Titel: | Neuere doppeltwirkende Zweitakt-Dieselmotoren. |
Autor: | Wilhelm Kreul |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 231 |
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Neuere doppeltwirkende
Zweitakt-Dieselmotoren.
Von Ingenieur Wilhelm Kreul,
Elbing.
(Schluß von S. 218 d. Bd.)
KREUL: Neuere doppeltwirkende Zweitakt-Dieselmotoren
Bei stehenden doppeltwirkenden Motoren ist man geneigt, auf die Vorteile
vorstehender Kühlvorrichtung mit Rücksicht auf die zentrische Brennstoffeinführung
zu verzichten. Für vorliegende Motorkonstruktion ist es aber nicht zweckmäßig, den
oberen Zylinderteil anders wie den unteren zu gestalten, da trotz der Kolbenstange
eine der zentrischen nicht nachstehende Brennstoffeinführung durch die später
beschriebene Brennstoffventilkonstruktion und Anordnung erzielt wird, wobei für
beide Zylinderseiten der zylindrische Verbrennungsraum gewahrt bleibt. Außerdem
erreicht man durch Verwendung gleicher Zylinderseiten eine einheitliche einfache
Ventilsteuerung und Motorkonstruktion. Für liegende Motoren ist der Pumpenzylinder
außerdem mit einer Gleitbahn und der Pumpenkolben mit einem Gleitschuh versehen, so
daß die Vorrichtung als Kühlwasserpumpe und gleichzeitig als Stütze für das
Kolbenstangen- und Kolbengewicht dient. Obwohl diese besondere Kühlvorrichtung für
den Bau doppeltwirkender Motoren nicht unbedingt erforderlich ist, so erscheint sie
durch ihre Eigenart und Vorteile doch erwähnenswert.
Die Steuervorrichtung ist an dieser Motorkonstruktion besonders eigenartig. Eine
einzige Steuerwelle betätigt die Brennstoffventile und die Spülventile beider Zylinderseiten zweier benachbarten Zylinder. Es
fällt die bei stehenden Motoren übliche Zwischenwelle fort, wodurch der
Steuermechanismus selbst gegenüber einfachwirkenden Motoren einfach wird. Ein
einfachwirkender Vierzylindermotor der üblichen Bauart erfordert nämlich zur
Betätigung der Ventile eine stehende Zwischenwelle und eine liegende Steuerwelle mit
zwei Schraubenräderpaaren. Die Steuerwelle, die hierbei von einem Ende aus von der
Zwischenwelle angetrieben wird, erhält, da sie vor allen Zylindern angeordnet sein
muß, eine beträchtliche Länge, die mit der Zylinderzahl noch entsprechend zunimmt.
Im Gegensatz hierzu sind beim vorliegenden doppeltwirkenden Vierzylindermotor nur
zwei kurze Steuerwellen und zwei Schraubenräderpaare ohne Zwischenwelle
erforderlich, wodurch außer der Einfachheit noch ein günstigeres Arbeiten der
Steuerung erzielt wird (Abb. 3). Ein Vergleich mit
dem eingangs erwähnten doppeltwirkenden Dreizylindermotor, der für die Betätigung
der Ventile drei Steuerwellen und zwei Zwischenwellen nebst vier
Schraubenräderpaaren benötigt, läßt die Vorteile vorliegender Steuerung ohne
weiteres erkennen.
Die Steuerung der Spülventile selbst erfolgt durch Steuerringe (Abb. 5), die auf
Stützen, die am Zylinder befestigt sind, leicht drehbar auf Kugeln lagern (Abb. 1). Diese Steuerringe, die wegen der
Zugänglichkeit zu den Ventilen leicht zerlegbar sind, gestatten die Betätigung einer
größeren Anzahl Ventile in der verschiedensten Weise,
wobei unabhängig von der Anzahl Ventile nur ein
Antriebsorgan (Steuerungsnocke oder Exzenter) auf der Steuerwelle erforderlich ist.
Der Steuerring kann hierbei zweckmäßig als Oelbehälter ausgebildet werden, so daß
die Ventilhebel und Rollen in einem Oelbade laufen und der Verschleiß der
beweglichen Teile ein geringer ist.
Aus den Abbildungen sind verschiedene Antriebsarten, die sich durch den Steuerring
ermöglichen lassen, ersichtlich. Abb. 5 zeigt
beispielsweise die Betätigung der Spülventile mittels Nockensteuerung, wobei die
Konstruktion der Spülventile nach Abb. 12 gewählt
ist. Der Steuerring, der mittels der Steuerwellennocke hin- und herschwingt, wird
durch die Ventilfedern e (Abb. 12, in Abb.
5 nicht sichtbar) und durch die Ventilhebel in die Anfangsstellung
zurückbewegt. Die in Abb.
5 sichtbare Feder, die an dem Steuerring und einem Ventilgehäuse befestigt
ist, bezweckt ein dauerndes Anlehnen der Steuerringsnocken an die Ventilhebel, um
ein möglichst geräuschloses Arbeiten der Steuerung zu erzielen. Mit Rücksicht auf
die Massenwirkung ist es vorteilhafter, insbesondere bei Schnelläufern den
Steuerring mittels Exzenters anzutreiben, wie die Abb. 9 und 12 erkennen lassen, wodurch die Ventilhebel
fortfallen und sich die Steuerung noch vereinfacht. Es sei noch erwähnt, daß sich
der Antrieb der Spülventile auch durch sonstige ringartige Gebilde, z.B.
durch miteinander verbundene Zugstangen mittels Exzenters oder Nocke ermöglichen
läßt (Abb. 8).
Textabbildung Bd. 329, S. 232
Abb. 8.
Die Brennstoffventile werden mittels Nockenhebel und Zugstangen von der Steuerwelle
betätigt (Abb. 3). Diese Antriebsweise entspricht
der üblichen, nur ist durch die wagerechte Anordnung des Gestänges ein Abstützen des
Gestängegewichts zweckmäßig. Falls weniger auf gute Zugänglichkeit zu den
Brennstoffventilen gesehen wird, aber mehr auf Verringerung der Steuerungsteile, so
können bei entsprechender Anordnung der Ventile in den Zylinderdeckeln die
Steuerwellennocken direkt die Ventilhebel betätigen, so daß die Zugstangen und
Nockenhebel fortfallen (Abb. 10). Die in den Abb. 7 und 10 sichtbare Feder,
die mit dem Ventilhebel und dem Ventilgehäuse bzw. Zylinderdeckel verbunden ist,
ermöglicht eine dauernde Berührung des Ventilhebels mit seiner Anschlagestelle zum
Zweck geräuschlosen Ganges und genauen Arbeitens des Brennstoffventils.
Textabbildung Bd. 329, S. 232
Gegenüber den üblichen Brennstoffventilen doppeltwirkender Motoren weist das
vorliegende Brennstoffventil (Abb. 11) wesentliche
Aenderungen auf. Die Ventilstangenspitzen a und b bilden im geschlossenen Zustand des Ventils eine
Kammer c, die gegen den Verbrennungsraum e und gegen die im Raum h
befindliche Einblaseluft abgedichtet ist. Die Ventilstangenspitze b, die wesentlich die gleiche Bewegung wie die
Ventilstangenspitze a macht, kann zweckmäßig auf der
Brennstoffnadel d in der Längsrichtung etwas Spiel
haben, so daß beim Aufsetzen der Ventilstangenspitze a
auf ihren Sitz, die Einblaseluft die Ventilstangenspitze b noch besonders gegen ihren Sitz drückt, wodurch ein
dauerndes Dichthalten beider Ventilstangenspitzen gewährleistet ist. Die Kammer c ist zur Aufnahme des flüssigen Brennstoffes, der von
B kommt, bestimmt, so daß der Brennstoff in allen
Lagen des Ventils der Einblaseluft vorgelagert ist. Die Kammer c kann zweckmäßig mit Rillen oder Kanälen versehen
werden. Vor der Ventilstangenspitze a befindet sich der
aus der Platte k und Spitze oder Schneide f bestehende Verteiler, der den Brennstoff zu mehreren,
beliebig voneinander entfernten Zerstäubungskörpern (Düsen, Brennern oder
Zerstäuberplatten), die am Verbrennungsraum angeordnet sind, leitet. Der sonstige
Aufbau des Brennstoffventils entspricht der üblichen Ausführung. Durch diese
Konstruktion des Brennstoffventils wird trotz seiner liegenden Bauart eine gute
Brennstoffeinführung erzielt und genügt für die verschiedensten Motorbauarten
(Motoren mit großem Verbrennungsraum oder mit unterteiltem Verbrennungsraum) ein
einziges Ventil.
Textabbildung Bd. 329, S. 232
Abb. 11.
Bei der Motorkonstruktion nach den Abb. 1 bis 7, wo der zylindrische
bewährte Verbrennungsraum beibehalten ist, wird der Brennstoff mittels eines Ventils an zwei Stellen in den ringförmigen
Verbrennungsraum eingeführt. Das Ventil ist hierbei im Zylinderdeckel angeordnet.
Der Brennstoff tritt parallel zur Zylinderachse in den Verbrennungsraum und wird
somit stets in den Kern der verdichteten Luft geleitet, ohne daß eine Unterteilung
des Verbrennungsraumes erforderlich ist.
Abb. 11 zeigt außer der Konstruktion dieses
Brennstoffventils beispielsweise die Einführung des Brennstoffes mittels eines Ventils in einen unterteilten Verbrennungsraum,
wobei zwei Aussparungen im Zylinderdeckel, worin auch die in der Zylinderwand
angeordneten Spülventile münden, die Verbrennungsräume e darstellen; das Brennstoffventil ist hierbei im Zylinderdeckel untergebracht. Bei der Anwendung des Brennstoffventils nach
Abb. 11 kann vor dem Zerstäubungskörper g die Zunge i
angeordnet werden,
die als Prallkörper dient, gegen den die Brennstoffstrahlen stoßen. Durch die
Gestalt der Zunge i werden Teile des Brennstoffstrahles
nach mehreren Seiten abgelenkt und in die Mitte der verdichteten Luft geleitet. Die
Anordnung der Zunge i in dem taschenartigen
Verbrennungsraum ermöglicht auch die Verkleinerung des Verbrennungsraumes, so daß
die für die Verbrennung nötige Verdichtung stets erreicht werden kann. Das ist
besonders dort wichtig, wo die Spülventile statt in der Zylinderwand konzentrisch im
Zylinder deckel angeordnet werden. Auch kann dieses
Brennstoffventil in der Zylinderwand angeordnet werden (beispielsweise bei
Doppelkolbenmotoren), so daß die Nachteile der bisher angewandten zwei Ventile
fortfallen würden.
Trotz der Betätigung vieler Spülventile und der Brennstoffventile beider
Zylinderseiten zweier Motoren sind auf der Steuerwelle nur wenige Antriebsorgane
(Steuernocken bzw. Exzenter) erforderlich. Das ist besonders für direkt umsteuerbare
Motoren, wie sie für den Antrieb von Schiffen und neuerdings auch von Lokomotiven
erforderlich sind, vorteilhaft, indem die üblichen Umsteuerungseinrichtungen noch
vereinfacht werden können. Im übrigen sind mit dieser Steuervorrichtung bei
entsprechender Einrichtung alle bekannten Mittel zur Umsteuerung ausführbar, u.a.
Verschieben oder Verdrehen der Steuerwelle, Verstellung der Nockenhebel mittels
Hilfswelle.
Textabbildung Bd. 329, S. 233
Abb. 12.
Textabbildung Bd. 329, S. 233
Abb. 13.
An dieser Motorbauart sind die Spülventile bekannter Konstruktion benutzbar. Das in
Abb. 12 dargestellte Spülventil erscheint aber
aus dem Grunde zweckmäßig, weil dadurch u.a. der Vorteil entsteht, daß hier für die
üblichen Umsteuerungsvorrichtungen der direkt umsteuerbaren Motoren fortfallen
können. Bei der Verdrehung des Steuerringes a wird
mittels des Nockens b die Hülse c, die über die Ventilspindel lose gleitet, zurückgeschoben. Hierbei wird
die Feder d gespannt, welche mit der Hülse c und der Ventilspindel durch die Mutter f fest verbunden ist und das Oeffnen des Ventils
bezweckt. Die Stärke der Feder d ist nun so
gewählt, daß bei der Verdrehung des Steuerringes a das
Ventil g sich erst dann öffnet, wenn die Spannung der
Auspuffgase im Zylinder einen gewissen Tiefstand erreicht hat; nur dann wird
bekanntlich die Wirkung der nunmehr eintretenden Spülluft eine gute und
wirkungsvolle sein. Das Schließen des Ventils erfolgt zwangsweise nach Freigabe der
Hülse c durch den Nocken b
mittels der Ventilfeder e in der üblichen Art. Das
Oeffnen des Spülventils ist also kein selbsttätiges, sondern erfolgt unter dem
Einfluß des Spülluftdruckes und der Feder d, also zwangsweise, jedoch unabhängig von der Stellung
der Steuerwelle.
Erreicht die Kurbel im Kurbelkreis jene Stelle, welche im Diagramm (Abb. 13) mit 1
bezeichnet ist, so gleitet die Hülse c zurück. Das
Ventil öffnet sich aber erst unter dem Einfluß der dann gespannten Feder d
und der Spannung der Auspuffgase bei der Kurbelstellung
2. Bei der Kurbelstellung 3 schließt sich das Spülventil. Die Bezeichnungen 1', 2' und 3' gelten für die entgegengesetzte
Drehrichtung der Kurbel. Aus dem Diagramm ist zu ersehen, daß die Stellungen 1 und 3 bzw. 1' und 3' symmetrisch zur
Kolbenweglinie liegen, so daß auch der Nocken oder das Exzenter symmetrisch zur
Kolbentotpunktlage auf der Steuerwelle angeordnet werden kann und beispielsweise zum
Umsteuern des Motors die Steuerwelle weder verschoben noch verdreht zu werden
braucht. Ferner wird durch diese Spülventilkonstruktion verhindert, daß das
Spülventil gegen zu hohe Auspuffdrucke anhebt, so daß Gestängebrüche ausgeschlossen
sind. Auch können die Auspuffgase nicht in den Spülluftaufnehmer zurückschlagen, da
ein Anheben des Spülventils gegen höheren als den Aufnehmerdruck nicht möglich ist.
Diese letzteren Vorteile sind besonders wichtig für Fahrzeugzweitaktmotoren, bei
denen in bekannter Weise durch Drosseln der Auspuffgase eine Leistungssteigerung
erzielt werden soll. Bisher war eine Drosselung der Auspuffgase zu vorstehendem
Zweck ohne besondere Maßnahmen nicht ungefährlich. Diese Gefahren sind durch dieses
Spülventil völlig selbsttätig beseitigt, so daß selbst eine Unachtsamkeit des
Maschinisten, in dieser Richtung hin, wirkungslos wäre.
Die Hülse c ist mit Rollen versehen und hat an ihrem
Ende eine Führung, die verhindert, daß der durch die Nocken b entstehende seitliche Druck auf die Ventilspindel übertragen Wird. Die
Ventilspindel selbst lagert in einer glasharten, geschliffenen Büchse, die den
vorzeitigen Verschleiß der betreffenden Teile verhindert.
Die Abb. 12 stellt keine genau
durchgeführte Konstruktion dieses Spülventils dar, sondern sie soll lediglich
zur Erklärung dienen; dasselbe wäre auch in entsprechender Weise von den Abb. 8 und 11 zu
sagen.
Bei Anwendung dieser Spülventilkonstruktion werden mithin die üblichen Mittel zum
Umsteuern des Motors wesentlich vereinfacht, da dann nur noch die Aenderung das Vor-
und Nacheröffnens des Brennstoffventils in bezug auf die Kolbentotpunktlage
erforderlich ist und dieses in bekannter Weise, z.B. durch Verstellen der
Nockenhebel mittels Hilfswelle, erfolgen kann. Aber auch für das Brennstoffventil
ist eine Konstruktion gefunden, bei welcher die Aenderung des Vor- und Nacheröffnens
des Ventils für die Zwecke der Umsteuerung ohne jedes Hilfsmittel durch die innere
Einrichtung des Brennstoffventils erfolgt. Da ein sicheres Funktionieren dieses
Ventils für alle Fälle Voraussetzung ist, geschieht das Oeffnen und Schließen des
Ventils in allen Einzelheiten zwangsweise. Die üblichen Umsteuerungsvorrichtungen
können also völlig fortfallen.
Der in den Abb. 1 bis 7 dargestellte Motor
ist mit diesen Ventilen versehen, die sonstige Ausführung der Steuervorrichtung kann
bei gleich umlaufenden und umsteuerbaren Motoren dieselbe sein. Zum Zwecke des
Anlassens bzw. Umsteuerns erhält der direkt umsteuerbare Motor Druckluftschieber,
die mittels Kulissensteuerung betrieben werden; aus den Abb. 3 und 4 ist die Anordnung eines Druckluftschiebers und der Kulissensteuerung
ersichtlich. Der Druckluftschieber steuert die von dem Anlaßluftbehälter kommende
Druckluft, die dann zu den Anlaßventilen geleitet wird. Die Anlaßventile, von denen
je eines in dem unteren und oberen Zylinderdeckel untergebracht ist, werden durch
die Druckluft, die zum Anlassen des Motors den Zylindern zugeführt wird, geöffnet
und durch Ventilfedern geschlossen, sobald die Zuführung der Druckluft aufhört.
Hierdurch werden die zum Schließen und Oeffnen der Anlaßventile üblichen
Steuervorrichtungen ebenfalls überflüssig. Die vorliegende Konstruktion gestattet
eine veränderliche Füllung der Zylinder von Null bis etwa 65 v. H. Bei der gewählten
Anordnung der Kurbeln (die Kurbeln je zweier benachbarten Zylinder sind um 180° und
die Kurbeln sämtlicher Zylinder um 90° gegeneinander versetzt) und bei der Anwendung
zweier Druckluftschieber ist es möglich, den Vierzylindermotor aus jeder
Kurbelstellung anzulassen bzw. umzusteuern, wobei die entgegengesetzten Seiten
zweier benachbarten Zylinder gleichzeitig Druckluft erhalten. Die
Brennstoffzuführung ist mit der Anlaßvorrichtung derartig blockiert, daß bei
Bewegung der Kulisse über die Mittelstellungen hinaus, die Zuführung des Brennstoffs
zum Brennstoffventil veränderlich abnimmt, so daß vor Beginn der Anlaßstellung die
Brennstoffzuführung völlig abgesperrt ist.
Ein Beispiel möge die Umsteuerung dieses Motors erklären und es sei angenommen, daß
der Motor zum Antriebe eines Schiffes oder einer Lokomotive bestimmt ist. Da mithin
der Motor unter Belastung anzulaufen hat, werden die beiden Hebel zur Einstellung
der Kulisse (in den Abbildungen nicht sichtbar) aus der Stellung, bei der die
Brennstoff- und die Anlaßluftzuführung abgesperrt ist, in die Stellung „größte
Füllung vorwärts bzw. rückwärts“ gebracht, wodurch sämtliche Zylinderseiten
abwechselnd zu je zwei mit Druckluft arbeiten. Nach Erreichung der nötigen
Geschwindigkeit werden durch Bewegen eines der beiden Umsteuerhebel in die
Mittelstellung die betreffenden zwei Zylinder vom Druckluftbetrieb auf Brennstoff
betrieb geschaltet, wonach auch der zweite Umsteuerhebel in die Mittelstellung
gesetzt werden kann, so daß sämtliche Zylinder mit Brennstoff betrieben werden.
Es ist mithin möglich, mit vier Zylindern oder mit zwei Zylindern zu fahren, wobei
sowohl mit Druckluft als auch mit Brennstoffbetrieb die ausgiebigste Regulierung
erzielt werden kann.
Die in den Zylinderdeckeln untergebrachten Sicherheitsventile, deren Zweck eigentlich
darin besteht, bei plötzlichen, zu hohem Verbrennungsdruck (der u.a. durch Ansammeln
einer zu großen Brennstoffmenge infolge teilweisen Versagens der Zündung entstehen
kann) die betreffenden Zylinderseiten zu entlasten, sind für die Zwecke des
Anlassens bzw. Umsteuerns noch besonders ausgebildet. Bei der Betätigung einer
Zylinderseite durch die Druckluft wird das Sicherheitsventil der entgegengesetzten
Zylinderseite mittels derselben Druckluft geöffnet, so daß eine teilweise Entlüftung
dieser Seite bei der Kolbenbewegung erfolgt. Hierdurch kann zum Anlassen des Motors
entweder Druckluft von mittlerem Druck verwendet werden oder bei Verwendung
hochgespannter Luft erfolgt ein schnelleres Anlassen bzw. Umsteuern des Motors.
Bemerkenswert ist, daß sämtliche Manöver lediglich mit den beiden Umsteuerhebeln
ausgeführt werden, weshalb der Maschinist seinen Stand nicht zu wechseln braucht und
nachteilige Fehlgriffe vermöge der einfachen Kulissensteuerung ausgeschlossen sind.
Da bei Verwendung dieser Umsteuerungsvorrichtung an Großmotoren der
Druckluftschieber keine nennenswerte Vergrößerung erfährt, so genügt zur Verstellung
der Kulisse stets Handbetrieb, wodurch die üblichen Umsteuermaschinen, die die
Kompliziertheit einer Steuerung nicht unwesentlich vermehren und das Umsteuern
verzögern, völlig fortfallen können. Es empfiehlt sich die Anwendung dieser
Druckluftsteuerung selbst dann, wenn der Motor mit den üblichen Ventilformen
ansgerüstet ist und die Aenderung des Vor- und Nacheröffnens der betreffenden
Ventile beispielsweise durch Verdrehung der Steuerwelle um einen bestimmten Winkel
erfolgt; der Antrieb der Kulisse des Druckluftschiebers kann auch von der
Steuerwelle erfolgen. Ferner können die Anlaßventile bei entsprechender Anordnung
von der Steuerwelle betrieben werden.
Ueberhaupt zeigen die erwähnten Beispiele, daß bei Berücksichtigung der Eigenarten
dieser Motorkonstruktion die Anwendung bekannter Einzelheiten anderer Motorbauarten
keine Schwierigkeiten bieten., Auch ist es ohne weiteres ersichtlich, daß vorstehend
beschriebene Einzelkonstruktionen (Brennstoffventil, Spülventil, Anlaß- und
Umsteuervorrichtung usw.) sich an den bekannten einfachwirkenden Motorbauarten mit
Vorteil verwenden lassen.
Die Abb. 1 bis 7 lassen erkennen, daß
bei dieser Motorkonstruktion selbst doppeltwirkende Motoren mittlerer Zylindergröße
ausführbar sind. Bei entsprechender Anordnung sind die erwähnten Konstruktionen auch
für liegende doppeltwirkende Zweitaktmotoren benutzbar.
Ebenso kann an doppeltwirkenden Viertaktmotoren,
insbesondere stehender Bauart, diese Steuervorrichtung verwendet werden, wenn an
Stelle der Spülventile die Einlaß- und Auslaßventile konzentrisch in der
Zylinderwandung oder dem Zylinderdeckel angeordnet sind und die Steuerung dem andern
Arbeitsverfahren entsprechend ausgebildet ist.