Titel: | Der Arbeitswert der Heizgase und seine Ausnutzung. |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 133 |
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Der Arbeitswert der Heizgase und seine
Ausnutzung.
(Fortsetzung von S. 115 d. Bd.)
Der Arbeitswert der Heizgase und seine Ausnutzung.
Wir wollen uns jetzt einen Wärmeträger denken, welcher bei der konstanten
Temperatur Tq
der Wärmequelle die Wärmeenergiemenge dQq aufnimmt. Die Zustandsänderung des
Wärmeträgers ist in unserem Koordinatensystem durch die zur Temperaturachse
senkrechte Strecke \overline{A\,B} gegeben (Fig. 4); man
nennt sie eine Isotherme. In B trennen wir den
Wärmeträger von der Wärmequelle und lassen ihn eine Zustandsänderung durchmachen,
bei welcher er weder Wärme aufnimmt noch abgibt. Es soll also während dieser
Zustandsänderung stets dQ = Tdτ = 0 sein. Das ist, so lange T von Null verschieden bleibt, nur möglich, wenn stets
dτ = 0, d.h. die
Zustandsänderung muss durch eine Linie dargestellt werden, welche stets senkrecht
zur τ-Achse ist. Man nennt derartige
Zustandsänderungen, weil auf ihnen der Wärmeträger in eine Hülle eingeschlossen sein
muss, durch welche gar keine Wärme hindurchgeht, adiabatische, und die sie
darstellenden Linien Adiabaten. Die Richtung, in der wir den Körper auf der durch
B gehenden Adiabaten sich bewegen lassen, soll die
nach den kleineren Temperaturen sein. Ist die Temperatur des Wärmeträgers bis auf
den durch \overline{C\,b} dargestellten Wert Ts gesunken, so wird er mit einer Wärmesenke
von der Temperatur Ts in Berührung gebracht, und ihm bei dieser Temperatur so viel Wärme d Qs entzogen,
bis seine Entropie wieder ihren anfänglichen Wert erreicht hat. Der Zustand des
Wärmeträgers muss dann durch den Punkt D dargestellt
sein, wenn D der Schnittpunkt der durch C gehenden Isothermen und der durch A gehenden Adiabaten ist. Nun wird ohne Aenderung der
Entropie seine Temperatur erhöht. Aus dieser Bedingung folgt mit Hilfe der
Definition der Entropie, Gleichung 2, dass während dieser Zustandsänderung auch dQ = 0 sein muss, d.h. der Körper ändert sich wieder
längs einer Adiabaten. Hat der Wärmeträger auf diese Weise wiederum die Temperatur
Tq
erreicht, so ist er auch wieder in A angekommen, d.h.
sein Zustand ist wieder genau seinem Anfangszustande gleich, der Wärmeträger hat
somit einen Kreisprozess durchgemacht.
Textabbildung Bd. 319, S. 133
Fig. 4.
Aus dem Diagramm ergibt sich, dass dQq = [ABba] grösser ist als dQs
= [D C b a]; es ist also während des Kreisprozesses
Wärmeenergie verschwunden. Haben nun mit Ausnahme der Wärmeenergie und der
mechanischen Arbeit alle im Prozess etwa vorhanden gewesenen Energieformen ihre
Werte ungeändert behalten; ist z.B. eine etwaige elektrische Ladung des Wärmeträgers
sowohl wie ihr Potential ungeändert geblieben, so muss nach dem Energieprinzip die
verschwundene Wärmeenergie in mechanische Arbeit verwandelt worden sein, und wir
erhalten somit
dL = dQq – dQs
Aus der Definition der Entropie, sowie dem dieser
Definitionentsprechend entworfenen Diagramm entnehmen wir
dQq = Tq . dτ und dQs = Ts
dτ.
Vereinigt man beide Gleichungen mit einander und mit der
darüber stehenden, so erhält man
\frac{d\,Q_q}{d\,Q_s}=\frac{T_q}{T_s} und d\,L=d\,Q_q\,\cdot\,\frac{T_q-T_s}{T_q}.
Es sind somit die beiden Gleichungen von Clausius mit
Hilfe der graphischen Darstellung leicht gewonnen worden.
Textabbildung Bd. 319, S. 133
Fig. 5.
Ein Kreisprozess dieser Art, in welchem der Wärmeträger zwei Isothermen und zwei
Adiabaten durchläuft, wird, weil er zuerst von Carnot
ersonnen ist, ein Carnot scher Kreisprozess genannt.
Derselbe ist deshalb von grösster Bedeutung, weil er von allen erdenkbaren
Kreisprozessen derjenige ist, welcher aus einer gegebenen Wärmeenergiemenge dQq zwischen den beiden äussersten Temperaturen Tq und Ts die meiste
Arbeit zu liefern imstande ist. Der Beweis hierfür lässt sich sofort aus dem
T-τ-Diagramm ablesen. Es seien (Fig. 5) \overline{A\,a}=\overline{B\,b}=T_q
und \overline{D\,a}=\overline{C\,b}=T_s die beiden äussersten im Prozess überhaupt zulässigen Temperaturen.
Es werde nun das eine Mal die Wärmeenergiemenge dQq bei
der konstanten Temperatur Tq, also längs \overline{A\,B} vom Wärmeträger
aufgenommen; das andere mal bei steigender Temperatur längs der Kurve \overline{E\,B}, so
dass \overline{B\,b}=\overline{A\,a}=T_q auch wieder die grösste Temperatur ist, welche in diesem Prozess
vorkommt. Damit dQq = [A B b
a] = [E B b e] wird, damit also in beiden
Prozessen dieselbe Wärmeenergie dQq aufgenommen wird,
muss, wie man ohne weiteres einsieht \overline{e\,b}\,>\,\overline{a\,b} sein.
Verlaufen nun sämtliche sonstigen Zustandsänderungen in beiden Prozessen wie in einem
Carnotschen, findet also nicht nur die Wärmeabgabe
an die Wärmesenke in beiden bei der konstanten Temperatur Ts statt, sondern sind auch die
Temperaturänderungen zwischen Ts einerseits und Anfangs- und Endtemperatur
bei der Wärmeaufnahme andererseits adiabatische, also im Diagramm alles bis auf
\overline{E\,B} gerade Linien, so gibt die Zeichnung, dass im zweiten Prozess die der
Fläche [F D a e] entsprechende Wärmeenergie mehr an die
Wärmesenke abgegeben wird als im ersten. Da aber in beiden Prozessen dieselbe
Wärmeenergie aufgenommen wurde, so kann der erste um [F D a
e] mehr Arbeit leisten als der zweite.
Ersetzt man auf dieselbe Weise eine oder mehrere der geraden Linien des Carnotschen Prozesses durch gekrümmte, so erhält man
stets ein entsprechendes Bild; stets wird die an die Wärmesenke abgegebene
Wärmeenergiemenge grösser als beim Carnotschen Prozess
und somit die gewonnene Arbeitsmenge kleiner, d.h. der Carnotsche Prozess liefert zwischen gegebenen äussersten Temperaturgrenzen
aus einer bestimmten Wärmeenergiemenge das Maximum an Arbeit.
Eine weitere, sehr wichtige Eigenschaft des Carnotschen Prozesses ist die, dass er von den besonderen Eigenschaften des
Wärmeträgers vollständig unabhängig ist. Das ergibt sich bei seiner Ableitung aus
dem T-τ-Diagramm ganz von selbst; denn es wird ja
nirgends etwas von diesen Eigenschaften erwähnt; es sind also nirgends besondere
Eigenschaften vorausgesetzt worden.
Neben diesen guten Eigenschaften des Carnotschen
Prozesses muss aber auch die sehr unangenehme erwähnt werden, dass er in der Praxis
nicht ausgeführt werden kann. Er dient nur als Masstab, als Muster für die Güte der
wirklich ausgeführten Prozesse; gerade so, wie man ja vielfach vollkommene Starrheit
der Baumaterialien voraussetzt, während sie doch alle mehr oder weniger biegsam
sind.
Es war oben gesagt worden, dass die Entropie eine zahlenmässig angebbare Eigenschaft
eines jeden Körpers sei, gerade so wie sein Volumen usw. Um das noch deutlicher zu
erkennen, wollen wir jetzt die beiden Körper, zwischen denen der Wärmeübergang
stattfindet, also z.B. Wärmequelle und Wärmeträger gesondert betrachten und zunächst
den allerdings nur denkbaren, aber auch um so fruchtbareren Fall annehmen, der
Wärmeübergang fände ohne irgend welche Temperaturdifferenz zwischen beiden Körpern
statt. Als Beispiel wollen wir uns einen Vorwärmer denken, an welchem die Heizgase
nach dem Gegenstromprinzip, der Bewegungsrichtung des Wassers entgegengesetzt
gerichtet, entlang strömen. Es wird dann das Wasser, von seiner niedrigsten
Temperatur anfangend, allmählich wärmer werden, während die ausserhalb des
Vorwärmerrohres strömenden Heizgase in demselben Masse ihre Temperatur verlieren.
Haben wir künstlichen Zug, so kann die Temperatur der Heizgase bis auf die
Anfangstemperatur des Wassers fallen. Es wird dann zu beiden Seiten eines bestimmten
Flächenstückchens des Vorwärmerrohres, d.h. innen im Wasser und aussen in den
Heizgasen dieselbe Temperatur herrschen, die natürlich für ein demjenigen Ende des
Vorwärmers, an welchem das Wasser eintritt, näher gelegenes Flächenstück niedriger
ist, als für ein dem anderen Ende näher gelegenes; jedenfalls haben aber Wasser und
Heizgase, welche ein bestimmtes Flächenstück gerade berühren, dieselbe
Temperatur.
Geht nun durch irgend ein Flächenstück des Vorwärmers während einer beliebigen Zeit
die Wärmeenergiemenge dQ hindurch, so ändert sich die
Entropie der Heizgase um d\,\tau_h=-\frac{d\,Q}{T}, während die des Wassers um d\,\tau_w=\frac{d\,Q}{T} zunimmt.
Da nach den getroffenen Voraussetzungen in beiden Gleichungen dQ und T dieselben Werte
haben, so erhalten wir also
dτh= – dτw . . . .
. 3)
Da der Wärmeübergang in diesem Falle, wo Wasser und Heizgase dieselbe Temperatur
haben, nach dem Satz von Clausius auch in umgekehrter
Richtung erfolgen kann, nämlich vom Wasser zu den Heizgasen, wenngleich das in der
Praxis niemals erwünscht sein würde, so nennt man solche Vorgänge umkehrbare, und
wir können das eben gefundene Resultat in die Worte fassen: Bei umkehrbaren
Wärmeübergängen sind die Entropieänderungen der beiden Körper, zwischen denen der
Wärmeübergang stattfindet, einander entgegengesetzt gleich.
Vielfach schreibt man Gleichung 3 auch so dτh + dτw =
0 und sagt dann: die Entropieänderung bei
umkehrbaren Vorgängen sei Null. Dieser Satz ist zwar aus Gleichung 3 mathematisch
richtig abgeleitet, hat aber physikalisch ebensowenig Sinn, wie wenn man die
Tatsache, dass in einem doppeltwirkenden Dampfzylinderdas Hubvolumen der
Vorderdampfseite um ebenso viel abnimmt, wie das der Hinterdampfseite zunimmt, zum
Ausdruck bringen wollte, indem man sagt: die Aenderung des Cylindervolumens sei
Null. Das ist mathematisch ebenfalls ganz richtig, sagt uns aber über die Vorgänge
im Zylinder gar nichts. Vielmehr muss zum Ausdruck gebracht werden, dass sich jeder
der beiden Teile die Volumens durch die Bewegung des Kolbens um eine gewisse Grösse
ändert, zwischen denen eine ganz bestimmte Beziehung besteht, nämlich dass die
Aenderungen einander entgegengesetzt gleich sind. Ebenso ist es mit der
Entropie.
In der Praxis hat man niemals solche umkehrbare Vorgänge; es ist deshalb zu
untersuchen, was aus Gleichung 3 wird, wenn der Vorgang ein nichtumkehrbarer ist.
Nach dem Satz von Clausius über die Bewegungsrichtung
der Wärme muss stets die Temperatur der Wärmequelle Th, der Heizgase, um in dem eben
benutzten Beispiel des Vorwärmers zu bleiben, grösser sein als die der Wärmesenke
Tw, des
Wassers. Wir erhalten auch hier wieder aus der Definition der Entropie
d\,\tau_h=-\frac{d\,Q}{T_h} und d\,\tau_w=\frac{d\,Q}{T_w}
Textabbildung Bd. 319, S. 134
Fig. 6.
Jetzt hat zwar dQ auch wieder in
beiden Gleichungen denselben Wert, aber weil Th > Tw, ist dτh < dτw Der Unterschied beider lässt
sich leicht aus dem Temperatur-Entropie-Diagramm herleiten (Fig. 6). Wir zerlegen die von den Heizgasen
abgegebene Wärmeenergiemenge dQ = [A B b a] durch die der Temperatur Tw
entsprechende Isotherme C D, und ebenso die vom Wasser aufgenommene d Q = [A' B' b'
a'] durch die der Entropieänderung \overline{a'\,c'}=\overline{b\,a} entsprechende Adiabate \overline{C'\,c'} in
je zwei Teile. Dann ist
nach Voraussetzung
[A B b a] = [A' B' b'
a']
nach Konstruktion
[C D a b] = [A' C c'
a']
folglich durch Subtraktion
[A B C D] = [C'
B' b' c']
Damit erhält man nun:
d\,\tau_w=\overline{a'\,b'}=\overline{a'\,c'}+\overline{c'\,b'}=\overline{b\,a}+\frac{[C'\,B'\,b'\,c']}{\overline{B'\,b'}}
=-d\,\tau_h+\frac{[A\,B\,C\,D]}{T_w}.
Durch Vergleich mit Fig. 4 erkennt man, dass [A B C D] ein in
entgegengesetzter Richtung durchlaufener Carnotscher
Prozess ist, d.h. es ist [B A D C] das Maximum an
Arbeit, welches bei umkehrbarem Wärmeübergang von den Heizgasen an das Wasser
gewonnen werden könnte. Bezeichnen wir dieses mit d
Lm, so erhalten wir
d\,\tau_w=-d\,\tau_h-\frac{d\,L_m}{T_w}=-\left(d\,\tau_h+\frac{d\,L_m}{T_w}\right) . 4)
Es ist also bei nicht umkehrbarem Wärmeübergange die Entropieänderung der Wärmesenke,
wenn wir vom Vorzeichen absehen, gleich der Entropieänderung der Wärmequelle
vermehrt um die durch die Temperatur der Wärmesenke dividierte Arbeit, welche im
Maximum aus der übergehenden Wärmemenge bei umkehrbarem Uebergang zwischen den
Temperaturen der Wärmequelle und Wärmesenke gewonnen werden kann. Die
Verschiedenheit des Vorzeichens gibt nur an, dass die Wärmequelle Wärme verliert,
während die Wärmesenke sie aufnimmt, dass die Entropie des einen Körpers zunimmt, während die des
anderen abnimmt.
Setzt man in Gleichung 4 den Wert von dLm aus Gleichung 1 ein und beachtet die
Definition der Entropie, Gleichung 2, so erhält man eine IdentitätFliegner: Züricher
Vierteljahrschrift 46, 1901, S. 94..
Um Gleichung 4 im folgenden anwenden zu können, müssen wir sie noch etwas
verallgemeinern, denn die Heizgase haben nur an einer bestimmten Stelle des
Vorwärmers, allgemein der Heizfläche, eine konstante Temperatur; betrachtet man aber
die Heizgase als Ganzes, so ändert sich ihre Temperatur von Stelle zu Stelle der
Heizfläche.
Wir wollen voraussetzen, eine Dampfmaschine würde betrieben mit einer Flüssigkeit,
deren Molekelwärme O sei. Dieselbe vollführt dann einen
Carnotschen KreisprozessSchreber: Theorie
der Mehrstoffdampfmaschinen. S. 25., d.h. die Wärmeaufnahme durch
die Flüssigkeit findet bei konstanter Temperatur statt, während die Heizgase sich an
der Kesselwand von der Rosttemperatur bis auf die Temperatur der Kessels abkühlen,
wenn wir zunächst noch eine hierzu hinreichend grosse Heizfläche voraussetzen.
Textabbildung Bd. 319, S. 135
Fig. 7.
Textabbildung Bd. 319, S. 135
Fig. 8.
Es sei [A B b a] (Fig.
7) der Wärmegehalt der Heizgase; die Kurve A B
gebe die Beziehung zwischen der Temperatur und der Entropie derselben. Diese
Beziehung ist natürlich von der Zusammensetzung der Heizgase abhängig; sie wird
weiter unten im Anschluss an bestimmte Kohlensorten berechnet werden. \overline{B\,b} ist
die Rosttemperatur; \overline{A\,a} die atmosphärische, 273 + 20°. Am Kessel können sich
die Heizgase bis zur Temperatur Cc = Tf abkühlen, so dass also die Wärmeenergie
[A C c a] zum Schornstein hinausgeht, während [C
B b c] an die Flüssigkeit abgegeben wird.
Um die Arbeit zu berechnen, welche mehr gewonnenwerden könnte, wenn dieser
Uebergang umkehrbar wäre, bedenken wir, dass in diesem Falle nach Gleichung 3 die
Entropieänderungen der Heizgase und des Kesselinhaltes einander gleich wären; auf
das Vorzeichen wollen wir vorläufig keine Rücksicht nehmen. Die im Maximum zu
gewinnende Arbeit ist somit auf Grund der Bedeutung des
Temperatur-Entropie-Diagrammes und mit Berücksichtigung des Energieprinzipes gleich
der Differenz der Flächen [C B b c] und [C E b c], also gleich dem dreieckartigen Stück [C B E].
Die Fläche [C B b c] ist die Wärme, welche die Heizgase
abgeben, wenn sie sich von \overline{B\,b}=T_r bis auf \overline{C\,c}=T_f abkühlen. Sind die Heizgase
G Molen und ist die Molekelwärme derselben a + b T, so istSchreber: D. p.
J., 1903, 318, 433, ff.
[CBbc] =
G (Tr
– Tf)
(a+\frac{b}{2}\,[T_r+T_f]). Die Entropieänderung der Heizgase während dieser Temperaturänderung ist
\overline{c\,b}=\Delta\,\tau_h, folglich ist [C\,E\,b\,c]=\overline{C\,c}\,\cdot\,\overline{c\,b}=T_f\,\cdot\,\Delta\,\tau_h. Somit erhält
man
[CBE] = G
(Tr
– Tf)
(a+\frac{b}{2}\,[T_r+T_f])-\Delta\,\tau_h\,\cdot\,T_f.
Da nun infolge der Abkühlung der Heizgase die, Fläche [CBE] der bei der Besprechung des Carnotschen
Prozesses als positiv festgelegten Richtung entgegengesetzt umlaufen wird, so müssen
wir sie hier auch als negativ einführen und erhalten somit Δτf = – Δτh
-\frac{G\,(T_f-T_r)\,(a+b/2\,[T_r+T_i])-\Delta\,\tau^h\,\cdot\,T}{T_f}
oder
\Delta\,\tau_f=+G\,\frac{T_r-T_f}{T_f}\,(a+\frac{b}{2}\,[T_r+T_f]). . 5)
Diese Entropieänderung Δτf ist natürlich von c zu zählen.
Multiplizieren wir Gleichung 5 rechts und links mit Tf und berücksichtigen Gleichung 2, so erhalten wir
wieder die Identität, dass die von der Flüssigkeit aufgenommene gleich der von den
Heizgasen abgegebenen Wärmeenergie ist. Haben wir in Gleichung 5 den Fall
berücksichtigt, dass die Temperatur der Wärmequelle veränderlich ist, so müssen wir
jetzt noch einen Schritt weiter gehen und den Fall untersuchen, dass auch die
Wärmesenke eine veränderliche Temperatur hat. Wir beschränken uns hierbei gleich auf den für
die Praxis wichtigen Fall, dass das Wasser erst von der atmosphärischen Temperatur
bis auf die Kesseltemperatur erwärmt wird und dann verdampft. Wir haben also nur
während der Erwärmung des Wassers veränderliche, nachher konstante Temperatur. Aus
Gleichung 4 erhält man:
Tw .
dτw= – (Tw
dτh
+ dLm).
Nach der Definition des Temperatur-Entropie-Diagramms stehen zu beiden Seiten des
Gleichheitszeichens Flächen und da aus denselben Gründen wie soeben die im Maximum
bei umkehrbarem Wärmeübergang von den Heizgasen an das Wasser zu gewinnende Arbeit
dLm durch
die Fläche [ABECA] dargestellt wird, so gibt diese
Gleichung nach dem Diagramm (Fig. 8), unter
Vernachlässigung des Vorzeichens [ACca] + [CDdc] = [ACca] + [CEbc] + [ABECA] = [A B b a]. Bezeichnen wir nun die Flüssigkeitswärme des
Wassers mit q, die vom Schmelzpunkt des Eises gezählte
Entropie desselben, wie sie in den Dampftabellen steht, mit τ und unterscheiden die der atmosphärischen Temperatur entsprechenden
Werte dieser Grössen durch den Index 0 von den zur Kesseltemperatur gehörigen
Werten, welche den Index 1 bekommen sollen, so erhalten wir:
(q_1-q_0)+\overline{C\,c}\,\cdot\,\overline{c\,d}=G\,\cdot\,(T_r-T_0)\,(a+\frac{b}{2}\,[T_r+T_0])
C c ist die Kesseltemperatur Tk. Ferner ergibt die
Zeichnung \overline{c\,d}=\overline{a\,d}-\overline{a\,c}=\overline{a\,d}-(\overline{o\,c}-\overline{o\,a}). =\Delta\,\tau_w-(\tau_1-\tau_0). Daraus ergibt sich schliesslich durch einfaches
Umstellen
\Delta\,\tau_w=\frac{G\,(T_r-T_0)\,(a+b/2\,[T_r+T_0])-(q_1-q_0)}{T_k}+(\tau_1-\tau_0) . . . . . . 6)
Da die in dieser Gleichung vorkommende Kesseltemperatur Tk vollständig unabhängig von den
Temperaturen der Heizgase ist, so lässt sich der letzte noch nötige Schritt, um der
Praxis vollständig gerecht zu werden, ohne weiteres vornehmen. In der Praxis werden
bekanntlichniemals, auch nicht bei Anwendung künstlichen Zuges die Heizgase bis
auf die atmosphärische Temperatur herunter abgekühlt, sondern verlassen die
Heizfläche mit einer bedeutend höheren Temperatur Cc =
T'k (Fig. 9). Für diesen Fall müssen wir schreiben
\Delta\,\tau_w=\frac{G\,(T_r-T'_k)\,(a+b/2\,[T_r+T'_k])-(q_1-q_0)}{T_k}+(\tau_1-\tau_0). . . . . . . 7)
Kommt das Wasser nicht mit atmosphärischer Temperatur in den
Kessel, sondern schon bis auf T'0 = D'c vorgewärmt, so
treten an Stelle von q0
und τ0 die T'0 entsprechenden
Werte q'0 und τ'o.
Textabbildung Bd. 319, S. 136
Fig. 9.
Damit haben wir den in Dampfmaschinen vorkommenden Fall erreicht. Der Wärmeübergang
von den Heizgasen an den Kessel findet nach der in Fig.
9 gegebenen Weise statt.
An Hand der Fig. 5 hatten wir nachgewiesen, dass,
wenn der Wärmeträger die Wärme längs \overline{A\,B} aufnimmt, er mehr Arbeit zu leisten
imstande ist, als wenn die Wärmeaufnahme längs E B
stattfindet, trotzdem die höchste vorkommende Temperatur in beiden Fällen dieselbe
ist. Nehmen wir nun an, die Wärmequelle sei in beiden Fällen imstande, die
Wärmeenergie bei konstanter Temperatur abzugeben, so haben wir im ersten Falle
umkehrbare, im zweiten dagegen nichtumkehrbare Wärme aufnähme und wir erhalten den
Satz, dass bei umkehrbarer Wärmeaufnahme mehr Arbeit aus einer bestimmten Menge
Wärmeenergie gewonnen werden kann als bei nicht umkehrbarer.
Nehmen wir in Fig. 9 an, die Abgabe der nicht
verwandelten Wärmeenergie an die Wärmesenke fände längs einer Isothermen \overline{D\,H}
statt, so sieht man, dass vom Wasser mehr Wärmeenergie abgegeben werden muss, als
von den Heizgasen abgegeben würde, wenn sie direkt ausgenutzt werden könnten; es ist
[DHfc] > [DGbc]. Da
auch hier ein nichtumkehrbarer Wärmeübergang, von den Heizgasen an das Wasser,
vorkam, so finden wir wieder denselben Satz, dass nichtumkehrbare Wärmeübergänge zu
geringerer Ausbeute an Arbeit, zu Arbeitsverlusten Anlass geben. Dieser Satz hat,
wie man sich durch Zeichnung weiterer Fälle leicht überzeugen kann, allgemeine
Gültigkeit und wir bekommen somit die für die Praxis ungemein wichtige Regel:
nichtumkehrbare Wärmeübergänge, d.h. solche zwischen Körpern von verschiedener
Temperatur sind möglichst zu vermeiden und, wo sie sich nicht vermeiden lassen, ist
der nicht zur Arbeitsleistung ausgenutzte Temperaturunterschied möglichst klein zu
machen.
(Fortsetzung folgt.)