehrgang sind bis zum 25.
April an Industrielle Psychotechnik, Charlottenburg,
Fraunhoferstr. 11/12 zu richten.
Wirtschaft.
Feier des 25jährigen Bestehens am Kyffhäuser-Technikum in Frankenhausen. Das Kyffhäuser-Tech-nikum, die in
Fachkreisen bekannte technische höhere Lehranstalt, feiert in der Zeit vom 14.–17.
Mai sein 25jähriges Bestehen. Herr Professor Huppert, der seit etwa 20 Jahren die
Leitung der Anstalt hat, ladet hiermit alle ehemaligen Lehrer und Schüler der
Anstalt herzlichst zu dieser Feier ein. Alle diejenigen, welche beabsichtigen, zu
Pfingsen Frankenhausen einen Besuch abzustatten, wollen ihre Adresse dem
Festausschuß mitteilen.
11. Hauptversammlung des Vereins Deutscher Gießereifachleute,
E. V. Vom 20. bis 22. Mai 1921 hält der Verein Deutscher Gießereifachleute
in Berlin in den Gesellschaftsräumen des Zoologischen Gartens seine Hauptversammlung
ab. Das Programm sieht u.a. einen Besuch der Werkzeugmaschinenfabrik, Eisen- und
Metallgießerei der Firma Ludwig Loewe & Co., A.-G., Berlin NW., Huttenstraße
17/19, vor.
Die technische Tagesordnung weist folgende Vorträge auf:
1. Regierungsbaumeister Fraenkel, Berlin über: „Der
Gebläsebeton unter besonderer Berücksichtigung seiner Anwendung bei
Gießereien“.
2. Stahlwerksdirektor Ingenieur Dr. Erdmann Kothny, Traisen N.
Oe. über „Ein neues Formkastensystem“.
3. Professor Dr. Guertler, Berlin über: „Verbesserung des
Gußeisens durch Zusatz neuerer Elemente“.
4. Zivil-Ingenieur J. Mehrtens, Berlin über: „Bericht über
die Tätigkeit der Arbeits- und Fachausschüsse“.
5. Geheimer Bergrat Professor B. Osane, Clausthal über:
„Ausblicke auf die Anwendung des Flammofens im
Gießereibetrieb“.
6. Professor Dr. A. Kessner, Berlin über: „Der technische
Lehrfilm. Vorführung eines Films mit Trickzeichnungen über die
Roheisenerzeugung“.
Anmeldungen zur Hauptversammlung sind zu richten: an die Geschäftsstelle des Vereins
Deutscher Gießereifachleute, Berlin-Charlottenburg 2, Gervinusstraße 20.
Rohölerzeugung der Vereinigten Staaten. Nach den jetzt
vorliegenden Nachrichten betrug 1920 die Rohölförderung 444804000 Barrels und
überstieg die des Vorjahres um 67000000 Barrels. (Petroleum, 1. März 1921, S.
231.)
K.
Erdölerzeugung Amerikas. Nach einer Aufstellung des United
States Geological Survey besitzen die Vereinigten Staaten 258600 Oelbohrlöcher mit
einer täglichen durchschnittlichen Erzeugung von 4,98 Barrels. An erster Stelle
steht Pennsylvanien mit 67600 Bohrlöchern, die aber verhältnismäßig die niedrigste
Tageserzeugung haben (0,3 Barrels). Die 50700 Bohrlöcher Oklahomas liefern
durchschnittlich 6 Barrels. Im Monat November 1920 betrug die Gesamterzeugung in den
Vereinigten Staaten 39090000 Barrels. (Chemical and Metallurgical Engineering, 9.
Febr. 1921, S. 266.)
K.