2-C-1 Vierlings-Heißdampf-Schnellzuglokomotive
der Rumänischen Staatseisenbahnen.Von Dr. L. Schneider,
München.2-C-1 Vierlings-Heißdampf-Schnellzuglokomotive der Rumänischen
Staatseisenbahnen.Mit der von der Lokomotivbauanstalt J. A. Maffei in
München gebauten Vierlingslokomotive stellt die Rumänische Staatsbahn die ersten
Pacifikmaschinen in Dienst. Die Lokomotive ist besonders durch die mächtigen
Kesselabmessungen bemerkenswert. Die feuerberührte Heizfläche beträgt insgesamt 315
qm, wovon 60,6 qm feuerberührte Ueberhitzerfläche sind. Die Rostfläche ist 4 qm. Die
Feuerung geschieht mittels Kohle unter Petroleumzusatz. Da Rumänien reich an
Erdölquellen ist, deren industrielle Aufschließung in den letzten Jahren große
Fortschritte machte, sah sich die Staatseisenbahnverwaltung veranlaßt, an Stelle der
eingeführten fremden Kohle die Petroleumrückstände zu verwerten. Der Erfolg war ein
ausgezeichneter. Die Kohlenfeuerung blieb daneben aus betriebstechnischen Gründen
bestehen, da eine dünne Kohlenschicht über dem Rost das Auskühlen der Feuerbüchse
während längerer Talfahrten und Stillstände verhindert. An der Rückwand der
Feuerbüchse sind zwei Heizölzerstäuber, System Dragu,
angebracht. Der Petroleumzufluß zu denselben kann mittels eines Ventils und eines
hohlen Dornes, der eine Düse mehr oder minder verschließt, geregelt werden. Die
Bohrung des Dornes bildet die Zuleitung des Einblasedampfes, die ihrerseits durch
eine Nadel verengt werden kann.
[Textabbildung Bd. 328, S. 696]
Der Dampfzutritt geschieht vom Armaturkopf aus und ist mittels Ventils und mittels
der erwähnten Nadeln für jeden der beiden Brenner zu regeln. Bevor der Dampf in den
Zerstäuber eintritt, durchströmt er einen Wasserabscheider. Das Petroleum kann
sowohl in einem vor den Düsen angeordneten Vorwärmer unter dem Führerhausboden als
auch im Behälter auf dem Tender mittels Dampf erwärmt und hierdurch dünnflüssig
gemacht werden. Ein Anschluß an die Zerstäuberdampfleitung ist vorgesehen, um die
Petroleuminjektion auch von einer fremden unter Druck stehenden Lokomotive vornehmen
zu können. In der Regel erfolgt das Anheizen jedoch mittels Kohle. Ein Feuergewölbe
in der Feuerbüchse schützt die unteren Rohrreihen vor dem Verbrennen. Der Kessel
weist im zylindrischen Teil einen Durchmesser von 1776 mm und eine
Blechwandstärke von 18 mm auf. Der Anschluß an den äußeren Feuerbüchsmantel erfolgt
durch einen konischen Schuß, was dem Ganzen die Wagon-top Bauart gibt. An den
Langkessel schließt sich die 3230 mm lange Rauchkammer mit kegelförmiger Tür an. Dom
und Sandkasten sitzen unmittelbar nebeneinander und werden von einer gemeinsamen
Verschalung umschlossen. Das Führerhaus ist nicht wie bei anderen Maffei-Schnellzuglokomotiven als Windschneider
ausgeführt, da infolge der Wagon-Top-Bauart des Kessels die vorderen Stirnwände
ohnedies sehr schmal wurden. Die Maschine arbeitet in allen vier in einer Reihe über
der Vorderachse liegenden Zylindern mit einfacher Expansion. Je zwei auf einer
Maschinenseite liegende Zylinder werden von einem einzigen Kolbenschieber gesteuert,
welcher von der gewöhnlichen, außen liegenden Heusinger-Steuerung betätigt wird. Die erste Kuppelachse ist Triebachse. Es
ließ sich hierdurch eine Gewichtsverminderung des Triebwerks erzielen, während die
Pleuelstangenlänge immerhin noch das siebenfache des Kurbelradius beträgt. Der
Hauptrahmen ist ein 100 mm breiter geschmiedeter Barrenrahmen, der über die letzte,
hinterste Kuppelachse hinaus durch eine 40 mm starke Wange, welche das Bogie der
Adamsachse trägt, verlängert ist. Die Adamsachse und die hintere Kuppelachse
einesteils, die zweite und erste Kuppelachse anderer-teils bilden durch Balanziers
verbundene Gruppen.Das Drehgestell weist die bekannte durch Maffei besonders
ausgebildete Bauart auf. Abgebremst sind nur die drei gekuppelten Achsen. Die
Lokomotiven sind ausgerüstet mit einer Westinghouse-Schnellbremse mit Druckregler System Foster, zwei Schmierpressen teils Bauart Wakefield, teils Bauart Friedmann, einem
Geschwindigkeitsmesser Bauart Haushälter, mit den nötigen
Anschlüssen und Anzeigeapparaten für die Zugsbeheizung und zwei Friedmann-Injektoren. Zehn Stück von der abgelieferten
Serie besitzen einen dritten kleineren Injektor, der für dauernde Speisung bestimmt
ist. Die
Speisewasserleitung zwischen Lokomotive und Tender ist nach System Szàsz gekuppelt. Der Ueberhitzer ist von der Bauart W.
Schmidt, die gesamte Einrichtung für
Petroleumverbrennung von der bei der Rumänischen Staatsbahn als Norm eingeführten
Bauart Dragu.Der vierachsige Tender faßt 21 cbm Wasser, 4 t Kohle und 6 cbm Petroleum. Die
Achskisten sind vom System Cosmovici, wobei jene der
beiden Mittelachsen eine Seitenverschieblichkeit der Achsen gewährleisten.Die Lokomotive muß programmäßig Züge von 290 t Gewicht am Tenderzughaken mit einer
normalen Geschwindigkeit von 90 km in der Ebene befördern, welcher Leistung sie
spielend gerecht wird. Die Maximalgeschwindigkeit ist auf 126 km festgesetzt. Die in
der vorstehenden Abbildung dargestellte Maschine zeigt sich als eine bemerkenswerte
Leistung des deutschen Lokomotivbaues und legt zugleich Zeugnis ab von dem hoch
entwickelten Stand des Rumänischen Verkehrswesens. Es ist dies die erste
Pacifiklokomotive, welche im Orient in Dienst steht.Die Hauptabmessungen von Lokomotive und Tender sind:
LokomotiveDampfdruck 13 atHeizfläche der Feuerbüchse 18 qmHeizfläche der Siederohre 236,4 qm „ des Ueberhitzers 60,6 qmTotale Heizfläche 315, –qmRostfläche 4,– qmZylinderdurchmesser4 × 420 mmHub 650 mmTriebraddurchmesser 1855 mmFester Radstand 3900 mmTotaler Radstand 11170 mmLänge zwischen Puffer 13815 mmBreite der Lokomotive 3000 mmHöhe der Lokomotive 4580 mmLeergewicht 80 tDienstgewicht 89 tSpurweite 1435 mmTenderWasservorrat 21 cbmKohlenvorrat 4 tOelvorrat 6 cbmLeergewicht 23,8 tDienstgewicht 54,5 tTotale Länge von Lokomotive und Tender 17250 mm.Totale Länge von Lokomotive und Tender 21,04 mm.