Beitrag zur Berechnung mehrfach gelagerter
Wellen.Von Dipl.-Ing. H. Winkel,
Berlin.(Schluß von S. 356 d. Bd.)WINKEL: Beitrag zur Berechnung mehrfach gelagerter
WellenDas Verfahren mit Hilfe der T-Momente eignet sich
in den für den Maschinenbauer wichtigen Fällen, wo selten mehr als zwei Kräfte
innerhalb einer Oeffnung angreifen, außerordentlich gut, da sich die Momente T in einfacher Weise graphisch ermitteln lassen. Wir
benutzen die GleichungEs seien die r-te und (r +
1)-te Oeffnung (Abb. 6) eines durchlaufenden Trägers
mit je zwei Einzelkräften belastet. Die Kraft P1 ergibt als einfache Momentenfläche ein Dreieck mit
der Höheentsprechend werden;
;
Sind x1 und y1 die
Schwerpunktsabstände der beiden Momentendreiecke der r-ten Oeffnung von der linken Stütze (r – 1)
und x2' und y2' die entsprechenden
Abstände der beiden Momentendreiecke der (r +1)-ten
Oeffnung von der rechten Stütze (r + 1), dann wirdund mit
=++
Die Größen pr und
qr lassen sich als
Seileckordinaten darstellen, wenn wir die Höhen h der
einfachen Momentendreiecke als Kräfte auffassen, die in den Schwerpunkten der
Einzeldreiecke angreifen, und als Polweite (lr + lr + 1) wählen.Ist O der Pol für den Kräftezug h1h'1, so schneidet der
Seilzug I, II, III senkrecht unter der Stütze (r – 1) die Größe ab:Mit O' als Pol und h'2h2 als Kräftezug
erhalten wir senkrecht unter der Stütze (r + 1) durch den Seilzug I' II', III' die GrößeBeide Strecken zusammen ergeben das Moment Tr in dem Maßstabe der einfachen Momentenfläche; wir
tragen demnach auf der verschränkten Stützsenkrechten Tr ab, so daßVV' = Tr = pr+ qrwird.Daß diese Konstruktion der Momente T auch bei
gleichförmiger Belastung nicht versagt, zeigt Abb.
7. In diesem Falle werdenwobei,
Wir werden die als Kräfte aufgefaßten Ordinaten f1 und f2 der einfachen Momentenflächen in ⅔ lr von der Stütze (r – 1) bzw. in ⅔ lr + 1 von der Stütze (r + 1) angreifen lassen und
die Seilecke I, II bzw. I',
II' genau so konstruieren wie in Abb.
6.Ist der Verlauf der Momentenfläche über den ganzen Träger bekannt, so sind damit auch
die Stützreaktionen gegeben. Das Stützmoment Mb (Abb. 8) muß
gleich der Summe der statischen Momente sämtlicher Kräfte links von B sein, folglichMb = A . l1– P1 . a1 – P2 . a2wobei zu beachten ist, daß das Stützmoment Mb negativ ist.Zur Berechnung von B wenden wir denselben Satz auf das
Stützmoment in C an; es wird
[Textabbildung Bd. 328, S. 425]
Abb. 6.Mc =
A . (l1+ l2) – P1 . a1– P2 . a2 + B . l2 – P3 . a3 – P4 . a4,Auf diesem Wege lassen sich aus den Stützmomenten sämtliche Auflagerreaktionen
bestimmen.Der Neigungswinkel φ der Welle in den Lagern stellt sich
– wie eingangs nachgewiesen – als Auflagerreaktion eines Trägers dar, der mit der
Momentenfläche belastet ist. In Abb. 6 haben wir
zwei aufeinander folgende Oeffnungen eines durchlaufenden Trägers mit der
Momentenfläche belastet und auch das Seileck zu den Belastungsflächen als Kräfte
gezeichnet. Ziehen wir die Schlußlinien der Seilecke und zu diesen Schlußlinien
durch die Pole O und O'
Parallelen, so schneiden diese Parallelen auf den Kräftezügen die Auflagerreaktionen
ab, die uns ein Maß für die Größe der Neigungswinkel geben. Die negativen
Stützmomentenflächen sind in der Weise berücksichtigt, daß wir die Stützmomente
selbst als Kräfte aufgetragen haben, die in den Drittelsenkrechten wirken. Wir
dürfen die Länge der Strecke Mr als Maß für den Inhalt der Momentenfläche nehmen,
weil innerhalb einer Oeffnung sämtliche in Frage kommenden Dreiecke die Stützweite
zur Grundlinie haben. Die Drittelsenkrechten sind Wirkungslinien der als Kräfte
betrachteten Flächeninhalte, weil die Schwerpunkte der Einzeldreiecke, in die wir
die negativen Trapeze zerlegt denken, auf den Drittelsenkrechten liegen.Mit den Bezeichnungen der Abb. 6 erhalten wir für B als DrehpunktA1 erhalten wir als
Abschnitt auf dem Kräftezug h1h'1, wenn wir durch den
Pol O zur Schlußlinie s1 eine Parallele ziehen; A2 wird durch eine
Parallele zu s'1 auf
dem Kräftezuge MrMr–1 abgeschnitten. A1 und A2 werden im
Momentenmaßstab, lr im
Längenmaßstab gemessen.
[Textabbildung Bd. 328, S. 426]
Abb. 7.
[Textabbildung Bd. 328, S. 426]
Abb. 8.Analog wirdZahlenbeispiel: Gegeben sei der Träger (Abb. 9); es ergeben sich die M0-Flächen
1. Oeffnung2. Oeffnung
[Textabbildung Bd. 328, S. 427]
Abb. 9.
3. Oeffnung4. Oeffnung
5. Oeffnung
Die Ermittlung der Festpunkte geschieht graphisch; wir erhalten die StützmomenteMa = 0; Mb = – 25250 cmkg; Mc = – 15750 cmkg;Md = – 28500 cmkg; Me = + 4000 cmkg; Mf = 0.Das größte auftretende Moment istmax M = 31500 cmkg;mit hb = 300 kg/qcm wird d = 110 mm ⌀; J = 718 cm4.Die übrigen Neigungswinkel ergeben sich in gleicher Weise.
[Textabbildung Bd. 328, S. 428]
Abb. 10.Bei der Ermittlung der Auflagerreaktionen beachten wir: Momente, die eine
Durchbiegung des Trägers nach unten ergeben, sind positiv (Abb. 10a), Momente, die eine Durchbiegung des Trägers nach oben ergeben,
sind negativ (Abb. 10b).F . 150 + 900 . 80 = Me = 4000,F = – 453 kg.A . 180 – 300 . 135 – 700 . 68 = Mb = – 25250A = + 350 kg.– 453 . 335 + 900 . 265 + E . 185 –
775 . 130 – 450 . 40 = Md = – 28500E = – 110 kg.– 453 . 500 + 900 . 430 – 110 . 350 – 575 . 295– 450 . 205 + D . 165 – 1100 . 95 =
Mc = – 15750D = + 1390 kg.350 . 400 – 300 . 355 – 700 . 288 + B
. 220 – 400 . 155 – 350 . 85 = Mc = – 15750B = + 1105 kg.350 . 565 – 300 . 520 – 700 . 453 + 1105 . 385 – 400 . 320 – 350 . 250 + C
. 165 – 1100 . 70 = Md = – 28500C = + 690 kg.In Abb. 9 ist noch der Verlauf der Biegungslinie
angedeutet.