Titel: | Der Temperley-Verlader. |
Autor: | Stephan |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 561 |
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Der Temperley-Verlader.
Von Regierungsbaumeister Stephan.
Der Temperley-Verlader.
Zur Entladung von Massengütern aus Schiffen auf Stapelplätze oder dergl. wurde
als erste Sonderkonstruktion der Huntsche Elevator von
J.
Pohlig in Köln eingeführt, oft in
Verbindung mit einer selbsttätigen Bahn: Der im Schiff gefüllte Kübel wird am Ende
eines feststehenden und schräg ansteigenden Auslegers in die Höhe gehoben, dann
daran entlang bewegt und in einen Behälter entleert, von wo aus der Weitertransport
durch besondere Vorrichtungen stattfindet. Später ging man dazu über, denselben
Kübel gleich landeinwärts auf den Stapelplatz zu befördern mit Hilfe der sog.
Hochbahnkrane. Sie werden jetzt vielfach benutzt, und eine Reihe erster Firmen
beschäftigt sich mit ihrem Bau; trotzdem schrecken oft die hohen Beschaffungskosten
von der Anlegung ab.
Textabbildung Bd. 322, S. 561
Fig. 1.Schwimmender Verlader.
Eine billigere Vorrichtung, die in vielen Fällen etwa dasselbe leistet und unter den
verschiedensten Bedingungen Verwendung finden kann, ist der Temperley - Verlader,Vergl. G. v. Hanffstengel, D. p. J. 1903, 318, S. 137. Kammerer, Z. d. V. d. I. 1901, S. 1487. der im
folgenden eingehender beschrieben werden soll.In
Deutschland wird er von Arthur Koppel A.– G.
ausgeführt.
Er besteht im wesentlichen aus einer I-Schiene, auf
deren unterem Flansch eine Laufkatze läuft. Ihre Bewegung und das Heben der Last
erfolgt durch dasselbe Seil von einer im Unterbau des die Laufschiene tragenden
Gerüstes oder sonst an geeigneter Stelle angeordneten Winde aus.
Den Gesamtaufbau für einfache Verhältnisse zeigt Fig.
1: Zwei mit einander versteifte A-Ständer tragen an einem Querrahmen die
I-Schiene, die noch mehrfach durch Zugseile gehalten
wird. Der Rahmen ragt nach beiden Seiten über die Ständer hinaus, und in seinen
Ecken greifen ebenfalls Zugseile zur seitlichen Versteifung der Schiene an. Letztere
ist gewöhnlich bei kurzen Ausführungen im Verhältnis 1 : 4, bei längeren mindestens
1 : 8 geneigt, so daß der entleerte Kübel durch sein und der Laufkatze Eigengewicht wieder
schnell genug zur Beladestelle zurückkehrt. Wegen der Rollen- und Trommelwiderstände
beträgt die Fahrzeit rund das 5 – 10fache der Fallzeit über dieselbe Strecke. Das
Förder- und Zugseil geht am Ende der Schiene um eine Umführungsrolle, wird dann noch
einige Male durch Tragrollen unterstützt und darauf nach oben abgelenkt, worauf es
schließlich genügend weit vom Wege der Last entfernt auf die Seiltrommel der unten
stehenden Dampfwinde aufläuft. Auf der Schiene befindet sich noch ein schmaler Steg
zum Schmieren und Untersuchen der Rollen, Auflegen des Zugseiles usw.
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Fig. 2.Gegengewicht mit Gleitrahmen.
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Fig. 3 u. 4.Laufkatze mit Flasche und Förderkübel.
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Fig. 5.Laufkatze und Tragrolle für das Zugseil.
Bei längeren Laufbahnen erfolgt die seitliche Versteifung der Schiene durch eine
Eisenkonstruktion, an deren einzelne Glieder sie angeschraubt wird. Verlangen
örtliche Rücksichten eine so geringe Schienenneigung, daß der Rückwärtsgang zu
langsam stattfinden würde, so greift an der Laufkatze noch ein zweites Seil an, das
über eine am oberen Schienenende befindliche Rolle geht und vermittels eines
Flaschenzuges und daran hängenden Gewichtes angezogen wird (vergl. Fig. 9). Flaschenzug und Gleitrahmen des Gewichtes
sind in Fig. 2 besonders dargestellt.
Das Transportgut befindet sich gewöhnlich in zylindrischen Kübeln von 1,5–3 t Inhalt
– alle diese Entladevorrichtungen arbeiten, um wirtschaftlich zu sein, mit großen
Einzellasten –, der in einer Gabel an zwei seitlichen Zapfen hängt, die sich auf
etwa ⅓ seiner Höhe befinden. Der Boden ist nun besonders schwer ausgeführt, so daß
der Schwerpunkt des leeren Kübels immer noch unter der Aufhängeachse liegt, wodurch
seine Wiederaufrichtung nach der Entadung selbsttätig erfolgt. Im beladenen Zustande
liegt der Schwerpunkt des Ganzen oberhalb der Aufhängung, so daß der Kübel auskippt,
sobald die Klaue a, die in eine Aussparung am
Kübelrande eingreift (Fig. 3), angehoben
wird.
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Fig. 6.Elektrisch angetriebene Winde.
Wird der beladene Kübel senkrecht nach oben bewegt, so haben die einzelnen Teile in
der losen Flasche die in Fig. 3 gezeichnete
Stellung. Die nach dem Haken c führende Zugkette ist
lose, und der zweiarmige Hebel d legt sich mit der
linken Seite auf den Stift e fest auf. Dadurch wird der
an seinem rechten Ende angreifende Lenker f nach oben
gedrückt und zieht wegen der Kurvenführung des Bolzens g in dem Schlitz den außen an der Flasche sitzenden, um h drehbaren Hebel i in die
gezeichnete Lage.
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Fig. 7.Winde mit zweiter Trommel.
In der Katze hält das Gewicht der auf beiden Außenseiten der Glocke n, die um die Zapfen o
entsprechend den etwaigen Bewegungen der Last seitlich auspendeln kann, hängenden
Haken p die beiden Lenker q und r so fest, daß die Kniehebel s. und t über die
Strecklage durchgedrückt sind und so die um den Bolzen u drehbare Klaue v in eine Aussparung der unten an die Schiene
angeschraubten Gußeisenleiste eingreift. Die Aussparungen werden gewöhnlich in
Abständen von 1–1,5 m angebracht und wenn nun das Zugseil in der Pfeilrichtung
angezogen wird, so ist die Katze gegen Verschiebung gesichert.
Ist die lose Flasche in die Glocke n
hineingefahren, so greifen die Haken p unter ihren
Drehzapfen und werden noch so weit angehoben, wie es die Schlitze in der Glocke
bezw. der Seitenwand der Katze gestatten (Fig. 4). Dadurch werden
die Lenker q und r nach
oben bewegt und der Hebel t so weit zurückgezogen, daß
die Klaue v aus der Aussparung heraustritt. Infolge des
beim Anstoßen der losen Flasche an die Glocke stattfindenden Ruckes legt sich die
durch einen unter dem Einfluß einer Spannfeder stehenden Hebel angedrückte Klinke
w von unten gegen die Laufschiene und der Seilzug
bewirkt jetzt die Verschiebung der Last landeinwärts. Gleichzeitig hat der Haken p den an der Flasche befindlichen Hebel i so weit herumgedrückt, daß der Bolzen g in seinem Schlitz nach unten gleitet und so den
Doppelhebel d von e
abhebt. Dadurch wird die Klinke k, die ebenfalls
federbelastet ist, an die lose Rolle angepreßt.
Wird am Ende der Verschiebung das Seil zum Senken der Last wieder nachgelassen, so
geht die Katze so weit rückwärts, bis die Klinke w, die
inzwischen schon durch die Aussparungen der unter der Laufschiene angeschraubten
Gußeisenleiste, in die sie zuerst durch die Feder hineingedrückt wird, nach rechts
herumgeschlagen ist, in den flacheren Schlitz der Leiste eingreift. Die Katze bleibt
stehen, und die Klaue v wird in die großen Aussparungen
hineingedrückt; dadurch kommt die Hebelverbindung wieder in die Lage der Fig. 3 und
die jetzt freie Last kann sich senken. Gleichzeitig schlägt der in zwei gegenüber
liegenden Quadranten vertiefte Rand der losen Rolle von rückwärts kommend die Klinke
k nach rechts in die gestrichelte Stellung
herum.
Textabbildung Bd. 322, S. 563
Fig. 8.Speicher mit fahrbaren Verladern und festliegenden
Laufschienen.
Hat nun der Kübel die Auskipptiefe erreicht, so wird das Seil wieder angezogen. Dabei
stößt die erste zurückkommende Aussparung des Rollenkreuzes gegen die Klinke k und drückt den sie tragenden Hebel nach links herum,
so daß sich das Stück m anhebt, an dem das den Haken
c
lüftende
Kettenstück angreift. Dadurch wird in dem Tragrahmen des Kübels die Falle b angehoben und so durch einen zweiten Kettenzug die
Klinke a ausgelöst, wodurch der Kübel umkippt.
Der weitere Transport zur Beladestelle zurück vollzieht sich in derselben Weise wie
die beschriebene Förderung bis zur Entladung.
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Fig. 9.Speicher mit feststehenden Verladern.
Textabbildung Bd. 322, S. 564
Fig. 10.
Wie schon oben erwähnt wurde, muß die Rückbewegung bei flach oder gar nicht geneigter
Fahrbahn durch ein Gegengewicht bewirkt werden. Das eigentliche Zugseil ist dann
ganz lose und wird von der Winde nur ausgegeben. Damit es nun nicht zu weit
durchhängt, werden ein oder mehrere Seiltragrollen angeordnet, deren Lagerung und
Befestigung an der Tragschiene Fig. 5
veranschaulicht. An der Laufkatze befinden sich zwei vorn und hinten spitz
zusammenlaufende Flacheisenschienen, die zwei Backen der Tragrollenlagerung
auseinanderdrücken und so den Weg für die Katze frei machen; sofort nach ihrem
Vorübergang schließen die Zugfedern wieder die Backen und bringen die Tragrollen an
ihren Platz.
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Fig. 11.Weitauskragender Verlader für Woolwich.
Die Winden zur Bewegung des Zugseils sind äußerst einfach. Fig. 6 zeigt eine solche mit elektrischem Antrieb durch Vermittlung einer
Stirnradübersetzung. Das Festhalten der Last wird von einer Bandbremse bewirkt, die
durch einen Fußtritt angezogen werden kann. Die Hubgeschwindigkeit beträgt je nach
der Größe der zu hebenden Last 1,25–2 m/sek., die Transportgeschwindigkeit
gewöhnlich das 2 ½ – 3 ⅓ fache hiervon, was bei elektrischem Antrieb durch
Verwendung eines Hauptstrommotors vollkommen selbsttätig erreicht wird. Auch
bei Dampfbetrieb geschieht die Geschwindigkeitsänderung selbsttätig, dadurch daß die
ohne Regulator arbeitende Maschine bei verringertem Widerstand entsprechend
schneller läuft.
Der eine der vorn sichtbaren Handhebel bewirkt die Ein- und Ausrückung der mit der
Bremsscheibe verbundenen Reibungskupplung, die die lose auf der Welle sitzende
Seiltrommel mit ihr kuppelt, so daß das Ausgeben des Seiles ohne Mitwirkung des
Antriebsmotors erfolgt. Der zweite Hebel rückt in ähnlicher Weise das Wendegetriebe
ein, das von der verlängerten Motorwelle aus zur Fortbewegung des ganzen Verladers
dient.
Fig. 7 gibt die Ansicht einer derartigen Winde von
der Gegenseite aus. Es ist hier noch eine zweite Trommel angeordnet, die durch ein
Schneckengetriebe von der Verschiebungswelle aus bewegt wird; sie wird benutzt zum
Aufwinden des vorderen Teiles der Laufschiene, damit der Verlader bei der seitlichen
Verschiebung an den Masten des Schiffes
vorbeigeführt werden kann (vergl. Fig. 8).
Die in Fig. 8 dargestellte Anlage – sie ist für den
Hafen Delagoabai geliefert worden – besitzt vier derartige verschiebbare Verlader,
die stets so eingestellt werden, daß sie sich an je eine der 36 Fortsetzungen der
Laufschienen anschließen, welche die drei Schuppen parallel zu einander durchqueren
und gegebenenfalls das Gut sogleich in einen Eisenbahnzug jenseits dieser Schuppen
zu schaffen gestatten.
Für Lagerspeicher, die dicht am Wasser liegen, hat man die Temperley – Verlader gänzlich fest angeordnet. Fig. 9 u. 10 zeigen einen solchen
Speicher mit vier festen Verladern, deren Transportwinde elektrisch angetrieben wird, während die zum
Anheben des Auslegers von Hand betätigt wird. An der Vorderwand des Speichers
befindet sich noch das Gerüst für den gewichtsbelasteten Flaschenzug, der die
Zurückbewegung der Laufkatze bewirkt.
Textabbildung Bd. 322, S. 565
Fig. 12.Ansicht der Verlader in Woolwich.
Eine ähnliche Anlage ist auch für das Arsenal in Woolwich ausgeführt worden, das
13 m hinter der Kaimauer liegt. Entsprechend der großen Ausladung ist hier eine
besondere Tragkonstruktion für den Ausleger erforderlich geworden, die die Fig. 11 u. 12
deutlich erkennen lassen.
(Schluß folgt.)