Titel: | Der heutige Stand der Motorfahrräder. |
Autor: | Oscar Koch |
Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 444 |
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Der heutige Stand der Motorfahrräder.
Von Oscar Koch,
Gross-Lichterfelde, West.
(Fortsetzung von S. 426 d. Bd.)
Der heutige Stand der Motorfahrräder.
V. Zündung.
Die verschiedenen Zündungsorgane des Dufaux-Motors (Fig. 99, S 394) zeigt Fig.
123, sie umfassen die Akkumulatoren R, die
Spulen E und I, den
Stromverteiler F, L, J, den Unterbrecher U und die Zündkerze B.
Die Akkumulatoren haben eine Stärke von 20 Ampere.
Die gewöhnlichen Klemmen sind durch zwei Kupferplättchen – + ersetzt, die längs einer
Fläche des Akkumulators gelegt sind. Auf diesen Plättchen wird mittels des
beweglichen Bügels D, auf dem zwei kleine isolierte und
mit den
Leitungsdrähten verbundene Kupferplatten befestigt sind, der Kontakt hergestellt.
Der Bügel D ist dabei durch zwei polierte und mit
Haltefedern versehene Schrauben S auf den Plättchen
aufgeschraubt. Diese Anordnung weist den Vorteil auf, dass die Pole nicht oxydieren,
und sich die Drähte nicht lockern.
Um einen hohen Grad von Funkenstärke bei einem Minimum an Volumen, Gewicht und
Verbrauch zu erzielen, ist eine Spule von besonderem System in zwei getrennten
Büchsen angeordnet.
Textabbildung Bd. 321, S. 445
Fig. 123. Zündungseinrichtung zum Dufaux-Motor.
Der Unterbrecher bildet mit der Steuerung der Motororgane ein Ganzes und ist, wie
dieses schon bei Fig. 53, S. 331 gezeigt wurde, am
Lenkstangengriff befestigt.
Fig. 124
und 125
zeigen die eingangs mehrfach erwähnte magnetelektrische „Bosch“-Lichtbogen-Zündung, beider weder Batterie, Spulen noch
Unterbrechergestänge vorhanden sind. Der hochgespannte Strom wird lediglich in der
Ankerwicklung erzeugt, wobei er zwischen den Elektroden der Zündkerze als
lichtbogenartiger Funke übergeht. Der ⊤-Anker trägt zwei Wicklungen (primäre und
sekundäre), von denen die eine die direkte Fortsetzung der andern bildet.
Der Anfang der primären Wicklung ist an den Ankerkörper angeschlossen, während das
Ende zu einer am hinteren Ankerdeckel isoliert befestigten Messingplatte a geht; das Ende der sekundären Wicklung ist zum
Schleifring b geführt. Auf ihm schleift die
Kohlenbürste c, die im isolierten Kohlenhalter d federnd gelagert ist. Das obere Ende dieses
Kohlenhalters dient als Anschluss für das zur Zündkerze führende Kabel.
Die Unterbrechervorrichtung dreht sich mit dem Anker und ist direkt mit ihm
gekuppelt, zu welchem Zweck die hintere Ankerachse ausgebohrt ist. Die
Unterbrecherscheibe e wird von aussen in diese Bohrung
eingeschoben, und durch eine Nase, die in eine Nute in der Ankerachse eingreift,
mitgenommen. Auf dieser Scheibe e ist drehbar der
Doppelhebel f angeordnet, dessen einer Arm durch
Blattfeder g gegen das Kontaktstück h gezogen wird, während der andere einen seitlichen
Bolzen trägt. Kontaktstück h ist isoliert auf der
Unterbrecherscheibe e befestigt und wird durch Schraube
k mit der Messingplatte a leitend verbunden, so dass das Ende der primären Wicklung an das
Kontaktstück h gelegt ist. Schraube k dient gleichzeitig zum Festhalten der ganzen
Unterbrechervorrichtung in der Ankerachse, so dass sie durch Lösen dieser
Schraube leicht abnehmbar ist.
An der äusseren Seite der hinteren Lagerplatte ist ein Ring angedreht. Er dient dem
Messingstück r als Führung. In ihm ist der Fiberring
l eingepasst, der an seiner inneren Wandung eine
Ausfräsung besitzt. Innerhalb dieses Fiberringes dreht sich die
Unterbrechervorrichtung derart, dass der seitliche Bolzen des Doppelhebels f an der inneren Wandung gleitet und hierdurch den
Hebel vom Kontaktstück h entfernt hält. Sobald nun
dieser Bolzen in die Ausfräsung des Fiberringes t
tritt, legt sich der Hebel f gegen das Kontaktstück h, wodurch der primäre Stromkeis geschlossen wird, da
jetzt Hebel f durch die Unterbrecherscheibe e, die Ankerachse und den Ankerkörper mit dem Anfang
der primären Wicklung verbunden ist, während Kontaktstück h in Verbindung mit deren Ende steht. Am Ende der Ausfräsung wird Hebel
f wieder abgelenkt und so der primäre Stromkreis
unterbrochen. Erfolgt die Unterbrechung bei einer bestimmten Ankerstellung, so wird
in der sekundären Wicklung eine so hohe Spannung erzeugt, dass zwischen den
Elektroden der Zündkerze ein sehr kräftiger Funken übergeht. Um die
Unterbrechervorrichtung staubdicht nach aussen abzuschliessen, ist in eine
Ausdrehung des Fiberringes der Verschlussdeckel n
eingepasst, der in seinem Innern die federnde Kohlenbürste m trägt, die sich gegen den Kopf der Schraube k legt. Festgehalten wird der Deckel n und
mit ihm der Fiberring l sowie das Messingstück r durch die Blattfeder o,
die das Ganze gegen die hintere Lagerplatte des Apparates presst. Um letztere Teile
ohne Werkzeug abnehmen zu können, ist die am Anschlusswinkel p befestigte Feder o seitlich verschiebbar
angeordnet. Der Anschlusswinkel p ist am
Kondensatorkästchen q und zwar isoliert von diesem,
angeschraubt und steht mit dem einen Belag des Kondensators in leitender Verbindung,
während der andere Belag mit dem Apparatkörper verbunden ist.
Textabbildung Bd. 321, S. 445
Magnet-Apparat von Bosch.
Während der Induktionsperiode kann das Unterbrechen des Primärstromkreises
innerhalb gewisser Grenzen früher oder später vorgenommen werden (Vor- oder
Nachzündung). Erreicht wird dieses dadurch, dass das Messingstück r samt dem Fiberring l
durch Hebel u um etwa 30° verdreht wird.
Zum Abstellen der Zündung führt von der Klemmschraube t
ein Kabel zu dem isolierten Pol der Ausschaltvorrichtung, die sich, wie schon
eingangs erwähnt, entweder innerhalb des Lenkstangengriffes oder am Bremshebel
befindet. Wird diese Vorrichtung kurzgeschlossen, so wird der Metallkörper des Rades
und dadurch auch der Körper des Zündapparates durch Feder o, Deckel n und Kohlenbürste m mit dem Kontaktstück h
leitend verbunden, wodurch die Wirkung des Unterbrechers aufgehoben, und so die
Zündung abgestellt ist.
Die Schmierung der Lager erfolgt durch Dochte s, die von
unten her durch die an die Lagerplatten angegossenen Oelbehälter hindurchgehen und
durch Federn gegen die Achsen gedrückt sind. Das Schaltungsschema dieser Zündung ist
schon D. p. J. 1903, 318, 635 gegeben.
Während bei obigem Apparat der Hochspannungsstrom unmittelbar auf dem Anker erzeugt
wird, wird beim Eisemann-System der primäre,
niedergespannte Strom in einer besonderen Transformatorspule in Hochspannungsstrom
transformiert, wodurch ein sehr kräftiger Funke entsteht. Der Magnetapparat selbst
bringt nur einen Wechselstrom von geringer Spannung hervor, der periodisch in die
Primärwicklung der Transformatorspule geschickt wird.
Textabbildung Bd. 321, S. 446
Fig. 126. Schema der Eisemann-Zündung.
Wie aus dem Schema (Fig. 126) ersichtlich, befindet
sich auf dem Kern des Ankers a eine Wicklung von
umsponnenem Kupferdraht. Das eine Ende dieser Wicklung ist mit dem Ankereisen
selbst, das andere mit einem isoliert durch die Ankerachse führenden Kupferstift
verbunden. Letzterer tritt auf derjenigen Seite des Magnet – Apparates hervor, auf
welcher sich die Anschlussklemmen befinden. Zwecks Stromabnahme schleift auf diesem
Kupferstift eine Kohlenbürste, durch die der Strom periodisch entweder zum Apparat
zurück- oder weitergeleitet wird, und zwar mit Hilfe des Unterbrechers b, der von dem auf der Ankerachse befestigten
Stahlnocken n zwangläufig betätigt wird und die
Platinkontakte c zeitweilig öffnet. Durch diese
Trennung der beiden Platinkontakte, die im Strommaximum des Magnet-Apparates vor
sich geht, wird ein Stromstoss plötzlich und periodisch in die Transformatorspule
T geschickt.
Letztere ist ein aus einem Bündel dünner Eisendrähte bestehender Eisenkern, der mit
zwei Wicklungen umsponnenen Kupferdrahtes umgeben ist. Von der dicken Primärwicklung
ist das eine Ende mit der Anschlussklemme B (Bürste)
und das andere mit der Klemme M (Masse) verbunden (s.
Schaltungsschema Fig. 127). Die zweite (sekundäre)
Wicklung, deren einzelne Lagen unter sich isoliert sind, besteht aus dünnem
Kupferdraht. Das eine Ende dieser dünnen Wicklung ist ebenfalls mit der Klemme Af,
das andere mit der Klemme H (Hochspannung)
verbunden.
Textabbildung Bd. 321, S. 446
Fig. 127. Schaltungsschema der Eisemann-Zündung für Einzylindermotoren.
Fig. 128 zeigt die Ausführungsart dieses
Magnet-Apparates für Einzylindermotoren. Bei mehrzylindrigen Motoren wird der
hochgespannte Strom nicht wie hier unmittelbar nach der Zündkerze geleitet, sondern
nach einem oberhalb der Unterbrechervorrichtung angebrachten Stromverteiler, der den
Strom nacheinander an jeden einzelnen Zylinder abgibt und zwar wie folgt: Die Klemme
H (Fig. 129) der
Transformatorspule T wird mit der Klemme K der Kohlenbürste d an
der Verteilerplatte h in Verbindung gebracht. Die
Kohlenbürste wird mittels Feder auf einen an der aus Stabilit hergestellten
Verteilerscheibe e befestigten Kupferschleifring f gedrückt, der wiederum in metallischer Verbindung mit
dem Metallstück g steht. Auf der Verteilerplatte h sind der Zylinderzahl entsprechende Kontaktfinger i angebracht, die mit Hilfe von Spiralfedern gegen die
Verteilerscheibe e gedrückt werden. Dreht sich e, so kommt das Messingsegment g der Reihenfolge nach mit den Kontaktfingern i in Berührung und verteilt demzufolge den Sekundärstrom auf die einzelnen
Zylinder.
Textabbildung Bd. 321, S. 446
Fig. 128. Magnet-Apparat von Eisemann.
Die Verbindungsstücke zwischen den Kontaktfingern und Klemmen, wo die Kerzenkabel
angeschlossen werden, sind in der Verteilerplatte eingebettet.
Um zu vermeiden, dass durch den Extrastrom der Unterbrechung an den Platinkontakten
Funken entstehen, ist zwischen die Klemmen B und M ein Kondensator geschaltet, der den überflüssigen
Extrastrom aufnimmt, um ihn bei der nächsten Unterbrechung an den Hauptstrom wieder
abzugeben.
Für den Fall, dass während des Betriebes die Sekundärleitung durch Kabelbruch
unterbrochen wird, oder wenn die einzelnen Zylinder auf regelmässiges Arbeiten
untersucht werden
und zu diesem Zwecke an den betreffenden Kerzen die Kabel abgenommen werden, so
können die für diese Kerzen bestimmten Zündfunken nicht überspringen und suchen sich
deshalb dort einen Weg, wo sie den geringsten Widerstand finden.
Textabbildung Bd. 321, S. 447
Fig. 129. Schaltungsschema der Eisemann-Zündung für
Vierzylindermotoren.
Um dabei Durchschlagen der Spule zu verhüten, ist an dieser eine Sicherung dadurch
angebracht, dass sich zwischen den Klemmen H und M zwei in Spitzen endende Messingplättchen befinden,
deren Zwischenraum etwa 8 mm beträgt. So oft nun die Sekundärleitung unterbrochen
wird, überbrückt der Zündfunken diese 8 mm.
Das Verstellen des Zündzeitpunktes erfolgt wie bei Bosch durch Hebel o, an den ein Stängchen
angelenkt und zum oberen Rahmenrohr geführt ist.
Mit einer hübschen Neuerung hat die Magnetzünder-Gesellschaft, Unterberg & Cie. in Karlsruhe ihre
Magnet-Apparate versehen. Um das Anlassen des Motors bequemer zu gestalten, wird
beim Andrehen – was ganz langsam geschehen kann – zunächst der Anker festgehalten,
und dabei eine Nachholfeder gespannt. Im gegebenen Zeitpunkt, wo die Zündung
erfolgen soll, klinkt die Hemm Vorrichtung selbsttätig aus. Hierbei erhält der Anker
durch die Kraft der gespannten Nachholfeder eine solche Umdrehungsgeschwindigkeit,
dass er imstande ist, einen kräftigen Zündfunken hervorzubringen. Bei wachsender
Umdrehungszahl des Motors wird die zur Arretierung des Ankers angewandte Kugel
infolge Zentrifugalkraft ausgeschaltet, und der Anker starr mit dem seine Umdrehung
bewirkenden Getriebe gekuppelt.
(Fortsetzung folgt.)