Titel: | Die Drahtseilbahnen. |
Autor: | Stephan |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 420 |
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Die Drahtseilbahnen.
Von Regierungsbaumeister Stephan.
Die Drahtseilbahnen.
Die technische Literatur enthält eine grosse Anzahl Beschreibungen ausgeführter
Drahtseilbahnanlagen, die jedoch meistens nur die allgemeine Lösung der gestellten
Aufgabe besprechen und auf konstruktive Einzelheiten nur soweit eingehen, als es zum
Verständnis des Ganzen erforderlich ist. Mitteilungen über die Berechnung und
diekonstruktive Ausgestaltung der Einzelheiten sind dagegen verhältnismässig
selten. In der vorliegenden Abhandlung soll nun versucht werden, die für den Bau
einer Drahtseilbahn nötigen Konstruktionsangaben und Berechnungen zusammenzustellen,
was auch für weitere Kreise von Interesse sein wird, da verschiedene
Vervollkommnungen der letzten Jahre das Anwendungsgebiet dieser Art Transport-Errichtungen sehr
erweitert haben.
Bevor auf konstruktive Einzelheiten eingegangen wird, mögen die infolge des
Eigengewichtes und der Belastung in einem ausgespannten Seil auftretenden Kräfte und
die Form, welche ersteres hierbei annimmt, kurz erörtert werden.
Im allgemeinen wird das Seil auf zwei ungleich hohen Stützen aufliegen. Sieht man von
seiner elastischen Formänderung ab, die stets innerhalb so geringer Grenzen bleibt,
dass ihr Einfluss auf das in der Praxis meist abgekürzte Endergebnis verschwindet,
dann gilt für das nur durch sein Eigengewicht belastete Seil bekanntlich die
Gleichung
y=\frac{h}{2}\,\left(e^{\frac{x}{h}}+e^{-\frac{x}{h}}\right)
oder unter Benutzung der Hyperbelfunktionen
y=h\,\frakfamily{Cos}\,\frac{x}{h} . . . . 1)
bezw. umgekehrt
\frac{x}{h}=\frakfamily{Ar Cos}\,\frac{y}{h}; . . . . . . 1a)
hierin ist h die Entfernung des
Scheitels der Kettenlinie von einer wagerechten Nullinie (Fig. 1).
Textabbildung Bd. 319, S. 421
Fig. 1.
Die an einer beliebigen Stelle des Seiles wirkende Spann- kraft ergibt sich, wenn
sein Gewicht, bezogen auf 1 m Länge, mit q bezeichnet
wird, zu
S = q . y . . 2)
Sie wird also am grössten an der oberen Auflagerstelle, während am Scheitel die
kleinste, wagerecht gerichtete Spannkraft
H = q .
h . . . . . . 2a)
auftritt.
Bedeutet ferner:
\frakfamily{F} den Material-Querschnitt des
Seiles in qcm,
Kz die
Zugfestigkeit des Seilmaterials in kg/qcm,
\frakfamily{S} den Sicherheitsgrad, der bei der
grössten Beanspruchung innegehalten wird,
γ das spezifische Gewicht des Drahtes
in kg/cdm,
ξ den Verseilungsfaktor, der angibt,
wieviel länger die verwendeten Drähte sind als das fertige Seil,
so besteht der Zusammenhang
S_{\mbox{max}}=\frac{F\,\cdot\,K_z}{\frakfamily{S}} und
10\,q=\frakfamily{F}\,\gamma\,\xi
Durch Verbindung beider Gleichungen erhält man
S_{\mbox{max}}=q\,\cdot\,\frac{10}{\frakfamily{S}\,\xi}\,\frac{K_z}{\gamma} . . . 3)
Aus dem Vergleich mit Gleichung 2) ergibt sich
y_1=\frac{10\,K_z}{\frakfamily{S}\,\xi\,\gamma}=C . . . 4)
das ist diejenige Länge, die das senkrecht herabhängende Seil
haben müsste, um die Spannkraft Smax in seinem obersten Querschnitt
hervorzurufen.
Man erhält ferner mit den Bezeichnungen der Fig. 1
y2 = y1 – b . . . . . . 5)
Wird noch in die aus der Figur folgende Beziehung
x
1
+ x
2
= a
die Gleichung 1a) eingesetzt, so hat man die Bestimmungsgleichung für h:
\frac{a}{h}=\frakfamily{Ar Cos }\frac{y_1}{h}+\frakfamily{Ar Cos }\,\frac{y_2}{h} . . . . 6)
Hieraus lässt sich mit Hilfe der Regula falsi die Ordinate des tiefsten Seilpunktes
unter Verwendung der in der „Hütte“ abgedruckten Tafeln der
Hyperbelfunktionen leicht bestimmen. Ist dies geschehen, so ergibt sich seine
wagerechte Entfernung von den Aufhängungspunkten aus Gleichung 1a) und nach
Gleichung 1) kann dann die ganze Kurve aufgezeichnet werden.
Textabbildung Bd. 319, S. 421
Fig. 2.
Da in Gleichung 4) nur Zahlen vorkommen, welche die Konstruktion des Seiles und das
Drahtmaterial betreffen, so gilt die ermittelte Seilkurve für alle Seile von gleicher Konstruktion und
Materialbeschaffenheit, die mit demselben Sicherheitsgrad verlegt werden; y1 kann demnach als
Seilkonstante bezeichnet werden. Zu beachten ist noch, dass bei einem stark
geneigten Seil (Fig. 2) der dem Parameter h entsprechende Scheitelpunkt C ausserhalb der Strecke A B liegt. Die
Gleichung, nach der h berechnet wird, lautet dann
x1 –
x2 = a
bezw.
\frac{a}{h}=\frakfamily{Ar Cos }\frac{y_1}{h}-\frakfamily{Ar Cos }\,\frac{y_2}{h} . . . 6a)
Textabbildung Bd. 319, S. 421
Fig. 3.
Ergibt Gleichung 6) keinen Wert für h, so ist Gleichung
6a) zu benutzen. Das Verfahren ist für die Praxis jedoch zu umständlich, wenn man
auch graphische Tabellen zu Hilfe nehmen wollte, wie sie z.B. von Babu konstruiert sind.Annales des mines, 1895, S. 621 ff.
Für praktische Rechnungen benutzt man den Umstand, dass die Seillänge sich nur wenig
von der geraden Verbindungslinie l der beiden
Auflagerpunkte A und B
unterscheidet (Fig. 3) und dass infolgedessen das
gesamte Seilgewicht mit grosser Annäherung zu q . l
erhalten wird. Die Gleichgewichtsbedingungen für das System ergeben dann, dass die
Horizontalkomponente der Seilspannung H an beiden
Auflagern und folglich im ganzen Seil dieselbe ist, ferner die Beziehungen:
V1+ V2 = q l
und
V_1\,\cdot\,a=H\,b+q\,l\,\frac{a}{2}.
Aus beiden Gleichungen folgen die Vertikalkomponenten der Seilspannung:
V_1=\frac{q\,l}{2}+H\,\frac{a}{b}
V_2=\frac{q\,l}{2}-H\,\frac{a}{b} . . . . 7)
Wird nun in der Entfernung a1 vom Punkte A ein Schnitt geführt, so ergibt
die Momentengleichung für den Punkt C:
V_1\,a_1-H\,(b\,\frac{a_1}{a}+f)-q\,l\,\frac{a_1}{a}\,\cdot\,\frac{a_1}{2}=0,
woraus man nach Einsetzung von V1 den Durchhang an der betreffenden
Stelle erhält:
f=\frac{q\,l}{2\,H}\,\left(a_1-\frac{{a_1}^2}{a}\right)
oder nach einer einfachen Umformung
f=\frac{q\,l}{2\,H}\,\cdot\,\frac{a_1\,a_2}{a} . . . . . 8)
Der Durchhang in der Mitte bei C' ist demnach
f_1=\frac{1}{8}\,\frac{q}{H}\,\frac{l}{a}\,a^2 . . . . 8a)
Man sieht, die Seilkurve ist eine Parabel, die leicht aus den drei Punkten A, B, C' mit Hilfe der bekannten Tangentenkonstruktion
aufgezeichnet werden kann, wenn H gegeben ist.
Gewöhnlich besteht jedoch die Bedingung, dass eine bestimmte Spannkraft S nicht überschritten werden soll, die sich sehr bequem
aus der für die Kettenlinie geltenden Gleichung 2) ergibt:
S = H + qb.
Dabei ist allerdings vorausgesetzt, dass der Scheitelpunkt der Kettenlinie mindestens
nahezu in derselbenHöhe liegt wie der untere Stützpunkt, doch bleibt der
Fehler, wie aus der unten folgenden Zusammenstellung hervorgeht, bei Tragseilen mit
den Neigungen 1 : 5 bis 1 : 2 stets sehr klein. Hiermit geht Gleichung 8a) über
in
f_1=\frac{1}{8}\,\frac{q}{S-q\,b}\,\frac{l}{a}\,a^2
oder nach Einsetzung von Gleichung 3) und 4):
f_1=\frac{1}{8}\,\frac{1}{C-b}\,\frac{l}{a}\,a^2 . . . 9)
Für die in Frage kommenden Seile sind die hier notwendigen Konstruktionsangaben in
der nachstehenden Tabelle nach den Mitteilungen von Felten
& Guilleaume zusammengestellt.
Seilkonstanten.
Konstruktion des Seiles
Bruchfestigkeitdes StahlesKz
Spezifisches Ge-wicht des Stahl-drahtes γ
Verseilungs-faktor ξ
Sicherheits-grad
\frakfamily{S}
SeilkonstanteC=\frac{10\,K_z}{\frakfamily{S}\,\xi\,\gamma}
Litzenseil im Albertschlag (6 Litzen von
je7 Drähten) mit Hanfseele
120001500018000
1,233
10
125015601870
Spiralseil
60001200014500
7,8
1,075
6 6
119023902880
Verschlossenes Seil
6000 950012000
1,150
6
115018202300
Simplexseil
6000 9500
1,07
6
12001900
Bei 10 bezw. 6-facher Sicherheit, die meist genommen wird, ist dann die Seilkonstante
die in der letzten Spalte angegebene Zahl. Wird mit grösserer oder kleinerer
Sicherheit gerechnet, so ist der angegebene Wert von C
entsprechend zu reduzieren.
Die Parabel schliesst sich der Kettenlinie um so genauer an, je kleiner das in
Betracht kommende Stück der Kettenlinie ist, d.h. je kleiner die Spannweite des
Seiles ist. Bei geringen Neigungen kann b dem Wert C gegenüber vernachlässigt werden, ebenso ist dann das
Verhältnis sehr nahe gleich 1, so dass man unter der Voraussetzung einer Neigung
\frac{b}{a}\,<\,\frac{1}{5} die vereinfachte Formel für den Durchhang in der Mitte erhält:
f_1=\frac{1}{8}\,\frac{1}{C}\,a^2 . . . . . 10)
Um für grosse Spannweiten den Fehler festzustellen, den die Ersetzung der Kettenlinie
durch die Parabel verursacht, wurden beide Kurven eines Spiralseiles von Kz = 12000 kg/qcm bei
sechsfacher Sicherheit für eine Spannweite a = 1000 m
berechnet und zwar für verschiedene b. Das Ergebnis ist
in der folgenden Tabelle niedergelegt.
b
100
200
300
400
500
600
700 m
Parameter der Kettenlinie h
2268,6
2185,9
2084,1
1969,6
1848,2
1723,3
1598,8
m
Seine Entfernung vom Punkte A :
x1
711,4
931,4
1110,6
1260,3
1378,9
1467,6
1528,6
„
Seine Entfernung vom Punkte B :
x2
288,6
68,6
110,6
260,3
378,9
467,6
528,6
„
Durchhang der Kettenlinie in der Mitte fk
58
57
63
69
76
85
96
„
Durchhang der Parabel in der Mitte fp
55,0
58,2
62,5
67,8
74,0
81,7
90,5
„
Fehler in v. H. des Parabelwertes
– 5,5
+ 2,1
– 0,8
– 1,8
– 2,7
– 4,0
– 6,1
Die abgekürzte Gleichung 10) würde für alle b den
Wert f1 = 52⅓ m
ergeben, also bereits bei den geringen Neigungen mit einem Fehler von 10 v. H. des
Eigenwertes behaftet sein, der allerdings bei kleinen Spannweiten bis zu etwa 400 m
keine erhebliche Rolle spielt. Bei den ganz grossen Neigungen rührt der im Mittel
etwa 5 v. H. betragende Fehler davon her, dass in die Gleichung 9) an Stelle der
Entfernung des Scheitels der Seilkurve von der Aufhängung, welche ausserhalb des
betrachteten Stückes liegt (vergl. Fig. 2), das zu
kleine Maass b eingesetzt wurde. Der Fehler würde bei
weichen Seilen von K2 =
6000 kg/qcm, die
in solchen Fällen allerdings wohl kaum zur Verwendung gelangen, noch grösser
ausfallen. Da derartige Neigungen ganz aussergewöhnlich sind, so genügt für die
Berechnung des Seildurchhanges stets die Gleichung 9), deren Wert bei ungewöhnlich
starken Neigungen um 3 bis 6 v. H. zu vergrössern ist. Die Parabel schliesst sich
dann der Kettenlinie sehr gut an.
Auch für die Berechnung der schwächer gespannten und daher stärker durchhängenden
Zugseile genügt Gleichung (9) vollkommen, nur bei Spannweiten über 600 m ist es
nötig, den so erhaltenen Wert um etwa 5 v. H. zu vergrössern.
Bei Neigungen unter 1 : 5 macht sich derselbe Einfluss bemerkbar, dem dadurch mit
guter Annäherung Rechnung getragen werden kann, dass erst aus Gleichung 10) ein
vorläufiger Wert des Durchhanges ermittelt und dann um \frac{b}{2} vermehrt in
Gleichung 9) von der Seilkonstanten C in Abzug gebracht
wird. Selbstverständlich gilt diese Regel nur für grosse Spannweiten, bei kleinen
und auch noch mittleren genügt Gleichung 10) ohne jede Korrektur.
Textabbildung Bd. 319, S. 423
Fig. 4.
Bei der Berechnung eines Seilabschnittes, der wesentlich unter dem oberen
Aufhängungspunkt des ganzen Seiles liegt, ist ausser dem Maass b noch die senkrechte Entfernung des Anfangspunktes A von der Befestigungsstelle von der Konstanten C in Abzug zu bringen.
Die Länge eines zwischen zwei, um die Strecke l von
einander entfernten Stützpunkten ausgespannten Seiles ergibt sich nach der für die
Parabel geltenden Näherungsformel
L=l\,\left[1+\frac{2}{3}\,\left(\frac{2\,f_o}{l}\right)^2\right],
worin f0 der lotrecht zu l gemessene Durchhang ist.
Wird der senkrechte Durchhang mit f bezeichnet, so
ist
f_o=f\,\frac{a}{l}
und somit
L=l+\frac{8}{3}\,\frac{f^2}{l}\,\left(\frac{a}{l}\right)^2 . . . . 11)
Durch die auf dem Seil laufenden Wagen wird der oben ermittelte Durchhang noch
vergrössert. Das hier gewichtslos gedachte Seil stellt sich unter der Wirkung einer
Einzellast P so ein, dass die drei Kräfte P, S1, S2 im Gleichgewicht
sind (Fig. 4); dies ergibt folgende Gleichungen:
S1 sin
(α + γ) + S2 sin
(β – γ) = P . . 12a)
S1 cos
(α + γ) = S2 cos
(β – γ) . . . 12b)
P\,a_1=S_2\,\frac{a}{\mbox{cos}\,\gamma}\,\mbox{sin}\,\beta
bezw.
P\,a_2=S_1\,\frac{a}{\mbox{cos}\,\gamma}\,\mbox{sin}\,\alpha . . . . 13)
Ferner bestehen die geometrischen Beziehungen:
tg\,\gamma=\frac{b}{a} . . . . 14)
f'=a_1\,\frac{\mbox{sin}\,\alpha}{\mbox{cos}\,\gamma\,\mbox{cos}\,(\alpha+\gamma)}
und
f'=a_2\,\frac{\mbox{sin}\,\beta}{\mbox{cos}\,\gamma\,\mbox{cos}\,(\beta-\gamma)}
. . . . 15)
Aus der Verbindung der Gleichungen 13) und 15) folgt mit Berücksichtigung von
Gleichung 12b):
f'=\frac{P}{S_1\,\mbox{cos}\,(\alpha+\gamma)}\,\cdot\,\frac{a_1\,a_2}{a}=\frac{P}{S_2\,\mbox{cos}\,(\beta-\gamma)}\,\cdot\,\frac{a_1\,a_2}{a}
oder
f'=\frac{P}{H}\,\frac{a_1\,a_2}{a} . . . 16)
worin
H ∾ Smax – q b
die konstante wagerechte Komponente der Seilspannung ist. Man
sieht, dass die Last P beim Bewegen auf dem
gewichtslosen Seil eine Parabel beschreibt, die sich aus dem Durchhang in der
Mitte
f_2=\frac{1}{4}\,\frac{P}{q}\,\frac{a}{C-b} . . . 16a)
sofort besimmmen lässt. Auch hier ist zutreffenden Falles noch
der lotrechte Abstand des Anfangspunktes des in Frage stehenden Seilabschnittes von
der oberen Befestigungsstelle des Seiles von C
abzuziehen.
Textabbildung Bd. 319, S. 423
Fig. 5.
Mit Gleichung 9) erhält man den Zusammenhang zwischen f2 und f1:
\frac{f_2}{f_1}=\frac{2\,P}{q\,l}.
Befinden sich auf dem Seil mehrere Einzellasten P1, P2, P3 in gewissen, annähernd gleichen Abständen c (Fig. 5), so erfolgt
offenbar der grösste Durchhang dann, wenn eine Last, z.B. P2 in der Mitte, im Punkte D steht. Die Last P1 bewirkt dann, dass die Mitte sich um die
Strecke
f_m=\frac{P_1}{H}\,\cdot\,\frac{\left(\frac{a}{2}+c_1\right)\,\left(\frac{a}{2}-c_1\right)}{a}\,\cdot\,\frac{\frac{a}{2}}{\frac{a}{2}+c_1}
oder
f_m=\frac{1}{4}\,\cdot\,\frac{P_1}{q\,(C-b)}\,\cdot\,\frac{\frac{a}{2}-c_1}{a}\,\cdot\,a
senkt.
Nun ist
P_1\,\cdot\,\frac{\frac{1}{2}\,a-c_1}{\frac{1}{2}\,a}
die Belastung, die Punkt D
erhalten würde, wenn die Last P1 auf die beiden Stützpunkte A und D eines starren Balkens A D verteilt würde, im übrigen hat die Gleichung für
fm dieselbe Form
wie Gleichung 16a). Dasselbe gilt für die Last P3 usw. Man erhält hieraus die Regel, die Parabel,
welche den Weg der Lasten bezeichnet, wird aus dem nach Gleichung 16a) ermittelten
Durchhang in der Mitte konstruiert, wenn P die
Belastung der Mitte bedeutet, die sich durch Reduktion aller Einzellasten auf die
Mitte ergibt.
Das Verfahren ist äusserst einfach, doch kommt man bei grossen Spannweiten, auf denen
die Wagen dicht hintereinander verkehren, schneller zu einem, nur wenig zu kleinen
Ergebnis, wenn man das Seil durch eine kontinuierliche Last
q'=\frac{\Sigma\,P}{l}
belastet denkt und dann nach Gleichung 9) berechnet.
Damit die Bahn sich in Tälern dem Gelände nach Möglichkeit anschliesst, werden die
Unterstützungspunkte in einer Parabel angeordnet, die flacher ist als die Seilkurve,
welche der betreffenden Spannweite des Tales und der Seilkonstruktion entspricht.
Die Parabel muss nur so bestimmt werden, dass ein Abheben des Seiles von den Stützen
unmöglich ist, auch wenn durch einen Zufall nur auf einer Hälfte des Seiles Wagen
stehen, während die andere leer ist. (Fig. 6). Es
muss also der Unterschied der aus Gleichung 11) hervorgehenden Bogenlängen L und der geradlinigen Stützpunktentfernungen l auf der unbelasteten Seite noch grösser sein als der
Unterschied der durch die Einzellasten vergrösserten Parabelbögen auf der Lastseite
gegen die ursprünglichen Bögen. Dies ergibt die Beziehung
\underset{leer}{\Sigma}\,(L-l)\,>\,\underset{voll}{\Sigma}\,(L'-L) . . . 17)
Nun ist nach Gleichung 11)
L-l=\frac{8}{3}\,{f_1}^2\,\frac{a^2}{l^3},
worin
l=\sqrt{a^2+b^2}\,\sim\,a\,\left(1+\frac{1}{2}\,\frac{b^2}{a^2}\right)
und
f_1=\frac{1}{8}\,\frac{1}{C-b}\,l\,\alpha
einzusetzen ist. Hieraus folgt
L-l=\frac{1}{24}\,\left(\frac{1}{C-b}\right)^2\,\cdot\,\frac{a^3}{\left(1+\frac{1}{2}\,\frac{b^2}{a^2}\right)}.
Ebenso ist
L'-L=\frac{8}{3}\,\frac{a^2}{l^3}\,\left[(f_1+f_2)^2-{f_1}^2\right],
wobei für die wirkliche Seilkurve mit Knickpunkten die etwas
zu grosse Umhüllungsparabel gesetzt wird, was die Sicherheit der Rechnung
erhöht.
Mit
f_1=\frac{1}{8}\,\frac{1}{C-b}\,a^2\,\left(1+\frac{1}{2}\,\frac{b^2}{a^2}\right)
und
f_2=f_1\,\frac{2\,P'}{q\,a\,\left(1+\frac{1}{2}\,\frac{b^2}{a^2}\right)}
ergibt sich:
L'-L=\frac{1}{24}\,\left(\frac{1}{C-b}\right)^2\,\cdot\,\frac{4\,P'}{q}\,\cdot\,\frac{a^2}{\left(1+\frac{1}{2}\,\frac{b^2}{a^2}\right)^2}\,\left(1+\frac{P'}{q\,a\,\left(1+\frac{1}{2}\,\frac{h^2}{a^2}\right)}\right)
Durch Einsetzen dieser Ausdrücke in die Gleichung 17) erhält man mit der
Umformung
\frac{1}{1+\frac{1}{2}\,\frac{b^2}{a^2}}=1-\frac{1}{2}\,\frac{b^2}{a^2}.
die Bedingungsgleichung
Textabbildung Bd. 319, S. 424
Fig. 6.
q\,\underset{leer}{\Sigma}\,a^3\,\left(1-\frac{1}{2}\,\frac{b^2}{a^2}\right)\,>\,4\,\underset{voll}{\Sigma}\,P'\,a^2\,\left(1-\frac{b^2}{a^2}\right)\,\left[1+\frac{P'}{q\,\alpha}\,\left(1-\frac{1}{2}\,\frac{b^2}{a^2}\right)\right]. . . . 18)
Hierin bedeutet P' die auf die Mitte reduzierte
Belastung jeder Spannweite. (Die Werte \frac{b^2}{a^2} können häufig vernachlässigt
werden). Es folgt aus der Gleichung, dass die Stützenentfernungen auf dem steileren
Ast grösser zu nehmen sind als auf der anderen flacheren Seite, welche Notwendigkeit
auch Fig. 6 deutlich zeigt, deren Höhen in einem
wesentlich grösseren Maasstab gezeichnet sind als die Längen. Der Einfachheit halber
wurde bei der
Rechnung noch vorausgesetzt, dass die Spannvorrichtung für das Seil nicht wirkt und
dass die Seilspannung an allen Stellen die gleiche ist, was die Sicherheit ebenfalls
erhöht.
Da man auch bei geringen Förderleistungen auf einer Bahn, die für eine dichtere
Wagenfolge gebaut ist, den Wagenabstand möglichst gleichmässig hält, so genügt es,
wenn man das Seil in dem vorliegenden Fall nur mit der Hälfte oder bei grossen
Strecken mit einem Drittel aller Wagen, die bei der Volleistung auf dem betreffenden
Seilabschnitt stehen würden, sich belastet denkt.
In der Praxis begnügt man sich meist mit der Regel, die Stützpunkte nicht tiefer zu
legen als in einer Parabel, deren Durchhang bei Litzenseilen nicht grösser
als\frac{1}{2} des der Seilspannung entsprechenden ist, während bei Spiral- und
Simplexseilen \frac{2}{3} und bei den verhältnismässig schweren verschlossenen Seilen
\frac{3}{4} des grössten Durchhanges genommen werden. Bei falscher Wahl der
Stützenentfernungen kann jedoch schon hierbei ein Abheben eintreten und andererseits
ist es bisweilen unter Benutzung der Gleichung 18) möglich, die Seilkurve noch mehr
dem Gelände anzupassen.
(Fortsetzung folgt.)