Titel: | Neuerungen an landwirtschaftlichen Maschinen. |
Autor: | Fischer |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 65 |
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Neuerungen an landwirtschaftlichen
Maschinen.
Von Professor Dr. Fischer,
Landwirtschaftliche Hochschule,
Berlin.
Neuerungen an landwirtschaftlichen Maschinen.
Seit 17 Jahren wird alljährlich durch die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft
eine landwirtschaftliche Wanderausstellung veranstaltet, welche, alle
Veranstaltungen ähnlicher Art auf diesem Gebiet an Bedeutung weit überragend, zu
einem Gradmesser für die Fortschritte in allen Zweigen der Landwirtschaft geworden
ist. Der Ort dieser Ausstellungen wechselt in der Art, dass alle Gaue Deutschlands
in bestimmter Reihenfolge besucht werden, und wenn darum auch je nach der
landwirtschaftlichen Bedeutung des einzelnen Gaues der Gesamtumfang der Ausstellung
und das Verhältnis der einzelnen Abteilungen zueinander Schwankungen unterworfen
sind, so liefert doch jede Ausstellung ein getreues Bild des augenblicklichen
Standes der Landwirtschaft und ihrer Hilfsmittel, und namentlich Neuerungen werden
gern hier zuerst einem grossen Kreise vorgeführt. So ist es auch für den Ingenieur,
der die neuesten Erscheinungen der landwirtschaftlichen Maschinentechnik kennen
lernen will, am zweckmässigsten, seine Studien auf den Ausstellungen der D. L.-G. zu
machen. Ganz leicht ist das allerdings nicht, denn der Katalog der diesjährigen
Ausstellung in Hannover wies 7548 Nummern an Geräten und Maschinen auf, eine Ziffer,
welche freilich alle bisherigen Ausstellungen übertraf. Die wichtigeren Neuerungen,
welche diese Ausstellung brachte, sollen im folgenden beschrieben werden, dabei aber
auch, wo es nötig erscheint, andere Maschinen herangezogen werden.
Die Geräte und Maschinen zur Bodenbearbeitung, und unter
ihnen wieder die Pflüge, nehmen naturgemäss auf den Ausstellungen stets einen sehr
grossen Raum ein. Im allgemeinen sind für die Pflüge jetzt erprobte Typen gewonnen,
die für durchgreifende Neuerungen nichtviel Raum zu lassen scheinen.
Neukonstruktionen betreffen im wesentlichen die Stellvorrichtungen der
Mehrscharpflüge. Die Aufgabe, zwei Räder (das Land- und das Furchenrad) mittels
eines einzigen Hebels so zu bewegen, dass bei dem Einsetzen des Pfluges beide
gleichmässig bewegt werden, dann aber (für die Regelung der Furchentiefe) das
Furchenrad annähernd in derselben Höhe bleibt, während das Landrad gehoben wird, ist
kinematisch auf sehr viel verschiedene Arten lösbar, und wird von jeder
einigermassen bedeutenden Pflugfabrik in ihrer besonderen Art gelöst. Ein Eingehen
auf diese Konstruktionen würde hier aber zu weit führen.
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Fig. 1. Mittlere Stellung des Säerades.
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Fig. 2. Stellung des Säerades für grössere Mengen.
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Fig. 3. Stellung für kleine Mengen.
Unter den Saatgeräten beanspruchen die Drillmaschinen
das meiste Interesse. Ihr wichtigster Teil, der Säemechanismus, zeigt neuerdings
eine grössere Einheitlichkeit als früher, da das Schubrad entschieden seinen
früheren Rivalen, der Löffelscheibe und dem Schöpfrad, den Rang abgelaufen hat. Das
ist wesentlich dadurch erreicht worden, dass zur Veränderung der Saatmenge nicht
mehr das frühere umständliche Aufsetzen anderer Wechselräder nötig ist, seitdem man
das Mittel anwendet, nicht die Umdrehungszahl, sondern die Arbeitsbreite der
Säeräder zu verändern. Als Beispiel mag die neueste Konstruktion, die Drillmaschine
„Miranda“ der Akt.-Ges. H. F. Eckert,
Berlin-Friedrichsberg, dargestellt werden. Durch die Verschiebung der Saatwelle in
der Richtung ihrer Achse wird, wie gleich beschrieben werden soll, die Arbeitsbreite
der Schubräder und dadurch naturgemäss bei gleichbleibender Umdrehungszahl die
Saatmenge verändert. In Fig. 1 ist in der Ansicht
(rechts) die mittlere Stellung der Schubräder dargestellt. Der seitliche Abschluss
des Saatkanals
wird auf der linken Seite durch die Blechwand des Gehäuses gebildet. Durch sie tritt
das Schubrad hindurch, und um dessen Lücken zu verschliessen, ist eine Scheibe
aufgeschoben, welche an der Drehung des Schubrades teilnimmt, an der seitlichen
Verschiebung aber durch die flachen Köpfe von drei in der Gehäusewand sitzenden
Bolzen verhindert wird. Rechts wird der Abschluss durch eine neben dem Schubrad
angeordnete Schlussmuffe erzielt. Damit diese bei der Verschiebung der Welle stets
dicht am Schubrad bleibt, wird sie durch einen Vorstecksplint gesichert. An der
Drehung der Welle nimmt sie dagegen nicht teil, sondern wird durch eine Nase, die in
einen Schlitz der rechten Gehäusewand passt, gehalten. Soll nun eine grössere
Saatmenge gestreut werden, so wird durch einen Handhebel die Welle nach rechts
verschoben; Fig. 2 zeigt, wie dadurch die
Arbeitsbreite der Schubräder vergrössert wird.
Dieses Verfahren, die Saatmenge durch Aenderung der Schubradbreite zu regeln, ist
unter den Landwirten rasch beliebt geworden, weil es gegenüber dem umständlichen
Auswechseln von Zahnrädern sehr erheblich an Zeit für das Einstellen der Maschine
spart. Immerhin ist dieser Vorteil nur durch den komplizierten Bau des Säeapparates
gewonnen worden, und an der Scheibe und der Schlussmuffe neben dem Schubrad sind
Reibungsflächen vorhanden, die an den älteren Maschinen fehlten. Der Instandhaltung
dieser Maschinen ist daher besondere Sorgfalt zuzuwenden.
Eine wichtige und anscheinend recht zweckmässige Eigenart an der „Miranda“
besteht darin, dass der unter dem Schubrad liegende Boden des Säegehäuses derart
beweglich gemacht, ist, dass man den Abstand zwischen ihm und dem Schubrad verändern
kann. Das ist deswegen notwendig, weil bei gleichbleibendem Abstand wohl für eine
bestimmte Samenart, etwa Getreide, die gewünschte Saatmenge erreicht wird, für
besonders kleine oder grosse Samen aber nicht. Um feine Sämereien mit Sicherheit
auch in geringen Mengen heraus zu befördern, musste deshalb ein fein geripptes
Schubrad aufgesteckt werden, während grobe Samen, wie Pferdebohnen, ein grob
gezahntes Rad erforderten, wenn sie nicht beschädigt werden sollten. Die
Querschnitte in den Fig. 1 bis 3 geben die Stellung des Bodens für Getreide, für
grobe und für feine Sämereien. Der Boden wird durch eine Feder gegen das Schubrad
gedrückt, zur Feststellung in der gewünschten Lage dient ein Bolzen, der (Fig. 1) in das obere oder (Fig. 2) in das untere Loch des Einlauftrichters gesteckt oder (Fig. 3) ganz herausgezogen wird. Zur raschen
Entleerung des Saatkastens können die Böden ganz heruntergedrückt werden.
Bei der Drillmaschine „Hallensis“ von F.
Zimmermann & Co. in Halle, welche nach dem
sog. Schubringsystem gebaut wird, bestanden bisher Schwierigkeiten, wenn einzelne
Reihen nicht säen sollten. Wie Fig. 4 und 5 erkennen
lassen, ist das Säeorgan ein Ring mit inneren Vorsprüngen, also etwa ein Schubrad
mit Innenverzahnung. Dieser Schubring liegt in einem am Saatkasten befestigten
Gehäuse a (Fig. 4) und wird von
der Säewelle f aus durch eine Scheibe d, deren Aussparungen auf die Vorsprünge des
Schubringes passen, gedreht. Es ist ersichtlich, dass eine seitliche Verschiebung
der Säewelle durch Verschieben der Scheibe d in dem
Schubring dessen Arbeitsbreite und somit die Saatmenge verändert. Um nun bei groben
oder sperrigen Sämereien, wie Bohnen, Hafer, ein Festsetzen zu vermeiden, wurden
Rührstifte im Saatkasten angebracht, welche bei ihrer Bewegung tief in den
Zulaufkanal zum Säeapparat eindrangen. Diese Stifte verboten die sonst übliche
Anordnung eines Abschlusschiebers an der Saatkastenwand, und Zimmermann verwendete deshalb die in Fig. 5 sichtbare,
patentierte Klappe, welche den Schubring aussen schloss. Das hatte aber den
Nachteil, dass die abgestellten Schubringe sich bei der Arbeit vollständig mit Samen
füllten, so dass nach Beendigung der Arbeit eine besondere Entleerung nötig war.
Eine neue, ebenfalls patentierte Bauart nach Fig. 4 zeigt nun einen
Schieber, der mit seinem unteren, winkelförmigen Teil die Oeffnung ganz oder
teilweise verschliessen kann, welche aus dem Gehäuse zum Schubring führt. Dadurch
wird vermieden, dass bei geschlossenem Schieber Samen in den Schubring gerät, und
ferner kann für feine Sämereien die Oeffnung halb geschlossen werden.
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Säeorgan der Schubringmaschine.
Der erwähnte Uebelstand, dass das Aussäen von sehr kleinen und sehr grossen Sämereien
bei der Anwendung von Schubrädern Schwierigkeiten verursacht, hat zwei andere
Firmen, nämlich Johann Pracner in Raudnitz a. E. und
A. J. Tröster in Butzbach veranlasst, die
Drehungsrichtung der Säeradwelle umkehrbar zu machen. Mittlere Sämereien, Getreide
u. dgl., schieben die Schubräder unter sich nach der
Saatleitung zu, während sie bei dem Aussäen kleiner Mengen von feinen oder grosser
Mengen von groben Sämereien in entgegengesetzter Richtung umlaufen, also eigentlich
als Schöpfräder arbeiten, die die Saat über sich
herausführen.
Ein anderes, recht einfaches Mittel ist bei der Drillmaschine der Superior Drill-Co., Springfield (Ohio) angewendet. Das
Säerad (Fig.
6) trägt rechts und links Vorsprünge zum Herausschieben der Samen, und
zwar auf der einen Seite für gröbere, auf der anderen für feinere Sämereien. Von den
Zulaufkanälen, die zu den beiden Seiten des Säerades führen, wird jeweils der eine
durch eine umlegbare Klappe geschlossen, vergl. Fig. 7; die Aussaatmenge wird hier
durch Veränderung der Umdrehungsgeschwindigkeit geregelt, hierzu dienen aber nicht
Wechselräder, sondern ein Planrad mit 13 Reihen von Zähnen, auf welchem sich ein
Eingriffsrad verschieben lässt. Diese Einrichtung, die ja bei billigen
Häckselmaschinen zur Veränderung des Vorschubs angewendet wird, ist wegen des hohen
Kraftverbrauchs und der raschen Abnutzung jedenfalls nicht nachahmenswert.
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„Superior“-Drillmaschine.
Dieselbe Maschine wies noch eine Reihe weiterer Eigentümlichkeiten auf, so namentlich
das Automobilsteuer, bei welchem die Vorderräder mit kurzen Achsstummeln um
senkrechte, an den Enden des Vorderwagens sitzende Bolzen gedreht werden. Dadurch,
dass nur die Räder durch einen Handhebel und Zugstangen gemeinsam gedreht werden,
ohne dass das Vordergestell mit herumgenommen zu werden braucht, wird die Steuerung
wesentlich erleichtert. Es ist deshalb zu erwarten, dass das Automobilsteuer für
grosse Maschinen,bei welchen es auf die Leichtigkeit und Sicherheit des
Steuerns ankommt, noch mehr in Aufnahme kommen wird. Bei der vorliegenden Maschine
kann durch eine am Handhebel sitzende Rolle, welche federnd in eine Vertiefung am
Vordergestell der Maschine einspringen kann, eine Feststellung des Handhebels und
der Räder gegen das Vordergestell erfolgen. Dann lässt sich die Maschine genau so
steuern wie jede andere mit drehbarem Vorderwagen. Das ist wichtig, um bei dem
Umwenden der Maschine kurz herumzukommen.
Die Aufgabe, eine Maschine zum Legen der Kartoffeln zu
erfinden, hat seit längerer Zeit schon eine ganze Anzahl von Fachmännern und Laien
beschäftigt. Das Problem bietet mancherlei Schwierigkeiten, deren zwei
hauptsächlichste darin bestehen, dass die Kartoffeln an Form und Grösse starke
Verschiedenheiten zeigen, und dass ferner der genaue Abstand zwischen den Kartoffeln
derselben Saatreihe nicht leicht innezuhalten ist. Eine Lösung, welche alle
billigerweise zu stellenden Forderungen vollständig erfüllte, ist bisher noch nicht
gefunden, jedoch sind neuerdings zwei verschiedene Maschinen gebaut und geprüft
worden, welche nach Abstellung einiger Mängel wohl brauchbar sein werden. Bei der
einen, von Franz Kohser & Co. in Greifenhagen i. P.
gebauten, erfolgt die Entnahme der Kartoffeln aus dem Vorratskasten dadurch, dass
sich zwei wagerechte Scheiben mit Ausschnitten an ihrem äusseren Umfang über dem
Boden des Kastens drehen. Dabei nimmt jeder Ausschnitt eine Kartoffel auf und die
Scheibe befördert sie zu dem Trichter, durch welchen sie in die Saatfurche gelangt.
Ueber jedem Trichter ist ein sternförmiges Druckrad angebracht, das sich um eine
wagerechte Achse dreht und mit seinen stempelartigen Randvorsprüngen von oben her in
die Aussparungen der wagerechten Säescheiben eingreift; dadurch werden auch solche
Kartoffeln, welche wegen ihrer Grösse sich etwas in den Löchern klemmen, gezwungen,
in die Löcher zu fallen. Das lässt für die Form und Grösse der Kartoffeln einen
gewissen Spielraum zu, immerhin erfordert ihre Sortierung einige Sorgfalt, deren
höhere Kosten die Wirtschaftlichkeit der Maschine herabmindern werden. Bei nicht
genügend sortierten Kartoffeln können leicht zwei kleinere in einen Ausschnitt der
Säescheibe gelangen, so dass eine Doppelbelegung erfolgt, oder es kann eine grössere
durch den Stempel des Druckrades gewaltsam durch den Ausschnitt gepresst und dabei
beschädigt werden. Wenn dabei die Augen der Kartoffel beschädigt werden, treibt sie
nicht, und es entsteht eine Fehlstelle. Nach vorliegenden Zeugnissen soll die
Maschine gut gearbeitet haben, allerdings wird wohl das Saatgut dabei ziemlich
sorgfältig sortiert gewesen sein.
Bei der Maschine von M. Steinberg in Charlottenburg
dienen zur Entnahme der Kartoffeln aus dem Vorrat dreizinkige Gabeln, welche an
Rädern mit wagerechten Achsen sitzen. Die Mittelzinke jeder Gabel ist tiefer
durchgebogen als die beiden Seitenzinken, so dass die Kartoffel wie in einem Korbe
liegt und nicht so leicht herausfallen kann. Das ist deshalb wichtig, weil die
Gabeln zwischen der Entnahme- und der Abwurfstelle an federnden Knaggen vorbeigehen,
durch welche bei zufälliger Entnahme zweier Kartoffeln die eine wieder abgeworfen
wird. Diese Einrichtung wirkt gut, bei einer Prüfung der Maschine hat sich nicht
gezeigt, dass in solchem Falle etwa beide Kartoffeln abfielen. In die Saatleitung
hinein wird die Kartoffel durch einen kräftig federnden Abwerfer geschleudert. Um
innerhalb der Saatreihen genaue Abstände der Kartoffeln zu erzielen, ist jede
Saatleitung unten durch eine federnde Klappe geschlossen, die die herabfallende
Kartoffel so lange aufhält, bis die Mittelzinke der Gabel einen Anschlaghebel niederdrückt und
durch ein Gestänge die Klappe öffnet. Bei der geprüften Maschine waren diese Klappen
ziemlich hoch über der Furchensohle angebracht. War nun die Furche glatt und die
Kartoffel rund, so rollte diese infolge der durch die Vorwärtsbewegung der Maschine
erhaltenen Geschwindigkeit etwas weiter, so dass die Abstände ungleich wurden. Dies
tritt namentlich dann ein, wenn die Kartoffeln tief gelegt werden, weil dann die
Schare tief gestellt werden müssen, während die Saatröhren in ihrer Höhe
unveränderlich sind. Es muss daher noch die Veränderung getroffen werden, dass die
Klappen möglichst dicht über der Furchensohle liegen und mit den Scharen gemeinsam
gehoben und gesenkt werden.
Textabbildung Bd. 319, S. 68
Fig. 8. Kartoffel-Pflanzloch-Maschine.
Diese Maschine wird für 2 Reihen gebaut, die oben beschriebene von Kohser für 2 oder 4 Reihen. Beide Maschinen tragen
natürlich Schare, welche die gelegten Kartoffeln sofort mit Erde bedecken.
Viele Landwirte ziehen heute noch die Kartoffelpflanzlochmaschinen vor, welche nur im
Acker in bestimmten Abständen durch Schaufelsterne Vertiefungen ausheben, in welche
dann je eine Kartoffel von Hand gelegt wird. Um diese Vertiefungen auch in
schwereren Böden mit Sicherheit tief genug zu erhalten, sind bei der Unterilpschen Maschine (F.
Lehmann, Berlin) neuerdings einstellbare Druckfedern angeordnet worden,
vergl. Fig. 8, und es ist dadurch ermöglicht worden,
die sonst üblichen Furchenzieher vor den Löffelsternen fortzulassen. Dieselben
Druckfedern bewähren sich auch an der Kartoffelzudeckmaschine, welche die Aufgabe
hat, die hinter der Pflanzlochmaschine von Hand gelegten Kartoffeln mit Erde zu
bedecken, vergl. Fig. 9.
Textabbildung Bd. 319, S. 68
Fig. 9. Kartoffel-Zudeck-Maschine.
Unter den Geräten und Maschinen zur Pflege der aufgegangenen Saat bilden die Hederichspritzen (Fig.
10) diewichtigste Neuerung. Ihre Anwendung beruht auf der Tatsache,
dass eine 15 bis 20prozentige Lösung von Eisenvitriol in Wasser, welche in möglichst
feiner Verteilung auf die jungen Pflanzen gespritzt wird, den Blattpflanzen
schädlich ist, während Halmpflanzen durch eine schützende, wachsartige Schicht vor
der zerstörenden Wirkung gesichert sind. Bespritzt man also ein Getreidefeld, in
welchem sich Hederich oder Ackersenf findet, mit der Lösung, so wird das Unkraut
vernichtet, oder wenigstens in der Entwicklung so weit gehemmt, dass das Getreide
Zeit findet, sich zu kräftigen und dem Feinde über den Kopf zu wachsen. Unter den
sechs Firmen, die zurzeit Hederichspritzen bauen, fand in diesem Jahr infolge eines
Preisausschreibens der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft ein Wettbewerb statt,
der fast allgemein recht befriedigende Ergebnisse zutage förderte und damit endete,
dass der erste Preis an Heinr. Kaehler in Güstrow, der
zweite an Gebrüder Holder in Metzingen fiel. Das
allgemein angewendete Prinzip der Maschinen besteht darin, dass die Lösung aus einem
Vorratsgefäss durch eine Pumpe entnommen und unter Druck gesetzt wird, dann durch
ein Verteilungsrohr einer Anzahl von Düsen zugeführt wird, aus denen sie kegelförmig
in feiner Verteilung auf die Pflanzen sprüht.
Textabbildung Bd. 319, S. 68
Fig. 10. Hederichspritze von Kaehler.
Um eine sichere und gleichmässige Wirkung zu erzielen, ist es erforderlich, die
Lösung, welche in der Regel in Mengen von 400 bis 600 l auf 1 ha – angewendet wird,
recht gleichmässig zu verteilen. Wenn also Mayfarth &
Co. in Frankfurt a. M. vor Beginn der Arbeit durch eine Handpumpe Druck in
dem verschlossenen Gefäss erzeugen lassen, so liegt hier ein Verstoss gegen jene
Forderung vor, weil bei dem Ausströmen der Flüssigkeit der Druck allmählich abnimmt
und die zu Anfang befahrene Ackerfläche demgemäss mehr Lösung erhält als die
späterhin befahrene.
Da die Lösung kegelförmig ausströmt, so ist eine annähernd gleichmässige Besprengung
nur dann möglich, wenn die Kegel benachbarter Düsen sich etwa zur Hälfte überdecken.
Sehr vorteilhaft hat sich dabei die Einrichtung von Kaehler erwiesen, die Düsen an dem Verteilungsrohr in zwei Reihen so
anzuordnen, dass die erste, dritte usw. senkrecht nach unten, die zweite, vierte
usw. etwas schräg nach hinten spritzen. Dabei durchdringen sich die Kegel nicht, und
die kleinen Tröpfchen können nicht durch Aneinanderprallen aus ihrer Bahn abgelenkt
werden. Die Kaehlersche Maschine wies die
gleichmässigste Verteilung auf.
Die Pumpen werden bei den Maschinen von Holder; Drescher, Halle, Fricke,
Bielefeld, Carl Platz, Ludwigshafen und Kaehler von den Fahrrädern aus angetrieben. Zur
Uebertragung der Bewegung verwenden Kaehler und Fricke Zahnräder, Kurbelscheibe und Pleuelstange, Holder und Platz
Daumenscheiben, Drescher eine Schubstange, die unten an
einem Zapfen am Laufrad, oben an einem Hebel angreift, der die Kolbenstangen der
beiden Pumpen betätigt. Kaehler, Drescher, Fricke
verwenden gewöhnliche Taucherkolben, während Holder und
Platz eine Gummimembran vorziehen, welche am Rand
eingespannt ist und durch die in der Mitte an einer Platte angreifende Schubstange
abwechselnd durchgebogen wird. Bei guter Ausführung wird die letztere Bauart einen
etwas geringeren Kraftverbrauch haben als die Kolbenpumpen, die aber dafür den
Vorzug längerer Haltbarkeit besitzen.
Aus der Pumpe gelangt die Lösung in einen Windkessel, aus welchem sie unter einem
Druck, welcher bei den verschiedenen Ausführungen zwischen 2 und 6 Atm. schwankt,
den Düsen zuströmt. Je stärker der Druck ist, um so breiter wird der Streukegel, und
daher muss der Druck um so höher sein, je weniger Düsen man anwenden will. So
arbeitet Holder bei einem Abstand der Düsen voneinander
von 330 mm mit 2 bis 2,5 Atm., dagegen Kaehler bei
einem Düsenabstand von 500 mm mit etwa 5 Atm. Die Gesamtarbeitsbreite schwankt
zwischen 3 und 6 m, und beträgt meistens 4 bis 5 m, ein Pferd genügt zum Betrieb bei
diesen Breiten. Die Düsen sind den Körtingschen
Streudüsen ähnlich, die Wirbelung der Flüssigkeit wird entweder durch spiralförmige
Schlitze oder durch tangentialen Eintritt des Zuflussrohres in das Düsenmundstück
hervorgerufen.
Die Regulierung der ausgespritzten Menge kann durch einfaches Verändern der
Pumpenleistung, etwa durch Verstellen der Hublänge, erfolgen. Dann wird es
notwendig, die Fahrgeschwindigkeit so zu verändern, dass der Normaldruck erhalten
bleibt. Denn die in einer Sekunde ausfliessende Menge q
ist unter dieser Voraussetzung konstant, da die beiden sie bestimmenden Grössen, der
Druck und der Ausflussquerschnitt, konstant sind. Nun ist q aber abhängig von der Leistung derPumpe, deren Kolbenfläche = f, Hubhöhe = s und Hubzahl
= n sein mag:
q=\frac{1}{60}\,\cdot\,n\,\cdot\,s\,\cdot\,f,
wenn man vom Lieferungsgrad absieht. Da f unveränderlich ist, q
ebenfalls unveränderlich bleiben soll, folgt
n . s =
konst.,
d.h. die Hubzahl n und somit die
Fahrgeschwindigkeit muss dem Kolbenhub umgekehrt proportional sein. Da nun die
bespritzte Fläche der Fahrgeschwindigkeit direkt proportional ist, so steht die
Flüssigkeitsmenge, welche auf die Flächeneinheit fällt, im direkten Verhältnis zu
der Hublänge und im umgekehrten zur Fahrgeschwindigkeit.
Um die Veränderung der ausgespritzten Menge in weiten Grenzen zu ermöglichen, ohne
die dann recht unbequeme Aenderung der Fahrgeschwindigkeit nötig zu haben, wenden
einige Fabrikanten für verschiedene Ausflussmengen ausser der Hubänderung auch Düsen
mit verschiedenen Durchmessern an. So haben die Düsenöffnungen der Holderschen Maschine für 700 l 2,1 mm Durchmesser, für
400 l 1,4 mm Durchmesser. Im allgemeinen wird in einer und derselben Landwirtschaft
die einmal als zweckmässig erkannte Streumenge kaum verändert werden, so dass die
Verwendung immer gleicher Düsen sehr wohl zulässig ist.
Wenn die Anwendung des Eisenvitriols, welche nur in einem frühen Entwicklungsstadium
des Hederichs wirksam ist, wegen nasser Witterung oder aus anderen Gründen nicht
möglich ist, so sucht man dem Unkraut durch Jätemaschinen beizukommen. Diese tragen
eine Trommel mit stählernen Kämmen, welche von den Laufrädern aus in Umdrehung
gesetzt wird. Zwischen den Zinken der Kämme gleiten die glatten Getreidehalme
hindurch, während die verästelten Unkrautstauden gefasst und herausgerissen werden.
Die Wirksamkeit dieser Maschinen konnte bei der diesjährigen Prüfung nicht sicher
genug festgestellt werden, es soll daher auch die Beschreibung der Jäter hier
vorläufig zurückgestellt werden.
(Fortsetzung folgt.)