Titel: | Zeitschriftenschau. |
Autor: | Ky. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 541 |
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Zeitschriftenschau.
Zeitschriftenschau.
Eisenbahnwesen.
Güterzugsbremse. Mit dem zunehmenden
Güterverkehr der Eisenbahnen macht sich das Bedürfnis für eine raschere Beförderung
der Güterzüge geltend, wobei es notwendig wird, auch für diese Züge eine
durchgehende Bremse einzuführen, wie für Schnell- und Personenzüge. Hier ist jedoch
die Lösung der Aufgabe eine viel schwierigere, weil Züge von großer Länge in
Betracht kommen. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, bei Hauptbahnen mit
durchgehendem internationalem Güterverkehr ein einheitliches Bremssystem zu
finden.
Versuche mit durchgehenden Güterzugsbremsen verschiedener Systeme
haben in mehreren Ländern bereits stattgefunden, deren Ergebnisse haben aber bis
jetzt noch nicht befriedigt. In letzter Zeit hat die österreichische Staatsbahn mit
automatischer Vakuum-Güterzugsbremse Versuche angestellt an einem Güterzug aus 70
Kohlenwagen mit 20 t Ladefähigkeit und fünf als Beobachtungswagen dienenden
Personenwagen. Um die Verwendbarkeit der Bremse als gute Regulierbremse zum
Abwärtsfahren langer und starker Steigungen nachzuweisen, hat diese Bahnverwaltung
den gleichen Versuchszug am Arlberg auf der Strecke Langen-Bludenz mit etwa 30 ‰
Steigung zu Versuchsfahrten verwendet. Der Versuchszug bestand hier aus einer 5/5 gekuppelten
Lokomotive (Bauart Gölsdorf) und den erwähnten 70
Wagen. Von den 150 Achsen waren 58 beladen, 92 unbeladen. Das Zuggewicht mit
Lokomotive und Tender betrug 1202 t, die Länge des Zuges 797 m. Bergauf mußte der
Zug in vier Abteilungen gefahren werden.
An Meßgeräten führten mit sich die Lokomotive sowie die im Zug
verteilten Beobachtungswagen je ein Telephon. Der Schlußwagen einen
Geschwindigkeitsmesser, einen Bremswegmesser, drei Vakuummeter und einen
Schreibapparat für die Aufzeichnung der Druckdiagramme. Die Versuche erstreckten
sich auf Regulier-, Betriebs- und Schnellbremsungen bei verschiedener
Geschwindigkeit. Die Bremse erwies sich dabei als gute Regulierbremse und auch als
verlässige Schnellbremse. Bei dem 797 m langen Zug hob sich das Schnellbremsventil
des letzten Wagens schon 2 6/32 Sekunden nach Betätigung der Bremse durch den
Lokomotivführer, was der großen Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Bremswirkung von
364 m/sek. entspricht.
Diese Versuche mit der neuen Vakuumgüterzugbremse am Arlberg sind
sicherlich sehr wertvoll für die Entwicklung dieser Bremsart. Es ist zu hoffen, daß
sie die noch offene Frage ihrer allgemeinen Einführung mächtig fördern werden, wenn
auch die Entscheidung darüber, ob Luftsauge- oder Luftdruckbremse, noch nicht
getroffen werden kann. (Schweizer Bauzeitung 1907, Bd. 50, S. 25–26.)
W.
Eisenbeton.
Betonmast. Die bis jetzt
gebräuchlichen Masten aus armiertem Beton werden von Hand hergestellt, was
einerseits die Massenfabrikation mit geringer Arbeiterzahl ausschließt, während
andererseits die Handarbeit es beinahe unmöglich macht, das Material unter immer
gleichbleibendem Druck auf einen Kern so aufzustampfen, wie dies etwa maschinell
möglich wäre. Größere Festigkeit muß dann durch größeres Gewicht erreicht werden,
was größere Erstellungskosten und andere Nachteile mitbringt.
Hans Siegwart hat eine
Zementmastenkonstruktion angegeben, die fabrikationsmäßig erzeugt werden kann.
Sein Mast ist ein Hohlmast mit Eiseneinlagen, dessen Wandstärke nach der
Betriebsbelastung und Höhe zwischen 2,5 und 5 cm schwankt; er ist hauptsächlich als
Leitungsmast für elektrische Straßenbahnen gedacht. Die Längsarmierung wird durch in
gleichen Abständen angeordnete Rundstäbe gebildet, die durch eine fortlaufende
Spirale faßartig zusammengehalten werden. Durch in gewissen Abständen angebrachte
Querverbindungen wird erreicht, daß der gegenseitige Abstand der Längsstäbe dauernd
beibehalten bleibt. Die Zementmasse wird in Form eines endlosen Bandes auf die
Armierung aufgetragen. Hierdurch wird die maschinelle Herstellung ermöglicht und die
Auftragung kann unter sehr hohem Druck erfolgen. Die Zementmasse wird durch einen
gerüttelten Fülltrichter in das Auftragorgan gebracht, welches aus einer nach Art
der Gallschen Kette gebildeten und bewegten
Gliederrinne besteht, deren Boden durch das Arbeitsband gebildet wird. Letzteres ist
endlos und läuft von der Rinne über den Mast nach einer Spannrolle und von dieser
zurück auf die Rinne. Der von der Spannrolle ausgeübte Zug kann mittels Schraube,
Hebelgestänge und Gegengewicht auf 1000 kg und mehr gesteigert und andauernd gleich
erhalten werden. Der Gegendruck wird von einer einstellbaren Druckwalze aufgenommen,
welche den Mast unterstützt. Der Antrieb erfolgt durch einen Elektromotor.
Ein konisches Eisenrohr, welches der Länge nach aufgeschlitzt ist
und durch ein eingeschobenes Paßstück auf dem verlangten Durchmesser erhalten wird,
bildet den Arbeitskern. Nach Beendigung des Arbeitsvorganges wird das Paßstück
ausgelöst, worauf der Kern leicht entfernt werden kann.
Die Maschine zum Auftragen der Zementmasse ruht auf einem Wagen,
der sich auf einem unterhalb des Kernes liegenden Gleise entsprechend der
fortschreitenden Materialauftragung zwangläufig weiterbewegt. Das Materialband ist
entsprechend der Spiralwicklung unter einem je nach dem Mastdurchmesser sich
ändernden Winkel versetzt. Die ursprünglich rechteckige Querschnittsform des
Materialbandes wird nach der Auftragung in eine meißelförmige umgewandelt, um einen
innigen Anschluß der aufeinander folgenden Wicklungen zu erzielen. Gleichzeitig mit
dem Materialband wird eine Drahtwicklung als äußere Armatur aufgebracht. Außerdem
wird eine aus Faserstoff gewobene Hülle spiralförmig aufgewickelt, welche bis nach
Beendigung des Erhärtungsprozesses auf dem Mäste verbleibt, um den Zement zur
Erzielung besserer Bindung lange feucht zu erhalten. Nach vollendetem Arbeitsprozeß
wird der Mast mit dem Kern auf den Lagerplatz gebracht und hier der Kern
herausgezogen.
Ueber einen Versuch, bei dem der Fuß des Mastes eingeklemmt und der
Zug am Kopfe senkrecht zur Achse des Mastes ausgeübt wurde, werden folgende Angaben
gemacht. Totale Mastlänge 7,25 m, Mastdurchm. an der Einspannstelle 430 mm, Durchm.
am Mastkopfe 270 mm, freie Mastlänge bezw. Hebelarm des Zuges 6 m, Wandstärke 30 mm,
Armatur 33 Flußeisenrundstäbe von 7 mm Durchm. (122 qmm), zulässiger Horizontalzug
236 kg. Der Bruch erfolgte bei 1300 kg durch Ueberwindung der Betonfestigkeit und
Ausknickung der Armatur. Der Versuch ergab unter Zugrundelegung einer
Betondruckspannung von 30 kg/qcm und einer Eisenzugspannung von 1200 kg/qcm eine
etwa 5,5 fache Sicherheit. (Der Eisenkonstrukteur 1907, S. 128 – 131.)
Ky.
Festigkeitslehre.
Maß der Bruchgefahr. (Girtler.) Die Beantwortung der Frage, was als Maß der
Beanspruchung technischer Konstruktionen zu gelten habe, ist nach dem heutigen
Stande der technischen Wissenschaften ziemlich unbefriedigend. Dies hat nach Girtler seinen Hauptgrund darin, daß bei den für die
Lösung dieses Problems angestellten Versuchen viel zu wenig auf die Uebereinstimmung
der durch die Elastizitätstheorie gegebenen Voraussetzungen über die Konstitution
der Materie mit den wirklichen Verhältnissen Rücksicht genommen wird. Der Verfasser
weist auch ausdrücklich auf die Schwierigkeiten hin, einen theoretisch
vorausgesetzten Belastungszustand tatsächlich herzustellen. Er behandelt folgende
Aufgabe: ein elastisch isotroper Kreiszylinder werde zwischen zwei Druckplatten
derart gepreßt, daß der Druck gleichmäßig übertragen und die auf die Basisflächen
auftretende Reibung berücksichtigt wird. Diese Reibung ergibt sich im Laufe der
Rechnung als Intregal der Schubspannungen über die Basen und erweist sich dem Druck
nicht proportional. Girtler ermittelt hierauf die Flächen gleichen Potentials oder gleicher
Deformationsarbeit und findet, daß dieselben gegen die Basen des Zylinders zu
annähernd aus Kegelflächen, gegen die Mitte derselben aber beiläufig Zylinderflächen
sind. Es wird auf den Kickschen Kegel verwiesen. Aus
den bei Versuchen mit Glaszylindern aus optischem Jenenser Glas auftretenden
Sprungfiguren wird geschlossen, daß als Maß der Beanspruchung das Potential der
Spannungskräfte zu betrachten sei. Dieses Material wurde gewählt, weil es am ehesten
bis nahe zum Bruche die Voraussetzungen der Elastizitätstheorie erfüllt.
(Sitzungsberichte d. Kaiserl. Akademie d. Wissenschaften in Wien, math. naturw.
Klasse, Bd. CXVI, Abt. II a, März 1907.)
A. L.
Lokomotivbau.
Amerikanische Lokomotiven. Die Pennsylvania Railroad Company stellt zurzeit
Versuchsfahrten an mit neuen 3/6 gekuppelten Schnellzugslokomotiven, die Züge
fahren sollen, für die bis jetzt zwei Lokomotiven notwendig waren, oder die in zwei
Abteilungen gefahren werden mußten, d.h. Wagenzüge, bestehend aus 8, meist aber 10 –
12 Pulmann-Wagen. Das Dienstgewicht einer solchen
Lokomotive mit Wasser im Kessel ist 134 t, der vierachsige Tender mit 10 t Kohlen
und 6,5 cbm Wasser wiegt 65 t. Die Triebräder haben 2035 mm Durchm. Die
Dampfzylinder besitzen Walschaert-Steuerung mit
Kolbenschiebern von 400 mm Durchm. Die Maximalzugkraft beträgt 15500 kg.
Folgende Tabelle gibt die Hauptabmessungen der ersten Lokomotive
„John Bull“ und dieser neuesten Schnellzugslokomotive der Pennsylvania Railroad.
John Bull
Pacific Type
Jahr
1831
1907
Gewicht t
10
134
Kesseldurchmesser m
1,07
2,02
Gesamte Heizfläche qm
23,1
402
Zylinderdurchmesser mm
228
610
Hub mm
500
600
Zylinderinhalt l
36
372
Die Lokomotive „John Bull“, welche sich jetzt im
Nationalmuseum zu Washington befindet, wurde 1830 in England von Stephenson & Comp.,
Newcastle, erbaut. Sie hatte vier gekuppelte Räder von 1370 mm Durchm. mit
Holzspeichen und gußeisernen Radkränzen. Die Lokomotive wurde mit Holz geheizt. Da
die damalige Eisenbahnlinie sehr starke Krümmungen besaß, so mußten an der
Lokomotive die Kuppelstangen entfernt und die Führungsachse mit 40 mm seitlichem
Spiel versehen werden. Die hölzernen Räder wurden durch gußeiserne ersetzt. Ein
neuer Tender mit einem Sitz nach rückwärts, für den Zugführer, der auch die
Bremse bediente, wurde gebaut und der Dampfkessel mit Holz umkleidet.
Die Lokomotive befand sich auch auf der Weltausstellung zu Chicago
1893. Von New York fuhr sie unter Dampf die 1450 km lange Strecke zur Ausstellung in
fünf Tagen. Auf dem Ausstellungsgebiet beförderte sie dann etwa 50000 Reisende und
fuhr nach Schluß der Ausstellung wieder unter Dampf von Chicago nach Washington
zurück, wo die nun 62 Jahre alte Lokomotive entgiltig im Nationalmuseum aufgestellt
ist.. (Scientific American 1907, S. 528 – 530.)
W.
Technische Chemie.
Anodische Störungen bei der
Schmelzflußelektrolyse. (Arndt und Willner.) Elektrolysiert man in einem Porzellan- oder
Schamottetiegel geschmolzenes Chlorstrontium oder Chlorbarium mit einer Kohlenanode,
so schnellt nach kurzer Zeit der Badwiderstand so hoch, daß 30–60 Volt nötig werden,
um nur einen mäßig starken Strom durch die Schmelze zu treiben, während vorher 6–10
Volt genügten, um mit 20–40 Ampere zu elektrolysieren. Beim Hochschnellen der
Badspannung umkleidet sich die Kohle mit einem bläulichen Lichtkranz und die
Chlorentwickelung setzt aus; die Schmelze gerät in heftige Bewegung und die
Elektrolyse muß unterbrochen werden. Durch Bewegen der Anode gelang es oft, die
abnorme Badspannung vorübergehend zu beseitigen; zugleich verschwand der Lichtkranz
und die Chlorentwickelung begann wieder. Beim Chlorcalcium blieb diese Störung in
der Regel aus. Diese merkwürdige Erscheinung ist schon z.B. bei der
Aluminiumdarstellung beobachtet und durch eine isolierende Gasschicht erklärt
worden, die sich zwischen Anode und Schmelze bildet.
Durch planmäßige Untersuchung aller der möglichen Ursachen ergab
sich, daß kleine Mengen von Kieselsäure Schuld waren,
die durch den Strom an der Kohlenanode abgeschieden wurden; hinter der dünnen
Kieselsäurehaut bildet sich, wie hinter einer Mauer, die isolierende Gasschicht,
welche der Strom in zahlreichen winzigen Lichtbögen durchsetzt
Die Kieselsäure war durch die während der Elektrolyse alkalisch
gewordene Schmelze aus der Tiegelwand aufgenommen worden. In kieselsäurefreien
Gefäßen, z.B. in einem (von außen gekühlten) Eisentiegel, blieb die Störung aus.
Umgekehrt konnte die Störung in geschmolzenem Chlorcalcium
willkürlich vorübergehend hervorgerufen werden, indem man Kieselsäure in die
Schmelze eintrug.
Die oben erwähnte Tatsache, daß bei Barium und Strontium die
Störung auftritt, dagegen bei Calciumchlorid in der Regel nicht, beruht darauf, daß
in geschmolzenem Chlorcalcium sich erhebliche Mengen (etwa 4 v. H.) Kieselsäure
lösen, während die beiden andern Schmelzen nur wenig und sehr langsam davon
aufnehmen. So kann im zweiten Falle viel leichter eine Kieselsäurehaut bestehen
bleiben. Dazu kommt noch, daß die stärkeren Alkalien Barium und Strontium den Tiegel
weiten ergischer angreifen, also sich viel mehr mit Silikat verunreinigen.
Nach Beseitigung der Störung gelang es den Verfassern,
Strontiummetall in kompakten Stücken an der Kathode abzuscheiden.
Unter Umständen kann auch Eisenoxyd ähnliche Störungen an der Anode
verursachen. (Bericht d. Deutschen ehem. Ges. 1907, S. 3025–3029.)
A.
Eisen-Nickel-Akkumulatoren. (F. Förster.) Im Gegensatz zu Zedner (vergl. D. p. J., 321, S. 189) nimmt Förster an, daß sich bei der Ladung an der Nickelanode
des Jungner-Edison-Sammlers Ni O2 bildet, was schon Edison behauptet hat, und zwar nimmt Förster
an, daß eine feste Lösung von Ni O2 in Ni2 O3 entsteht. Bei
der Entladung wird zunächst bei rasch fallender Spannung das Ni O2 reduziert, dann bleibt die Spannung lange Zeit
konstant, entsprechend dem Potential von Ni2O3; dann fällt die Spannung plötzlich um 0,55 Volt
und bleibt wieder einige Zeit stehen, entsprechend einem zwischen Ni2
O3 und NiO liegenden Oxyde.
Ueberläßt man eine geladene Nickelanode der Ruhe, so verliert sie
in den ersten 24 Stunden etwa 10 v. H. ihrer Ladung: Ni O2 zersetzt sich freiwillig unter Sauerstoffentwickelung.
Durch langes Laden mit größerer Stromdichte kann man die Kapazität
des Sammlers erheblich erhöhen, aber auf Kosten des Nutzeffektes. (Z. f.
Elektrochemie 1907, S. 414–434.)
A.
Bildung des Erdöls. (G. Kraemer.) Kraemer nimmt
an, daß das Petroleum aus Algen entstanden ist, deren
Reste sich in Torfmooren im Verlauf von vielen tausend
Jahren angehäuft haben. Aus dem Wachs, das diese Algen
enthalten, soll unter hohem Druck das Erdöl abgespalten und nach der Erdoberfläche
gedrückt worden sein. Kraemer weist nach, daß die
Erdöle des hannoverschen Petroleumgebietes einige Prozent wachsartiger Ester
enthalten und daß auch das galizische Erdöl noch Wachs enthält.
Durch die Schichten, welche das Erdöl beim Aufstieg aus der Tiefe
durchdringt, werden zähflüssige, asphaltartige Bestandteile zurückgehalten, so z.B.
in Montecchino, wo dünnes wasserhelles Oel zu Tage
tritt. (Chemikerzeitung 1907, S. 675 bis 677.)
A.
Reduktion von Kadmiumoxyd durch
Kohle. (Doeltz und Graumann.) 0,2 g
Kadmiumoxyd wurden im Schiffchen mit 0,03 g Zuckerkohle überdeckt (in einigen Fällen
gemengt). Bei 600° nahm das Gewicht des Kadmiumoxyds in einer halben Stunde um 0,1
v. H., bei 700° um 1 v. H. ab. Der Gewichtsverlust durch Sublimation liegt bei 700° noch an der Grenze der Versuchsfehler.
(Metallurgie 1907, S. 419.)
A.
Reduktion von Bleioxyd, Kupferoxyd,
Zinndioxyd durch Kohle. (Doeltz und Graumann.)
Die Reduktion von Bleioxyd begann etwa bei 540° (kleine Bleikügelchen waren mit der
Lupe zu erkennen). Bis etwa 500° herab ließ sich die Reduktion von Kupferoxyd
nachweisen. Dagegen wurde Zinnoxyd (Zinnstein) erst eben über 800° schwach
reduziert. (Metallurgie 1907, S. 420.)
A.
Kupferbessemerreaktionen. (Doeltz und Graumann.) Kupfersulfür und Kupferoxydul
wurden gemengt und im Schiffchen erhitzt. Die nach der Gleichung Cu2 S + 2 Cu2 O = S
O2 + 6 Cu entweichende schweflige Säure wurde
durch Stickstoff verdrängt und titrimetrisch gemessen. Fig. 1 zeigt, wie die in einer Stunde entwickelte Menge Schwefeldioxyd
(in Hundertstel der gesamten möglichen Menge SO2)
mit der Temperatur ansteigt.
Textabbildung Bd. 322, S. 542
Fig. 1.
Mit Kupferoxyd und Kupfersulfür wurde eine ähnliche Kurve erhalten.
(Metallurgie 1907, S. 421.)
A.
Schmelzpunkt der Bleiglätte. (Doeltz und Mostowitsch.)
Bleioxyd, das weniger als 1 v. H. Verunreinigungen (Kieselsäure und Eisen)
enthielt, wurde in einem Platingefäß geschmolzen. Der Erstarrungspunkt wurde nach
der Tiegelmethode mit dem Le Chatelier-Pyrometer,
dessen Lötstelle nackt in die Schmelze tauchte, zu 906°
gefunden. Etwa die gleiche Temperatur ergab sich auch bei optischer
Temperaturmessung mit dem Wannerpyrometer.
Gepulvertes Bleioxyd sintert schon bei 850° zu einem festen
Klumpen, weil es bei dieser unterhalb seines Schmelzpunktes liegenden Temperatur
stark sublimiert. Auch Zinkoxyd, Kadmiumoxyd und Bleisulfid sind unterhalb ihrer
Schmelzpunkte flüchtig. (Metallurgie 1907, S. 289.)
A.
Reduktion von Zinkoxyd durch Kohle.
(Doeltz u. Graumann).
Erhitzt man ein Gemisch von Zinkoxyd und Zuckerkohle im Heraeus-Ofen, so verliert das Zinkoxyd erst bei 900° merklich an Gewicht.
Leitet man über das Gemisch einen langsamen Stickstoffstrom, so läßt sich im
austretenden Gase schon bei 800° Kohlensäure nachweisen. Bei 900° wurden i. d.
Stunde etwa 7 v. H., bei 1000° gegen 20 v. H. des Zinkoxyds reduziert.
Als Kohlenoxyd über Zinkoxyd geleitet wurde, nahm schon bei 700°
das Zinkoxyd in einer Stunde um 14 v. H. seines Gewichtes ab. (Metallurgie 1907,
Heft 10, S. 290.)
A.
Wasserkraftanlagen.
Wellenberuhigung ohne Hafendämme.
(Prof. Koppen.) Als besonders wirksames Mittel zur
Wellenberuhigung wird die Anwendung von Seifenwasser empfohlen, das wegen seiner
geringeren Oberflächenspannung (2,5 gegen 3,3 bei Rüböl) sowie wegen seiner
verschwindend geringen Grenzspannung gegen Wasser zu diesem Zweck besonders geeignet
ist. Als Ursache der glättenden Wirkung wird Verringerung der Oberflächenspannung
angegeben, die bei Wasser = 8 ist. Dadurch sollen die wellenbildenden
Oberflächenteilchen des Wassers eine mehr gleichmäßige Rollbewegung annehmen und die
Wellenkämme abgerundet und an der Brechung verhindert werden. Gleiche Wirkung haben
schwimmende Wellenbrecher, die gewissermaßen als Molen mit schwimmendem Unterbau
anzusehen sind. Diese sollen die regelmäßige Folge der Schwankungen, durch die eine
Wellenbewegung entsteht, unterbrechen. Solche Wellenbrecher, in der Form von
schwimmenden Netzen bereits 1860 empfohlen und 1893 in Frankreich ausgeführt, sollen
besonders zum vorübergehenden Schutz von Hafenarbeiten, Lösch- und Ladearbeiten usw.
dienen. Der Verfasser schlägt 20–30 m breite Schwimmkörper vor, von denen zwei
Reihen vor der zu schützenden Küstenstrecke fest verankert werden sollen. Der äußere
wird durch eine Reihe dreieckiger, mittels Drahtseil miteinander verbundener Flöße
gebildet, der innere von eisernen Kästen getragen und mit ölgefüllten Ventiltonnen
versehen. Die Kosten solcher schwimmenden Wellenbrecher sollen etwa ⅙ von denen
eines festen Dammes, wo ein solcher überhaupt ausführbar, betragen. (Zentralblatt
der Bauverw. 1907, S. 333–335.)
S.
Dücker der Entwässerungsanlagen von
Kopenhagen, (de Bruyn.) Beim Umbau der
Entwässerung von Kopenhagen handelte es sich darum, die bisher in den Hafen
geleiteten Abwässer teilweise tief in den Sund hinein, teilweise nach der Insel
Amager hinüberzuführen, die von Kopenhagen durch ein Hafenbecken getrennt ist. Zu
diesem Zweck mußten die Abwässer durch zwei Dücker unter dem Hafen hindurch geleitet
werden, der an dieser Stelle etwa 164 m Breite zwischen den Bollwerken hat. Der
Dücker mußte so tief gelegt werden, daß eine spätere Vertiefung des Hafens auf 8,2 m
möglich ist; er besteht aus zwei Röhren von 1,20 m und 0,75 m Weite. Die Dückerrohre
wurden aus doppelwandigem Stahlrohr hergestellt, der Zwischenraum leer gepumpt und
mit Zementmörtel ausgegossen. Die Rohre wurden auf einer Art Helling hergestellt und
wie ein Schiff von Stapel gelassen; mit Hilfe einer großen Zahl leerer
Petroleumtonnen, die auf der ganzen Rohrlänge verteilt waren und zweier die
Röhrenden tragender Prahme wurden die Rohre an die Verlegungsstelle bugsiert. Dort war eine Rinne
durch Baggerung und Sprengung ausgetieft worden, in welche die Rohre versenkt
wurden, indem man in den Zwischenraum der Wandungen Wasser einpumpte. Nach Verlegung
des Dückers wurde die Rinne mit Sand gefüllt und die Rohre zum Schutz gegen
schleifende Anker mit einer 30 cm starken Betonlage bedeckt. Durch Vorversuche wurde
festgestellt, daß der zum Ausgießen des Hohlraumes zu verwendende Zementmörtel nicht
unter 30 v. H. Wasser haben dürfte, um genügend flüssig zu bleiben, und daß außerdem
für Entweichen der Luft gesorgt werden mußte, die sonst im oberen Scheitel des
Ausgusses Blasen und poröse Stellen verursachte. Daher wurden alle 10 m Dückerlänge
auf den Dücker 8 m weite Luftrohre aufgesetzt. Zum Mörtelgusse wurde Sandzement 1 :
1 benutzt, der durch Vermählen von Sand und Zement in gleicher Mischung hergestellt
wird. An dem einen etwas überhöhten Ende des Dückers wurde ein langer Mörtelbehälter
erbaut, der die ganze zum Ausgießen erforderliche Mörtelmasse fassen konnte und
durch vier von sieben Lokomobilen angetriebene Mischtrommeln von 5,3 m Durchm. mit
Material versorgt wurde. Der Guß war in 1 ½ Stunden vollendet, es wurden im Ganzen
1600 Sack Sandzement (136000 kg) gebraucht, die Wirkung der Luftrohre war
vorzüglich, da aus ihnen die vorhandene Luft, außerdem Schlamm und Wasser
hochgetrieben wurde. (Zentralblatt der Bauverw. 1907, S. 274 bis 276.)
S.
Wasserkraft - Elektrizitätswerk der
Spokane and Inland Empire Railway. (Cole.) Das
seit August 1906 im Bau befindliche Kraftwerk nutzt ein Gefälle von etwa 18 m Höhe
aus, das durch Abschluß des tief einschneidenden Tales des Spokane River gewonnen
wird. An der Stelle, wo der Staudamm errichtet wird, ist das Tal nur etwa 75 m
breit, und da durchschnittlich 170 cbm i. d. Sekunde verfügbar sind, so wird durch
den Damm ein Wasserbecken von 7,2 km Länge aufgestaut. Die vorhandene Wassermenge
reicht zur Erzeugung von insgesamt 15000 KW aus, doch sollen im vorläufigen Ausbau
nur zwei Maschinengruppen von je 3750 KW Leistung aufgestellt werden, die aus Westinghouse-Drehstromdynamos für 2300 Volt Spannung
und 6000 pferdigen wagerechten Turbinen der Holyoke Machine
Co. in Holyoke, Mass. bestehen. Jede Dynamomaschine erhält ihren eigenen
3750 KW-Drehstromumformer, durch den die Spannung für die 14,5 km Fernleitung nach
Spokane, Wash, auf 60000 Volt erhöht wird. Der Strom wird u.a. auch zum Betrieb
eines etwa 320 km langen Ueberland-Straßenbahnnetzes mit Normalspur im östlichen
Teile des Staates Washington ausgenutzt. Nach dem gegenwärtigen Stande der Arbeiten
ist die Inbetriebnahme etwa gegen Ende dieses Jahres zu erwarten. Am
bemerkenswertesten ist der eingeschlagene Vorgang beim Bau des Staudammes. Da das
etwa 38 m lange Maschinenhaus, wie üblich, an die Rückseite des Dammes angebaut
wurde, stellte man zunächst die zu diesem gehörende Hälfte des Dammes her, die unter
Wasser gegründet wurde. Als diese fertig war, leitete man die ganze Wassermasse
durch Oeffnungen unter dem Kraftwerk hindurch, so daß man die andere Hälfte des
Dammes bequem in abgedämmter Baugrube vollenden konnte. Diese Oeffnungen wurden
nachträglich verschlossen. (The Engineering Record, 20. Juli 1907, S. 72–73.)
H.
Wasserkraft-Elektrizitätswerk der
Vaucouver Power Company. Bei dieser Anlage, die bereits seit dem Dezember
1903 Strom liefert und seit Mitte 1905 vollkommen fertig gestellt ist, handelt es
sich um die Ausnutzung eines Sees von etwa 930 ha Fläche, der von den ihn
umschließenden hohen Bergen das ganze Jahr hindurch gespeist wird und im Verlaufe
von 13 Jahren nur an 15 Tagen eine Mindestwassermenge von 8,5 cbm i. d. Sekunde
geliefert hat. Dieser See, Coquitlam Lake genannt, ist durch einen 33,9 m langen und
4,2 m hohen Staudamm aus Holzgerüst mit Steinfüllung abgeschlossen worden und
sein Abfluß wird durch einen 3832 m langen viereckigen Tunnel, der eine 1200 m hohe
Bergkette durchschneidet, mit einem kleineren, etwa 9,6 m tiefer liegenden See, dem
Trout Lake, verbunden. Während der erste See als Staubecken dient, ist das zweite
Becken für den Ausgleich plötzlicher Wasserforderungen bestimmt. Auch der zweite See
ist durch eine Staumauer abgeschlossen, die 108,3 m lang und 16,2 m hoch ist und in
welcher die Enden der Druckleitung gelagert sind. Insgesamt sind hier zehn eiserne
Leitungen von 1374 und zwei von 610 mm Weite gelagert, die für sich durch Schieber
verschließbar sind, um eine weitgehende Regelung der Wasserentnahme zu ermöglichen.
Die genannten zehn weiten Rohre münden in die eigentliche Druckleitung des
Kraftwerkes, die 540 m lang ist und im oberen Teil aus Holz, im unteren aus
genieteten Stahlblechrohren von allmählich bis auf 1066 mm abnehmender Weite und
10,3 mm Wandstärke besteht. An die 610 mm weiten Rohre schließen sich vollständig
aus Blech hergestellte Leitungen, die zum Speisen der Erregerturbinen bestimmt sind.
In dem Kraftwerk, das bis auf 40000 KW ausgebaut werden kann und dem ein nutzbares
Gefälle von 120 m zur Verfügung steht, sind vorläufig drei Westinghouse-Drehstromerzeuger von je 2200 KW Leistung aufgestellt, die
von je zwei Pelton-Wasserrädern angetrieben werden. Der
mit 2300 Volt Spannung erzeugte Strom wird auf 23000 Volt umgeformt und auf 25,6 km
Entfernung nach Vaucouver fortgeführt. (The Engineering Record 1907, S. 45–46.)
H.
Werkzeugmaschinen.
Lufthammer. Bei einer vielfach
verwendeten Bauart für Verbund-Lufthämmer läuft der Arbeitskolben in dem unteren der
beiden übereinander angeordneten Zylinder, während der obere Zylinder einen Kolben
von größerem Durchmesser enthält, welcher nur dazu dient, mit Hilfe der bei der
Schlagarbeit expandierten Luft den Hammer wieder zu heben. Der zwischen beide
Zylinder geschaltete Receiver wird dabei auf konstanten Druck gehalten (etwa 2 at),
indem man ihn mit der ersten Stufe des Luftkompressors in Verbindung setzt. Als
Nachteile dieser Ausführung gelten die unzugängliche Stopfbüchse zwischen beiden
Zylindern und die Zweiteilung des unteren Kolbens in der Längsrichtung, während
Kolbenstangenbrüche der großen Massenwirkung des oberen Kolbens zugeschrieben
werden.
Bei einer Reihe von Verbund-Lufthämmern, welche sich bei P. Pilkington in Bamber Bridge in Ausführung befinden,
ist nur ein Arbeitszylinder mit Differentialkolben angeordnet. Die Durchmesser des
Kolbens oben und unten verhalten sich wie 5 : 4. Die Hochdruckluft wird zum Heben
des Hammers in den unteren Ringraum gelassen und wird zum gewöhnlichen Schlagen beim
Niedergang des Kolbens in den oberen Zylinderraum übergeführt, wo er beim
Arbeitsgang fast bis auf den Atmosphärendruck expandiert. Für starke Schläge wird
Frischluft auch über den Kolben zugelassen, so viel wie nötig ist, um die Wirkung
der vorexpandierten Luft zu erhöhen. Bei der großen Länge des unteren Kolbenteils
mit kleinerem Durchmesser ist eine vorzügliche Führung möglich. Der Zylinder ist
dazu nach unten hin soweit in dem genannten kleineren Durchmesser verlängert, daß im
tiefsten Stand der Kolben fast über seine ganze Länge geführt ist. Bei kleineren
Ausführungen sitzt der Schieberkasten am oberen Ende des Zylinders und ist der
Luftkanal zum unteren Zylinderende im Zylinder eingegossen. Bei größeren Hämmern ist
der Rundschieber geteilt und nimmt der Schieberkasten die volle Länge des Zylinders
ein, so daß der Frischluftkanal kurz wird. Durch die beschriebene Bauart wird
gegenüber der alten Ausführungsform eine große Luftersparnis herbeigeführt. (The
Engineer 1907, Bd. II, S. 56–58.)
Ky.