Titel: | Deutsches Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik in München. |
Autor: | Gary |
Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 221 |
Download: | XML |
Deutsches Museum von Meisterwerken der
Naturwissenschaft und Technik in München.
Deutsches Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und
Technik in München.
Infolge einer Anregung der Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure in
München wurde dort am 28. Juni 1903 unter dem Vorsitz Seiner Königl, Hoheit des
Prinzen Ludwig von Bayern ein „Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und
Technik“ gegründet, zu dem Zwecke, die historische Entwicklung der
naturwissenschaftlichen Forschung, der Technik und der Industrie darzustellen und
ihre wichtigsten Stufen insbesondere durch hervorragende und typische Meisterwerke
zu veranschaulichen. Gelehrte. Techniker und Industrielle aus allen deutschen Gauen
haben freudigst einem Plane zugestimmt, der wie selten einer dem deutschen Volke
sympathisch war. Die Königl, Bayrische Staatsregierung hat von Anfang an Vertreter
zu den Sitzungen entsendet, in denen die Satzungen entworfen wurden und hat die
Satzungen auch dem Reichsamt des Innern vorgelegt; dementsprechend hat auch das
Deutsche Reich dem Gedanken lebhafte Teilnahme gezollt.
Auf Grund der genehmigten Satzungen konnte unter dem Ehrenpräsidium der Königl.
Bayrischen Staatsminister des Innern beider Abteilungen, Exzellenz Dr. Freiherr v. Feilitzsch und Exzellenz Dr. Ritter v. Wehner die Konstituierung des Vorstandes, eines Votstandsrates
und eines Ausschusses von Sachverständigen erfolgen.
Der Vorstand besteht zurzeit aus den Herren: Königl. Baurat Dr.-Ing. Oskar v. Miller, Prof. Dr. Walter Ritter v. Dyck und Prof. Dr. Dr.-Ing. Karl
Ritter von Linde, von denen der erstere den Vorsitz übernommen hat und vom
Tage der Gründung an die Seele des ganzen Unternehmens gewesen ist. Das Museum steht
unter dem Ehrenpräsidium des Reichskanzlers, des Staatssekretärs des Innern und der
bereits genannten Königl. Bayrischen Staatsminister. Den Vorstand unterstützt ein
Vorstandsrat, der nicht weniger als 50 und nicht mehr als 100 Mitglieder umfassen
soll, die teils von den Regierungen der Bundesstaaten und des Reiches, teils von
einer Anzahl von Vereinen und Gesellschaften ernannt, teils gewählt werden. Als
drittes Verwaltungsorgan arbeitet ein „Ausschuss“, dem die Mitglieder des
Vorstandes und des Vorstandsrates und eine Anzahl von Personen angehören, die vom
Vorstandsrat mit mindestens ¾ der jeweiligen abgegebenen Stimmen gewählt werden. Wer
sich zu einem Jahresbeitrag von mindestens 9 M. verpflichtet, kann durch den
Vorstand als Mitglied des Museums aufgenommen werden; die Mitglieder haben das Recht
des unentgeltlichen Besuches des Museums sowie des Bezuges der Verwaltungsberichte
und der Bücher und Pläne nach Massgabe der Büchereiordnung. Das Museum hat die
Eigenschaft einer Anstalt des öffentlichen Rechtes, durch die es von allen lästicen
Verpflichtungen, die nach allgemeinem Rechte den Vereinen auferlegt sind, entbunden
ist. Dem Zwecke des Museums dienen vor allem:
1. Sammlungen von wissenschaftlichen Instrumenten und Apparaten
sowie von Originalen und Modellen hervorragender Werke der Technik, welche
anschaulich geordnet und erläutert im Museum zur öffentlichen Besichtigung
aufgestellt werden.
2. Ein Archiv, in welchem wichtige Urkunden
wissenschaftlichen und technischen Inhaltes aufbewahrt werden sowie eine aus
Handschriften, Zeichnungen und Drucksachen gebildete technisch-wissenschaftliche
Bibliothek.
3. Wissenschaftliche Arbeiten, Veröffentlichungen, Vorträge
usw.
Um das Andenken an die hervorragendsten Förderer der technischen Wissenschaften und
der Industrie der Nachwelt dauernd zu erhalten, werden in dem Museum in einem
besonderen „Ehrensaal“ auch Statuen, Büsten, Bildnisse sowie
Lebensbeschreibungen solcher deutschen Männer aufgenommen, die sich um die Förderung
der Naturwissenschaft und Technik hervorragende Verdienste erworben haben.
Aufgestellt sind bereits die Bildnisse von Leibniz und
Guericke, Gauss und Fraunhofer, Krupp und Siemens, Mayer und Helmholtz. An den Stiftungen dazu haben sich der
Prinzregent Luitpold von Bayern und der Verein deutscher Ingenieure hervorragend
beteiligt.
Die Zahl der Mitglieder des Museums beträgt mehr als 1200. Zur vorläufigen
Unterbringung der bereits weit vorgeschrittenen Sammlungen hat der Königl. Bayrische
Minister des Innern das alte Nationalmuseum in München sowie einen Kostenbetrag von
77000 M. zu seiner Instandsetzung überwiesen, und als diese Räume bald nicht mehr
ausreichten, ist auch noch die ehemalige Kaserne der Schweren Reiter hinzugezogen
worden.
Für die endgültige Unterbringung des Museums in einem Monumentalbau ist von Magistrat
und Gemeindeverordnung der Stadt München dem Museum die Kohleninsel in der Isar auf
ewige Zeiten im Erbbaurecht überlassen. Dieser Platz besitzt einen Wert von mehreren
Millionen Mark und genügt, um Ausstellungsräume von doppeltem Umfang wie das
Conservatoire des Arts et Metiers in Paris oder die wissenschaftlich-technische
Abteilung des South-Kensington-Museums in London zu errichten und ausserdem ein
eigenes Bibliothekgebäude für etwa 1 Million Bücher und Pläne unterzubringen.
Der Bauplatz ist nur etwa 1 km vom Zentrum der Stadt entfernt, auf einer Insel
zwischen den beiden Isararmen, die den östlichen Stadtteil vom Zentrum trennen,
gelegen und eignet sich vortrefflich für die Errichtung eines dem Zwecke des Museums
nicht allein vollständig entsprechenden, sondern auch äusserlich grossartigen
Bauwerkes, zu dem die vorläufigen Pläne bereits von Prof. Gabriel von Seidl entworfen wurden und von dem auch schon ein Modell
hergerichtet wurde.Die öffentliche
Ausschreibung des Projektes s. S. 208 d. Bd.
Das ganze grosse Arbeitsgebiet des Museums ist in einzelne Gruppen geteilt. Für jede
Gruppe haben einige Referenten die zur Aufnahme geeigneten Sammlungsgegenstände, wie
historische Originalmaschinen und Apparate, Nachbildungen, Erklärungsmodelle usw. in
Listen zusammengestellt, die gewissermassen in den Hauptzügen das Programm für die
Organisation enthalten. Eine Sammlung der Königl. Bayrischen Akademie der
Wissenschaften, die
allein vier grosse Säle füllt, bildete den Grundstock, daneben sind hunderte von
teilweise sehr wertvollen Gegenständen meist kostenlos zur Verfügung gestellt
worden.
In der ersten Ausschussitzung sprach sich der Vorsitzende des Vorstandes, Faurat Dr.
Oskar v. Miller, über das Museumsprogramm etwa wie
folgt aus:
„Die werktätige Beihilfe, die von allen Seiten zugesichert wurde, hat uns
ermutigt, unsere Ziele weit zu stecken. Das Museum muss vor allem eine
Ruhmeshalle der deutschen Wissenschaft und Technik werden, wie dies das
Conservatoire des Arts et Metiers für Frankreich und das Kensington-Museum für
England geworden ist.
Im Conservatoire des Arts et Metiers nehmen die Laboratoriumseinrichtungen des
genialen Chemikers Lavoisier, die Ueberreste der
Luftschiffe von Montgolfier, der erste Webstuhl von
Jacquard usw. als leuchtende Beispiele
bahnbrechender Meisterwerke das Interesse der grossen Allgemeinheit in erster
Linie in Anspruch; im Kensington-Museum sind es die Dampfmaschinen von Watt, die ersten Lokomotiven, das erste Dampfschiff
usw., die den Ruhm des Museums über die ganze Welt verbreiten, und auch in
unserem Museum sollen solche Meisterwerke aus alter und neuer Zeit die
Grundpfeiler der Sammlungen bilden.“
Im Laufe zweier Jahre ist eifrig gesammelt worden. Die gesammelten Gegenstände sind
allen Mitgliedern bekannt gegeben, aber noch sind viele Gruppen lückenhaft und es
bedarf noch einer umfangreichen Arbeit, um das Museum dem Ziele nahe zu bringen.
Alle Gegenstände hier aufzuführen, ist unmöglich. Es soll nur das Wichtigste
hervorgehoben werden.
Den wertvollsten Grundstock an mathematischen,
astronomischen und physikalischen Apparaten
und Instrumenten bildet, wie bereits erwähnt, die vom
Königl. Bayrischen Kultusministerium überwiesene mathematisch-physikalische Sammlung
der Königl. Bayrischen Akademie der Wissenschaften. Darunter befinden sich die
wertvollen Instrumente Fraunhofers, über dessen
Einfluss auf die Entwicklung der Optik hierdurch ein anschauliches Bild gewonnen
werden kann. Die Originale der Steinheilschen
Telegraphenapparate, ferner die vom bayrischen Staate vor wenigen Jahren um den
Preis von 30000 M. angekaufte Reichenbach sehe
Kreisteilmaschine, welche nahezu 100 Jahre in Gebrauch stand, sind dem Museum
überwiesen worden.
Von besonderem Interesse sind ferner die optischmechanischen Instrumente aus der
Werkstätte Branders in Augsburg, welche nicht nur durch
technische Vollkommenheit, sondern auch durch kunstvolle Ausstattung
hervorragen.
An die Sammlung der Königl. Bayrischen Akademie der Wissenschaften schliesst sich die
nach wissenschaftlichen Grundsätzen zusammengestellte Kollektion der optischen
Werkstätte Karl Zeiss in Jena, welche wertvolle
Beiträge zur Entwicklung des Mikroskopes, der Fernrohre usw. liefert, und die
namentlich auch über die Ausbildung der optischen Messverfahren vorzügliche
Aufschlüsse bietet.
Professor Dr. van t' Hoff hat die im Jahre 1875 von ihm
angefertigten Modelle zu seiner Theorie von der räumlichen Anordnung der Atome dem
Museum überwiesen und Professor Dr. Feddersen hat den
für seine fundamentalen Untersuchungen über elektrische Schwingungen benutzten
Originalapparat gestiftet.
Die Universität Jena überwies dem Museum eine grosse alte Elektrisiermaschine sowie
Erstlingspräparate von Geh. Hofrat Dr. Geuther und Geh.
Hofrat Dr. Knorr.
Herr A. Dietz, Inhaber des von Reichenbach begründeten mathematisch-mechanischen Institutes von Traugott Ertel & Sohn, hat die noch in seinem
Besitze befindlichen Instrumente aus Traugott Ertel's
Zeit, ferner einen grossen hydrometrischen Flügel für 8–9 m Wassergeschwindigkeit,
der für die Regulierungsarbeiten am Eisernen Tore ausgeführt wurde, sowie eine
Reihe sonstiger typischer Instrumente dem Museum gestiftet.
Ebenso wie auf wissenschaftlichem Gebiete sind dem Museum auch an Maschinen und elektrischen
Einrichtungen Originale von allergrösster Bedeutung zur Verfügung gestellt
worden, obwohl diese nicht allein in ideeller Hinsicht für die Eigentümer von Wert
sind, sondern auch häufig noch einen erheblichen materiellen Wert besitzen.
Die berühmte Reichenbachsche Wassersäulenmaschine,
welche dem Museum vom Königl. Bayrischen Finanzministerium überwiesen wurde, ist
durch ihre nahezu 100-jährige Betriebsdauer zugleich ein Beweis, wie vorzügliche
Maschinen schon zu Beginn des vorigen Jahrhunderts erbaut werden konnten.
Seitens der Firma Friedrich Krupp, Essen, sind aus deren
Betrieben grosse Modelle von Hochofen- und Walzwerksanlagen, eine aufgeschnittene
Bessemerbirne, vor allem aber eine hoch interessante Sammlung von beschossenen
Panzerplatten überwiesen worden. In gleicher Weise haben die Firmen Siemens & Halske und Siemens-Schuckertwerke historische Dynamomaschinen, darunter die erste
dynamoelektrische Maschine von Werner Siemens, die
erste Flachringmaschine von Schuckert, im ganzen etwa
40 Originalmaschinen übersandt.
Die Entwicklung der Gasmotoren wird durch die beiden
ältesten Typen der in Deutschland gebauten Gasmaschinen vom Jahre 1866 bezw. 1876,
welche im Original von der Gasmotorenfabrik Deutz dem Museum überlassen werden,
vertreten sein.
Als eine der ältesten Lokomobilen ist die erste Wolfsche Lokomobile aus dem Jahre 1862 von Geh.
Kommerzienrat R. Wolf in Aussicht gestellt worden und
Ingenieur Diesel hat im Verein mit der
Augsburg-Nürnberger Maschinenfabrik die Originale der ersten Dieselmotoren übermittelt.
Die erste von der Firma Voith in Heidenheim ausgeführte
Francisturbine sowie der erste von dieser Firma
gelieferte Turbinenvegulator bilden interessante Beiträge zur Entwicklung des
Turbinenbaues.
Das Einsetzen der in immer grösserem Aufschwünge begriffenen Kälteindustrie wird in dem Museum durch die Erstlingsapparate für die
Verflüssigung und Zerlegung atmosphärischer Luft und durch Modelle der typisch
gewordenen Einrichtungen für die Kälteindustrie von Prof. Dr. von Linde sowie durch das Original der ersten
Kohlensäuremaschine von Windhausen kenntlich gemacht
werden.
Die Königl. Bayrische Verkehrsverwaltung hat die erste in Bayern verwendete Schnellzugslokomotive im Museum aufgestellt und, um der
Belehrung weitester Kreise in hervorragendster Weise zu dienen, längs der
Kesselmitte und längs der Zylinder durchschnitten, um auf diese Weise die gesamte
Inneneinrichtung einer Lokomotive in wirklicher Ausführung zu zeigen.
An die hervorragende Sammlung der Königl. Bayrischen Verkehrsverwaltung, die auch
sonst noch viele interessante Gegenstände aufweist, schliesst sich die im Jahre 1867
auf der Pariser Weltausstellung mit der goldenen Medaille prämiierte, erste
Lokomotive der Firma Krauss an, welche 33 Jahre bei der
Grossherzoglich Oldenburgischen Staatsbahn mit einer Nutzleistung von 800000 km im
Betriebe stand.
Auf dem Gebiete des Marinewesens sind wertvolle Modelle
wichtiger Erstkonstruktionen von Schiffsmaschinen sowie Modelle hervorragender
moderner Schiffstypen seitens des Kommerzienrates Dr.-Ing. C. H. Ziese, Besitzer der Schichauschen
Werke, gestiftet worden.
Mit dem Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen schweben aussichtsolle Verhandlungen
betr. die naturgetreue Nachbildung der im Kensington-Museum aufbewahrten ersten
Lokomotive „Puffing-Billy“.
Für die Ausgestaltung der Gruppe chemische und
mechanische Technologie, Berg- und Hüttenwesen hat Professor Dr. A. Mitscherlich in Freiburg dem Museum aus dem
wissenschaftlichen Nachlasse seines Vaters etwa 40 grosse Modelle zur Verfügung
gestellt. Dieselben umfassen Ofenanlagen zur Eisen- und Metallgewinnung,
Aufbereitungsmaschinen, Hammer- und Walzwerke, und sind grösstenteils zerlegbar
eingerichtet, so dass sie ein vorzügliches Bild der Inneneinrichtung der
dargestellten Objekte bieten. Professor Dr. Mitscherlich hat ausserdem wissenschaftliche Erfindungen und Entdeckungen
seines Vaters, wie z.B. den Zuckerpolarisationsapparat, das Goniometer und eine
erlesene Sammlung chemischer Präparate dem Museum zur Verfügung gestellt.
Ueber das Mannesmannsche Walzverfahren sind seitens des
Ingenieurs Reinhard Mannesmann, Remscheid,
Originalapparate zur Verfügung gestellt worden.
Die Geschichte des Bronzegusses wird durch einige
vortreffliche Originale der Königl. Erzgiesserei in München sowie durch das Modell
des Gussofens, mit welchem die Kolossalstatue der Bavaria gegossen wurde, illustriert.
Die Gasfabrikation findet durch Ofenmodelle der
Stettiner Chamottefabrik A.-G., vorm. Didier, in
Stettin, die Modelle einer Mischgasanlage für Eisenbahnwagenbeleuchtung von der
Königl. Bayrischen Verkehrsverwaltung Berücksichtigung.
Auf dem Gebiete der chemischen Technologie sind
Präparate und Produkte seitens der Elektrochemischen Werke Bitterfeld, der Badischen
Anilin- und Sodafabrik, der Höchster Farbwerke vorm. Meister, Lucius & Brüning dem Museum zur Verfügung gestellt.
Der Bau chemischer Apparate wird durch das Modell der ältesten in Deutschland
vorhandenen Konstruktion eines kupfernen Vakuumapparates sowie durch das Modell der
gegenwärtigen Ausführung desselben, von der Firma C.
Heckmann, Berlin, gestiftet sowie durch eine Reihe von säurefesten Gefässen
und Apparaten der Aktiengesellschaft für Ton- und Steinzeugfabrikation in
Charlottenburg illustriert werden.
Die Königl. Bayrische Oberste Baubehörde hat bei sämtlichen ihr unterstellten Aemtern
eine Rundfrage wegen Ueberlassung geeigneter Apparate, Modelle usw. erlassen und auf
diese Weise eine Menge von Brücken- und Wasserbaumodellen erlangt, aus denen die typischen
Konstruktionen von Holz-, Stein- und Eisenbrücken, von Flussregulierungen usw. für
das Museum ausgewählt werden sollen. Die Bauverwaltungen des Schlosses Heidelberg,
der Marienburg, der Sebalduskirche in Nürnberg usw. stellten als Muster alter
Baumaterialien einige bis in das 15. Jahrhundert zurückreichende Bauteile aus diesen
ältesten deutschen Baudenkmälern zur Verfügung. Geheimrat Jacobi sagte die modellweise Rekonstruktion der römischen
Hypokaustenheizung der Saalburg zu. Albert March in
Charlottenburg stiftet eine grosse Zahl aus dem Nachlasse seines Vaters stammender
Tongefässe und Bauterrakotten, darunter eine lebensgrosse Statue Schinkels.
In ähnlicher Weise haben der Verein deutscher Gas- und Wasserfachmänner, der Verein
deutscher Portland-Zementfabrikanten, der Verein für Ton-, Zement- und Kalkindustrie
sowie zahlreiche Steinbruchbesitzer, an ihrer Spitze die Firma P. Wimmel & Co. in Berlin, die Mitwirkung bei den
sie interessierenden Gruppen zugesagt.
Von weiteren Stiftungen seien erwähnt: das von der Mansfeldschen Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft überwiesene Original
einer der ältesten deutschen Wasserhaltungsmaschinen vom Jahre 1813, von der
Preussisch-Rheinischen Dampfschiffahrtsgesellschaft eine Seitenbalanciermaschine vom
Jahre 1842, die erste Hochdruckdampfmaschine von Alban,
die von den Firmen L. & C. Steinmüller, Brown, Boveri
& Co., Cuilleaume-Werke, Rathinger
Röhrenkesselfabrik, Gebr. Sulzer, F. Schichau, R. Wolf,
H. Lanz, Gebr. Körting, G. Kuhn, Nagel & Kaemp usw. zur Verfügung
gestellten Modelle von Kesseln, Dampfmaschinen, Gas- und Wasserkraftmotoren; ferner
Schiffsmodelle von der Hamburg-Amerika-Linie, der Firma
Blohm & Voss, den Howaldtswerken, dem Norddeutschen Lloyd, den
Norddeutschen Seekabelwerken, der Firma J. W. Klawitter in Danzig, Automobile von Frau
Kommerzienrat Daimler und von der Rheinischen Gasmotorenfabrik vormals Benz sowie Modelle
für die Gruppe Eisenhüttenwesen von der Gewerkschaft
„Deutscher Kaiser“, dem Köln-Müsener
Hüttenverein, den Firmen Krigar Ihssen, Dr.
Otto & Co. u.a.
In der Abteilung Telegraphie und Telephonie hat Dr. Scholl mit der Aufstellung
der von ihm geschenkten Apparate und Demonstrationsmodelle über Funkentelegraphie
begonnen; einen sehr wertvollen Telephonumschalteschrank mit Darstellung der
verschiedenen Umschaltesysteme hat die Firma Zwietusch &
Co. hergegeben.
Die Abteilung für Heizung und Lüftung wurde durch die Firmen Rietschel &
Henneberg, Rudolf Otto Meyer, J. L. Bacon, Herrn. Liebau, Eisenwerk
Kaiserslautern, Käuffer & Co. usw. mit Modellen von
Erstlingsausführungen der verschiedenen Heizungs- und Lüftungssysteme
ausgestattet.
Um ebenso wie bei den Sammlungsobjekten die Einforderung der Bucher. Pläne, Kataloge usw. in möglichst systematischer Weise bewirken zu
können, wurden auch hier für die einzelnen Bibliothekgruppen unter Mitwirkung der
Referenten und Mitarbeiter besondere Listen (Wunschzettel) aufgestellt, die als
Unterlagen für die Einholung von Büchern und Plänen dienten. Es ist bereits eine
grosse Menge höchst wertvoller Bücher, Urkunden und Pläne zusammengebracht, an deren
Stiftung sich die hervorragendsten Gelehrten der Kulturländer und verschiedene
Verlagsbuchhandlungen beteiligt haben.
Die Urkundensammlung, welche schon im verflossenen Jahre
über wertvolle Briefe von Bunsen, Liebig, Ampère, Ohm
usw. verfügte, hat eine grosse Bereicherung insbesondere durch die Stiftung des
Professor Dr. A. Mitscherlich erfahren, welcher den
ausgedehnten Briefwechsel seines Vaters Eilhard
Mitscherlich mit den Gelehrten der ganzen Welt, wie Arago, Becquerel, Berzelius. Davy, Faraday, Gay-Lussac, Maxwell, Newton,
Oerstedt, Tyndall, Wähler usw. dem Museum zur Verfügung stellte. Weiter
hervorzuheben ist auch die auf Veranlassung des Professor Dr. v. Weyrauch erfolgte Ueberweisung der Briefe Robert Mayer's an Baur,
sowie die Stiftung besonders glücklich ausgewählter Briefe von Werner Siemens aus den Jahren 1857–1888. –
Das vorstehend aufgeführte bietet nur eine Auswahl von den bereits aufgehäuften
reichen Schätzen des Museums, die sich täglich mehren. Es ist unmöglich, in einem
kurzen Bericht alle Stifter zu nennen und zu würdigen. Auch über die
Vermögensverhältnisse des Museums zu berichten, ist hier nicht der Ort; es genüge
die Mitteilung, dass Dank dem bewiesenen Entgegenkommen der Reichsverwaltung, des
Bayrischen Staates, der Bundesstaaten und der Stadt München sowie vieler Privatleute
und gelehrten Gesellschaften bereits ein bedeutendes Vermögen zusammengebracht ist,
so dass man hofft, schon im Herbste dieses Jahres den Grundstein für das neue auf 7
Mill. M. veranschlagte Museum legen zu können.
Möchte sich der Kreis derer, die gesonnen sind, ihre Arbeitskraft und ihr Interesse
in den Dienst dieser nationalen Sache zu stellen, ständig vermehren, dann wird es
gelingen, nach dem Wunsche der Stifter und des hohen Protektors des Museums dieses
zu einem Denkmal wissenschaftlich-technischer Forschung zu machen, wie es auf dem
weiten Erdenrund nicht noch einmal zu finden ist.
Gary.