Titel: | Hilfswerte zur Ermittlung des Durchhanges von Tragseilen und deren Ablenkung an den Stützpunkten. |
Autor: | Fr. Hornung |
Fundstelle: | Band 332, Jahrgang 1917, S. 203 |
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Hilfswerte zur Ermittlung des Durchhanges von
Tragseilen und deren Ablenkung an den Stützpunkten.
Von Dipl.-Ing. J. Hasenpflug †.
Herausgegeben von Dipl.-Ing. Fr. Hornung, Moers.
HASENPFLUG: Hilfswerte zur Ermittlung des Durchhanges von
Tragseilen usw.
Vorwort des Herausgebers.
Die vorliegende Arbeit ist eine Studie eines Verwandten, der auf dem Felde der
Ehre gefallen ist, kurz nachdem es ihm noch vergönnt war, seine Studie druckfertig
zu machen. In der Arbeit sind offenbar Erfahrungen und Ueberlegungen niedergelegt,
die der Verfasser als Fachmann auf dem Gebiete der Drahtseilbahnen während
einer Tätigkeit als Konstrukteur und Montageleiter zu sammeln Gelegenheit hatte.
Einer an mich gerichteten Bitte der Eltern des Verblichenen, die in seinem Nachlaß
gefundene Arbeit wenn möglich – gewissermaßen als Vermächtnis – der Allgemeinheit zugänglich zu machen, habe ich gerne entsprochen, da
ich nach Durchsicht der Handschrift die Ueberzeugung gewann, daß sie wohl der
Veröffentlichung wert ist.
Mein Anteil an dieser Veröffentlichung beschränkt sich aber lediglich auf dieses
Vorwort und einige, durchaus geringfügige Textänderungen, die mir im Interesse des
allgemeinen Verständnisses notwendig erschienen.
Nun habe der Verfasser das Wort:
Bedeuten:
h Durchhang des Seiles im m,
g Eigengewicht des Seiles in
kg/m,
P Größe einer Einzellast in
kg,
H Seilspannung in kg,
M Statisches Moment an irgend
einer Stelle des Seiles,
A Auflagerdruck des Seiles an den
Stützpunkten,
a Neigung des Seiles an den
Stützpunkten,
a Abstand der Einzellasten,
l Abstand der Stützen,
n Anzahl der Einzellasten, gerade,
m Anzahl der Einzellasten, ungerade,
so gilt angenähert:
h=\frac{M}{H}\ .\ .\ .\ .\ .\ . (1)
infolgedessen für Eigengewicht:
h_{\mbox{g\,max}}=\frac{g\,l^2}{8\,.\,H}\ .\ .\ .\ .\ . (2)
für Nutzlast (Einzellasten in gleichmäßigen Abständen)
a) für eine ungerade Anzahl „m“:
h_{\mbox{p\,max}}=\frac{P}{H}\,\left[\frac{l\,.\,m}{4}-\frac{a}{8}\,(m^2-1)\right]\ .\ . (3)
In diesem Falle befindet sich hmax in der Mitte der Stützweite.
b) für eine gerade Anzahl „n“:
h_{\mbox{p\,max}}=\frac{P\,.\,n}{H}\,\left[\frac{\left(\frac{l}{2}+\frac{a}{4}\right)^2}{l}-\frac{a}{8}\,(n+2)\right]\ .\
. (4)
In diesem Falle befindet sich hmax im Abstande \frac{a}{4} von der Mitte der
Stützweite entfernt.
Zur Entscheidung, bis zu welcher Stützweite eine gegebene Anzahl von Einzellasten den
größten Durchhang liefert bzw. von welcher ab die nächsthöhere Anzahl hierfür
maßgebend ist, dienen folgende Beziehungen:
a) Die Stützweite, für welche eine beliebige ungerade Lastenzahl (m) und die nächsthöhere gerade Lastenzahl (m + 1) gleiche Größtmomente bzw. Durchhänge ergeben,
beträgt:
l_{m/m+1}=\frac{a}{2}\,[m+1+\sqrt{m\,(m+1)}]\ .\ . (5)
und
b) die Stützweite, für welche eine gerade Lastenzahl (n)
und die nächsthöhere ungerade (n + 1) gleiche
Größtmomente ergeben, beträgt:
l_{n/n+1}=\frac{a}{2}\,[n+\sqrt{n\,(n+1)}]\ .\ .\ . (6)
Um für gewöhnliche Fälle eine schnelle Uebersicht zu erleichtern, sind auf Grund
der oben angeführten Beziehungen eine Reihe von Durchhangswerten ermittelt und in
der folgenden Tafel 1 zusammengestellt worden; als Normalwerte wurden hierbei
angenommen:
g = 10 kg/m, H = 25 000 kg, P = 100 kg.
Tafel 1.
Stützen-entfernungen(m)
Größter Durchhang in „m“
fürEigen-gew. v.10 kg/m
fur Einzellasten v. 1000 kg in
regelm Abst. von
25 m
30 m
40 m
50 m
60 m
80 m
100 m
50
0,13
0,562
0,501
0,501
0,501
0,501
0,501
0,501
60
0,18
0,803
0,672
0,601
0,601
0,601
0,601
0,601
70
0,25
l,103
0,903
0,722
0,701
0,701
0,701
0 701
80
0,32
l,403
l,203
0,902
0,801
0,801
0,801
0,801
90
0,41
l,703
l,503
1,103
0,942
0,901
0,901
0,901
100
0,50
2,064
1,803
l,403
1,132
1,001
1,001
l,001
120
0,72
3,005
2,484
2,003
l,603
1,352
1,201
l,201
140
0,98
4,005
3,405
2,603
2,203
1,803
1,432
l,401
160
1,28
5,207
4,405
3,304
2,803
2,408
l,802
l,601
180
1,62
6,607
5,466
4,205
3,408
3,003
2,203
1,882
200
2,00
8,078
6,807
5,205
4,124
3,603
2,803
2,252
250
3,13
12,5610
10,509
7,906
6,104
5,334
4,303
3,503
300
4,50
18,0412
15,0810
11,407
9,126
7,805
5,814
5,003
Anmerkung: Die kleinen Zahlen geben
die Anzahl der den betreffenden Durchhang erzeugenden Wagen an.Anmerkungszeichen zu dieser Fußnote fehlt im Text.Die Ableitung der Gleichungen (3) bis (6) ist
im Anhang dieser Arbeit beigefügt.
Um den Größtwert des Gesamtdurchhanges zu erhalten, sind
a) bei ungerader Wagenzahl die angegebenen Tafelwerte unmittelbar zu addieren,
b) bei gerader Wagenzahl von der Summe der beiden Durchhänge der Wert Δhg in Abzug zu bringen
(da der größte Durchhang infolge der Nutzlast nicht in der Mitte, wie durch
Eigengewicht, sondern in \frac{a}{4} hiervon entfernt eintritt),
wobei
\Delta\,h_g=h_g\,\left(\frac{a}{4}\,:\,\frac{l}{2}\right)^2=h_g\,.\,\frac{4\,a^2}{16\,l^2}=\frac{1}{4}\,\left(\frac{a}{l}\right)^2\,h_g.
Dieser Betrag kann übrigens in den allermeisten Fällen vernachlässigt werden, denn
ungünstigsten Falles, nämlich bei l = 1,7a und zwei Lasten würde sein:
\Delta\,h_{\mbox{g\,max}}=\frac{1}{4}\,\left(\frac{a}{1,7\,a}\right)^2\,h_g=1\,:\,11,6\,h_g\,\overset{\infty}{=}\,8,6% von hg!
Ein Schaubild der Tafelwerte liefert Abb. 1.
Für andere Verhältnisse, als die, welche den ermittelten Durchhängen zugrunde gelegt
sind, müssen die betreffenden Werte mit entsprechenden Verhältniszahlen
multipliziert werden, und zwar:
für eine Seilspannung Ht
mit \frac{25}{H} oder \frac{1}{H\,:\,25}
(α)
für ein Wagengewicht Pkg
mit \frac{P}{1000}
(ß)
für ein Seilgewicht gkg/m
mit \frac{g}{10}
(γ)
Nachstehend sind diese Verhältniszahlen für häufig vorkommende Fälle
angegeben:
Textabbildung Bd. 332, S. 205
Abb. 1.Größte Seildurchhänge für Stützweiten von 50 bis 300 m und
Wagenabstände von 25, 30, 40. 50, 60, 80 und 100 m. Festwerte: H = 25000 kg, g =
10 kg/m, P = 1000 kg
In einem gegebenen Falle (s. auch Abb. 1) werden die
verschiedenen Verhältniszahlen am zweckmäßigsten gleich zu einer einzigen
zusammengefaßt. Zum Beispiel: gesucht ist der größte Seildurchhang für l = 180 m, a = 30m, g = 12 kg/m, P = 1500 kg
und H = 32,5t; er beträgt:
h=\alpha\,\beta\,.\,\gamma\,\left(\frac{1,62}{\beta}+5,46\right)=\frac{1,5\,.\,1,2}{1,3}\,\left(\frac{1,62}{1,5}+5,46\right)_m,
oder anders ausgedrückt:
h = a ∙
γ(1,62 + β + 5,46), oder
h = a ∙ γ
∙1,62 + a ∙ β ∙ γ ∙ 5,46.
Auf jeden Fall ist aber zu beachten, daß der Wert für den Durchhang infolge
Eigengewicht selbstverständlich nur mit „a ∙
γ“ multiplizieren ist, da er ja mit der Wagenlast nichts zu tun
hat.
Zur Ermittlung von Durchhängen für Stützenentfernungen und Wagenabstände, die sich in
der Tafel 1 nicht vorfinden, dürfte die geradlinige Interpolation in den meisten
Fällen genügen. Sonst sind die Formeln (2) bis (6) hierfür zu benutzen.
Die größte Seilneigung an einem Stützpunkt ergibt sich aus:
\mbox{tg}\,\alpha_{\mbox{max}}=\frac{A_{\mbox{max}}}{H}.
In der folgenden Tafel 2 ist der Wert des größten Auflagerdruckes über einer Stütze
(i4n,ax) für eine Reihe von Belastungsfällen
ermittelt worden, wobei wiederum als Grundannahme diente: P= 1000 kg.
Tafel 2.
Stützen-entfernungen(m)
Größter Durchhang in „t“für
Einzellasten v. 1000 kg in regelm Abst. von
25 m
30 m
40 m
50 m
60 m
80 m
100 m
50
1,502
1,402
l,202
l,002
l,001
1,001
1,001
60
1,753
1,501
1,332
1,172
l,002
1,001
1,001
70
1,933
1,723
1,432
1,292
1,142
l,001
1,001
80
2,134
l,884
l,503
1,382
1,252
1,001
l,001
90
2,344
2,003
1,673
1,442
1,332
1,112
l,001
100
2,505
2,204
l,803
l,503
1,402
1,202
1,001
120
2,925
2,505
2,003
1,753
1,503
1,332
1,172
140
3,326
2,865
2,284
1,933
1,713
1,432
1,282
160
3,727
3,186
2,505
2,124
1,883
l,503
1,382
180
4,118
3,507
2 785
2,344
2,004
1,673
l,442
200
4,5010
3,857
3,006
2,505
2,204
1,803
l,503
250
5,5011
4,6810
3,647
3,006
2,605
2,084
l,803
300
6,5013
5,5011
4,278
3,507
3,006
2,404
2,004
Anmerkung: Als Schaubild dazu siehe Abb.
2. Ueber den Auflagerdruck durch das Seilgewicht allein und über
denjenigen Gesamtauflagerdruck, der sich bei ungleicher Höhenlage der Stützen
herausbildet, geben Abb. 3 und 4 Aufschluß.
Die kleinen Zahlen geben wiederum die Anzahl der den betreffenden
Stützendruck hervorrufenden Einzellasten an. Für andere Einzellasten sind die
Tafelwerte mit „ß“ zu multiplizieren (vgl. S.
204).
Anhang.
Ableitung der Formeln (3), (4), (5) und (6).
Als bekannt wird vorausgesetzt, daß bei der Belastung eines einfachen Balkens durch
Einzellasten mit gleichmäßigen Abständen das größte Moment
1. unter einem Lastpunkt liegt,
2. dann eintritt, wenn
a) bei ungerader Lastenzahl die Resultierende über der Mitte
des Balkens liegt,
b) bei gerader Lastenzahl die Resultierende um
\frac{a}{4} von der Balkenmitte entfernt ist.
1. Größtes Moment für eine ungerade Lastenzahl „m“ Mmax liegt
in der Mitte
\begin{array}{rcl}M_{\mbox{max}}&=&\frac{m\,P}{2}\,.\,\frac{l}{2}-P\,.\,a\,\left(1+2+3+\ .\ .\ .\ \frac{m-1}{2}\right)\\&=&P\,\left[\frac{m\,l}{4}-a\,\frac{\frac{m-1}{2}\,\left(1+\frac{m-1}{2}\right)}{2}\right]\\M_{\mbox{max}}&=&P\,\left[\frac{m\,l}{4}-\frac{a}{8}\,(m^2-1)\right]\
.\ .\ .\end{array} Gleichung (3)
Textabbildung Bd. 332, S. 206
Abb. 2.Größte Auflagerdrücke für Stützweiten von 50 bis 300 m und
Wagenabstände von 25, 30, 40, 50, 60, 80 und 100 m, P = 1000 kg angenommen. [Der
horizontale Auflagerdruck infolge Wind von 200 kg/m2 unter der Annahme von 1,0 m2
Windfläche pro Wagen beträgt der Tafelwerte.
Textabbildung Bd. 332, S. 206
Abb. 3.Auflagerdruck infolge des Seileigengewichts bei gleicher Höhe der
benachbarten Stützen
2. Größtes Moment für eine gerade Lastenzahl „n“, Mmax liegt
um \frac{a}{4} von der Balkenmitte entfernt.
\begin{array}{rcl}A&=&\frac{P\,.\,n}{l}\,\left(\frac{l}{2}+\frac{a}{4}\right)\\M_{\mbox{max}}&=&\frac{P\,n}{l}\,\left(\frac{l}{2}+\frac{a}{4}\right)^2-P\,.\,a\,\left(1+2+\
.\ .\ .\ \frac{n}{2}\right)\\&=&P\,n\,\left[\frac{\left(\frac{l}{2}+\frac{a}{4}\right)^2}{l}-\frac{a}{8}\,(2+n)\right].\end{array}
3. Stützweite, für welche eine beliebige ungerade
Lastenzahl (m) und die nächsthöhere (m + 1) gleiche Größtmomente ergeben.
m Lasten rufen hervor:
M_1=P\,\left[\frac{m\,l}{4}-\frac{a}{8}\,(m^2-1)\right]
m + 1 Lasten rufen hervor:
M_2=P\,(m+1)\,\left[\frac{\left(\frac{l}{2}+\frac{a}{4}\right)^2}{l}-\frac{a}{8}\,(m+3)\right].
Da M1 = M2, so
folgt:
\frac{m\,l}{4}-\frac{a}{8}\,(m^2-1)=(m+1)\,\left[\frac{\left(\frac{l}{2}+\frac{a}{4}\right)^2}{l}-\frac{a}{8}\,(m+3)\right]
2\,l\,.\,m-a\,m^2+a=(m+1)\,.\,2\,l+(m+1)\,\frac{a^2}{2\,l}+(m+1)\,2\,a-a\,m^2-3\,a\,m-a\,m-3\,a-2\,l-(m+1)\,\frac{a^2}{2\,l}=-2\,a\,(m+1)
l^2-a\,l\,(m+1)=-\frac{a^2}{4}\,(m+1)
l=\frac{a}{2}\,(m+1)\,\pm\,\sqrt{\frac{a^2}{4}\,(m+1)^2-\frac{a^2}{4}\,(m+1)}
\begin{array}{rcl}l&=&\frac{a}{2}\,(m+1)\,\overset{+}{(-)}\,\frac{a}{2}\,\sqrt{(m+1)\,(m+1-1)}\\&=&\frac{a}{2}\,(m+1)\,\overset{+}{(-)}\,\frac{a}{2}\,\sqrt{m\,(m+1)}\\l&=&\frac{a}{2}\,[m+1\,\overset{+}{(-)}\,\sqrt{m\,(m+1)}]\
.\ .\ .\ .\end{array} Gleichung (5)
Textabbildung Bd. 332, S. 206
Abb. 4.Auflagerdruck infolge Neigung der geraden Verbindungslinie
zwischen den Stützenholmen
4. Stützweite, für welche eine beliebige gerade
Lastenanzahl (n) und die nächsthöhere (n + 1) gleiche
Größtmomente ergeben. n Lasten rufen hervor:
M_1=P\,.\,n\,\left[\frac{\left(\frac{l}{2}+\frac{a}{4}\right)^2}{l}-\frac{a}{8}\,(n+2)\right],
m = n + 1 Lasten rufen hervor:
\begin{array}{rcl}M_2&=&P\,\left[\frac{l\,.\,m}{4}-\frac{a}{8}\,(m^2-1)^\right],\\&=&P\,\left[\frac{l\,(n+1)}{4}-\frac{n\,.\,a}{8}\,(n+2)\right].\end{array}
Da M1 = M2, so folgt:
\frac{n}{l}\,\left(\frac{l}{2}+\frac{a}{4}\right)^2-\frac{n\,.\,a}{8}\,(n+2)=\frac{l}{4}\,(n+1)-\frac{n\,.\,a}{8}\,(n+2),
\frac{n}{l}\,\left(\frac{l^2}{4}+\frac{a^2}{16}+\frac{l\,.\,a}{4}\right)-\frac{l}{4}\,(n+1)=0,
l^2-n\,.\,a\,l=\frac{n\,.\,a^2}{4},
l=\frac{a}{2}\,[n\,\overset{+}{(-)}\,\sqrt{n\,(n+1)}] Gleichung (6)
––––––
Anmerkung: Das – Vorzeichen vor dem V-Ausdruck in den Gleichungen
(5) und (6) ist eingeklammert, weil es keinen Sinn ergibt; l kann auf keinen Fall <\,\frac{a}{2} sein,
daher gilt das + Vorzeichen.