Titel: | Die Graphitschmierung. |
Autor: | K. Lenz |
Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 24 |
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Die Graphitschmierung.
Von Diplom-Ingenieur K. Lenz,
Gross-Lichterfelde.
(Schluss von S. 12 d. Bd.)
Die Graphitschmierung.
Bei der zweiten Gruppe der Schmiervorrichtungen wird Oel oder Wasser als Träger
für den Graphit benutzt. Sie bestehen daher im wesentlichen aus den für die
Zuführung der Schmierflüssigkeiten zum Dampfzylinder üblichen Einrichtungen, also
Schmierpressen oder Schmierpumpen. Falls Oel benutzt wird, erhält dieses nur einen
ganz geringen Zusatz von Graphit, etwa 2 v. H. Die Konstruktion dieser
Schmierapparate ist durch die Notwendigkeit bedingt, das Absetzen des Graphits zu
verhüten. Der Graphit sinkt nämlich infolge seines ziemlich bedeutenden spezifischen
Gewichtes im Oel sowohl wie im Wasser, besonders aber in letzterem, schnell zu
Boden. Um das Gemisch immer gleichartig zu erhalten, müssen besondere
Rührvorrichtungen vorhanden sein.
Diese Schmierpressen oder Schmierpumpen mit Rührvorrichtung stellen den in
Deutschland bis jetzt hauptsächlich verbreiteten Typ der Graphitschmiervorrichtungen
dar. Die Schmierung mit Graphit und Wasser hat sich jedoch bis jetzt, soweit
bekannt, nicht eingebürgert, hauptsächlich wohl deswegen, weil es sehr schwierig
ist, den Graphit im Wasser auch nur kurze Zeit in der Schwebe zu erhalten.
Textabbildung Bd. 320, S. 24
Fig. 6.
Zu erwähnen ist zunächst eine unter D. R. P. 148823 patentierte Einrichtung, welche
an bereits vorhandenen Schmiereinrichtungen angebracht werden kann (Fig. 6). In das von der Schmierpresse zum
Schieberkasten führende Rohr bb1 wird das Mischgefäss a eingesetzt, welches eine Mischung von Oel und Graphit aufnimmt. Das von
der Schmierpresse zuströmende Oel geht durch das Mischgefäss und nimmt etwas Graphit
in sich auf. Der Graphit wird sich nun, besonders während der Betriebspausen, am
Boden absetzen. Um ihn wieder aufzurühren, wird der Mischkolben g mittels der Stange d
Fig. 6. hin- und herbewegt. Das Gefäss kann auch um
die Anschlussstellen der Rohre bb1 langsam gedreht werden, angetrieben von irgend
einem sich drehenden Teile der Maschine.
Bei diesem Apparate wird die Anreicherung des Oeles mit Graphit sehr ungleichmässig
sein. Solange die Mischung im Gefässe a noch
konzentriert ist, wird stark mit Graphit versetztes Oel zum Zylinder gelangen; in
dem Masse, wie die Lösung schwächer wird, wird auch das durchtretende Oel weniger
Graphit aufnehmen. Von verschiedenen Seiten wird aber gerade diese Methode, im
Anfang reichlich Graphit zuzuführen und im weiteren Verlaufe, wenn sich die
Gleitflächen mit Graphit bedeckt haben, hauptsächlich nur mit Oel zu schmieren, als
richtig empfohlen. Das Mischgefäss muss natürlich kurz vor dem Eintritt der
Oelleitung in den Schieberkasten angeordnet werden, um zu verhüten, dass sich der
Graphit noch im Rohre b1 absetzt.
Eine Schmierpresse mit Rührvorrichtung für Graphitölgemische der Maschinen- und Armaturenfabrik vorm. Louis Strube in
Magdeburg-Buckau (D. R. P. 120007) zeigt Fig. 7. Der
Kolben k der Schmierpresse wird in bekannter Weise
durch einen Schalthebel l mit Klinke m, Schaltrad n, Schnecke
o, Schneckenrad und Schraubenspindel p nach abwärts getrieben. Von der Schneckenwelle aus
werden durch Zahnradübersetzungen qr und st die Rührschrauben uv
angetrieben, die das Gemisch durchrühren, indem sie es in beständigem Kreislauf
erhalten, vom Presszylinder w zum Rührzylinder y und zurück. Die zur Schmierstelle führende Leitung
ist in einiger Entfernung vom Boden des Presszylinders abgezweigt, damit durch den
sich während der Betriebspausen absetzenden Graphit keine Verstopfung herbeigeführt
werden kann.
Textabbildung Bd. 320, S. 24
Fig. 7.
Textabbildung Bd. 320, S. 24
Fig. 8.
Aehnliche Schmierpressen mit Rührvorrichtung sind in grosser Zahl konstruiert worden.
So stellt z.B. Fig. 8 eine Presse dar, bei der als
Rührvorrichtung eine Kolbenpumpe benutzt wird. Der Kolben h dieser Mischpumpe wird durch das Gestänge cd von der Schneckenwelle oder dem Schalthebel aus angetrieben.
Eine bessere Durchwirbelung des Gemisches wollen andere durch einen ventillosen
Kolben erreichen, der, vom Schalthebel aus in lebhafte Hin- und Herbewegung
versetzt, das Gemisch durch die Oeffnungen zwischen Press- und Rührzylinder hin- und
herwirbelt.
Textabbildung Bd. 320, S. 24
Fig. 9.
Eine Schmierpresse von P. A. Hoppe in Hamburg, die den
Vorteil hat, dass die besonderen Stopfbüchsen für die Mischgestänge fortfallen,
zeigt Fig. 9. Die Rührvorrichtung ist als ein an der
Schraubenspindel a befestigter und mit dieser sich
drehender sternförmiger Körper mit sechs oder mehr abgebogenen Armen c ausgebildet, die bei ihrer Drehung zwischen dem
Presskolben d und der Zylinderwandung entlang streichen
und den sich unten
absetzenden Graphit wieder nach oben führen.
Wenn nun auch bei diesen Schmierpressen im Presszylinder dem Ansetzen von Graphit
vorgebeugt ist, liegt doch immer noch die Gefahr vor, dass sich der Graphit in den
engen zur Schmierstelle führenden Leitungen absetzt, wo sich das Gemisch nur in sehr
langsamem Flusse befindet. Besonders aber das Rückschlagventil, welches in der
Schmierleitung immer vorhanden sein muss und sich gewöhnlich dicht am Schieberkasten
befindet ist durch diese Ablagerungen in seiner Wirksamkeit bedroht. Man wird ja die
Leitung von vornherein derart anlegen müssen, dass Krümmungen (Säcke) u. dergl.
möglichst vermieden sind und dass der sich in den Betriebspausen senkende Graphit
nicht nach dem Rückschlagventile zu fällt, sondern nach dem Presszylinder. Immerhin
aber ist es vorteilhaft, wenn auch in dem Leitungsrohre eine Durchwirbelung des
Gemisches vorgenommen wird.
Bei der in Fig. 10 dargestellten, der Firma Schneider & Helmecke patentierten (D. R. P. 139972)
Einrichtung wird die Durchwirbelung im Leitungsrohre in einfacher Weise dadurch
erzeugt, dass man den durch die Rührvorrichtung bewirkten Kreislauf des Oeles auch
auf die Leitung ausdehnt. Das Gemisch wird von dem Presszylinder a durch die Bohrung e über
die Mischpumpe c durch das Leitungsrohr g zum Rückschlagventile h
getrieben und strömt von dort durch ein zweites, zum Rohre g paralleles (in der Zeichnung nicht sichtbares) Rohr und die Bohrung d zum Presszylinder a
zurück.
Textabbildung Bd. 320, S. 25
Fig. 10.
Andere wollen das Absetzen des Graphites im Leitungsrohre dadurch verhüten, dass sie
die Schraubenspindel der Presse durch den Kolben hindurchführen und mit ihr eine im
Leitungsrohr gelagerte Drahtspirale verbinden, die bei der Drehung der
Schraubenspindel ebenfalls in Umdrehung versetzt wird und das Gemisch im
Leitungsrohre aufrührt. Diese Einrichtung erscheint nicht als sehr
betriebssicher.
Von Bedeutung ist ferner, wie das Gemisch in den Dampf eingeleitet wird. Diese
Einführung hat derart zu erfolgen, dass das Gemisch vom Dampfstrome sofort erfasst
und kräftig zerstäubt wird. Es ist also verkehrt, wenn man die
Schmiermittelzuleitung so in die Dampfleitung einmünden lässt, dass das Gemisch an
der inneren Wandung des Rohres hinabrinnt. Die Schmiermittelleitung muss also etwas
in das Dampfrohr hineinragen und wird vorteilhaft schräg abgeschnitten, wie es z.B.
Fig. 10 zeigt. In Amerika hat man besondere
Einrichtungen zur Zerstäubung des Schmiermittels eingeführt. Diese Einrichtungen
sind meistens derart, dass das Schmiermittel in ein becherartiges, in die
Dampfleitung eingebautes Gefäss tropft. Das Gefäss hat in den Seitenwänden oder
im Boden eine Anzahl feiner Oeffnungen. Der zuströmende Dampf wird durch den Becher
aufgefangen, strömt mit grosser Geschwindigkeit durch die Bohrungen und reisst das
Schmiermittel mit sich fort. Die hierbei stattfindende Wirbelung des Dampfes bewirkt
eine energische Zerstäubung des Schmiermittels.
Ebenso wie man die Einrichtungen für die Zylinderschmierung den Bedingungen der
Graphitschmierung angepasst hat, hat man nun in neuerer Zeit auch wieder versucht,
den Graphit für die Schmierung der Zapfenlager einzuführen. Auch auf diesem Gebiete
bietet die Graphitschmierung bedeutende Vorteile. Dies wurde schon durch die
Versuche von Thurston bewiesen, über die in der
„Ztschr. d. Ver. Deutsch. Ing.“ 1897, S. 1293, berichtet wurde. Auch
Versuche, die vor kurzem im Bezirke der Eisenbahn-Maschinen-Inspektion Kottbus mit
Lokomotiv-Achs- und -Gestängelagern ausgeführt wurden, ergaben ein sehr günstiges
Resultat. Durch einen nur sehr geringen Zusatz von Graphit zum Schmieröl, etwa im
Verhältnis 1: 800, wurde eine Schmiermittelersparnis von etwa 50 v. H. erzielt,
wobei gleichwohl das Warmlaufen der Lager vollständig vermieden wurde.
Man kann bei der Graphitzapfenschmierung, ähnlich wie bei der
Graphitzylinderschmierung zwei Methoden unterscheiden, nämlich die Schmierung mit
trockenem Graphit und diejenige mit einem Gemisch von Oel und Graphit.
Die Bestrebungen, die Zapfenlager mit trockenem Graphit zu schmieren, sind bereits
sehr alt. Sie haben die sogen. „selbstschmierenden“ oder
„trockenschmierenden“ Lagermetalle gezeitigt. Der Graphit muss hierbei so
in das Lagermetall eingebettet werden, dass er bei der allmählich fortschreitenden
Abnutzung der Lagerschalen nach und nach der Gleitfläche zugeführt wird. Ein solches
trocken schmierendes Lagermetall würde, wenn es praktische Bedeutung erlangte, für
manche Zweige der Technik von grossem Vorteile sein, u.a. z.B. für die Spinnerei und
Weberei. Bei der Oelschmierung besteht hier immer die Gefahr, dass die Gewebe durch
abtropfendes Oel aus den Lagern befleckt werden. Bei der trockenen Schmierung wäre
dem abgeholfen. Ausserdem würde die Wartung der Lager und das Nachfüllen der
Oelgefässe fortfallen. Diese Schmierung wäre daher für schwer zugängliche Lager
angebracht, deren Wartung mit Umständen verbunden ist, so z.B. für die Lager von
Seilführungsrollen.
Auf die selbstschmierenden Lagermetalle sind im Laufe der Jahre zahlreiche Patente
erteilt worden. Die Einrichtung ist vielfach derart, dass Graphitkörper in
Bohrungen, Nuten oder dergl. einer Lagerschale von Weissmetall oder Holz eingesetzt
werden. Vielfach auch soll der Graphit in Pulverform zusammen mit anderen
schmierenden Stoffen, wie z.B. Stearin, Wachs, Seifenstein, Talkum dem Lagermetalle
schon beim Einschmelzen zugesetzt werden. Oder es soll Graphitpulver zusammen mit
einem Metallpulver und einem flüssigen Bindemittel angerührt, das Gemisch dann in
Formen gepresst und getrocknet werden, damit ein poröser homogener Körper entsteht.
Abstelle des Metalles tritt für ganz leicht belastete Lager öfter ein Faserstoff wie
Asbest, Holzfaser und dergl. und der poröse Lagerkörper wird in Oel gekocht.
Diese Lager mit trockener Graphitschmierung sollen in manchen Fällen mit Erfolg
benutzt worden sein, so z.B. für Leerlaufriemscheiben und ähnliche leicht belastete
Lager. Zu allgemeinerer Einführung sind sie jedoch nicht gelangt. Der Grund dürfte
u.a. darin zu suchen sein, dass der Reibungskoeffizient bei diesen Lagern doch
erheblich grösser ist, als bei Lagern mit Oelschmierung; denn es kommt hier die
Reibung zwischen zwei trockenen, wenn auch sehr glatten Oberflächen in Frage, während
bei Lagern mit Oelschmierung die Reibung bekanntlich hauptsächlich nur in der viel
geringeren inneren Reibung der Flüssigkeitsteilchen besteht. Es ist aber gerade für
Spinnereien und ähnliche Betriebe von wesentlicher Bedeutung, den
Reibungskoeffizienten der Lager niedrig zu halten, da eine auch nur geringe
Vergrösserung desselben sofort eine bedeutende Verstärkung der Betriebskraft
erforderlich macht. Ferner dürfte der Umstand, dass bis vor einigen Jahren selten
Graphit ohne körnige Verunreinigungen zu erhalten war, der Einführung der
selbstschmierenden Lagermetalle hinderlich gewesen sein. Solche Beimischungen würden
natürlich in kurzer Zeit den Verschleiss des Lagers herbeiführen.
Für die Zapfenschmierung mit Graphit und Oel sind besonders für diesen Zweck
ausgebildete Lagerkonstruktionen bisher nicht bekannt geworden. Bei den oben
erwähnten Dauerversuchen der Maschinen-Inspektion Kottbus benutzte man die
vorhandenen Achslager und wandte zwei verschiedene Schmiermethoden an. Da die
vorhandenen Schmierpolster mit Saugedochten natürlich nur Oel, aber nicht Graphit
zuführten, nahm man diese Polster heraus und ersetzte sie dadurch, dass man den
Achslagerunterkasten mit Putzwolle ausstopfte, die mit einem Gemisch von Mineralöl,
Flockengraphit und etwas Talg reichlich getränkt war. Täglich wurden dann einige
Tropfen einer ganz dünnen Oel-Graphitlösung nachgegossen, und zwar liess man diese
Lösung auf den Auflauf der Achsschenkel ausfliessen. Bei der zweiten, für die
Triebwerkteile angewandten Methode nahm man täglich die Dochte der Schmierbüchsen
heraus und goss einige Tropfen der Graphitlösung in das Schmierröhrchen. Das
Verhältnis des Graphitzusatzes zu der verbrauchten Oelmenge war nur ganz gering,
etwa 1 : 800.