Titel: | Eine Gelenkrohrverbindung in einer Hochdruckdampfleitung von 400 mm Durchmesser. |
Autor: | F. Mbg. |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 462 |
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Eine Gelenkrohrverbindung in einer
Hochdruckdampfleitung von 400 mm Durchmesser.
Eine Gelenkrohrverbindung in einer Hochdruckdampfleitung von 400 mm
Durchmesser.
Es wäre verkehrt, heute noch ein Wort über die Wichtigkeit der
Ausgleichvorrichtungen in Frischdampfleitungen zu verlieren, durch welche die
infolge von Temperaturänderungen eintretenden Bewegungen der Leitung sicher
aufgenommen werden, sodass ein Rohrbruch oder auch nur ein Undichtwerden der
Planschen Verbindungen vermieden wird.
Genügen bei kleinem Leitungsdurchmesser und geringem Dampfdruck die allgemeinen
bekannten, meist aus Kupfer oder anderem biegsamen Material hergestellten Knierohre,
so ist man für grössere Leitungen schon seit langem zu Stoffbüchsenverbindungen oder
sogenannten Gelenk röhren übergegangen. Während die ersteren den Vorzug grösserer
Billigkeit und geringeren Raumbedarfs haben, ist es bei den letzteren konstruktiv
leichter die in Richtung der Rohrachse auftretenden Schubkräfte aufzunehmen; aus
diesem Grund verdienen bei ganz grossen Leitungen und hohen Spannungen die
Gelenkrohrverbindungen unbedingt den Vorzug von allen anderen
Ausgleichvorrichtungen, und wo irgend der Platz dazu- vorhanden ist, sollte man sie
trotz ihrer höheren Kosten in Anwendung bringen.
In nebenstehender Figur ist die Konstruktion einer solchen bei besonders schwierigen
Verhältnissen dargestellt,Nach Transactions of
the American Society of Mechanical Engineers Vol. XXIII. p. 469.
welche dazu dienen sollte, die Enden zweier 16 zölligen, zu einander parallel
liegenden Frischdampfleitungen zu verbinden, in denen Dampf von 11 bis 11 ½ Atm. auf
so weite Strecken fortgeleitet werden sollte, dass Verschiebungen der beiden
Leitungen um mehrere Zoll eintreten konnten. Es ist ohne weiteres klar, dass hier
federnde Rohre und dergleichen nicht ausgereicht hätten. Man wählte daher die
dargestellte Anordnung, wobei die Figur so zu verstehen ist, dass sie nur etwa die
Hälfte der Verbindung darstellt, die sich im ganzen aus zwei dem gezeichneten genau
gleichen Teilen zusammensetzt. Man denke sich das Spiegelbild der äusseren Ansicht,
in die beiden unteren Krümmer die zu verbindenden Leitungen einmündend, und die
beiden oberen Krümmer durch ein Rohrstück von passender Länge verbunden, so hat man
eine vollständige Darstellung der ganzen Anordnung. Ein sauber abgedrehtes und
geglättetes Rohr B trägt an dem einen Ende einen
Flansch und ist mit diesem fest gegen den oberen Krümmer verschraubt, gegen den
unteren ist es durch eine Stopfbüchse abgedichtet. Sechs Zugstangen sorgen dafür,
dass der Abstand zwischen den einander zugekehrten Flanschen des oberen und unteren
Krümmers gewahrt bleibt, und nehmen die im Betriebe durch die Spannung des Dampfes
hervorgerufene Kraft in Richtung der Achse des Stopfbüchsenrohres auf. Dadurch, dass
sie gelenkig mit den Krümmerflanschen verbunden sind, ist eine Drehung des oberen
Krümmers gegen den unteren ermöglicht. Dass dieses wichtigste Glied der ganzen
Verbindung, die Zugstangen, die ja allein die grossen auftretenden Kräfte
aufzunehmen haben, ohne Entfernung irgend welcher Teile während des Betriebes
untersucht und seine dauernd gute Beschaffenheit festgestellt werden kann, ist ein
bedeutender Vorzug der Konstruktion.
Gegen die beiden unteren Krümmer sind Gleitschuhe geschraubt, die auf im
Maschinenhause fest angebrachten Ankerplatten in Richtung der Hauptrohrachse sich
verschieben können, gegen seitliche Bewegung aber durch Leisten an diesen Platten
gehindert sind. Stopfbüchsenbrille und –Ring sind aus Komposition hergestellt und
die Abmessungen sind so gewählt, dass eine Metallpackung hätte verwendet werden
können. Jedoch hat in dem fast dreijährigen Betriebe die zunächst eingebaute
Liderung mit Asbestschnur zu irgend welchen Schwierigkeiten keinerlei Anlass
gegeben, vollständige Dichtheit der Verbindung liess sich mühelos erreichen und
aufrecht erhalten.
Textabbildung Bd. 318, S. 462
F.
Mbg.