Titel: | Zuschrift an die Redaktion. |
Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 496 |
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Zuschrift an die Redaktion.
(Ohne Verantwortung der Redaktion.)
Zuschrift an die Redaktion.
Der von Herrn Hennig in der Zeitschrift des Vereines
deutscher Ingenieure 1908, S. 1819 mitgeteilte Hinweis auf den Einfluß der
Riemendehnung ist theoretisch vollkommen richtig. Er vermag aber die Tatsache nicht
zu erklären, daß der bei den Charlottenburger Versuchen gemessene Achsdruck bei
Riementrieben durchweg bedeutend größer war als er sich rechnerisch nach der
Reibungstheorie ergibt. Selbst bei größter Geschwindigkeit – bei der der Einfluß der
Riemendehnung besonders groß ist – erhöht dieser Einfluß die Ueberschußspannung nur
um 3 kg/cm gegenüber einem gemessenen Wert der Ueberschußspannung von 23 kg/cm. Die
Einzelwerte sind in dem Heft 132 der Mitteilungen über Forschungsarbeiten vom März
1913, S. 3, mitgeteilt. Der von Herrn Hennig gegebene
Hinweis ist demnach theoretisch bemerkenswert, hat aber für die Auswertung der
Charlottenburger Versuche praktisch keine Bedeutung.
Das in D. p. J. auf S. 388 in Abb. 29 dargestellte
Modell kann zum Nachweis der von Herrn Hennig berechneten
Kräftewirkung nicht dienen, weil diese Kräftewirkung auf der durch die Fliehspannung
hervorgerufenen Dehnung des Riemens beruht, während bei dem stillstehenden Riemen
des Modells eine Fliehspannung überhaupt nicht auftritt. Die Erscheinung bei dem
Modell ist lediglich auf den Umstand zurückzuführen, daß das lose Trum etwas länger
und darum schwerer ist als das ziehende Trum. Dieser Einfluß ist natürlich bei einem
normalen Riementrieb auch vorhanden; aber bei diesem ist diese Kräftewirkung
verschwindend klein gegenüber den anderen Kräften. Beim Modell dagegen lassen
sich leicht die Verhältnisse so wählen, daß das Eigengewicht des Riemens oder der
Kette sehr groß im Verhältnis zur Nutzspannung ausfällt und daß die Dehnung
verhältnismäßig klein wird. Das Modell zeigt also eine ganz andere Kräftewirkung als
die, aufweiche Herr Hennig aufmerksam gemacht hat.
Den Aufsatz des Herrn Duffing vom Juni 1913 scheint Herr
Skutsch nicht genau gelesen zu haben; er würde sonst
gefunden haben, daß Herr Duffing für Riementriebe zu dem
gleichen Ergebnis kommt und zwar auf S. 974 mit den Worten: „Wie Abb. 10 zeigt,
stimmen sie (nämlich die Ergebnisse der genauen Berechnung von Duffing. D. V.) nicht mit den Kammererschen Ergebnissen nach Abb. 68 der Mitteilungen überein.
Meßfehler von der Größe der Abweichung sind nach der guten Uebereinstimmung von
Abb. 7 mit Abb. 71 der Mitteilungen nicht wohl anzunehmen. Eine sichere
Begründung dieses Verhaltens des Riemens auf Grund der vorliegenden
Versuchsergebnisse ist noch nicht möglich; die folgenden Ausführungen sind
lediglich als Versuch einer Erklärung
aufzufassen.“
Da der von Herrn Skutsch erwähnte Hinweis des Herrn Hennig nicht zureicht, um die gemessenen hohen Achsdrücke
zu erklären, und da Herr Skutsch eine eigene Erklärung
nicht beizubringen vermag, so ist festzustellen, daß zunächst Herr Skutsch selbst derjenige ist, der dieser Erscheinung
„ratlos gegenübersteht“.
Kammerer.