Titel: | Moderne Dampfkesselanlagen. |
Autor: | O. Herre |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 514 |
Download: | XML |
Moderne Dampfkesselanlagen.
Von O. Herre, Ingenieur und Lehrer in
Mittweida.
(Fortsetzung von S. 505 d. Bd.)
Moderne Dampfkesselanlagen.
Bei den bisher behandelten Kesselsystemen mit geteilten Wasserkammern befanden
sich die letzteren an beiden Enden der Rohre; die geteilten Wasserkammern sind aber
auch bei Kesseln mit Zirkulationsröhren in Anwendung, bei welchen dann die Kammern
nur an einem Röhrende vorhanden sind.
Der wichtigste Kessel dieser Art ist der Niclaussekessel, der insbesondere als Marinekessel eine sehr bedeutende
Verbreitung gefunden hat.Schiffbau 1901, No.
23 und:M, sowie 1902 No. 1 und 2. Niclaussekessel von Carl Züblin,
Charlottenburg.
Textabbildung Bd. 318, S. 513
Fig. 265. Niclaussekessel.
Fig. 265 zeigt einen Querschnitt des Kessels. Von dem
Dürrschiffskessel unterscheidet sich der Niclaussekessel zunächst durch die Anwendung von
Einzelkammern, die nur je zwei vertikale Rohrreihen vereinigen, und dann durch
verschiedene wichtige Einzelheiten.
Fig. 266 zeigt die bisher am meisten benutzte
Einzelkonstruktion des Rohrelementes. Das äussere Rohr a wird aus weichem Stahl gefertigt und erhält innerhalb der Wasserkammer
eine eigentümliche Verlängerung b, die sogenannte
Laterne. Letztere ist durch Gewinde bei c mit dem Rohr
a verbunden. Die Dichtung in den Kammerwänden
erfolgt durch konische Flächen bei c und d. Da die Bohrung bei d
etwas weiter als bei c hergestellt werden muss, so übt
derDampf einen Druck aus, der das Rohr nach vorn heraus zudrängen sucht. Dieser
Druck wird jedoch, wie Versuche bewiesen haben, durch die Reibung in den
Dichtungsflächen aufgenommen; doch sind auch Sicherungen durch Bügelverschlüsse nach
Fig. 265 vorhanden. Der Konus bei d ist mit dünner Wandstärke ausgeführt, um eine gewisse
Federung zu ermöglichen. Die Herstellung der Dichtungsflächen muss eine sorgfältige
sein, wenn in beiden Dichtungsflächen zugleich sicheres Anliegen eintreten soll. Die
sorgfältige Herstellung aller Teile ist aber auch schon deswegen notwendig, weil ein
gegenseitiges Auswechseln der Teile möglich sein muss.
Das Material der Laterne ist Temperguss. In die Laterne ist mittels Gewinde das
Kopfstück e für das Einhängerohr f eingeschraubt. Dieses Kopfstück führt sich mit dem
Ringe, in dem das Einhängerohr befestigt wird, in der Zwischenwand der Laterne. Das
Einhängerohr wird aus dünnem, weichem Stahlblech zusammengefalzt und führt sich
hinten in einer entsprechenden Verengung des Aussenrohres. Letzteres wird durch eine
Ueberwurfmutter g geschlossen, die zugleich die Führung
des Rohrendes in der hinteren Wand des Kessels übernimmt.
Textabbildung Bd. 318, S. 513
Fig. 266. Rohrelement zum Niclaussekessel.
Das Material der Wasserkammern ist Temperguss. Die Seitenwandungen sind wellenförmig
ausgebildet, um die einzelnen Abteilungen möglichst nahe zu bringen. Die innere
Scheidewand der Wasserkammer wird mit der Kammer aus einem Stück hergestellt. Unten
sind die Wasserkammern durch kleine Rohrstutzen mit einander verbunden. Hierdurch
ist ein Ausblasen der Kammern bezw. die Entfernung von Schlamm ermöglicht.
Die Verbindung der Kammern mit dem Oberkessel ist in Fig.
267 dargestellt. Die Kammern haben oben einen Flansch, der zur Aufnahme
von 4 Schrauben A und B
dient, welche mit konischen Flächen in der verstärkten Bauchplatte des Oberkessels
eingelassen sind. Durch das Anziehen dieser Schrauben wird der Oberkessel gegen
einen Doppelkonus und dieser gegen die Kammer gepresst. Die Wasserkammer pagt mit
einer trichterförmigen Fortsetzung in den Oberkessel hinein, damit der im Trichter
aufsteigende Dampf das Wasser an dem Eintritt, in die Kammer möglichst wenig
hindert.
Der Oberkessel ist mit einem Schlammfänger für das eintretende Speisewasser
versehen (Fig. 268). Das Speisewasser tritt in einen
Behälter aus 4 mm dünnem Blech ein, gibt hier die Unreinigkeiten in einen
Schlammsack ab, indem das Wasser veranlagst wird, eine ab- und aufsteigende Bewegung
auszuführen, bevor es in den eigentlichen Wasserraum des Oberkessels eintreten kann.
Die Schlammniederschläge können durch einen Hahn abgelassen werden.
Textabbildung Bd. 318, S. 514
Fig. 267. Verbindung der Kammern mit dem Oberkessel.
Textabbildung Bd. 318, S. 514
Fig. 268. Speisewassereinführung am Niclaussekessel.
Der Niclaussekessel ist am meisten in der französischen
Kriegsmarine verbreitet, doch haben auch die übrigen Seestaaten mehr oder weniger
ausgedehnte Versuche mit diesem Kessel vorgenommen. In der deutschen Marine sind die
beiden Kreuzer „Freya“ und „Gazelle“ mit Niclaussekesseln ausgerüstet. Die Kesselanlage für S. M. Kreuzer II. Kl.
Freya besteht aus 12 Kesseln mit je 18 Kammerelementen. Jedes Element umfasst 17
Rohre. Die gesamte Heizfläche beträgt 2400 qm, die gesamte Rostfläche 72 qm,
infolgedessen ist das gegenseitige Verhältnis 33,3 : 1. Die Konstruktion des
Rohrelementes weicht etwas von der Darstellung Fig.
266 ab.
Textabbildung Bd. 318, S. 514
Neue Rohrkonstruktion des Niclausse kessels.
Bei den ersten Probefahrten im Jahre 1898 ergab die nachträgliche Kesselrevision,
dass einzelne Laternen gebrochen waren. Die Firma Niclausse-Paris war nun allerdings der Meinung, dass diese Erscheinung auf
eine fehlerhafte Montage und nicht etwa auf die Konstruktion des Kessels oder auf
die Verwendung von Temperguss zurückzuführen sei, da über ähnliche Unfälle seitens
der anderen Marinen nicht geklagt worden sei. Das Reichsmarineamt ordnete jedoch den
Ersatz der Laternen durch solche aus Stahl ohne Schweissnaht an. Bei den
wiederholten Probefahrten im Oktober 1900 verlief bei der „Gazelle“ alles
gut; bei der „Freya“ tratjedoch ein Rohrbruch ein, der glücklicherweise
niemand verletzte.
Als Erklärung nahm man Wassermangel an, der dadurch herbeigeführt wurde, dass die
Stege der Laternen bei der „Freya“ in der senkrechten Achse, und nicht, wie
bei der „Gazelle“, um 45° gegen die Wagerechte geneigt lagen.
Nachdem man die Lage der Laternen entsprechend abgeändert hatte, konnten die Versuche
im Januar 1901 wieder aufgenommen werden, die nun zufriedenstellend verliefen.
Die geäusserten Bedenken gegen die Verwendung von Temperguss veranlasste die Firma
Niclausse im Jahre 1900 eine neue Rohrkonstruktion
zur Einführung zu bringen. Bei derselben ist die Laterne nach den Fig. 269-271 aus
einem Stück mit dem Rohr, also aus Stahl, gefertigt.
Das vordere Ende des Rohres A ist aufgestaucht und wird
bei a zu einem Konus gepresst, der in die vordere
Oeffnung der Wasserkammer passt. Auf der inneren Seite des aufgestauchten Teiles
wird konisches Gewinde geschnitten zur Aufnahme des Verschlussdeckels c. Den Konus b erhält man
durch warmes Auftreiben des Rohres A. Aus dem vollen
Rohr werden nun die vier Oeffnungen für den Wasserdurchgang ausgeschnitten. An der
Stelle, wo die Laterne die Mittelwand durchdringt, ist das Rohr stark ausgeweitet,
um die Oeffnung möglichst zu schliessen und um das Durchströmen des entwickelten
Dampfes in den vorderen Teil der Wasserkammer zu verhindern. Das Rohr ist hinten
durch eine Mutter d mit konischem Gewinde
abgeschlossen.
Das neue Rohr bietet, gegenüber dem alten Modell, bemerkenswerte Vorteile, da es aus
einem Stück und aus gezogenem Stahl besteht. Es ist somit ein Bruch irgend eines
Teiles sozusagen ausgeschlossen. Da das neue Rohr auf seiner ganzen Länge denselben
inneren Durchmesser hat, so ist die Reinigung desselben bedeutend leichter, wie
früher. Die alten Gusslaternen verhinderten, infolge des mittleren vorspringenden
Ringes, das Einbringen einer Rohrbürste von gleichem Durchmesser, wie das Rohr.
Ferner ist die Fabrikation der Laternen nicht mehr abhängig von der Erzeugung eines
besonderen Spezialgusses. Die Herstellungskosten der neuen Rohre sind nicht viel
teurer und der Gewichtsunterschied beträgt ungefähr 1 kg f. d. Rohr zu gunsten des
neuen Rohres.
Textabbildung Bd. 318, S. 514
Neue Konstruktionen der Wasserkammern des Niclausse kesseis.
Die Wasserkammern sind ebenfalls geändert, (Fig. 272 u. 273), indem
dieselben nur aus Stahl ohne Naht angefertigt werden. Ihre Form ist jetzt vierkantig
und glatt, im Gegensatz zu den früheren Kammern mit wellenförmigen Seitenwänden. Die
konischen Dichtungsflächen werden mit einer hydraulischen Presse in die Vorder- und
Rückwand eingebracht. Boden und Scheidewand werden seitlich eingenietet. Die Bolzen
für die Bügel werden teilweise zur Versteifung bis zur gegenüberliegenden Wand
durchgeführt und eingeschraubt. Somit wäre die Verwendung von Temperguss für die
Herstellung der Niclaussekessel völlig umgangen.
Durch diese Aenderungen sind die verschiedenen Vorwürfe, welche den Niclausse kesseln gemacht worden sind, völlig beiseite
geschafft. Der einzige Unfall, mit dem man etwa noch rechnen müsste, ist derjenige,
dass ein Rohr platzen könnte. Ein Unfall, vor dem kein Kessel sicher ist, sei es
infolge Materialfehlers, sei es aus Wassermangel oder schlechter Feuerführung.
Unfälle bei den Wasserkammern sind bis jetzt nicht bekannt.
Beim Kessel von Adamson der Firma Adamson, Vickers & Maxim in Sheffield werden auch,
wie beim Niclaussekessel zwei senkrechte Rohrreihen in
einer Wasserkammerabteilung vereinigt. Die Wasserkammern werden nach Fig. 274 u. 275
mit Flanschen an
den Oberkessel b angeschraubt. Der Querschnitt der
Wasserkammern nimmt von unten nach oben zu.
Textabbildung Bd. 318, S. 515
Kessel von Adamson.
Das äussere Rohr g (Fig. 276) wird mittels
Konus m der Kammerwand f
befestigt. Das Rohr g trägt die Laterne l, die mit den Oeffnungen n (Fig.
277) versehen ist. Die Laterne wird in der Zwischenwand c der Wasserkammer gehalten und nimmt mit dem Trichter
i das Einhängerohr h
auf. Letzteres stützt sich am hinteren Ende des äusseren Rohres (Fig. 278 u. 279) durch
zwei elastische Bügel p und die Kalotte o ab. Das Aussenrohr g ist
hinten in sich halbkugelförmig geschlossen; das Ablassen des Wassers und die
Reinigung der Rohre wird daher einige Schwierigkeiten bereiten. Der Kessel ist mit
einem Ueberhitzer versehen, dessen Rohrelemente in derselben Weise, wie die
Wasserröhren, konstruiert sind.
Die Firma J. Joya in Grenoble (Isere) baut ihre
Wasserrohrkessel entweder mit einer Wasserkammer, oder, wie die Fig. 280-284 zeigen,
mit geteilten Kammern. Die Befestigungsweise der Rohre und die Ausbildung der
Verschlüsse hat eine grosse Aehnlichkeit mit der Konstruktion beim Dürrkessel. Fig. 282 zeigt ein
Rohrelement. Das Aussenrohr wird nur mit einem einfachen Konus in der Kammerwand
befestigt; hinten wird das Rohr durch einen Deckel mit Gewinde verschlossen. Das
Einhängerohr ruht mit einem Trichter in der Zwischenwand der Kammer. Der
Kammerverschluss entspricht fast genau dem bekannten inneren Glockenverschluss von
Dürr.
Textabbildung Bd. 318, S. 515
Rohrelement des Kessels von Adamson.
Die Verbindung des Oberkessels mit den Kammern erfolgt ähnlich wie beim Niclaussekessel mit Hilfe von doppeltkonischen Ringen
durch Schrauben. Fig. 282-284 lassen die
Konstruktion deutlich erkennen. Zu bemängeln wäre, dass der Querschnitt für die
Wasserzirkulation zu klein erscheint, ein Nachteil, der übrigens auch dem Niclaussekessel und vielen anderen Wasserrohrkesseln
zur Last gelegt werden muss.
Der Oberkessel (Fig. 280 u. 281) besteht aus einem
Querkessel zum bequemen Anschluss der Kammern und auseinem Langkessel. Die
Speisung erfolgt durch den Dampfraum in das hintere Ende des Oberkessels. Hier wird
durch ein Querblech eine Schlammkammer gebildet. Das Wasser fliesst durch ein Rohr
nach vorn und wird durch ein Querrohr den Wasserkammern zugeführt.
Eine Eigentümlichkeit zeigen die Wasserkammern insofern, als bei ihnen die
Scheidewand nicht ganz bis unten geführt ist. Gewiss soll auf diese Weise einem
Wassermangel in den unteren Rohren vorgebeugt werden, doch muss die Wasserbewegung
hierdurch eine bedenkliche Störung erfahren.
An dieser Stelle muss auch die Konstruktion des Kessels von P. Borrot, des Direktors der Fabrik der Société
anonyme des Chaudronneries du Nord de la France, angeführt werden. Dieser
Kessel, der durch seine eigenartige Konstruktion bei seiner erstmaligen Ausstellung
in Paris 1900 besondere Aufmerksamkeit erweckte, ist in Fig. 285-289 dargestellt.
An dem weiten Oberkessel, welcher als Wasser- und Dampfreservoir dient und in der
üblichen Weise mit Sicherheits- und Wasserstandsarmatur ausgerüstet ist, sind
seitlich unter 45° Neigung je sechs geschweisste, kastenförmige Wasserkammern
aufgenietet, welche unten geschlossen sind und gleichzeitig als Träger des
Oberkessels dienen. Jede Wasserkammer trägt an der Bodenplatte in zwei Reihen 12
Stück 80 mm weite Fieldrohre mit Zirkulationseinsatz,
welche durch den konischen Einsatz in der gefrästen Bodenplatte dichten. Dies bildet
für sich ein Element von 5 qm Heizfläche. Die Rohre je zweier gegenüberliegender
Elemente kreuzen sich unter einem rechten Winkel über dem Feuerungsraume und bilden
in demselben ein engmaschiges Netz zur Aufnahme der Wärme.
Textabbildung Bd. 318, S. 515
Kessel von Joya.
Die gewölbten, geschweissten Enden der Fieldrohre sind
mit je einem Reinigungspfropfen versehen und liegen ausserhalb des Feuerungsraumes,
vor Wärmeaufnahme geschützt und zur Reinigung zugänglich.
Es wird dadurch auch verhindert, dass die unvermeidlich dort sich ansammelnden
Splitter und Ablagerungen ein Durchbrennen des Rohres zur Folge haben könnten, wie
dies sonst so häufig bei den gewöhnlichen Fieldrohren
eintritt.
Das Speisewasser wird vorn in den Oberkessel in eine Schlammkammer eingeführt. Die
Wasserkammern werden entweder, nach Fig. 288, aus
Stahlguss hergestellt, oder, nach Fig. 289, aus
Blechen zusammengeschweisst.
Ein Vorzug der Wasserkammern ist der weite Anschlussquerschnitt am Oberkessel. Dieser
Querschnitt ist etwa halb so gross, wie der gesamte Querschnitt der Wasserrohre,
während bei den meisten anderen Kesseln dieser Querschnitt nur ⅙ bis ⅛ des
Rohrquerschnittes beträgt.
Textabbildung Bd. 318, S. 516
Verbindung der Wasserkammern mit dem Oberkessel am Kessel von Joya.
Um die Ausstrahlungsverluste zu beschränken, sind die äussersten Rohre vertikal
gestellt.
In den leeren Räumen, die sich durch die Kreuzung der Rohre im Feuerraum ergeben,
sind Dampfrohre eingebaut, um den Dampf zu trocknen, bezw. schwach zu
überhitzen.
Textabbildung Bd. 318, S. 516
Fig. 285. Borrotkessel.
Textabbildung Bd. 318, S. 516
Borrotkessel der Société des Chaudronneries du Nord de la France.
Bei dem allgemeinen Bestreben der Dampfkesselkonstrukteure, eine möglichst wirksame
Heizfläche zu schaffen, fehlt es auch nicht an Versuchen, den Wasserrohrkessel mit
dem Feuerrohrkessel zu vereinigen. Im allgemeinen haben diese Versuche noch kein
günstiges Ergebnis geliefert, was wohl darin liegen mag, dass beide Grundtypen sehr
gleichartige Vorzüge und Nachteile besitzen, sodass durch ihre Vereinigung wohl eine
neue Type mit gesteigerten Vorteilen aber i auch mit gleichfalls gesteigerten
Nachteilen entstehen muss. Fast alle jetzt gebräuchlichen, kombinierten Kessel
verdanken ihre Beliebtheit dem Umstande, dass durch die Vereinigung die Nachteile
der Grundtypen gegenseitig ausgeglichen werden, ohne dass ihre Vorzüge Schaden
leiden. Dies kann aber nur erreicht werden, wenn Typen von vielfach verschiedenen
Vorzügen und Nachteilen kombiniert werden. So liefert z.B. der Flammrohrkessel mit
dem Feuerrohrkessel eine sehr brauchbare Vereinigung, ebenso gilt dies von der
Vereinigung des Walzenkessels mit dem Wasserrohrkessel. Dagegen kann von einer
Vereinigung des Wasserrohrkessels mit dem Feuerrohrkessel, so weit die bisher
bekannt gewordenen Lösungen eine Beurteilung zulassen, kein wesentlicher Fortschritt
erwartet werden.
Textabbildung Bd. 318, S. 517
Fig. 288. Wasserkammer aus Stahlguss für den Borrotkessel.
Textabbildung Bd. 318, S. 517
Fig. 289. Geschweisste Wasserkammer für den Borrotkessel.
Textabbildung Bd. 318, S. 517
Kessel von Delpuette.
Fig. 290 und
291
zeigen den Kessel von Delpuette. Die Wasserkammern
werden hier durch wagerecht liegende Röhren a gebildet.
Dieselben sind durch senkrechte Wasserröhren von 80 mm Durchmesser miteinander
verbunden. Die Wasserröhren werden von engen Feuerröhren durchzogen. Die oberen
Sammelrohre a sind mit der prismatischen Kammer c verbunden, welche den Oberkessel bezw. den
Dampfsammlervertritt. Die unteren Sammelrohre a
sind an den Schlammsammler d angeschlossen. Die Enden
der Sammelrohre sind mit einem Konus von aussen in die
Rohrwand eingesetzt und werden durch einen Bolzen mit der gegenüberliegenden Wand
verankert, eine Konstruktion, die nicht frei von Bedenken ist.
Textabbildung Bd. 318, S. 517
Kessel von Hallett.
Die Sammelrohre sind etwas flachgedrückt, um das Einwalzen der Wasserröhren besser
bewirken zu können. Der Dampfsammler und der Schlammsammler sind vorn durch ebene
Platten abgeschlossen, die durch Schrauben befestigt sind. Auch diese
Befestigungsart wäre nur bei kleineren Kesseln mit geringer Spannung zu
rechtfertigen; sie ist wahrscheinlich gewählt worden, um die ausserordentlich
schwierige Innenreinigung etwas zu erleichtern. Wie der ringförmige Raum der
Wasserröhren gereinigt werden kann, ist nicht zu erkennen. Ein häufiges Durchbrennen
der Rohre muss daher erwartet werden, denn die senkrechte Lage der Rohre wird das
Ansetzen des Kesselsteines nicht ganz verhindern können. Am meisten gefährdet sind
natürlich die unteren Sammelrohre a1 einmal wegen der kritischen Lage für das
Ablagern des Kesselsteines und dann wegen der unmittelbaren Nähe des
Feuerherdes.
Die Röhren b sollen zur Dampfüberhitzung dienen, doch
ist nicht zu erkennen, wie der Dampf veranlasst wird, diese Röhren zu durchströmen.
Ausserdem verhindern diese Röhren infolge ihrer Lage das Einführen einer Rohrbürste
in die Feuerröhren.
Textabbildung Bd. 318, S. 517
Fig. 294. Rohrelement des Kessels von Hallett.
Wenn sich auch die hier angeführten Bedenken gegen einzelne Konstruktionsdetails
vielleicht beseitigen lassen, so sind die grundsätzlichen Bedenken gegen die ganz
Anordnung doch so bedeutende, dass der Kessel kaum Aussicht auf eine grössere
Verbreitung haben dürfte.
Eine bessere konstruktive Durchbildung zeigt der im Grundsatz ähnliche Kessel von Hallett-London (Fig. 292 bis 294). Die Reinigung des Kessels von aussen und innen
kann hier genügend sorgfältig vorgenommen werden, da die Feuerrohre mit der
Rohrbürste zugänglich sind und auch ein vollständiger Ausbau der Rohre vorgenommen werden
kann. Die unterste Rohrreihe hat keine Feuerröhren, um die Wasserkühlung zu
verstärken. Die Führung der Heizgase kann durch Klappen geregelt werden. Die
Wasserkammern würden zweckmässiger ganz geschweisst hergestellt.
Es sei noch erwähnt, dass auch die Firma N. Roser
kombinierte Wasser- und Heizrohrkessel baut, diese aber nur in seltenen Fällen zur
Anwendung bringt.
(Fortsetzung folgt.)