Titel: | Der Spannungszustand einfach geschlungener Drahtseile. |
Autor: | Friedrich Berg |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 307 |
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Der Spannungszustand einfach geschlungener
Drahtseile.
Von Dipl.-Ing. Friedrich Berg,
Ueberbau bei Darmstadt.
(Schluß von S. 292 d. Bd.)
Der Spannungszustand einfach geschlungener Drahtseile.
A. Gleichgewichtsbedingungen
für die an einem Drahtelement wirkendeninnerenKräfte und Kräftepaare.
a) Die drei Gleichgewichtsbedingungen für die
Kräfte
am Drahtelement.
Das Gleichgewichtssystem der inneren Kräfte an ds
(abgesehen von den Kräftepaaren) besteht aus:
den Normalkräften K,
den Schubkräften S und T und
den Pressungen pds.
Als Bezugsachsen für die Aufstellung der Kräftegleichungen wähle man ein
Achsenkreuz mit dem Schwerpunkt C des
Drahtelementes als Ursprung.
Die Achsenrichtungen seien ebenfalls durch Tangente, Normale und Binormale der
Schraubenlinie in C gegeben. Die Projektion
sämtlicher Kräfte des Schraubenelementes in Richtung der Normalen auf die
rektifizierende Ebene im Punkte C (s. Fig. 6) ergibt die Gleichgewichtsbedingungen:
1. in Richtung der Tangente;
K = K. . . . . . . 1)
2. in Richtung der Binormalen;
S = S. . . . . . . 2)
Die Pressungen pds liefern in
beiden Richtungen keine Beiträge.
Zur Ermittlung der Gleichgewichtsbedingung
3. in Richtung der Hauptnormale werden zunächst die Kräfte K, p. ds und T in
Richtung der Binormalen auf die Schmiegungsebene des Punktes C projiziert (s. Fig.
7) und dann ihre Komponenten in radialer Richtung zu – K . dτ und + p . ds
ermittelt; T liefert keine Beiträge.
Textabbildung Bd. 322, S. 308
Fig. 6.
Textabbildung Bd. 322, S. 308
Fig. 7.
Dann werden die Kräfte S zweckmäßig zunächst in
Richtung der Tangente auf die Normalebene des Punktes C (s. Fig. 8) projiziert und dann die
radiale Komponente zu + S . dϑ bestimmt.
Textabbildung Bd. 322, S. 308
Fig. 8.
Die Gleichgewichtsbedingung in Richtung der Hauptnormale lautet daher:
p . ds – K . dτ + S . dϑ = 0.
Mit Rücksicht auf die Beziehungen:
\frac{d\,\tau}{ds}=\frac{1}{\rho_1} und \frac{d\,\vartheta}{ds}=\frac{1}{\rho_2}
geht die letzte Kräftegleichung über in
\frac{p\cdot r}{\mbox{sin}\,w}=K\cdot \mbox{sin}\,w-S\,\mbox{cos}\,w . . 3)
b) Die drei Gleichgewichtsbedingungen
für die
Kräftepaare
am Drahtelement.
Zur Vereinfachung der Darstellung werden für die Kräftepaare (der Ursprung liegt
wieder in C) drei andere Achsenrichtungen gewählt,
und zwar soll die erste gegeben sein durch eine durch den Schwerpunkt C gelegte wagerechte Gerade der rektifizierenden
Ebene, die zweite durch eine Parallele zur Seilachse, die dritte durch den
Radius in C.
4. Zur Untersuchung des Kräftepaargleichgewichts bezüglich der ersten Achse setze
man zunächst die beiden Mτ zusammen. Sie liefern ein resultierendes Kräftepaar in der negativen
Richtung des Radius (vergl. die Zusammensetzung der Kräfte K unter 3), also keinen Beitrag für die erste
Achse. Dasselbe gilt für die beiden Mβ. Dagegen liefern die beiden wagerechten Mγ ein
resultierendes Kräftepaar Mγ . dφ gerade in Richtung der ersten Achse (Fig. 9). Sucht man die durch die Einzelkräfte T bedingten Kräftepaare auf, so findet man bezügl.
der wagerechten Achse für T das Kräftepaar T . ds . cos w; die K, S und pds ergeben den Wert Null. Man hat also als
Gleichgewichtsbedingung:
Mγ
. dφ
– T . ds . cos w = 0. . . . 4)
5. An Hand der Fig. 10 werde die
Kräftepaargleichung für die Richtung der Seilachse ermittelt.
Die Figur stellt eine Projektion sämtlicher Einzelkräfte in eine wagerechte
Ebene dar. Als Bezugsachse selbst ist eine durch den Schnittpunkt D der Kräfte KK
gehende Parallele zur Zylinderachse gewählt. Man erkennt, daß von den
Einzelkräften nur die T ein Kräftepaar- und zwar,
wenn dt den bezügl. Hebelarm bedeutet – den Beitrag
2 . T . dt liefern. Dagegen geben bezügl. D die Kräfte K', S'
und pds den Wert Null. Ebenso liefern die sechs
Kräftepaare der Mτ,
Mβ und Mγ
keine Komponente in Richtung der Seilachse.
Man hat also die Gleichgewichtsbedingung:
2 T . dt = 0, oder
T = 0. . . . . . . 5)
Das heißt: In Richtung des Radius
tritt im Drahtquerschnitt keine Schubkraft auf, oder die am Drahtquerschnitt
wirkende innere Kraft R (s. Fig. 2) liegt in
der rektifizierenden Ebene. Mit T = 0
folgt aus Gleichung 4 sofort auch Mγ . dφ = 0 oder Mγ = 0. In Richtung der Hauptnormalen tritt somit
auch keine Kräftepaarkomponente auf, so daß der Satz gilt: Die Achse des resultierenden Kräftepaares (s. Fig. 2) im Draht steht senkrecht auf der
Hauptnormalen, liegt daher ebenfalls in der rektifizierenden Ebene.
Textabbildung Bd. 322, S. 308
Fig. 9.
Textabbildung Bd. 322, S. 308
Fig. 10.
Textabbildung Bd. 322, S. 308
Fig. 11.
6. Aufstellung der Kräftepaargleichung für den Radius des Punktes C.
In Fig. 11 ist das Drahtelement mit den an ihm
wirkenden Kräften K, S, p . ds und Kräftepaaren Mτ, Mβ perspektivisch
dargestellt.
Die Kräftepaare Mτ
lassen sich zu einer Strecke Mτ . dτ zusammensetzen, die in die negative radiale
Richtung fällt. Die Vereinigung der Kräftepaare Mβ liefert für die positive, radiale
Richtung Mβ . dϑ. Die Schubkräfte S
liefern in bezug auf den Radius ein Moment S . ds, dessen Strecke in die negative radiale Richtung
fällt. Das Kräftepaar der Pressungen wird unendlich klein zweiter Ordnung, kommt
also gegenüber denen erster Ordnung nicht in Betracht.
Man erhält also
– S . ds –
Mτ . dτ + Mβ . dϑ = 0.
Unter Beachtung der oben aufgeführten Beziehungen zwischen
dτ, ds, p1 und dϑ, ds, p2 geht die
Gleichung über in:
-\frac{S\cdot r}{\mbox{sin}\,w}-M_{\tau}\cdot \mbox{sin}\,w+M\,\beta\cdot \mbox{cos}\,w=0 . 6)
B. Gleichgewichtsbedingungen für
die an einem Seilendstück wirkenden
äusseren
und
inneren
Kräfte und Kräftepaare.
7. Das Gleichgewicht zwischen sämtlichen, in Fig.
12 wiedergegebenen, inneren und äußeren
Kräften zweier radial einander gegenüberliegenden Drahtendstücke
liefert in lotrechter Richtung:
2 Q = 2 (K cos w + S sin w) oder
Q = K
cos w + S sin w. . . .
. 7)
Die Pressungen p heben sich
gegenseitig auf. Weitere Kräftegleichungen lassen sich für Fig. 12, in die die Kräftepaare nicht
eingezeichnet sind, nicht aufstellen.
8. Die Gleichgewichtsbedingung der Kräftepaare für
die lotrechte Richtung soll entsprechend aus Fig.
13 abgeleitet werden, in der das gesamte innere Kraftsystem mit Ausnahme von p in
den bezüglichen rektifizierenden Ebenen liegend zu denken ist. Die lotrechten
Kräfte sind weggelassen, da sie bei dieser Gleichgewichtsbedingung ohne Einfluß
sind.
Textabbildung Bd. 322, S. 309
Fig. 12.
Textabbildung Bd. 322, S. 309
Fig. 13.
Man erhält so die Gleichung:
2 Md + 2 (– Mτ cos w – Mβ sin w + Kr sin w – Sr cos w) = 0
oder
Md
= Mτ cos w + Mβ sin w – Kr sin
w + Sr cos w. . .
8)
Weitere Kräftepaargleichungen lassen sich aus Fig. 13 nicht aufstellen.
Ueberhaupt gelingt es nicht, mittels der Lehren der Statik weitere voneinander
unabhängige Beziehungen anzugeben. Da von den gewonnenen acht Gleichungen zwei
nichts aussagen und die Gleichungen 4 und 5 Mγ = 0 und T = 0
liefern, verbleiben bei gegebenem Q und Md vier Gleichungen
mit den fünf Unbekannten:
p, K, S,
Mτ, Mβ.
Das Problem der Spannungsermittlung unseres
Spiraldrahtseiles mit Hanfeinlage ist daher einfach statisch
unbestimmt; die Losung ist mit Hilfe der Statik allein nicht möglich.
Erst durch Einbeziehung der Formänderung der Drähte in die Rechnung können
weitere Gleichungen gewonnen werden.
Textabbildung Bd. 322, S. 309
Fig. 14.
Textabbildung Bd. 322, S. 309
Fig. 15.
Der Uebersichtlichkeit wegen sollen einstweilen die Pressungen p als bekannt angesehen werden. Alsdann lassen sich
die noch verbleibenden vier Unbekannten
K, S,
Mτ, Mβ.
aus den Gleichungen 3, 6, 7 und 8 berechnen, die im
Folgenden in anderer Ordnung und in anderer Reihenfolge wiederholt sind:
K cos w + S sin w =
Q. . . . 7)
K\,\mbox{sin}\,w-S\,\mbox{cos}\,w=\frac{p\,r}{\mbox{sin}\,w}. . . . 3)
\cdot \frac{S\cdot r}{\mbox{sin}\,w}+M_\tau\,\mbox{sin}\,w-M\,\beta\,\mbox{cos}\,w=0. . . . . 6)
– Kr sin w
+ Sr cos w + Mτ cos w + Mβ sin w =
Md 8)
Man erhält aus ihnen die vier Gleichungen:
K = Q cos w + pr. . . . . . . . . . . 9)
S = Q
sin w – pr ctg w. . .
. . . . . . 10)
Mβ= Q . r . cos w + Md sin w – pr2 (ctg 2w – 1). 11)
Mτ= – Qr sin w + Md cos w + 2 pr2 ctg w. . . 12)
Textabbildung Bd. 322, S. 309
Fig. 16.
Textabbildung Bd. 322, S. 309
Fig. 17.
Die Gleichungen 7, 6, 3, 8 gestatten eine einfache, geometrische
Darstellung. So lassen sich aus der Fig. 14, die
das Krafteck zu Fig. 12 darstellt, ohne weiteres
die Gleichungen 7 und 3 ablesen. Gleichung 6 findet ihren geometrischen Ausdruck
in Fig. 15, und Gleichung 8 folgt ohne weiteres
aus Fig. 16. Auch läßt sich das
Kräftepaarpolygon zu Gleichung 8 leicht aufstellen und ist in Fig. 17 angegeben. In der Fig. 17 ist K'
gesetzt für K sin w
und S' für S cos w.
VII. Der Innere Spannungszustand eines unbelasteten
Spiraldrahtseiles.
Bei Herstellung des Seiles auf der Flechtmaschine wird man im allgemeinen einen
möglichst spannungslosen Zustand der Drähte anstreben, insbesondere werden
nennenswerte Torsionsspannungen durch die im Abschnitt III besprochenen
Relativbewegungen der Spulen vermieden werden. Trotzdem wird es bei den scharfen
Umbiegungen der Drähte in der Maschine nicht möglich sein, das Seil spannungslos zu
gestalten. Wir sind nun auf Grund der Ergebnisse des Abschnittes VI in der Lage,
über den I inneren Spannungszustand eines unbelasteten Spiraldrahtseiles Aussagen zu
machen. Denn setzt man in den Gleichungen 9–12
Q = 0 und Md = 0
so erhält man:
K0= p0 . r
S0= – p0 . r . ctg w
Mβ0= – p0r2 . (ctg 2w – 1)
Mτ0
= 2 p0 . r2 . ctg w.
Der Richtung nach sind die durch die vorstehenden Gleichungen angegebenen Kräfte und
Kräftepaare in den Fig. 18–21 an einem Drahtelement dargestellt. Die K0 und Mτ0 fallen in Uebereinstimmung mit den früheren
Vereinbarungen über die Kräftezerlegung in die positiven Richtungen; die S0 und Mβ0 dagegen in die
negativen.
Textabbildung Bd. 322, S. 310
Fig. 18.
Textabbildung Bd. 322, S. 310
Fig. 19.
Textabbildung Bd. 322, S. 310
Fig. 20.
Textabbildung Bd. 322, S. 310
Fig. 21.
Wenn die Kräfte K0 und
S0 und die
Kräftepaare Mβ0 und Mτ0 ersetzt werden
bezw. durch die entsprechenden Spannungen σ0z, τ0s, σ0b und τ0d, so gehen die Gleichungen über in:
\sigma_{0^2}=\frac{r\cdot p_o}{\Omega}
\tau_{0^s}=-\mbox{ctg}\,w\cdot \frac{r\cdot p_0}{\Omega}
\sigma_{0^b}=-8\,(ctg^2w-1)\,\frac{r}{\delta}\cdot \frac{r\cdot p_0}{\Omega}
\tau_{0^d}=8\,\mbox{ctg}\,w\,\frac{r}{\delta}\cdot \frac{r\cdot p_0}{\Delta},
wobei
\Omega=\frac{\delta^2\,\pi}{4}
den Drahtquerschnitt bedeutet.
Aus den vorstehenden Gleichungen erkennt man, daß bei einem unbelasteten
Drahtspiralseil die Biegungsspannung am Rande bei weitem größer ist als alle anderen
Spannungen. Während σ0z
von dem Flechtwinkel w unabhängig ist, sind alle
anderen Spannungen, und insbesondere σ0b, in hohem Maße vom
Flechtwinkel abhängig. Daneben sind die Biegungs- und Torsionsspannungen auch noch
vom Durchmesserverhältnis \frac{r}{\delta} abhängig. Spiraldrahtseile mit dicken Drähten,
die nahe an die Seilachse herangerückt sind, werden also unter sonst gleichen
Verhältnissen geringere anfängliche σ0b und τ0d aufweisen, wie Seile mit dünnen Drähten, die weit
von der Seilachse entfernt angeordnet sind, d.h. wie dicke Seile mit vielen dünnen
Drähten.
Für die drei Flechtwinkel w = 24°, 14° und 6° (obere,
mittlere und untere Grenze des Flechtwinkels) wachsen die Spannungen σ0b im Verhältnis
von:
ctg2 24 – 1 : ctg2 14 – 1 : ctg2
6 – 1 = ∾ 4 : 15 : 89.
Die Schub- und Torsionsspannungen wachsen im Verhältnis von
2,2 : 4,0 : 9,5 für die vorgenannten Flechtwinkel. σ0z dagegen behält bei gleichem p0 und r für alle drei Werte von w denselben Wert bei.
Textabbildung Bd. 322, S. 310
Fig. 22.
Textabbildung Bd. 322, S. 310
Fig. 23.
Textabbildung Bd. 322, S. 310
Fig. 24.
Auch die Verteilung der anfänglichen Spannungen im unbelasteten Spiralseil über den
Drahtquerschnitt kann mit Hilfe der obigen Gleichungen leicht dargestellt werden. Da
p0 nur positiv sein
kann, so ist auch σ0z
stets positiv und fällt in die Richtung der positiven Tangente. σ0b ist negativ, es
sind deshalb die der Seilachse am nächsten liegenden Fasern des Drahtes gedrückt und
die außen liegenden gezogen. Trägt man die σ0z und die σ0b in einem von der Normalen (N) und der Tangente (T)
gebildeten Achsenkreuz als Ordinaten auf, so erhält man die in den Fig. 22 und 23
dargestellten Diagramme. Die Seilachse ist dabei links vom Ursprung liegend zu
denken. Durch die Addition beider Spannungen ergibt sich die Fig. 24, aus der unmittelbar ersichtlich ist, daß im
unbelasteten Drahtspiralseil die am stärksten gezogenen Fasern am weitesten von der
Seilachse abliegen. Allerdings ist zu beachten, daß die absoluten Werte von σ0z und σ0b, besonders bei
kleinem Flechtwinkel, außerordentlich verschieden sind, so z.B. ist bei w = 6°:
\sigma_{0^b}=89\cdot 8\cdot \frac{r}{\delta}\cdot \sigma_{0^z}
so daß für solche Flechtwinkel der Unterschied in den
Normalspannungen des äußerlich unbelasteten Seiles praktisch vollständig
bedeutungslos ist.
Textabbildung Bd. 322, S. 311
Fig. 25.
Textabbildung Bd. 322, S. 311
Fig. 26.
Die Schub- und Drehspannungen sind in den Fig. 25 und
26 aufgetragen, das Achsenkreuz ist hier durch
Normale und Binormale gebildet und die Seilachse ist wieder links vom Ursprung
liegend zu denken. Aus der Uebereinanderlagerung beider Spannungen ergibt sich ohne
weiteres, daß die der Seilachse am nächsten liegenden Fasern am stärksten
beansprucht sind. Es ist, absolut genommen,
\tau_{0^d}=8\cdot \frac{r}{\delta}\cdot \tau_{0^s}
d.h. Schub- und Drehspannungen kommen sich ihrer Größe nach
bedeutend näher wie die Zug- und Biegungsspannungen.
Wenn p0 = 0 wird, so
verschwinden sämtliche innere Kräfte und Kräftepaare, das Seil ist in diesem Falle
völlig spannungslos.
VIII. Zusammenfassung der Ergebnisse der Arbeit
1. Der Elastizitätsmodul eines Spiralseiles ist eine veränderliche Größe und abhängig
von der in der Seilachse wirkenden Last \frakfamily{Q} und
von dem Kräftepaar \frakfamily{M}, dessen Achsstrecke ebenfalls
in die Seilachse fällt.
2. Da bei kurzen Seilen die Voraussetzung 3 nicht erfüllt ist, so wird der
Elastizitätsmodul im allgemeinen auch noch eine Funktion der Länge des Seiles
sein.
3. Die radial auf den Draht wirkende Pressung p kann
durch alleinige Anwendung der Gleichgewichtsbedingungen nicht ermittelt werden, so
daß der Spannungs- und Formänderungszustand des Spiraldrahtseiles unter
Vernachlässigung der Reibung einfach statisch unbestimmt ist. Die Kenntnis der
elastischen Konstanten des Drahtmaterials allein reicht aber nicht hin, um das
Problem zu lösen, da die Hanfeinlage von wesentlichem Einfluß auf die gegenseitigen
Pressungen p sein wird.
4. Die Drähte eines Spiraldrahtseiles werden unter Einfluß der Belastung
„\frakfamily{Q} und
\frakfamily{M}“ im allgemeinen aufnehmen:
a) Normalspannungen,
b) Schubspannungen,
c) Biegungsspannungen und
d) Drehungsspannungen.
Diese vier Spannungen sind aus den Gleichungen 9–12 des
Abschnittes VI zu ermitteln. Die statisch unbestimmte Größe p ist aus den Formänderungen zu bestimmen. Die Anstellung praktischer
Versuche würde die Auswertung dieser Rechnung über die Formänderungen insofern
wesentlich unterstützen können, als es damit gelingt, gewisse Größen, wie die
Gesamtlängung Δh des betreffenden Seiles, die
Gesamtdrillung Δφ (vergl. Abschnitt V) und die
Querkontraktion desselben durch unmittelbare Beobachtungen am Seile als bekannt in
die Rechnung einzuführen.
5. Im Querschnitt eines Drahtes können Spannungen auftreten, auch wenn die Belastung
Null ist. Diese Spannungen rühren von der Fabrikationsweise des Seiles her. Ihnen
proportional ist ein Anfangsdruck p0, entsprechend den Gleichungen des Abschnittes
VII.