Titel: | Kinetik und Kinetostatik des Schubkurbelgetriebes. |
Autor: | Hermann Meuth |
Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 533 |
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Kinetik und Kinetostatik des
Schubkurbelgetriebes.
Von Dr. ing. Hermann Meuth,
Karlsruhe.
(Fortsetzung von S. 519 d. Bd.)
Kinetik und Kinetostatik des Schubkurbelgetriebes.
Ausgleich der von den bewegten Massen herrührenden
Reaktionen.
Die vom Kolbendruck herrührenden Reaktionen finden ihren Ausgleich durch Vermittlung
des Maschinenrahmens in den gleich grossen Drucken auf die Zylinderdeckel. Die
sogen. freien Massenkräfte dagegen suchen die Maschine auf ihrem Fundament zu
verschieben und zu verdrehen. Bei grossen Geschwindigkeiten wird es notwendig,
dieses durch Ausgleich der Massenkräfte zu verhindern. Vollkommen würde ein
Ausgleich der die Ortsveränderung der Maschine verursachenden Kräfte und Momente nur
durch die Anordnung von Massen möglich sein, welche eine entgegengesetzte und nach
demselben Gesetze veränderliche Bewegung haben, wie die Massen des Getriebes, so
dass der Schwerpunkt der ganzen bewegten Masse seine Lage nicht ändert. Man begnügt
sich indessen für den Ausgleich mit der Anbringung rein rotierender Massen im
Kurbelkreis, wenn auch, wie bei einer liegenden Maschine, die Horizontalkomponente
der Bewegung einer solchen Masse nicht genau der Bewegung des Getriebes entspricht
und durch die Vertikalkomponente neue Massenkräfte erzeugt werden, welche aber den
senkrechten Lagerdruck in einer nicht schädlichen Weise beeinflussen. Letzteres gilt
auch bei stehenden Maschinen für die freien Massenkräfte in Richtung der
Kolbenbewegung; würde man hier Ausgleichsmassen anwenden, so würden die viel
gefährlicheren horizontalen Kräfte entstehen. Man könnte damit zwar gleichzeitig
einen für die Gleichförmigkeit des Ganges nützlichen Gewichtsausgleich der
Getriebeteile erzielen, was aber besser durch Verschiedenheit der Füllung auf der
Kurbel- und Deckelseite erreicht wird. – Von dem Ausgleich der Massen-Kräfte bei
Mehrkurbelmaschinen ist bei der Besprechung des Ausgleichs der Gesamtreaktionen
später die Rede.
b) Reaktion der Kreuzkopfführung.
In der Kreuzkopfführung tritt eine Reaktion nur in einer Richtung senkrecht zur
Kolbenbewegung auf, da in der Kolbenstangenrichtung keine Stützung stattfindet. Der
Druck auf die Gleitbahn wird, abgesehen von den Gewichten, durch die Lenkstange in
ihrer Schräglage erzeugt. Fasst die Lenkstange den Kreuzkopf nicht in dessen
Mittelpunkt, so tritt noch eine Verdrehung der Führung ein, von welcher aber im
folgenden abgesehen werde.
Textabbildung Bd. 320, S. 533
Fig. 6.
Zur Bestimmung der Reaktion wird eine Trennung des Fundamentrahmens durch den in Fig. 6 angedeuteten Schnitt angenommen, so dass sich
die Führung gegenüber dem festen Kurbellager um einen Betrag u senken kann. Die lebendige Kraft des so in seiner Bewegung erweiterten
Getriebes ist
L=\frac{1}{2}\,\dot{\varphi}^2\,[(M_1+M_2+M_3)\,r^2]+\frac{l^2}{2}\dot{\eta'}^2\,(M_2+b\,M_3)-l\,r\,\dot{\varphi}\,\dot{\eta'}\,\mbox{cos}\,(\varphi+\eta')\,(M_2+a\,M_3),
da die Koordinaten eines Schubstangenpunktes in bezug auf XY
x = r cos φ + z cos η' und
y = r sin φ – z sin η'
sind.
Die Konnexbedingung des erweiterten Getriebes lautet
r sin φ =
l sin η' – u
und daraus folgt
\dot{\eta}'=\lambda\,\mbox{cos}\,\varphi\,\dot{\varphi}+\frac{\dot{u}}{l} und \mbox{cos}\,(\varphi+\eta')=cos\,\varphi-\lambda\,\mbox{sin}^2\,\varphi-\frac{u}{l}\,\mbox{sin}\,\varphi
wenn, wie früher die Annäherung cos η = 1 ∾ cos η' eingeführt wird. Hiermit
wird
L=\frac{1}{2}\,\dot{\varphi}^2\,(M_1+M_2+M_3)\,r^2
+\frac{M_2+b\,M_3}{2}\,(r^2\,\mbox{cos}^2\,\varphi\,\dot{\varphi}^2+2\,r\,\dot{\varphi}\,\dot{u}\,\mbox{cos}\,\varphi+\dot{u}^2)
-(M_2+a\,M_3)\,l\cdot r\,\dot{\varphi}\,\left(\lambda\,\mbox{cos}\,\varphi\,\dot{\varphi}+\frac{\dot{u}}{l}\right)
\left(\mbox{cos}\,\varphi-\lambda\,\mbox{sin}^2\,\varphi-\frac{u}{l}\,\mbox{sin}\,\varphi\right) . . . . . . 2b)
Die Ausführung der Differentiation nach u ergibt die
Bewegungsgleichung für den Kreuzkopf; für u = o erhält man daraus die Grösse der Reaktion
R_u=r\,\ddot{}varphi}\,\left[\frac{M_2+a\,M_3}{2}\,\lambda-(a-b)\,M_3\,\mbox{cos}\,\varphi\right
\left-\left(\frac{M_2+a\,M_3}{2}\right)\,\lambda\,\mbox{cos}\,2\,\varphi\right]+r\,\dot{\varphi}^2\,\left[(a-b)\,M_3\,\mbox{sin}\,\varphi\right
\left+(M_2+a\,M_3)\,\frac{\lambda}{2}\,\mbox{sin}\,2\,\varphi\right]-Q_n.
Die Summe der äusseren Kräfte Qu erhält man wieder unter Anwendung des Prinzips der
virtuellen Arbeiten:
ΣK1δx + ΣK2δy = Qu . δu.
Führen wir wieder wie auf S. 503 einen Neigungswinkel der Gleitbahn gegen die
Horizontale = γ ein, so gilt für den
Kreuzkopfzapfen:
x = r cos (φ + γ) + l cos
(η' – γ)
und
y = r sin (φ + γ) – l sin (η –
γ)
daraus δx = – tg η δu, wenn tg η' = tg η gesetzt wird.
Die einzige Horizontalkraft in der X-Richtung ist der Kolbendruck – P = K1; senkrecht K2
= – M2gWieviel von dem
Gewicht der hin- und hergehenden Teile bei liegenden Maschinen durch den
Kreuzkopf oder durch den Zylinder getragen wird, müsste durch eine
besondere Untersuchung festgestellt werden. mit δy = (– cos γ – sin γ tg η) δu für die
Lenkstange: im Schwerpunkt derselben greift die Schwerkraft – M3
g = K2 an, K1 = o.
Hierfür ist
\begin{array}{rcl}\lambda\,y&=&\left(-\frac{z'_0}{l}\,\mbox{cos}\,\gamma-\frac{z'_0}{l}\,\mbox{sin}\,\gamma\,\mbox{tg}\,\eta\right)\,\delta\,u\\
&=&-a\,(\mbox{cos}\,\gamma+\mbox{sin}\,\gamma\,\mbox{tg}\,\eta)\,\delta\,u. \end{array}
Sonach ist
Q = P tg η + M2g (cos γ + sin γ tg η)
+ M3ga (cos γ + sin γ tg η)
für liegende Maschinen γ = 0°
Q1 =
P tg η + M2g+M3g . a,
für stehende Maschinen γ =
90°
Qst =
P tg η + M2g tg η + M3ga tg η
=
(P + M2g+M3ga) tg η
Dieses Resultat hätte man in dem vorliegenden einfachen Falle auch direkt anschreiben
können. Die Anwendung des Prinzips der virtuellen Arbeiten gibt aber, besonders bei
komplizierterer geometrischer Konfiguration des Getriebes, eine sichere Prüfung für
die Richitgkeit der Vorzeichen.
Die aus der Bewegung entstehenden Kräfte, welche zur Reaktion Ru einen Beitrag liefern, rühren her von
den Trägheitskräften der Lenkstange senkrecht zu ihrer Achse, dann auch von den
Trägheitskräften der Lenkstange und der Masse M2 in Richtung der Kolbenbewegung, welche infolge der
Schräglage der Stange eine Komponente senkrecht zur Gleitbahn liefern.
Das im Vorstehenden angewandte Verfahren ermöglichte die getrennte Ermittlung der Einzelreaktionen im Kurbellager und im Kreuzkopf.
Die Horizontalreaktion im Kurbellager hätte auch leicht unter Anwendung des d'Alembertschen Prinzips angegeben werden können; sie
setzt sich aus dem Kolbendruck und dem horizontalen Beschleunigungsdruck des
Gestänges zusammen. Dagegen lässt sich die Vertikalreaktion im Kurbellager und im
Kreuzkopf, wohl in ihrer Summe, aber nicht in den Einzelwerten auf diese Weise
ermitteln, sie ist gleich der Vertikalkomponente des Kolbendruckes aus der
senkrechten: Beschleunigungskraft des Gestänges. Die Vertikalkomponente des
Kolbendruckes hat am Kurbellager und am Kreuzkopf dieselbe Grösse und
entgegengesetzte Richtung. Für die Verteilung der vertikalen Beschleunigungskraft
des Gestänges auf das Kurbellager und den Kreuzkopfzapfen gibt LorenzDynamik
der Kurbelgetriebe, S. 20. an, dass man die auf diese
Punkte entfallenden Einzelreaktionen durch Anwendung des Satzes von den statischen
Momenten finden könne. Das würde aber eine Massenverlegung in einen Punkt des
Getriebes zur Voraussetzung haben, was mit einer konstanten reduzierten Masse
unmöglich ist. Die Anwendung des Momentensatzes muss daher auf andere Werte der
Einzelreaktionen führen, als wir sie oben gefunden haben. Uebrigens ist der
Unterschied nicht sehr gross und könnte allein die Anwendung der Lagrangeschen Methode in diesem Falle noch nicht
rechtfertigen, wenn nicht gerade die Einfachheit des Kurbelgetriebes besonders dafür
geeignet erschiene, die Leistungsfähigkeit der Lagrangeschen Mechanik in der dargelegten Richtung zu erkennen und sich mit
derselben vertraut zu machen.
Nebenbei sei bemerkt, dass Lorenz die Unsicherheit
seines vorgeschlagenen Weges gefühlt zu haben scheint, sonst wäre die Bemerkung, die
er bei der Besprechung der Reaktionen hinzufügt, nicht recht verständlich, dass
selbst bei völlig bekannten Werten der Massen und Geschwindigkeiten eine
zahlenmässige Angabe der Einzelreaktionen unmöglich sei.
Beispiel.
Im folgenden soll für das Kurbelgetriebe einer einzylindrigen Dampfmaschine ein
Zahlenbeispiel durchgerechnet werden. Es lassen sich dabei mehrere Fragen erörtern,
über die man erst nach Angabe zahlenmässiger Grössen ein Urteil gewinnt. Hieran
werden sich noch einzelne Bemerkungen anschliessen, die mit dem Kurbelgetriebe in Zusammenhang
stehen.
Damit für das Zahlenbeispiel die Geschwindigkeitsschwankungen nicht zu klein
ausfallen und ihr Einfluss auf das Drehmoment an der Kurbel und auf die Reaktionen
überhaupt zu erkennen ist, erschien es zweckmässig, die Grösse der Schwungmasse
gegenüber der Masse der hin- und hergehenden Teile, abweichend von normalen
Verhältnissen, nicht zu sehr überwiegen zu lassen.
Textabbildung Bd. 320, S. 535
Fig. 7. Indikatordiagramm.Druckmasstab 7,64 mm = 1 kg.
Es werde eine liegende Einzylindermaschine mit Kondensation zugrunde gelegt, welche
bei 85 Umdrehungen i. d. Minute und einem absoluten Dampfdruck von 6 Atm. eine
Nutzleistung von 300 PS aufweist. Ein Satz Indikatordiagramme der Kurbel- und
Deckelseite liegt vor (Fig. 7). Die Gewichte der
Triebwerksteile betragen:
Kolben 600 Dmr. mit Ringen und Mutter
300 kg,
Kolbenstange
130 „
Kreuzkopf mit Zapfen
370 „
Lenkstange, 3 m lang
660 „
Kurbel mit Zapfen
260 „
Der Kurbelradius r beträgt 0,6 m; der
Schwerpunktsabstand der Kurbel von der Wellenmitte k' =
0,4 m, das Verhältnis der Kurbel- zur Lenkstangenlänge \lambda=\frac{1}{5}.
Das Gewicht des Schwungrades, ferner der Welle, der Kurbel und sonstiger rotierender
Teile betrage auf den Kurbelzapfen reduziert insgesamt 5000 kg.
Es ist daher
M1 =
500,
M2 =
80,
M3 =
66.
Nach der Tabelle auf S. 469 werde der Schwerpunktsabstand der Lenkstange vom
Kurbelzapfen z'o = 1,05
m mit a = 0,35 und deren Trägheitsradius mit bezug auf
den Kurbelzapfen z' = 1,65 m mit b – 0,3 angenommen.
Die lebendige Kraft des Triebwerks ist dann nach Gleichung 2)
L=0,18\,\left(\frac{d\,\varphi}{dt}\right)^2\,(593+10,3\,\mbox{cos}\,\varphi-53\,\mbox{cos}\,2\,\varphi-10,3\,\mbox{cos}\,3\,\varphi).
Vernachlässigen wir noch die Glieder mit cos φ und. cos 3 φ gegenüber
dem konstanten Glied, so wird
L=0,18\,\left(\frac{d\,\varphi}{dt}\right)^2\,(593-53\,\mbox{cos}\,2\,\varphi).
Die Bestimmung der Kurbelgeschwindigkeit \frac{d\,\varphi}{dt} aus der Energiegleichung
erfordert zunächst die Aufstellung des analytischen Ausdrucks für die äusseren
Kräfte: für die Gewichte der Getriebeteile, den Dampfdruck und den Widerstand.
Die Gewichte sind bekannte Grössen, der Widerstand soll zunächst, tangential im
Kurbelkreis wirkend, während der Dauer einer Umdrehung konstant angenommen werden.
Den Verlauf des Dampfdruckes geben die Indikatordiagramme der Kurbel- und
Deckelseite. Um diesen Verlauf analytisch darzustellen, und zwar in Abhängigkeit vom
Drehwinkel der Kurbel, bilden wir die Tangentialkomponente des Dampfdruckes P im Kurbelkreis mit Hilfe der Beziehung auf S. 504
T=P\,\frac{\mbox{sin}\,(\varphi+\eta)}{\mbox{cos}\,\eta}
unter Benutzung der Tabelle auf 504 oder in der in Fig. 9 angedeuteten Weise, nachdem wir zuvor den
Betrag für die Reibung schätzungsweise in Abzug gebracht haben.Streng genommen hätte die Bestimmung der
Tangentialdrucke aus den Kolbendrucken auch unter Berücksichtigung der
Abweichungen der Kräfte von den durch die Konfiguration des Getriebes
bestimmten Richtungen, welche durch die Grösse des Reibungswinkels gegeben
sind, zu geschehen. Im vorliegenden Fall begnügen wir uns jedoch, die
Gesamtreibungsarbeit = 0,1 der indizierten Arbeit mit einem konstanten
Betrag für Kolben, Stopfbüchse und Kreuzkopf zu 60 v. H. und mit einem vom
Kolbendruck abhängigen Betrag für Kurbel- und Wellenzapfen zu 40 v. H. von
der Kolbenkraft in Abzug zu bringen. Die so bestimmten Werte der
Tangentialkomponente tragen wir auf der Basis des abgewickelten Kurbelkreises als
Ordinaten auf und erhalten damit das weiterhin zu analalysierende
Tangentialdruckdiagramm in Fig. 10.
Textabbildung Bd. 320, S. 535
Fig. 8. Kolbenüberdruck.Druckmasstab 15,28 mm = 1 kg.
Bei der harmonischen Analyse des Tangentialdruckdiagrammes, d. i. der Zerlegung
desselben in einzelne Kraftschwingungen von bekannter Gesetzmässigkeit, mögen in der
periodischen Reihe noch die Glieder mit 4 φ
berücksichtigt werden. Der Tangentialdruck stellt sich hiernach dar durch die
Reihe
T = A0+ A1 cos φ + A2 cos 2 φ + A3 cos 3 φ + A4 cos 4 φ
+ B1 sin φ + B2 sin 2 φ + B3 sin 3 φ + B4 sin 4 φSind die Diagramme für Hin- und Rückgang
gleich, so verschwinden die Glieder mit ungeraden Koeffizienten; sie
drücken also die Ungleichheiten beider Diagrammhälften aus, welche von der
endlichen Schubstangenlänge und der Verschiedenheit der Füllungen
herrühren.
Die Koeffizienten dieser Reihe werden so bestimmt, dass der durch die Reihe
dargestellte Verlauf des Tangentialdruckes in den Hauptpunkten die gleichen
Ordinaten wie das vorliegende Diagramm zeigt. Als charakteristische Punkte sind zu
betrachten die Werte des Tangentialdruckes in den Totlagen bei 0 und π, dessen
Maxima bei \frac{\pi}{3} und \frac{4\,\pi}{3} und Minima bei \frac{11\,\pi}{12} und \frac{23\,\pi}{12}.
Weiter wurden noch die Punkte \frac{\pi}{2} und \frac{3\,\pi}{2} gewählt. – Das
Tangentialdruckdiagramm erstreckt sich über eine volle Umdrehung, der abgewickelte
Kurbelkreis ist in 24 gleiche Teile geteilt. – In den angegebenen 8 Punkten wird die
Grösse des Tangentialdruckes dem Diagramm entnommen, womit für einen bestimmten Wert
φ die Grösse T bekannt
ist. Man kann daher zur Bestimmung der Koeffizienten mit Benutzung der im Anhang
beigefügten Tabelle die 8 Gleichungen anschreiben:
Textabbildung Bd. 320, S. 536
Fig. 9. Zur Bestimmung der Tangentialkomponente des Dampfdruckes.
T1= A0+ A1+ A2+ A3+ A4 = 0 . . . . 1)
T_2A_0+\frac{A_1}{2}-\frac{A_2}{2}-A_3-\frac{A_4}{2}+\frac{B_1}{2}\,\sqrt3+\frac{B_2}{2}\,\sqrt3-\frac{B_4}{2}\,\sqrt3=11500 . . . . . . . 2)
T3 =
A0
– A2
+ A4
+ B1
– B3 = 5750 . . .
3)
T_4=A_0-0,966\,A_1+\frac{A_2}{2}\,\sqrt3-\frac{A_3}{2}\,\sqrt2+\frac{A_4}{2}-0,259\,B_1-\frac{B_2}{2}+\frac{B_3}{2}\,\sqrt2-\frac{B_4}{2}\sqrt3=-700 4)
T5 = A0
– A1 + A2 – A3
+ A4 = 0 . . . . 5)
T_6=A_0-\frac{A_1}{2}-\frac{A_2}{2}+A_3-\frac{A_4}{2}-\frac{B_1}{2}\,\sqrt3+\frac{B_2}{2}\,\sqrt3-\frac{B_4}{2}\,\sqrt3=9500 6)
T7 =
A0
– A2
+ A4
– B1+ B3 = 5750 . . .
7)
T_8=A_0+0,966\,A_1-\frac{A_2}{2}\,\sqrt3+\frac{A_3}{2}\,\sqrt2+\frac{A_4}{2}+0,259\,B_1-\frac{B_2}{2}-\frac{B_3}{2}\,\sqrt2-\frac{B_4}{2}\,\sqrt3=980 8)
Ausserdem liefert die Forderung der Flächengleichheit mit dem gegebenen Diagramm den
Wert von A0 aus
F=\int_0^{2\,\pi}\,T\,d\,\varphi=A_0\cdot 2\,\pi,
da die periodischen Glieder bei der Integration von 0 bis 2 π verschwinden. Ao ist eben der mittlere Wert des Tangentialdruckes
während einer Umdrehung = 4200 kg. Durch Zusammenfassen entsprechender Gleichungen,
z.B. von 1 und 5, 2 und 6 usw., und durch Addition und Subtraktion derselben erhält
man ohne Mühe die Koeffizienten
A1 =
620, A2
= – 2870, A3
= – 620, A4
= – 1330,
B1 =
520, B2 = 4470, B3 = 520, B4
= – 390.
Damit lautet die Reihe für den Tangentialdruck:
T = 4200
+ 620 cos φ – 2870 cos 2 φ
– 620 cos 3 φ – 1330 cos 4 φ
+ 520 sin φ + 4470 sin 2 φ
+ 520 sin 3 φ – 390 sin 4 φ,
wofür man auch unter Einführung eines Phasenwinkels schreiben
kann:
T = 4200
+ 810 cos (φ – 40°) – 5320
cos 2 (φ + 28 ¾°) – 810
cos 3 (φ + 13 ⅛) – 1385
cos 4 (φ – 4 ⅛°).
Das unregelmässige Tangentialdruckdiagramm erscheint hiernach
aufgelöst in einen konstanten Teil und in 4 Cosinusschwingungen, die in ihrer Phase
gegeneinander verschoben sind. Die Annäherung an den wirklichen Verlauf ist, wie
Fig. 10 zeigt, eine ausreichende; die
Abweichungen beschränken sich auf Stellen von untergeordneter Bedeutung.
Der Widerstand soll unserer Voraussetzung nach konstant sein; im Beharrungszustand,
der bei der ganzen Untersuchung betrachtet wird, ist er dann gleich dem mittleren
Tangentialdruck = 4200 kg. Das Drehmoment, welches die Gewichte der Triebwerksteile
liefern, ist
– (Gkk' + M3g . r(1 – a)) cos φ = – 360 cos φ.
Mithin ist das Moment der äusseren Kräfte
Q =
0,6 (20 cos φ – 2870 cos 2 φ – 620 cos 3 φ
– 1330 cos 4 φ + 520 sin φ + 4470 sin 2 φ
+ 520 sin 3 φ = 390 sin 4 φ)
und
\int_0^{\varphi}\,Q\,d\,\varphi=1700-310\,\mbox{cos}\,\varphi-1340\,\mbox{cos}\,2\,\varphi,
– 100 cos 3 φ + 60 cos 4 φ – 860 sin 2 φ
– 120 sin 3 φ – 200 sin 4 φ.
Textabbildung Bd. 320, S. 537
Fig. 10.
Tangentialkomponente des
Dampfdruckes am Kurbelzapfen; Analysiertes Tangential-Diagramm;
Tangentialkomponente des Massendruckes um die Abszissenachse geklappt;
Tangentialkomponente der Gewichte um die Abszissenachse geklappt.
Aus der Energiegleichung folgt dann
\left(\frac{d\,\varphi}{dt}\right)^2=\frac{L_0+\int_0^{\varphi}\,E\,d\,\varphi}{0,18\,(593-53\,\mbox{cos}\,2\,\varphi)}
Textabbildung Bd. 320, S. 537
Fig. 11. Quadrat der Winkelgeschwindigkeit im Kurbelkreis.
Textabbildung Bd. 320, S. 537
Fig. 12. Winkelbeschleunigung.
=\frac{97\,\left(\frac{d\,\varphi}{dt}\right)_0^2+\int_0^{\varphi}\,Q\,d\,\varphi}{105\,(1-0,09\mbox{ cos }2\,\varphi)}
Die Auflösung dieses Wertes ergibt mit der Annäherung
\frac{1}{1-0,09\mbox{ cos }2\,\varphi}=1+0,09\mbox{ cos }2\,\varphi,
\left(\frac{d\,\varphi}{dt}\right)^2=\underbrace{\left[0,925\,\left(\frac{d\,\varphi}{dt}\right)_0^2+15,5\right]}_{\left(\frac{d\,\varphi}{dt}\right)_m^2}-3,00\,\mbox{cos}\,\varphi
-\left(11,35-0,083\,\left(\frac{d\,\varphi}{dt}\right)_0^2\right)\,\mbox{cos}\,2\,\varphi-1,0\,\mbox{cos}\,3\,\varphi
-8,2\,\mbox{sin}\,2\,\varphi-1,1\,\mbox{sin}\,3\,\varphi-2,3\,\mbox{sin}\,4\,\varphi.
Die periodischen Glieder geben die Schwankungen der Geschwindigkeit während einer
Umdrehung an, die konstanten Glieder werden dem Quadrat der mittleren
Geschwindigkeit gleichgesetzt
=\left(\frac{d\,\varphi}{dt}\right)_m^2=\left(\frac{\pi\cdot n}{30}\right)^2=79,2.
Daraus bestimmt sich die Totpunktgeschwindigkeit
\left(\frac{d\,\varphi}{dt}\right)_0^2=\left[\left(\frac{\pi\cdot n}{30}\right)^2-15,5\right]\cdot \frac{1}{0,925}=69,0
somit
\left(\frac{d\,\varphi}{dt}\right)^2=79,2-3,0\,\mbox{cos}\,\varphi-6,1\,\mbox{cos}\,2\,\varphi-1,0\,\mbox{cos}\,3\,\varphi-8,2\,\mbox{sin}\,2\,\varphi-1,1\,\mbox{sin}\,3\,\varphi-2,3\,\mbox{sin}\,4\,\varphi.
Bei grösserer Geschwindigkeit treten die Schwankungen derselben gegenüber dem
konstanten Glied, der mittleren Geschwindigkeit, immer mehr zurück.
Die Winkelbeschleunigung im Kurbelkreis erhält man nun aus der Bewegungsgleichung
durch Einsetzen des Wertes der Geschwindigkeit in dieselbe zu
\frac{d^2\,\varphi}{dt^2}=-8,0\,\mbox{cos}\,2\,\varphi-1,7\,\mbox{cos}\,3\,\varphi-4,7\,\mbox{cos}\,4\,\varphi+2,2\,\mbox{sin}\,\varphi+5,7\,\mbox{sin}\,2\,\varphi-0,4\,\mbox{sin}\,3\,\varphi-0,8\,\mbox{sin}\,4\,\varphi..
Der Verlauf von \left(\frac{d\,\varphi}{dt}\right)^2 und \frac{d^2\,\varphi}{dt^2} ist in Fig.
11 und 12 auf der Basis des abgewickelten
Kurbelkreises aufgetragen durch graphische Summierung der durch die einzelnen
Glieder der Reihen dargestellten harmonischen Kurven. Man bringt zu diesem Zwecke
die Reihen auf die auf S. 504 angegebene Form, in welcher dieselben nur
Kosinusfunktionen enthalten, die dann, um die Phasenwinkel gegeneinander verschoben,
in einfacher Weise aufgezeichnet werden können.
Aus der Kurve, welche das Quadrat der Winkelgeschwindigkeit darstellt, lässt sich die
Grösse des periodischen Ungleichförmigkeitsgrades bestimmen, welcher definiert ist
durch
\delta=\frac{\left(\frac{d\,\varphi}{dt}\right)_{\mbox{max}}-\left(\frac{d\,\varphi}{dt}\right)_{\mbox{min}}}{\left(\frac{d\,\varphi}{dt}\right)_\mbox{m}}
\delta=\frac{\sqrt{8839}-\sqrt{62,6}}{\sqrt{79,2}}=\sim\,\frac{1}{6}
Aus der Kurve der Geschwindigkeitsquadrate lässt sich auch leicht die Kurve der
Geschwindigkeit selbst auftragen und daraus durch Integration der während einer
Umdrehung zurückgelegte Weg des Kurbelzapfens bestimmen, wenn wieder Zeitabszissen
statt der Kurbelwinkel als Basis der Geschwindigkeitskurve eingeführt werden. Die
Wegkurve ist in denjenigen Fällen von Bedeutung, in welchen es auf das Voreilen
bezw. Zurückbleiben in der Bewegung gegenüber einer mit konstanter oder variabler
Geschwindigkeit umlaufenden Maschine ankommt. Zur Ausführung der Integration
empfiehlt sich nachstehende Newtonsche
Integrationsformel, welche ein sehr genaues Ergebnis liefert, weil zur Bestimmung
der Fläche eines Streifens immer vier bestimmte Ordinaten, nicht Mittelwerte
derselben herangezogen werden. Werden die Ordinaten der Reihe nach mit y0, y1, y2 usw., die von ihnen
eingeschlossenen Flächenstreifen von der konstanten Breite b mit F0–1,
F1–2 . . . F23–24, so lautet die
Formel für das erste Flächenstück
F_{0-1}=\frac{b}{24}\,(9\,y_0+19\,y_1-5\,y_2+y_3),
für das zweite Flächenstück
F_{1-2}=\frac{b}{24}\,(-y_0+13\,y_1+13\,y_2-y_3),
für das dritte Flächenstück
F_{2-3}=\frac{b}{24}\,(-y_1+13\,y_2+13\,y_3-y_4),
usw. und für das letzte Flächenstück
F_{20-24}=\frac{b}{24}\,(y_05-\,y_1+19\,y_2+9\,y_3).
(Fortsetzung folgt.)