Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 151 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Textabbildung Bd. 329, S. 151
Abb. 1.
Diagramm-Charakteristiken. Bisher wurde die Untersuchung
von Diagrammen gewöhnlich in der Weise vorgenommen, daß man vom Anfangspunkt der
Kompressions- bzw. Expansionslinie zum Vergleich eine Adiabate oder Isotherme
konstruierte, oder endlich eine dem Verlauf der Diagrammkurve angenäherte
polytropische Linie zeichnete, deren Koeffizient n
entsprechend gewählt wurde. Letztgenanntes Verfahren ist deshalb wenig geeignet,
weil die Diagrammlinien nicht nach einem gleichbleibenden Koeffizienten n verlaufen, sondern sich vielmehr dieser Wert
beständig ändert. Eine weit übersichtlichere Untersuchungsmethode besteht in dem –
Aufzeichnen der sogenannten Charakteristiken. Es geschieht dies in Anlehnung an die
gewöhnliche Konstruktion polytropischer Kurven folgendermaßen. Man teilt, wie Abb. 1 zeigt, die Abszisse eines gegebenen Diagramms
derart, daß \frac{v_1}{v_2}=\frac{v_2}{v_3}=\frac{v_3}{v_4} wird,
und errichtet in den Teilpunkten Senkrechte. Von jedem Teilpunkt zum vorhergehenden
wird eine um 45° geneigte Gerade gezogen. Die Schnittpunkte dieser Linien mit
den Senkrechten durch den vorangehenden Teilpunkt werden verbunden, und es ergibt
sich dadurch eine Gerade, die mit der Abszisse den Winkel ϕ bildet.
Textabbildung Bd. 329, S. 151
Abb. 2.
Zieht man weiter durch die Schnittpunkte der Lote mit den
Diagrammkurven Wagerechte und legt durch deren Schnittpunkte mit der Ordinate
wiederum um 45° geneigte Linien nach unten, so erhält man an der Stelle, wo diese
auf die nächstuntere Wagerechte treffen, Punkte, deren gerade Verbindung mit dem
Nullpunkt des Koordinatensystems den Winkel Ψ mit der
Ordinate einschließt. Es gilt die Beziehung 1 + tg Ψ = (1 + tg ϕ)n. Bleibt der
Koeffizient n konstant, so werden alle Schnittpunkte
auf eine Gerade fallen. Man kann bei der Annahme n = 1
bzw. n = 1,41 leicht Isotherme und Adiabate ziehen.
Textabbildung Bd. 329, S. 152
Abb. 3. Deckelseite.
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Abb. 4. Kurbelseite.
Verbindet man sodann die sich tatsächlich ergebenden
Schnittpunkte miteinander, so erhält man eine charakteristische Linie, deren
Annäherung an die Adiabate oder Isotherme einen Hinblick in die Wärmevorgänge bei
Aufnahme des Diagramms gestattet. Auch ist man in der Lage, für jeden Punkt der
Expansions- oder Kompressionslinie den sich ständig ändernden Koeffizienten n zu bestimmen. Dem Uebelstand, daß die
Charakteristiken am Anfang des Diagramms verkürzt, am äußeren Totpunkt gedehnt
erscheinen, hilft man, wie Abb. 2 zeigt, dadurch ab,
daß man die Charakteristiken unter Benutzung der Abszisse als Richtlinie umzeichnet.
Der Gedanke liegt nahe, weil n in der Gleichung p vn = konst. ein
Exponent von v ist. Bei der Umzeichnung trägt man im
Abszissenpunkt der äußeren Totstellung den Winkel Ψ an,
der zu einem bestimmten Punkt der Diagrammlinie (in der Abbildung Punkt 9) gehört.
Die Schnittpunkte der nach unten geneigten Winkelschenkel mit den Senkrechten durch
die betreffenden Diagrammpunkte werden miteinander verbunden. Der entstehende
Linienzug ist die übertragene Charakteristik. Abb.
3 und 4 zeigen die besprochenen Kurven für
eine doppeltwirkende Viertakt-Dieselmaschine mit Kolbenkühlung und Teerölbetrieb.
Die Abrundung von der Kompressionslinie zur Verbrennungslinie ließ sich nicht mehr
fassen, und auch der Beginn der Kompression ist ziemlich weit vom Totpunkt entfernt.
Auf der Deckelseite verläuft die genannte Charakteristik erst an der Adiabate und
biegt dann zur Isotherme ab. Es ist demnach eine Wärmeabfuhr eingetreten infolge der
Vergrößerung der Kühlfläche im Verhältnis zum eingeschlossenen Gasvolumen. Am Ende
erfolgt wiederum ein Abbiegen von der Isotherme durch Einwirkung der heißen
Verbrennungstaschen, in welche die Düsen münden. Auf der Kurbelseite überschreitet
zwischen Punkt 1 und 4 die
Kompressionscharakteristik die Adiabate.
Textabbildung Bd. 329, S. 152
Abb. 5.
Textabbildung Bd. 329, S. 152
Abb. 6.
Es hat somit Wärmezufuhr stattgefunden. Dies erklärt sich
dadurch, daß bei der doppeltwirkenden Viertaktmaschine dem Kompressionstakt auf der
Kurbelseite, der Verbrennungsabschnitt auf der Deckelseite gegenübersteht. Durch den
Kolben hindurch findet eine Wärmeübertragung statt, Interessant ist es, bei dieser
Gelegenheit die physikalisch -katalytische Wirkung des hohen Druckes festzustellen,
durch welche der Durchgang der Wärme von der einen zur andern Kolbenseite
außerordentlich beschleunigt wird. Die Expansionscharakteristiken haben in beiden Fällen
einen wellenförmigen Verlauf infolge von Nachbrennungserscheinungen. Auffallend ist
die bei Punkt 10 des Kurbelseitendiagramms auftretende
Ausbuchtung zur Adiabate. Die somit stattgefundene Wärmeabfuhr läßt sich vielleicht
dadurch erklären, daß die Kolbenstange einige Wassertropfen von der gekühlten
Stopfbüchse mitgebracht hat. Die Beurteilung der in Abb.
5 und 6 gezeigten Charakteristiken eines
Kohlensäurekompressors bietet Schwierigkeiten, da bei Dämpfen n ein Erfahrungswert und nicht mehr
=\frac{c_{\mbox{p}}}{c_{\mbox{v}}} ist. Es ist daher auch
hier annäherungsweise Adiabate und Isotherme mit n = 1
bzw. 1,41 eingezeichnet. Ferner verliert die Formel p vx = konst. in der Nähe des kritischen
Punktes ihre Bedeutung. Trotzdem lassen sich auch hier aus den Charakteristiken
interessante Schlusse auf thermo-dynamische Vorgänge machen. So zeigt die
Kompressionslinie des oberen Diagramms bei Punkt 3 ein
Abbiegen von der Abszisse, während sie sich im unteren dieser zuwendet. Im ersteren
Falle hat eine Wärmezufuhr, im letzteren eine Wärmeabfuhr stattgefunden. Es ergibt
sich folgende Erklärung. Bei Kondensation tritt einerseits eine Verminderung des
Gasvolumens durch die Verflüssigung, anderseits eine Vermehrung infolge der Abgabe
der Verdampfungswärme ein. Das Letztere überwiegt, und es erfolgt Abbiegung von der
Abszisse. Bei der Verdampfung von Nässe im Dampf findet das Gegenteil statt. Man
erkennt, daß im oberen Diagramm die Kompression trocken mit Kondensation am Ende
erfolgte, während sie im andern Fall naß und unter Verdampfung zum Schluß verlief.
Die aus der Charakteristik ersieht--liehe Wärme- oder Gaszufuhr in beiden
Expansionszügen erklärt sich durch Verdampfen von Kohlensäurerückständen im
Zylinder. [Br. Leinweber in Zeitschr. des Ver. deutsch.
Ingenieure Nr. 50, 1913.]
Schmolke.
––––––
Heizversuche mit Unterschubfeuerung. Eine vollkommene
Verbrennung wird erzielt, wenn man die Heizgase vor ihrem Eintritt in die Züge durch
eine Schicht glühender Kohlen ziehen läßt. Sofern Luftüberschuß vorhanden ist,
werden hierbei sämtliche Bestandteile der Rauchgase verbrennen, da innerhalb der
Glutschicht die Entzündungstemperatur erreicht wird. Diese Ueberlegung führte zur
Konstruktion von Feuerungen, bei denen die Zuführung des Brennmaterials von unten
erfolgt. In Deutschland werden derartige Anlagen von Nyeboe & Nissen in Mannheim, De Dietrich
& Co. in Niederbronn i. E, der Berlin-Anhaltischen
Maschinenbau-Akt. – Ges. und Gebr. Sulzer in
Winterthur und Ludwigshafen hergestellt. Alle diese Unterschubfeuerungen gehören dem
Underfeed-Stoker-System an und zerfallen in zwei
Typen. Den ersten, für Flammrohrkessel bestimmten zeigt Abb. 1 im Querschnitt. Der Rost wird hier durch den Kohlentrog a (Abb. 1), die
sogenannte Retorte, in zwei Hälften geteilt. Von den Rändern des Troges aus fällt
die aus Winkeleisen gebildete Rostfläche nach den Seiten zu ab. Durch die Leisten
q wird der Abschluß gegen die Flammrohrwand
bewirkt. In der Retorte befindet sich eine durch Exzenter und Sperrad in Umdrehung
versetzte Schnecke. Diese befördert die aus dem Fülltrichter aufgenommene Kohle zum
Rost und hebt sie an ihrem Ende empor. Es wird daher der erste, dem Transport
dienende Schneckenteil mit Kern, das hintere Stück ohne Kern ausgeführt. Die Retorte
wird von dem der Form des Flammrohres angepaßten Luftkästen l umschlossen. An diesem befindet sich vorn die Frontplatte mit
Schaulöchern und Vorrichtungen für die Zuführung von Ober- und Unterluft.
Textabbildung Bd. 329, S. 153
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 329, S. 153
Abb. 2.
Einen Querschnitt durch den oben erwähnten zweiten Typ, der bei Wasserrohrkesseln
Verwendung findet, zeigt Abb. 2. Hier tritt an
Stelle der Retorte mit Förderschnecke ein Trog mit Gleitboden z. Letzterer wird durch Kolbenstange und Kreuzkopf
eines Dampfmotors bewegt. Ein unter dem Fülltrichter befindlicher Schieber besorgt
den Vorwärtstransport des Materials, welches durch am Gleitboden befestigte
„Schuhe“ in die Höhe gehoben wird.
Jedes zweite Roststabpaar f wird von den Daumen wellen
h hin- und herbewegt, wodurch gleichmäßige
Verteilung des Brennstoffs erreicht wird. Die Windkammer q hat Vorrichtungen zur Zuführung der Unterluft. Diese dient zum Teil zur
Kühlung der Hohlroststäbe und gelangt somit vorgewärmt zum Verbrennungsort. Daneben
ist natürlich auch Einleitung von Oberluft vorgesehen. Auch die bequeme Beseitigung
der Asche sei als Vorzug erwähnt. Verdampfungsversuche, die der Schweizerische
Verein von Dampfkesselbesitzern mit der Unterschubteuerung vornahm, zeigten leichte
Einstellbarkeit der Feuerung auf verschiedene Belastung und lieferten auch sonst
gute Resultate. [Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb Nr. 49.]
Schmolke.
––––––
Die Sicherheitsmaßnahmen beim Schweiß- und Schneidbrennen mit
Azetylen. Eine Reihe von Versuchen, die von Gewerberat Dr. Rasch in Hamburg (vgl. D. p. J. 1913, S. 682) ausgeführt
wurden, um die Wirksamkeit der vom Deutschen Azetylen-Verein als Schutz gegen
Explosionen empfohlenen Wasservorlage nachzuprüfen, hatte ergeben, daß die
Wasservorlage allein nicht ausreicht, um das Zurückschlagen einer Explosionsflamme
bis in den Gasbehälter bzw. bis in den Azetylenentwickler zu verhüten, daß vielmehr
außer der Wasservorlage zweckmäßig noch ein mit feinem Kies gefüllter Topf in die
Gasleitung einzuschalten ist. Hiergegen wendet sich nun der Deutsche Azetylen-Verein in längeren Ausführungen.
Zunächst wird die Frage erörtert, wodurch explosive Azetylen-Luft- oder
-Sauerstoffgemische im Azetylenapparat oder in der Leitung hervorgerufen werden
können, und auf welche Weise solche Gemische gefahrlos beseitigt bzw. ihre
Entstehung überhaupt vermieden werden kann. Die Versuche Raschs haben ergeben, daß ein Durchschlagen der Flamme durch die Füllung
des Kiestopfes stets erfolgte, sobald das Gasgemisch mehr als 30 v. H. Sauerstoff
enthielt. Aus diesem Grunde vermag nach Ansicht des Deutschen Azetylen-Vereins auch
der Kiestopf keinen wirksamen Schutz gegen ein Zurückschlagen der Flamme zu bieten,
weil ein vom Brenner her zurücktretendes Azetylen-Sauerstoffgemisch in der Regel
sauerstoffreich, also stark explosiv ist. Auch die von den Hamburgischen Behörden
empfohlene Drahtnetzpatrone vermag nur bei schwach explosiven Gasgemischen die
Explosion aufzuhalten. Die Feststellung Raschs, daß auch
nach den allgemein anerkannten Grundsätzen richtig konstruierte Wasservorlagen bei
explosionstarken Gasgemischen einen Flammenrückschlag nicht aufhalten, ist nach
Ansicht des Deutschen Azetylen-Vereins für die Praxis nicht von Bedeutung, weil die
von Rasch gewählte Versuchsanordnung nicht den
Verhältnissen der Praxis entsprach. Die Aufgabe der Wasservorlage und die seit
nunmehr vier Jahren eingeführte Prüfungsmethode dieser Apparate wird ausführlich
besprochen, um zu zeigen, daß an die Wasservorlagen, ehe sie ein Typenzeugnis
erhalten, ziemlich hohe Anforderungen gestellt werden. Eine Wasservorlage, die bei
einer entsprechenden Sicherheit den rücktretenden Sauerstoff nicht in die Gasleitung
bzw. in den Azetylenapparat zurücktreten läßt, gewährleistet auch bis zu einem
gewissen Grade Schutz gegen einen Flammenrückschlag stark explosiver Gemische.
Nachdem der von Rasch vorgeschlagene Kiestopf auch nur
eine bedingte Sicherheit bietet, hat es nach Auffassung des Deutschen
Azetylen-Verein durchaus keinen Wert, durch diese Maßnahme die Schweißanlagen noch
mehr zu komplizieren und dadurch noch weitere Gefahrenmöglichkeiten zu schaffen. Zur
wirksamen Vermeidung von Gefahren bei Schweißanlagen gibt es nur ein zuverlässiges
Sicherheitsorgan, und das ist die Verwendung einer Wasservorlage, die ein
Zurücktreten des Sauerstoffes wirksam verhindert bzw. ein etwaiges Zurücktreten
wirksam durch das Sicherheitsrohr ins Freie leitet. Bei Anwendung solcher Vorlagen
werden in der sichersten Weise Gefahrenmöglichkeiten hintangehalten, und die etwa
50000 Schweißanlagen, die heute in Deutschland vorhanden sind, dürften am besten den
Beweis dafür erbringen, daß durch dieselben die Sicherheit in bestmöglichem Maße
gewährleistet ist. [Carbid und Azetylen 1913, S. 255 bis 260.]
Dr. Sander.
––––––
Ueber einige bemerkenswerte Neuerungen an elektrisch
betriebenen Absperrventilen berichtet E. Claaßen
in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure vom 6. Dezember 1913. Die bisher
im allgemeinen verwendete Ausführung – namentlich bei großen Absperrschiebern – war
gekennzeichnet durch den Anbau eines Elektromotors, der unter Zwischenschaltung
eines Schneckengetriebes die Hubspindel des Ventiles betätigte. Durch je einen
Unterbrecherkontakt, sowohl für die Anfangs- als auch die Endstellung der Spindel,
war ein Ueberschreiten beider Stellungen unmöglich gemacht. Die Ventile haben sich
in der Praxis gut bewährt.
Die Anwendung erstreckte sich auch auf Zwecke, wo ein selbsttätiges Arbeiten in Frage
kam. Die Motoren wurden dann von besonderen, meist mit Schwachstrom erregten Relais
gesteuert, denen die Erregerimpulse von Kontaktmanometern gegeben wurden, wenn es
sich beispielsweise um Verwendung als Druckminderventil, als Rohrbruchventil oder
dergleichen handelte, oder durch Kontaktthermometer, wenn Temperaturreglung irgend
einer Form in Frage kam.
Zum Betrieb des Motors ist jedoch Starkstrom erforderlich. Da dieser aber nicht immer
zur Verfügung steht, und selbst wenn dies der Fall, seine Verwendung bei weit
ausgedehnten Rohrnetzen immerhin eine recht weitgehende Komplikation der ganzen
Anlage bedingt, so erscheint für viele Zwecke ein anderes Betätigungssystem für
Ventile, das nur das Vorhandensein von Schwachstrom erfordert, wegen seiner
Einfachheit und Billigkeit recht beachtenswert. Allerdings können – namentlich in
bezug auf vollkommen selbsttätige Funktion – nicht so weitgehende Anforderungen
gestellt werden, wie bei dem motorbetätigten Ventile, vielmehr wird das eigentliche
Verwendungsbereich dort zu suchen sein, wo es auf einmaliges oder seltenes Betätigen
ankommt. Ein typisches Beispiel ist folgendes:
Ein als Absperrorgan bei Rohrbrüchen gedachtes Ventil enthält einen unter der
Einwirkung des Leitungsdruckes – an dessen Stelle auch Gewichts- oder Federbelastung
treten kann – stehenden Absperrschieber. Dessen Achse ist nach außen geführt und
wird in geeigneter Weise von dem Anker eines verhältnismäßig kleinen Elektromagneten
festgehalten. Je nachdem es sich um Arbeits- oder Ruhestrombetrieb handelt, wird in
bekannter Weise durch Ein- oder Ausschalten des Erregerstromes die Auslösung
erfolgen. In einfachster Form kann ein gewöhnliches Ventil, bei dem eine Drehung des
Hahnkükens um 90° den Schluß herbeiführt, bei großer Billigkeit allen Anforderungen
genügen. Der Hahnküken trägt einen gewichtsbelasteten Hebel, der von einer am Anker
des Elektromagneten angebrachten Nase in der Schwebe gehalten wird. Ein hinter dem
Ventil angeschlossenes Kontaktmanometer schließt bei Unterschreitung eines
bestimmten Druckes den aus der Wicklung des Magneten, aus der Zuleitung und aus zwei
bis drei Beutelelementen bestehenden Stromkreis, der Anker wird angezogen und läßt
den Ventilhebel fallen, wobei dieses geschlossen wird.
Nach Beseitigung des Defektes muß das Ventil natürlich wieder von Hand aus in die
Anfangsstellung zurückgebracht werden, was für diesen Zweck auch ohne Belang ist.
Der genannte Aufsatz enthält noch die Beschreibung eines in der Praxis verwendeten
Ventiles, bei welchem durch Ausnutzung des Leitungsdruckes ein mehrmaliges
selbsttätiges Oeffnen und Schließen nach einer Einstellung erreicht wurde.
Rich. Müller.
––––––
Ueber die Zellstoffindustrie und ihre Bedeutung macht Dr.
A. Klein interessante Mitteilungen in der Zeitschrift für
angewandte Chemie 1913, S. 692. Für die Erzeugung von Druckpapier ist das Holz heute
der wichtigste Rohstoff; sein Verbrauch hat in den letzten Jahren eine
außerordentliche Steigerung erfahren. Im laufenden Jahre kann man den Holzverbrauch
der Zellstoffindustrie auf insgesamt 38 Mill. Festmeter im Werte von mindestens 500
Mill. M annehmen, und zwar verteilt sich der Holzverbrauch etwa folgendermaßen: zur
Erzeugung von Holzzellstoff 20 Mill., für Holzschliff 13 Mill. und für Karton und
Pappen 5 Mill. Festmeier. Der Holzschliff wurde bereits 1843 von Keller erzeugt, die Zellulose dagegen erst in den
fünfziger Jahren. Die Gewinnung der Zellulose wurde jedoch erst durch die Arbeiten
von Mitscherlich 1874 so weit gefördert, daß sich eine
Großindustrie entwickeln konnte. Die Welterzeugung an Holzzellstoff beträgt heute
über 4 Mill. t im Werte von fast 700 Mill. M an der Erzeugungsstelle. Die
Vereinigten Staaten von Amerika stehen unter den Erzeugungsländern an erster Stelle
mit 1,5 Mill. t, dann folgen Schweden mit 740000 t, Deutschland mit 700000 t,
Norwegen mit 280000 t, Oesterreich-Ungarn mit 260000 t, Kanada mit 210000 t usw.
Bei der Zellstoffabrikation kommt es darauf an, aus dem Holz das Lignin, den
Begleiter des Zellstoffes, unter möglichster Schonung der Zellulosefaser
abzuscheiden. Dies geschieht durch einen Aufschließungsprozeß, indem das
zerkleinerte Holz in großen Kochern unter Druck mit sauren Kochlaugen gekocht wird.
Die Heizung der Kocher, die bis zu 350 m3 Inhalt
haben, erfolgt mit direktem oder indirektem Dampf. Der Druck in den Kochern beträgt
bis zu 6 at, die Höchsttemperatur etwa 140°. Seltener wendet man alkalische
Kochlaugen an, die hauptsächlich aus Aetznatron bestehen und bisweilen auch noch
Schwefelverbindungen enthalten. Bei diesem Verfahren verwendet man viel kleinere
Kocher (bis zu 45 m3 Inhalt), die meist direkt
durch Dampfeinführung geheizt werden. Druck und Temperatur sind hier höher, da man
mit möglichst schwachen Laugen arbeitet. Von der im Holz enthaltenen Zellulose
werden je nach dem angewandten Kochverfahren 80 bis 85 bzw. 60 bis 70 v. H.
gewonnen.
In der Papierindustrie wird die Zellulose für alle Sorten mit Ausnahme einiger sehr
teurer Spezialpapiere verwendet; auch in der Textilindustrie findet sie in neuester
Zeit Anwendung, und zwar zur Herstellung von Textilose, das ist ein mit
Baumwollfasern verstärktes Papier, das ein vollwertiger Ersatz für Jute ist. Nach
chemischer Verarbeitung wird Holzzellulose in Form von Viskose-Kunstseide in
ausgedehntem Maße in der Textilindustrie verwendet.
Die Befürchtung, daß die Zellstoffabriken Mangel an Rohstoff haben werden, scheint
unbegründet. In Europa verwendet man zur Herstellung von Zellstoff fast nur
Nadelhölzer, namentlich Fichte und Kiefer, seltener einige Buchenarten und
Pappelholz. Für Zwecke der Papierindustrie wird heute etwa der Jahresertrag von
80000 km2 Waldfläche verbraucht. Europa hat etwa
9¾ Mill. km2 Landfläche, wovon etwa 25 v. H. mit
Wald bedeckt sind. Wenn später auch solche Hölzer, die heute noch nicht benutzt
werden, für die Zellstoffabrikation herangezogen werden, wird der Holzbedarf wohl
gedeckt werden können, trotz der Konkurrenz seitens des Baugewerbes. Eine
Verschiebung der Zellstofferzeugung nach waldreicheren Gegenden ist in Zukunft
wahrscheinlich, doch kommt es dabei sehr wesentlich auf eine gute Zu- und
Abfuhrmöglichkeit an, weil für je 100 kg Zellstoff 500 bis 600 kg Roh- und
Hilfsstoffe zu transportieren sind.
Dr. Sander.
––––––
Einen hochempfindlichen Teilungsuntersucher für Zahnräder
beschreibt F. Göpel in der Werkstattechnik vom 1.
November 1913. Der Apparat wurde eigens für die Zwecke der Physikalisch-Technischen
Reichsanstalt geschaffen, wo er insbesondere dazu benutzt wurde, die Genauigkeit der
Wechselräder einer Präzisionsdrehbank festzustellen.
Textabbildung Bd. 329, S. 155
Abb. 1.
Das Schema des Apparates ist in Abb. 1 dargestellt.
Ersichtlich besteht er im wesentlichen selbst aus einer Räderübersetzung, die den
Zweck hat, Abweichungen der Stellung des Hauptrades R1 auf ein Vielfaches zu übersetzen. Das
zu untersuchende Zahnrad Z wird auf der Achse des Rades
R1 befestigt und
lehnt sich mit einem Zahn gegen einen zurückschwenkbaren Anschlagdaumen A. Einer Drehung des Rades R1 bis zum Anschlag des nächsten Zahnes
von Z an A entspricht über
die Uebersetzung \frac{R_1}{r_1}\,.\,\frac{R_2}{r_2} eine
bestimmte Anzahl Skalenteile der Teilscheibe T
gegenüber dem Index J, und diese Zahl müßte bei
absoluter Genauigkeit des untersuchten Rades von Zahn zu Zahn gleich sein. In den
Abweichungen vom Sollwert hat man ein Maß für die Genauigkeit.
Das Uebersetzungsgetriebe kann natürlich nur in Form von Reibrädern ausgeführt
werden, um totes Spiel sowie Teilungsfehler in sich zu vermeiden. Sie sind sämtlich
aus naturhartem Stahl hergestellt und peinlichst genau überschliffen, wie naturgemäß
auch der Apparat in allen seinen Teilen eine äußerst genaue Ausführung verlangt. Die
Einzelheiten der Konstruktion sind aus Abb. 2 zu
entnehmen. Auf einer schweren massiven Grundplatte ist ein aus kräftigen Säulen
gebildetes Gestell L1
aufgebaut, in
welchem auf Spitzen s1
die Hauptachse I mit mehreren zylindrischen Ansätzen –
a für größere, b für
kleinere, z.B. Uhrmacherräder – gelagert ist. Das Hauptrad R1 trägt eine mit Index versehene
Teilscheibe St für Grobeinstellung. Auch die beiden
andern Achsen II und III
laufen in Spitzen. Die Reibräder R1 und r1 sowie R2 und r2 werden durch Federn gegeneinander-gepreßt und sind
zu diesem Zwecke in Schwingen gelagert. Für r1 ist eine kräftige Stabfeder vorgesehen, für r2 genügt eine welchere
Spiralfeder. Die Teilscheibe ist mit T, der Index mit
J bezeichnet.
Als Anschlag für das zu messende Rad wurde anfänglich ein dornartiger Ansatz A am Widerlager H benutzt,
der genau in die Zahnlücke eingestellt wurde und dadurch das Rad fixierte. Sollte
das Meßrad in eine neue Stellung gedreht werden, so wurde das in den Schrauben S gelenkig befestigte Widerlager durch Drehen an einer
Kordelscheibe von einer Kurvenscheibe E so weit
gehoben, daß der Ansatz A das Rad ungehindert
vorbeiließ.
Textabbildung Bd. 329, S. 156
Abb. 2.
Hierbei ergab sich jedoch keine genügende Genauigkeit, vielmehr wurde ein brauchbares
Ergebnis erst dann erzielt, als statt des Anschlages ein Fühlhebel eingebaut wurde,
dessen Prinzip ja allgemein bekannt ist. Die Empfindlichkeit wurde rücksichtlich der
Untersuchung auch kleinster Räder von 8 mm ⌀ zu 1: 1600 angenommen. Der Meßvorgang
gestaltet sich nun folgendermaßen:
Der Daumen des Fühlhebels lehnt sich gegen die Zahnflanke etwa im Teilkreise und wird
am Kordelgriff der Teilscheibe gedreht bis der Hebel auf 0 einspielt. Nun wird das
Widerlager H gehoben und das Meßrad um ein, zwei Zähne
oder mehr gedreht, der Fühlhebel wieder angelegt und in der gleichen Weise wieder
auf 0 eingestellt. Die erhaltene Ablesung in Teilstrichen wird mit den
nächstfolgenden Ablesungen verglichen. Die Angaben des Apparates sind sehr
regelmäßig und daher auch zuverlässig. Um eine besonders hohe Genauigkeit zu
erreichen, wird empfohlen, die ganze Messung bei entgegengesetzter Drehung des
Meßrades, also in urngekehrter Reihenfolge zu wiederholen.
R. Müller.
Technische und wirtschaftliche Erfahrungen im
Dampfturbinenbetrieb. Aus dem Ergebnis einer Umfrage bei elektrischen
Kraftwerken, welche von Professor Josse Ende 1912
veranlaßt und in Heft 33 bis 36 der Zeitschrift für das gesamte Turbinenwesen
Jahrgang 1913 von Dr.-Ing. K. Hoefer veröffentlicht
wurde, ist folgendes zu entnehmen: Hinsichtlich des Dampfturbinensystems sind
Ueberdruckturbinen und Gleichdruckturbinen (beide mit oder ohne vorgeschaltetes
Hochdruckaktionsrad) annähernd gleichmäßig verbreitet. Das Ueberdrucksystem findet
sich weniger bei Kleinturbinen (unter 250 KW) angewendet. Die mittlere
Normalleistung der Turbinen ist in starkem Steigen begriffen; im Jahre 1912 betrug
sie etwa 4000 KW; heute sind Einheiten schon bis zu 30000 KW in Ausführung. Die
minutliche Umdrehungszahl beträgt bei Trommelturbinen bis zu 1000 KW gewöhnlich
3000, bei höheren Leistungen bis etwa 4000 KW meist 1500, darüber hinaus bis
herunter zu 880. Bei Scheibenturbinen liegen die Umdrehungszahlen wesentlich höher,
und zwar finden sich hier auch bei den höchsten Leistungen Umdrehungszahlen nicht
unter 1500. In den Dampfverhältnissen sind keine nennenswerten Verschiedenheiten; es
wird in der Regel mit hochüberhitztem Dampf (300°) bei 12 at und mit Kondensation
gearbeitet.
Die Zahl der Druckstufen beträgt bei reinen Ueberdruckturbinen etwa 70, mit
vorgeschaltetem Aktionsrad etwa 50. Bei Gleichdruckturbinen hat sich die Stufenzahl
im Laufe der Jahre immer mehr verringert; während anfänglich 15 bis 20 Druckstufen
ausgeführt wurden, sind es heute nur noch 9 bis 12 je nach der Umdrehungszahl der
Turbinen. Dementsprechend ist das pro Stufe verarbeitete Wärmegefälle gestiegen und
erreicht 20 bis 25 Wärmeeinheiten gegen 10 bis 15 am Anfang. Neuerdings geht man mit
der Stufenzahl noch weiter herab, und mit der Dampfgeschwindigkeit über die
Schallgeschwindigkeit hinaus, wobei nicht bloß eine Verringerung der Baukosten,
sondern auch eine größere Wirtschaftlichkeit erzielt wird.
Drosselregulierung überwiegt namentlich bei den kleineren Turbinen; vorherrschend ist
die Druckölsteuerung.
Die Abdichtung der Welle erfolgt durchweg mit Dampf, der von Hand eingestellt
wird.
Betriebsstörungen werden hauptsächlich durch Schaufelbrüche, dann auch durch das
Kammlager und die Reguliereinrichtung hervorgerufen. Die Vibrationen der laufenden
Turbinen sind in der Regel nicht bedeutend. Betonfundamente haben sich für die
Aufstellung der Turbinen sehr gut bewährt.
Zur Kondensation dienen meist Einzeloberflächenkondensatoren wegen des
Spannungsabfalls, der hier nur ½ bis 1½ v. H. beträgt. Das Vakuum liegt zwischen 93 und 97 v. H. Bei
den angegebenen höheren Vakua liegen meist Ablesungsfehler vor. Im Mittel wird die
60-fache Kühlwassermenge angewendet und bei einer Temperatur von 15 bis 20° eine
Belastung von 22 bis 23 kg pro m2 erzielt. Für die
Kühlwasserförderung werden in der Regel Kreiselpumpen, für die Luft- und
Kondensatförderung Kolbenpumpen verwendet. Strahlapparate für Luftabsaugung kommen
mehr und mehr auf. Der Kraftbedarf für die Kondensation beträgt im Mittel etwa 3 v.
H. der elektrischen Turbinenleistung, bei Großturbinen weniger als bei kleinen. Die
Pumpen werden z. T. elektrisch, z. T. mit Dampfturbinen angetrieben. Die Reinheit
des Kondensats leidet nur durch das Oel der Kolbenkondensatpumpen, weshalb auch in
diesem Falle Kreiselpumpen vorteilhafter wären. Betriebsstörungen sind bei
Kondensationsanlagen selten.
Die elektrischen Generatoren erzeugen meist Drehstrom von 2000 bis 3000 Volt, auch
10000 Volt kommen vor; kleinere Werke mit Gleichstrom haben meist 500 Volt. Die
Lufterwärmung im Generator beträgt 40 bis 50°; die Luft wird vielfach filtriert. Das
unangenehme Geräusch der Luft wird vermindert, wenn die Luft durch einen Kanal ins
Freie geleitet wird. Betriebsstörungen an Generatoren entstehen meist beim
Durchscheuern der Isolation infolge Lockerung der Bandagen.
Hinsichtlich des Dampfverbrauchs sind die verschiedenen Turbinensysteme als praktisch
gleichwertig anzusehen. Bei den größeren Leistungen wird ein Gütegrad von 70 v. H.
erreicht, meist 2 bis 3 v. H. höher als garantiert. Eine Abnahme des Gütegrades bei
verschiedenen Anlagen bis zu 5 v. H. trotz neuer Beschaufelung konnte nicht
aufgeklärt werden. Der Gütegrad nimmt mit abnehmender Leistung bei größeren
Turbinen, besonders bei solchen mit Düsenregulierung, verhältnismäßig weniger ab als
bei kleinen. Die neueren Turbinen weisen dabei einen sehr viel kleineren Abfall im
Dampfverbrauch bei Teilbelastung auf, als die älteren.
Wichtig sind die Angaben über den Wärmeverbrauch und den Gütegrad der Gesamtanlage,
der im allgemeinen mit der Größe der Anlage sich verbessert. So nimmt der
Wärmeverbrauch bei Anlagen von 500 bis 50000 KW Gesamtleistung von 10000
Wärmeeinheiten für die Kilowattstunde auf 7200 ab, der Gütegrad dementsprechend von
8½ auf etwa 12 v. H. zu.
Die Anlagekosten pro KW nehmen mit der Größe der Anlage bedeutend ab, und zwar von
180 M bei kleinerer Leistung auf etwa 70 M bei Leistungen von 6000 KW. Die Kosten
für Dampfturbinen sind meist viel geringer als für Kolbendampfmaschinen (um 40 bis
60 v. H.). Die Kosten für den Generator sind nur wenig höher als diejenigen für die
Kondensation; die Kosten der Turbine betragen, wenigstens bei den größeren
Leistungen, etwa ¾ der Kosten für Generator und Kondensation. Für Berechnung der
Kapitalkosten wird in der Regel eine Verzinsung von 4 v. H. und eine Abschreibung
von 7 v. H. angenommen.
Im Durchschnitt kann mit 70 M pro 100 KW installierter Leistung für Reparatur und für
Oel und Putzwolle mit 60 M gerechnet werden. Die Verteilung der
Betriebsausgaben auf die einzelnen Posten zeigt nachfolgende Aufstellung aus einem
Werke von 2000 KW Leistung. Die Zahl der abgegebenen Kilowattstunden betrug im Jahre
3536000; die Betriebskosten für 1 Kilowattstunde 5¾ Pf.
Es entfallen auf
Brennstoff
42,61
v. H.
Wasser
3,31
„
Schmiermittel
0,69
„
sonstige Betriebsmittel
1,74
„
Unterhaltung und Ausbesserung
6,61
„
Gehälter und Löhne
35,47
„
Verwaltungskosten
0,57
„
––––––––––––
100
v. H.
Interessant sind die Angaben über den Belastungsfaktor der Werke, d. i. das
Verhältnis der tatsächlich erzeugten Leistung zur möglichen Leistung bei
24-stündigem Vollbetrieb. Dieser Ausnutzungsgrad schwankt zwischen 0,032 und 0,327
und beträgt im Mittel 0,2. Der auf die mittlere tägliche Betriebszeit bezogene
Belastungsgrad schwankt zwischen 10 bis 60 v. H. und beträgt im Mittel etwa 30 v.
H., so daß etwa 70 v. H. der in den Werken installierten Leistung als Reserve
verbleibt. Bei größeren Werken sind die Reserven geringer, weil diese häufig mit
andern Werken parallel arbeiten und so besser die Spitzenbelastungen decken können.
Bei Drehstromwerken sind die Reserven wegen des Fehlens einer Akkumulatorenbatterie
in der Regel größer.
Beim Vergleich des Dampfturbinenbetriebes mit demjenigen mit Kolbenmaschinen ergeben
sich auf Grund der Erfahrungen nach jeder Richtung hin Vorteile, nämlich geringerer
Dampfverbrauch, allerdings nur unter Anwendung hoher Ueberhitzung, Dampfspannung und
Luftleere, ferner geringere Reparaturkosten und höhere Betriebsicherheit, bessere
Regulierung, ölfreies Kondensat, Ersparnis an Oelkosten, die aber durch die Kosten
für Kühlung des Oels wieder verringert werden. Die Betriebskosten gingen in einem
Fall bei einer Anlage von 5250 KW nach Einführung des Turbinenbetriebes ganz
erheblich zurück, und zwar die Brennstoffkosten von 4,05 auf 2,74 Pf., die Kosten
für andere Betriebsmaterialien von 0,25 auf 0,11 Pf. und für Betriebspersonal von
2,53 auf 1,46 Pf. pro nutzbare Kilowattstunde. Die Platzersparnis bringt eine
Verringerung der Anlagekosten auch bei der Kesselanlage (wegen des geringeren Dampf
Verbrauchs). In einem Fall beanspruchten die Turbinen nur ⅙ des Platzes der
Kolbendampfmaschinen von gleicher Leistung.
Das Ergebnis der Umfrage zeigt unzweifelhaft die Ueberlegenheit der Dampfturbine bei
Großkraftwerken.
Meuth.
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Versuche über Luftwiderstandsarbeit eines Schwungrades.
Diese im Laboratorium der Kgl. Technischen Hochschule zu Stuttgart an einem
sechsarmigen Schwungrad von 4 m Außendurchmesser unternommenen Versuche haben
ergeben, daß die Luftwiderstandsarbeit Beträge erreicht, die schon bei mäßigen
Umlaufzahlen die
Anbringung einer Verkleidung als zweckmäßig erscheinen lassen. Im untersuchten Falle
war der Leistungsgewinn bei 130 Umdrehungen 4,4 PS gegenüber einer Leerlaufarbeit
von 12,3 PS bei unverschalten Armen.
Die Luftwiderstandsleistung ergibt sich der 3. Potenz der Umlaufzahl angenähert
proportional. Sie ist ferner außer von der Umlaufzahl vom Durchmesser des Rades, von
der Form und Zahl der Arme und seiner Umgebung abhängig. Vergleichsrechnungen mit
Formeln von Mueller und Stodo1a zur Bestimmung der
Beiwerte haben für den vorliegenden Fall die Beziehung ergeben:
A=1,9\,\left(\frac{n}{100}\right)^3\,\frac{\gamma}{g}\,.\,b\,.\,m\,.\,r^4
oder auch
A=19\,\left(\frac{u}{100}\right)^3\,.\,D^2\,.\,\gamma,
worin
γ
das spezifische Gewicht der Luft in kg/m3,
g
die Erdbeschleunigung 9,81 m/Sek.2,
b
die Breite der Arme in m,
m
die Anzahl der Arme,
r
D
den Radiusden Durchmesser
am äußeren Ende der Arme in m,
u
die Umfangsgeschwindigkeit =\frac{D\,\pi\,n}{60}\mbox{
m}/\mbox{Sek.},
n
die minutliche Drehzahl
bedeuten. [E. Heinrich, V. D. I. 49, S. 1950, 1913.]
H. Wolff.
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Ein neues Verfahren zur Konservierung von Seefischen. In
Dänemark hat man in letzter Zeit erfolgreiche Versuche mit einem neuen
Konservierungsverfahren gemacht, das gestattet, Seefische auch in der warmen
Jahreszeit auf große Entfernungen zu versenden. Man läßt die Fische gefrieren, indem
man sie in eine Kältelösung von etwa – 15° C eintaucht. Hierbei gefriert jede
oberflächlich in den Fischen vorhandene Flüssigkeit sofort, und es wird
infolgedessen jede Wechselwirkung zwischen der Kältelösung und der Flüssigkeit im
Innern ausgeschlossen. Der Gefrierprozeß dringt rasch ins Innere des Fisches vor,
ohne jedoch eine Veränderung der natürlichen Struktur zu bewirken. Bei kleineren
Fischen ist das Gefrieren in wenigen Minuten beendet. Als Kältelösung wendet man am
besten eine konzentrierte Kochsalzlösung an, deren Temperatur durch das Eintauchen
der Fische auf nicht mehr als – 10 bis – 5° steigen darf, da sonst das gewünschte
rasche Gefrieren der Fische unsicher wird. Das Verfahren ist mit einfachen Mitteln
auch im Kleinbetrieb ausführbar. Bei dem Versand der Fische wird eine erhebliche
Frachtermäßigung erzielt, da jegliche Beigabe von Eis unnötig ist, und der gefrorene
Fisch nicht mehr wiegt als der frische.
Nach dem Wiederauftauen sollen der Schleim und die Kiemen unverändert gewesen sein.
Die Augen, die im gefrorenen Zustand weiß waren, sollen wieder klar geworden sein.
In Thysted wurde eine Kälteanlage mit einem Gefriertank von 3000 kg Inhalt
errichtet. Darin kann man auf einmal 300 kg Fische gefrieren lassen.
Das Verfahren wurde von einer Reihe von dänischen und norwegischen
Fischereisachverständigen geprüft und durchweg sehr günstig beurteilt. Besonders
wurde der Wohlgeschmack der Fische betont, der auch dann noch vorhanden ist, wenn
die gefrorenen Fische sechs Wochen lang im Kühlhause aufbewahrt werden. Auch
Versandversuche auf weite Strecken hatten ein sehr günstiges Ergebnis; so wurden 45
kg gefrorene Dorsche in gewöhnlichen Heringskisten von Bergen nach Wien gesandt, wo
sie in sehr gutem Zustande ankamen. Die Fische schmeckten durchaus wie frische
Fische, obwohl sie in Salzlake gefroren waren. Es werden zurzeit Versuche
angestellt, um die Haltbarkeit der gefrorenen Fische auf noch längere Zeit zu
ermitteln. Wenn hierbei ebenfalls gute Ergebnisse erzielt werden, so wird dies neue
Verfahren für die Fischausfuhr der nordischen Länder voraussichtlich von
außerordentlicher Bedeutung werden. Zur Ausnutzung des neuen Fischgefrierverfahrens
ist in Kopenhagen eine Aktiengesellschaft gegründet worden. [Dr. Brühl, Eis- und
Kälteindustrie 1913, S. 84.]
Dr. Sander.
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Siemens-Mitteilungen. Das Februar-Heft der
„Siemens-Mitteilungen“ („Mitteilungen aus den Gesellschaften Siemens
& Halske und Siemens-Schuckertwerke“) wird zu einem guten Teile
ausgefüllt durch einen Aufsatz über „Silit“, das neue, von Gebr. Siemens & Co. in Berlin-Lichtenberg
hergestellte, aus Siliziumkarbid bestehende Widerstandsmaterial, bei dem es durch
ein besonderes Fabrikationsverfahren gelungen ist, die für einen elektrischen
Heizkörper erforderlichen Eigenschaften, nämlich: hohe Feuerfestigkeit, große
Widerstandsfähigkeit gegen den Einfluß atmosphärischer Luft und hohen spezifischen
Widerstand zu erreichen.
Ein weiterer Aufsatz, der sich „Ausgeführte Beispiele für die künstliche Senkung
des Grundwasserspiegels zwecks Gründung von Bauwerken“ betitelt, knüpft an
den im Januar-Heft veröffentlichten Artikel „Ueber den heutigen Stand des
Grundwasserhaltungs-Verfahrens“ an. Aus den vielen Bauausführungen, die die
Siemens & Halske A.-G. in den letzten Jahren
bewerkstelligt hat, ist eine Anzahl von Beispielen herausgegriffen, die an der Hand
von instruktiven Bildern erläutert werden, so daß der Leser einen Einblick in das
weitausgedehnte Anwendungsgebiet der Wasserhaltungsbauart sowohl im Tiefbau, als
auch im Hochbau gewinnt.
Von dem übrigen Inhalt des wieder reich illustrierten Heftes erwähnen wir die
Beschreibung neuer Konstruktionen auf dem Gebiete elektrischer Registrierapparate
und eine Auslassung über Vogelschutz, in der ein Vogelschutzsystem der Siemens-Schuckertwerke geschildert wird, das geeignet
ist, den Gefahren wirksam entgegenzutreten, welche den Vögeln durch elektrische
Anlagen oder diesen durch die Vögel erwachsen.