Titel: | Ueber Preßluft-Ausrüstungen. |
Autor: | H. Grimmer |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 503 |
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Ueber Preßluft-Ausrüstungen.
Von Ingenieur H. Grimmer.
(Schluß von S. 490 d. Bd.)
Ueber Preßluft-Ausrüstungen.
Die Metallschlauchfabrik Pforzheim verwendet für
ihren Schlauch (s. Fig. 39)
Verschraubungen nach Fig. 55a u. 55b.
Fig.
55a zeigt die Befestigung mit Innenkonus, Fig. 55b dieselbe mit
Außenkonus und Ueberwurfmutter sowie Endschutzhülse. Bei Fig. 55a faßt der
vordere Teil der Kupplung A durch Ueberschrauben das
Schlauchende; durch die Ueberwurfmutter B wird die
Packung k festgepreßt und dadurch die Abdichtung
zwischen Schlauch und Verschraubung bewirkt. Bei Fig. 55b ist die
Ueberwurfmutter noch mit einer Fortsetzung versehen, in die die Endschutzhülse C aus starkem Metall-Schutzschlauch eingeschraubt
wird.
Textabbildung Bd. 322, S. 504
Fig. 55a und 55b.Verschraubungen der Metallschlauchfabrik
Pforzheim.
Textabbildung, Bd. 322, S. 504
Verschraubungen der Deutseben Waffen- und Munitionsfabriken Karlsruhe.
Diese Endschutzhülsen sind stets zu empfehlen, wenn die Schlauchenden viel bewegt
werden; denn sie verhüten zu kurzes Biegen und schließliches Knicken des
Schlauchendes.
Ist die Kupplung aufgebracht, so umwickelt man den Schlauch hinter derselben dicht
und fest mittalggeschmiertem Hanf auf eine Länge gleich dem Fassungsraum der
Ueberwurfmutter, spannt den vorderen Teil mit seinem Achtkant in einen Schraubstock
und zieht die Ueberwurfmutter fest.
Bei der Befestigung (Fig. 55b) muß zum
Zwecke des Einspannens der Innenkonus von Fig. 55a oder ein
passendes Rohrstück eingeschraubt und vermittels der Mutter D festgezogen werden.
Die biegsamen Metallrohre der „Deutsche Waffen- und
Munitionsfabriken Karlsruhe“ werden vorläufig nur in Längen bis zu
3,5 m angefertigt, weshalb es in den meisten Fällen notwendig wird, mehrere solcher
Stücke fest miteinander zu verbinden. Eine derartige Mittelverbindung für Rohre ohne
Umflechtung zeigt Fig. 56a, eine solche
für Rohre mit Umflechtung Fig. 56b, während die
Verbindung der nackten Rohre mit einer Lehmannschen
Kupplung in Fig.
57 dargestellt ist.
Die Verbindung des nackten bezw. mit Flachstahlgeflecht umhüllten Rohrs mit der Muffe
bezw. Kupplung erfolgt in der Weise, daß man beide Teile ineinander schiebt und mit
Weichlotkomposition vergießt.
Abweichend hiervon ist die Befestigungsart nach Fig. 58. Hierbei wird
das Rohr so weit in die mit entsprechendem Gewinde versehene Kupplungshälfte eingedreht, daß 2–2
l/2 Gänge
vorstehen, welche alsdann ausgeglüht und glatt geschlagen werden. Die hierdurch
entstehende Dichtungsfläche wird hart verlötet und eben gefeilt. Um zu kurzes
Abbiegen, Knicken oder Loslösen der nur an einem Ende befestigten, am andern Ende
dagegen frei beweglichen Rohre oder Schläuche zu vermeiden, empfiehlt es sich, den
Muffenteil der Endverbindung mit einer Außentülle nach Fig. 59 zu
versehen.
Nietwärmfeuer.
Ausgedehnte Verwendung findet die Preßluft zur Ausführung von Nietarbeiten. Die
höchste Leistung einer solchen mit Preßluft betriebenen Nietanlage hängt wesentlich
davon ab, ob den Nietmaschinen bezw. den Hand-Niethämmern die warmen Niete ebenso
rasch zugeführt werden, wie die Werkzeuge zu arbeiten imstande sind.
Textabbildung Bd. 322, S. 505
Fig. 60.
Textabbildung Bd. 322, S. 505
Fig. 61.
Textabbildung Bd. 322, S. 505
Fig. 62.
Textabbildung Bd. 322, S. 505
Fig. 63.
Textabbildung Bd. 322, S. 505
Fig. 64.Nietwärmöfen Ton Boye.
Die zu diesem Zwecke verwendeten Nietwärmöfen sollen neben ihrer Leistungsfähigkeit
einfach zu handhaben sein, mit geringem Verbrauch an Gebläseluft und Brennmaterial
arbeiten und ferner den bedienenden Arbeiter möglichst wenig durch die ausstrahlende
Wärme und austretendes Feuer belästigen bezw. in seiner Tätigkeit behindern. Das
Feuer selbst soll andauernd gleichmäßig und lebhaft brennen und sämtliche Niete
gleichmäßig erhitzen, ohne dieselben zu verbrennen.
Unter den Nietfeuern der Firma Brüder Boye-Berlin
ist das einfachste (Fig. 60) für schlackende Kohle
bestimmt. Es besteht aus einem auf leichtem Gestell befestigten und auf einer Seite
offenen runden Blechkasten, in dessen Rückseite die Düse eingesetzt ist.
Letztere (Fig. 61) besteht aus einem engen Rohr mit
Hahn, aus dem die Preßluft in das weitere und hinten offene Mundstück eintritt und
so gleichzeitig durch die hintere Oeffnung atmosphärische Luft mit ansaugt. Das
Mundstück ist zwecks Reinigung abschraubbar. Neben dem Hahn, der zum An- und
Abstellen der Preßluft dient, ist auf dem engen Rohr mittels Gewinde ein Schieber
verstellbar, welcher die Menge der angesaugten Luft und damit die Gesamtmenge des in
das Nietfeuer eintretenden Windes regelt.
Der aus der Düse austretende Luftstrom erzeugt eine lange Stichflamme, in welche die
Niete zum Anwärmen eingelegt werden. Durch die geringe Flächenausdehnung dieser
Flamme ist die Leistung dieses Nietfeuers eine sehr beschränkte.
Erheblich leistungsfähiger ist das Schalen - Nietfeuer derselben Firma (Fig. 62), bei dem die Preßluft aus der oben
beschriebenen Düse von unten in das Eßeisen (Fig.
63) eintritt. Durch die eigenartige Anordnung der Schlitze wird die Luft
strahlenförmig nach allein Seiten verteilt, wodurch eine große Heizfläche und damit
eine große Leistungsfähigkeit erzielt wird. Ferner entsteht dadurch ein überall
gleichmäßiges Feuer; es bildet sich keine Stichflamme, sämtliche Niete werden
gleichmäßig erwärmt, ihr Verbrennen wird verhütet.
Die allseitige Luftzuführung ergibt ziemlich rauchfreie Verbrennung und dadurch eine
Ersparnis an Brennstoff.
Die Kappe des Eßeisens, welche am meisten durch das Feuer zu leiden hat, ist
auswechselbar.
Da jeder Preßlufthammer ein leicht bewegliches leistungsfähiges Nietfeuer benötigt
und da außerdem eine Verringerung der von den Niethämmern benötigten Luftmenge im
Interesse der Betriebskosten erwünscht ist, so suchten Brüder Boye die von dem Nietfeuer ausgestrahlte und sonst unbenutzt
gelassene Wärme zu verwenden, und damit die zum Betriebe der Niethämmer Fig. 63. und des Nietfeuers erforderliche Preßluft
vorzuwärmen.
Zu diesem Zweck wird die letztere durch eine Rohrschlange (Fig. 64) um das Schalennietfeuer herumgeführt und auf etwa 100° erwärmt.
Von dieser angewärmten Luft wird ein Teil durch ein Röhrchen der Düse des
Nietfeuers, der größte Teil durch einen Schlauch dem Niethammer zugeführt.
Für kleinere Niete bis 16 mm Durchm. fertigt F. Ergang
in Magdeburg Wärmöfen an nach Fig. 65. Der
eigentliche Ofen mit unten befindlichen Arbeitslöchern ist bei A auf einem Dreifuß befestigt und mit einem
feststehenden, nach einer Seite offenen Blechmantel umgeben.
Die Füllung erfolgt durch die obere durch Blechdeckel verschließbare Oeffnung.
Der Ofen ist mit Schamottesteinen ausgemauert und besitzt keinen Rost.
In der Mitte des Ofens befindet sich die Luftdüse. Sie ist unten mit einem Hahn mit
Gasrohranschluß versehen, an den ein Schlauch oder eine bewegliche Leitung vom
Gebläse angeschlossen wird.
Das Einlegen der Niete, einzeln oder zu zweien, erfolgt durch die im drehbaren
Aufsatz befindlichen Löcher und zwar so, daß die Köpfe noch in der Oeffnung
aufliegen.
Durch mehr oder weniger tiefes Hineinschieben in das Feuer kann man jeden beliebigen
Grad der Erwärmung des ganzen Nietes oder auch nur des Schaftes erzielen und jeden Niet bequem
übersehen.
Zweckmäßiger in seiner Anordnung ist der Ofen nach Fig. 66 von der
gleichen Firma. Derselbe besteht aus einem ebenfalls mit hartgebrannten
Schamottesteinen ausgemauerten Schachtofen, welcher auf einem schmiedeeisernen
hohlen Säulengestell drehbar montiert ist.
In dem oberen Teil des Ofens befinden sich die Arbeitslöcher, durch welche die Niete
in den Ofen hineingesteckt werden. Auf etwa ¾ seines Umfanges ist der Ofen mit einem
feststehenden Blechmantel umgeben, das übrige freie Viertel dient als
Arbeitsöffnung.
Textabbildung Bd. 322, S. 506
Fig. 65 und 66.Nietwärmöfen von Ergang.
Im unteren Teil befindet sich der Rost, woran sich nach unten das hohle Säulengestell
anschließt.
Die Füllung geschieht am zweckmäßigsten mit Koks und zwar muß der Ofen bis wenigstens
an die Arbeitslöcher gefüllt sein. Am vorteilhaftesten ist es jedoch, den Ofen fast
ganz zu füllen.
Die Asche fällt durch den Rost auf ein darunter angebrachtes Blech und wird durch
eine im Gehäuse angebrachte Klappe entfernt. Zum Nachfüllen dient die im Deckel
befindliche, mit einem Schamottestöpsel versehene Mittelöffnung.
Die Gebläseluft wird durch einen Stutzen in das Säulengestell eingeführt.
Die Abdichtung zwischen dem Säulenständer und dem drehbaren Schachtofen erfolgt
durch eine Ledermembran.
Die Arbeitsweise ist die gleiche wie bei dem zuerst beschriebenen Ofen.
Bei dem feststehenden Ofen der Aerzener Maschinenfabrik
in Aerzen (Fig. 67), der von zwei Seiten zu bedienen
ist, tritt die Preß- oder Gebläseluft durch den Stutzen A in die hohle Säule B ein. Von hier gelangt
sie in die gußeiserne Düse C, welche sie durch zwei
breite Schlitze in der Richtung nach den Arbeitsöffnungen austreten läßt, wodurch
das Feuer gegen die eingehängten Niete zu am schärfsten angefacht wird.
Zum Einsetzen der Niete verschiedener Stärke dienen Schamottefutter D von entsprechendem Durchmesser, welche an ihren Enden
festgelegt werden können und mit der Rückseite in einer Sandschicht liegen.
Die Füllung mit Brennmaterial geschieht durch den mit Deckel zu verschließenden
Aufsatz E.
Zur Reinigung des ebenso wie der Aufsatz mit Schamotte ausgemauerten Feuerraumes G sind an beiden Arbeitsseiten Klappen F angebracht, welche das Herausnehmen der oberen
Schamottesteinschicht H ermöglichen.
Die Regelung der zum Betriebe erforderlichen Luftmenge erfolgt durch den Schieber J, während sich Aschenteile im unteren Teile des Rohres
B ansammeln, woraus sie durch den Schieber K entfernt werden.
Der Tisch L dient zur Aufnahme der Niete und
Werkzeuge.
Textabbildung Bd. 322, S. 507
Fig. 67.Nietwärmofen der Aerzener Maschinenfabrik.
Textabbildung Bd. 322, S. 507
Fig. 68.Nietwärmofen von Hannemann.
Eine ähnliche Konstruktion der Firma Gebr. Hannemann
& Co. in Düren zeigt Fig.
68. Diese Oefen arbeiten ebenfalls mit seitlichen Schlitzen, jedoch an
allen vier Seiten. Die Figur zeigt einen fahrbaren Ofen, welcher mittels
Schlauch oder Rohr an beliebig vorhandene Anschlußstellen der Windleitung
angeschlossen werden kann.
Anstatt der Schlitze zum Einlegen der Niete sind bei dem Ofen (Fig. 69) der „Preßluft-
Gesellschaft m. b. H. vorm. Franz Ant. Schmitz“ in Düsseldorf je
nach der Größe des Ofens an den vier Seiten mehr oder weniger Löcher neben- und
übereinander vorgesehen.
Textabbildung Bd. 322, S. 507
Fig. 69.Nietwärmofen von der Preßluft - G. m. b. H. vorm. Schmitz.
Der Ofen ist in dem Untersatz A drehbar angeordnet,
durch welchen auch vom Krümmer C aus die Gebläseluft
nach dem Feuerraum geleitet wird. Die Reinigung geschieht durch einen seitlich
angeordneten Schieber B.
Textabbildung Bd. 322, S. 507
Fig. 70.
Zum Schluß sei noch das Nietfeuer der „Aerzener
Maschinenfabrik“ in Aerzen (Fig.
70) erwähnt.
Dasselbe arbeitet mit zentralem Feuer und hat einen abnehmbaren bezw. einen um die
Zapfen a schwenkbar angeordneten und in senkrechter
Richtung verstellbaren Koksbehälter K, dessen Blechmantel mit Schamotte
ausgekleidet und oben luftdicht verschlossen ist.
Der untere Ofenteil aus Schmiedeeisen enthält einen verschließbaren Werkzeugraum W, während sich im mittleren Teil der Wind- und
Aschenraum A und oben die Winddüse D und die aus Schamottesteinen gebildete Feuerschüssel
F befinden.
Diese wird, wie auch angedeutet ist, sehr zweckmäßig aus Gußeisen mit Hohlräumen zur
Wasserkühlung ausgeführt, wobei die gleiche Wassermenge sich andauernd im Kreislauf
befindet.
Die Wasserkühlung ist deshalb vorzuziehen, weil hierbei ein Verschlacken bezw.
Anbrennen der Schlacke nicht eintreten kann. Der ringförmige Feuerraum G ist mit durchlochten oder durchbrochenen
Schamottesteinen, in welche die Schäfte der Niete eingelegt werden,
abgeschlossen und so eingerichtet, daß die Wärme auf das vorteilhafteste ausgenutzt
wird und der bedienende Arbeiter möglichst wenig durch Hitze zu leiden hat.
Die Niete liegen mit dem Kopf nach außen und nur mit dem Schaft in der Gashitze,
nicht im Brennmaterial, so daß sie wohl bis zur Weißglut erhitzt, aber nicht
verbrannt werden.
An Stelle der Schamottesegmente können auch gußeiserne geteilte und durchlochte Ringe
Verwendung finden.
Das Feuer ist mittels des am Ofen befindlichen Windabsperrschiebers zu regeln und von
allen Seiten zugänglich.
Wird der Ofen nicht voll ausgenutzt, so ist ein Teil der Feueröffnung mit Steinen
zuzusetzen und mit Lehm zu verschmieren, um nicht unnütz Wärme zu vergeuden.