Titel: | Feuerungen mit mechanischer Beschickung. |
Autor: | O. Herre |
Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 36 |
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Feuerungen mit mechanischer
Beschickung.
Von O. Herre.
(Fortsetzung von S. 23 d. Bd.)
Feuerungen mit mechanischer Beschickung.
3. Beschickungsvorrichtung mit Laufwagen von J. A. Topf
& Söhne, Erfurt.
Textabbildung Bd. 320, S. 36
Fig. 9. Feuerung von Topf & Söhne.
Das Wesentliche dieses Apparates (Fig. 9 und 10) besteht in einem kleinen Wagen von der Breite des
zu beschickenden Planrostes. Dieser Wagen füllt sich selbsttätig vor der Feuerung
aus dem Kohlentrichter. Wird nun der gefüllte Wagen über den Rost hinweg bewegt, so
wird infolge der selbsttätigen Drehung einer Flügelwalze, die den Abschluss des
Wagens nach dem Roste zu bildet, das Brennmaterial gleichmässig über den Rost
verteilt. Fig. 9 zeigt sowohl den Wagen während
der Füllung (ausgezogen gezeichnet), als auch während seiner Bewegung über den Rost
(punktiert dargestellt).
Textabbildung Bd. 320, S. 36
Fig. 10. Feuerung von Topf & Söhne.
Diese Beschickungsart fand ihre erste brauchbare konstruktive
Lösung von Hans Hofmann, Maschinenmeister der Neuen Baumwoll-Spinnerei und Weberei in Hof. Ausgeführt
wurde diese Feuerung (D. R. P. No. 98604 und 109537) von der Firma Robert Vorhölzer in Hof. Die Feuerung soll sich in dem
jetzt etwa fünfjährigen Betriebe ausgezeichnet bewährt haben. Die Bewegung des
Wagens wurde bei den ersten Ausführungen der Hofmannschen Patente durch eine Zahnstange bewirkt. Da hierbei ein bedeutender Raum vor
der Feuerung benötigt wurde, ersetzte man später die Zahnstange durch zwei
ineinander gesteckte Spindeln, wodurch der notwendige Platz auf etwa die Hälfte
herabgesetzt wurde. Die neueste Ausführungsform der Hofmannschen Feuerung von der Firma J. A. Topf
& Söhne zeigt dagegen die Anwendung einer Kette zur Fortbewegung des
Wagens. Da diese Kette vor der Feuerung in mehreren Strähnen herunterhängt, so wird
der Raum vor der Feuerung der Passage nicht weiter entzogen, wie es bei den früheren
Ausführungen mit Zahnstange oder Spindeln der Fall ist.
Textabbildung Bd. 320, S. 37
Fig. 11. Feuerung der Sparfeuerungs-Gesellschaft m. b. H.
Textabbildung Bd. 320, S. 37
Fig. 12. Feuerung der Sparfeuerungs-Gesellschaft m. b. H.
Um dem sehr naheliegenden Einwände zu begegnen, dass der Wagen und die
Laufschienen im Feuer schneller Zerstörung unterliegen müssen, erklärt die
ausführende Firma, dass der Wagen während seines im Höchstfalle 30 Sekunden langen
Aufenthaltes im Feuerraum nicht heiss, sondern nur handwarm wird und dass die
Laufschienen aus Hohlkörpern bestehen, durch welche beständig ein Luftstrom geht,
der einerseits zur Kühlung der Laufschienen, andererseits als schwache
Sekundärluftzuführung zwecks Herbeiführung rauchschwacher Verbrennung dient.
4. Planrostfeuerung mit bewegten
Roststäben von der Sparfeuerungs-Gesellschaft m. b. H., Düsseldorf.
Die neueste Ausführung dieser schon mehrfach erprobten Feuerung ist aus den Fig. 11 und 12
ersichtlich.
Der Brennstoff gelangt aus dem Fülltrichter a in den
Raum b, wo er durch den Kohlenzuführungskolben c über den hohlen Balken d
hinweg in den Verkokungsraum e geschoben wird. Hier
findet die Entgasung des Brennstoffes statt. Durch die festliegende, mit Luftspalten
versehene Verkokungsplatte e gelangt die
Verbrennungsluft zum Brennstoff, um sich mit den Kohlenwasserstoffen zu mischen.
Ausserdem kann noch Luft durch die Spalten der Feuertür k
eindringen. Mit der Tür k ist ein schräg-rostartiger
Vorbau g fest verbunden. Es wird hierdurch verhütet,
dass der Brennstoff bis an die Tür k gelangt.
Die Weiterbewegung des Brennstoffes aus dem Verkokungsraum e wird durch die eigenartige Bewegung der Roststäbe h veranlasst. Diese führen eine wagerecht schwingende
Bewegung (etwa 75 mm) aus und zwar wird dieselbe durch die Daumenwelle tt in der Weise veranlasst, dass die Bewegung nach der
Feuerbrücke bei allen Stäben zugleich erfolgt, während die entgegengesetzte
Schwingung zunächst nur von der einen Hälfte der Stäbe und hierauf erst von der
anderen Hälfte ausgeführt wird.
Die Roststäbe haben eine sägeblattartige Krone; hierdurch wird erreicht, dass der
Brennstoff bei der Bewegung des Rostes nach der Feuerbrücke mitgenommen und hierbei
allmählich verbrannt wird. In die vorn an der Verkokungsplatte entstehende freie
Fläche wird zugleich frischer Brennstoff durch den Kolben c nachgedrückt. Bei der entgegengesetzten Bewegung der Roststäbe staut
sich zunächst der Brennstoff etwas, worauf der Rost unter der Brennstoffschicht
zurückgleitet, während zugleich am Ende des Rostes die Herdrückstände über die
Rostbrücke l hinweg in den Schlackenraum fallen.
Die Roststäbe werden vorn durch den Rostbalken i hinten
durch den Rostbalken m unterstützt. Die beiden
Seitenroststäbe liegen fest; auf ihnen ruht vorn, durch Nasen gehalten, die
Verkokungsplatte f.
Der Antrieb geht von der Stufenscheibe o aus, indem
zuerst durch Schnecke und Schneckenrad die senkrechte Welle p und dann von dieser in gleicher Weise die Kurbelscheibe q und die Daumenwelle tt
angetrieben wird.
Auf der letzteren sitzen die Daumen n, welche in die
entsprechend ausgebildeten Köpfe der Roststäbe eingreifen und diese in oben
angeführter Weise verschieben.
Die Kurbelscheibe q veranlasst mit Hilfe der Schubstange
r und der Schwinge s
die Drehung der Welle v, auf welcher Zahnsegmente
sitzen, die in die Zahnstangen der Kohlenzuführungskolben c eingreifen. Der Vorschub der Kolben und damit die Beschickungsmenge kann
mit Hilfe der an der Schwinge s vorhandenen Schraube
dem Bedarfe angepasst werden. Ausserdem gestattet auch die Stufenscheibe o eine entsprechende Regelung der zu verfeuernden
Brennstoffmenge.
Das Handrad w ermöglicht durch Vermittlung einer
Klauenkupplung die Daumenwelle tt zeitweise ausser
Betrieb und damit die Bewegung der Roststäbe still zu setzen.
Durch die Rohrleitung u wird zur Kühlung eine geringe
Dampfmenge (etwa 1 v. H. der Dampferzeugung) unter die Verkokungsplatte f, den Rost h und die
Rostbrücke l geblasen; ausserdem gelangt noch Dampf in
den hohlen Balken d und hierdurch in den Feuerraum. Bei
Unterfeuerungen, die grosse Breiten einnehmen, wird, wenn die Schlackenentnahme an
einer des Kessels möglich ist, die Vertiefung unter dem Rost auszementiert und mit
Wasser gefüllt. Es fällt dann die Dampfleitung unter dem Roste weg; weiterhin auch
die an dem Kühlbalken d, weil alsdann durch den
Kühlbalken Wasser geleitet wird, das unter den Rost abfliesst.
Die Sparfeuerung (D. R. P.) eignet sich nach den Angaben der Erbauerin für jede
Steinkohlen- und hochwertige Braunkohlensorte von Staubform bis zu 80 und 100 mm
Korngrösse, mit der Einschränkung, dass ganz magere, schwer entzündbare Kohlen nur
in Vermengung mit backfähiger Kohle einen guten Verlauf des Verbrennungsvorganges
gewährleistet, dagegen liefern nicht backende, jedoch leicht entflammbare
Brennstoffe z.B. die meisten oberschlesischen Steinkohlen oder böhmische Braunkohle
vorzügliche Resultate.
Auch schlackenreiche Brennstoffe sollen sich gut verwerten lassen. Bezüglich der
Rauchentwicklung der Sparfeuerung heisst es in einem Berichte des Westpreussischen Vereins zur Ueberwachung von
Dampfkesseln über die an den Kesseln der Zuckerfabrik Sobbowitz vorgenommenen Versuche:
„Was die Rauchentwicklung der Patentfeuerung betrifft, so ist ganz besonders
hervorzuheben, dass dieselbe als eine fast vollkommen rauchfreie bezeichnet
werden kann. Während der Versuchsdauer konnte ein sichtbarer Rauch an der
Schornsteinmündung nicht beobachtet werden, nur bei dem Stochern des Feuers, was
zur besseren Entgasung der Kohle erforderlich ist und bei geschlossener Feuertür
stattfindet, zeigte sich für einige Sekunden ein helles durchsichtiges
Rauchwölkchen. Die Rauchlosigkeit wird hervorgerufen durch die kontinuierliche
Beschickung des Rostes und die gleichmässige Zufuhr der Verbrennungsluft, sowie
durch den Umstand, dass die im Verkokungsraum sich entwickelnden Gase über die
hinter diesem Raum vorhandene Brennstoffschicht von hoher Temperatur streichen,
hier entzündet und vollständig zur Verbrennung gebracht werden. Das Entfernen
der Herdrückstände aus der Schlackenkammer erfolgt unterhalb des Rostes und wird
hierdurch keinerlei Störung des Feuers verursacht. Die für den Kessel so
schädlichen Einflüsse durch Abkühlung der Kesselwandungen und der Heizgase
kommen, da die Feuertür nicht geöffnet wird, in Fortfall. Die Bedienung des
Rostes ist bei einigen Kenntnissen eine leichte und kann von jedem Heizer
bewirkt werden.“
Die Ausnützung des Brennstoffes (7520 W. E.) betrug bei einer Beanspruchung der
Heizfläche mit 24,15 kg für den qm in der Stunde und einer entsprechenden
Beanspruchung der Rostfläche mit 112 kg Steinkohle: 77,15 v. H.
Bei den Versuchen, die im Februar und April 1902 an einem Kessel der Pumpstation Volmarstein der städtischen Wasser- und Lichtwerke Barmen mit gewöhnlichem Planrost
einerseits und Sparfeuerung andererseits ausgeführt wurden, ergeben sich die
folgenden Resultate:
Planrost
Sparfeuerung
Datum
7. 2. 02.
25. 4. 02.
Dauer des Versuches
Std.
8,084 (485 Min.)
8 (480 Min.)
Speise Wasserverbrauch
kg.
16200
17602,5
Mittlere Temperatur d. Speise- wassers
°C.
38
35,7
Kohlenverbrauch
kg
2200
2073
Asche und Schlacke
kg
259
147,5
„ „ „
v. H.
11,77
7,067
Kohlenverbrauch nach Abzug von Asche und
Schlacke
kg
1941
1925,5
Mittlerer Dampfdruck
kg/qcm
5,79
5,98
Erzeugungswärme d. Dampfes
W. E.
618,1
620,83
1 kg Kohle erzeugte Dampf
kg
7,36
8,49
1 „ „
„ „ von 600 W. E.
kg
7,58
8,78
Heizfläche
qm
82,72
82,72
Rostfläche
qm
2,25
2,20
1 qm Heizfläche erzeugte Dampf in der Stunde
kg
24,3
26,65
1 qm Rostfläche verbrannte Kohle in der Stunde
kg
121
118
Mittl. Temperat der Abgase
°C.
356
351
„ „ „ Aussenluft
°C.
5,28
10,8
„ „ im Kesselhause
°C.
22,3
22,5
„ Zugstärke
mm
10,2
7,45
Heizwert d. Kohle (lufttrock.)
W.E.
7327
7327
1 kg Kohle (lufttrocken) er- zeugte Dampf von 600 W.
E.
kg
7,96
9,11
Feuchtigkeit d. verwendeten Kohle
v. H.
4,72
3,67
Heizwert der verwend. Kohle
W. E.
6981
7058
Wirkungsgrad
v. H.
65,16
74,67
Kohlenersparnis
v. H.
–
14,59
Auf Grund der angestellten Versuche erteilte die Stadt Barmen im Dezember 1903 den
Auftrag zur Lieferung der Sparfeuerung für die ganze Kesselbatterie der
Pumpstation.
(Schluss folgt.)