Titel: | Zeitschriftenschau. |
Autor: | A. M. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 429 |
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Zeitschriftenschau.
Zeitschriftenschau.
Apparate.
Galvanometer. (Wertheim
Salomonson.) Das neue Instrument beruht auf Verwendung des von Einthoven angegebenen dünnen versilberten Quarzfadens,
der wie eine Saite senkrecht gespannt ist. Anstelle eines Magnetfeldes werden jedoch
entsprechend der Place sehen Anordnung zwei Metallfäden
zu beiden Seiten des Quarzfadens ausgespannt. Der mit einer mikrometrischen
Einrichtung zum Spannen des Quarzfadens versehene Fadenträger ist in einem kräftigen
auf der Grundplatte des Instrumentes befestigten Rahmen gelagert und kann
mikrometrisch nach vorn und hinten eingestellt werden. Die Metallfäden bestehen aus
Kupferdraht von 1 mm Durchm. und sind parallel zu senkrechten Hartgummistäben
ausgespannt, die auf mikrometrisch verstellbaren Schlitten befestigt sind. Ein
Mikroskop ist auf einer senkrechten, mikrometrisch nach der Seite verschiebbaren
Säule gelagert.
Zur Verwendung als Galvanometer wird bei der Messung schwacher
Ströme durch die Kupferdrähte ein Strom von 1 bis 20 Ampere und der zu messende
Strom durch den Quarzfaden geleitet; starke Ströme bis zu 40 Ampere werden durch die
Kupferdrähte und in diesem Falle durch den Quarzfaden ein schwacher Strom bekannter
Intensität geleitet. Zur Verwendung als Elektrodynamometer werden die Kupferdrähte
und der Quarzfaden in Reihe geschaltet. Bei Wattmetermessungen wird der Hauptstrom
den Kupferdrähten, der Spannungsstrom unter Vorschaltung entsprechender Widerstände
dem Quarzfaden zugeführt. Auch als Elektrometer kann das Instrument verwendet
werden, indem jeder der nicht miteinander verbundenen Kupferdrähte einem
Quadrantenpaar und der Quarzfaden der Nadel entspricht. Die Ablenkungen des
Quarzfadens werden entweder mit dem mit einem Okkularmikrometer versehenen Mikroskop
unmittelbar gemessen oder auf einen Schirm projeziert. (Physikalische Zeitschrift
1907, S. 195–198.)
Pr.
Eisenbahnwesen.
Der preußisch-russische Grenzbahnhof Skalmierzyce. (Martens.) Zu den bisher bestehenden sechs
Eisenbahnverbindungen an der preußisch-russischen Grenze ist Oktober 1906 die
neue Verbindungsstrecke Skalmierzyce – Szczypiorno – Kalisch gekommen, als
Verkehrsverbindung zwischen dem mittleren und südlichen Rußland und Mittel–, West-
und Süddeutschland. Die Wegverbindung zwischen Berlin und Warschau wird durch die
neue Strecke erheblich abgekürzt. Da entsprechend den Vereinbarungen der preußischen
Staatsbahnverwaltung mit der Warschau-Wiener Eisenbahngesellschaft die preußischen
Personenzüge bis Kalisch fahren, während die russischen Züge in Skalmierzyce
endigen, so ist dieser Uebergangsbahnhof für die russischen Züge Endbahnhof, dagegen
für die preußischen Durchgangsbahnhof und dementsprechend durchgebildet. Aeußerlich
kommt die Trennung in der verschiedenen Spurweite zur Geltung, die für Preußen wie
normal 1435, für Rußland dagegen 1524 mm beträgt. Der Bahnhof ist 1,3 km lang, man
unterscheidet eine westliche preußische Längshälfte, die nur Normalspur hat und eine
östliche russische Seite, auf der preußische und russische Spur nebeneinander
verlegt sind; z.B. haben die inneren Gleise der beiden Ueberladebühnen russische,
die äußeren preußische Spur. Zum Umstellen von Wagen auf russische Spur und
umgekehrt werden Wagen nach System Breidsprecher so
eingerichtet, daß die Achsen samt den Achsbuchsen schnell ausgewechselt werden, so
daß die Wagen ohne Umladung übergehen können; eine große Holzumladebühne in
Fußbodenhöhe wird für das Umladen des Langholzes erbaut, ferner ein Bockkran, der je
ein Gleis beider Spurweiten überspannt und schwere Stückgüter überladet. Für die
Beleuchtung sorgt eine Benoidgasanlage (Luftgas), die etwa 25000 M. insgesamt
gekostet hat; es brennen 32 Gasglühlichtflammen zu 50 NK und 345 zu 75 NK, das
erzeugte Gas kostet für eine Flamme stündlich durchschnittlich 3 Pfg. Für die
Außenbeleuchtung mit Lampen großer Lichtstärken ist Keros-Licht (Petroleum-Dampflampen) gewählt. Besondere Schwierigkeiten
entstehen beim Uebergang durch die Notwendigkeit des Zusammenarbeitens der
beiderseitigen Personale, z.B. werden die Güterzüge vor der Uebergabe von russischen
und preußischen Wagenmeistern gemeinsam auf Beschädigungen hin untersucht, die
beiderseits unterschriebenen Bemängelungszettel dienen als Grundlage für die
Beschädigungsabrechnung.
Die strenge Grenzüberwachung auf russischer Seite erschwert
gleichfalls den Verkehr des Personals außerordentlich. (Zeitg. des Vereins deutscher
Eisenbahnverwaltungen 1907, S. 673 bis 677.)
S.
Londoner Lokomotivschuppen der Great
Western-Bahn. (Frahm.) Der 5 km vom
Personenbahnhof Paddington (London W.) entfernt erbaute Schuppen stellt eine
Vereinigung der Rechteck- und der Kreisform dar; in einem rechteckigen
Umfassungsraum liegen vier Drehscheiben, von denen die Stände strahlenförmig
ausgehen; jede Drehscheibe umgeben 28 ungleich lange Stände mit Arbeitsgruben, von
denen je 14 für Tenderlokomotiven, die andere Hälfte für Lokomotiven mit
Schlepptender bestimmt sind. Die Einfahrt erfolgt durch zwei gerade in der
Längsmitte je eines Drehscheibenpaares einmündende Gleise, die Ausfahrt durch
seitlich einlaufende gekrümmte Gleise. Die Ueberdachung des sechsschiffigen
Schuppens bilden sechs Satteldächer, getragen von den auf Säulen ruhenden
Fachwerkbindern. Vor dem Schuppen ist eine Betriebswerkstätte angeordnet, deren 12
parallele Untersuchungsgleise von einer Schiebebühne bedient werden, die 15,8 m lang
ist; die ganze Werkstatt wird von einem Laufkran bestrichen; damit kleinere
Reparaturen möglichst in der Betriebswerkstätte ausgeführt werden können, ohne daß
die Hauptwerkstätten in Anspruch genommen werden, ist Schmiede, Kupferschmiede und
Tischlerei vorhanden. Bureau- und Aufenthaltsräume sind dem Schuppen vorgebaut.
Zwischen den beiden Einfahrtgleisen liegt die Bekohlungsanlage, bestehend aus einem
rechteckigen massiven Gebäude, das in der Längsrichtung von zwei erhöhten Gleisen
für die Kohlenwagen durchschnitten wird, die Bekohlung der Lokomotiven geschieht mit
Hilfe von vier Doppelkippern und zwei einfachen Kippern. Ueber der Kohlenbühne ruht
ein Wasserbehälter von etwa 1300 cbm auf den massiven Umfassungswänden; der Behälter
besteht aus vier trennbaren Abteilungen, das Hauptverteilungsrohr von 38 cm
Lichtweite führt zunächst fünf Wasserkränen, sodann den übrigen Zapfstellen Wasser
zu. In dem Schuppen sind 154 Lokomotiven beheimatet, die gesamte Besatzung beträgt
811 Köpfe, darunter 184 Lokomotivpersonale. (Zentralblatt der Bauverwaltung 1907, S.
297–298.)
S.
Feuerschutz für Wagenschuppen. Die
Straßenbahngesellschaft in Cleveland hat ihre
Wagenschuppen durch Längs- und Querwände mit selbsttätig schließenden Türen
feuersicher unterteilt. Ferner sind Regenvorrichtungen angebracht, die aus zwei
getrennten Wasserbehältern gespeist werden können. Sofern Anschluß an die städtische
Wasserleitung vorhanden ist, ist nur ein Wasserbehälter vorgesehen. Um im Winter
einem Einfrieren dieser Behälter vorzubeugen, wird das Wasser durch Dampf oder Gas
erwärmt. Zur Prüfung der Wassertemperatur führt von jedem Behälter ein Fallrohr
herab, in dem ein Thermometer angebracht ist. Letzteres zeigt mit genügender
Genauigkeit die Wassertemperatur an, nachdem man aus dem Fallrohr etwas Wasser hat
ausströmen lassen. (Street Railway Journal 1907, Bd. I, S. 535–539.)
Pr.
Eisenbahnmotorwagen. (Riches und Haslam.) Die
Taff Vale Railway Company hat für verkehrsarme
Linien Motorwagenbetrieb eingeführt. Versuche mit Dampfwagen und elektrisch
betriebenen Motorwagen haben ergeben, daß von den letzteren nur der
Akkumulatormotorwagen in Betracht kommen kann Die Anschaffungskosten der Motorwagen
anderer elektrischer Systeme waren zu groß, ebenso die Kosten eines Motorwagens mit
Dynamomaschine, angetrieben durch einen Petroleummotor, mit Akkumulatorbatterie, die
mit den Elektromotoren zur Ueberwindung großer Steigungen parallel geschaltet werden
kann. Mit Akkumulatorwagen für 60 Plätze, wie sie in Belgien Verwendung finden,
wurden bessere Erfolge erzielt. Das Leergewicht beträgt 45 t, die Kapazität der
Batterie 130 Amperestunden, der Anschaffungspreis 90000 M., die Unterhaltungskosten
sind groß. Da die Ladezeit dieser Motorwagen ihrer Arbeitszeit gleich ist, kann von
einer wirtschaftlichen Ausnutzung nicht die Rede sein. Aus diesen Gründen können sie
mit den Dampfmotorwagen nicht in Wettbewerb treten.
In Tabelle 1 sind die Kosten verschiedener Systeme miteinander
verglichen:
Anfangs fuhren diese Motorwagen mit einer Geschwindigkeit von 40
km, dieselbe ist jetzt auf 60 km erhöht worden. Tabelle 2 zeigt die Hauptabmessungen
der bekanntesten Motorwagensysteme. (The Railway Gazette 1907, S. 54–60.)
W.
Tabelle 1.
Kleine Lokomotivenmit Wagen
Wagen mit Akkumu-latorenbetrieb
Elektrischer BetriebDreischienensystem
Dampf-motorwagen
Anschaffungskosten
Lokomotive 15000 M. Wagen 35000
M.
Wagen 80000
M.Generator- station 23000 M.
Wagen 27000 M. Elektr.
Lei- tung f. 10 km 142700 M.
42000 M.
50000 M.
103000 M.
169700 M.
42000 M.
Verzinsung und
Reparatur-kosten
21500 M.
18400 M.
20400 M.
6700 M.
Ausgaben für 1 km(jährlich
zurückgelegteStrecke 16000 km)
1,88 M.
1,65 M.
1,80 M.
0,70 M.
Tabelle 2.
Personen-zahl
Gesamt-längem
Zylinder
Heiz-flächeqm
Rost-flächeqm
Rad-durchm.m
Wasser-vorratcbm
Zugkraftkg
Kessel-spannungat
Dchm.mm
Hubmm
Great Western
61
21,5
305
410
61,5
1,06
1,22
2,05
3150
11
Taffe Vale
73
21,6
270
360
43
0,93
1,08
2,50
2400
12,5
Canadian Pacific
52
22,0
250
280
55
–
1,08
3,40
1140
11,0
Great Northern
59
19,0
305
410
61,0
1,06
1,14
2,50
3100
12,2
Missouri Pacific
64
24,0
280
305
–
–
1,08
9,00
3200
17,0
Lancashire
56
20,5
305
410
47,5
0,87
1,12
2,50
3400
12,5
Great Central
50
19,0
305
410
56,5
1,20
1,14
2,50
3500
10,2
Lokomotivbau.
Baulokomotiven. Für große
Erdbewegungen bei Kanalbauten und Eisenbahnanlagen ist die Verwendung von
Lokomotiven dem bisherigen Pferdebetrieb in wirtschaftlicher Beziehung weit
überlegen. Der Unterhalt, die Verzinsung usw. von 20 Pferden beträgt täglich etwa 60
M., eine dementsprechende Lokomotive gibt aber nur 21 M. Unkosten. Für Erdbauten
kommen fast ausnahmslos zweiachsige Lokomotiven in Frage mit 600, 750 und 900 mm
Spurweite. Bei der Berechnung der Zugleistung der Lokomotive sind größere
Widerstände als sonst üblich an zunehmen, weil das Gleis mit weniger Sorgfalt
verlegt wird wie bei Bahnanlagen für dauernden Betrieb. Der Widerstand auf
wagerechter Bahn kann darum für 1 t Zuggswicht zu 5 kg, für 1 t Lokomotivgewicht zu
8 kg angenommen werden. Die mittlere Zugkraft berechnet sich nach der Formel
Z=\frac{0,5\,p\,d^2\,l}{D}\mbox{ kg,}
hierbei ist
p =
Kesseldruck in at,
d =
Zylinderdurchmesser,
l =
Kolbenhub,
D =
Raddurchmesser.
Die Geschwindigkeit, mit der die Lasten zu fördern sind kann
meistens gering, die Zugkraft aber muß groß sein. Die Hauptforderungen für eine
Baulokomotive lauten darum: große Zylinder, kleine Raddurchmesser. Besondere
Sorgfalt erfordert die Herstellung des Kessels, weil meistens Speisewasser ohne
Reinigung verwandt wird. Zweckmäßig angebrachte Waschöffnungen, kräftige
Versteifungen, gutes Material und Arbeit sind wichtige Forderungen. Der Langkessel
und de Feuerbüchsenmantel sollen aus einem Stück hergestellt sein, um Nietnähte
möglichst zu vermeiden. (Zeitschr. d. Ver. d Ing. 1907, S. 665–669.)
W.
Schnellzuglokomotiven. (Sanzin.) Neben den zweifach gekuppelten
Schnellzugslokomotiven kommen neuerdings die dreifach gekuppelten mehr und mehr zur
Einführung. Die Vorteile der ersteren sind geringer Widerstand im Triebwerk,
günstiger Wirkungsgrad, sparsamer Dampfverbrauch, die Möglichkeit sehr große
Triebräder ausführen zu können und relativ kleine Anschaffungs- und
Unterhaltungskosten. Ein wesentlicher Vorteil der letzteren, besonders für häufig
haltende Schnellzüge, ist aber ihr großes Reibungsgewicht, welches größere
Anfahrbeschleunigungen zuläßt. Unter gewissen Bedingungen ist sie auch der ⅖
gekuppelten Lokomotive mit hoher Durchschnittsgeschwindigkeit beim Durchfahren
langer Strecken ohne Aufenthalt überlegen. Zuverlässige Vergleichswerte werden
erlangt, wenn dieselbe Lokomotive einmal mit zweifacher und einmal mit dreifacher
Kupplung einen bestimmten Schnellzug auf derselben Strecke zu fahren hätte. Solche
Versuche würden bereits in England und in Aegypten ausgeführt.
Verfasser hat nun versucht, auf theoretischen Grundlagen und mit
Verwendung von Erfahrungswerten festzustellen, welche der beiden Lokomotivarten
unter bestimmten Verhältnissen für die Beförderung von Schnellzügen geeigneter
erscheint. Mit gewissen (Anm.: praktisch wohl nicht ganz ausführbaren) Annahmen
ergibt sich dann Folgendes. Der Widerstand einer bestimmten ⅗ gekuppelten Lokomotive
ist bei Geschwindigkeiten von 30-120 Km/Std. um 148–197 kg größer, als der einer ⅖
gekuppelten derselben Bauart. Diese Widerstandsvermehrung ist der dritten
Kuppelachse zuzuschreiben. Die Möglichkeit der vollen Ausnutzung der Kesselleistung
im Beharrungszustande beginnt bei der ⅖ gekuppelten Lokomotive bei 65 km, bei der ⅗
gekuppelten schon bei 31 km Geschwindigkeit. Bei großen Geschwindigkeiten ist die
Zugkraft der ⅗ gekuppelten Lokomotive wegen des größeren Eigenwiderstandes geringer,
bei 40 km Geschwindigkeit und 400 t Zuggewicht kann sie aber noch Steigungen von
10,7 ‰, die ⅖ gekuppelte Lokomotive nur noch solche von 7,6 ‰ überwinden. Bei der im
Hügelland oft yorkommenden Steigung von 1 v. H. kann letztere daher kaum 300 t
Zuggewicht fördern; ihre Verwendung ist demnach auf die günstigsten Strecken
beschränkt. Mit wachsender Zuglast nehmen bei Beschränkung der
Höchstgeschwindigkeit die Vorteile der ⅗ gekuppelteu Lokomotive zu. Die ⅖ gekuppelte
Lokomotive bleibt nur in jenen Fällen vorteilhafter, in denen lange Strecken ohne
Aufenthalt und ohne Geschwindigkeitsermäßigungen befahren werden können; der Vorteil
wird um so größer sein, je größere Geschwindigkeiten zugelassen sind. Auf
wagerechter Bahn kann sie Zuglasten von 150–400 t mit Geschwindigkeiten von 114–93
km/Std. fördern. Ist es nicht gestattet, diese Beharrungsgeschwindigkeiten dauernd
im Betriebe beizubehalten, so nimmt man der Lokomotive die Möglichkeit in ihrem
vorteilhaftesten Leistungsgebiet zu arbeiten, die Verwendung der dreifach
gekuppelten Lokomotive ist dann aussichtsreicher.
Eine scharfe Grenze für die beste Verwendung der beiden Bauarten
läßt sich nicht ziehen. Je nach Steigungsverhältnissen, Zuglast, zulässige
Höchstgeschwindigkeit und lokalen Geschwindigkeitsbeschränkungen ergeben sich in
jedem Falle bestimmte Forderungen, denen die Lokomotive möglichst gut angepaßt
werden muß. (Organ für d. Fortschritte d. Eisenbahnwes. 1907, S. 67–75.)
W.
Straßen- und Kleinbahnen.
Straßenbahnoberleitung. (Grantham.) Zur Instandhaltung der Oberleitung hat die
Toronto Straßenbahngesellschaft zwei Turmwagen in
Betrieb genommen, die durch 20 PS-Benzinmotoren fortbewegt werden. Die Bauart der
Wagen entspricht der der Lastautomobile. Die Räder besitzen Vollgummireifen. Zum
Aufbringen neuer Leitungen wird vor das Automobil ein vierrädriger, mit Lenkung
versehener Plattformwagen gesetzt, der Böcke zum Auflegen der Drahttrommel und
Bremsvorrichtungen für die letztere trägt. Neben den geringen Betriebskosten bieten
die Automobile den Vorteil, daß sie bei plötzlich auftretenden Schäden sofort zum
Ausrücken bereit sind und schnell an die schadhafte Stelle der Oberleitung gelangen
können. (Street Railway Journal 1907, Bd. I, S. 652–653.)
Pr.
Turbinen.
Reparaturschützen für
Turbinenanlagen.(Stoll.) Um bei großen Wasserkraftanlagen an Flüssen
den Gefällsverlust bei starkem Hochwasser auszugleichen, müssen die Reserven stets
betriebsbereit sein. Dies ist sehr schwierig, da die Turbinenteile meist unter
Wasser liegen und schwer zugänglich sind. Die Verwendung von Tauchern hat sich als
umständlich und gefährlich erwiesen. Der Betriebsleiter des Kraftwerkes Chevres bei
Genf, Herr Sangey, hat nun für seine Anlage eine
Einrichtung vorgeschlagen und ausgeführt, welche sich ausgezeichnet bewährt hat. Zum
Abschluß der einzelnen Turbinenkammern dient eine Art fahrbares Schleusentor –
schwimmender Schützen –, welches eine wasserdichte Kammer zur Aufnahme einer
Kreiselpumpe für 300 l/Sek. nebst Antriebsmotor enthält. Dieses Fahrzeug, welches
sich oben in eine breite hölzerne Spundwand fortsetzt, wird gegen die Mauerpfeiler
einer Turbinenkammer mittels Seilflaschenzügen angepreßt und die Turbinenkammer
leergepumpt, worauf das Schleusentor mit der Spundwand einen wasserdichten Abschluß
gegen das Unterwasser der Anlage bildet. Reparaturen an den Turbinen können dann mit
Leichtigkeit ausgeführt werden. (Zeitschr. f. d. gesamte Turbinenwesen, S.
165–168.)
A. M.
Wasserkraftanlagen.
Wasserkraftanlage Livet. (Reyval.) Die hydroelektrische Anlage nutzt die
Wasserkraft der Romanche bei Grenoble aus; die größte Wassermenge erreicht auf
längere Zeit 30 cbm/Sek. und geht bis auf 8 cbm zurück. Durch ein Wehr wird das
Betriebswasser in einem 2 km langen Kanal zum Wasserschloß geführt, von welchem die
Druckrohrleitungen mit 60–53 m Nutzgefälle zum Kraftwerk führen. Der Oberwasserkanal
bezw. Stollen ist in den Felsen eingesprengt und hat Kreisquerschnitt von 3,75 m
Halbmesser. Jede der drei aufgestellten Spiral-Francis-Aspirationsturbinen leistet 2500 PS bei
375 Uml./Min. Jede Turbine verbraucht normal 5 cbm/Sek. und wird durch eine
Rohrleitung von 1,60 m Durchm. gespeist. Das rotierende Gewicht der Turbine beträgt
8 t; zur Unterstützung der Geschwindigkeitsregelung ist zwischen Turbine und Dynamo
ein Schwungrad angeordnet. Die Turbinen besitzen 78 v. H. Wirkungsgrad bei Vollast,
75 v. H. bei Dreiviertellast und 70 v. H. bei Halblast. Die Regulierung geschieht
durch den Bouvierschen Präzisionsregulator, deren
zwei aufgestellt sind Jeder dieser Regulatoren wird durch einen 30 pferdigen
Synchronmotor angetrieben. Die Turbinen sind direkt gekuppelt mit drei
Drehstromgeneratoren für 3500–4350 Volt und 50 Perioden (Wirkungsgrad 50 v. H.). Zur
Erregung dienen zwei Dynamos, welche von je einer 180 PS-Turbine mit 600 Umdr.
angetrieben werden. (L' Eclairage Électrique, S. 149–158.)
A.
M.