Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 101 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Heißdampfturbinen für Handelsschiffe. Der
Turbinenantrieb für Handelsschiffe, im besonderen für Frachtdampfer, hat während des
gegenwärtigen Krieges mehr Förderung erfahren, als man zunächst anzunehmen geneigt
ist. Vor allem hat die konstruktive Weiterentwicklung der Rädergetriebe zur
mehrstufigen Bauart hierzu beträchtlich beigetragen. Einerseits ermöglichen diese
gegenüber dem normalen Kolbenmaschinenantrieb mit Verwendung raschlaufender Turbinen
eine erhebliche Herabsetzung des Gewicht- und Platzbedarfes der Antriebsanlage, der
der Ladefähigkeit zugute kommt, andererseits gewährleisten sie eine weitaus höhere
Betriebswirtschaftlichkeit. Spielten die Betriebskosten früher gerade bei
Frachtdampfern gegenüber den Anlagekosten eine wenig maßgebende Rolle, so haben sich
die Verhältnisse heute dank den sprunghaft gesteigerten Brennstoffkosten und
Frachtraten von Grund aus geändert. Jedenfalls dürfte, so lange sich die
gegenwärtige Knappheit an verfügbarem Schiffsraum geltend macht, der einen Neubau in
Frage ziehende Reeder eine Erhöhung des notwendigen Anlagekapitals, wie es die
Wahl einer Turbinenanlage mit Rädergetriebe zweifellos bedingt, wesentlich leichter
in Kauf nehmen, wenn damit eine Herabsetzung der Betriebskosten gewährleistet
scheint. Sie wird bei Verwendung mäßiger Dampfüberhitzung, die für derartige
Turbinenanlagen neuerdings energisch angestrebt wird, in um so höherem Maße in die
Erscheinung treten.
Die Betriebschwierigkeiten, die dem Arbeiten mit Heißdampf bei Schiffsturbinenanlagen
entgegenstehen, liegen vor allem in den wechselnden Wärmewirkungen beim Umsteuern.
Deshalb sind gerade Turbinenanlagen mit wechselndem Drehsinn, wie die Turbinen mit
Rädergetriebe, den Turbotransformatoranlagen und den turboelektrischen Anlagen
gegenüber bezüglich der wirtschaftlichen Ausnutzung des Heißdampfes im Nachteil.
Jedenfalls wird man sich bei Turbinenanlagen mit Rädergetriebe vergleichsweise mit
mäßigerer Ueberhitzung begnügen müssen als bei Turbinen mit gleichbleibendem
Drehsinn. Neuerdings sucht man nun die praktisch gezogenen Grenzen der Ueberhitzung
mit Rücksicht auf die wachsende
Relative Vergleichszahlen (v. H.) für
Schiffsdampfmaschinenanlagen verschiedener Art mit und ohne Ueberhitzung.
Art der Anlage
Brennstoff-verbrauch
Maschinen-gewicht
Bodenfläche
Maschinen-raum
Kesselraum
I. Schnelldampfer
a) 4 Schrauben, direktwirkende Turbinen (1 Hd., 1 Md., 2 Nd.)
Zylinderkessel, Sattdampfbetrieb
100
100
100
100
b) 2 Schrauben, Turbinen mit einstufigem Getriebe, Zylinderkessel,
Sattdampf- betrieb
89
93
90
92
c) 2 Schrauben, Turbinen mit einstufigem Getriebe, Zylinderkessel,
Heißdampf- betrieb (∞ 55°C Ueberh.)
84,5
93,5
90
86
d) 2 Schrauben, Turbinen mit zweistufigem Getriebe, Zylinderkessel,
Heißdampf- betrieb (110° C Ueberh.)
75
88,5
86
77
II. Fracht- und
Passagierdampfer
a) 3 Schrauben, Kolbenmaschinen mit Abdampfturbine, Zylinderkessel,
Satt- dampfbetrieb
100
100
100
100
b) 2 Schrauben, Turbinen mit einstufigem Getriebe, Zylinderkessel,
Sattdampf- betrieb
93
80
87
92
c) 2 Schrauben, Turbinen mit einstufigem Getriebe, Zylinderkessel,
Heißdampf- betrieb (∞ 55°C Ueberh.)
88
81
87
91
d) 2 Schrauben, Turbinen mit zweistufigem Getriebe, Zylinderkessel,
Heißdampf- betrieb (∞ 110° C Ueberh.)
74
72
83
80,5
III. Kanaldamfer
a) 3 Schrauben, direktwirkende Turbinen (1 Hd., 2 Nd), Zylinderkessel,
Satt- dampfbetrieb
100
100
100
100
b) 2 Schrauben, Turbinen mit einstufigem Getriebe, Wasserrohrkessel,
Satt- dampfbetrieb
91,5
75
100
97
c) 2 Schrauben, Turbinen mit einstufigem Getriebe, Wasserrohrkessel,
Heiß- dampfbetrieb (∞ 55° C Ueberh.)
86,5
76
100
97
d) 2 Schrauben, Turbinen mit zweistufigem Getriebe, Wasserrohrkessel,
Heiß- dampfbetrieb (∞ 110° C Ueberh.)
73,5
68
95
86
IV. Frachtdampfer
a) 2 Schrauben, Dreifachexpansionsmaschinen, Zylinderkessel.
Sattdampfbetrieb
100
100
100
100
b) 2 Schrauben, Turbinen mit einstufigem Getriebe, Zylinderkessel,
Sattdampf- betrieb
83,5
79
85
95,5
c) 2 Schrauben, Turbinen mit einstufigem Getriebe, Zylinderkessel,
Heißdampf- betrieb (∞ 55° C Ueberh.)
79
79,5
85
94
d) 2 Schrauben, Turbinen mit zweistufigem Getriebe, Zylinderkessel,
Heiß- dampfbetrieb (∞ 110° C Ueberh.)
66
72,5
80
87,5
Bedeutung der Betriebswirtschaftlichkeit auch bei den Turbinen
mit Rädergetriebe möglichst hinaufzuschieben. Die hierfür in Frage kommenden
konstruktiven Maßnahmen stehen einerseits im Zusammenhange mit der Wahl des
Uebersetzungsverhättnisses, andererseits mit der Leistungsverteilung. Beide müssen
so gewählt werden, daß die Turbinenanlage im Hochdruckteil bei ausreichender
Bemessung der Beschaufelung eine möglichst steife und gedrungene Bauart erhält.
Demzufolge wird bei größeren Turbinenanlagen mit Rädergetriebe das zur Verfügung
stehende Wärmegefälle neuerdings meist auf drei Turbinen mit verschiedener Drehzahl
(etwa 4000, 3000 und 2000 Umdr./Min.) verteilt, und zwar derart, daß auf die mit
Rücksicht auf den Austrittsverlust mit der niedrigsten Drehzahl arbeitende
Niederdruckturbine etwa die halbe Leistung entfällt, auf die mit höherer
Umlaufgeschwindigkeit arbeitende Mitteldruck- und Hochdruckturbine je ein Viertel
der Gesamtleistung.
Eine etwas radikal erscheinende konstruktive Maßnahme zur Beschränkung der Baulänge
derartiger Getriebeturbinen schlägt neuerdings Parsons
vor. Die Schaufelkränze erhalten nach seinem Vorschlage Deckbänder, die seitlich
zugeschärft sind, also eine ringförmige Schneide bilden. Da diese bis dicht an den
nächsten Schaufelkranz heranreicht, können die Spaltverluste ziemlich herabgesetzt
werden. Hand in Hand mit dieser Maßnahme geht die völlige Beseitigung des
Ausgleichkolbens. Sie ist natürlich nur bei raschlaufenden Turbinen mit
vorgeschaltetem Aktionsrade, also mit sehr geringem Druckgefälle der Trommel, wie es
bei Turbinenanlagen der gekennzeichneten Art tatsächlich vorhanden ist, praktisch
durchführbar. Der gesamte entstehende Achsialschub wird von einem
Michell-Drucklager aufgenommen.
Schiffsturbinenanlagen mit zweistufigem Rädergetriebe, die für die Verwendung mäßig
überhitzten Dampfes entworfen sind, hat man, wie bei der Eröffnungsansprache der
Institution of Engineers and Shipbuilders in Scotland mitgeteilt wurde (Engineering
9. Nov. 1917) neuerdings in England in ziemlich großer Zahl in Bau gegeben. Bei
einer Ueberhitzung von ? 55° C rechnet man gegenüber gleichartigen mit Sattdampf
betriebenen Anlagen mit einer Dampfersparnis von etwa 9 v. H. und einer
Brennstoffersparnis von 5 bis 6 v. H. Steigert man die Ueberhitzung auf das
Doppelte, ein Maß, das unter den gekennzeichneten konstruktiven Maßnahmen auch bei
Turbinenanlagen mit Rädergetriebe keinen betriebstechnischen Bedenken begegnen
dürfte, dann steigern sich die wirtschaftlichen Ergebnisse ganz unverhältnismäßig.
Die vorstehende Zusammenstellung gibt für die vier Haupttypen von Handelsschiffen
eine vergleichende Uebersicht über die bei den verschiedenen, in Frage kommenden
Antriebsanlagen zu erwartenden wirtschaftlichen Verhältnisse.
Kraft.
––––––––––
Eine Knallgasexplosion in der Stahlflasche. Infolge der
durch den Krieg bedingten großen Ansprüche an die Industrie und der hiermit
verknüpften Lockerung der strengen Vorschriften mehren sich in letzter Zeit leider
die Unfälle beim Arbeiten mit verdichteten Gasen. Ueber den Hergang einer solchen
Explosion im Eisenbahnwerkstättenamt zu Darmstadt und die sich daraus ergebenden
Lehren berichtet Professor Dr. Wöhler in der Zeitschrift
für angewandte Chemie 1917 Bd. I S. 174. Seine Ausführungen sind als allgemeine Warnung für
weitere Kreise von Interesse. Eine leere Sauerstoffflasche war von dem liefernden
Werk versehentlich mit Wasserstoff gefüllt worden. Der Verbraucher, der den Irrtum
bemerkte, sandte die Flasche an das Werk zurück, wo die Flasche nun mit Sauerstoff
gefüllt wurde, ohne daß aber der Wasserstoff vorher aus der Flasche entfernt wurde.
Bei der Verwendung dieses Gasgemenges trat dann natürlich eine schwere Explosion
ein, wobei drei Arbeiter getötet und mehrere andere verletzt wurden. Daneben
entstand beträchtlicher Sachschaden. Durch die Gewalt der Explosion, bei der die 6
m3 Gas enthaltende Stahlflasche in ganz kleine
Stücke zerrissen wurde, wurden fast alle Fensterscheiben der Werkstätte zertrümmert,
die beiden Türen hinausgedrückt, ferner wurden durch die bis zu 100 m weit
weggeschleuderten Flaschenstücke die elektrischen Leitungen sowie die Wasser-, Luft-
und Heizleitungen durchschlagen. Eine soeben entleerte Sauerstoffflasche gleicher
Größe, die neben der explodierten Flasche stand, wurde in der Mitte durchgerissen
und stark nach innen eingedrückt. Der Wagen, auf dem die beiden Gasflaschen lagen,
wurde vollständig in kleine Stücke gerissen, die Wände der Halle stark beschädigt,
die 12 cm dicke Eisenbetondecke mehrfach durchschlagen sowie der Kessel einer
daneben stehenden Lokomotive verschiedentlich durchlöchert.
Die Untersuchung des Vorfalls hatte ein sehr bemerkenswertes Ergebnis. Zunächst muß
man sich fragen, wie ist es möglich, daß eine Sauerstoffflasche mit Rechtsgewinde
mit Wasserstoff gefüllt werden konnte. (Bekanntlich müssen Wasserstoffflaschen mit
Linksgewinde versehen sein.) Es zeigte sich nun, daß die falsche Füllung der Flasche
auf die Verwendung einer eisernen Verschlußmutter zurückgeführt werden muß, wie sie
infolge des Krieges neuerdings an Stelle von solchen aus Messing oder Rotguß
verwendet werden. Diese eisernen Verschlußmuttern sind nicht nur imstande, das
Messinggewinde des Ventilstutzens zu überdrehen und zu verderben, sondern auch es
direkt zu überschneiden, wenn man eine eiserne Verschlußmutter mit falschem Gewinde
benutzt. Dieser letztere Umstand ist natürlich recht gefährlich, und in der Tat
ergab die Untersuchung des Verschlußventils der explodierten Stahlflasche, daß es
durch ein Linksgewinde überschnitten worden war. Vermutlich hatte ein unwissender
Arbeiter mit Hilfe eines Schraubenschlüssels eine eiserne Verschlußmutter
entgegengesetzt aufgeschraubt, so daß auf das in dieser Weise überschnittene Gewinde
der Stahlflasche nunmehr sowohl ein Reduzierventil mit Rechtsgewinde als auch ein
solches mit Linksgewinde aufgeschraubt werden konnte. Auch die sonstigen
Vorschriften zur Verhütung von Unfällen, so namentlich auch die Bestimmung, daß mit
brennbaren Gasen gefüllte Flaschen einen roten Anstrich erhalten sollen, wurden im
vorliegenden Falle außer Acht gelassen.
Ein Schutz gegen derartige folgenschwere Verwechselungen wäre die Verwendung von
Verschlußmuttern aus nur solchem Material, das nicht härter als das Ventilmaterial
ist, sowie das Verbot, die Muttern auf die gefüllten Flaschen mit Hilfe des
Schraubenschlüssels aufzudrehen, weil hierbei das Gewinde der Flasche leicht
überdreht oder überschnitten wird, was beim Aufschrauben der Muttern mit der Hand
nicht möglich ist. Der Verbraucher des Gases sollte sich andererseits durch
vorgängige Untersuchung einer kleinen, aus der Flasche entnommenen Probe unbedingt
davon überzeugen, daß die Art des Gases wirklich der Aufschrift auf der Flasche
entspricht, bzw. ob das Gas brennbar ist oder nicht. Nur so lassen sich derart
schwere Unglücksfälle wie der vorstehend geschilderte wirksam verhüten.
Sander.
Flußeiserne Lokomotivfeuerbüchsen. Für die
Lokomotivfeuerbüchsen wird in Europa überwiegend Kupfer verwendet, obwohl dieses
Material mit steigender Wärme seine Festigkeitseigenschaften unvorteilhaft
verändert. Darum hat man in den Vereinigten Staaten schon im Jahre 1872 die
kupfernen Lokomotivfeuerbüchsen durch eiserne ersetzt. Die Versuche mit flußeisernen
Feuerbüchsen hajben bei uns nicht befriedigt. Bei uns werden die Lokomotiven bei der
Reinigung nicht wie in Amerika unter Feuer gehalten, weil unsere Kohlen meist
Schlacken erzeugen, die zu fest am Rost anbacken. Zur Reinigung eines solchen Rostes
muß das Feuer gelöscht werden. Durch diesen häufigen Wechsel von Erhitzung und
Abkühlung entstehen Spannungen an den Nähten und an den Stehbolzenköpfen, denen das
Kupfer leichter als das Flußeisen folgen kann.
Durch den Krieg sind nun auch wir wegen Kupfermangel gezwungen, Lokomotivfeuerbüchsen
aus Flußeisen zu verwenden. Flußeiserne Feuerbüchsen müssen aus gut schweißbarem,
zähem und weichem Siemens-Martineisen hergestellt werden. Das Material darf weder
Blasen noch Kantenrisse zeigen und muß ein gleichmäßiges Gefüge besitzen. Es soll
bei geringerer Festigkeit größtmögliche Dehnung besitzen, und zwar 34 bis 41
kg/mm2 Festigkeit und 24 v. H. Mindestdehnung.
Das Flußeisen soll möglichst frei von Beimengungen sein und nicht mehr als 0,04 v.
H. Phosphor und 0,03 v. H. Schwefel enthalten. Durch Siliziumgehalt wird das
Flußeisen gasblasenärmer. Silizium macht aber das Flußeisen spröder und
wärmeempfindlicher, so daß solches Material für Feuerbüchsen nicht verwendet werden
kann.
Zur Herstellung von Flußeisenblechen für Lokomotivfeuerbüchsen dürfen nur ausgesuchte
Rohstoffe verwendet werden, die sorgfältig unter Zusatz von Spiegeleisen zu
desoxydieren sind. Die so erhaltenen Feuerbüchsbleche sind dann noch zu vergüten,
wie dies bei Qualitätsmaterial üblich ist, d.h. die Bleche sind noch bei 850 bis
900° ½ Stunde lang zu glühen. In der Tab. 1 sind die Versuchsergebnisse enthalten,
die an elf verschiedenen derartig geglühten Feuerbüchsblechen erhalten wurden.
Tabelle 1.
Nr.
Physikalische Eigenschaften
ChemischeZusamensetzung
Festigkeitkg/mm2
Dehnungauf200 mmin v. H.
Schlag-arbeitmkg/cm2
Cv. H.
Mnv. H.
Pv. H.
Sv. H.
1
37,1
33
26,5
0,095
0,47
0,038
0,022
2
35,0
28
26,4
0,100
0,35
0,028
0,022
3
37,4
30
26,4
0,095
0,46
0,029
0,022
4
36,6
28
25,1
0,095
0,48
0,026
0,024
5
37,0
31
27,2
0,095
0,44
0,024
0,030
6
36,3
30
30,8
0,090
0,40
0,026
0,028
7
36,2
32
32,0
0,095
0,44
0,026
0,034
8
37,1
30
27,0
0,100
0,44
0,023
0,022
9
35,4
32
26,9
0,085
0,46
0,021
0,028
10
35,9
34
34,2
0,090
0,42
0,018
0,022
11
38,4
27
32,2
0,100
0,42
0,016
Weiterhin wurden Glühversuche an acht Proben ein und desselben Bleches ausgeführt.
Die Glühungen erstreckten sich auf verschiedene Glühdauer, verschiedene Temperatur
und verschiedene Abkühlungsart. In Tab. 2 sind die Versuchsergebnisse
zusammengestellt und in Abb. veranschaulicht. Aus der
Abbildung ist ersichtlich, daß eine Vergütung bei 920° günstigere Gütezahlen ergibt
als bei 850°. Eine lange Glühdauer von einer Stunde wirkt dabei nicht vorteilhafter
als eine solche von 15 Minuten. Die Abkühlung an der Luft statt im Ofen ergibt
günstigere Gütezahlen. Es hat sich bei
Tabelle 2.
Nr.
Festigkeit in kg/mm2
Dehnung in v. H.
Gütezahl
Bemerkungen
Längs
Quer
Mittel
Längs
Quer
Mittel
Längs
Quer
Mittel
1
40,9
41,9
41,4
24,9
23,7
24,3
65,8
65,6
65,7
1 = Ungeglüht
2
36,4
39,3
37,9
30,0
25,7
27,9
66,4
65,0
65,7
2 = ¼ Stunde bei 850° geglüht, abgekühlt an Luft
3
37,0
39,4
38,2
29,5
26,0
27,8
66,5
65,4
66,0
3 = 1 Stunde bei 850° geglüht, abgekühlt an Luft
4
38,6
39,7
39,1
31,6
26,3
29,0
70,2
66,0
68,1
4 = ¼ Stunde bei 920° geglüht, abgekühlt an Luft
5
36,1
36,6
36,4
30,3
25,9
28,1
66,4
62,5
64,5
5 = ¼ Stunde bei 920° geglüht, abgekühlt im Ofen
6
39,1
39,7
39,4
30,3
28,9
29,6
69,4
68,6
69,0
6 = 1 Stunde bei 920° geglüht, abgekühlt an Luft
7
36,3
36,1
36,2
30,7
29,7
30,2
67,0
65,8
66,4
7 = 1 Stunde bei 920° geglüht, abgekühlt im Ofen
8
39,2
39,8
39,5
28,7
26,6
27,7
67,9
66,4
67,2
8 = ¼ Stunde bei 1000° geglüht, abgekühlt an Luft
diesen Versuchen ergeben, daß eine Glühung von einer
Viertelstunde bei 920° mit darauffolgender Abkühlung an der Luft genügt, um ein
gleichmäßiges Gefüge und ein gutes Korn zu erzielen. Die Abkühlung im Ofen selbst
ergab sich als nachteilig.
Durch eingehende Versuche müßte erst festgestellt werden, ob die üblichen
Blechstärken zweckmäßig sind, oder ob sich bei entsprechender Vergütung geringere
Blechstärken bewähren würden.
Textabbildung Bd. 333, S. 104
Untersuchung acht verschieden geglühter flußeiserner Feuerbüchsbleche.
Bei der Herstellung flußeiserner Feuerbüchsen ist besonders auf die sachgemäße
Ausführung der Stehbolzen und Niete zu achten, so daß örtliche Spannungen, die zu
Rißbildung Veranlassung geben, vermieden werden. Das Auswaschen muß besonders
sorgfältig erfolgen, denn das Ansetzen von Kesselstein an der Wasserseite bewirkt
Erhitzung der Feuerkistenwände und damit zusammenhängend die Aufnahme von Schwefel
und auch Phosphor in den äußeren Schichten des Bleches, so daß in der Nähe der
Stehbolzen und Nieten Spannungen und Risse auftreten. Durch die dauernde
Ueberhitzung wird außerdem das Ferritkorn wachsen, wodurch Sprödigkeit im Blech
entsteht.
Um schädliche Einwirkung auf die flußeisernen Bleche möglichst zu vermeiden, ist bei
der Fahrt auf eine gleichmäßige Rostbeschickung zu achten, damit ebenso eine
gleichmäßige Wärmeverteilung erfolgt. Beim Auswaschen der Feuerkiste können
ebenfalls durch rasches Abkühlen Spannungen entstehen, die sich nicht so schnell und
leicht wieder ausgleichen wie beim Kupfermaterial.
W.
––––––––––
Glasartiges Porzellan. Glas und Porzellan zeigen
bekanntlich beim Erwärmen ein recht verschiedenes Verhalten. Während Porzellangeräte
leicht springen und infolgedessen eine nachträgliche Formveränderung nicht
gestatten, können die meisten Gläser in der Flamme erweicht, gebogen, gestreckt und
durch Blasen in eine beliebige Form gebracht werden. Von dieser Eigenschaft des
Glases macht der Chemiker im Laboratorium einen ausgiebigen Gebrauch, und hierauf
beruht die Ueberlegenheit des Glases gegenüber dem Porzellan, soweit es sich um
die Herstellung chemischer Apparate handelt. Einer bayerischen Porzellanfabrik (Ph.
Rosenthal & Co, A.-G., Selb i. B.) ist es nun
gelungen, auch Porzellangeräte, die gegen Temperaturwechsel sehr beständig sind,
herzustellen. Zur Lösung dieser Aufgabe war es erforderlich, eine Glasur
herzustellen, die genau den gleichen Ausdehnungskoeffizienten hat wie die
Porzellanmasse selbst. Auf diese Weise lassen sich Porzellangeräte von sehr hohem
Bruchwiderstande und großer Temperaturbeständigkeit erzielen, denn das im
Laboratorium häufig vorkommende Springen von Porzellangeräten bei schroffem
Temperaturwechsel ist in der Regel auf die Auslösung von Spannungen zwischen Masse
und Glasur infolge ungleicher Ausdehnungskoeffizienten dieser beiden Stoffe
zurückzuführen. Dagegen lassen sich bei Tiegeln aus dem neuen Porzellan mit dem
Knallgasgebläse Löcher in die Wandungen schmelzen, ohne daß ein Zerspringen
eintritt; man kann ferner einzelne Porzellanteile genau wie Glas
aneinanderschmelzen, so läßt sich zum Beispiel in die Wandung eines Tiegels ein
Porzellanröhrchen einschmelzen, und schließlich kann man auch das Porzellan im
erweichten Zustande genau wie Glas blasen. Diese guten Eigenschaften sichern dem
neuen Porzellan eine weitgehende Anwendung zu chemischen und technischen
Zwecken.
Sander.
––––––––––
Studium der französischen Eisenerzlager. Die britische
Metallindustrie scheint den französischen Eisenerzlagern in der Normandie, der
Bretagne und im Anjou wachsendes Interesse entgegenzubringen. Schon zur Zeit der
Amtstätigkeit der französischen Minister Sembat und Herriot war der Oberstleutnant
Weiß, Generalinspektor der französischen Bergwerke, mit der Prüfung der Bedingungen
beauftragt worden, unter denen die französischen Erze nach England zur Verwendung in
den dortigen Hochöfen ausgeführt werden könnten. Neuerdings hat eine Kommission
englischer Fachleute unter Vorsitz des Obersten Barry die Frage an Ort und Stelle
studiert.
––––––––––
Ukrainische Eisenerze. Die „Neue Freie Presse“ vom
l. Mai schreibt: Die Ukraine hat bis Ende Juli die Ausfuhr von 37½ Mill. Pud
Eisenerz nach Oesterreich-Ungarn zugesichert. Das bedeutet eine Menge von rund 6
Mill. Doppelzentnern. Dieses Quantum, das in erster Linie der österreichischen
Eisenhüttenindustrie zugute kommen dürfte, entspricht rund einem Sechstel der im
Laufe eines Jahres von den österreichischen Hochofenwerken verhütteten
Eisenerzmengen. Die ungarischen Hochöfen dürften auf die Zufuhr fremden Erzes jetzt
nicht mehr angewiesen sein, da Ungarn über einen Ueberschuß an Eisenerzen verfügt
und alljährlich etwa 5 Mill. Doppelzentner Erz an Oesterreich abgibt. Ueberdies
stehen auch die Prijedorer Eisenerze zur Verfügung, die schon infolge der günstigen
Frachtlage Bosniens zu Ungarn im Notfall herangezogen werden könnten. Im letzten Friedensjahr
verarbeiteten die österreichischen Hochofen werke rund 37 Mill. Doppelzentner
Eisenerz im Werte von 53 900000 Kr.
––––––––––
Herstellung von Rechenmaschinen in Schweden. Eine neue
Rechenmaschine ist nach „Göteborgs Handels och Sjöfarts Tidning“ von dem
Mechaniker Anderssen erfunden worden. Es habe sich
bereits eine Aktiengesellschaft „Svenska Räknenmaskiner“ zur Ausbeutung der
Erfindung gebildet, und mit der Herstellung von Probemaschinen sei in Malmö bereits
begonnen worden. Die Gesellschaft hoffe, schon am Schluß dieses Jahres einige
tausend Maschinen auf den Markt bringen zu können und beabsichtige die Errichtung
einer größeren Fabrik, die den Wettbewerb mit dem Auslande aufnehmen soll. Eine
andere Gesellschaft habe sich in Gotenburg zur Uebernahme der Herstellung der
russischen Odhner-Rechenmaschinen gebildet. Das Blatt hofft, daß es der neuen
Industrie gelingen werde, den schwedischen Markt für den Bezug von Rechenmaschinen
nach und nach vom Auslande unabhängig zu machen.
––––––––––
Nickelraffinerien in Kanada. L'Exportateur Francais vom
14. März schreibt: Bekanntlich hat Kanada die reichsten Nickelminen der Welt, doch
konnte es bisher nur sehr wenig Nutzen daraus zu ziehen, da das Raffinieren in
anderen Ländern vorgenommen wurde. Seit einiger Zeit ist man nun aber bestrebt, das
Erz am Ort selbst zu verhütten. Die „British American Nickel Corporation“
läßt gegenwärtig nahe bei Sudbury eine elektrische Schmelzerei errichten, die
2500 t Erz täglich bearbeiten und 20 Mill. Pfund Nickel jährlich hervorbringen soll.
Außerdem läßt die „International Nickel Company“ jetzt bei Port-Colborne eine
Nickelraffinerie erbauen, deren Kosten sich auf 4 Mill. Dollar belaufen sollen. Die
Anfangserzeugung dieser Raffinerie wird 15000000 lbs jährlich betragen, aber spätere
Erweiterungen werden die Produktionsfähigkeit bis auf 60 Mill. lbs erhöhen können,
so daß dieses Werk allein imstande sein dürfte, den gesamten Nickelbedarf der
Industrien des ganzen britischen Reiches zu decken.
––––––––––
Mineralische Rohstoffe in Norwegen. Professor Goldschmidt sprach kürzlich in der „Norwegischen
Chemischen Gesellschaft“ über neue mineralische Rohstoffe in Norwegen. Nach
„Norges Handels- og Sjöfartstidende“ vom 3. Mai hob der Vortragende
hervor, Norwegen habe an mineralischen Rohstoffen, die vor dem Kriege vom Auslande
eingeführt seien, Ueberfluß; der Krieg habe es nötig gemacht, auch auf diesem
Gebiete die Selbstversorgung der Industrie in Angriff zu nehmen. Durch den großen
Reichtum an mineralischen Rohstoffen eröffneten sich große Zukunftsmöglichkeiten.
Die früher eingeführten Rohstoffe würden hauptsächlich in der Porzellan- und
Glasindustrie, aber auch in technischen Betrieben für medizinischen Gebrauch und für
Ackerbau gebraucht Das gelte besonders für Kiesel, Lehm, Oxyd, Kalkstein und
Magnesiumoxyd. Die Versuche, die jetzt im Laboratorium in Trondhjem vorgenommen
würden, hätten zu guten Ergebnissen geführt.