Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 267 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Ueber die Beschaffung von Kraftpflügen zur Sicherung der
Herbstbestellung. Kraftpflüge können zur Sicherung der Herbstbestellung nur
dort beschafft werden, wo eine dauernde Benutzung auch für spätere Zeiten in
Aussicht steht. In erster Linie kommen Dampfpflüge für den genannten Zweck in
Betracht. Die größeren unter ihnen besitzen Maschinen mit Leistungen von 100 bis 250
PS. Die Kessel sind zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit meist mit Ueberhitzern
versehen. Die Benutzung derartig schwerer Apparate ist indessen nur bei trockenem
Boden und großen Flächen empfehlenswert. Bei nassem Wetter ist die Gefahr des
Versinkens der Maschine vorhanden, so daß in neuerer Zeit vielfach leichtere Pflüge,
deren Maschinen 70 bis 100 PS leisten, bevorzugt werden. Die Maschinenfabrik Joh. Kemna-Breslau liefert solche Apparate, die auch zur
Benutzung auf kleineren Flächen mit unebenem Boden vorzüglich geeignet sind, in
solidester Ausführung zum Preise von 46400 M. Die stündliche Leistung dieser Pflüge
ist zwei bis drei Morgen bei einem Kohlen verbrauch von 25 kg/Morgen. Bei der
Anwendung zum Umbrechen entwässerten, rohen Moores im Reg.-Bez. Aurich stellten sich
die Kosten für 1 ha auf 14,70 bis 15,50 M. Durch elektrische Pflüge war ein derartig
billiger Betrieb nicht zu erzielen, obwohl das Kilowatt Strom nur 4 Pfennig kostete
und die Bedingungen für den Torfbezug der Zentrale die denkbar günstigsten waren.
Für einen Morgen Pflugarbeit würden etwa 4,14 M zu rechnen sein, wobei der Besitzer
der Maschine Kohlen und Wasser frei anzuliefern hat.
Für leichtere und mittlere Arbeiten in nicht zu ungünstigem Boden kommen Motorpflüge
in Betracht, besonders, wenn es sich um die Beackerung kleinerer Flächen handelt.
Während der Kriegszeit käme als Betriebsmittel in erster Linie Benzol in Frage,
dessen Preis allerdings in letzter Zeit bedeutend gestiegen ist. Danebenmacht
sich die Unsicherheit des Bezuges in unangenehmer Weise bemerkbar. Unter den
Motorpflügen sind in erster Linie die Seilpflüge zu erwähnen, die genau in derselben
Weise wie die Dampfpflüge arbeiten. Zu ihnen gehören die Apparate von Hermann Gierke-Rathenow, von A. Behrendt-Gardelegen sowie die Ergomobilpflüge der Firma Kuers. Wenn es sich darum handelt, Gründüngungspflanzen
zu bestellen, solange noch das gemähte Getreide auf dem Acker steht, ist der
Seilpflug nicht zu verwenden. An seine Stelle tritt der Tragpflug, der auch bei
ungünstiger Form der einzelnen Schläge mit Vorteil verwendet wird. Die
Stock-Motorpflug- sowie die deutsche Kraftpflug-Gesellschaft und die Automobilfabrik
Komnick in Elbing liefern derartige Apparate.
Schlepp-Pflüge, die aus einer Schleppmaschine mit angehängten Pflügen bestehen,
bringen die Internationale Harvester Company, die Münchener
Motorenfabrik, die Standard
Motorpflug-Gesellschaft in Charlottenburg, Gustav
Pohl in Gößnitz und die Motorwagenfabrik Podeus
in Wismar auf den Markt. Alle genannten Pflüge haben Einrichtungen zum Grubbern,
Eggen und Walzen sowie zum Ziehen von Mähmaschinen und Rübenhebern. In bezug auf die
Haltbarkeit lassen die Motorpflüge manches zu wünschen übrig. Insbesondere ist die
Abnutzung des maschinellen Teiles infolge von Staub oder dergleichen groß bei den
schnellaufenden Vierzylinder-Automobilmotoren. Oft wird der ungeschulte Landmann
nicht in der Lage sein, die Störungen bei einem derart kompliziert gebauten Motor zu
beseitigen. Es erscheint gerechtfertigt, für die jährliche Abnutzung solcher
Maschinen 25 v. H. des Neuwertes einzusetzen. Bei den einfacher gebauten und
langsamer laufenden Motoren, wie sie die Apparate von Kuers,
Gierke usw. aufweisen, dürfte die Abnutzung nur 15 v. H. betragen. Eine
Grundlage für die Kostenberechnung wurde von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft im
Jahre 1913 durch Prüfung der hauptsächlichsten Motorpflugsysteme geschaffen. Prof.
Luedecke hat es in der Zeitschrift der
Landwirtschaftskammer für die Provinz Schlesien unternommen, die Versuchsresultate
unter Zugrundelegung der für dieses Jahr zu erwartenden Preise der Betriebsmittel
umzurechnen. Er gelangt zu folgenden Ergebnissen. Bei jährlich 400 ha würden die
Gesamtkosten in M/ha für Ergomobilpflüge betragen 26,42, für die Apparate der
Stock-Motorpflug-Gesellschaft, der Deutschen Kraftpflug-Gesellschaft und der
Internationalen Harvester Company 31,92, 31,99 bzw. 34,19. Es ist zu
berücksichtigen, daß bei derartigen Versuchen alle Apparate im besten Zustand sind,
so daß die angegebenen Kosten einen Mindestwert darstellen. Prof. Luedecke zieht aus seinen Betrachtungen folgende
Schlüsse: Wenn genügend Pflugland vorliegt, kommt vor allem der Dampfpflug in
Betracht. Lassen sich größere Flächen auch durch genossenschaftliche Vereinigung
nicht beschaffen, so würden der Ergomobilpflug und die Apparate von Gierke in erster Linie zu empfehlen sein. Die Pflüge von
Stock, Komnick sowie die Typen der Deutschen
Kraftpflug-Gesellschaft weisen eine hervorragende Leichtbeweglichkeit auf. Werden
die Maschinen nicht nur zum Pflügen, sondern auch zum Ziehen von Lasten und anderen
schweren Arbeiten verwandt, so kommt die Beschaffung von Schlepp-Pflügen in Frage.
(Luedecke. Zeitschrift der Landwirtschaftskammer für
die Provinz Schlesien.)
Schmolke.
Schuppenpanzerfarben. Nach einer Verfügung der preuß.
Eisenbahnverwaltung sollen Oelfarben in den jetzigen Kriegszeiten, besonders solche,
die mit Leinölfirnis hergestellt werden, sowie dieser selbst in den Betrieben
möglichst wenig angewendet werden.
Diese Verfügung ist eine wertvolle Unterstützung der Bestrebungen, den Leinölfirnis
ganz aus der Technik zu verdrängen und für Volksnahrungsmittelzwecke wieder frei zu
machen. Im Zusammenhang hiermit sei auf die Anregungen der chemischen Fabrik Dr. Graf & Co. zur
verbesserten Herstellung der Kumaron- und Indenharze hingewiesen. Seit Ausbruch des
Krieges, wo man uns vom Auslande in bezug auf Harze abgeschnitten glaubte, bedienen
sich nicht nur die Farben-, Lack- und Linoleumindustrie, sondern auch die Papier-
und Kunstlederfabrikation, sogar die Geschoßfabrikation der besseren
Kumaronharzsorten, bei welchen die nach dem DRP Nr. 277605 behandelten Kumaronharze
eine hervorragende Rolle spielen.
Die spezifische Wärme cp des
überhitzten Wasserdampfes für Drucke von 8 bis 20 at und von
Sättigungstemperatur bis 380° C. (Von Oscar
Knoblauch und Alexander Winkhaus. Zeitschrift d.
Ver. d. Ing. 59 S. 376 bis 379, 400 bis 405, 1915.) Die Arbeit bildet eine
Fortsetzung zweier früheren vom erstgenannten Verfasser mit Max JakobOsc. Knoblauch und Max Jakob, Die
Abhängigkeit der spezifischen Wärme cp des Wasserdampfes von Druckund
Temperatur. Zeitschr. d. Ver. d. Ing. 51 S. 81 bis 88, 124 bis 131,
1907. undHilde MollierOsc. Knoblauch und
Hilde Mollier, Die spezifische Wärme cp des
überhitzten Wasserdampfes für Drucke von 2 bis 8 kg/cm2 und Temperaturen von 350 bis 550° C.
Zeitschrift d. Ver. d. Ing. 55 S. 665 bis 673, 1911. im
Laboratorium für technische Physik der Kgl. Technischen Hochschule München
angestellten Versuche. Die früher bis 8 at Druck ausgedehnten Messungen sind mit
Hilfe verstärkter Apparate bis zu 20 at fortgeführt worden. Weitergehende Messungen
bis zu 30 at sind in Aussicht genommen.
Das Beobachtungsverfahren ist im wesentlichen das gleiche wie bei den beiden früheren
Arbeiten. Der dem Dampfkessel entnommene Wasserdampf wurde in einem mit Gas
geheizten Vorheizer getrocknet und auf eine gewünschte Anfangstemperatur t1 erhitzt. Er trat
alsdann in den eigentlichen Versuchsapparat, einen Ueberhitzer, in welchem seine
Temperatur durch eine genau gemessene elektrische Heizenergie W bis auf den Wert t2 gesteigert wurde. Alsdann wurde der Dampf in einem
Kondensator niedergeschlagen und der Niederschlag gewogen. Unmittelbar an den
Hauptversuch wurde ein Nachversuch ohne Dampf angeschlossen, in welchem der
Bruchteil von W bestimmt wurde, der während des
Versuches für die Ueberhitzung des Dampfes infolge von Wärmeleitung und
Wärmestrahlung an die Umgebung verloren ging.
Aus dem Gewicht G des stündlich durchströmenden Dampfes,
der zugeführten Heizenergie W, dem gleichzeitig
stattfindenden Wärmeverlust V und endlich der dem Dampf
erteilten Ueberhitzung t2 – t1 erhält
man die mittlere spezifische Wärme für den Temperaturbereich von t1 bis t2 nach der Formel
c_{\mbox{p}}=\frac{W-V}{G\,(t_2-t_1)}.
Die Temperatursteigerung (t2
– t1) wurde stets nur
mäßig groß gewählt, so daß die erhaltene mittlere
spezifische Wärme mit hinreichender Annäherung gleich der wahren spezifischen Wärme
bei der Temperatur ½ (t1
+ t2) gesetzt werden
kann.
Durch die neuen Versuche wurde die früher gefundene Gesetzmäßigkeit bestätigt, daß
nämlich cp mit
wachsendem Drucke zunimmt, dagegen mit wachsender Temperatur von der
Sättigungstemperatur an zunächst abnimmt und nach Durchschreiten eines Minimums
wieder ansteigt.
Die gewonnenen Resultate sind zunächst graphisch ausgeglichen, wobei den
thermodynamischen Forderungen, erstens daß cp im kritischen Punkt unendlich groß werden muß,
zweitens daß die Gesamtwärme i, die man 1 kg Wasser von
0° zuführen muß, um es bei unveränderlichem Druck in Dampf von der gewünschten
Temperatur überzuführen, bei einer gegebenen Temperatur für niedrige Drucke größer
ist als für höhere – Rechnung zu tragen war. Aus der graphischen Darstellung ergeben
sich dann die folgenden Einzelwerte für die wahren spezifischen Wärmen im ganzen
Beobachtungsintervall. Um einen Ueberblick über die Gesamtheit der
Wahre spezifische Wärme cp des
überhitzten Wasserdampfes.
Textabbildung Bd. 330, S. 269
im Münchener Laboratorium gewonnenen Resultate zu
gewinnen, sind in die vorstehende Tabelle die Werte der spezifischen Wärme für
höhere Temperaturen nach den Beobachtungen von Knoblauch
und Mollier mit aufgenommen.
K. Scheel.
Elektrische Lokomotiven. Anfangs dieses Jahres ist auf der
130 km langen Vollbahnstrecke Kiruna-Riksgränsen der schwedischen Staatsbahnen der
regelmäßige Zugdienst mit elektrischen Lokomotiven eröffnet worden. Es werden hier
zum ersten Male in Europa Züge von mehr als 2000 t Zuggewicht elektrisch befördert.
Die Bahn ist zurzeit die nördlichste der Welt, ihr Anfangspunkt liegt etwa 140 km
nördlich des Polarkreises. Kältegrade von – 35° C, orkanartige Stürme und starke
Schneeverwehungen treten hier auf. Auf dieser Bahn werden hauptsächlich die reichen
Eisenerze Lapplands nach dem eisfreien norwegischen Hafen Narvik befördert. Die
Erzzüge sind aus 40 Erzwagen mit je 46 t Bruttogewicht zusammengesetzt. Die beiden
elektrischen Lokomotiven eines solchen Zuges haben eine Gesamtlänge von 37 m. Ihre
größte Zugkraft am Zughaken beträgt 40000 kg.
Die zum Betriebe der Bahn notwendige Leistung bietet ein am Porjusfall errichtetes
Werk, das 40000 PS vorerst liefert und von dem einen Endpunkt der Strecke 250 km
entfernt ist. Es wird Einphasenstrom von 80000 Volt Spannung erzeugt, die in
Unterwerken längs der Strecke auf die für Lokomotiven geeignete Spannung
herabgesetzt wird. Da Schweden nur wenig Kohlen besitzt und seinen Bedarf zum
größten Teile vom Auslande decken muß, so bringt die Einführung des elektrischen
Betriebes dem Staate erhebliche wirtschaftliche Vorteile. Durch Einführung der 1 C +
C 1 Wechselstromlokomotive können gegenüber der 5/5 gekuppelten Dampflokomotive die
Züge um 40 v. H. und die Fahrgeschwindigkeiten um etwa 50 v. H. vergrößert werden.
Dadurch kann die Erzförderung um 70 v. H. erhöht werden. Die elektrischen Anlagen
dieser Bahn wurden zum größten Teil von den deutschen Siemens-Schuckertwerken ausgeführt. (Glasers Annalen 1915 S. 175.)
W.
Sonderausführungen von Zentrifugalpumpen. (Heft 10 und 11
der Zeitschrift für das gesamte Turbinenwesen, Ingenieur G. Oesch.) Die Bohrlochzentrifugalpumpen verdrängen infolge ihres geringen
Materialaufwandes, mit dem sich niedrige Anschaffungskosten, Raumersparnis und
Einfachheit vereinigen, vielfach die langsamlaufenden Kolben-Gestängepumpen. Weitere
Vorzüge sind gleichmäßige Wasserförderung, einfache Regulierbarkeit durch einen
Schieber in der Druckleitung und das Fortfallen der Schmierung. In der Abbildung
erkennt man den Motorständer mit dem Antriebsmotor, der mittels elastischer Kupplung
die Pumpe antreibt. Diese sowie die Druckleitung hängen am Unterteil des Ständers.
Die aus Nickelstahl hergestellte Welle ist in Abständen von 1 bis 3 m in der
Steigleitung gelagert. Sie wird vom Spurlager c
getragen. Der mit der Welle starr verbundeneKolben a steht an der Unterseite unter dem Wasserdruck der Pumpe, während der
Raum oberhalb durch Rohr d mit dem Saugstutzen
verbunden ist. Er nimmt den Achsialschub auf, so daß das Spurlager fast unbelastet
bleibt. Es wurden Pumpen mit über 30 m langer Welle ausgeführt. Auch sind minutliche
Leistungen von 3600 l bei einer Förderhöhe von 45 m und 1400 Uml./Min. erzielt,
sowie Wirkungsgrade von 71 v. H. erreicht worden. Bei stark schwankendem
Wasserspiegel ist der mit geringen Verlusten verbundene Einbau eines
„Energiewandlers“ angezeigt, den Oesch a. a.
O. beschreibt. Durch diese Vorrichtung wird der Motor vor Ueberlastung geschützt. Zu
den Sonderausführungen kann man auch die Zentrifugalpumpen zählen, die in der
Zuckerindustrie zur Förderung von Saft, Sirup, Melasse, Schmutzwasser und Abfällen
verwendet werden. Schwierigkeiten in der Ausführung von Saftpumpen ergeben sich
durch die Abnutzung von Stopfbüchsen und Schleifringen infolge des
Auskristallisierens der Säfte bei sinkender Temperatur während des Stillstandes, was
ein Verreiben der schleifenden Teile verursacht. Durch Heizen des Pumpenkörpers mit
Dampf oder heißem Wasser wird der erwähnte Uebelstand mit Erfolg bekämpft.
Textabbildung Bd. 330, S. 270
Verwendet man Zentrifugalpumpen an Stelle von Hubrädern zur
Förderung von Schmutz- und Abwässern der Zuckerindustrie, so können leicht
Verstopfungen durch Blätter, Wurzeln, Rüben und dergleichen eintreten. Bei
wagerechten Wellen tritt dies besonders stark hervor, da bei Stillstand die
genannten Fremdkörper infolge ihrer Schwere nach unten sinken und die dort liegenden
Schaufeln verlegen. Bei Laufrädern mit senkrechter Welle ist dies unmöglich. Um auch bei geringem
Zulauf ein Absetzen der festen Bestandteile vor der Pumpe zu hindern, kann man die
Druckleitung mit dem Saugrumpfe durch eine Rücklaufleitung verbinden. Das durch
diese austretende Wasser wirbelt die Ablagerungen auf. Der Wirkungsgrad von
Zentrifugalpumpen übersteigt den der Hubräder. Ferner haben jene den Vorteil
geringeren Raumbedarfs und niedrigerer Reparaturkosten. Auch zur Förderung von
scharfer Mehltrübe, Asche, Sand und Schlacke verwendet man Zentrifugalpumpen. Bei
ihnen wird die Gefahr der Abnutzung an den Abdichtungsstellen durch Verwendung eines
widerstandsfähigen Baumaterials, wie Chromstahl und Wasserspülung der gleitenden
Flächen, vermieden.
Schmolke.
Ueber die Weltformate wurde im Jahrgang 1914 dieser
Zeitschrift auf Seite 298 berichtet. Die Vorteile, die die Einführung weniger
Einheitsformate für Flächengebilde aller Art, namentlich Papiere und Drucksachen
bringen würden, liegen so klar auf der Hand, daß man keine Worte darüber zu
verlieren braucht. Es sei nur noch einmal kurz der Gedankengang wiederholt, der zur
Aufstellung der „Weltformate“ genannten Formatreihe durch W. Ostwald geführt hat. Die Formate sollen zunächst einander
geometrisch ähnlich sein, d.h. jeweils das gleiche Verhältnis der kurzen zur langen
Seite haben, ferner soll jedes Format das Doppelte des nächst kleineren und die
Hälfte des nächst größeren sein. Aus diesen beiden Forderungen folgt, wie sich
leicht mathematisch nachweisen läßt, daß das Seitenverhältnis 1 : √2 betragen, d.h.
gleich 1 : 1,41 sein muß. Auf diesen Gedankengang ist bereits im Jahre 1796 der
berühmte Physiker G. C. Lichtenberg gekommen (Göttinger
Taschenkalender für das Jahr 1796). Nachdem nun aber hiermit das Seitenverhältnis
der einzelnen Formate und ihr Verhältnis zueinander gegeben ist, muß noch ein
Grundformat gewählt werden, von dem die ganze Reihe
ausgehen kann. Um hier eine Willkür auszuschließen, hat Ostwald als Grundlage für seine Reihe der „Weltformate“ die
wissenschaftliche Längeneinheit, das Zentimeter, gewählt und erhält als Weltformat
ein Rechteck von 1 cm Breite und 1,41 cm Länge. Damit sind alle weiteren Formate
eindeutig festgelegt.
Gegen diese Wahl erhebt Porstmann in der Wiener
Zeitschrift für Post und Telegraphie Einspruch, indem er verlangt, es solle
sinngemäß als Grundlage für die Flächengestaltung auch die Einheit der Fläche, das
Quadratzentimeter gewählt werden. Er gründet darauf eine neue Reihe von Formaten,
die er „metrische Formate“ nennt, bei der das kleinste Format 1 cm2 Flächeninhalt hat, nämlich 0,84 × 1,19 cm2 mißt. Man kann diesem Gedankengang eine gewisse
Berechtigung nicht absprechen, muß aber andererseits doch fragen, ob nicht das
andere, Ostwaldsche Verfahren mindestens die gleiche
Berechtigung hat. Dabei wird zunächst, um den Grundsatz der wissenschaftlichen
Unantastbarkeit und damit Unabänderlichkeit zu wahren, die Forderung derLogik
maßgebend sein müssen, aber gleichzeitig darf die praktische Verwendbarkeit nicht
außer acht gelassen werden.
Nun messen wir Flächen zwar naturgemäß mit einer Flächeneinheit. Aber wie schon der
Name der Einheit sagt, bilden wir uns eine Vorstellung dieser Flächeneinheit
dadurch, daß wir ihre Seiten messen. Die Einheit der Fläche ist uns eben ein
Quadrat, dessen Seite 1 cm lang ist. Ebenso messen wir, wenn wir den Inhalt einer
rechtwinkligen Fläche ermitteln wollen, ihre Seiten, um dann den Flächeninhalt erst
durch Multiplikation zu errechnen. Da wir also doch mit unseren gewöhnlichen
Hilfsmitteln die Fläche nicht unmittelbar nach cm2
messen können, sondern die Seiten erst nach cm messen müssen, so ist es, wenn schon
nicht unabweisbar gegeben, so doch jedenfalls sehr natürlich und berechtigt, die 1
cm lange Seite als Grundlage für das Formatsystem zu wählen. Wenn Porstmann behauptet, die Seite als eine unter den
unendlich vielen in der Fläche möglichen Linien sei willkürlich herausgegriffen, so
muß dem entgegengehalten werden, daß sich ganz unwillkürlich, oder vielmehr ganz
gegen unsere Willkür dieses primäre Element uns
aufdrängt, da wir nur darüber zu dem sekundären Begriff
des Flächenmaßes gelangen können.
In durchaus logischer Verfolgung seines Gedankenganges kommt Porstmann dann, wie aus einer Formattabelle im „Prometheus“ (Nr.
1326 vom 27. März 1915) hervorgeht, zu einer sehr interessanten Bestimmung der
Einheitsabmessungen für Raumformate. Wie nämlich die Fläche nach der Flächeneinheit
gemessen werden soll, so der Raum nach der Raumeinheit. Das erste Raumformat soll
also 1 cm3 Inhalt haben, wird demnach 0,84 × 1,19
× 1,0 cm3. Soll jetzt analog der Reihenbildung in
der Ebene vorgegangen werden, so stehen zwei verschiedene Möglichkeiten offen.
Entweder nämlich werden die Raumeinheitsformate so bemessen, daß sie alle einander
geometrisch ähnlich sind, oder aber so, daß die größeren durch unmittelbaren
Zusammenbau zweier kleinerer und die kleineren durch rein stoffliche Halbierung des
nächst größeren entstehen. Was in der Ebene möglich war, die beiden Forderungen zu
vereinigen, ist im Raum unmöglich, die eine schließt die andere aus. Porstmann wählt den ersteren Weg und erhält eine Reihe
von ähnlichen RaumrechteckenSit venia verbo für das unbequeme
„Parallelepiped“; ich übernehme die nicht üble Verdeutschung aus
Kuhlmann und Nitzsche, Kostenberechnung im Ingenieurbau. (Weshalb nicht das
längst eingeführte Wort: Spat? Red.) mit seinen „metrischen
Formaten“ als größte Flächen, deren Rauminhalte im Verhältnis 2 : √2
steigen. Ostwald hat den anderen Weg gewählt, seine
Weltformate für Körper sind zwar geometrisch nicht ähnlich, ihre Inhalte nehmen aber
nach geraden Potenzen von 2 zu und sie setzen sich stets aus der Form nach
unveränderten Einheitskörpern zusammen. Mit anderen Worten, man kann jederzeit durch
einfaches Zerschneiden eines Weltformatkörpers zwei kleinere schaffen, die ebenfalls
den Gesetzen der
Weltformate genügen, und ebenso durch Zusammenlegen zweier einen größeren, dem
Formatsystem angehörigen herstellen. Die Verhältnisse sind hier im Raum nicht so
durchsichtig wie in der Ebene; es gibt eine große, aber nicht unbegrenzt große Zahl
von zulässigen Körpern.
Da das ganze Bestreben der Formatreform rein praktische Ziele im Auge hat, die nur
durch den Aufbau auf einer unantastbaren wissenschaftlichen Grundlage vor
Willkürlichkeiten und daher vor dem Schicksal bewahrt werden sollen, wieder durch
Willkür umgestoßen zu werden, muß in dem Falle, daß zwei Möglichkeiten grundsätzlich
gleichberechtigt sind, sinngemäß die gewählt werden, die die meisten praktischen
Vorteile bietet. Das Bedürfnis, Raumkörper ähnlich zu gestalten, dürfte jedoch nicht
so groß sein wie der Wunsch, die Einheitskörper inhaltlich und der Gestalt nach
hälften und verdoppeln zu können. Für die wichtige Frage der Verpackung fällt gerade
dieser Umstand sehr wesentlich ins Gewicht.
Die beiden Vorschläge Porstmanns können daher wohl als
scharfsinnig durchdachte Beiträge zur Klärung des Problems willkommen sein, es
besteht jedoch kein Grund, in ihrem Sinne von dem von Ostwald vorgezeichneten und in der Praxis nun glücklicherweise bereits
vielfach befahrenen Wege abzuweichen. Es ist zu wünschen, daß dadurch die
Weiterausbreitung der Weltformate keine Hemmung erleidet.
Der vor etwa einem Jahre aus inneren Gründen erfolgte Zusammenbruch der
„Brücke“, der wir die Aufstellung und Ausbreitung der Weltformate danken,
hat zwar vielfach die Meinung erweckt, auch die Weltformatfrage sei damit erledigt,
er wird jedoch die Ausbreitung des Gedankens um so weniger hindern, als eine
Neugründung eines ähnlichen Instituts wohl nur durch den Kriegsausbruch verzögert
worden ist. Auf eine gegenwärtig bestehende besonders günstige Gelegenheit, den
Weltformaten weitere Beachtung und Verbreitung zu sichern, habe ich neulich in einer
Broschüre aufmerksam gemacht:„Von der Feldpost
zur Postreform“. Verlag C. E. Poeschel Leipzig. Die
Feldpost befördert Postkarten im Weltformat 8 (11,3 × 16
cm2) ebenso kostenlos wie Briefe; man zeige
also jetzt der Allgemeinheit und der Postbehörde, wieviel zweckmäßiger und
angenehmer die langerwünschte vergrößerte Postkarte in diesem Format wäre.
Dipl.-Ing. W. Speiser.
Die metallurgische Industrie in Rußland im Jahre 1914.
Nach den vorläufigen Ziffern der russischen zentralen Eisenschmelzstatistik sind im
Jahre 1914 in den Eisenwerken Rußlands im ganzen 264130000 Pud Eisen gegen 282960000
Pud im Jahre 1913 und 256270000 Pud im Jahre 1912 ausgeschmolzen worden. Demnach hat
die Ausschmelzung im Jahre 1914 um 18830000 Pud oder 6 v. H. weniger als im Jahre
vorher betragen, hauptsächlich wegen der geringeren Eisengewinnung im Königreiche
Polen, ist aber dabei doch noch um 7860000 Pud oder um 3 v. H. größer
gewesenals im Jahre 1912. Auf die einzelnen Rayons verteilte sich die
Eisenausschmelzung in nachfolgender Weise:
1913
1914
Mehr (+) oder weniger (–)im Jahre
1914
In Millionen Pud
Mill. Pud
v. H.
SüdrußlandUralMoskauer RayonNördl u. Baltisch.
RayonKönigreich Polen
189,72 55,77 11,82 0,09 25,56
186,21 52,44 10,50 0,05 14,93
– 3,51– 3,33– 1,32– 0,04–
10,63
1,9 6,811,244,441,7
Im ganzen
282,96
264,13
– 18,83
6,7
Die Herstellung von Halberzeugnissen hat in ganz Rußland 294120000 Pud betragen gegen
300230000 Pud im Jahre 1913, d.h. sie ist um 6 110 000 Pud oder um 2,0 v. H.
zurückgegangen. Die Herstellung von Halbfabrikaten ist 1914 in allen Rayons, mit
alleiniger Ausnahme des Königreichs Polen, wo diese Fabrikation nur im Laufe des
ersten Halbjahrs 1914 erfolgen konnte, gestiegen. Nachfolgende Angaben zeigen die
Geschäftslage in Eisen – und Stahl – Halbfabrikaten in den verschiedenen Rayons:
1913
1914
Mehr (+) oder weniger (–)im Jahre
1914
In Millionen Pud
Mill. Pud
v. H.
SüdrußlandUralMoskauer
RayonWolgarayonNördl u. Baltisch. RayonKönigreich
Polen
166,58 55,34 12,90 13,03 16,06 36,32
171,37 56,87 14,36 13,16 16,77 21,59
+ 4,79+ 1,53+ 1,46+
0,13+ 0,71– 14,73
2,9 2,610,5 0,9 4,440,6
Im ganzen
300,23
294,12
– 6,11
2,0
Wie die Halbfabrikate so sind auch, und zwar wiederum hauptsächlich infolge der
Ausschaltung des Königreichs Polen, die fertigen Fabrikate aus Eisen und Stahl
weniger hergestellt worden. Ihre Herstellung betrug im ganzen 239720000 Pud gegen
246550000 Pud im Jahre 1913, d.h. um 6830000 Pud oder 2,8 v. H. weniger als im Jahre
1913. Auf die einzelnen Rayons verteilte sich die Herstellung von fertigen Eisen-
und Stahlfabrikaten in nachfolgender Weise:
1913
1914
Mehr (+) oder weniger (–)im Jahre
1914
In Millionen Pud
Mill. Pud
v. H.
SüdrußlandUralMoskauer
RayonWolgarayonNördl u. Baltisch. RayonKönigreich
Polen
141,04 40,81 11,10 10,07 16,44 27,09
143,92 40,61 11,90 10,14 15,82 17,33
+ 2,88– 0,20+ 0,80+ 0,07–
0,62– 9,76
2,0 0,5 7,3 0,7 3,836,1
Im ganzen
246,55
239,72
– 6,82
2,8
Demnach ist trotz der bedeutenden Abnahme der Herstellung der Halbfabrikate und der
fertigen Fabrikate im Königreiche Polen die gesamte metallurgische Erzeugung in ganz
Rußland im Jahre 1914 nur um eine verhältnismäßig geringe Menge zurückgegangen, dank
der Zunahme der Herstellung in andern Rayons. (Nach d. Torg. Prom. Gaz. vom 22.
April/5. Mai 1915.)
Welcher Wirkungsgrad ist von der Gasturbine zu erwarten?
Die Beantwortung der Frage geschehe unter Benutzung der auf Seite 211 dieses Bandes
beschriebenen Gasentropietafeln von Stodola, die eine sehr anschauliche
Darstellung des Arbeitsprozesses ermöglichen. Es werde z.B. angenommen, daß die
Verdichtung in einem dreistufigen Kolbenkompressor mit Zwischenkühlung geschieht.
Dieser Vorgang wird durch die in Abb. 1 sichtbare
Zackenlinie zwischen A und B gekennzeichnet.
Textabbildung Bd. 330, S. 273
Abb. 1.
Die Verbrennung des komprimierten Gemisches erfolge bei
Gleichdruck gemäß Linie B C. Punkt C findet man durch Abtragen der Wärmetönung rechts von
A' und eine Parallele zur A
R T-Richtung. Der Verbrennungsraum steht in Verbindung mit den Düsen, in
denen, wie Linie C D zeigt, adiabatische Expansion
stattfindet. Berücksichtigt man die Reibungswärme, so tritt C F an Stelle von C D. Die Linie gleichen
Druckes durch A schließt den Kurvenzug. Erfolgt
Wassereinspritzung zur Herabsetzung der Temperatur im Rad, so entsteht im
Verbrennungsraum eine Mischung von Gas und überhitztem Dampf. Die Wärmetönung wird
jetzt einerseits benutzt, um das Wasser in den überhitzten Zustand zu bringen,
andererseits erhöht sie die Temperatur des Gas-Dampfgemisches bei konstantem Druck.
In diesem Falle wird nur die Wärmezunahme zwischen B
und C nach Einzeichnung der Wärmekurve für die
Konstante bm des
Gemisches, an Stelle der ganzen Wärmetönung wagerecht abgetragen. Will man 0,1
kg/Sek. Rohöl zur Arbeit gelangen lassen und nimmt maneinen Luftbedarf L von 28,7 kg auf 1 kg Brennstoff an, so ist bei
isothermischer Verdichtung auf 30 at für jedes kg Luft eine Kompressorarbeit Qis von 69,6 WE/kg
notwendig.
Textabbildung Bd. 330, S. 273
Abb. 2.
Der gesamte Arbeitsbedarf Nk ist
=\frac{Q_{\mbox{is}}\,.\,L\,.\,B_{\mbox{t}}}{A\,.\,\eta_{\mbox{k}}\,.\,75}
wo Bt die
Brennstoffmenge, A das Wärmeäquivalent, ηk der Wirkungsgrad des
Kompressors ist. Nk
ergibt sich zu 1420 PS. Der sekundliche Rohölverbrauch beträgt, sofern der
wirtschaftliche Wirkungsgrad des Kompressormotors = 0,33, der Heizwert/kg = 10100
ist, \frac{1420\,.\,75}{427\,.\,0,33\,.\,10100} d.h. 0,075 kg.
Werden auf 1 kg Luft 0,207 kg Wasser eingespritzt, so ist nach der Zustandsgleichung
das Druckverhältnis
\Psi=\frac{p\,d}{p\,g}=\frac{n\,R\,d}{m\,R\,g} bei n kg Wasser auf m kg Gas.
Demnach wäre Ψ gleich
0,207\,.\,\frac{47,1}{29,3}=0,333. Für den Mischungsdruck p2 gilt nach
Dalton
p d + p g = p2, und es wird bei
Verdichtung auf 30 at
p\,d=\frac{\Psi}{1+\Psi}\,p_2=\frac{0,333}{1,333}\,.\,30=7,5\mbox{
at} abs. Zu diesem Druck gehört nach der Dampftabelle die Gesamtwärme
λs = 663 WE/kg. Da
für die ganze Luftmenge 6 kg Einspritzwasser gerechnet werden müssen, wird die im
Dampf gebundene Wärmetönung W'1 = n[λs
– q0
+ cpd(T2–Ts)] = 6 [663 – 27 +
0,41 . (227 – 165)] = 3968 WE/kg-Mol. Es ist dabei eine Anfangstemperatur der
Druckluft von 27°, eine Ueberhitzung auf 227° und eine Sättigungstemperatur von 165°
angenommen. Die sichtbare Wärmetönung wird, wenn z die
Anzahl der Dampf-kg/Mol, auf 1 kg/Mol. Gasgemisch ist und H die ganze Wärmetönung darstellt, gleich
\frac{\frakfamily{H}-\frakfamily{W}_1'}{1+z}=\frac{9850-3968}{1,333}=4410\mbox{
WE}/\mbox{kg-Mol}. Nachdem man die Konstante bm des Gemisches zu 0,00226 berechnet hat,
kann die Darstellung des Prozesses in der Entropietafel mühelos erfolgen (Abb. 2). Es ist hierbei eine Vorwärmung der Luft durch
die abziehenden Gase angenommen, woraus sich das Ansteigen der Linie A B erklärt. Aus dieser ergibt sich bei einem mittleren
Molekulargewicht der Mischung von 26,2 für das Wärmegefälle der Wert
(i_{\mbox{c}}-i_{\mbox{d}})=\frac{\frakfamily{W}_c-\frakfamily{W}_d}{26,2}=187\mbox{
WE}/\mbox{kg}. Die Ausflußgeschwindigkeit wird
c_0=91,5\,\sqrt{187}=1250\mbox{ m}/\mbox{Sek}. Die Gasturbine
gibt die Energie
N_{\mbox{t}}=\frac{(1+\lambda)\,.\,(i_{\mbox{c}}-i_{\mbox{d}})\,B\,t\,(1+L)\,\eta_{\mbox{t}}}{A\,.\,75}=2480\mbox{
PS} ab, wobei ηt den thermischen Wirkungsgrad darstellt. Da das Verhältnis der
Verbrauchszahlen von Kompressor und Turbine =0,75 ist, so beträgt der Gesamt
verbrauch für 1 PS/Std. \frac{(0,1+0,075)\,.\,3600}{2480}=0,254\mbox{
kg}. Hieraus ergibt sich der wirtschaftliche Wirkungsgrad
\eta_{\mbox{w}}=\frac{60\,.\,60\,.\,75\,.\,100}{0,254\,.\,427\,.\,10110}=24,6\mbox{
v. H}. Er kann bei Verwendung eines Humphrey-Gaskompressors leicht auf 28,8 v. H. gesteigert werden, so daß
die Gasturbine in bezug auf Wirtschaftlichkeit fast die großen
Zweitakt-Dieselmotoren erreicht. Bei Explosionsturbinen liegen die Verhältnisse
ungünstiger. (Vgl. Ostertag, Entropiediagramme der
Verbrennungsmotoren.)
Schmolke.
Die Verwendung von Koks in Gaserzeugern. Die deutsche
Kohlenförderung ist infolge Einberufung von Bergleuten zu den Waffen während des
Krieges auf zwei Drittel der normalen Fördermengen zurückgegangen. Dieser
Minderförderung aber steht eine erhöhte Nachfrage gegenüber, weil die Zufuhr
englischer Kohle abgeschnitten ist, und Belgiens Bergbau nach zeitweisem Stillstand
nur in geringem Maße wieder in Gang gekommen ist. Der Mangel an Kohle wird aber noch
dadurch größer, daß die Werke die Steinkohle wegen der Bedeutung ihrer Nebenprodukte
für den Krieg verkoken, soweit es ihre Eigenschaften nur irgend zulassen. Eine
Verwendung des Kokses als Ersatz für Steinkohle ist daher geradezu eine
Notwendigkeit. Nachdem man mit ihm in Dampfkesselbetrieben, besonders beim Mischen
mit Steinkohle, gute Erfahrungen gesammelt hat, beginnt man ihn auch auf
Hüttenwerken und Gaserzeugern für Wärm- und Schmelzöfen zu verstochern. Auf einem
Lothringer Werk arbeitet man seit Januar zur vollen Zufriedenheit mit Koks. Dabei
gelangt nach Mitteilung von H. Markgraf (Stahl und Eisen 1915 S. 373) eine Mischung
von ½ bis ¾ Koks mit ½ bis 1/4 Steinkohle (Saarnußkohle 15 × 35 mm) zur Verwendung.
Mit dem daraus gewonnenen Gas werden die Wärmöfen der Walzwerke betrieben.Die
Generatoren sind vollständig ausgemauerte Drehrostgaserzeuger von normaler Größe.
Der Koks wandert allmählich nach unten, und da er nicht backt, wie die
Generatorkohle, bildet er keine Hohlräume. Die Arbeit, die sonst erforderlich ist,
diese Hohlräume mit der Eisenstange zuzustochen, fällt daher bei der Verwendung von
Koks fort. Die Entfernung der Schlacke durch den Drehrost begegnet keinen
Schwierigkeiten. Der Gaserzeuger zeigt dagegen Neigung zum Heißgehen, weil der Koks
so gut wie keine flüchtigen Bestandteile enthält, daher für die Entgasung keine
Wärme benötigt wird. Aus diesem Grunde mischt man der Luft etwa 10 v. H. mehr Dampf
bei, als beim Steinkohlenbetrieb. Am Wind- und Gasdruck, wie an der Durchsatzmenge
ändert sich beim Uebergang zum Koksbetrieb nichts. Wahrscheinlich können sogar
größere Mengen von Koks als von Steinkohle durchgesetzt werden, weil beim Koks die
Neigung zum Backen fehlt.
Was die chemische Zusammensetzung des Gases anlangt, so würde beim Koksbetrieb nur
Luftgas gebildet, wenn nicht der Vergasungsluft zur Regelung der Temperatur im
Generator Dampf beigemischt würde. Daher findet sich im Koksgas auch Wasserstoff und
geringe Methanmengen. Das aus reinem Koks hergestellte Gas enthält auf dem
Lothringer Werk im Mittel:
CO
2
2
v. H.
O
2
0
„
CO
29–30
„
H
1
6–7
„
CH
2
0,5–1
„
mit dem berechneten unteren Heizwert von 1130 WE, während das
aus guter Generatorkohle in Drehrostgeneratoren hergestellte Gas im Mittel folgende
Werte zeigt:
CO
2
4,1
v. H.
O2.
0,3
„
CO
23,6
„
H
2
13,4
„
CH
2
2,6
„
und einem Heizwert von 1285 WE entspricht. Hieraus allein läßt
sich aber der Wert des Gases nicht beurteilen. Ein besseres Kriterium ist der
pyrometrische Effekt. Die theoretische Flammentemperatur des Koksgases beträgt
1765°, die des gewöhnlichen Generatorgases 1780°. In dieser Hinsicht sind also beide
Gase gleichwertig.
Ueber die Wirtschaftlichkeit des Koksbetriebes liegen noch keine Ergebnisse vor.
Theoretisch stellt sie sich um 6 v. H. günstiger als diejenige des
Steinkohlenbetriebes, da 1 kg Koks mit 93 v. H. C 5,3 m3 Gas und damit 5,3 . 1130 = 5989 WE liefert, während aus 1 kg Kohle nur
4,4 m3 Gas, also nur 4,4 × 1285 = 5654 WE gebildet
werden. Das Gas verbrennt nicht, wie vielfach angenommen, mit kurzer, sondern mit
sehr langer Flamme, die etwas durchsichtiger als das an Kohlenwasserstoffen reiche
Steinkohlengas ist, aber mit dem Auge deutlich beobachtet werden kann.
Loebe.
50 Jahre der Berlin-Charlottenburger Straßenbahn.
(Aus der „Deutschen Straßen- und Kleinbahn-Zeitung“.) Die Genehmigung zur
Anlage einer Pferdeeisenbahn von Charlottenburg auf der Berlin-Charlottenburger
Chaussee durch das Brandenburger Tor und die Straße Unter den Linden nach dem
Lustgarten war durch Allerhöchsten Erlaß vom 13. Juni 1864 dem Zivilingenieur Moller in Aussicht gestellt worden. Vor Erteilung der
endgültigen Genehmigung wurden jedoch Bedenken gegen die Führung der Bahnanlage
durch das Brandenburger Tor erhoben; die Bahnlinie mußte daher vom Brandenburger Tor
ab durch die Dorotheenstraße nach dem Kupfergraben geführt werden. Die Genehmigung
zum Betriebe der Bahn mit einer Abzweigung nach dem Krollschen Garten und den Zelten
erfolgte dann durch Allerhöchste Kabinettsorder vom 13. März 1865.
Die Hauptlinie der Bahn, die eingleisig mit Ausweichungen betrieben werden sollte,
führte von der Ecke der Spandauer und Sophie-Charlottenstraße in Charlottenburg
durch die Spandauer Straße über den Luisenplatz, durch die Berliner Straße,
Charlottenburger Chaussee über den Platz vor dem Brandenburger Tor durch die Sommer-
und Dorotheenstraße bis zum Kupfergraben.
Außer der Verpflichtung zur Zahlung des tarifmäßigen Chausseegeldes in Höhe von 24000
M jährlich wurden dem Unternehmer Bedingungen hinsichtlich der Straßenpflasterung
und Regulierung auferlegt, unter andern auch die Herstellung einer besonderen
Drehbrücke über den Schiffahrtkanal.
Der Bau der Bahnanlagen, für welche Flachschienen der Bauart Büsing auf hölzernen Langschwellen verwendet wurden, wurde so gefördert,
daß bereits am 22. Juni 1865 der Betrieb auf der Strecke Brandenburger
Tor-Charlottenburg eröffnet werden konnte. Die Strecke Brandenburger
Tor-Kupfergraben wurde am 28. August desselben Jahres dem Betriebe übergeben.
Im ersten Betriebsjahre befanden sich 1 Kontrolleur, 18 Schaffner und 27 Kutscher im
Dienste, und auf dem Bahnhofe der Gesellschaft in der Spandauer Straße in
Charlottenburg 7 Wagenwäscher, Schmiede und Handwerker.
Die Erwartungen auf die gedeihliche Entwicklung des Unternehmens erfüllten sich in
vollem Maße. Der Verkehr steigerte sich von Jahr zu Jahr. Zur Durchführung eines
geordneten Betriebes mußte die eingleisige Bahnanlage in eine zweigleisige
umgewandelt werden, wozu die erforderliche Genehmigung des Königlichen
Polizeipräsidiums, der Königlichen Regierung in Potsdam und der Königlichen
Ministerial-Baukommission in den Jahren 1872 bis 1875 erteilt wurde.
Der Fahrpreis für die gesamte Strecke Kupfergraben-Charlottenburg betrug 25 Pf.,
daneben bestand eine Zehnpfennig-Teilstrecke Kupfergraben-Brandenburger Tor.
Der Zoologische Garten, dessen Bedeutung und gleichzeitige Beliebtheit als Konzert-
und Erholungspark eine große Anziehungskraft auf die Bevölkerung ausübte, gab der
Gesellschaft Veranlassung, eine Verbindung im Anschluß an die Geleise am Großen
Stern durch die Fasanerie-und Lichtenstein-Allee bis zu dem Platze vor der
Lichtensteinbrücke im Jahre 1875 herzustellen.
Die Zweiglinie nach dem Krollschen Garten und den Zelten wurde wegen zu geringen
Verkehrs außer Betrieb gesetzt und alsdann gänzlich beseitigt.
Mit der Betriebseröffnung auf der Linie Großer Stern-Zoologischer Garten war auch
eine Vermehrung des Wagenparks und des Pferdebestandes der Gesellschaft notwendig.
Es wurden sechs sogenannte Wiener Wagen beschafft, die, mit einem Rauchabteil
versehen, besonders bequem und reich ausgestattet waren. Mit Rücksicht auf die hohen
Anschaffungs- und Unterhaltungskosten dieser Wagen war für die Benutzung des
Rauchabteils ein erhöhtes Fahrgeld – 50 Pf. – für die ganze Fahrt zu entrichten. Die
Einrichtung bewährte sich jedoch nicht; ihre Benutzung entsprach nicht den gehegten
Erwartungen. Die Wagen wurden deshalb nach dem Muster der schon länger im Verker
befindlichen umgebaut. Inzwischen hatte die Gesellschaft einen Teil der Wagen zur
besseren Bewältigung des Verkehrs mit Decksitzen versehen lassen.
Durch die am 7. Februar 1882 erfolgte Betriebseröffnung der Berliner Stadtbahn
entstand dem Unternehmen ein scharfer Wettbewerb, dessen nachteilige Einwirkung die
Erträgnisse, besonders die der Linie Kupfergraben-Charlottenburg, dauernd ungünstig
beeinflußte.
Der Wettbewerb der Stadtbahn wirkte in erhöhtem Maße ungünstig, als am 5. Januar 1885
die Station Tiergarten dem Betriebe übergeben wurde. Um dieser Konkurrenz zu
begegnen, wurden vielfach Verkehrserleichterungen geschaffen, Teilstrecken
verlängert, neue eingerichtet, Fahrpreise herabgesetzt und die Jahrespreise der
Fahrkarten ermäßigt. Die Wagen, welche in den ersten Betriebsjahren in 10
Minuten-Abständen von 7 Uhr morgens bis 10 Uhr abends von Charlottenburg ab
verkehrten, wurden in 7 und 8 Minuten-Abständen abgelassen, und der Betrieb abends
und morgens erheblich ausgedehnt. Hierdurch stiegen Beförderungsziffer und Einnahme,
aber auch die Betriebsausgaben vermehrten sich. In den nächsten Jahren wurden
weitere Linien genehmigt und ausgeführt. 1892 befanden sich folgende Bahnlinien im
Betriebe:
Charlottenburg (Straßenbahnhof)-Kupfergraben,
Charlottenburg (Straßenbahnhof)-Westend,
Charlottenburg (Straßenbahnhof)-Lützowplatz,
Lützowplatz-Kupfergraben,
Charlottenburg (Straßenbahnhof)-Lützowplatz,
Charlottenburg (Stadtbahnhof)-Moabit.
Trotz Vermehrung der Linien und erheblicher Mehrbeförderung von Personen war die
Einnahme nicht in gleichem Maße gestiegen, da die Gesellschaft durch den Wettbewerb
der Stadtbahn zu immer weitergehenden Ermäßigungen der Zeitkarten und Verlängerung
der Teilstrecken gezwungen wurde. In den Jahren 1887, 1888, 1889 und 1890 konnten
nur noch 2 ½ 3, 1 ½ und 1 v. H. Dividende zur Verteilung gelangen, von 1891 bis 1894
war ein verteilbarer Reingewinn überhaupt nicht mehr herauszuwirtschaften.
Der Einführung des elektrischen Betriebes stellten sich erhebliche
Schwierigkeiten entgegen. Die Physikalisch-technische Reichsanstalt und die
Universität erhoben Widerspruch gegen die geplante Anlage, da sie befürchteten, daß
durch die vom Geleise austretenden Erdströme die feinen Meßinstrumente störende
Beeinflussung erfahren würden. Schließlich kam es nach langen Verhandlungen zu einer
Einigung mit sämtlichen Behörden, derzufolge der reine Akkumulatorenbetrieb mit
Akkumulatoren der Gesellschaft Watt zur Einführung kommen
sollte.
Der elektrische Betrieb konnte am 1. Oktober 1897 auf der Linie Spandauer
Straße-Berliner Straße aufgenommen werden. 29 vierachsige Akkumulatorenwagen mit je
30 Sitzplätzen und 12 Stehplätzen wurden in den Betrieb gestellt; jeder Wagen
erhielt Ladung für ungefähr 150 km Fahrt auf dem an der Spreestraße errichteten
Kraftwerk.
Die bekannten Mängel des Akkumulatorenbetriebes zeigten sich bald; Verkehrsstörungen
waren an der Tagesordnung; die Beibehaltung dieser Betriebsart war auch aus
wirtschaftlichen Gründen unmöglich. Die völlige Beseitigung desselben scheiterte
aber an dem Widerstände der wissenschaftlichen Institute. Man ging daher zu dem
gemischten Betrieb – teils Oberleitung, teils Akkumulatoren – über, wobei die mit
Akkumulatoren zu befahrenden Strecken im Laufe der Zeit immer mehr verkürzt wurden,
bis man schließlich die Akkumulatoren ganz verließ und in der Nähe der Reichsanstalt
eine doppelpolige Oberleitung und auf einigen anderen Strecken unterirdische
Stromzufuhr anwandte.
Im Jahre 1900 ging der größte Teil der Aktien der Berlin-Charlottenburger Straßenbahn
in den Besitz der Großen Berliner Straßenbahn über, von der sie seitdem mitverwaltet
wird.
BefördertePersonen
Wagenkilometer
EinnahmenM
1865
500000
270000
131500
1870
1400000
519000
327000
1875
2900000
1051000
688000
1880
3800000
1318000
715300
1885 1)
3788000
1548000
561300
1890
5631000
2210000
754300
1895
6999000
2478000
831300
1900 2)
13685000
4194000
1446100
1905
19567000
6390000
1978000
1910
29404000
8650000
2954000
1914
38813000
10080000
3976100
1) Verkehrsrückgang infolge
Eröffnung der Berliner Stadtbahn im Jahre 1882.
2) Verkehrszunahme infolge
Einführung des elektrischen Betriebes in den Jahren 1897 bis 1901.
Eine Vereinigung der Gesellschaft mit der Großen Berliner Straßenbahn konnte nicht in
Frage kommen,weil die Vertragsverhältnisse der beiden Straßenbahnen völlig
abweichen. Dagegen ist es durch Einführung der Personalunion in der Spitze der
beiden Verwaltungen möglich geworden, den Betrieb einheitlich zu gestalten und die
Verkehrsinteressen fördernde, gemeinsame Einrichtungen zu treffen.
Ueber die Verkehrsentwicklung der Berlin-Charlottenburger Straßenbahn während der 50
Jahre gibt vorstehende Tabelle Auskunft.
v. L.
Die Bergakademie Berlin zählt im Sommerhalbjahr 1915 10
etatsm. Professoren, 21 Dozenten, 6 Privatdozenten, 8 Assistenten und 135
Studierende.
Von den etatsm. Professoren steht einer im Felde als
Rittmeister und Kommandeur eines Pferdedepots, einer als Hauptmann d. R. eines
Eisenbahnregiments, einer ist zur Dienstleistung bei der Geschoßfabrik in Spandau
kommandiert und einer befindet sich in Südamerika, wo er bereits vor Ausbruch des
Krieges weilte.
Von den Dozenten sind zwei im Felde, einer ist Mitglied
der Kaiserl. Deutschen Zivilverwaltung für Rußland, einer Mitglied der Kaiserl.
Deutschen Zivilverwaltung in Brüssel, einer Leiter einer Versuchsanlage zur
Herstellung eines nötigen Kriegsgutes und einer Krankenpfleger beim Roten Kreuz.
Von den Privatdozenten steht einer im Felde, einer liegt
zurzeit schwer verwundet in einem Sanatorium im Schwarzwald und ein dritter steht
als Leutnant d. L. beim Ers.-Bat. eines Infanterieregiments.
Von den acht Assistenten stehen fünf im Felde.
Von den Besuchern der Bergakademie stehen 111 im Felde, so
daß die tatsächliche Besucherzahl nur 21 beträgt.
Auf dem Felde der Ehre gefallen sind bisher 16 Studierende
(vier davon waren bereits mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet), das sind, bezogen
auf die Besucherzahl im Sommerhalbjahr 1914, etwa 8 v. H.; die entsprechende Zahl an
der Technischen Hochschule Charlottenburg beträgt 1,8 v. H. Vermißt werden vier Studierende. In Gefangenschaft befinden sich drei Studierende. Verwundet sind zurzeit 17 Studierende.
Kriegsauszeichnungen haben bisher erhalten (ohne die Gefallenen) 1 Professor, 3 Dozenten (einer davon
das Eiserne Kreuz II Kl. am weißen Bande), 2 Privatdozenten, 2 Assistenten und 23
Studierende, zwei davon das Eiserne Kreuz I. Klasse.
† Herr Geheimer Baurat Emil Rathenau, Generaldirektor der
AEG, ist am 20. Juni d. J. nach kurzer Krankheit verschieden.