Titel: | Die Bedeutung der Rädergetriebe für den Antrieb von Handelsschiffen. |
Autor: | Kraft |
Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 770 |
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Die Bedeutung der Rädergetriebe für den Antrieb
von Handelsschiffen.
Von Dipl.-Ing. Kraft in
Berlin.
KRAFT: Die Bedeutung der Rädergetriebe für den Antrieb von
Handelsschiffen
Ungeheuer rasch, in einem Zeitraum von kaum zehn Jahren, hat sich auf dem
Gebiete des Schiffsantriebes durch das Erscheinen der Dampfturbine ein Wandel
vollzogen, der der ganzen schiffbaulichen Entwicklung ein beschleunigtes Tempo
aufgeprägt hat. Die Dampfturbine hat nicht allein Geschwindigkeiten ermöglicht, an
die man unter der Herrschaft der Kolbenmaschine nicht zu denken wagte, sie hat auch
wirtschaftlich neue Ziele gewiesen. Der Eintritt der Dampfturbine in das
Arbeitsgebiet des Schiffsantriebes kennzeichnet damit eine Entwicklung, die in ihrer
Tragweite heute noch garnicht abzuschätzen ist.
Auf keinem Gebiete hat die Turbine, die mit zwingender Konsequenz die Konkurrenz der
Kolbenmaschine schrittweise ausschaltete, eine so beherrschende Stellung errungen,
wie im Kriegsschiffsbau. Hier waren die ersten Grundbedingungen gegeben, die der
Turbine einen erfolgreichen Wettbewerb mit der Kolbenmaschine ermöglichten. Die hohe
Umdrehungszahl des Propellers, mit der man im Kriegsschiffsbau mit Rücksicht auf die
geringe Bauhöhe der Maschinen zu rechnen genötigt ist, kam den
Konstruktionsbedingungen der Dampfturbine fördernd entgegen. So wurde die Turbine
rasch die typische Antriebsmaschine für leichte und schnelle Fahrzeuge wie
Torpedoboote und kleine Kreuzer. So wurde sie mit stetiger Steigerung der
Maschinenleistung der Linienschiffe und Panzerkreuzer aus einer mächtigen Rivalin
der Kolbenmaschine auch hier allmählich zu einer konkurrenzlosen Beherrscherin
dieses ganzen wichtigen Arbeitsgebietes. Mag sie auch nicht überall und unter allen
Verhältnissen der Kolbenmaschine die Wage halten – bei stark verringerter Leistung
steht die Turbine bekanntlich der Kolbenmaschine wirtschaftlich wesentlich nach –,
ihre Gleichwertigkeit, wenn nicht Ueberlegenheit in allen anderen Punkten haben der
Turbine heute als Antriebsmaschine von Kriegsschiffen eine Monopolstellung
verschafft, die als unbestritten anzusehen ist.
Im Handelsschiffbau hat die Turbine bisher eine ähnliche beherrschende Stellung
nicht zu erringen vermocht. Auch hier sind indessen beachtenswerte Ansätze zu
verzeichnen, die klar erkennen lassen, daß die Turbine über den ihr gezogenen engen
Rahmen ihres bisherigen Arbeitsgebietes energisch hinausstrebt. Im wesentlichen
liegt die Beschränkung des Arbeitsfeldes der Turbine als Handelsschiffsmaschine wohl
darin begründet, daß hier das wirtschaftliche Moment bei der Typenwahl der
Antriebsmaschine die Hauptrolle spielt. Es spricht dabei natürlich nicht nur die
Höhe der Anlagekosten mit, sondern mehr noch die Wirtschaftlichkeit im Betriebe, die
durch den Verbrauch an Betriebsmitteln und die Kosten der Instandhaltung und Wartung
der Maschine beeinflußt wird.
So erklärt es sich, daß es bisher nur wenige eng umrissene Arbeitsgebiete im
Handelsschiffbau sind, welche die Turbine als ihre Domäne betrachten kann, im
wesentlichen handelt es sich dabei um zwei verschiedene Schiffstypen, die für den
Turbinenantrieb in Frage kommen, den Schnelldampfer größter Maschinenleistung und
Geschwindigkeit und den schnellen Revierdampfer und ähnliche Fahrzeuge. Bei ersterem
empfiehlt sich die Turbine aus rein wirtschaftlichen Gründen, weil die großen
Dampfmengen trotz der nicht übermäßig hohen Umdrehungszahl der Propeller einen so
guten Turbinen-Wirkungsgrad gewährleisten, daß die Dampfökonomie der Kolbenmaschine,
die ja bei ganz großen Leistungen konkurrenzlos ausscheidet, erreicht, wenn nicht
übertroffen wird. Die höheren Kosten der Turbinenanlage spielen in diesem Falle
natürlich keine ausschlaggebende Rolle. Für den zweiten Schiffstyp, den schnellen
Revierdampfer, ist die Turbine deswegen die gegebene Antriebsmaschine, weil sie der
Kolbenmaschine gegenüber eine wesentliche Gewichtsersparnis ermöglicht. Die etwaige
Ersparnis an Brennstoffkosten, die an sich in Anbetracht der verhältnismäßig kleinen
Leistungen nicht erheblich sein kann, spielt eine geringere Rolle, als die mögliche
Verringerung der Verdrängung bzw. des Raumgehalts, weil damit die Hafenabgaben kleiner werden.
Auch die Rücksicht auf die Hafenverhältnisse selbst macht oft Beschränkungen der
Schiffsabmessungen notwendig, so daß sich hier die hochtourige Turbinenanlage trotz
schlechter Propellerverhältnisse empfiehlt,
Alles in allem ist die Zahl der Anlagen, die unter diesen Verhältnissen für den
Turbinenantrieb in Frage kommen, naturgemäß beschränkt, so daß die in ihnen
verkörperte Maschinenleistung, gemessen an der Gesamtleistung, die für
Schiffsantriebszwecke heute zur Verfügung steht, nur einen verhältnismäßig
bescheidenen Bruchteil derselben ausmacht. Gerade das ungeheure Arbeitsfeld, das
heute die Dreifach- und Vierfach-Expansionsmaschine als Antriebsmaschine für
Frachtdampfer, Fracht- und Passagierdampfer, Schnelldampfer (bis zu 21 Kn
Geschwindigkeit etwa) nahezu unumschränkt behauptet, ist der Turbine bisher ihrem
Wesen nach fast vollkommen verschlossen geblieben. Die Wege, die auch auf diesem
Arbeitsgebiete die Turbine zu weiteren Erfolgen führen sollen, sind erst in den
letzten Jahren gebahnt und schrittweise weiter ausgebaut worden.
Die Richtlinien, die den einzuschlagenden Weg kennzeichneten, waren gegeben durch
eine sinngemäße Anpassung an die bereits angedeuteten Voraussetzungen für einen
wirtschaftlichen Turbinenbetrieb, hohe Umfangsgeschwindigkeit und großes
Dampfvolumen. Da die Verwendung hoher Umfangsgeschwindigkeiten bei den genannten
Handelsschiffstypen im Gegensatz zu der im Interesse eines guten
Propeller-Wirkungsgrades zu fordernden niedrigen Umdrehungszahl steht, ist mehr oder
weniger die Notwendigkeit für die Benutzung von Uebersetzungsgetrieben gegeben.
Ein zweiter Weg, der neben der Verwendung von Zwischengetrieben der Turbine eine
Erweiterung ihres Arbeitsbereiches sichert, knüpft an die zweite vorerwähnte
Voraussetzung für wirtschaftlichen Turbinenbetrieb an, die Ausnutzung großer
Dampfvolumina. Dieser Weg führt zu den sogenannten gemischten Anlagen, die aus einer
Vereinigung der Hochdruck-Kolbenmaschine mit einer Niederdruckturbine bestehen.
Diese Kombination bedeutet wirtschaftlich gegenüber der reinen Kolbenmaschine einen
nennenswerten Fortschritt. Die Hochdruck-Kolbenmaschine sichert der Anlage alle ihre
thermischen Vorzüge in der Ausnutzung hochgespannten Zudampfes, während die mit
niedriggespanntem Abdampf betriebene Turbine einen mustergültigen Ersatz für den
nicht sonderlich ökonomisch arbeitenden Niederdruckzylinder abgibt. Gerade für diese
Rolle ist die Turbine ihrem Wesen nach hervorragend geeignet. Naturgemäß kann eine
derartige Kombination nur in Frage kommen für mittelgroße oder große
Maschinenanlagen, d.h. für Antriebsmaschinen größerer Fracht- und Passagierdampfer
oder Schnelldampfer. Es handelt sich dabei also um Schiffstypen, bei denen die durch
den Einbau der gemischten Maschinenanlage erzielte Erhöhung der Wirtschaftlichkeit,
die auf etwa 10 bis 15 v. H. gegenüber einer reinen Kolbenmaschinenanlage zu
veranschlagen ist, eine genügend große Rolle spielt, um den Mehraufwand an Gewicht
und Kosten gerechtfertigt erscheinen zu lassen. Hieraus geht hervor, daß trotz
der stets wachsenden Bedeutung, die diese Anlagen neuerdings gewinnen, auch sie nur
eine bescheidene Sondergruppe auf dem weiten Gebiet des Schiffsantriebes
darstellen.
Wesentlich weiter greifende Perspektiven als die gemischten Anlagen eröffnen die
Turbinen mit Zwischengetrieben, und zwar nicht nur nach der wirtschaftlichen Seite
hin, sondern auch bezüglich ihres Verwendungsbereiches. Nach den bisherigen
Erfahrungen kommen im wesentlichen zwei verschiedene Systeme von Zwischengetrieben
für den Schiffsantrieb in Frage, die Rädergetriebe der Bauart Melville-Macalpine und Parsons und der Föttinger-Transformator. Beide
Getriebearten, das mechanische wie das hydraulische, sind praktisch erprobt und
haben ihre Brauchbarkeit erwiesen. Ihr Verwendungsbereich ist, abgesehen von
Festigkeitsverhältnissen, hauptsächlich bestimmt durch die Höhe des
Uebersetzungsverhältnisses, das sie ermöglichen, und den erreichbaren
Wirkungsgrad.
Der Föttinger-Transformator beschränkt sich seinem Wesen
nach auf Uebersetzungsverhältnisse bis etwa 5:1 oder 6:1 und erzielt dabei einen
Wirkungsgrad bis zu 90 v. H., höhere Uebersetzungsverhältnisse bis zu 10:1 etwa sind
zwar konstruktiv erreichbar, jedoch auf Kosten des Wirkungsgrades. Demgegenüber sind
bei den Rädergetrieben auch bei hohen Uebersetzungsverhältnissen bis zu 25 oder 30:1
Wirkungsgrade von 98 v. H. jederzeit mit Sicherheit zu erzielen. Es bleibt bei
Beurteilung dieser Zahlen allerdings zu berücksichtigen, daß von dem hohen
Wirkungsgrade der Rädergetriebe ein Abzug zu machen ist zur Deckung des Verlustes im
Drucklager sowie des Ventilationsverlustes der Rückwärtsturbine. Es ist daher wohl
möglich, daß der Wirkungsgrad des Föttinger-Transformators mit Berücksichtigung dieser Verluste dem des Parsons-Getriebes ziemlich nahe kommt. 2 bis 3 v. H. wird
man je nach Art der Drucklagerkonstruktion und der Größe der Rückwärtsleistung
sicher von dem Höchstwert des Wirkungsgrades der Rädergetriebe von 98 v. H. in Abzug
bringen können. Wie weit die vom Arbeitswasser des Föttinger-Transformators aufgenommene Wärmemenge für Vorwärmung des
Speisewassers nutzbar zu machen ist, wird abzuwarten sein; der Rückgewinn ist
natürlich zu Gunsten des Föttinger-Transformators zu
verbuchen.
Aus dem Vergleich der praktisch erreichbaren Uebersetzungsverhältnisse und
Wirkungsgrade ist zu schließen, daß da, wo auf große Uebersetzungsverhältnisse Wert
gelegt wird, d.h. also bei Anlagen kleinerer Leistung, wie wir sie in unseren
normalen Typen von Frachtdampfern und Fracht- und Passagierdampfern vertreten
finden, die Rädergetriebe in erster Linie in Frage kommen. Handelt es sich dagegen
um Leistungen, die über die damit gezogenen Grenzen hinausgehen – hier kommen also
die Maschinenanlagen größerer Fracht- und Passagierdampfer sowie
Schnelldampferanlagen in Frage –, so wird nach den bisherigen Erfahrungen der Föttinger-Transformator den Vorrang beanspruchen dürfen.
Das hydraulische
Getriebe ist bezüglich seiner Leistungsaufnahme praktisch nicht an so enge Grenzen
gebunden wie das Rädergetriebe, bei dem die Rücksicht auf die Größe des Zahndruckes
und die Sicherung richtiger Eingriffsverhältnisse vorläufig der aufzunehmenden
Leistung gewisse Grenzen zieht. Aber auch hier wird man abwarten müssen, ob die
künftige konstruktive Entwicklung dieser Getriebe nicht den Rahmen ihres
Arbeitsgebietes wesentlich weiter spannt. Die bisher vorliegenden Erfahrungen mit
ausgeführten Getrieben lassen diese Erwartung nicht ungerechtfertigt erscheinen.
Textabbildung Bd. 328, S. 771
Abb. 1.Turbinensatz mit Parsonsgetriebe für den Kanaldampfer
„Normannia“ (ND-Turbine geöffnet)
Ein drittes System von Zwischengetrieben, das elektrische, scheint vor der Hand,
abgesehen davon, daß es bisher wenig erprobt ist, für Handelsschiffsanlagen eine
umfassendere Bedeutung nicht zu besitzen. Schon allein die Gewichts- und
Platzverhältnisse dürften ihm, abgesehen von der Kostenfrage, eine Konkurrenz mit
den anderen Systemen sehr erschweren. An Wirkungsgrad kommt es höchstens dem
hydraulischen Getriebe gleich.
Die beiden bisher praktisch erprobten Typen von Rädergetrieben unterscheiden sich
ihrem Wesen nach nur sehr wenig voneinander. Der Zahl ihrer Ausführungen nach ist
von ihnen das Parsons-Getriebe (Abb. 1) bisher am meisten bekannt geworden. Das Melville-Getriebe ist bis jetzt nur bei einer Bordanlage, dem
amerikanischen Flotten-Kohlendampfer Neptune, zur Ausführung gelangt, dagegen hat es
bereits mehrfach bei stationären Anlagen Verwendung gefunden.
Für beide Getriebe sind mit Rücksicht auf die zu übertragende große Leistung und im
Interesse ruhigen Ganges Winkelzähne gewählt worden. Bei gleichem Sprung lassen sich
hierbei seitliche Drücke innerhalb des Getriebes vollkommen vermeiden. Die gewählte
Teilung ist stets sehr klein, einerseits, um eine möglicht große Zähnezahl
gleichzeitig zum Eingriff bringen zu können und damit die spezifische Belastung
möglichst niedrig zu halten, anderseits, um den Ritzeldurchmesser möglichst zu
beschränken. Sie beträgt etwa 20 bis 30 mm, entsprechend sind Zahnhöhe und Zahndicke
bemessen. Der Sprung der Räder ist sehr verschieden, er schwankt zwischen 20° und
45°. Die gewählte Zahnform ist stets die Evolvente, weil diese gegen kleine
Unterschiede der Achsenentfernung weniger empfindlich ist. Zu jedem Rade des Parsons-Getriebes gehören zwei mit ihm im Eingriff
stehende Ritzel. Während der Radkörper im allgemeinen aus Gußeisen hergestellt ist,
besteht der die Verzahnung tragende Radkranz, der meist zweiteilig ausgebildet und
auf den Radkörper aufgeschrumpft ist, aus hochwertigem Spezialstahl. Die Ritzel sind
fast stets aus Nickelstahl gefertigt, und zwar sind die Zähne direkt in die
entsprechend stärker gehaltenen Ritzel wellen eingeschnitten. Ein Parsons Getriebe, das für einen schnellen Revierdampfer
bestimmt ist, zeigt Abb. 2.
Textabbildung Bd. 328, S. 771
Abb. 2.Parsons- Getriebe des Revierdampfers King Dry.
Textabbildung Bd. 328, S. 772
Abb. 3.Schnitt durch den Schwingrahmen des Melville-Getriebes
Die Ritzel sind zumeist dreifach gelagert, doch fällt auch bisweilen bei ungeteilter
Ausführung des Radzahnkranzes das mittlere Ritzellager weg. Da die Lagerung der
Ritzel für die Sicherung eines einwandfreien Eingriffs der Zähne von größter
Bedeutung ist, hat man beim Melville-Getriebe diese
Lagerung derartig ausgebildet, daß sich das Ritzel – bei diesem Getriebe ist nur
eins vorhanden – dem getriebenen Rade gegenüber jederzeit richtig einstellen kann.
Zu diesem Zwecke hat die Ritzelwelle in einem sogen. Schwingrahmen eine feste
Lagerung erhalten. Dieser selbst ist beweglich angeordnet und sichert damit dauernd
ein Anliegen der Zähne über die ganze Zahnbreite. In welcher Weise dies erreicht
wird, läßt Abb. 3 erkennen, die einen Schnitt durch
die Lagerung des Ritzels zeigt. Der die Welle tragende Schwingrahmen ist an den drei
Lagerstellen oben und unten durch Oeldruckkolben gegen das feste Rahmengestell, das
mit dem Gehäuse des Getriebes verbunden ist, abgestützt. Die Kolben halten die
Ritzelwelle dadurch dauernd im Gleichgewicht, daß sie bei einseitig überwiegendem
Zahndruck mittels der dadurch verursachten Verstellung des Rahmens selbsttätig eine
Entlastung der Druckkolben auf der entgegengesetzten Seite bewirken, die ihn sich
wieder in die frühere Lage einstellen läßt. Die vorerwähnte selbsttätig
wirkende Entlastung vermittelt die in der Abbildung mit G gekennzeichneten Reguliervorrichtung. Die Betätigung der die Verteilung
des Drucköls regelnden Ventile geschieht mittels des Armes B, der die geringen Kippbewegungen des Rahmens A vergrößert auf das Regulierventil überträgt. Der auf den Kolben ruhende
Oeldruck wird manometrisch gemessen. Er gibt ein Maß für den Zahndruck und gestattet
daher, die übertragene Leistung sehr einfach zu ermitteln.
Sorgsame Schmierung derartiger Getriebe, deren Arbeitsgeschwindigkeiten bis auf 30
bis 40 m/Sek. und höher steigen, ist natürlich für ihr einwandfreies Arbeiten von
der größten Wichtigkeit. Die Schmierung erfolgt stets durch Drucköl, das mittels
eines Spritzrohres reichlich über die Eingriffstellen der Räder verteilt wird. Bei
dem geringen Spiel der Zähne wird das Oel infolge der zwischen den Zahnflanken
auftretenden hohen Pressungen überall gut verteilt, so daß eine metallische
Berührung der arbeitenden Flächen fast völlig verhindert wird. Die Oeldruckleitung,
die das Getriebe bedient, ist natürlich unabhängig von derjenigen für die
Turbinentraglager. Mit Rücksicht auf die Preßschmierung ist das ganze Getriebe stets
von einem festen öldichten Gehäuse umschlossen.
Textabbildung Bd. 328, S. 772
Schnitt durch HD- und ND-Turbine der Maschinenanlage eines kleinen
Revierdampfers (Typ Curzon)
Während das Melville-Getriebe des Dampfers„Neptune“, wie
bereits erwähnt, nur mit einem Ritzel arbeitet, das mittels beweglicher Welle und
elastischer Kupplung mit einer kombinierten Aktions-Reaktions-Turbine der Bauart Westinghouse-Parsons gekuppelt
ist, besitzen die bisher ausgeführten Parsons- Getriebe
für Schiffsantrieb sämtlich zwei Ritzel; das eine Ritzel erhält seinen Antrieb von
einer Hochdruck-, das andere von einer Niederdruckturbine. Die Verbindung zwischen
Ritzel und Turbinenwelle stellt eine bewegliche Kupplung her. Mit der
Niederdruckturbine ist die Rückwärtsturbine in einem Gehäuse vereinigt. Bei
Rückwärtsfahrt läuft also Hochdruckritzel mit Hochdruckturbine leer mit. Die
konstruktive Ausbildung einer derartigen Anlage, und zwar der Zweiwellenanlage eines
kleinen Revierdampfers lassen die angefügten Abb. 4 und 5 erkennen.
Die Bauart der Turbinen weicht von der normaler Schiffsturbinen etwas ab. Das ist
schon allein bedingt durch die Notwendigkeit des Einbaues kräftiger Ausgleichkolben
für den Dampfschub. Da das Drucklager naturgemäß hinter dem Getriebe angeordnet ist,
kann der Propellerschub nicht für den Ausgleich des Dampfschubes mit
herangezogen werden. Besondere Form hat die Rückwärtsturbine erhalten, die im
Gegensatz zu der als reine Reaktionsturbine gebauten Vorwärtsturbine meist mit einem
Aktionsrade und kurzer Trommel gebaut wird (Abb. 5). Die kräftige
und gedrungene Bauart derselben ist natürlich geboten mit Rücksicht auf den
Ventilationsveriust der Rückwärtsturbine, den das Parsons-Getriebe im Gegensatz zum Föttinger-Transformator mit zu decken hat. Die Verteilung von Hochdruck- und
Niederdruckturbine auf zwei Ritzelwellen gibt die Möglichkeit, beide Turbinen mit
verschiedener Umlaufzahl zu betreiben. Diese Möglichkeit bietet insofern
wirtschaftliche Vorzüge, als die höhere Drehzahl der Hochdruckturbine ihr einen
besseren Wirkungsgrad sichert. Der Durchführung einer entsprechenden Steigerung der
Drehzahl bei der Niederdruckturbine zieht die Rücksicht auf den Austrittsverlust
eine Grenze.
(Fortsetzung folgt.)