Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 166 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Das Verdampfen von Wasser bei geringem Druck. Infolge
seiner großen Verdampfungswärme ist Wasser zur Erzeugung tiefer Temperaturen weit
mehr geeignet als schweflige Säure, Ammoniak oder Kohlensäure. Seine Verwendung in
Kältemaschinen bringt indessen den Uebelstand mit sich, daß aus dem Verdampfer
erhebliche Mengen von Luft und Dampf fortgeschafft werden müssen, wozu
Kolbenkompressoren völlig ungeeignet sind, da ihre Abmessungen zu groß ausfallen
würden. Diese Schwierigkeit scheint in neuerer Zeit durch Verwendung anderer
Fördermittel behoben zu sein. Es sind Kälteanlagen gebaut worden, bei denen die in
den Kühlschlangen erwärmte Sole, durch ein Sieb in feine Strahlen zerlegt, zum
Verdampfer gelangt, in dem ein ganz geringer Druck mit Hilfe von Ejektor oder
Turbokompressor hergestellt wurde. Daher verdampft ein Teil des Wassergehaltes,
wodurch der Rest der Sole gekühlt und wieder zur Wärmeaufnahme fähig wird. Ein
Drosselventil ermöglicht den Ersatz der durch Verdunstung verlorenen Flüssigkeit.
Der gebildete Dampf wird mit Hilfe einer der genannten Vorrichtungen zum Kondensator
geschafft, in dem er sich niederschlägt. Die Verwendung von Turbokompressoren zur
Förderung bringt unter anderem den Vorteil mit sich, daß nur die Verdichtung des
Kaltdampfes in Betracht kommt. Daher werden die Abmessungen des Kondensators weit
geringer als bei Benutzung von Ejektoren, deren Betriebsmittel gleichfalls
niedergeschlagen werden muß. Dies macht nur dann wenig Schwierigkeiten, wenn
Kühlwasser in unbegrenzter Menge zur Verfügung steht, was vor allem bei
Schiffen der Fall ist. Demgegenüber wäre zu erwägen, daß die Kompressoren eine sehr
hohe Umlaufzahl haben müssen, wenn man die Drucksteigung zwischen Verdampfer und
Kondensator durch eine mäßig große Stufenzahl bewältigen will. Daher können bauliche
Schwierigkeiten auftreten. Der Verschleiß ist bei Verwendung von Ejektoren
naturgemäß äußerst gering. Die Solepumpe sowie die für den Kondensator erforderliche
Luft-Kondensatpumpe können durch Elektromotor oder eine Dampfturbine betrieben
werden, deren Abdampf als Fördermittel dem Ejektor zugeführt wird.
Für die rechnerische Behandlung der Wasserdampf-Kältemaschinen ist zweifellos die
Entwicklung einer Gleichung, welche die Bestimmung der Verdampfungswärme auch bei
ganz geringen Drücken gestattet, von besonderer Bedeutung. Eine solche gibt Eichelberg in einer auf Anregung Stodolas entstandenen Abhandlung an, die demnächst als Forschungsarbeit
auf dem Gebiete des Ingenieurwesens erscheinen wird. Er findet einen Ausdruck für
die Verdampfungswärme r = f(p, T), der den äußersten Ansprüchen an
Genauigkeit bis zu sehr kleinen Drücken genügt und auch für die höchsten praktisch
vorkommenden Spannungen nicht versagt.
Schmolke.
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Beitrag zur kurvenmäßigen Darstellung der Lichtverteilung.
(Vortrag von O. Gerhardt vor der Deutschen
Beleuchtungstechnischen Gesellschaft am 16. Februar 1918.) Der Vortragende ging bei
seinen Darlegungen davon aus, daß die Darstellung der Lichtverteilungskurve einer
Lichtquelle im üblichen Polardiagramm nicht unmittelbar die Möglichkeit bietet, aus
der Größe der umschlossenen Fläche einen Rückschluß auf die wichtigste Größe, den
Lichtstrom, zu ziehen. Soll dies möglich sein, so müssen die Maßstäbe für die
Winkelteilung wie für das Licht so umgeformt werden, daß die umschlossene Fläche dem
ausgesandten Lichtstrom proportional wird.
Textabbildung Bd. 333, S. 167
Abb. 1.
Bei der Aufzeichnung der Lichtwerte einer Kurve der neuen Art ist zu beachten, daß
die in einer bestimmten Richtung vorhandene Lichtintensität mit der ersten Potenz in
den Lichtstrom eingeht, während die Fläche des Polardiagramms mit dem Quadrat der
Entfernung vom Mittelpunkt anwächst. Der Maßstab für das Licht muß deshalb dem
Wurzelwert der Lichtstärke proportional gewählt werden.
Bei der Winkelteilung besteht ebenfalls keine Proportionalität zwischen dem
räumlichen Winkel α, in dem eine bestimmte Intensität
vorhanden ist, und der zugehörigen Kalottenoberfläche auf der Einheitskugel, mit der
sie bei der Lichtstromberechnung zu multiplizieren ist, um diese Größe zu ergeben.
Diese Proportionalität läßt sich erreichen, wenn man in das benutzte Diagramm nicht
die Winkel im Raume α einzeichnet, sondern dafür andere
Flächenwinkel η wählt, die mit den ersteren durch die
Beziehung η = 90° (1 – cos α) verbunden sind.
Nimmt man beide Umformungen vor, so erhält man ein neues Diagramm, das der
vorgeschriebenen Bedingung genügt. Es ist für einen besonderen Fall durch die
Abb. 1 veranschaulicht, der in der bisherigen
Darstellungsart die Abb. 2 entspricht. Wie in solchen
Fällen üblich, sind an das Teilungsnetz der Abb. 1
nicht die Funktionswerte selbst, sondern die Argumente (Lichtstärke und räumlicher
Winkel α) angeschrieben. Die Abb. 1 läßt gut erkennen, wie durch die Anwendung des im Falle des
Beispiels benutzten Glasreflektors ein erheblicher Anteil des Lichtstromes der
nackten Lampe in die untere Halbkugel gelenkt worden ist. Sie verhindert den
Trugschluß, zu dem im Lesen der üblichen Polardiagramme Ungeübte beim Anblick der
Abb. 2 verleitet werden.
Textabbildung Bd. 333, S. 167
Abb. 2.
Durch die Kurvenfläche eines Diagramms der neuen Art sind sowohl der Lichtstrom wie
die sphärische Lichtstärke einer Lichtquelle verdeutlicht. Es bietet keine
Schwierigkeit, die genannten Größen wie auch die entsprechenden halbräumlichen Werte
nach einer der bekannten Methoden graphisch zu ermitteln. Auf die Wiedergabe der von
dem Vortragenden gemachten Einzelvorschläge an dieser Stelle sei verzichtet.
Im Schlußteil seiner Darlegungen ging der Vortragende auf die graphische Ermittlung
der Bodenbeleuchtung ein, die durch eine Lampe gemessener Lichtverteilung erzeugt
wird. An der Hand von Rechnungen und Kurven zeigte er, welche Vorteile das von ihm
vorher angegebene Diagramm infolge der Benutzung des Wurzelmaßstabes für die
Lichtstärke auch hier bietet, und gab ein Verfahren an, bei dem es durch Einzeichnen
des normalen Gradnetzes und einer Hilfslinie möglich ist, in einfacher Weise
Bodenbeleuchtungen in einer bestimmten Richtung und mittlere Bodenbeleuchtungen in einem
gegebenen Winkel zeichnerisch zu ermitteln. Bezüglich der Einzelheiten dieses Teiles
des Vortrages sei auf die Originalarbeit (Zeitschr. f. Beleuchtungsw. XXIV, 1918, S.
54) verwiesen.
A. R. Meyer.
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Am 3. August d. J. ist in Düsseldorf unter dem Vorsitz von Kommerzienrat Dr.-Ing. e.
h. Springorum, M. d.h. Dortmund, eine Gesellschaft von Freunden der Aachener Hochschule
gegründet worden mit dem Ziel, anläßlich der im Jahre 1920 bevorstehenden Feier
des fünfzigjährigen Bestehens der Kgl. Technischen Hochschule zu Aachen für diese
Hochschule Mittel bereitzustellen, die zu ihrer weiteren Ausgestaltung als
Hochschule des wichtigsten deutschen Industriegebietes verwendet werden sollen. Die
früheren Studierenden der Aachener Hochschule werden gebeten, ihre genauen
Anschriften dem Geschäftsführer der Gesellschaft, z. Hd. von Dr. Petersen, (Verein deutscher Eisenhüttenleute) Düsseldorf,
Ludendorffstraße 27, mitzuteilen.