Titel: | Zuschriften an die Schriftleitung. |
Fundstelle: | Band 332, Jahrgang 1917, S. 232 |
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Zuschriften an die Schriftleitung.
(Ohne Verantwortung der
Schriftleitung.)
Zuschriften an die Schriftleitung
J. G. Wobbe,
Ingegnere
Direttore dei Gaz i. P.
(Schweiz) Lugano, 1. V. 1917,
(Casa Piccoli)
P. T. Redactiondes Dingl. polyt. Journal, Berlin.
In ihrem geschätzten Journal sind im Artikel vom 7. April 1917 Gaskocher und Topf, von Dipl.-Ing. W. Speiser
Unstimmigkeiten enthalten, die nicht unwidersprochen bleiben können; ich bitte Sie
daher an der zutreffenden Stelle folgendes veröffentlichen zu wollen:
1. Herr Dipl.-lng. Speiser ist nach meinem Text nicht
berechtigt, die Gleichung \eta_{k_1}-\eta_{k_2}=\frac{a_1-a_2}{a_2}\,.\,100 abzuleiten; wahr ist, daß diese Gleichung
falsch ist.
2. Ich habe nicht gesagt: „von einer gewissen Kochergröße abwärts wird der Verlust
im Kochtopf negativ“, wohl habe ich gesagt: „Kocher mit weniger als 44 v.
H. im voraus eingesetzter energetischer Kraft erreichen nicht ihr Ziel d. i. 95
°“.
3. Ich habe nicht behauptet, der Verlust im Kochtopf ist stets Null; vielmehr habe
ich nachgewiesen, daß er verschiedene Werte annimmt, entsprechend W : %, und ferner ist wahr, daß sich die Vereinsnormen
fälschlich Vt stets =
Null ergeben.
4. Aus dem Diagramm II der Vereinsnormen kann man sehr wohl entnehmen, daß Vt darin stets gleich
Null erscheint; wahr ist, daß jede Reihe (Abszisse) dies ergibt, z.B. für 27\mbox{ l: Gas }\frac{126,9\,\times\,59,1}{100}-75=0
und so fort.
Hochachtungsvoll
gez. G. Wobbe.
Hannover, 21. 5. 1917.
Zu 1. Die von mir als mathematisch unmöglich bezeichnete Gleichung \eta_{k_1}-\eta_{k_2}=\frac{a_1-a_2}{a_2}\,.\,100 (worin
a1 der Gasverbrauch
eines Kochers I, a2 der
eines Kochers II ist) steht allerdings, wie in D. p. J. S. 109 ausdrücklich gesagt,
in dieser Form bei Wobbe nicht da. Wenn er aber sagt (S.
356 oben): „Die Anlehnung an die Wirklichkeit ergibt als unzweifelhaft richtig,
daß die Differenz der Wirkungsgrade z.B. 29,63 v. H. beträgt, wenn der Kocher
m 27 1 Gas und der Kocher n 35 1 Gas für denselben Effekt verbraucht, denn 27
: (35 – 27)= 100 : x = 29,63 v. H.“, so kann
die – ihrer Form nach mathematisch freilich auch nicht ganz klare Gleichung – wohl
nur so aufgefaßt werden, daß die gesuchte „Differenz der Wirkungsgrade“
x sich zu 29,63 v. H, ergibt aus der Gleichung 27 : (35
– 27) = 100 : x. (Aus dieser Gleichung folgt
tatsächlich x = 29,63). Setzt man nun für den
Gasverbrauchswert 35 1 des Kochers n die Bezeichnung
a1 ein und für den
Wert 27 1 des Kochers m die Bezeichnung a2, so erhält die
Gleichung die Form a2 :
(a1 – a2) = 100 : x,
was umgeformt werden kann zu x=\frac{a_1-a_2}{a_2}\,.\,100, – der von mir lediglich aus dem Wobbeschen Text abgeleiteten Gleichung, die allerdings
falsch ist und von mir auch nur für meinen Zweck aufgestellt wurde, den Irrtum im
Gedankengang Wobbes augenfällig zu machen.
Zu 2. Wenn in dem Wobbeschen „Diagramm I“ die
Zahlenwerte für b (Kochtopfverlust) von + 29,3
allmählich bis zur Null abfallen und dann bis – 74,9 mit Minuszeichen eingeschrieben
sind, wenn ferner auf S. 356 gesagt wird „sodann erfolgte die Berechnung des
Wertes b=\frac{a\,.\,W}{100}-cIn meiner
Bezeichnungsweise v_t=\frac{a\,.\,\eta_k}{100}-e. Die Gleichung ist an sich richtig, sie
führt Wobbe aber zu falschen Ergebnissen,
weil er für ηk die irrig errechneten Werte einsetzt. und dessen
Eintragung in das Diagramm, so zwar, daß sinngemäß die sich ergebenden Pluswerte
links und die Minuswerte rechts von der Ordinate erscheinen“ – so muß dem
doch wohl entnommen werden, daß bei der Wobbeschen
Ueberlegung von einer gewissen Kochergröße abwärts der Wert b, also der Verlust im Kochtopf negativ wird. Dazu schafft die im Diagramm
seitlich eingeschriebene Anmerkung „Kocher mit weniger als 44 v. H. im voraus
eingesetzter energetischer Wirkung erreichen nicht 95°“ nur wenig
Aufklärung.
Zu 3. In meinem Bericht steht nirgends, daß Wobbe
behauptet habe, der Verlust im Kochtopf sei stets Null, vielmehr ist auf S. 109
links gesagt „. . . behauptet er . . ., daß sich für jeden Wirkungsgrad vt = 0 ergebe, wenn
die Wirkungsgrade umgekehrt proportional dem Gasverbrauch seien.“
Wobbe sagt auf S. 354: „Zunächst ging ich von der
Voraussetzung aus, daß die Wirkungsgrade vielleicht umgekehrt proportional dem
Gaskonsum sein könnten“ und findet 12 Zeilen weiter „in diesem Falle
ergibt sich für jeden Wirkungsgrad b = 0“.
Es liegt auf der Hand, daß dieser Schluß irrig ist, worauf Wobbe, wie ich auch berichtet habe, selbst hinweist; die Verluste im
Kochtopf nehmen natürlich verschiedene Werte an und beeinflussen dadurch den
Wirkungsgrad der Gesamtanlage. Die von Wobbe gefundenen
Werte sind allerdings unrichtig infolge des Ueberlegungsfehlers, auf den ich
wiederholt hingewiesen habe; die Vereinsnormen ergeben dafür Null nur bei der
gleichen irrigen Betrachtungsweise Wobbes.
Zu 4. Das von Wobbe wiedergegebene „Diagramm II“
findet sich nicht in den Vereinsnormen; es ist vielmehr von Wobbe aufgestellt und ist falsch, oder vielmehr es kann die zu
untersuchenden Verhältnisse überhaupt nicht zur Darstellung bringen (weil er für
sämtliche, auch die kleineren Kocher den Wert der im Wasser vorgefundenen WE als
gleich annimmt, während in Wirklichkeit, wie Wobbe an
anderer Stelle ja richtig mitteilt, erst von einer gewissen Kochergröße an das
Wasser im Kochtopf auf die als Norm angenommene Temperatur 95 ° gebracht wird).
Allein die Tatsache, daß sich aus diesem Diagramm der Kochtopfverlust stets gleich
Null ergibt (was übrigens dem Diagramm als solchem schlechterdings nicht zu
entnehmen ist, sondern nur der eingeschriebenen Bemerkung), – allein diese Tatsache
hätte Zweifel an der Richtigkeit der Darstellung und der daraus gezogenen Schlüsse
erzeugen müssen.
Dipl.-ing. W. Speiser.