Titel: | Die bei der Glasfabrikation in Betracht kommenden Schmelzofensysteme. |
Autor: | Hans Schnurpfeil |
Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 299 |
Download: | XML |
Die bei der Glasfabrikation in Betracht kommenden
Schmelzofensysteme.
Von Ingenieur Hans
Schnurpfeil, Dresden.
(Schluss von S. 286 d. Bd.)
Die bei der Glasfabrikation in Betracht kommenden
Schmelzofensysteme.
Einen Hochflammofen zeigt uns im Horizontalabschnitt Fig. 11. An den beiden Stirnseiten befinden sich die Brenner mit je einem
Paar Vertikalschächten ll1 für Luft und gg1 für Gas. Hieraus treten getrennt die Ströme und vereinigen sich in der
Brennermündung b oder b1 je nach Stellung der Wechselapparate, indem die
Flammenprodukte den ganzen Ofen der Länge nach durchstreichend durch den
entgegengesetzt liegenden Brenner abziehen. Die vier Brennervertikalschächte stehen
mit den vier Kammern die in Längsrichtung im Unterbau des Ofens plaziert sind in
direkter Verbindung und letztere wiederum mit den von den Eintrittventilen kommenden
Zuführungskanälen. Der Mittenraum zwischen den beiden Kammerpaaren ist überwölbt und
bildet die sogenannte „Rasche“, nach welcher die Kammerneingänge führen. Die
Rasche dient gleichzeitig zur Aufnahme des Herdglases, das aus dem Ofenraum
fliessend seinen Weg durch das Abzugsloch a ins
Mittelsouterrain nehmen kann, von wo es in bestimmten Perioden entfernt wird. An den
Brennerlinien sind die vier Kühlkaminchen k angeordnet,
die mit den Boden- und Brennerseitenkühlkanälchen – letztere sind zur Schonung des
Mauerwerkes bestimmt – ihre Verbindung besitzen. Diese Kühlungsluft, welche sich
ganz intensiv erwärmt, kann man zur Speisung der Nebenöfen und zwar besonders der
Trommelöfen bei Gasbetrieb benutzen.
Textabbildung Bd. 321, S. 299
Fig. 11.
Sehr vorteilhaft für die Flammenstrahlung bei Hochflammenöfen ist es, deren
Konstruktion geschweift zu wählen, wodurch auch die Hafenlinie etwas mehr
heraustritt und die Glasmacher während der Arbeitszeit nicht so gedrängt stehen. Am
Fusse eines jeden Hafens ist in der Ofenringmauer, die aus besten Schamotteblöcken
von 35 cm Stärke hergestellt wird, je eine 30 × 20 cm Oeffnung, das sogenannte
„Glut“- oder „Aufbrechloch“
i angebracht, welchem ein Schamottestopfen zum
Verschluss dient. Durch diese Oeffnung wird das Setzen der Schmelztiegel ausgeführt.
Oberhalb der „Glutlöcher“ befinden sich die „Schaff-“ oder
„Arbeits“-Löcher, welche mit den bekannten „Schmelzkuchen“ während
der Glasschmelze versetzt werden. In der Längsmitte des Ofens stehen die Hafentore,
während bei den Büttenöfen, weil die Brenner eine andere Lage besitzen, dieselben
auf den Stirnseiten angeordnet sind.
Ein Hochflammofen für 14 Häfen in den Dimensionen von 65 cm mit einer täglichen
Glasproduktion von 2800 kg konsumiert innerhalb eines Monats etwa 7 Waggons
englischer oder 7½ Waggons westfälischer Stein- oder 10–11 Waggons böhmischer
Braunkohle. Diesen Quanten gegenüber steht ein monatlicher Kieferholzverbrauch von
480 rm gleich 17–18 Waggons oder eine Torfkonsummenge pro Monat von 1000 rm.
Die Baukosten jeder Glasschmelzofenanlage können je nach den lokalen
Bauverhältnissen beträchtlich schwanken. Der Kostenaufwand eines Glasofens,
hochflammig, mit 14 à 65 cm weiten Häfen stellt sich unter Berücksichtigung von drei
Generatoren (1 Reservegaserzeuger einschliesslich) bei mittelgünstigen
Baubedingungen wie folgt:
1.
Erdaushub für Ofen, Kanalnetz und Ge-neratoren, etwa 400 cbm, à M.
0,50
M.
200,–
2.
Dinassteine für die Kappe, etwa 3000Stück = 10500 kg, v. H. kg M.
4,30
„
451,50
3.
Façonsteine für die Ofenperipherie usw.,etwa 10000 kg, v. H. kg M.
7,25
„
725,–
4.
Schamottesteine, etwa 10000 Stück I.Qual. = 36000 kg, v. H. kg M.
3,60
„
1296,–
5.
Schamottesteine, etwa 12000 Stück II.Qual. = 43200 kg, v. H. kg M.
2,40
„
1036,80
6.
Kammerschlichter, etwa 4000 Stück= 14800 kg, v. H. kg M. 5,10
„
754,80
7.
Rote Mauerziegel, etwa 40000 Stück,‰ M. 25,–
„
1000,–
8.
Dinasmörtel, etwa 1200 kg, p. ‰ kgM. 8,50 =
M. 10,20
Tonmörtel, etwa 13000 kg, p. ‰ kgM. 7,50 =
M. 97,50
Kalkmörtel, etwa 20000 kg, p. ‰ kgM. 4,50 =
M. 90,–
„
197,70
9.
Ofenverankerung, 28 Traversen, Prof. 15,3 m lang = 84 lfd. m, à 16 kg
= 1344kg und etwa 206 kg Zugankereisen,v. H. kg. M. 18,–
„
279,–
10.
Eisenteile für die Wechselanlage, wieWechseltrommel, Gastrommel,
Luft-klappe, Schornsteinschieber usw., etwa1200 kg, v. H. kg M.
36,–
„
432,–
11.
Schamottesteine für die Wechsel-, Ka-nal- und Generatorenanlage, etwa
20000Stück = 72000 kg, v. H. kg M. 2,40
„
1728,–
12.
Eisenteile für drei Generatoren, wieFülltrichter, Stosslöcher,
Rosten, Rost-balken usw., etwa 9000 kg, v. H. kg.M. 16,50
„
1485,–
13.
Rüstholz, Bögen, Verschalung, Bretterusw.
„
250,–
14.
Arbeitslöhne für acht Maurer, 40 Tageà M.
5,– = M. 1600,
Arbeitslöhne für sechzehn Handlanger,40 Tage à M.
2,– = M. 1280,–
„
2880,–
15.
Normalbahnfrachten für etwa 212450kg, per 10000 kg M. 60
„
1274,70
–––––––––––––
M.
13990,50
rund M. 14000,–.
Der Büttenofen besitzt den unbedingten Vorzug niedrigerer Baukosten, da sein Unterbau
verhältnismässig geringere Tiefe und einen beschränkteren Baukomplex beansprucht.
Auch sprechen noch andere Gründe für seine Verbreitung, wie nicht so hoher
Brennstoffaufwand, weil die Flamme ihren Wärmestoff auf dem dreifachen Wege, also erst senkrecht
aufsteigend, dann wagerecht ziehend und wieder schliesslich in senkrechter Richtung
fallend, abgibt, und so eine innigere Wärmeabsorption stattfindet. Man behauptet
sogar, dass das senkrechte Flammensystem, welches von allen Seiten das Schmelzgut
zur Auflösung bringt, ein reineres Glas hervorbringt, da die Flamme weniger mit den
Rohmaterialien in Berührung kommt. Allerdings vom technischen Standpunkt aus
betrachtet, kann man auch diesen Vorzug dem Büttenofen zuschreiben, jedoch hat die
Praxis in vielen Fällen das direkte Gegenteil ergeben.
Diesen Vorteilen stehen aber auch gewaltige Nachteile gegenüber, so dass das
Horizontalflammensystem sich mehr und mehr in jüngerer Zeit Eingang verschafft. In
erster Linie ist bei dem Hochflammofen eine längere Betriebsdauer zu konstatieren
und gehört bei Schonung dieses Ofens eine Kampagne von 3–4 Jahren nicht zu den
seltenen Erscheinungen, während das Vertikalflammenofensystem mit zwei Jahren
bereits ausgedient hat, wie dies bei den „liegenden“ Kammeröfen der Fall ist.
Die Büttenfeuerung erfordert auch mehr Reparaturkosten, das Gesäss,
„Ofenbank“ geht vorzeitig dem Ende zu und letztere wiederum verringert
durch ihre unebene, lückenhafte Gesässplatte die Gebrauchsdauer der Häfen, wie
überhaupt der Hafenbruch zu den öfteren Widerwärtigkeiten der Büttenfeuerung gehört.
Derselben zu nahe stehende Schmelzgefässe werden leicht zum Bersten gebracht,
während Häfen bei grösserem Büttenabstand länger und ungleichmässiger schmelzen,
deren längere Schmelzdauer durch Zerfressen und Erweitern der Bütten, so das die
Gas- und Luftmischung eine ungenügende ist, eine Beförderung erleidet.
Es ist und bleibt Tatsache, dass die wagerechte Flammenführung die Schmelze rascher
zum Abschluss bringt, indem die Schmelzmaterialien schneller in Fluss geraten, da
die strahlende Flammenwirkung das Rohgemenge von oben intensiver angreift; der
Schmelzprozess weicht auch von dem Schmelzvorgang bei Büttenofen ab, denn bei
letzteren, wie gesagt, erfolgt die Schmelzung von allen Seiten, während bei
überschlagenden Flammen mehr von oben, wodurch eine innigere Durchschmelzung der
obersten Schichten stattfindet, die nun infolge ihres spezifischen Schwergewichtes
untersinken und die noch nicht oder zum Teil aufgeschlossenen, leichteren Rohstoffe
in die Höhe drängen. Das geschmolzene Produkt der Horizontalflammensysteme kann
stets mit dem Erzeugnis der Büttenfeuerungen konkurrieren; wenn auch jenen das zu
starke Berühren als ein Nachteil auf die Güte des Glases zugesprochen wird, fällt
das Glas, weil man bei überschlagenden Flammen es härter einstellen kann, reiner und
glanzvoller aus, nicht so empfindlich gegen die Atmosphärilien. Zu diesem Vorzug
gesellt sich noch der geringerer Produktionskosten.
Das „Windigsein“ des Glases oder auch das mit dem Hüttenausdruck benannte
„Fadigsein“ ist allerdings ein häufiger Begleiter der Schmelze in Oefen
mit wagerechten Flammenzügen und ist dieses Uebel dem „Schlieren“, dem
starken Schwinden der Widerlager zuzuschreiben, weil im Oberraum des Ofens durch die
freie Flammenentfaltung eine ungewöhnlich hohe Temperatur herrscht. Aber man kann
dieser Widerwärtigkeit mit Erfolg begegnen, indem man für die Herstellung der
Widerlager nicht II. Qualität des Tones, sondern Hafenmasse oder auch Dinas
verwendet. Dieser Fehler tritt bei Büttenfeuerungen weniger auf, doch öfter die
recht unangenehme „Knotenbildung“, die auf das noch Kaltsein des Ofens
zurückzuführen ist, indem die Alkalien und die Flussmittel, wie Soda, Sulfat, Kalk
usw. nach Einlegen für sich schmelzen, ohne mit der Kieselsäure oder nur schwer in
eine Verbindung einzugehen, wie dies die milchweissen, noch nicht aufgeschlossenen,
von durchschmolzenem Glase umhüllten Partikelchen zeigen, die ohne Mühe aus dem
Glase herauszubrechen sind.
Der Kohlen verbrauch bei Büttenöfen ist geringer, wie bereits gesagt; es fragt sich,
inwiefern der Brennstoffaufwand bei überschlagenden Flammenöfen höher sein soll.
Diese Frage ist ganz erklärlich, die wagerechten Flammenzüge beschreiben, ehe sie
zum Abzüge gelangen, einen einzigen, geraden, direkten Weg; es findet also ein
rascherer Abzug statt, so dass das Flammenprodukt sich weniger im Ofen sammeln kann.
Da Hochflammsysteme höhere Kuppenwölbungen bedingen, entsteht ein grösserer Raum,
der zur Beheizung des Ofens sowieso schon einen höheren Brennmaterialaufwand
veranlasst. Jedoch wird das Kammerarrangement bei solchen Ofenarten durch den
raschen Abzug höher erhitzt, Luft und Gas inniger vorgewärmt, und das daraus
entstehende Flammengemisch erzielt eine intensivere Wirkung, die durch die freie
Flammenentfaltung nicht unerheblich gesteigert wird.
Die höhere Kappe der wagerechten Flammenöfen gestattet den Glasbläsern ein besseres
Arbeiten, als dass die Kuppe, wie bei den Büttenöfen es der Fall ist, so niedrig
bemessen ist, dass die Flamme herausprallt und stark die Glasmacher belästigt. In
neuerer Zeit legt man auch bei letzteren Ofenarten die Kuppe höher an, um dieselbe
besser zu schonen, da die Büttenfeuerung ungemein infolge des Heraufschlagens und
Schiessens der senkrechten Flamme die Kappe angreift. Mit einem Schrägbogen der
Flammenbütten beugt man gleichfalls vorteilhaft einer zu raschen Kappenabnutzung
vor. Schliesslich ist eine höhere Kappe insofern vorzuziehen, weil die Flamme sich
nicht unmittelbar auf das Glasprodukt, es verunreinigend, werfen kann.
Wie die Praxis ergibt, beträgt bei Büttenöfen die Lebensdauer der Kuppe längstens
vier bis fünf Jahre, bei Hochflammenöfen durchaus acht, ja zehn Jahre,
vorausgesetzt, dass man bei der Aufführung der Kappe, beim Auftempern, beim Anziehen
und Lockern der Anker usw. die grösste Umsicht walten liess. Denn letztere Faktoren,
denen man nicht sachgemäss begegnete, können die Kappe vollständig ruinieren, wie
das nasse Vermauern derselben, das zu rasche Auftempern, wodurch die Wasserdämpfe
ganz fürchterlich die zum Treiben veranlagten Dinassteine quillen lassen. Lockert
man nicht rasch genug die Anker, so kann, falls letztere feststehen, was sie auch
sollen, eine Zerquetschung der Dinasköpfe stattfinden, die nach und nach beim
Zusammenziehen des Ofens, bei der naturgemässen Kontraktion sich abbröckeln und
dadurch das Glas verunreinigen, indem die herabfallenden Dinaspartikelchen es
„steinig“ und „knotig“ machen. Auch andere schwerwiegende Fehler
tragen üble Folgen auf sich, so z.B. das zu lose Anziehen der Anker bringt eine
Senkung des Kappenfeldes hervor, so dass Fugen entstehen, welche eine liebsame
Angriffsfläche der Flamme bilden. Es ist schon vorgekommen, dass der Längszuganker
infolge zu schnellen Auftemperns des Ofens und nicht Lockerns des Ankersystems riss
und zwar an der Verbindungsstelle mit solcher Wucht, dass er, einen Bogen
beschreibend, mit der Spitze durch die Hüttendachfläche schlug. Aehnliche Fälle
stehen nur vereinzelt da, doch das Biegen und Werfen der Traversen um 10-20° sind
keine seltenen Erscheinungen. Es ist geraten, beim Anschüren eines neuen Ofens oder
Wanne dem Ankersystem volle Aufmerksamkeit zu schenken und sich zu überzeugen, ob
die Zuganker zu lose oder zu straff angezogen sind, indem man mit einem Stück Holz
oder desgleichen an die Eisenzüge schlägt. Ein kurzer, dumpf brummender Ton zeigt
ein zu festes Anziehen, ein schnurrender, federnder Klang sagt deutlich, dass das
Ankernetz zu lose verbunden ist.
Das Brennerarrangement spricht wohl auf den Brennstoffaufwand eines jeden Ofens ein.
Man findet vielfach das Zusammentreffen von Luft und Gas bei Büttenöfen schon unter der Bank,
hierdurch wird nicht nur die Bank beispiellos rasch angegriffen, sondern auch
nutzlos ein toter Raum gespeist, da die Flamme stets dort die höchste Temperatur
entwickelt, wo sich die Ströme zusammentreffen und mischen. Der wagerechte
Flammenofen allerdings erfordert schon das Mischen von Luft und Gas vor dem
Schmelzraum, in der Brennermündung, ganz erklärlich, weil infolge des direkten,
geraden Abzugsweges die Schornsteinwirkung eine grössere wird und die beiden Ströme
Gas und Luft erst eine Spanne fortgerissen werden, ehe sie in eine Verbrennung
eingehen. Intensiver ist die Mischung allerdings stets, wenn sie in den Bütten,
beziehungsweise in den Brennern erfolgt, weil die Flammenzüge sich in einem engeren
Raum inniger verbinden können. Das Zusammentreffen der Gase und Luft soll aus
technischen Gründen etwa 400 mm vor dem Ofenraum (Fig.
12 und 13) geschehen.
Textabbildung Bd. 321, S. 301
Fig. 12.
Textabbildung Bd. 321, S. 301
Fig. 13.
Die Oefen mit freier Flammenentfaltung, die wagerechten Flammenöfen sind, wenn wir
die Vor- und Nachteile der einen oder der anderen Ofenart in Parallele gezogen
haben, vorzuziehen; doch kann ein nicht sachgemäss ausgeführtes Brennerarrangement
auf den Ofengang einwirken, so dass die Schmelzdauer des Glases bei den
Hochflammöfen den Büttenöfen gegenüber hintenanbleibt. Es existieren viele Siemens-Oefen, deren wagerechte Flammenführungen mit
der Höhe der Häfen abschliessen, also eine Tieflage besitzen. Derartige Anordnungen
sind grundsätzlich zu verwerfen. Das Anschlagen der Flamme an die Hafenwandungen
ruft oft ein Bersten der Schmelzgefässe hervor, wie auch die Flamme, infolge
ungenügender Ausdehnungsfläche bei ihrer freien Entfaltung gehemmt, eine weniger
intensivere Wirkung ausübt. Die neuesten Oefen mit freier Flammenentfaltung sind so
konstruiert, dass die Brenner über der Hafenlinie liegen und bewährt sich der
Abstand von 35 cm über den Häfen bis zum ersten Brennerscheitelpunkt. Man ordnet die
Luft- und Gasströme entweder nebeneinander oder übereinander resp. untereinander an;
letzterer Lage ist entschieden der Vorzug zu geben, und zwar wählt man Luft
oberhalb, Gas unterhalb, die Ströme durch eine Dinassteinzunge von 20 bis 25 cm
getrennt, welche vorn auf 12½–10 cm Stärke zugespitzt wird. Ein solches
Brennerarrangement bei genauer Berücksichtigung der Längen- und Höhenmasse ruft eine
intensive, wenig oder gar nicht von Rauchstoffen und Oasen geschwängerte Flamme
hervor, durch das Mischungsverhältnis gesteigert, da Luft oben sich befindet,
infolge ihrer Schwere fällt, Gas, dem Naturgesetze folgend, die Neigung hat, zu
steigen. Aber man arrangiert die Züge auch so, dass das Gas oben, und Luft unten
sich befindet, wodurch man das zu starke Berühren des unreinen Gases mit dem Glase,
speziell bei feinerer Fabrikation, vermeidet. Zieht man letzteres Arrangement vor,
so ist es angebracht, die Höhe vom Glasstande oder vom höchsten Hafenpunkt und
Hafenlinie bis zum ersten Ausströmscheitel, dem nächsten Brennerpunkt nicht über 30
cm zu treiben. Als Richtmass der Brennermündunghöhe gilt 40–50, allenfalls 60 cm,
als Norm der Brennermündungbreite 100–125 cm, ja auch 150 cm. Je niedriger und
breiter der Brenner, allerdings bis zu einem gewissen Grade, je intensiver die
Mischung und reiner die Flamme. Dieselbe aber gewinnt man wiederum auf Kosten der
Brenner, die ungemein bei einer solchen Anordnung zu leiden haben. Sehr oft findet
man die Horizontalflammenbrenner ohne „Zunge“ ausgestattet, so dass Gas und
Luft sich bereits im Hinterbrenner entwickeln. Dies bietet für den Ofen keinen
Vorteil; vielmehr wird der Brenner stark angegriffen und auch der Brennstoffaufwand
ist ein höherer. Die Oefen mit freier Flammenentfaltung bedingen zuverlässigeres
Bedienungspersonal als die Vertikalflammofensysteme es erfordern; der Schmelzer muss
genau mit den Schieberstellungen informiert sein. Ein Ueberschuss von intensiv
erhitzter Luft bewirkt eine oxydierende Flamme, eine sogenannte Stichflamme, die den
Schmelzgefässen einen enormen Schaden anrichten kann, indem sie dieselben nach
Ueberhitzung aufbricht. Mit dieser Gefahr haben die Schmelzer der Büttenöfen weniger
zu kämpfen, doch müssen sie auch ihre ganze Kunst anwenden, wenn ihr Büttenofen
einmal in der Temperatur gefallen ist, um ihn zur Schmelzhitze wieder zu bringen.
Die Oefen mit wagerechten Flammenführungen sind allerdings leichter
Temperaturschwankungen unterworfen, indem sie durch Unachtsamkeit der mit dem
Betriebe betrauten Personen entweder zu heiss oder zu kalt geschürt werden können,
so dass die Glasmacher einerseits infolge des zu dünnflüssigen Glases schlecht
arbeiten können oder anderseits ihnen, der herabgesunkenen Ofentemperatur wegen, das
„Auftreiben“ oder das „Einwärmen“ der Glasgegenstände erschwert
wird. Aber das Heisschüren eines solchen Ofens oder die Einholung des
Temperaturverlustes gehen rascher von statten wie beim Büttenofen, der zwar
gleichmässiger geht ohne grössere Beihilfe des Schmelzers und des Schürers.
Neben diesen angeführten Hauptofensystemen existiert noch eine ganze Anzahl anderer
Ofensysteme, denen gleichfalls das Regenerativ- oder Rekuperativ-Heizverfahren
zugrunde liegt und die mit ihnen eine verwandte Konstruktion besitzen. Bei allen
diesen Neukonstruktionen bezwecken die Erfinder, in den Ofenräumen eine möglichste
Flammengleichheit und Flammenausnützung zu stände zu bringen. Das hier und da
auftauchende Henning & Wrede-Ofensystem verfügt zur
Speisung des Ofenraumes über drei Bütten und zwar über eine grössere in der Mitte
und zwei kleinere an den Endseiten des Ofens. Die Flamme gestaltet sich wechselnd,
entweder tritt das Flammengemisch aus den beiden kleineren Endbütten heraus und
zieht durch die grössere Mittenbütte ab oder das Flammenprodukt nimmt der
Wechselapparatestellung entsprechend seinen Weg in umgekehrter Richtung ein, und
zwar strömt es aus der Mittenbütte und wird vom Kamin durch die beiden
„Endfüchse“ abgesogen. Im Unterbau des Ofens liegen die Kammern, nicht
vier an der Zahl, sondern sechs resp. acht, die geteilte Zuführungskanäle besitzen.
Henning & Wrede verfolgen neben
Flammengleichheit infolge der Brennerlage noch den Zweck, den Oefen grössere
Dimensionen zu verleihen. Die Baukosten des Henning &
Wrede-8 Kammerofensystemes betragen bei 14 mittleren Häfen etwa M. 15000,
–, inklusive Generatoren.
In letzterer Zeit macht sich hier und da die runde Ofenform geltend und weicht man
jetzt mehr von den ovalen und ellmptischen Ofengestaltungen ab, da durch den runden
Bau der Vorteil bequemeren und schnelleren Arbeitens resultiert. Die Glasmacher
stehen lange nicht so gedrängt, wie es bei den länglich-runden Oefen der Fall ist;
besonders ist die runde Bauart bei mit Pressern besetzten Oefen vorzuziehen.