Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Autor: | Schorrig |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 361 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Der Prudhon-Schiffskessel. Ein neuer Kesseltyp, der
die Hauptelemente des normalen, bei Handelsschiffen fast ausschließlich verwendeten
Siederohrkessels mit denen eines engrohrigen Wasserrohrkessels verbindet, ist
neuerdings in der französischen Handelsmarine mehrfach erfolgreich erprobt worden.
Die Konstruktion des Prudhon-Kessels kennzeichnen zwei
Hauptgesichtspunkte, die Verbesserung des Wasserumlaufs und die erhöhte Ausnutzung
der strahlenden Wärme durch Vergrößerung der direkten Heizfläche. Beides wird
dadurch erreicht, daß an die Rückseite eines normalen Zylinderkessels mit
rückkehrender Flamme Wasserrohrelemente angefügt sind, die von der Flamme
bespült werden, und die durch die Art ihrer Verbindung mit dem Wasserraum des
Zylinderkessels den Wasserumlauf und damit den Wärmeaustausch lebhaft fördern. Die
Abb. 1 bis 2
eines für einen großen Frachtdampfer bestimmten Dreifeuerkessels lassen den
konstruktiven Aufbau und die Wirkungsweise des neuen Kesseltyps klar erkennen. Die
beim normalen Einender-Zylinderkessel vorhandenen Feuerkammern sind gewissermaßen
nach außen gelegt und schließen sich an die hintere Stirnwand des Kessels an. Ihre
Seitenwände bilden je zwei Rohrbündel. Diese münden oben und unten in
Rohrstutzen ein, die mit dem Wasserraum des Zylinderkessels in Verbindung stehen.
Ihren Abschluß nach außen erhalten die so gebildeten Feuerkammern durch eine
Ummauerung von feuerfesten Steinen. Die Kessel ähneln mit dem Wegfall der
eingebauten Feuerkammern somit in gewisser Hinsicht den als Hilfskessel bekannten
Tornisterkesseln.
Textabbildung Bd. 329, S. 362
Abb. 1.
Dauererprobungen, die mit einem nach diesen Gesichtspunkten gebauten Kessel
vorgenommen wurden, haben die Erwartungen, die in den neuen Kesseltyp gesetzt
wurden, voll bestätigt. Die angefügte Tabelle zeigt die Ergebnisse eines mit einem
Schlepperkessel vorgenommenen sechsstündigen Verdampfungsversuches. Der Kessel hat
eine Heizfläche von 110 m2 und arbeitet mit Howdens - Zug. Die Höhe des Luftüberdruckes beträgt
normal 10 bis 12 mm WS.
Kesseldruck
12,0 kg/cm2
Dampftemperatur
190° C
Temperatur des Speisewassers
17° C
Gesamt-Speisewassermenge
23,4 t
Gesamt-Kohlenmenge
2,46 t
Brutto-Verdampfung (bezogen auf 190° Dampftemperatur
und 17 ° Speise- wassertemperatur
9,5 fach
Dampferzeugung pro m2
Heizfläche
35,5 kg.
Neuerdings findet der Kessel auch für größere Handelsschiffe Verwendung. So sind fünf
Prudhon - Kessel mit je 275 m2 Heizfläche als Ersatz der bisherigen aus sechs
normalen Zylinderkesseln bestehenden Kesselanlage in den Frachtdampfer
„Germania“ der Fabre-Linie eingebaut worden. Auch der 15000 t-Dampfer
„Patria“ der gleichen Reederei, den die Forges et
Chantiers de la Méditerranée im Bau haben, erhält neun Kessel gleichen
Typs. Charakteristisch für den neuen Kesseltyp sind die folgenden Vergleichszahlen,
die seine Vorzüge deutlich erläutern:
Textabbildung Bd. 329, S. 362
Abb. 2.
Zylinder-kessel fürGermania
Prudhon-kessel fürGermania
Prudhon-kessel fürPatria
Zahl der Kessel
6
5
9
Länge eines Kessels m
3,3
3,76
3,63
Kesseldurchmesser m
4,75
4,75
4,85
Gesamtheizfläche aller Kessel m2
1470
1375
2120
Gesamtrostfläche m2
44,8
30,2
54,8
Gesamtgewicht der Kessel t
335
274
494
Raumbedarf der Kesselanlage m3
1286
1144
2695
Stündl. erzeugte Dampfmenge t
35
45
70
Verdampfungsziffer
8 fach
9,5 fach
9,5 fach
[Engineering.]
Kraft.
–––––
Schiffsdieselmaschine. Auf der Weltausstellung zu Gent
hatte die Firma Carels Frères, Gent, eine große
umsteuerbare Sechszylinder-Zweitaktölmaschine zur Schau gebracht, die mit einer
zweiten solchen Maschine in ein Doppelschraubentankschiff eingebaut werden soll. Die
Maschine ist nun an Hand zahlreicher Schnittzeichnungen in der Zeitschrift
Engineering 1914, S. 376. bis 379 eingehend beschrieben.
Mit 510 mm Zylinderdurchmesser und 920 mm Kolbenhub leistet die Maschine bei 130
Umdrehungen in der Minute 1600 PSe. Dies entspricht
einer indizierten Leistung von etwa 2300 PS. Der mittlere indizierte Arbeitsdruck
bestimmt sich dann daraus zu etwa 7, der effektive zu etwa 5 at. Die
Sechszylindermaschine ist in drei unter sich ganz gleiche Gruppen von je zwei
Zylindern unterteilt. Dementsprechend ist die Grundplatte und ebenso die Kurbelwelle
aus drei Teilen zusammengeschraubt. Im Zylinderkopf sind vier Spülventile, ein
Brennstoffventil, ein Sicherheits- und ein Anlaßventil eingebaut. Auf diese Weise
erhält man ein sehr kompliziertes Gußstück, das bei der ungleichen Erwärmung zu
Rißbildung neigt, die man durch Verwendung von Stahlguß vergeblich zu bekämpfen
versucht hat. Es ist nun gelungen, eine geeignete Gußeisensorte zu finden, die den
Temperatur-Spannungen standhält. Die Arbeitzylinder besitzen auswechselbare
Laufbüchsen, und um diese ist ein möglichst großer Wasserkühlraum angeordnet. Die
Kolben sind zweiteilig hergestellt und besitzen einseitig geführte Kreuzköpfe. Die
Kolben haben bei den großen Abmessungen, wie jetzt allgemein üblich, Wasserkühlung.
Es ist auch ein kleines Schwungrad angeordnet, das der Maschine bei 130 Uml./Min.
einen Ungleichförmigkeitsgrad von 1/100 erteilt. Die Maschine besitzt zwei Spülpumpen,
die durch Schwinghebel von den Kreuzköpfen des vierten und fünften Zylinders
angetrieben werden. Diese doppeltwirkenden Pumpen haben 770 mm Zylinderdurchmesser
und 710 mm Hub, sie ergeben somit einen Spülluftüberschuß von etwa 20 v. H.
Am vorderen Ende der Maschine wird von der Kurbelwelle ein dreistufiger Kompressor
der bekannten Bauart Reavell angetrieben. Er besitzt zwei
Niederdruckstufen von 495 mm Zylinderdurchmesser, eine Mitteldruckstufe von 355 und
eine Hochdruckstufe von 180 mm Der Hub beträgt für alle Stufen 255 mm. Der
Auflagerdruck in den Kurbelwellenlagern beträgt etwa 20, im Kurbelzapfen 60 und im
Kreuzkopfbolzen 90 kg/cm2.
Jeder Arbeitzylinder besitzt seine eigene Brennstoffpumpe, je zwei davon werden von
einem gemeinsamen Exzenter angetrieben. Jede Pumpe hat einen Durchmesser von 25 mm
und einen Hub von 55 mm. Das Gewicht der Maschine wird zu 300 t angegeben, also für
1 PSe etwa 200 kg.
W.
–––––
Ascheförderanlagen. Die Forderung einer gesundheitlich und
wirtschaftlich einwandfreien Ascheförderung macht sich mit der zunehmenden Anzahl
der Betriebe und der steigenden Verwendung minderwertiger aschereicher Brennstoffe
immer dringlicher geltend. Vor allem erweist sich die Beseitigung der den
Atmungsorganen so schädlichen Flugasche als unvermeidliche Notwendigkeit. Man
entschloß sich daher zunächst zum Bau von Flugaschefängern, in welchen sich infolge
von Geschwindigkeitswechsel, Richtungsänderung und dergleichen die festen
Bestandteile der Abgase niederschlugen. Indessen machte bei derartigen Anlagen die
Abfuhr der glühend heißen Staub entwickelnden Asche Schwierigkeiten. Man baute daher
Sammelbehälter, welche einen leichteren Abtransport gestatten. Die Rückstände werden
dorthin durch Dampfstrahlgebläse gefördert; auch können sie durch eine
Saugluftförderanlage unmittelbar aus den Heizkanälen und Flammrohren nach der
Verladestelle gesogen werden. In den Sammelbehältern kühlt sich zunächst die
Asche ab, wodurch ihre Weiterbeförderung sehr erleichtert wird. Sodann kann sie nach
Oeffnen eines Schiebers unterhalb des Aschensackes selbsttätig zur
Transportvorrichtung gelangen. Vielfach ist aber eine Nachhilfe mit der Hand
notwendig, da leicht die Bildung von Schlackenkuchen eintritt. Die Abfuhr selbst
kann nach dem Beispiel der Firma Topf & Söhne,
Erfurt, durch Wagen, und die Beförderung über den Erdboden mit Hilfe eines
Handdrehkranes erfolgen. Indessen verwendet man statt der Handwinde auch Elevatoren
und Becherwerke, welche die nach einer Grube gebrachten Rückstände emporheben. An
Stelle der Wagen wiederum können Förderschnecken-Trogförderer und Kratzerrinnen
treten. Auch Luftförderung und Fortspülung mittels eines Wasserstromes findet man
für den wagerechten Transport. Die Anwendung von Gurtbändern ist indessen nur bei
genügender Abkühlung der Asche möglich. Eine Vereinfachung des Hebens über Tage wird
dadurch erzielt, daß man den Ascheelevator auch zur Kohlenförderung benutzt. In
dieser Weise arbeitet eine Anlage von Muth - Schmidt für
die Andalusiengrube in Lipine. Die Firma Fränkel &
Viebahn in Leipzig-Kleinzschocher führt bei der maschinellen Ascheförderung
für die Gewerkschaft Hürtherberg in Hermühlheim die Flugasche durch eine
Nebenkratzerrinne dem Hauptkratzerstrang zu, der bereits die Rückstände von 12
Kesseln fördert. Dieser gibt alles an einen Zwischenelevator, welcher die Masse zu
einem Zwischenbunker bringt. Hier ist in Gemeinschaft mit dem Bunker auf dem
Wipperboden die Sammlung der innerhalb von 10 bis 20 Stunden auftretenden Rückstände
statthaft, und dadurch eine Abfuhr während der Nacht ermöglicht. Vom Zwischenbunker
gelangt die Asche auf den Hauptelevator, der sie zum Bunker auf dem Wipperboden
führt, von wo sie in Grubenwagen abgezogen wird. Zur Bedienung der Anlage genügt ein
Mann. Der Kraftbedarf beträgt 12 PS, durch welche stündlich 25000 kg 21 m hoch
gehoben werden. Die Maschinenfabrik vorm. F. A. Hartmann
& Co., Offenbach a. Main, baut Anlagen, die nach dem
Trockensaugesystem arbeiten, oder läßt nach einem patentierten Verfahren die Asche
unter Wasser absaugen. Die Siemens-Schuckertwerke
verwenden für ihre Saugluftaschenförderung Rotationspumpen von sehr einfacher
Bauart. Die Firma Borsig gebraucht zu dem gleichen Zweck
rotierende Kardividenpumpen, die in ihrer Wirkung hinter Kolbenpumpen nicht
zurückstehen und dabei weder Ventile und Stopfbüchsen noch hin- und hergehende
Triebwerksteile besitzen. [Dipl.-Ing. Pradel in
Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb Nr. 9.]
Schmolke.
–––––
Neue Versuche mit der flammenlosen Oberflächenverbrennung.
Während in Heft 14 d. J. (vgl. auch Heft 9 v. J. und Heft 2 d. J.) über einige
theoretische Erörterungen berichtet worden ist, die sich an die ersten Vorführungen
und Versuche mit der Schnabel-Boneschen Oberflächenverbrennung anschlössen, hat die Zeitschrift
„Stahl und Eisen“ vom 2. April 1914 neue, sehr bemerkenswerte
Versuchsergebnisse veröffentlicht, die geeignet sind, manche der bisher noch
streitigen Fragen zu klären und wichtige Fingerzeige für die weitere Entwicklung der
Erfindung zu geben. Die Versuche sind auf der Zeche Hannover vom Dortmunder
Bergbauverein und Dampfkessel-Ueberwachungsverein angestellt worden, nnd zwar
zunächst an einem von Friedr. Krupp A.-G. nach den
Angaben von Prof. Bone gebauten Dampfkessel von der
bekannten Trommelform. Der Kessel für 12 at Druck hatte 3 m bei 1,24 m Länge
und war mit 110 Heizröhren von 76,5 mm ausgerüstet. Hinter ihm war der aus
den bisherigen Veröffentlichungen ebenfalls bereits bekannte Vorwärmer angeordnet,
dessen Rohre ebenso wie die des Kessels mit der feuerfesten körnigen Masse gefüllt
waren. Die Verbrennungsgase wurden von einem 27 pferdigen Ventilator durch die Rohre
des Kessels und Vorwärmers hindurchgesaugt. Der erzeugte Dampf wurde durch ein
durchlöchertes Entwässerungsrohr im oberen Kesselteil gesammelt und zu einem von
fremden Gasen beheizten Dampfüberhitzer geleitet. Die Kesselanlage auf Zeche
Hannover wurde mit Koksofengas betrieben, das 4000 WE
hatte und vom Ammoniak, Teer und Benzol, dagegen nicht von Schwefelwasserstoff und
Zyan befreit war. Nach drei Wochen des Betriebes stellte sich heraus, daß die
feuerfeste Füllung infolge der hohen Temperaturen in den vorderen Rohrenden teils
gesintert, teils zerfallen war. Auch nahm die Dampferzeugung, die anfänglich 60 kg
pro m2 Heizfläche betragen hatte, stark ab, da
sich die körnige Masse in den Rohren des Vorwärmers durch ausfallendes Wasser und
durch Schwefelverbindungen des Koksofengases verklebt hatte, so daß der Ventilator
nicht mehr genügend ziehen konnte. Nachdem man infolgedessen die Masse völlig
erneuert hatte, begann man nach mehrtägigem Betriebe mit den eigentlichen
Leistungsversuchen nach den üblichen Normalien. Zu bemerken ist dabei, daß beim
ersten Versuch drei und beim zweiten acht der Heizrohre im Kessel mit Stopfen
verschlossen werden mußten, da ihre Füllung nicht gehörig in Glut kam. Die
Heizfläche betrug daher einmal 31,8 und das anderemal 30,3 m2. Die verdampfte Speisewassermenge wurde durch
einen Siemens sehen und einen Eckardtschen Messer
festgestellt, die hintereinander in die Speiseleitung geschaltet waren. Die Gasmenge
bestimmte man mit Hilfe von zwei vor den Kessel geschalteten Meßvorrichtungen,
nämlich einer Gasuhr von Pintsch und eines Rotary - Gasmessers. Die Ergebnisse der ersten
Versuchsreihe, die eine Verdampfung von 54 bis 55 kg pro m2 lieferten, wurden von dem englischen Vertreter
des Professors Bone beanstandet, weil die feuerfeste
Masse nicht einwandfrei gewesen sei, und es wurden später, nachdem aus England eine
neue Füllmasse von 35 bis 45 mm Korngröße beschafft war, neue Versuche angestellt.
Am ersten Tage stellte man während des achtstündigen Versuches eine Verdampfung von
61,7 kg pro m2 der Heizrohrfläche fest, wobei
allerdings der Gasdruck erheblich geschwankt hatte. Am nächsten Tag wurden unter
einwandfreien Druckverhältnissen 66 kg pro m2
erzielt. Der Wirkungsgrad des Dampfkessels betrug dabei 93,3 v. H. Rechnet man
den Dampfverbrauch des elektrisch betriebenen Ventilators hinzu, so ergibt sich ein
Wirkungsgrad von 89 v. H. Demnach sind die früher angegebenen Verdampfungszahlen von
100 bis 150 kg pro m2 mit diesem Kessel bei weitem
nicht erreicht worden. Allerdings würde auch die Zahl von 60 kg immerhin einen
großen Fortschritt gegenüber den bisherigen Feuerungs- und Kesselbauarten bedeuten,
wenn sie im Dauerbetrieb erreicht werden könnte. Das ist
aber hier nicht der Fall gewesen; denn bereits nach 14 tägigem Betrieb hatte sich
der Widerstand in den Heizrohren des Verwärmers durch Verkleben der Füllmasse so
vergrößert, daß der Kessel zu Reinigungszwecken stillgelegt werden mußte. Beim
Auseinandernehmen des Kessels und Vorwärmers nach einem Betrieb, der unter
Einrechnung der Unterbrechungen insgesamt etwa drei Monate gedauert hatte, fand man
auf dem vorderen Teil der Kesselrohre, der der stärksten Hitze ausgesetzt ist, eine
dünne, auf dem hinteren Teil eine 4 bis 5 mm dicke Kesselsteinschicht. Die
Kupferrohre des Vorwärmers waren, offenbar durch die Schwefelverbindungen, so stark
angefressen, daß sie untauglich waren. Man ersetzte sie durch solche aus
Schmiedeisen und ließ sie versuchsweise ohne Füllung, um von vornherein die
Beeinträchtigung des Ventilatorzuges zu verhindern. Nachdem dann die Kesselrohre neu
gefüllt waren, nahm man im Februar d. J. wiederum Versuche vor. Auch diesmal
brannten drei Heizrohre so dunkel, daß man sie ausschalten mußte. Leider konnte
diesmal der Gasdruck nicht auf derselben Höhe gehalten werden wie früher.
Infolgedessen blieb der Gasverbrauch und damit auch die Dampferzeugung um 5 v. H.
gegen früher zurück, und der Wirkungsgrad des Kessels ließ um ebensoviel nach.
Dagegen wurde im Vorwärmer trotz der fehlenden Füllung der frühere Wärmegewinn
erreicht. Zusammenfassend äußert sich der Berichterstatter dahin, daß man mit dem
Schnabel - Bone - Kessel
bei Koksofengasfeuerung eine höhere Verdampfung als 60 kg pro m2 überhaupt nicht erreichen wird, da ein Gasdruck
über 100 mm Wassersäule im allgemeinen nicht vorhanden ist, und die Verwendung von
Maschinen zur Erhöhung des Druckes evtl. die Wirtschaftlichkeit ungünstig
beeinflussen würde. Verbesserungsbedürftig ist auch die feuerfeste Masse. Diese
beabsichtigt die Bamag, die bekanntlich im Besitz der
Patentrechte des Verfahrens für Deutschland ist, durch feuerfeste Formstücke zu
ersetzen, die so eingefügt werden können, daß der Widerstand in den Rohren geringer
und gleichmäßiger wird. Damit würde das bisherige lästige dauernde Stochen der
Rohrfüllung fortfallen.
Mit solchen Formstücken hat nun die genannte Firma die Rohre eines neuen Kessels von
1,3 m und 1,2 m Länge ausgerüstet, der ferner mit anderem Brennstoff,
nämlich mit Teeröl betrieben wurde. Die Versuche des
Dortmunder Dampfkessel-Ueberwachungsvereins mit diesem Kessel haben ganz erheblich
bessere Resultate ergeben. Es wurden nämlich Leistungen bis zu 126 kg pro m2 erzielt, und der Berichterstatter spricht sich
dahin aus, daß der Beweis für eine dauernde Leistung des Kessels von rd. 120 kg pro
m2, allerdings in angestrengtem Betriebe, bei
Teerölfeuerung durch diese Versuche erbracht sei. Freilich hält er den Kessel in
seiner jetzigen Gestalt, nämlich mit den zahlreichen Rohren wegen des starken
Leckens nicht für betriebsicher und schlägt vor, an Stelle der zahlreichen Rohre ein
mit Masse gefülltes seitliches Flammrohr anzuordnen. Ein solcher Kessel ist nach
einem Entwurf der Bamag in der Abb. 1 u. 2 dargestellt. Das seitliche
Flammrohr enthält die Verbrennungskammer a, die aus
einem in das Rohr hineinragenden Zylinder aus feuerfestem Stoff besteht. Das Teeröl
tritt durch eine einzige Düse b ein, die Gase strömen
durch die Verbrennungskammer und den hinteren, wieder mit grobstückiger Masse
gefüllten Teil des Flammrohres, kehren dann um, gehen durch die den feuerfesten
Zylinder umgebende Füllmasse und kehren schließlich durch die seitlich liegenden
ungefüllten Rohre zurück. Darauf strömen sie durch die Rohre c des unmittelbar angebauten Vorwärmers zum Ventilator. Auf den Erfolg
dieser Bauart darf man gespannt sein.
Textabbildung Bd. 329, S. 365
Abb. 1.
G.
–––––
Eisenerzbrikettierung nach Weiß. (Nach Henry Martin in
„Le Génie civil“ Nr. 16 und 17.) Im Zusammenhang mit den an dieser Stelle
gebrachten Ausführungen (Heft 20 d. J.) über die Brikettierung von Eisenerzen in
Norwegen dürften die nachstehenden Angaben über eine u.a. in Frankreich angewandte
Methode der Eisenerzbrikettierung von Interesse sein. Das Verfahren von Weiß beruht auf der Verwendung von Kalziumhydrat in
Gegenwart von Kohlensäure. Der Prozeß beginnt mit dem Zusatz von etwa 5 v. H.
gelöschtem Kalk zu dem Eisenerz. Das Gemisch gelangt sodann in Quetschwerke und von
hier in die Brikettpressen, die mit einem Druck von 300 bis 400 kg arbeiten und
stündlich 2400 Briketts erzeugen. Die aus den Pressen kommenden Briketts kommen
in die Härtungskammern, wo sie der Einwirkung von Kohlensäure unterworfen werden.
Die Kohlensäure erhält man in Retortenöfen durch Brennen von Kalksteinen. Die
Heizung der Oefen geschieht mit Gasen, die in einem Gasgenerator mit Kohlenfeuerung
erzeugt werden. Bei manchen Brikettierungsanlagen verwendet man zu diesem Zweck die
Hochofengase. Die gewonnene Kohlensäure wird komprimiert und in die Härtungskammern
geleitet, und zwar läßt man hier die Kohlensäure zunächst in kaltem und sodann in
warmem Zustande einwirken. Nach drei- bis vierstündiger Behandlung erhält man
genügend harte Briketts, die verladen oder auf die Gicht des Hochofens befördert
werden. Infolge des relativ geringen Pressedrucks besitzen die Briketts eine
ziemlich große Porosität. So haben beispielsweise Versuche ergeben, daß die Briketts
nach vierstündigem Liegen in Wasser 20 bis 34 Volumenprozent Wasser zu absorbieren
fähig sind. Die zuzusetzende Kalkmenge richtet sich nach der Zusammensetzung des
Erzes und wird durch Versuche festgestellt; sie beträgt im Höchstfalle 6 v. H. Die
Brikettierungskosten nach dem Weißschen Verfahren
belaufen sich in Frankreich auf etwa 2,50 Frs. für die Tonne.
Textabbildung Bd. 329, S. 365
Abb. 2.
Schorrig.
–––––
Klappen mit patentiertem Anchor-Bush-Ring. Die bisher
üblichen Luftpumpen- und Ventilklappen mußten häufig fortgeworfen werden, bevor sie
vollständig aufgebraucht waren, weil sie an der Bohrung verschlissen waren (Abb. 1). Der Grund liegt in der Beanspruchung und der
dadurch verursachten Deformation an den Lochrändern infolge der Bewegung des
Pumpenkolbens.
Um diesem schnellen Verschleiß zu steuern, hat man seine Zuflucht zu Metallringen
genommen, die in die Bohrung eingesetzt wurden, jedoch blieb der gewünschte Erfolg
meistens auch noch dann aus, wenn man diese Hülsen in den Gummi einvulkanisiert hatte. Sobald
sich der Ring lockerte, zerstörte er die Klappe an der Bohrungsstelle und fiel
heraus (Abb. 2).
Textabbildung Bd. 329, S. 366
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 329, S. 366
Abb. 2.
Textabbildung Bd. 329, S. 366
Abb. 3.
Auf Grund langjähriger Erfahrungen ist nun die in Abb.
3 dargestellte Ventilklappe entstanden. Der zu der Kolbenstange oder
Ventilspindel passende innere Ring ist durch die beiderseits radial vorspringenden
Klauen lose mit einer Anzahl im Kreise angeordneter Ringe verbunden, Sämtliche Teile
sind in den Gummi einvulkanisiert, und die so hergestellte elastische Verbindung
läßt einerseits den Teilen genügende Beweglichkeit gegeneinander, während sie
andrerseits dem inneren Ringe einen festen Sitz in der Klappe sichert.
Bei dieser Ringanordnung kann unter keinen Umständen ein Lockern eintreten, sie
verhindert infolgedessen auch die Abnutzung an der Bohrung und gestattet der
Ventilklappe ein ruhiges Niedergehen auf ihren Sitz.
Um die Vorzüge dieser Neuerung voll zur Geltung kommen zu lassen, werden diese
Klappen nur in den besten Gummisorten hergestellt.
–––––
Neue Methoden zur Vorbeugung gegen
Schlagwetterexplosionen. (Nach Bergingenieur Liwehr in Zeitschrift d. Zentralverb, d. Bergbau-Betriebsleiter
Oesterreichs 1914, Nr. 5.) Die rege Tätigkeit der Unfallgesetzgebung in den letzten
Jahren brachte vielfach die Anregung zu neuen Versuchen mit sich, durch welche die
Kenntnis der Ursachen der Explosionen zum Teil eine ganz neue Basis erhielt. Der
Verfasser erörtert u. a ein eigenartiges Verfahren, das geeignet sein soll,
hinsichtlich der Entstehung von Schlagwetterexplosionen prophylaktisch zu wirken,
und das in einer Entozonisierung der Grubenluft besteht. Eine erschöpfende Erklärung
für den Zusammenhang der Grubenkatastrophen mit den meteorologischen Vorgängen hat
man bekanntlich bisher noch nicht zu geben vermocht. Nach Ansicht des Verfassers
spielt jedoch der Ozongehalt der atmosphärischen Luft hierbei eine wesentliche
Rolle. Der Ozongehalt ist nämlich beim plötzlichen Eintritt einer starken
Luftdepression besonders groß. Es konnte auch festgestellt werden, daß die
Ozonanreicherung der Luft beim plötzlichen Sinken des Barometerstandes genügt, um
selbst den Verbrennungsprozeß in den Hochöfen merklich lebhafter zu gestalten.
Bekannt ist ferner, daß dem Ozon bei Oxydationsvorgängen die Wirkung eines starken
Katalysators und Erregers zukommt. Enthält nun die Grubenluft Schlagwetter, so kann
beim Eintreten einer großen Luftdepression infolge der damit verbundenen
Anreicherung der Luft an Ozon die Explosionsgefahr wesentlich gesteigert werden.
Diese Gefahr läßt sich nach Ansicht des Verfassers dadurch verhüten, daß die für die
Grubenbewetterung bestimmte Luft vor ihrem Eintritt in die gefährdeten Grubenbaue
entozonisiert wird. Dies kann dadurch herbeigeführt werden, daß die Luft vorher
durch Fülltürme oder große Behälter geleilet wird, in denen sie mit desozonisierend
wirkenden Stoffen, wie z.B. Mangansuperoxyd, Kupferoxyd und dergleichen längere Zeit
in Berührung bleibt. Die Wirkung kann noch durch Berieselung der Grubenluft mit
kupferoxydhaltigem Wasser und dergleichen verstärkt werden. (Anm. d. Ref. Wenn die
Vorschläge des Verfassers auch wissenschaftlich nicht des Interesses entbehren, so
dürften doch für die Praxis gegen ihre Durchführung Bedenken mancherlei Art zu
erheben sein.)
Schorrig.