Titel: | Neuerungen an landwirtschaftlichen Maschinen. |
Autor: | Fischer |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 101 |
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Neuerungen an landwirtschaftlichen
Maschinen.
Von Professor Dr. Fischer,
Landwirtschaftliche Hochschule,
Berlin.
(Schluss von S. 86 d. Bd.)
Neuerungen an landwirtschaftlichen Maschinen.
Textabbildung Bd. 319, S. 100
Fig. 16. Gewöhnlicher Dreschkorb.
Die Dreschmaschinen sind in ihrer Anordnung und dem Bau
ihrer Einzelheiten bereits soweit durchgebildet, dass tiefgreifende Aenderungen
nicht mehr zu erwarten sind. Zu erwähnen ist die von Hermann
Gierke, Rathenow herrührende Bauart des Dreschkorbes für
Göpeldreschmaschinen. Während die Dreschkörbe sonst nur aus hochgestellten
Flacheisenstäben bestehen, wechseln bei dem Rathenower Patentdreschkorb
Flacheisenstäbe mit gerippten Schienen, nach Art der Schlagleisten an den
Dreschtrommeln, ab (vergl. Fig. 16). Dadurch wird
bei kleinen Trommeldurchmessern ein besserer Reindrusch erzielt als ihn die
gewöhnlichen Dreschkörbe ergeben. Die gerippten Schienen bilden die eigentliche
Arbeitsfläche, ihre Auswechslung ist sehr leicht, da sie mit Schrauben zwischen
Flacheisen befestigt sind. Von derselben Firma wird eine Stroherweichungsvorrichtung
gebaut, welche die Aufgabe hat, das aus der Dreschmaschine kommende Stroh zu
quetschen, um es dem durch Flegeldrusch gewonnenen Stroh in seiner Beschaffenheit
ähnlich zu machen. Wie Fig. 20 S. 101 erkennen
lässt, besteht die Vorrichtung aus zwei gedrehten, gusseisernen Walzen,zwischen
welchen das aus der Dreschmaschine kommende Stroh hindurchgehen muss.
Textabbildung Bd. 319, S. 100
Eckerts ausrückbare Moment-Bremskupplung.
Textabbildung Bd. 319, S. 100
Fig. 19. Dreschmaschine mit Moment-Bremskupplung von Eckert.
An Dreschmaschinen ereignen sich häufig Unfälle dadurch, dass eine der an der
Maschine beschäftigten Personen in den Bereich der Trommel gerät. Bei
Göpeldreschmaschinen hat man sich daher schon seit längerer Zeit bemüht, Bremskupplungen zu erfinden, welche im Fall der Gefahr
die Verbindung zwischen Göpel und Dreschmaschine lösen und die Dreschtrommel zum
Stillstand bringen.
Textabbildung Bd. 319, S. 101
Fig. 20. Dreschmaschine mit Stroherweichungsvorrichtung von Gierke.
Textabbildung Bd. 319, S. 101
Fig. 21. Spirituslokomobile der Maschinenfabrik J. E. Christoph.
Die Aufgabe wird dadurch noch verwickelter,dass bei dem
blossen Lösen der Kupplung und Bremsen der Dreschtrommel plötzlich der
Arbeitswiderstand aufhört und die Zugbäume des Göpels gegen die Beine der Zugtiere
schlagen. Neuerdings ist nun der Akt.-Ges. H. F. Eckert
in Berlin-Friedrichsberg eine „ausrückbare Moment-Bremskupplung“ patentiert
worden, welche sehr weitgehenden Anforderungen entspricht.
Auf der Welle w (Fig. 17 u. 18 S. 100),
welche angetrieben werden soll, ist eine Muffe m
festgekeilt, auf welcher zwei Scheiben a und b lose laufen. Die äussere Scheibe a, welche aussen die Kupplungsklaue g für die Göpeltransmission trägt, sitzt sehr leicht
drehbar auf der Muffe, während die Scheibe b so stramm
aufgepasst ist, dass sie von der Muffe mitgenommen wird, wenn sie nicht gebremst
wird. Die Bremsung erfolgt durch ein Stahlband t,
welches gleichzeitig gegen den Umfang der beiden, dicht nebeneinander liegenden
Scheiben gepresst wird. Die Uebertragung der Drehung von der Kupplungsscheibe a auf die Welle w erfolgt
durch eine Sperrklinke d r bezw. e s, die mit dem Bolzen x
an der Scheibe a befestigt ist und im eingerückten
Zustande mit einem Anschlag gegen die Nase y bezw. z anliegt. Das Einrücken erfolgt von Hand, eine
Schleppfeder y bezw. h
hält die Klinke in ihrer tage fest. Es ist stets nur eine Klinke mit der Muffe in
Eingriff, die zweite ist für die entgegengesetzte Drehungsrichtung bestimmt. Die
Scheibe b läuft nach dem Gesagten nur infolge der
Reibung zwischen ihrer Nabe und der Muffe mit. Wenn nun das Bremsband angezogen
wird, so wird dadurch zunächst die lose Scheibe b
festgehalten. Dann stösst bei der weiteren Drehung von a das Querstück d bezw. e der Sperrklinke gegen einen am inneren Rand der
Scheibe b angegossenen Knaggen und die Sperrklinke wird
ausgerückt. Um ein etwaiges, durch die kinetische Energie der Welle w verursachtes Weiterlaufen sicher zu verhindern, ist
an die Muffe m ein Anschlag angegossen, welcher gegen
einen Knaggen an der Scheibe b trifft und damit den
Stillstand der Welle bewirkt. Die Scheibe a wird
gleichzeitig mit b gebremst, so dass der Göpel langsam
stillgesetzt werden kann. Fig. 19 gibt ein Schaubild
der Dreschmaschine mit der Kupplung.
Nach dem Lösen der Bremse kann ein Anziehen der Pferde am Göpel doch keine Bewegung
der Welle w verursachen,weil die Kupplung so lange
gelöst bleibt, bis die Sperrklinke von Hand wieder eingerückt ist. Man kann also an
der Arbeitsmaschine arbeiten, um etwaige Störungen zu beseitigen, ohne befürchten zu
müssen, dass sie plötzlich in Gang gesetzt wird. Ebenso wie für Dreschmaschinen ist
die Kupplung natürlich auch für andere, wie z.B. Häckselmaschinen, anwendbar.
Zum Schluss sei im Anschluss an meinen Aufsatz in D. p. J. 1903, 318, 257, eine Verbesserung an Spirituslokomobilen erwähnt, durch welche eine noch günstigere
Wärmeausnutzung erreicht ist, als sie bei der Prüfung durch die D. L.-G. im Jahre
1902 sich ergeben hatte. Die in Fig. 21 im
Gesamtbild dargestellte Spirituslokomobile wird von der Maschinenfabrik J. E. Christoph in Niesky bei Görlitz gebaut und ist von
dem Ingenieur Altmann entworfen, von welchem auch die
bisher am günstigsten arbeitende Marienfelder Maschine stammt.
Textabbildung Bd. 319, S. 102
Fig. 22. Spirituslokomobile der Maschinenfabrik J. E. Christoph.
Die Präzisionssteuerung dieser Maschine ist mit einem Schwungkugelregulator
verbunden, welcher gleichzeitig die zufliessende Spiritusmenge und die Luftmenge
regelt. Die Spindel des bei 2 in Fig. 22 sichtbaren Spiritusventils ist in ihre
Führung gut eingepasst und hat drei V-förmige Nuten,
deren feine Spitzen am Ventilkegel endigen. Diese Nuten lassen den Spiritus in den
Zerstäuber erst dann eintreten, wenn sich das Ventil etwa 1 mm geöffnet hat, und das
gewährt den Vorteil, dass auch bei Leerlauf der Maschine noch ein grösserer Hub des
Ventils stattzufinden hat. Das Spiritusventil wird von dem Einlassventilhebel 1 aus
betätigt, der seine Bewegung in bekannter Weise von der Steuerrolle aus erhält. Die
Uebertragung des Hubes vom Einlassventilhebel auf das Spiritusventil erfolgt durch
die Hebelanordnung 10, 11, 12, welche unter dem
Einfluss des Regulators steht. Die Stange 11 ist
nämlich mit ihren beiden Enden in den Köpfen des Hebels 13 und eines zweiten, in der Figur nicht sichtbaren Hebels drehbar
gelagert und trägt die Hebel 10 und 12. Hebel 10 liegt mit
einer Regulierschraube an einer im Einlassventilhebel 1
sitzenden, einstellbaren Druckfläche, macht also bei jedem Ausschlag des Hebels 1 ebenfalls eine Bewegung, welche durch die Stange 11 auf den Hebel 12 und
damit auf das Spiritusventil übertragen wird. Die grosse des Hubes des Ventils 2 wird nun dadurch verändert, dass die Stange 11 durch den Regulator verschoben und daher Hebel 10
dem Drehpunkt des Hebels 1 mehr oder weniger genähert
wird. Je mehr 10 nach rechts rückt, um so kleiner wird
der Hub des Ventils 2. Hebel 12 muss natürlich eine so breite Druckplatte tragen, dass er in jeder Lage
der Stange 11 auf 2
aufliegt. Bei der Verschiebung von 11 macht auch der
Hebel 13einen Ausschlag und verstellt dadurch die
Drosselklappe, welche die Zuströmung der Luft regelt.
Im übrigen weicht der Spiritusmotor nicht so wesentlich von anderen Bauarten ab, dass
ein weiteres Eingehen auf Einzelheiten notwendig wäre. Der Spiritusverbrauch betrug
nach Auskunft der Firma bei einem nom. 10 PS-Motor, der mit 17,5 PS arbeitete, 348 g
Spiritus von 86 Gewichts-Prozenten für die PS-Stunde. Das ergibt eine
Wärmeausnutzung von 33,1 v. H.