Titel: | Hammerwerke mit Kraftantrieb. |
Autor: | Pregél |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 274 |
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Hammerwerke mit Kraftantrieb.
Von Professor Pregél,
Chemnitz.
Hammerwerke mit Kraftantrieb.
Das Wirkungsfeld dieser wichtigen Arbeitsmaschinen hat sich in den letzten
Jahren derart erweitert, und es haben diese Maschinen selbst eine solche, den
Arbeitszwecken angepaßte Ausgestaltung erfahren, daß ihre nähere Kenntnis
wünschenswert erscheint.
Hammerwerke arbeiten durch Stoßkraft, Pressen mittels Druckwirkung. Man würde dies
auch in der Weise aussprechen können, daß im Hammerwerk die kinetische, im
Pressenwerk aber die potentielle Energie hervortritt oder mehr zur Geltung
kommt.
Die Schmiedeleistung enthält selbstverständlich nur einen Teil der angewendeten, in
das Triebwerk eingeleiteten mechanischen Arbeit. Es kann daher die wirkliche
vorbestimmte Formänderung eines Schmiedestückes als Maß für die Nutzleistung
benutzt, und diese Nutzleistung wieder in das Verhältnis zur gemessenen
Betriebsleistung gebracht, als Maß für den Wirkungsgrad bezw. als Maß für die Güte
des Hammerwerkes gebraucht werden.
Nichtsdestoweniger ist eine Vergleichung im allgemeinen kaum zulässig, da nicht wohl
eine Gesenkarbeit mit einer Streck- oder Nietarbeit verglichen werden kann, – auch
die Güte und Vollkommenheit des erstrebten Arbeitszweckes für die endgültige
Beurteilung ausschlaggebend bleibt –.
Man unterscheidet Hammerwerke, die mit einer kleinen, solche die mit einer mittleren
und endlich solche, die mit sehr großer Schlagzahl wirken, Schläge, die entweder auf
eine bestimmte Arbeitsverrichtung, oder auf eine bestimmte Zeit bezogen werden. Im
allgemeinen wird die lotrechte Kraftwirkung vorgezogen, obwohl letztere, wie es bei
Preßlufthämmer der Fall ist, eine beliebige Richtung erhalten kann. Bei senkrechter
Richtung ist die Schlagarbeit das Produkt aus Hammerbärgewicht mal Fallhöhe. Sowie
aber beim Beginn des Arbeitshubes eine besondere Kraft tätig ist, so ist die
Schlagarbeit gleich der Wirkung der lebendigen Kraft, d. i.
A=\frac{Q}{g}\cdot \frac{v^2}{2},
worin Q kg das Hammergewicht, Q : g = M dessen Masse M und v die am Hubende
erlangte Endgeschwindigkeit m/Sek. des Hammerschwerpunktes ist. Ist keine
beschleunigende Kraft, also Freifall, vorhanden, so ist
v=\sqrt{2\,g\,h}
bezw.
v2 =
2gh
\frac{v^2}{2\,g}=h,
demnach
A = Qhm/kg,
wie vorausgesetzt, die Schlagarbeit.
Ueberwiegt die beschleunigende Triebkraft die Wirkung des Freifalles, so kann der
Anteil des letzteren sogar ganz vernachlässigt werden, was tatsächlich bei
Preßluftwerkzeugen vorkommt.
Ist λ in m der Arbeitsweg
des Hammers am Werkstück, dann ist
P=\frac{A}{\lambda}\mbox{ kg}
die mittlere Schlagkraft.
Sind ferner M1 und M2 die Massen von
Hammer und Amboß, v1
und v2
m/Sek. die
entsprechenden Geschwindigkeiten vor dem Stoße, und c
m/Sek. die
gemeinschaftliche Geschwindigkeit nach dem Stoße, so wird, wenn unelastischer Stoß
vorausgesetzt ist, nach bekannten Gesetzen:
c=\frac{M_1\,v_1+M_2\,v_2}{M_1+M_2} m/Sek.
und
L=\frac{M_1\,M_2}{M_1+M_2}\,\frac{(v_1-v_2)^2}{2} m/kg
die Schlagleistung oder der Verlust an Arbeitsvermögen, an
kinetischer Energie sein.
Werden ferner für den Amboß die Werte
v2 =
0, und M2 = i . M1 bezw.
i=\frac{M_2}{M_1}
in die obigen Gleichungen eingesetzt, so folgt für
c=\frac{1}{1+i}\cdot v_1 m/Sek.
und für
L=\frac{i}{1+i}\cdot \frac{M_1\,{v_1}^2}{2} bezw. L=\frac{i}{1+i}\cdot Q\cdot h
als Schmiedeleistung oder als Stoßverlust. Der Gewinn an
Schmiedeleistung durch Erhöhung des Amboßgewichtes stellt sich z.B. für i1 = 10 und i2 = 15 auf
L_2-L_1=\left(\frac{15}{16}-\frac{10}{11}\right)\,Q\,h=\frac{1}{35}\,Q\cdot h
oder
2,86 ∾ 3 v. H.
Dieser Gewinn ist also im Verhältnis zu den Mehrkosten, welche der schwere Amboß
verursacht, gering.
Um jede seitliche Nebenwirkung zu vermeiden, sollte die Schlagrichtung in die
Mittellinie des Schlagkörpers fallen, was bei exzentrischen, seitlichen
Prellschlägen nicht der Fall ist. Infolgedessen treten in den Führungen starke Seitenkräfte auf,
die nicht nur den Bestand der Maschine schädigen, sondern auch beträchtliche
Reibungswiderstände hervorrufen. Namentlich sind diese Nebenwirkungen sehr
nachteilig, wo die Führung des Schlagkörpers allein durch Kolben und Stopfbüchsen
besorgt wird, Teile die leicht undicht werden und dadurch zu unvorhergesehenen
Kraftverlusten Veranlassung geben.
Ein weiter sehr beachtenswerter Umstand bei jedem Hammerwerk liegt in der Ausnutzung
der größten Schlagkraft. Mit Ausnahme des Freifallhammers wird bei jedem
ununterbrochen gesteuerten Hammerwerk eine Gegenkraft tätig sein, vermöge welcher
der Hammerkörper in die Hochstellung zurückgebracht wird. Tritt diese rückwirkende
Kraft vor Ausübung des vollen Schlages ein, so wird dadurch unbedingt die Stärke der
Schlagkraft herabgemindert werden müssen. Außerdem wird durch die veränderliche Höhe
des Werkstückes die wirksame Fallhöhe gerade um so mehr eingeschränkt, je nötiger
die Schlagwirkung wird, was bei hohen Schmiedestücken wieder zutrifft. Um nun die
Hammerarbeit wirtschaftlich zu gestalten und um einen besonderen Hammerführer zu
ersparen, wird die Steuerung des Hammerwerkes möglichst selbsttätig eingerichtet.
Dadurch werden aber Vorrichtungen und Zwischenglieder nötig, welche die sonst
wünschenswerte Einfachheit des Hammers unmöglich machen. Ferner hat die Erfahrung
gelehrt, daß die starren Triebwerksteile den Bestand des Hammerwerkes gefährden und
deshalb die Einschaltung federnder Zwischenglieder wünschenswert erscheinen
lassen.
Von diesen Zwischenmitteln hat sich die Luft am besten bewährt und man ist im Laufe
der Zeit dazu übergegangen, diese Nebenwirkung der Luft sogar in Hauptwirkung
umzugestalten, also die Preßluft als Triebkraft zu verwenden.
In einer Reihe von Beispielen ausgeführter neuerer Hammerwerke wird der ganze
Entwicklungsgang dieser Maschine, vom Hebelhammer bis zum Preßluftwerkzeug gezeigt
und es sollen hierbei sowohl die baulichen Einzelheiten, als auch die Arbeitszwecke
möglichst eingehend behandelt werden.
Ajax' Verbund-Federhammer.
Textabbildung Bd. 322, S. 274
Fig. 1.
Von der Firma Brüder Boye-Berlin werden in verschiedenen
Größen Hammerwerke gebaut, deren Ausführung aus Fig.
1 leicht erklärt werden kann. An dem starken Ständer a ist das Lager b für den
Hebel c angegossen, welcher an einem Ende durch
Exzenter d und Schubstange von der Antriebwelle g betätigt wird, während das andere Hebelende in
das Auge eines Schlittens h frei einsetzt, der in einer
Prismenführung des Gestells gleitet und den Hammer k
trägt. Der Amboßeinsatz l ist im Amboßkopf eingekeilt.
Der Amboß steht auf einem in das Fundament eingelassenen Eichenstock und gleitet bei
allen Hammerausführungen in einem Führungsbügel des Gestellfußes, an dem er
verschiebbar durch Kopfschrauben r gehalten ist.
Bemerkenswert ist die Ausführung des Hammerhebels c,
welcher aus einem Paket schwacher Blattfedern zusammengesetzt wird, das nach Art der
Tragfedern nach der Mitte zu, sich verdickt, und einem Körper gleicher Festigkeit
entspricht. Diese Blattfederlagen werden durch einen, mit Schildzapfen versehenen,
oben offenen Federbund gehalten, welcher mittels eines angeschraubten Deckelstückes
den Verschluß der Federlagen bildet, eine Bauweise, welche den Vorteil hat, daß
gebrochene Blattfedern ohne nennenswerten Zeitverlust ersetzt werden können.
Außerdem wird dieser Federhebel noch mittels zwischenliegenden Bandschellen
zusammengehalten. An der Antriebseite bildet ein angeschraubter Schuh mit
angelenktem Kopf den Anschluß an die Zugstange. Letztere ist aus zwei federnden
Blättern zusammengesetzt, die bei Niedergang des Hammerschlittens sich seitlich
ausbiegen können.
Textabbildung Bd. 322, S. 274
Durch diese doppelte Federung des Hebels und der Schubstange
wird jede schädliche Rückwirkung auf das Antriebsexzenter beseitigt. Die Höhenlage
des Hammerschlittens wird durch Verstellung der Schubstange am Hängestück erreicht,
wozu Schlitze für die Verbindungsschrauben vorgesehen sind, während die Hubgröße
durch Verlegung der Exzenterscheibe an einer festen Scheibe bezw. durch Aenderung
der Exzentrizität ermöglicht wird. Da bei einer bestimmten Hubgröße die mechanische
Arbeit des Hammers unbedingt die gleiche bleibt, so kann eine Abschwächung der
Schlagstärke nur in der Weise erzielt werden, daß der die Antriebscheibe nur
teilweise überdeckende Riemen über diese weggleitet und dadurch die Schlagzahl
abgemindert wird. Das Ueberführen des Antriebriemens von der Los- auf die Festscheibe
geschieht durch eine Riemengabel, die mit einem Tritthebel in Verbindung steht, der
bei den kleineren Hebeln den Amboß bogenartig umfaßt. Wird das Führungslager der
Tritthebel welle fester angezogen, so kann die Riemengabel in gewählter Stellung
bleiben, so daß der Schmied bei Recken von längeren Stangen sich auch ohne
Betriebsunterbrechung vom Hammer entfernen kann.
Mit der Riemenausrückung ist noch ein Bremswerk mittels eines Zwischenhebels
verbunden, welches auf eine Schwungscheibe wirkt, die am freien Ende der
Antriebswelle sitzt. Die Bremskraft ist hierbei durch ein Hebelgewicht gegeben, das
während der Riemenverschiebung gelüftet wird.
Bei leichten Hammerschlägen bleibt der Bremsbacken auch etwas am Umfang der
Schwungscheibe angedrückt, so daß der nur teilweise die Antriebscheibe überdeckende
Betriebsriemen die angestrebte Gleitung ausführen kann.
Masseys Federhammer.
Von der Firma B. & S. Massey in Openshau, Manchester
wird in Fig.
2–4 nach „Engineering“ 1903, II, Seite 619, dargestellte Federhammer
gebaut, dessen besondere Einrichtungen im folgenden zu erkennen sind.
Das Hammergestell besitzt ein vorderes Deckellager a und
ein hinteres Lagerauge b. Durch den Lagerdeckel wird
die lange Büchse c festgehalten, in welcher die
Kurbelwelle d läuft, die auch im hinteren Ständerlager
b geht. Zwischen Auge b und Lagerbüchse c läuft die mit
Gegengewicht ausgestattete Kegelscheibe f, die auf die
Kurbelwelle d aufgekeilt ist. Gegen diese Kegelscheibe
f wird die mit Hohlkegel versehene schwere
Antriebsscheibe g mittels des Gleitringes h achsial verschoben und dadurch die Verkupplung mit
der Kurbelwelle d besorgt. Diese achsiale Verschiebung
der Antriebscheibe erfolgt durch Verdrehung des Gleitringes h mittels der Hebelstange i in der Weise, daß zwei nach Herstellung der Kupplung parallele Stelzen
k verschränkt werden. Die Stelzenenden sind
kugelförmig; sie sitzen einerseits in festen Augen des Lagergestelles, andererseits
in dem Ring h. Letzterer wird daher beim Verschränken
der Stelzen achsial mit der Antriebscheibe nach dem vorderen Ständerlager
hingezogen, was Ausrückung des Kurbelgetriebes zur Folge hat.
Zur Einführung der Kugelenden in entsprechende abgeschlossene Kugelpfannen sind
sowohl der Ring, als auch die Ständeraugen geteilt ausgeführt.
Um die Hubgröße zu regeln, wird der Kurbelzapfen auf der Wellenscheibe mittels
Schraubenspindel verlegt. Auf den Kurbelzapfen ist eine Büchse geschraubt, welche
als Gleitzapfen dient und mit ihrem äußeren Bord das Auge der Schubstange m sichert. Die vordere schmale Kante dieser Schubstange
ist als Zahnstange ausgebildet, in die das Getriebe n
eingreift, welches im Federgehäuse o lagert und darin
auch festgeklemmt wird, sobald die Höheneinstellung durchgeführt ist.
Mittels Schrauben p werden die beiden an einem
Mittelknopf des Gehäuses o sich stemmenden Federkörper
q straffer gespannt, so daß die am unteren Ende der
Federn angeordneten Verbindungshebel r mit stärkerer
Reibung in den Zapfen gehen.
Diese Hebel r bilden die Kupplung des Hammerbärs s mit den Federn q und
sind kreuzweis angesetzt, so daß der am linken Federende angebrachte Hebel im
rechtsseitigen Auge des Hammerbärs lagert und umgekehrt. Die Hammerführung sowie das
übrige Fußstellwerk bedarf keiner eingehenderen Beschreibung und ist aus den Figuren
leicht erkennbar.
(Fortsetzung folgt.)