Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, Miszellen, S. 44 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Brennstofftechnik.
Die baltischen Brandschiefer und ihre Verwertung. Die
Brandschiefer finden sich längs der baltischen Küste von Baltischport über Reval bis
St. Petersburg in der sogen. Kuckersschicht. Obwohl seit langer Zeit bekannt, wurde
dieses Vorkommen doch erst im Kriege infolge der Brennstoffnot näher erforscht und
auf seine Verwendbarkeit als Brennstoff sowie zur Gewinnung von Gas und Oelen im
Auftrag der russischen Regierung untersucht. Hierbei zeigte sich, daß der Schiefer,
da er fast überall zu Tage tritt, leicht zu gewinnen ist und daß die Mächtigkeit des
Lagers etwa 0,7 m beträgt. Der Aschegehalt des Schiefers weist an den verschiedenen
Stellen große Unterschiede auf; während der bei Reval gewonnene Schiefer 80–90
v. H. Ascheenthält, sinkt der Aschegehalt bei Jewe-Wesenberg auf nur 30–40 v. H., so
daß der dort gefundene Schiefer einen Heizwert von 5–6000 WE erreicht. Infolgedessen
wurde dort auch zuerst mit der Ausbeutung des Lagers begonnen, die aber im Januar
1918, als dieses Gebiet durch die deutschen Truppen besetzt wurde, ihr Ende fand.
Die Arbeiten wurden daher bei Jamburg im Gouvernement St. Petersburg wieder
aufgenommen.
Die Brandschiefer, auch Kuckersit genannt, verdanken ihre Entstehung gewaltigen
Ansammlungen von Meeresalgen (Sapropeliten), die bisweilen eine Mächtigkeit von 8–10
m erreichen. Die Versuche, den Schiefer zur Kesselfeuerung zu verwenden, wurden im
Ingenieur-Laboratorium des Technologischen Institutes in St. Petersburg vorgenommen.
Dabei ergab sich, daß ein Schiefer mit 20–22 v. H. Wasser und 35–39 v. H. Asche mit
Hilfe von Druckluft und unter Verwendung eines tiefliegenden Rostes durchaus
brauchbar ist. Das Abschlacken, das infolge des hohen Aschengehaltes ziemlich häufig
vorgenommen werden muß, wurde durch Verwendung eines Kipprostes wesentlich
erleichtert. Auf 1 qm Rostfläche wurden so bis zu 315 kg Schiefer verbrannt und eine
Verdampfung bis zu 2,8 erreicht. Der Heizwert des verwendeten Schiefers betrug
2700–3000 WE.
Bei der trockenen Destillation wurden 7 v. H. Gas, 25,8 v. H. wässeriges Destillat,
14,5 v. H. Oel sowie 52,8 v. H. Ascherückstand erhalten. Die hohe Oelausbeute
verdient hierbei besondere Beachtung. Bei hoher Destillationstemperatur konnten aus
100 kg Schiefer 30 cbm Gas erhalten werden. Auch in Zimmeröfen ließ sich der
Schiefer ohne Schwierigkeiten verheizen, wobei 1 Gewichtteil Schiefer die gleiche
Heizwirkung wie 5/7 Gewichtteile gutes Holz ergab. Auf Grund dieser günstigen Ergebnisse ist
die Errichtung einer großen Schieferdestillation in der Nähe von St. Petersburg
geplant, wo Gas und Oel gewonnen werden sollen, während die Destillationsrückstände
zur Herstellung von Kunststeinen, Steinzeugröhren und Zement Verwendung finden
sollen. Der feingepulverte Schiefer läßt sich übrigens, wie Versuche in einer
estländischen Zementfabrik ergaben, auch sehr gut in Drehrohröfen verfeuern.
(Ztschr. V. D. I. 1919, S. 811).
Sander.
Die Hochvakuumanlage, System Steinschneider-Porges. Die
Verwertung von Kohle und Oelschiefer wird in den nächsten Jahren einen der
wichtigsten Punkte jedes staatlichen Wirtschaftsprogrammes bilden, wobei der
Hauptwert auf die restlose Ausnutzung der Rohstoffe gelegt werden muß. Zur
Verarbeitung des bei der Destillation von Erdöl, Oelschiefer usw. entstehenden
Oelgoudrons (22 v. H.) stehen 2 Verfahren in Anwendung: das Krack- und das
Hochvakuumverfahren. Das letztere gewährt neben in Bezug auf Flammpunkt, Viskosität,
Farbe besseren Destillaten eine um 10 v. H. höhere Ausbeute (auf Goudron bezogen).
Auch bei Verarbeitung von aus Braunkohle gewonnenem Generatorteer sind mit dem
Verfahren günstige Ergebnisse erzielt worden. – Da bei den angewendeten Temperaturen
von 450° das Schmiedeeisen der Kesselwandungen etwa die Hälfte seiner Festigkeit
verliert, so bietet die Erbauung von Vakuumdestillationskesseln nicht geringe
Schwierigkeiten, die aber bei der Bauart Porges-Singer-Steinschneider glücklich
beseitigt sind.
Die erste Versuchsanlage (1908) in Pardubitz (Galizien) zeitigte so günstige
Ergebnisse, daß eine ganze Anzahl weiterer in- und ausländischer Anlagen erbaut und
in Betrieb gesetzt worden sind. Die gvößte bisherige Anlage für die Verarbeitung des
Rohteeres aus 55 Generatoren (350 t in 24 st) arbeitet für die Dea (Deutsche
Erdöl-Aktien-Gesellschaft, Berlin) in Rositz S.-A. Auch in Lützkendorf bei Merseburg
(Rütgerswerke A.-G. in Berlin) sind 2 Batterien mit je 8 Destillierblasen nebst
Entparaffinierungsanlage im Bau (Mitt. des. Inst. f. Kohlevergasung, 1920 Heft 4, S.
33/39, Dr.-Ing. L. Steinschneider).
K.
Gastechnik.
Neuerungen in der französischen Azetylen-Industrie. Beim
autogenen Schweißen gehen nicht unbeträchtliche Mengen Azetylen und Sauerstoff
dadurch verloren, daß der Schweißer des öfteren den Brenner aus der Hand legt,
ohne die Gaszufuhr abzustellen, so z.B. beim Drehen des Schweißstückes oder wenn er
seine Arbeit besichtigt. Zur Vermeidung dieser Gasverluste wurde in Frankreich ein
sehr praktischer kleiner Apparat konstruiert, der in der Hauptsache aus einer am
Ende eines Hebels angebrachten Aufhängevorrichtung besteht. Sobald der Brenner in
den Haken eingehängt wird, senkt sich der Hebel und verschließt hierbei sowohl die
Azetylen- als auch die Sauerstoffleitung, so daß die Flamme sofort verlischt. Sobald
der Schweißer sodann seine Arbeit wieder aufnimmt und den Brenner vom Haken abnimmt,
werden die beiden Gasleitungen selbsttätig wieder geöffnet und die Gase strömen aus.
Um ein bequemes Wiederanzünden des Brenners zu ermöglichen, ist an dem Apparat
mittels einer Abzweigung der Azetylenleitung ein kleines Zündflämmchen angebracht.
Mit Hilfe des neuen Apparates lassen sich Gasersparnisse bis zu 40 v. H. erzielen.
Der kleine Apparat kann entweder an der Wand oder am Schweißtisch selbst angebracht
werden; er eignet sich besonders für große Schweißereibetriebe, wo die Gase den
verschiedenen Schweißstellen mit festverlegten Rohrleitungen zugeführt werden.
Ferner wird in Frankreich auch zum Betrieb von Projektionlampen und Kinematographen
die Azetylen-Sauerstofflamme neuerdings in zunehmendem Maße an Stelle des
elektrischen Lichtbogens verwendet. Man erhitzt mit Hilfe dieser sehr heißen Flamme
eine kleine Pastille, die ebenso wie unsere Gasglühkörper aus den Oxyden der
seltenen Erden besteht, zu heller Glut und bringt diese Pastille in den Brennpunkt
eines versilberten Parabolspiegels. Man hat für diesen Zweck besondere kleine
Azetylenentwickler gebaut, in denen ähnlich wie bei den Beagidapparaten Preßkarbid
zur Anwendung gelangt. Außerdem ist noch eine Sauerstofflasche mit Manometer zum
Betrieb des Apparates erforderlich. Die ganze Einrichtung ist bequem tragbar und
gleicht den im Kriege vielfach benutzten Militär-Scheinwerfern. Der stündliche
Gasverbrauch beträgt den „Mitteilungen des Schweizerischen Azetylen-Vereins“
zufolge etwa 40 Liter Azetylen und 50 Liter Sauerstoff. Die mit dem Brenner erzielte
Lichtwirkung entspricht der eines elektrischen Stromes von 25 bis 30 Amp.
(Mitteilungen des Schweizerischen Azetylen-Vereins, 9. Jahrg., S. 35 und 38).
Sander.
Vorsicht beim Gebrauch von Gassparern! Bald nachdem
infolge des Kohlenmangels in den meisten Städten Gassperrstunden eingeführt worden
waren, kamen in großer Zahl sogen. „Gassparer“ auf den Markt. Diese kleinen
Vorrichtungen bezwecken, den stehenden Gasbrennern auch in den Sperrstunden, während
welcher der Gasdruck im Rohrnetz vermindert wird, eine ausreichende Leuchtkraft zu
erteilen. Das Prinzip aller dieser Apparate ist, durch teilweise Abdeckung des
Lampenzylinders den Zug zu vermindern, wodurch dem Glühkörper eine geringere
Luftmenge zugeführt wird. Infolgedessen wird das Flammenvolumen vergrößert und es
wird selbst bei einem nur 20 mm betragenden Gasdruck der größte Teil des
Glühstrumpfes zum Leuchten gebracht. Nach Untersuchungen des Gasinstituts in
Karlsruhe, über die im Journal für Gasbeleuchtung 62. Jahrg., S. 231, berichtet
wird, lieferte ein normaler Auerbrenner bei dem üblichen Gasdruck von 40 mm
Wassersäule eine Leuchtkraft von 77 Hefnerkerzen. Diese sank bei Verminderung des
Druckes auf 20 mm bis auf 23 Hefnerkerzen, stieg aber bei Benutzung verschiedener
Gassparer auf 40 bis 58 Hefnerkerzen, wobei der Gasdruck unverändert 20 mm
betrug.
Die Wirkung der Gassparer ist somit deutlich wahrnehmbar und ihre Einführung
wäre als ein willkommener Notbehelf zu begrüßen, wenn diese Apparate nicht zugleich
eine unerwünschte und bedenkliche Nebenwirkung zeigten. Durch die Verminderung des
Luftzutritts zu dem Glühkörper tritt nämlich leicht eine unvollständige Verbrennung
des Gases ein und es entsteht infolgedessen Kohlenoxyd, dessen Menge unter Umständen
das zulässige Maß weit überschreitet. Ganz besonders gilt dies für diejenigen
Apparate, die nicht regulierbar sind und bei denen infolgedessen bei
wiederzunehmendem Gasdruck die Abdeckung des Glaszylinders nicht wieder beseitigt
werden kann. In diesem ungünstigsten Falle enthalten nämlich die Abgase der Lampe
über 3 Volumprozente Kohlenoxyd, eine Menge, die zu Vergiftungen oder mindestens zu
einer gesundheitlichen Schädigung Veranlassung geben kann. Es ist somit bei
Verwendung der sogen. Gassparer grösste Vorsicht geboten und für gute Lüftung des
Raumes zu sorgen!
Sander.
Bergbau.
Zweckmäßige Lagerung von Kohle. Die bayerische
Landeskohlenstelle hat eine Anzahl von Verhaltungsmaßregeln für die zweckmäßige
Lagerung größerer Kohlenmengen zusammengestellt, die nachfolgend im Auszug
wiedergegeben werden:
1. Verwitterung und Selbstentzündung. Bei längerem Lagern nimmt der Kohlen- und
Wasserstoffgehalt ab, der Sauerstoff- und Aschengehalt steigt. Damit ist eine
Verminderung des Heizwertes, der Verkokungs-, Vergasungs- und Backfähigkeit
verbunden. Je feiner die Kohle, desto größer ist ihre Neigung zur Verwitterung, die
stets mit Temperatursteigerung verbunden ist. Feuchtigkeit ist der Kohle möglichst
fernzuhalten.
2. Verhalten der einzelnen Kohlensorten.
a) Koks und Anthrazit sind verhältnismäßig unempfindlich gegen
Verwitterung und Selbstentzündung, da sie nur sehr wenig flüchtige Bestandteile
haben. Koks ist vor Nässe zu schützen, da er durch Frost sonst stark
leidet.
b) Steinkohlenbriketts neigen nur bei zu hoher oder dichter
Lagerung zu Selbstentzündung.
c) Bei Fett- und Gaskohlen aus dem Ruhrbezirk und aus
Oberschlesien ist dagegen die Selbstentzündungsgefahr nicht unerheblich.
d) Braunkohle und namentlich Braunkohlenbriketts verwittern
leicht und neigen stark zur Selbstentzündung. Vorsicht ist geboten, namentlich,
wenn es sich um zu warm verladene Preßsteine handelt.
3. Lagerungsverluste. Die Wertverluste durch langes Lagern können bei Steinkohle 10
v. H., bei Braunkohle 15 v. H. im Jahr erreichen. Bei Feinkohlen sind die Verluste
größer.
4. Einrichtung der Lager. Wichtigste Bedingungen sind: die Sauerstoff zufuhr
möglichst einzuschränken und Temperatursteigerungen zu verhindern. Am wirksamsten,
aber teuersten ist Lagerung unter Wasser (neuerdings leitet man in geschlossene
gefüllte Bunker Kohlendioxyd ein!). Die Bunker sind nach Möglichkeit nicht aus Holz
und Eisen, sondern aus Mauerwerk oder Beton herzustellen, die die Wärme gut
ableiten.
5. Beschickung der Lager. Einzelne Kohlensorten sind getrennt zu lagern, vor allem
ist dafür Sorge zu tragen, daß nicht Stückkohle mit Feinkohle zusammen gelagert
wird.
6. Lagerung im Freien, in Hallen und Bunkern. Bedachung der Kohle ist in allen Fällen
anzuraten. Kesselhäuser mit großen eingebauten Bunkern sind wegen der
herrschenden Temperaturen nicht ungefährlich. Stollen oder Kanäle in den
Kohlenhaufen werden als zwecklos bezeichnet.
7. Schütthöhe. Niemals sollen über 5 m Schütthöhen im Freien angewandt werden, damit
man bei ausbrechenden Bränden schnell an die Feuerherde herankann. Bei
Schuppenlagerung werden 4 m, bei Braunkohle nur 3 m empfohlen.
8. Verhinderung von Kohlenbränden. Erste Pflicht iwt: ständige Temperaturüberwachung.
50–60° C. melden Gefahr. Größere Lager besitzen Fernthermometeranlagen.
9. Verhalten bei Kohlenbränden. Bei Gefahr eines Kohlenfeuers ist der Haufen
auseinanderzureißen. Plötzliche Luftzufuhr muß aber vermieden werden. Wasser ist nur
bei großer Gefahr anzuwenden, sonst Abdecken der Gefahrzonen mit Sand, Erde,
Schlamm, um die Luftzufuhr abzuschneiden. Bunkerbrände können durch Einleiten von
Dampf, der die Luft verdrängt, oder Kohlensäure gelöscht werden.
K.
Betontechnik.
Neue Methoden bei der Untersuchung von Beton und
Eisenbeton (Der Bauingenieur 1920, Heft 19/20).
Eine Reihe von Aufgaben können mit den bisherigen Methoden, die auf die Strukturänderungen nicht eingehen, in vollkommen
befriedigender Weise kaum gelöst werden. Solche Fragen sind z.B. die der
Rostsicherheit der Eiseneinlagen im Beton; die des wasserdichten Betons usw. Die
Voraussetzungen dafür zu erforschen, verwendet Prof. Probst, Karlsruhe i. B.
1. die Mikrophotographie und die Mikroskopie;
2. „ Kinematographie;
3. „ Röntgendurchstrahlung.
So lassen sich die Kinematographie und die Röntgentechnik dazu benützen, um die
rostbildenden Substanzen festzustellen. Der Kinematograph ermöglicht die
Beaufsichtigung der Bauführung, kontrolliert also die Art der Herstellung, die
Schalung, das Zurichten der Eiseneinlagen, die Verarbeitung des Betons und die bei
der Arbeit geflogene Sorgfalt. Mit Hilfe der Röntgentechnik werden die Veränderungen
der Eiseneinlagen beobachtet, die diese im Laufe der Zeit erfahren. Die ersten
Versuche mit Röntgendurchstrahlung hat Kontrollingenieur Stettner der
Schweizerischen Bundesbahnen ausgeführt, dann folgten Janus und Reppchen,
München.
Der amerikanische Ingenieur Nathan N. Johnson hat 1912 zum
erstenmale mit Erfolg die Mikrophotographie für Betonuntersuchungen benützt. Damit
wollte er Aufschluß erhalten über die Struktur des Betons, über Fehler in der
Herstellung des Betons, über Zersetzungserscheinungen, durch Seewasser veranlaßt u.
dgl. mehr. Seine Untersuchungen haben sehr wertvolle Ergebnisse gebracht. Prof.
Probst versucht nun das von Johnson angegebene Verfahren weiter auszubauen, wobei er
mit den Firmen Zeiß und Leitz in Verbindung getreten ist. Für Beton kommt das Mikroskop inbetracht bei Untersuchungen des in ihm
vorhandenen Mörtels, desgleichen bei Betondünnschliffen. Für Oberflächenschliffe ist
ein Mikroskop nicht nötig. Sollen Bilder mit großen Tiefenschärfen erhalten werden,
so benützt man die Mikrophotographie ohne Mikroskop.
Die Kinematographie (zurzeit bestehend aus einer einfachen
Ernemanneinrichtung) dient dazu, z.B. die Vorgänge zwischen dem Riß- und
Bruchstadium bei belasteten Eisenbetonkörpern zu verfolgen; eine neuere Aufnahme
zeigt deutlich, wie an einem Kontrollbalken die Risse, die Durchbiegung und die charakteristische
Pyramidenbildung in der Druckzone im Bruchstadium entstehen.
Dipl.-Ing. Prof. Marx.
Wirtschaft.
Vereinfachung im Lohnwesen. Das Lohnwesen, das in größeren
Betrieben ohnehin schon umfangreiche schriftliche Arbeiten durch Ausschreiben der
Lohntüten und Eintragen in Lohnbücher für Kontrolle, Nachweisungen, Statistik usw.
erfordert, ist durch den Steuerabzug vom Lohne noch komplizierter geworden. Um die
umfangreiche und zeitraubende Schreibarbeit zu vermindern, hat die Parkett- und
Steinholz-Fußbodenfabrik Hönemann in Halle (Saale) ein neues System ausgeprobt und
eingeführt, bei dem die Lohnbucheintragungen und das Ausschreiben der Lohntüten in
einem einzigen Arbeitsgange erfolgen, ohne daß von den bisher eingeführten
Aufzeichnungen auch nur eine ausgelassen werden müßte. Die neuartigen, zu einem
Einlagebogen blockartig vereinigten Lohntüten (etwa 20 bis 30 Stück pro Buchseite)
werden beim Eintragen in das normal angeordnete Lohnbuch gleichzeitig mit
durchgeschrieben: Abgesehen davon, daß auf diese Weise sehr viel Arbeit gespart
wird, ist es dadurch gleichzeitig unmöglich geworden, daß die Lohnbucheintragungen
jemals im Rückstande bleiben. Die neuartigen Lohntüten sind so beschaffen, daß die
Geldscheine im verschlossenen Zustande einzeln nachgezählt werden können. Bei
anderen Auszahlungsweisen werden die Lohnbuchdurchschriften als Belege
ausgehändigt.
Bei dem neuen System kommt man also mit einem einzigen Lohnbuche aus. In dieses
werden die Lohnempfänger untereinander eingetragen. Das Lohnbuch gestattet wie
bisher die Aufrechnung am Löhnungstage zwecks Kassekontrolle, zeigt aber außerdem
bei jedem Arbeiter die im Laufe des Jahres in den einzelnen Rubriken sich bisher
ergebenden Gesamtbeträge an und das besondere Aufrechnen am Jahresschlusse erübrigt
sich somit. Da diese Eintragungen auf jede Lohntüte durchgeschrieben werden, hat
auch der Lohnempfänger bei jeder Löhnung eine Uebersicht darüber, was er im
Laufe des Jahres verdiente, welche Abzüge an Versicherungsbeiträgen, Steuern usw.
ihm gemacht worden sind und was er insgesamt netto ausgezahlt erhalten hat. Aus
diesem Grunde werden nicht nur die Arbeitgeber, sondern auch die Arbeitnehmer an der
Neuerung interessiert sein.
Dr. M.
Ausstellung für chemisches Apparatewesen (Achema).
Anläßlich der in der Pfingstwoche zu Stuttgart stattfindenden Hauptversammlung des
Vereins Deutscher Chemiker veranstaltet die Fachgruppe für chemisches Apparatewesen
eine Ausstellung für chemisches Apparatewesen.
Die erste Achema fand im September 1920 anläßlich der Hauptversammlung des Vereins
Deutscher Chemiker in Hannover statt. Durch die rege Beteiligung und noch mehr durch
den großen geschäftlichen Erfolg der Aussteller, sowie durch die Anregung auf die
gesamte Fachwelt wurde man veranlaßt, jährlich zur Hauptversammlung des V. D. Ch.
eine Achema zu veranstalten.
Anfragen und Anmeldungen sind zu richten an den Vorsitzenden der Fachgruppe für
chemisches Apparatewesen des Vereins Deutscher Chemiker Dr. Max Buchner,
Hannover-Kleefeld, Schellingstraße 1.
Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft. In der unter
dem Vorsitz des Baurats Dipl.-Ing. de Grahl stattgefundenen Januar-Versammlung hielt
Gustav Lilienthal, der Bruder und Mitarbeiter des verunglückten Flugpioniers Otto
Lilienthal, einen Vortrag über den Segelflug der Vögel und die Möglichkeit einer
künstlichen Nachahmung.
Persönliches.
Am 23. Januar 1921 sind es 25 Jahre her, daß der Begründer der Schichau-Werke, der
Geheime Kommerzienrat Ferdinand Schichau, 82 Jahre alt,
gestorben ist.
Herrn Alfred Calmon, dem Begründer und Generaldirektor der
Asbest- und Gummiwerke Alfred Calmon A.-G. Hamburg, ist von der technischen
Hochschule Breslau, und Herrn Carl Friedrich von Siemens
von der technischen Hochschule München die Würde eines Dr.-Ing. E. h. verliehen
worden.