Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 374 |
Download: | XML |
Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Schiffsölmaschinen. Holland hat zum Schutz seiner
Nordseeküste und seiner großen Kolonien Unterseeboote und kleinere Panzerschiffe in
den Dienst gestellt, die mit Oelmaschinen angetrieben werden (vergl. untenstehende
Zahlentafel). Für Unterseeboote ist die Gleichdruck-Oelmaschine bereits eine
Notwendigkeit geworden, sie ist aber auch für Schiffe wertvoll, die mit Rücksicht
auf die geringe Wassertiefe flach gebaut werden müssen. Die hier verwendeten
Oelmaschinen sind einfachwirkende Zweitaktmaschinen und sind von der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg (MAN) für folgende
Fahrzeuge der niederländischen Marine geliefert worden, (s. Z. d. V. d. I. 1914, S.
526 bis 532 und 580 bis 585.)
Alle Maschinen zeigen hier die bei Schiffsmaschinen vorherrschende Bauart, stehende
Zylinder in Reihenanordnung. Die für den Aufbau der Maschinen notwendigen Teile
(Grundplatte, Kurbelgehäuse) sind der Gewichtsersparnis halber aus Bronze
hergestellt. Damit ist das Gewicht für 1 PSe bei
Schnelläufern (etwa 450 bis 500 Uml./Min.) auf 21 kg, bei langsamer laufenden
Maschinen (etwa 275 bis 320 Uml./Min.) auf 47 kg verkleinert. Die Spülpumpen sind
hier in bekannter Weise mit dem Arbeitskolben zu einem Stufenkolben vereinigt. Erst
bei wesentlich größeren Maschinen als den hier in Frage kommenden gedenkt die MAN den Stufenkolben zu verlassen, trotzdem er bei
Bauarten anderer Firmen gänzlich verworfen wurde. Ueber die Vor- und Nachteile des
Stufenkolbens ist bereits viel geschrieben worden (s. a. D. p. J. 1914, S. 312). Die
Verwendung von Stufenkolben verkleinert die Hauptabmessungen der Maschine in der
Länge oder in der Breite, je nachdem man sonst doppeltwirkende Spülluftpumpen
unmittelbar durch die Kurbelwelle oder durch Schwinghebel antreiben läßt. Die
Verwendung von Stufenkolben verleihen außerdem der Hauptmaschine ein gefälligeres
Aussehen, da weder Luftleitungen noch Hebel usw. für die Spülluftpumpen notwendig
sind. Bei Maschinen ohne Spülkolben lassen sich, besonders bei Unterseebooten, die
Arbeitzylinder doch etwas näher zusammenrücken, wenn dies auch meist bestritten
wird. Die Stufenkolben vergrößern die Höhe der Maschine (und dies ist besonders bei
Unterseebooten nachteilig). Durch Verwendung von Stufenkolben werden die
Gewichte der hin- und hergehenden Teile und somit die Massendrücke wesentlich
vergrößert, ein Nachteil, der nicht außer Acht gelassen werden darf. Die Ausbildung
des Spülkolbens als Kreuzkopf für den Arbeitskolben ist keine dringende
Notwendigkeit, denn Maschinen mit 200 bis 300 mm sind auch ohne Kreuzkopf
betriebsicher. Der Ausbau eines Stufenkolbens ist weniger einfach als der eines
glatten Kolbens. Das Undichtwerden der Kolbenringe kann bei einem Stufenkolben nicht
so leicht und so schnell festgestellt werden, wie bei einem glatten Kolben,
Verunreinigung der Spülluft, in der Spülluftleitung auftretende Schmierölexplosionen
können hiervon die Folge sein.
Bei Zweitaktmaschinen mit den hier angegebenen Zylinderdurchmessern und Umlaufzahlen
ist es notwendig, die Kolben zu kühlen. Die Zuführung von Kühlwasser mittels Gelenk-
und Tauchrohren bietet bei solchen Maschinen Schwierigkeiten. Eine Vermischung von
Kühlwasser mit Schmieröl läßt sich wegen Undichtigkeiten dieser Teile nicht ganz
vermeiden. Es ist darum in diesem Falle Oelkühlung gewählt worden. Die Erfahrung
zeigt, daß bei sachgemäßer Bedienung diese Kühlungsart zuverlässig ist und keine
Krustenbildung unter dem Kolbenboden hervorruft, wenn der Kühlraum genügend mit Oel
gefüllt ist, und keine Unterbrechung während des Betriebes eintritt. (Außerdem soll
beim Stoppen der Maschine die Oelpumpe nicht sofort abgestellt werden.)
Die Spülpumpen besitzen selbsttätige Plattenventile mit sehr geringem Hub. Die
Spülluftleitungen sind miteinander verbunden, so daß überall ein gleichmäßiger
Spüldruck entsteht. Etwaige Schmierölexplosionen werden durch Sicherheitsventile in
der Spülluftsammelleitung unschädlich gemacht. Auffallend ist der große
Spülluftüberschuß, den die Pumpen hier fördern, er schwankt zwischen 32 bis 48 v. H.
(bei manchen Bauarten genügt ein solcher kleiner als 25 v. H.).
Das Brennstoffventil und die Spülventile werden gesteuert und umgesteuert durch eine
über den Zylindern verlaufende Steuerwelle, die von der Kurbelwelle aus durch eine
senkrechte Zwischenwelle und Schraubenräder angetrieben wird. In der Zwischenwelle
liegt die Umsteuerungsvorrichtung nach dem D. R. P. 230 151 (Smok). Sie
Fahrzeuge
Dauer-leistungPSe
Höchst-leistungPSe
Zylinder-zahl
Zylinder-durchmesser
Zylinder-durchm. derSpülpumpenmm
Hubmm
Uml.-Min.
2 Unterseeboote für die Nordsee
–
300
6
240
365
260
500
do do
340340
390417
2 Unterseeboote für Indien
850850
10131053
8
310
475
340
450
2 Panzerboote
600
876
6
310
490
500
275
do
40
51
2
190
300
240
375–400
1 Unterseeboot für die Nordsee
200
253
4
240
365
260
500
2 Unterseeboote für die Nordsee
350
im Bau
6
240
365
260
500
besteht im wesentlichen aus einer Klauenkupplung, deren
Klauen eine Verdrehung der beiden Wellenenden um 30° zuläßt. Der Brennstoffnocken
umfaßt einen Winkel von 35 ° mit 2 ½ ° Voröffnung. Der Nocken für die Spülventile
umfaßt 100°. Er öffnet 35° vor Erreichung des unteren Totpunktes und schließt 65°
später. Bei der Umsteuerung und 30° Verschiebung bleiben die Verhältnisse gleich.
Für die Umsteuerung der Anlaßventile ist die Einrichtung nicht brauchbar, da die
Winkel nicht passen. Es sind deshalb je zwei Nocken auf der Steuerwelle angeordnet,
einer für Vorwärts- und einer für Rückwärtsfahrt. Ehe die Maschinen angelassen
werden, werden mittels Entlüftungsventile die Zylinder entleert. Das Steuerrad wird
dann so eingestellt, daß alle Brennstoffventile ausgeschaltet, und alle Anlaßventile
in Tätigkeit sind. Bei der Einstellung der Steuerung in die Betriebstellung werden
zuerst bei der Hälfte der Zylinder die Brennstoffventile wieder eingeschaltet, und
die Druckluftanlaßventile abgestellt, und erst dann nach einiger Zeit werden alle
Arbeitzylinder auf Brennstoff geschaltet. Diese gruppenweise Umschaltung steht unter
dem Schutz des D. R. P. 220872 (Nordström).
In der folgenden Zahlentafel sind die Ergebnisse des Abnahmeversuches der
Backbordmaschine eines Panzerbootes zusammengestellt. Die kleinsten erreichten
Umlaufzahlen wären ohne Abschalten einzelner Zylinder nicht möglich gewesen.
Verwendet wurde galizisches Gasöl mit einem spez. Gewicht von 0,858 und einem
unteren Heizwert von rd. 10000 WE.
Vollast
Ueber-lastung
1 Zylinderabge-schaltet
3 Zylinderabge-schaltet
Umläufe Min.
275,5
295
212
165
Bremsleistung PSe
610
876
227
99
Treibölverbrauch. g PSe Std.
214
222
254
360
Einblasedruck at
70,5
76
54
46
Spülluftdruck at
0,46
0,51
0,34
0,22
Temperatur der Spülluft. ° C
60
65
53
45
Temperatur d. Kühlwassersbeim Eintritt
° C
23
23
23
23
Temperatur d Kühlwassershinter dem Auspuffrohr °
C
38
46
35
30
W.
–––––
Der elektrische Antrieb von Walzenstraßen. Der elektrische
Antrieb von Walzenstraßen gewinnt immer mehr an Bedeutung, da einerseits der
Elektromotor sich in jeder Beziehung den großen Anforderungen des Walzwerkbetriebes
gewachsen gezeigt hat, und anderseits in manchen Fällen der elektrische Betrieb dem
Dampfantrieb gegenüber mit wirtschaftlichen Vorteilen verbunden ist. Man
unterscheidet nach der Art des Walzwerks zwischen elektrischen Antrieben von
Walzenstraßen, die dauernd in gleicher Richtung umlaufen, und entsprechenden
Antrieben von Umkehrwalzenstraßen (Reversierwalzenstraßen), die also stetig ihre
Drehrichtung ändern.
Was die Stromart betrifft, mit der die Walzwerkmotoren gespeist werden, so gibt man
in neuerer Zeit den mit Drehstrom betriebenen Walzwerkmotoren den Vorzug. Dies
geschieht in erster Linie aus dem Grunde, weil die großen Kraftwerke der Hüttenwerke
den elektrischen Strom in der Regel schon in der Form von Drehstrom erzeugen, da
sich diese Stromart bei größern Entfernungen und höhere Leistungen wirtschaftlicher
übertragen läßt als Gleichstrom. Ueberdies zeichnen sich die Drehstrommotoren auch
durch einfachen Aufbau, große Ueberlastbarkeit und hohes Anzugmoment aus, so daß sie
besonders zum Antrieb solcher Maschinen geeignet sind, die schweren
Betriebsbedingungen unterworfen sind. Die Verwendung des Gleichstrommotors zum
Antrieb von Walzenstraßen mit nur einer Drehrichtung kommt neuerdings nur dann in
Frage, wenn in einer Anlage bereits Gleichstrom vorhanden, und die Entfernung
zwischen Kraftwerk und Walzwerk nicht zu groß ist. Die Drehzahlreglung geschieht
beim Gleichstrommotor einfach durch Reglung von dem nur wenige Prozent des
Hauptstromes beitragenden Erregerfeld, so daß also mit der Reglung fast keine
Verluste verbunden sind. Unter den mit Drehstrom betriebenen Walzwerkmotoren ist
zunächst der Drehstrom-Induktionsmotor zu nennen, dessen Drehzahlreglung mittels
Rotorwiderständen erfolgt. Abgesehen von der geringen Regelfähigkeit des Drehstrom -
Induktionsmotors ist die Widerstandsreglung auch mit einem nicht unerheblichen
Verlust verbunden.
Neuerdings sind Regelverfahren für Drehstrommotoren durchgebildet und erfolgreich im
Walzwerkbetriebe eingeführt worden, die unter Vermeidung der großen Verluste bei der
Widerstandsreglung eine Einstellung fester Umlaufzahlen, unabhängig von der
Belastung, gestatten, insbesondere auch eine Reglung bei Leerlauf ermöglichen.
Textabbildung Bd. 329, S. 375
Abb. 1.
Ein praktisch brauchbares Verfahren zur verlustlosen Reglung von Drehstrommotoren
besteht darin, daß ein Drehstrom-Kommutatormotor als Regulator benutzt wird und
dieser entweder mechanisch (Patent 169453 von Lahmeyer-Krämer) oder elektrisch (Patent 179525
von Scherbius) mit dem Hauptmotor (Induktionsmotor)
gekuppelt wird, um die sonst in Widerständen vernichtete Leistung in mechanische
Energie umzuwandeln und wieder nutzbar zu machen.
Ein anderes Verfahren zur verlustlosen Reglung von Drehstrommotoren zum Antrieb von
Walzwerken, das sich schon bei vielen praktischen Ausführungen bewährt hat, ist in
Abb. 1 dargestellt (Patent 177270 von Lahmeyer-Krämer). Bei ihm wird die veränderliche
Periodenzahl und Spannung des Rotors des Hauptmotors A
einem an die
Schleifringe des Hauptmotors angeschlossenen Einankerumformer B zugeführt, der sie in Gleichstrom umformt, und auf
einen Gleichstrommotor C übertragen, der direkt mit dem
Hauptmotor A gekuppelt ist. Dieser wandelt die
Schlupfenergie in mechanische Leistung um und teilt sie der Antriebswelle mit. Die
Reglung der Umlaufzahl geschieht durch Beeinflussung der Erregung des Hintermotors.
Wird diese Erregung beispielsweise verstärkt, so steigt die Gleichstromspannung und
damit auch die Wechselstromspannung am Einankerumformer, da beide Spannungen in
einem ganz bestimmten Verhältnis zueinander stehen. Es wird auf diese Weise die
Spannung an den Schleifringen erhöht, und die Umlaufzahl muß sinken. Da bei diesem
System Spannung und Umlaufzahl im allgemeinen proportionale Werte sind, so folgt
hieraus, daß dieses System sich besonders für sehr große Regelbereiche eignet.
Textabbildung Bd. 329, S. 376
Abb. 2.
Für den elektrischen Antrieb von Umkehrstraßen (Reversierwalzenstraßen), bei denen
also eine Aenderung der Drehrichtung der Walzen und damit auch des Antriebmotors
erforderlich ist, kommt in erster Linie die Leonard -
Schaltung, und zwar in Verbindung mit einem Schwungradumformer (System Ilgner) in Frage. Bei dieser Antriebsart, die in Abb. 2 im Schema dargestellt ist, ist der
Walzwerksmotor M nicht direkt, sondern unter
Zwischenschaltung eines Umformers an das Kraftwerk angeschlossen, es wird also der
Walzwerksmotor M von einer besondern Gleichstromdynamo
D gespeist, die ihrerseits durch einen an das Netz
angeschlossenen Elektromotor (Gleichstrom- oder Drehstrommotor) angetrieben wird.
Das Walzwerk erhält demnach seinen Antrieb von einem Gleichstrommotor M, dessen Feldwicklung an unveränderlicher Spannung
liegt, und dessen Anker von einem besondern Generator, der sogenannten Steuerdynamo
D, gespeist wird. Während also das Magnetfeld des
Walzmotors unbeeinflußt bleibt, wird das Magnetfeld der Steuerdynamo und damit deren
Spannung durch Widerstandsreglung von Seiten des Maschinisten in seiner Stärke
geändert. Jeder Stellung des Steuerhebels s, durch
welchen das Feld der Steuerdynamo geändert wird, entspricht somit eine bestimmte
Spannung der Steuerdynamo, und demzufolge eine bestimmte Drehzahl des Walzmotors.
Wird der Steuerhebel über die Mittelstellung hinaus bewegt, so wird dadurch das Feld
der Steuerdynamo und damit auch die Richtung des Hauptstromes umgekehrt, so daß
auch der Walzmotor alsdann in entgegengesetzter Richtung umläuft.
Um bei dem Betrieb der Walzenzugmaschinen mittels Ilgner-Leonard Steuermaschinen möglichst
schnell anlassen, stillsetzen und wieder umsteuern zu können, wird die
Steuermaschine mit einer Vorrichtung ausgerüstet, die gestattet, gleich zu Anfang
der Erregung ein starkes Feld einzustellen, so daß infolge dieser Schnellerregung
die Steuerung des Antriebes in vollkommenster Weise beherrscht wird.
Walzwerksanlagen, bei denen mehrere Straßen mit Ilgner -
Leonard - Betrieben vorhanden sind, führen die Siemens-Schuckertwerke und die
Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft auch in der
Weise aus, daß die Steuermaschinen mechanisch oder elektrisch miteinander gekuppelt
werden, um die sämtlichen zur Verfügung stehenden Schwungmassen gleichmäßig und
vollständig zum Belastungsausgleich heranziehen zu können. Hiermit ist eine
Verminderung des Schwungradgewichts und also der Anlagekosten verbunden. Jeder der
Umkehrantriebe kann durch eine Generalumschaltanlage auf einen beliebigen
Schwungradumformer geschaltet werden. Eine solche Generalumschaltanlage ist z.B. bei
der von der Allg. Elektrizitäts-Ges. an das Stahlwerk Thyssen A.-G. in
Hagendingen gelieferten Anlage angewandt, die die größte bisher überhaupt
ausgeführte Anlage darstellt. Sie umfaßt zwei Antriebe von je 15500 PSmax bei 60 bis 120 Umdr./Min. für Umkehrblockwalzen
und zwei Antriebe gleicher Leistung für Knüppel- und Trägerwalzen bei 90 bis 180
Umdr./Min. Die Antriebe werden von drei Schwungradumformern gespeist, die je aus
einem Drehstrommotor von 3200 PS Dauerleistung und drei Dynamos von je 1460 KW
Dauerleistung für 428 Umdr.-Min. bestehen. Auf jedem der drei Umformer sind 60 t
Schwungmasse montiert. [Wintermeyer in Elektrische
Kraftbetriebe und Bahnen 1914, Heft 6.]
Wintermeyer.
–––––
Wasserstandsanzeiger Phönix. Es kann nicht oft und
nachdrücklich genug darauf hingewiesen werden, daß das wichtigste Armaturstück an
dem Dampfkessel der Wasserstandszeiger ist, und daß von dessen zweckmäßiger und
dauernd zuverlässiger Konstruktion die Betriebssicherheit einer Dampfkesselanlage im
wesentlichen abhängt. Bekanntlich ist die Ursache der weitaus meisten
Dampfkesselexplosionen auf zu niederen Wasserstand, teilweise hervorgerufen durch
das mangelhafte Funktionieren der Wasserstände, zurückzuführen.
Bei den heutigen, außerordentlich hohen Spannungen der neuzeitlichen Kesselanlagen,
ist dringend zu empfehlen, bei der Wahl der zu verwendenden Wasserstände vorsichtig
zu sein und dieselben von einer Spezialfabrik, welche langjährige Erfahrungen auf
diesem Gebiete besitzt, zu beziehen.
Ein Apparat, welcher den in vorstehendem genannten Ansprüchen genügt, wird von dem
Phönix-Armaturenwerk Adolf G. Meyer, Frankfurt a. M.-Rödelheim als fast ausschließliche Spezialität
hergestellt. Wir bringen in nachstehendem eine Beschreibung des
Schnellschluß-Wasserstandszeigers „Phönix“ mit auswechselbarer Kuhlmanns
Patentdichtung, welcher sich seit langen Jahren besonders gut bewährt hat und von
ersten Kesselfabriken und Industriefirmen laufend bezogen wird.
Bei diesem Wasserstandszeiger handelt es sich um einen Schnellschlußventilwasserstand
einfachster Konstruktion. Die Handhabung des Oeffnens und Schließens ist die
gleiche, wie bei einem gewöhnlichen Hahn, d.h. der Apparat wird durch Drehung des
Griffes um 90 ° geöffnet bzw. geschlossen. Diese Bewegung ist im Innern des Gehäuses
durch einen Anschlag genau begrenzt.
Da die Spindel kein Gewinde hat, sondern am unteren Teil mit einer Nase versehen ist,
welche einen losen, mit auswechselbarem Nickelpfropfen versehenen
Schwenkventilkörper trägt, so ist ein Festsetzen sowohl dieses Körpers, als auch der
Spindel unmöglich. Die Abdichtung der Spindel erfolgt von innen durch einen Konus,
von außen durch eine Stopfbüchse, welche mit einer Packung von Asbest und bestem
Ceylon-Graphit versehen ist.
Steht der Griff nach unten, so ist der Wasserstand durch den Schwenkventilkörper
geschlossen, steht er dagegen nach vorn, so ist, weil dieser Körper und die Spindel
durchbohrt sind, ein freier Durchstoß nach dem Innern des Kessels möglich. Die
Ventilköpfe können infolge der leicht beweglichen Griffe im Notfall evtl. mittels
einer Stange von weitem zugestoßen oder auch mittels Kettenzuges geschlossen werden,
was z.B. bei Hähnen oder Wasserständen mit Niederschraubventilen ohne besondere
Vorrichtung nicht möglich ist. Da die Spindel innen durch einen Konus abdichtet, so
können die Stopfbüchsen auch während des Betriebes neu verpackt werden.
Ein weiterer wesentlicher Vorteil der Konstruktion des Wasserstandszeigers
„Phönix“ besteht darin, daß Sitz und der elastische Nickelpfropfen leicht
auswechselbar sind; dadurch wird ermöglicht, daß vor allem der Ventilsitz aus
derjenigen Legierung Reinnickel oder Nickellegierung usw. gewählt werden kann,
welche sich für die örtlichen Kesselwasserverhältnisse am besten bewährt. (Wichtig
für die mit den verschiedensten Zusätzen gereinigten Kesselwässer.)
Schließlich ist auf die außerordentlich schwere und erstklassige Ausführung sowie
wertvolle Gesamtausrüstung des Apparates aufmerksam zu machen. Die Griffe sowie das
Handrad des Ablaßventiles, welches gleichfalls mit auswechselbarem Sitz und
Pfropfen, wie die Ventilköpfe versehen ist, sind vollständig mit Hartgummi
überzogen, splittern somit nicht und sind von unbegrenzter Dauerhaftigkeit. Ferner
hat die Hartgummikleidung den Vorzug, daß die Griffe vor der heißen Stirnwand stets
kühl bleiben.
Das normale Modell des Wasserstandszeigers „Phönix“ wird für Spannungen bis 15
at geliefert. Für höhere Drücke besitzt die Firma Spezialmodelle.
Besondere Beachtung verdient die Ausrüstung des Wasserstandszeigers „Phönix“
mit festverschraubtem Reflexionsanzeiger nach Abb.
1. Diese Konstruktion wird aus dem Grunde mehr und mehr bevorzugt, weil dabei
die Glasstopfbüchsen fortfallen und hierdurch eine bedeutend längere
Schaufläche erzielt wird, als bei den gewöhnlichen Wasserständen mit Glasröhren oder
bei den bis jetzt verwendeten eingesetzten Reflexionsanzeigern älterer Konstruktion,
ein Umstand, der besonders für Kessel mit stark wechselnder Beanspruchung von
Wichtigkeit ist.
Bei dieser Ausführung sind die Ventilköpfe mit Zapfen versehen, auf welche der
Reflexions-Glashalter aufgeschoben und beiderseits mit starken Kupferringen und
Verschlußmuttern befestigt wird. Um das Ausblasen und Durchstoßen der Ventilköpfe
während des Betriebes leicht vornehmen zu können, ohne diese Verschlußmutter lösen
zu müssen, ist letztere mit einer besonderen Stahlschraube versehen.
Textabbildung Bd. 329, S. 377
Abb. 1.
Die bis jetzt verwendeten Glashalter zeigen häufig den Uebelstand, daß sie für höhere
Spannungen zu leicht konstruiert sind und sich daher durch Wärmeeinflüsse oder
ungleichmäßiges Anziehen der Schrauben verziehen.
Hierauf sind auch die Klagen auf zu häufiges Platzen der Gläser zurückzuführen, weil
bei dem verzogenen Glashalter ein Abdichten der gefrästen Flächen unmöglich ist.
Falls derartige Umstände vorliegen, ist jedem Kesselbesitzer nur zu raten, die
Apparate der Armaturenfabrik zum Nachsehen und evtl. Nachfräsen der
Dichtungsflächen, falls dies noch möglich ist, einzusenden.
Die vorstehend geschilderten Nachteile der Reflexionsglashalter fallen bei dem von
dem Phönix-Armaturenwerk neu konstruierten
Wasserstandszeiger „Phönix“ weg. Dieser ist, wie Abb. 1 zeigt, äußerst stark konstruiert und auf der Rückseite durch
kräftige Rippen verstärkt. Der Rücken wird auf dem vorderen Rahmen durch Schrauben,
welche nicht aus leicht brechendem Messing, sondern aus Stahl hergestellt sind,
befestigt.
Bei evtl. Einsetzen eines neuen Glases ist darauf zu achten, daß die
Dichtungsflächen gut gereinigt sind, das Glas nach allen Seiten Spielraum hat und
ganz besonders, daß die Schrauben gleichmäßig und kreuzweise angezogen werden.
In manchen Fällen wird auch bei sonst ordnungsgemäßer Beschaffenheit der
Reflexionsglashalter über die kurze Lebensdauer der Gläser aus dem Grunde geklagt,
weil solche zu schnell von dem Kesselwasser angefressen werden. Hierauf ist zu
erwidern, daß es bis heute kein Glas gibt, welches sich für alle Kesselwässer
gleichmäßig gut bewährt. Es muß vielmehr jedem Kesselbesitzer empfohlen werden, sich
nicht auf eine Sorte Gläser zu beschränken und evtl. die Reflexionsanzeiger
herauszuwerfen, falls ihm die Erneuerung der Gläser zu häufig wird, sondern sich an
eine Spezial-Armaturenfabrik zu wenden, welche in der Lage ist, ihm Gläser anderer
Zusammensetzung, welche sich evtl. für sein Kesselwasser eignen, zu liefern.
Die Erfahrungen und Ursachen von Klagen über Reflexionsanzeiger sind so mannigfach,
daß der einzelne Kesselbesitzer kaum in der Lage ist, selbst Abhilfe zu schaffen und
in jedem Falle gut tut, fachmännischen Rat, der nichts kostet, einzuholen.
Textabbildung Bd. 329, S. 378
Abb. 2.
Eine Spezialkonstruktion des Wasserstandszeigers „Phönix“ für Steilrohrkessel oder Wasserrohrkessel mit hochliegendem Wasserstand zeigt die Abb. 2. Der Gußkörper aus Spezialgrauguß oder
Stahlguß bestehend, ist um 60 ° nach vorn geneigt, an diesem sind seitlich die
Wasserstände mit um 90 ° gedrehten Reflexionsanzeigern befestigt, so daß der
Wasserstand infolge des durch diese Anordnung erreichten größeren Gesichtswinkels
von unten auch bei großer Höhe gut sichtbar ist und sich sonstige Aggregate, welche
nicht als den gesetzlichen Anforderungen entsprechende Wasserstandsvorrichtungen
angesehen werden, in vielen Fällen ersparen lassen.
–––––
Umlaufende Gebläse für Gießereien und Hochofenbetriebe
teilt man ein in solche mit Verdrängerwirkung und solche mit Ausnutzung der
Zentrifugalkraft. Für Kupolofenbetrieb kommen Kolbengebläse nicht in Betracht, da
diese zu große Abmessungen erhalten würden und bei den geringen Drücken einen
schlechten Wirkungsgrad besitzen. Das Kapselgebläse wurde 1867 von Root eingeführt und fand weite Verbreitung. Es arbeitet
abwechselnd durch beide Verdrängerkörper mit Drücken bis 2 m Wassersäule, ja sogar
bis 1 at. Der Wirkungsgrad beträgt bis 85 v. H. Die Nachteile der sich schnell
abnutzenden Liniendichtung werden durch die Konstruktionen von Enke, Schkeuditz bei Leipzig (1884), und von C. H. Jäger, Leipzig-Plagwitz, vermieden, welche die Abdichtung durch
Drehflächen bewerkstelligen. Einige neuere Bauarten von Kapselgebläsen mit
gleichmäßigerer Luftlieferung und besserer Abdichtung versprechen bei dem starken
Wettbewerb mit den Turbogebläsen kaum Erfolg. Erwähnt sei von diesen die Maschine
von Wittichs. D. p.
J. 1912 Band 327 S.282.. Sie besteht aus einem zylindrischen
Gehäuse, in welchem eine exzentrisch gelagerte Walze umläuft. Die Walze ist mit
einer Reihe von Schiebern in radialen Schlitzen versehen, welche durch die
Zentrifugalkraft nach außen gedrückt werden und an den Zylinderwänden abdichten. Es
entsteht auf diese Art eine Unterteilung in viele Zellen, welche bei der Drehung der
Walze kleiner werden und die eingeschlossene Luft verdichten. Der geringfügige
Druckunterschied zwischen den einzelnen Räumen ergibt eine gute Dichtung. Diese
Bauart ist sowohl für Gebläse, als auch für Kompressoren geeignet und kann in ihrer
Umkehrung auch als Kraftmaschine verwandt werden. Eine rotierende Dampfmaschine
dieser Art verbrauchte bei einer Leistung von 10 PS und bei 1500 Umdrehungen/Minute
16 bis 17,5 kg Dampf für die PS/Std. Der Verschleiß der Schieber ist jedoch sehr
groß, man hat daher Konstruktionen, welche Flüssigkeiten zur Abdichtung benutzen,
entworfen. Diese nähern sich schon den Schleudergebläsen und unterscheiden sich von
letzteren grundsätzlich dadurch, daß die Ansaugemenge bei annähernd gleichbleibendem
Drucke der Drehzahl verhältnisgleich ist, während bei den Schleudergebläsen sowohl
die Liefermenge als auch der Druck durch die Drehzahl bestimmt ist.
Der Kupolofen erfordert im allgemeinen eine Einstellung auf gleiche Windmenge. Dieser
Bedingung genügt am besten das Kapselgebläse. Ein Schleudergebläse verlangt bei
einer Druckänderung eine verhältnismäßig viel größere Veränderung der Ansaugemenge,
so daß bei nicht selbsttätiger Verstellung eine fortlaufende Ueberwachung des
Schleudergebläses notwendig ist.
Die Regelung der Schleudergebläse erfolgt bei gleicher Drehzahl durch Drosselung,
wobei auf Vermeidung von Wirbelungen zu sehen ist, oder aber durch Umführung des
Ueberschusses in die Saugeleitung. Schließlich kann die Regelung durch Aenderung der
Drehzahl bewerkstelligt werden. Während die Ansaugemenge einfach proportional mit
der Drehzahl steigt, steigt der Druck in der zweiten und der Kraftbedarf in der
dritten Potenz.
Die Frage, ob Kapsel- oder Schleudergebläse für Gießereizwecke vorzuziehen sind, ist
abhängig von dem Antriebe. Die Kapselgebläse werden für Drehzahlen von 250 bis 500
in der Minute gebaut und eignen sich daher für Transmissionsantrieb, aber auch da,
wo eine dauernde Ueberwachung fehlt. Die gegebenen Antriebsmaschinen für
Schleudergebläse sind der Elektromotor und noch besser die Dampfturbine. Die
äußerste Wirtschaftlichkeit gewährleistet das Schleudergebläse mit selbsttätiger
feinfühliger Regelung. Für normale Verhältnisse steht aber auch das Kapselgebläse
nicht hinter dem Schleudergebläse zurück. Die Einfachheit, Billigkeit, geringe
Raumbeanspruchung und die Betriebssicherheit der Schleudergebläse haben jedoch
bewirkt, daß diese sich das Feld für mittlere Leistungen allmählich erobern und für
große Leistungen schon konkurrenzlos dastehen.
Der Hochofenbetrieb stellt wesentlich andere Bedingungen. Der höhere Druck (0,25 bis
1 at) macht das Kolbengebläse geeigneter, und ferner kommen bedeutend größere
Ansaugemengen (1000 bis 1500 m3/Min.) in Betracht
als bei Kupolöfen. Die unmittelbare Verwendung von Gichtgasen zum Antrieb von
Gebläsemaschinen ergibt einen derart wirtschaftlichen Dauerbetrieb, daß die
Aufstellung von Turbogebläsen trotz der geringen Anschaffungskosten aussichtslos
ist. Auch die Abdampfturbinen werden hierin keinen Wandel schaffen können, da die
sonstigen Hüttenmaschinen nicht mit derselben Stetigkeit arbeiten, wie die Gebläse.
Wohl aber kommt hier das Turbogebläse als Reserve oder als Zusatzmaschine in Frage.
[Stahl und Eisen, 26. März 1914.]
Dr.-Ing. Steuer.
–––––
Versuche über die Wärmeübertragung von Dampf an
Kühlwasser. Es stand bisher nicht fest, in welcher Weise die bei Kühlröhren
vom Dampf an das Wasser abgegebene Wärmemenge vom Temperaturunterschied zwischen
beiden Stoffen beeinflußt wird. Der landläufigen Annahme, daß sie einfach
proportional der Temperaturdifferenz sei, stand die von George A. Orrok auf Grund von Versuchen
aufgestellte Beziehung a W = c d F (ts
– t)7/8 gegenüber, in
welcher ts und t die Dampf- bzw. Wassertemperatur, c eine Konstante bedeuten. Auch die Angabe, daß die
übertragene Wärmemenge im Quadrat des Temperaturunterschiedes wachse, fand sich an
anderen Orten. Daher wurden auf Veranlassung des Geheimrats Josse im Maschinenbau-Laboratorium der Technischen Hochschule Berlin
ausgedehnte Versuche zur Feststellung des Temperaturexponenten vorgenommen.
Textabbildung Bd. 329, S. 379
Zu diesem Zweck wurde ein von Wasser durchflossenes
Messingrohr von 20 mm 1. W. und 2 ½ mm Wandstärke von außen durch Dampf geheizt.
Durch Thermoelemente und Galvanometer bestimmte man die Zunahme der
Wassertemperatur. Da diese selbstverständlich an der Wand des Rohres höher als
in der Mitte ist, wurde durch Einbau eines Wirbelstückes vor der Lötstelle des
Elementes erreicht, daß die mittlere Temperatur der Flüssigkeit gemessen werden
konnte.
Es zeigte sich, daß der Exponent nicht konstant ist, sondern durch die
Wassergeschwindigkeit und den Temperaturunterschied beeinflußt wird. Die Ergebnisse
sind aus der Abbildung erkennbar. Bei allen Geschwindigkeiten bis zu 0,15 m/Sek.
herunter sinkt der Exponent x anfänglich bei Zunahme
der Temperaturdifferenz, um später wieder zu steigen. Bei v < 0,15 m nimmt er dauernd zu. Für ts – t = 0 wird x = 1. Der
letztgenannte Fall wird angenähert bei den äußersten, die Rohrwand berührenden
Wasserschichten vorliegen. Hier verläuft somit die Wärmeübertragung proportional dem
Temperaturunterschied. Die Verteilung der Temperaturdifferenzen über den Querschnitt
konnte zahlenmäßig durch die Versuche nicht bestimmt werden. Ohne Zweifel wird sie
vom Rohrdurchmesser beeinflußt.
Fernerhin wurden durch die Versuche die Wärmedurchgangszahlen k bei verschiedenen
Wassergeschwindigkeiten gemessen. Es zeigte sich, daß für v > 0,4 m/Sek. die Formel
F=\frac{Q}{k}\,l\,n\,\frac{t_{\mbox{s}}-t_{\mbox{e}}}{t_{\mbox{s}}-t_{\mbox{a}}}
annähernd richtige Werte liefert. Es bedeuten hierin F
die Kühlfläche in m2, Q die stündliche Kühlwassermenge in kg, te die Eintritts- und ta die Austrittstemperatur des
Kühlwassers. Für v < 0,4 m/Sek. soll gelten:
F=\frac{Q}{k}\,\frac{[(t_{\mbox{s}}-t)^{1-x}-(t_{\mbox{s}}-t_{\mbox{a}})^{1-x}]^\frac{1}{x}}{(1-x)\,[(1-x)\,(t_{\mbox{a}}-t_{\mbox{e}})]^\frac{1-x}{x}}.
Mit abnehmender Dampfdichte sinkt der Wert von k.
Bisher ist aber eine zahlenmäßige Festlegung dieser Beziehung noch nicht erfolgt.
[Dr.-Ing. Hoefer in Zeitschrift für das gesamte
Turbinenwesen Nr. 8.]
Schmolke.
–––––
Motorschiff Pedro Christophersen. Dieses von Burmeister & Wain in Kopenhagen erbaute Motorschiff
(3200 Netto-Tons) der Reederei Nordstjärman, Stockholm, braucht bei einer Leistung
von 1600 PS und 10 kn Geschwindigkeit täglich 6 t Brennstoff, die Hilfsmaschinen
mitgerechnet. Der Kohlenverbrauch eines Dampfschiffes derselben Größe ist etwa 30 t.
Eine Tonne Kohle kostet in diesem Falle 18 Kr., eine Tonne Oel 60 Kr., dem
entsprechend belaufen sich die Erparnisse an Brennstoff beim Motorschiff auf 180 Kr.
täglich.
Für das Motorschiff sind 10 Maschinisten usw. notwendig, für das entsprechende
Dampfschiff 17. Außerdem besitzt das Motorschiff eine um etwa 100 t vergrößerte
Ladefähigkeit. [Der Oelmotor 1914, & 40.]
W.
–––––
Das Salinenwesen der Vereinigten Staaten von Nordamerika.
(Nach k. k. Oberbergrat Schnabel, Leoben.) Die Vereinigten
Staaten nehmen seit Jahren die erste Stelle unter den Salz erzeugenden Staaten der
Erde ein und bringen zurzeit etwa ein Viertel der gesamten Welt-Salzerzeugung auf.
Aber auch in technischer Hinsicht haben die amerikanischen Salinen stets an der
Spitze gestanden, und manche Betriebseinrichtung ist in den letzten Jahren von
deutschen Salinen in modernen Anlagen übernommen worden. Größere technische
Abhandlungen über die Salinenindustrie sind in der Fachliteratur nicht eben
zahlreich vorhanden. Unter diesem Gesichtspunkte sind die Reisenotizen des
Verfassers, die im 60. und 61. Bande des „Berg- nnd Hüttenmännischen Jahrbuches
der k. k. montanistischen Hochschulen zu Leoben und Pribam erschienen sind,
von allgemeinem Interesse. Besonders wertvoll sind die Ausführungen des Verfassers
dadurch, daß sie einige objektive, wissenschaftliche Angaben über die in Amerika
gemachten Kalifunde enthalten, die in Deutschland
wiederholt Aufsehen in Fachkreisen erregt haben. (Amerika ist bekanntlich bisher in
der Deckung seines Bedarfes an Kalisalzen ausschließlich auf Deutschland
angewiesen.) Aus dem reichen Inhalte seien hier nur die folgenden Ausführungen kurz
wiedergegeben: Die modernen Salzerzeugungsanlagen in Kansas verwenden bereits das Vakuumverfahren. Die Vakuumanlage besteht aus
drei großen Apparaten, dort technisch „Effects“ genannt; die Sole in jedem
ist unabhängig von der der anderen Körper, jeder hat seinen eigenen Zufluß und
Elevator. Die Anlage der Carey Salt Company arbeitet
gleichfalls mit dem Vakuumverfahren, jedoch mit „quadruple-effect“ und soll
die erste nach diesem Prinzip in Amerika gebaute sein. Die einzelnen Apparate haben
die Form gußeiserner Trommeln mit unten angebrachten trichterförmigen Ansätzen. Sole
und Salz werden durch eine Kreiselpumpe bewegt, die in der Mitte des Apparates
angebracht ist. Die Sole wird durch vier kleine Kreiselpumpen in Bewegung gebracht,
ohne jedoch vorwärts getrieben zu werden. Das mit der Sole mitgerissene Salz übt
eine scheuernde Wirkung auf die Apparate aus und hält sie frei von Pfannenstein. Der
Umstand, daß keine Reinigungsarbeiten nötig sein sollen, wäre ein großer Vorteil
dieses Arbeitsvorganges. Ein weiteres Hilfsmittel, die Apparate rein zu halten,
besteht in der Umkehrung des Dampf- und Solestromes, die alle vier Stunden
angewendet wird. – Unter den salzerzeugenden Staaten Amerikas nimmt New York zurzeit
die erste Stelle ein. Sonnen- (Solar)-Salz wird zwar noch immer in der Nähe von
Syracuse erzeugt; dieser Zweig der Salinenindustrie hat jedoch seine frühere
Bedeutung verloren. In neuester Zeit wendet sich das Interesse der Geologischen
Landesanstalt einem Vorkommen im Staate Nevada zu, da man
hofft, Kalisalze in wirtschaftlich in Betracht kommender
Menge gewinnen zu können. Die bisherigen, in der Umgebung der Silver Peak Marshes
vorgenommenen Versuchsbohrungen mit Handapparaten zeigten zwar, daß die Salze
einiger Solen bis zu 3,8 v. H. K2
0 enthielten, scheinen indessen eine abschließende
Beurteilung noch nicht zuzulassen. – Die Salzindustrie im Nordosten Ohios verdankt
den Bohrungen nach Oel und Gas ihr Entstehen und hat sich seither schnell
entwickelt. Eine überaus interessante Art der Salzerzeugung findet sich hier auf den
bei Pomeroy neu errichteten Anlagen; bei ihnen rinnt die Sole in
„Evaporators“, das sind innen mit Eisenröhren durchzogene Gefäße; zum
Heizen wird Frischdampf verwendet. Die Sole rinnt mit 9 ° B in die Evaporators,
verläßt sie, nachdem sie auf 15° B angereichert ist und gelangt dann zu Filtern;
diese bestehen aus großen Behältern, die mit Bruchsteinen und mit Sand angefüllt
sind. Die filtrierte Sole gelangt dann zu den bekannten Settlern und Grainerpfannen.
Den Solen ist das Fehlen eines Gipsgehaltes und die Anwesenheit verhältnismäßig
großer Mengen von Brom- und Jod - Verbindungen eigen. Ueber die Art der Nutzbarmachung des Broms in
den Mutterlaugen (über die in der deutschen Fachliteratur selten berichtet wird),
werden einige den Werken zu Maiden entnommene Angaben gemacht. Nachdem das meiste
Salz aus der Sole ausgefallen ist (bei einer Dichte von 30° B), wird sie in das
Mutterlaugengefäß abgezogen, das durch zwei kupferne Dampfrohre geheizt wird. Hier
wird die Lauge noch weiter angereichert, und der Rest des Salzes gewonnen; wegen
seiner geringen Reinheit wird es für landwirtschaftliche und metallurgische Zwecke
verwendet. Hat die Mutterlauge 35 ° B erreicht, so wird sie in das
Mutterlaugenreservoir geleitet und weiter auf Brom und Chlorkalzium verarbeitet.
Hierzu wird die l/2 bis 1 v. H. Mg Br2 enthaltende Mutterlauge zur Brompfanne überführt, wo sie erhitzt und auf
41 bis 43 ° B eingeengt wird. Die konz. Lauge wird in steinernen Destilliergefäßen
mit Schwefelsäure und Kaliumchlorat vermengt. Die Ausbeute auf etwa 1000 l beträgt
rd. 11 kg Brom. Das Destilliergefäß besteht aus festem Sandstein; die Bromdämpfe
entweichen durch zwei Bleiröhren in einen Kühler, der von kaltem Wasser durchflössen
wird. Die zurückbleibende, von Brom befreite Lauge wird dann in den Kalziumkessel
gepumpt und erhitzt, bis sie zu Sirupdicke eingeengt ist. Nachdem sie in eisernen
Trommeln nach einigen Tagen erstarrt ist, kann die Masse verladen werden. Das in
Michigan erzeugte Brom kommt hauptsächlich als Kalium- und Natriumbromid in den
Handel. Der seit einigen Jahren bestehende niedrige Brompreis hat sehr nachteilig
auf die Entwicklung der Bromindustrie gewirkt. Die Erzeugung an flüssigem Brom und
an Bromsalzen beträgt jährlich annähernd 500000 kg. Der größte Brom-Produzent ist
die Dow Chemical Co. zu Michigan, die auch die Preise der
übrigen Fabriken kontrolliert, seitdem sich Deutschland im Jahre 1908 vom Markte
zurückgezogen hat. – In einem besonderen Nachtrag zu seiner Abhandlung bespricht der
Verfasser noch eingehend die in letzter Zeit gemachten Kalifunde, so z.B. die des Searles Lake; hier
ist festgestellt worden, daß 100 cm3 Sole 42,8 bis
44,6 v. H. feste Bestandteile enthalten, wovon 6,06 bis 7,63 v. H. auf Kali (K2 0) entfallen. Das
durch Eindampfen zur Trockne und durch Glühen erhaltene Salz besteht aus:
Chlornatrium
51,3
v. H.
Schwefelsaures Natrium
16,7
„
Kohlensaures Natrium
14,1
v. H.
Natriumbiborat
4,0
„
Chlorkalium
13,8
„
Man ersieht aus dieser Analyse, daß der Chlorkaliumgehalt
immerhin recht bemerkenswert ist, und darf hiernach den weiteren Versuchen der
Amerikaner, Kalisalze mit wirtschaftlichem Erfolge zu erzeugen, mit Interesse
entgegensehen.
Schorrig.
–––––
Objektive Photometrie. (Dr. Voege in der Deutschen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft am 28. März
1914.) So alt die Photometrie ist, so alt ist auch der Wunsch, das Auge durch einen
Meßapparat für die Beurteilung des Lichtes zu ersetzen. Die Photometrie verlangt von
Subjektivität unabhängige und jederzeit leicht reproduzierbare Methoden. Die Augen
der einzelnen Menschen sind sehr verschieden, selbst die beiden Augen ein und
desselben Menschen sind nicht gleich, die Beurteilung des Lichtes ist auch ferner
davon abhängig, ob das Auge vorher im Hellen oder im Dunklen war. Es fragt sich nun,
ob wir imstande sind, das Auge durch einen physikalischen Apparat zu ersetzen. Man
hat denn versucht, die Thermosäule, das Bolometer als Meßapparat zu verwenden, aber
es war dies praktisch nur in gewissen Grenzen durchführbar. Große Hoffnungen hatte
man auf die Selenzellen gesetzt, und schon 1877 hatte Werner v. Siemens ein Selenphotometer ins Auge
gefaßt. Die Lichtempfindlichkeit des Selens ist aber sehr abhängig von den
Lichtwellen und von der Art der Vorbelichtung, auch die auftretenden
Trägheitserscheinungen machen die Selenzellen für Meßzwecke nicht geeignet. Dagegen
hat sich die von Elster und Geitel konstruierte photometrische Alkalizelle, die auf dem Hallwachs – Effekt beruht, gut bewährt. Der normale
photoelektrische Effekt findet sich bei allen Metallen und nimmt mit abnehmender
Wellenlänge zu. Der Vortragende zeigte nun die Empfindlichkeitskurve einer
Alkalizelle. Für Kalium liegt das Maximum der Empfindlichkeit bei 440 μμ, für Natrium bei 320 μμ
und für Rubidium bei 480 μμ.
Elster und Geitel haben die
Empfindlichkeiten erhöht durch Anwendung eines Glimmstromes in einer mit Wasserstoff
gefüllten Zelle. Die Zellen können mit großem Erfolg benutzt werden für
Lichtmessungen an photographischen Papieren, aber nicht für die praktische
Lampenphotometrie. Die Empfindlichkeitskurve dieser Alkalizellen hat eine ganz
ähnliche Gestalt wie die Empfindlichkeitskurve des Auges, nur liegt das Maximum an
verschiedenen Stellen. Es gelang nun dem Vortragenden durch Anwendung von wässerigen
Kaliumbichromatlösungen den blauvioletten Teil abzuschwächen und das Maximum der
Lichtempfindlichkeit an die Stelle zu bringen, wo es für das Auge des Farbenblinden
liegt. Versuche, durch Anwendung verschieden konzentrierter Lösungen eine dem
normalen Auge gleiche Empfindlichkeitskurve zu erhalten, führten nicht zum Ziel.
Dagegen wurde ein Erfolg erzielt durch Verwendung von Eosin in wässerigen Lösungen
und Kombination dieser Lösung mit Kaliumbichromatlösungen. Durch Verwendung eines
derartigen Filters kam Vortragender zu guten Resultaten. Der Vortragende zeigte
die Versuchsanordnung, durch die er die Empfindlichkeitskurve festgestellt hat, in
ähnlicher Weise wie Lummer dies für das Auge tat. Die
Empfindlichkeitskurve der Alkalizelle bei Verwendung des
Eosin-Kaliumbichromatfilters ist umschlossen von der Empfindlichkeitskurve des
farbentüchtigen Auges, das Maximum beider Kurven liegt bei 550 bis 560 μ. Ein Licht, welches nur aus wenig Spektralienlinien
besteht, wird von der Zelle falsch registriert werden, anders aber liegt es beim
Vergleich von Lampen mit kontinuierlichen Spektren, wie z.B. bei den elektrischen
Glühlampen und beim Gasglühlicht. Sie alle enthalten Strahlen von 560 μ, die auf das Auge den größten Reiz ausüben. Der
Vortragende zeigte Ergebnisse zahlreicher Untersuchungen, er hat Kurven mit der
Zelle und mit dem optischen Photometer aufgenommen und zwar bei Kohlefadenlampen,
die mit Unterspannung, bei Wotanlampen, die mit Ueberspannung, und bei
Halbwattlampen, die mit 12 bis 15 Volt gebrannt wurden. Die Messungen wurden
einerseits mit dem Universalphotometer von Schmidt &
Haentsch und andererseits mit der genannten Zelle durchgeführt. Die
Zellenablesungen stimmen gut überein; man kann durch die Anwendung der zwei Lösungen
und deren richtige Kombination das Maximum an die Stelle hinbringen, wo man will.
Betont sei, daß die Zelle im Blau nicht zuviel mißt, wie eigentlich zu befürchten
gewesen war. Daß rote und blaue Strahlen bei Glühlampen wenig ausmachen, konnte
durch einen Versuch gezeigt werden. Beim Gasglühlicht stellte sich heraus, daß die
Zelle zu hoch, bei Petroleum, daß sie zu wenig maß. Bei der Photometrie des
Gasglühlichts würde Redner daher empfehlen, das Glühlicht um 5 v. H. heller
anzunehmen. Da man in der Praxis nicht mit den Lösungen arbeiten kann, ließ
Vortragender ein Gelatinefilter, das mit den beiden Lösungen getränkt ist,
herstellen. Es sei noch erwähnt, daß die Empfindlichkeit der Zellen mit den
verschiedenen Spannungen abnimmt, die Zellen sind nur brauchbar bis 160 Volt. Im
Bereich von 60 bis 160 Volt kann man das Meßbereich variieren durch verschiedene
Entfernungen der Zellen von der Lampe. Der Vortragende zeigt den Aufbau der Apparate
und die Durchführung der Messung, um dann auf etwaige Fehlerquellen aufmerksam zu
machen. Die Empfindlichkeit der Zelle ist praktisch wohl als konstant anzunehmen,
immerhin ist eine Empfindlichkeitsänderung der Zelle mit der Zeit möglich;
übermäßige Belichtung muß vermieden werden. Weitere Fehlerquellen könnten im
Dunkeleffekt, in der Nachwirkung, der Trägheit und der Radioaktivität liegen, aber
praktisch haben sich diese nicht bemerkbar gemacht, und es lassen sich die genannten
Fehlerquellen alle vermeiden. Die neue Alkalizelle ist gut anwendbar für die Messung
elektrischer Glühlampen aller Art, für die Messung von Gasglühlampen, für die
Bestimmung der Brenndauer kleiner Hand-, Taschen- und Grubenlampen und für
Relativmessungen, wie Lichtverteilungsmessungen u. dgl. Gegenüber der
photometrischen Messung bedeutet diese Methode eine ganz bedeutende Zeitersparnis
und größere Genauigkeit, vor der Thermosäule hat sie den Vorteil voraus, daß man
nicht aus den Lichtstrahlen auf Wärmestrahlen schließen muß. Jedenfalls ist diese
Zelle als objektives Photometer gut benutzbar, eine gewisse Vorsicht ist natürlich
am Platze.
Plohn.
–––––
Der Eigentumsvorbehalt an Teilen von Maschinen und von
maschinellen oder elektrischen Anlagen. Maschinenteile, oder Teile einer
maschinellen oder elektrischen Anlage oder dergleichen, die mit der Maschine oder
der Anlage zu einer untrennbaren Einheit verknüpft werden, können nicht Gegenstand
besonderer Rechte sein, da die Teile einer einheitlichen Sache, die voneinander
nicht getrennt werden können, ohne daß das Eine oder Andere zerstört oder in seinem
Wesen verändert wird, als wesentliche Bestandteile dieser Sache anzusehen sind, die
nach § 93 BGB. nur einem einheitlichen rechtlichen Schicksal unterliegen können.
Behalten die Maschinenteile aber ihre selbständige Existenz, werden sie nicht
untrennbar mit der Hauptsache verbunden, so liegt die Frage, ob sie Gegenstand
besonderer Rechte sein können, weit verwickelter. Um auf die praktische Bedeutung
dieser Frage hinzuweisen: Wenn Maschinen oder Anlagen geliefert werden, und wenn der
Lieferant sich das Eigentum daran vorbehält, so ist sein Eigentumsvorbehalt
gegenstandslos in dem Augenblick, in dem die Maschine in den Erdboden, in das
Fabrikgebäude usw. fest eingemauert wird, weil sie in diesem Augenblick in das
Eigentum des Grundeigentümers fällt, da sie wesentliche Bestandteile des Grundstücks
geworden sind. Ist der Eigentumsvorbehalt dann wenigstens an den losen
Maschinenteilen wirksam? Ferner: Der Eigentümer einer Maschine bestellt bei einem
Lieferanten neue Maschinenteile, Ersatzteile und dergleichen. Kann der Lieferant
sich an diesen Maschinenteilen sein Eigentum vorbehalten?
Wenn die losen Teile in keiner notwendigen inneren Verbindung mit der Maschine oder
Anlage stehen, wenn es sich beispielsweise um bloße Ersatzteile handelt, die für den
Fall der Reparatur der im Gebrauch befindlichen Maschinenteile, eingesetzt werden
sollen, so können diese Ersatzteile höchstens als Zubehör der Maschine oder Anlage
angesehen werden, an denen ein fremder Eigentumsvorbehalt möglich ist.
Häufig sind aber auch die Fälle, in denen Maschinenteile usw. vollständig lose
bleiben, aber trotzdem zum Betriebe der Maschine oder Anlage unentbehrlich sind. In
diesem Falle hat die mögliche Trennbarkeit der Teile doch keine einschneidende
Bedeutung. Genau so gut wie eine Lampe nur dadurch ein einheitlicher Gegenstand ist,
daß sie mit Zylinder und Kuppel, also selbständigen beweglichen Gegenständen
versehen ist, so wird die vollständige Existenz einer Maschine nicht davon abhängig
sein, welche Teile untrennbar und welche trennbar mit ihr verbunden sind; auch ein
loser Bestandteil kann so unbedingt zu einer Maschine gehören, wie ein Zylinder zu
einer Lampe, und es dürfte zweifellos sein, daß in solchen Fällen, trotz der
Möglichkeit, die Teile unversehrt zu trennen, trotzdem die Hauptsache und die losen
Bestandteile eine einheitliche Sache bilden, die nur einem rechtlichen
Schicksal unterliegen kann.
Es ist also juristisch unmöglich, daß beispielsweise das Schwungrad einer Maschine,
die Lenkstange eines Fahrrads, die Steuervorrichtung eines Automobils usw. einem
anderen Eigentümer gehören, als die Maschine, das Fahrrad oder das Automobil
selbst.
Man wird daher auch bei der nachträglichen Lieferung derartiger Maschinenteile die
Möglichkeit eines Eigentumsvorbehalts des Lieferanten als juristisch unmöglich
ansehen müssen.
Anders dagegen möchte ich die Sachlage ansehen, wenn die losen Teile nicht in dieser
Weise notwendig mit der Maschine oder Anlage verbunden sind, daß die Maschine oder
Anlage ohne diese Teile nicht mehr die Eigenschaft einer vollständigen Maschine usw.
hat. Man denke etwa an den Fall, daß eine Maschine zum Pressen verschiedener Formen
konstruiert wird, und daß für jede Art von Form eine besondere Stanze usw. besteht,
die in die Maschine auswechselbar eingesetzt wird, oder daß je nach dem Material,
das zu bearbeiten ist, bestimmt zugeschnittene Maschinenteile in Gebrauch genommen
werden müssen.
Das Reichsgericht hat auch solche Fälle dem § 93 BGB. unterstellt und hat gemeint,
daß eine einheitliche Maschine vorliegt, trotzdem jedesmal nur einer der
Maschinenteile in Gebrauch genommen werden kann. (Seufferts Archiv Bd. 63, S. 1.)
Es ist richtig, daß eine solche Maschine unvollständig wäre, wenn es an den
auswechselbaren Maschinenteilen überhaupt fehlte, wenn beispielsweise überhaupt
keine Stanze usw. mitgeliefert wird. Ist aber auch nur ein einziger auswechselbarer
Maschinenteil vorhanden, so hat das Dasein weiterer Maschinenteile mit der Existenz
einer Maschine als eines vollständigen Gegenstandes, nichts mehr zu tun.
Freilich kommt es dabei sehr auf die einzelnen Umstände an; wenn es etwa mit dem
Wesen einer Maschine zusammenhängt, daß sie verschiedenartige Leistungen verrichtet,
wie es beispielsweise bei Druckmaschinen der Fall ist, zu deren Vollständigkeit mehr
als eine einzige Skala von Drucktypen nötig ist, oder wie bei einer Nähmaschine, von
der man normalerweise mehr verlangt, als daß sie nur die normalen Stiche ausführt,
so kann auch eine Mehrheit auswechselbarer Bestandteile so zum Wesen der Maschine
gehören, daß die Maschine unvollständig wäre, wenn nur ein oder zwei der
auswechselbaren Teile vorhanden wären.
Die Regel dürfte das aber nicht sein. Werden vielmehr lose Maschinenteile geliefert,
die die Leistungsfähigkeit einer Maschine erweitern, die aber nicht zur Normalarbeit
der Maschine unbedingt erforderlich sind, so kann man meiner Meinung nach nur von
Maschinenzubehör sprechen, nicht aber von wesentlichen Bestandteilen; und diese
Rechtsauffassung hatte auch in dem oben angeführten Fall die Vorinstanz gehabt,
deren Urteil vom Reichsgericht abgeändert worden ist.
Ich bin daher der Meinung, daß bei der Lieferung oder Nachlieferung loser
Maschinenteile usw. nur diejenigen notwendig in das Eigentum des Maschinen- oder
Anlageneigentümers fallen, ohne die die Maschine oder Anlage in technischer
Beziehung unvollständig wäre. Im übrigen aber ist ein fremdes Eigentum an den
Maschinenteilen zulässig, da es sich um Zubehör handelt, das nach bürgerlichem Recht
das rechtliche Schicksal der Hauptsache nicht zu teilen braucht.
Dr. jur. Eckstein.
Der VII. Kongreß des Internationalen Verbandes für die
Materialprüfungen der Technik findet unter dem Protektorate S. M. des
Kaisers von Rußland in der Zeit vom 12. bis 17. August 1915 in St. Petersburg statt.
Vier Sitzungstage sind ausschließlich den Verhandlungen über die zurzeit wichtigsten
Fragen aus dem Gebiet der Materialprüfung vorbehalten. Nach dem Kongreß finden
größere Exkursionen in das Innere Rußlands statt.