Titel: | Die Technik auf der Ausstellung für Kartoffelverwertung. |
Autor: | Gustav Fischer |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 257 |
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Die Technik auf der Ausstellung für
Kartoffelverwertung.
Von Professor Gustav Fischer.
Die Technik auf der Ausstellung für
Kartoffelverwertung.
Im Institut für Gärungsgewerbe in
Berlin wird neuerdings alljährlich von den
Vereinen, welche an der Verwertung der Kartoffeln und der aus ihnen gewonnenen
Produkte interessiert sind, eine Ausstellung veranstaltet. Die im Februar d. J.
abgehaltene Ausstellung wies nun erhebliche Fortschritte auf den in Betracht
kommenden Gebieten auf, und soweit diese für den Ingenieur von Interesse sind,
sollen sie im folgenden kurz dargelegt werden.
Textabbildung Bd. 318, S. 257
Fig. 1. Spirituslokomobile der Gasmotorenfabrik Deutz.
Namentlich zwei Gruppen der Ausstellungsgegenstände verdienen von unserem Standpunkt
aus Beachtung: die Spiritusmotoren und die Apparate zur Kartoffeltrocknung.
Die Spiritusmotoren.
Die Versuche, den Spiritus zum Betriebe von Explosionskraftmaschinen zu verwenden,
sind vor einigen Jahren von einer Reihe von Fabriken, welche sich mit dem Bau
vonGasmaschinen beschäftigen, begonnen und mit Ausdauer fortgesetzt worden. An
sich bietet ja der Betrieb eines Benzin- oder Petroleummotors mit Spiritus nicht die
mindeste Schwierigkeit, einzelne Annehmlichkeiten, wie die Geruchlosigkeit der
Abgase und das namentlich dem Petroleum gegenüber sehr vorteilhaft ins Gewicht
fallende Fehlen schmieriger Verbrennungsrückstände, sprechen sogar sehr zu seinen
Gunsten. Bis vor kurzem scheiterten aber die Bemühungen, dem Spiritus für motorische
Zwecke weitere Verbreitung zu verschaffen, an der Höhe der Betriebskosten. Spiritus
von 90 Vol. v. H, Alkoholgehalt entwickelt etwa 5500 W. E./kg, Benzin und Petroleum
dagegen etwa 10250 W. E./kg, der Preis beträgt für 1 kg Spiritus 20–21 Pfg.
(entsprechend 16,5–17,5 pfg. f. d. l bei Bezug von der Zentrale für
Spiritusverwertung in Mengen unter 5000 kg), für 1 kg Benzin etwa 24 Pfg., für 1 kg
Petroleum 22 Pfg. Daraus folgt, dass 1000 W. E. aus Spiritus erzeugt 3,64–3,82 Pfg. kosten, aus Benzin
2,34 Pfg. und aus Petroleum 2,14 Pfg. Solange es also nicht gelungen war, die
Wärmeausnützung in Spiritusmotoren vollkommener zu gestalten, als es in Benzin- und
Petroleummotoren möglich ist, war der Betrieb mit Spiritus zu kostspielig.
Im letzten Jahre ist nun durch Ausnützung der günstigen Eigenschaften des Spiritus
ein Ergebnis erreicht worden, wie bei keinem anderen Wärmemotor: der thermische
Wirkungsgrad beträgt bei den besten Spiritusmotoren rund 32 v. H. Damit sind diese
auch in wirtschaftlicher Beziehung den Petroleum- und Benzinmotoren ebenbürtig
geworden, bei denen die Ausnützung im günstigen Falle rund 21 v. H bei Benzin und
rund 19 v. H. bei Petroleum beträgt.
Textabbildung Bd. 318, S. 258
Fig. 2. Spirituslokomobile System Marienfelde.
Nachgewiesen wurden diese Fortschritte durch die Prüfung von Spirituslokomobilen,
welche die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft im Frühjahr 1902 in Berlin
veranstaltete. An dieser Prüfung beteiligten sich: 1. Gasmotorenfabrik Deutz, Köln-Deutz, 2. Dürr-
Motoren-Gesellschaft m. b. H., Berlin SW., 3. Gebr.
Körting, Körtingsdorf, 4. Motorfahrzeug- und
Motorenfabrik Berlin, A.-G., Marienfelde (2 Maschinen), 5. Dresdner Gasmotorenfabrik vorm. Moritz Hille,
Dresden-A. (2 Maschinen), 6. Motorenfabrik Oberursel
A.-G., Oberursel, 7. Maschinenbau-A.-G. vorm. Ph.
Swiderski, Leipzig-Plagwitz, 8. Ullrich &
Hinrichs, A.-G., Ratingen. Die Firmen unter No. 1, 2, 4 und 6 haben ihre
Motoren auch auf die Ausstellung für Kartoffel Verwertung geschickt.
Die Prüfung, über welche kürzlich ein BerichtDie
Hauptprüfung von Spirituslokomobilen 1902. Prüfungsbericht, erstattet von
Prof. Dr. Eugen Meyer–Charlottenburg. (Heft 78
der „Arbeiten der Deutschen
Landwirtschafts-Gesellschaft“.) veröffentlicht worden ist, ergab
als wesentlichstes Resultat, dass es den Konstrukteuren gelungen ist, durch Erhöhung
des Kompressionsgrades den Spiritusverbrauch sehr niedrig zu halten. Es seien an der
Hand des Prüfungsberichtes hierzunächst einige Angaben über die mit Preisen
ausgezeichneten Lokomobilen gemacht.
Die Gasmotorenfabrik Deutz, welche einen ersten Preis
und den vom Kaiser gestifteten Siegerpreis erhalten hat, führte eine nom. 12 PS
Lokomobile vor, deren Zylinderdurchmesser 210 mm bei 300 mm Kolbenhub beträgt, die
Umdrehungszahl ist 280. Der Kompressionsgrad beträgt 8,90. Sämtliche Ventile sind
zwangläufig gesteuert, und die Regulierung erfolgt durch einen Zentrifugalregulator
in der Art, dass durch Verschieben eines abgeschrägten Nockens sowohl die Spiritus–,
wie die Luftmenge verändert wird. Bei dieser Regulierung durch Veränderung der
Füllung ist der Gang der Maschine etwas gleichmässiger als bei der im allgemeinen
mehr gebräuchlichen Aussetzerregulierung, und bei schwacher Belastung werden
Versager, die sonst wohl infolge Abkühlung entstehen können, sicher vermieden. Die
Kühlung des Zylinders ist als Verdampfungskühlung ausgebildet, d.h. der Wasservorrat
bleibt ruhig im Kühlraum und nimmt, da er offen verdampft, sehr bald die
Siedetemperatur an. Die Lokomobile ist in Fig. 1 in
äusserer Ansicht dargestellt.
Ebenfalls einen ersten Preis erhielt die Motorfabrik
Berlin-Marienfelde, jetzt Daimler
Motoren-Gesellschaft, Zweigniederlassung Berlin-Marienfelde, die eine 14
PS- und eine 6 PS-Lokomobile, System Marienfelde, zur
Prüfung stellte. Auch diese Motoren (s. Fig. 2), sind
mit Verdampfungskühlung ausgerüstet, sie regulieren durch Aussetzer derartig, dass
bei zu grosser Geschwindigkeit das Einströmventil und das Spiritusventil nicht
geöffnet werden, so dass kein Gasgemisch angesaugt werden kann. Die 14 PS-Lokomobile
macht bei 250 mm Zylinderdurchmesser und 400 mm Hub 200 Umdrehungen i. d. Min. Ihr
Kompressionsgrad ist 10,26.
Je ein zweiter Preis wurde der Dürr-Motoren-Gesellschaft
und der Dresdner Gasmotorenfabrik zugesprochen. Die
Dür-Lokomobile weist einen eigentümlichen Bau auf, der aus dem Gedanken heraus
gewählt ist, die Massenbewegungen auszugleichen. Es sind deshalb 2 Kolben in dem
langen Zylinder angeordnet, welche in jedem Augenblick entgegengesetzt gerichtete
Bewegungen ausführen, die durch Pleuelstangen, zweiarmige Hebel und wiederum Stangen
auf die unter dem Zylinder liegende Kurbelwelle übertragen werden. Die ganze
Maschine ist in einem kesselartigen, vor Schmutz schützenden Gehäuse untergebracht,
so dass die Lokomobile in den Umrissen einer Dampf lokomobile ähnlich wird, zumal
der Rückkühler für das Kühlwasser die Form des Schornsteins besitzt. Die für nom.
16–20 PS bemessene Lokomobile hat 226,5 mm Zylinderdurchmesser, 518 mm Hub und eine
minutl. Umdrehungszahl von 280. Der Kompressionsgrad beträgt 6,68. Reguliert wird
durch Aussetzer mittels Offenhaltens des Auspuffventils, die Kühlung ist eine
Umlaufkühlung.
Der nom. 8–11 PS-Motor von Dresden hat bei 200 mm Zylinderdurchmesser und 400 mm Hub
eine Umdrehungszahl von 200 i. d. Min. Er besitzt Umlaufkühlung und
Aussetzerregulierung, bei welcher ähnlich der Marienfelder Konstruktion durch ein
Regulierpendel bei zu raschem Gang das Oeffnen des gesteuerten Einströmventils
verhindert wird. Der Kompressionsgrad beträgt 6,26.
Textabbildung Bd. 318, S. 259
Fig. 3. Spirituslokomotive der Dürr-Motoren-Gesellschaft.
Alle Motoren werden zweckmässig mit Benzin angelassen, weil zum Betrieb mit Spiritus
eine angemessene Erwärmung des Vergasers notwendig ist. Das Umschalten auf Spiritus
kann durchschnittlich 2 Min. nach dem Beginn des Anlassens erfolgen.
In der folgenden Tabelle sind die Zahlen für den Spiritusverbrauch für 1 gebremste
PS-Std. bei verschiedener Belastung, und der zugehörige Wirkungsgrad
zusammengestellt, daneben sind noch die durch den Indikator gemessenen Spannungen
der Kompression und Explosion angegeben.
Für einen Motor von nom. 12 PS betragen daher die Brennstoffkosten unter
Zugrundelegung der Versuche am Deutzer Motor bei Vollbelastung und 365 g
Spiritusverbrauch 7,3–7,6 Pfg., bei halber Belastung (6,27 PS) und 507 g Verbrauch
10,1–10,6 Pfg. Die entsprechenden Zahlen sind für Benzin 7,1 und 10,4 Pfg., für
Petroleum 7,3 und 10,8 Pfg.
Es ist natürlich, dass auf der Ausstellung, deren Besucher ja in ihrer Mehrheit
landwirtschaftlichen Kreisen angehörten, die für Landwirtschaftsbetriebe besonders
verwendbarenLokomobilen unter den Spiritusmotoren sehr stark vertreten
waren.
Neuerdings hat der Spiritusmotor sich auch als Kraftquelle für Feld- und Grubenbahnen
seinen Platz gesichert. Für solche Bahnen ist die Anwendung von Explosionsmotoren
wegen ihrer Feuersicherheit, raschen Inbetriebsetzung und wegen des Umstandes, dass
die Maschine in den Betriebspausen nicht unter Dampf gehalten zu werden braucht,
recht vorteilhaft. Für Grubenbahnen kommt noch hinzu, dass Dampflokomobilen wegen
ihrer Rauchbildung ohne weiteres ausgeschlossen sind. Petroleumlokomobilen haben
dafür allerdings die unangenehme Eigenschaft, durch ihre Auspuffgase die Luft zu
verschlechtern, so dass in Gruben wohl nur Benzin oder Spiritus in Betracht kommen.
Versuche von Dr. Carl Hohmann-Düsseldorf an einer 6
PS-Benzinlokomotive von Deutz haben ergeben, dass die Abgase von
Fabrikant
Brems-leistungPS
Spiritus-verbrauchfür1
PS/Std.g
Wirkungs-gradv.
H.
Kompressions-Ueberdruck
Explosions-Ueberdruck
Atm.
Atm.
Gas-motorenFabrikDeutz
16,8012,09 6,27 0
364,9 389,1 507,12105,3 i. d. Stunde.
31,629,622,7–
13,6 9,6 5,4 2,6
331912,5 8
Marien-felde
19,7715,19 7,34 0
352,0 396,9 507,71596,8 i. d. Stunde.
32,729,022,7–
16151210
32302823
Dürr
22,4419,14 9,86 0
383,8 411,8 532,82901,4 i. d. Stunde.
30,028,021,6–
7,17,17,37,1
2221,51712,2
Dresden
14,14 9,85 4,98 0
503,8 532,0 682,71950,7 i. d. Stunde.
22,921,716,9–
10101010
31313230
unverbrannten Rückständen weniger als 0,1 v. H., von Kohlensäure 0,62 cbm für
jede Pferdestärkenstunde enthalten, d.h. durchschnittlich weniger als von einem
Pferde bei gleicher Leistung erzeugt werden (nämlich 0,57–0,76 cbm). Für
Spirituslokomotiven wird die Zusammensetzung jedenfalls nicht schlechter sein.
Textabbildung Bd. 318, S. 260
Fig. 4. 25 PS-Bootsmotor der Daimler-Motoren-Gesellschaft.
Spirituslokomotiven waren ausgestellt von der Gasmotorenfabrik Deutz, von der Motorenfabrik
Oberursel und von der Dürr-Motoren-Gesellschaft. Eine Abbildung der letzteren gibt Fig. 3. Die Anordnung der Motoren ist dieselbe wie bei
den Lokomobilen, bei Deutz und Dürr liegend, bei Oberursel stehend.
Endlich ist noch der Verwendung der Spiritusmotoren für Schiffszwecke zu gedenken,
wovon die Ausstellungen vonDaimler und von Deutz Beispiele boten. Daimler-Marienfelde hatte in den ersten Tagen nach Eröffnung der
Ausstellung einen vierzylindrigen 50 PS-Motor vom Typus des in Fig. 4 dargestellten 25 PS-Motors ausgestellt, welcher
für die Kaiserlich Russische Marine bestimmt ist und zum Betrieb einer
Beleuchtungsdynamomaschine dienen soll. Dieselben Motoren werden auch zum Antrieb
der Schrauben welle in Booten benutzt und können mit Benzin oder Spiritus gespeist
werden. Naturgemäss muss deshalb die Kompression in massigen Grenzen gehalten
werden, sie beträgt 6 Atm., sodass der Verbrauch an Spiritus höher ist als unter
günstigen Verhältnissen.
Textabbildung Bd. 318, S. 260
Fig. 5. Teile der Deutzer Drehflügelschraube
Textabbildung Bd. 318, S. 260
Fig. 6. 8 PS-Bootsmotor mit Drehflügelschraube der Gasmotorenfabrik
Deutz.
An dem 8pferdigen Bootsmotor von Deutz verdiente die Drehflügelschraube Beachtung. Wie Fig. 5 erkennen lässt, sind die beiden
Schraubenflügel nicht fest an der Welle angebracht, sondern in ihrer Neigung
verstellbar. Die Verstellung erfolgt durch einen Handhebel (vgl. Fig. 6), mittels dessen eine durch die hohle Welle
gehende Stange in der Längsrichtung verschoben werden kann. Am Ende trägt diese
Stange eine Gabel mit Verzahnung, in welche die an den Flügeln sitzenden
Zahnradsegmente eingreifen. Durch eine Verstellung des Handhebels wird daher eine
Drehung der Schraubenflügel bewirkt. Diese können aus ihrer Mittellage, in welcher
sie senkrecht zur Welle stehen, also bei ihrer Drehung keine Fortbewegung bewirken,
nach beiden Seiten verstellt werden, also vorwärts und rückwärts arbeiten, ohne dass
ihr Drehungssinn sich ändert. Nähert man die Flügel aus ihrer Endlage der
Mittelstellung, so verlangsamt man dadurch die Geschwindigkeit. Ohne Zweifel ist
diese Einrichtung für Explosionsmotoren von erheblichem Wert.
Textabbildung Bd. 318, S. 261
Fig. 7. Kartoffel-Trockenapparat von Venuleth u. Ellenberger.
Die Kartoffeltrockenapparate.
Der hohe Wassergehalt der Kartoffeln von durchschnittlich rd. 25 v. H. bewirkt es.
dass ein weiter Transport der für Futterzwecke zu verwendenden Kartoffeln
ausgeschlossen ist, weil die Frachtkosten den Preis zu hochschrauben. Es kommt dazu,
dass die in frischem Zustand gelagerten Kartoffeln durch Verderben, durch Keimung
und durch die fortdauernde Lebenstätigkeit Verluste erleiden, die bis zur Verwendung
der Kartoffeln durchschnittlich 9 bis 10 v. H. betragen. Durch Austreiben des
Wassers wird man das Produkt hochwertiger machen, können, so dass ein weiterer
Transport lohnend ist, und ausserdem wird man die Verluste zum grossen Teil
vermeiden. Wenn in neueren Veröffentlichungen, wie z.B. in dem Bericht, den Herr Dr. Albert-Münchenhof in der Sitzung der
Geräte-Abteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft am 14. Februar d. J.
über die Prüfung der Kartoffeltrocken-Apparate erstattete, angenommen wird, dass durch das
Trocknen alle Lagerverluste ausgeschlossen werden und damit jährlich unter
Zugrundelegung der Erzeugung des Jahres 1901 mit rd. 48 Mill. Tonnen etwa 4,5 Mill.
Tonnen erhalten bleiben, so wird diese Rechnung allerdings eine Einschränkung
erfahren müssen. Erstens wird das Trocknen mehrere Monate in Anspruch nehmen, so
dass eine Lagerung, wenn auch von kürzerer Dauer als sonst, doch stattfinden muss,
und zweitens werden die Verluste vermutlich zum Teil durch natürliches Trocknen
entstehen.
Das ganze Verfahren der Kartoffeltrocknung ist noch neu, erst die Ueberproduktion der
letzten Jahre gab die Veranlassung dazu. Um so überraschender ist die grosse Zahl
von Apparaten, die schon für diesen Zweck gebaut worden sind. Auf das im Jahre 1902
von verschiedenen Korporationen gemeinsam erlassene Preisausschreiben wurden 40
Apparate angemeldet, von denen im Verlauf der Vorarbeiten zu den Prüfungen 22
ausgeschieden wurden, so dass noch 18 verblieben.
Das Trocken-Verfahren besteht darin, dass die Kartoffeln auf einer besonders dafür
eingerichteten Maschine oder bei einfachen Anlagen auch auf einem gewöhnlichen
Rübenschneider geschnitten werden, und dass diese Schnitzel dann einer mehr oder
weniger hohen Temperatur ausgesetzt werden.
Die wesentlichen Unterschiede der verschiedenen Apparate bestehen in der Art der
Erhitzung der Kartoffeln, die entweder eine unmittelbare sein kann, indem man die
Feuergase durch den Trockenraum hindurch leitet, oder eine mittelbare, bei welcher
die Trockenluft durch Heizapparate erwärmt wird. Diese Heizapparate können wieder
entweder durch Dampf oder durch die Feuergase selbst erhitzt werden.
Als Beispiel eines Trockenapparates, welcher mit unmittelbarer Einwirkung der
Feuergase arbeitet, diene der in Fig. 7 dargestellte
Trockenapparat von Venuleth & Ellenberger in
Darmstadt. Der Trockenraum enthält eine Anzahl von übereinander liegenden, aus je 15
Mulden gebildeten Etagen, in welchen die Kartoffelschnitzel von dem Einschüttrumpf
aus durch Schnecken im Gegenzuge weiter befördert werden, die dabei von jedem
Kartoffelstück durchlaufene Weglänge beträgt ungefähr 15 in. Die Anzahl der Etagen
richtet sich nach der geforderten Leistung, da jede Etage unabhängig von den anderen
eine Menge von etwa 250 kg trocknen kann. Dadurch lässt sich der Apparat für Klein-
und Grossbetriebe bemessen. Ueber die Mulden hinweg streichen die Feuergase, die in
der rechts befindlichen Feuerung erzeugt, durch mehrfache Ablenkung von gröberen
Verunreinigungen befreit undzwecks Wärmeregelung mit kalter Luft gemischt
werden. Das Absaugen erfolgt durch den links angeordneten Ventilator. Während des
Anheizens wird der über der Feuerung stehende Schornstein geöffnet, sodass die
Feuergase unmittelbar ins Freie entweichen.
Ebenfalls mit direkter Heizung arbeiten die Apparate von Knauer in Calbe, von Wüstenhagen in
Hecklingen und von Büttner & Meyer. Erstere beiden
arbeiten mit rotierenden Trommeln, in welchen sich die Kartoffeln fortbewegen, und
sind nur für den Grossbetrieb brauchbar, der letzte ist als zweietagige Darre
ausgebildet, deren Fläche dem Umfang des Betriebes angepasst werden kann.
Die Trocknung mit direkter Heizung hat den Vorteil günstiger Wärmeausnützung und
dementsprechend geringer Betriebskosten, sodass sie für den Grossbetrieb wohl
ausschliesslich und für den Kleinbetrieb überwiegend in Betracht kommen wird. Bei
mangelnder Aufmerksamkeit des Heizers liegt allerdings die Gefahr nahe, dass die
Kartoffeln überhitzt und verbrannt werden können. In dieser Hinsicht ist die
mittelbare Beheizung durch Dampf vorteilhafter, bei welcher eine sehr gute und
gleichmässige Trocken wäre erhalten wird. Mit Dampfheizung arbeitet z.B. der Apparat
der Anhaltischen Zündwarenfabrik Heintz & Bischof
in Coswig i. A., bei welchem die Kartoffelschnitzel auf Horden getrocknet werden. Wo
aber nicht Abdampf zum Beheizen verwendet werden kann, werden die Betriebskosten
recht hoch.
Bei der Prüfung der Apparate war vorgeschrieben worden, dass Anlagen für den
Grossbetrieb mindestens 200 Zentner, für den Kleinbetrieb mindestens 50 Zentner
Kartoffeln in 12 Stunden verarbeiten müssen. Im Grossbetrieb sollten die
Trockenkosten nicht über 20 Pfg. für den Zentner Rohkartoffeln betragen. Die Kosten
beliefen sich für den Zentner Rohkartoffeln bei dem Apparat von Knauer, der in 12 Stunden 675 Zentner trocknete, auf
14,64 Pfg.; bei demjenigen von Wüstenhagen auf 22,13
Pfg.; bei Venuleth & Ellenberger auf 16,40 Pfg.;
bei Büttner & Meyer auf 23,6 Pfg. Da die Apparate
auch zum Trocknen anderer Substanzen (Rübenschnitzel, Rübenblätter, auch Getreide)
dienen können, tritt durch Ausnutzung für diese Zwecke noch eine Verbilligung der
Trockenkosten ein.
Auf Grund der Prüfung wurden folgende Preise verteilt: Für Grossbetriebe Knauer und Venuleth &
Ellenberger je 10000 M., Büttner & Meyer
5000 M. Für Kleinbetriebe Venuleth & Ellenberger
und Büttner & Meyer je 2500 M. Ausserdem erhielten
Wüstenhagen und Heintz
& Bischof ehrenvolle Anerkennungen.