Titel: | Ein neuer Indikatorhahn. |
Autor: | F. Mbg. |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 251 |
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Ein neuer Indikatorhahn.
Ein neuer Indikatorhahn.
In den „Normen über Leistungsversuche an Dampfkesseln und
Dampfmaschinen“, wie sie von dem Vereine deutscher
Ingenieure, dem Verein deutscher Maschinenbauanstalten
und dem Internationalen Verbände der
Dampfkesselüberwachungsvereine herausgegeben sind, ist unter No. 38,
Abs. 5, bestimmt: „In regelmässigen Zwischenräumen werden... die Spannung und,
falls der Dampf überhitzt ist, die Temperatur... unmittelbar vor der Maschine
vermerkt.“ Es ist gerade diese Spannung eine ausserordentlich wichtige Zahl,
weil durch sie der Verlust in der Frischdampfleitung vom Kessel, dessen Spannung
natürlich auch gemessen wird, bis zur Maschine gekennzeichnet und der tatsächliche
Admissionsdruck angegeben wird. Denn in dem aus dem Diagramm ersichtlichen Druck ist
ja der ganze Drossel Verlust beim Durchgange durch das Frischdampfventil und die
Einlassorgane der Maschine mit enthalten, der unbedingt dem Erbauer der Maschine zur
Last fällt, während jener Spannungsverlust in der Leitung zur Beurteilung der
Maschine selbst nicht herangezogen werden darf.
Die gekennzeichnete Spannung wird nun wohl bis jetzt in allen Fällen durch eines der
bekannten Federmanometer bestimmt. Statt dessen ist vorgeschlagen worden, den in den
Fig. 1 und 2
abgebildeten Indikatorhahn zur Messung zu benutzen, mit dessen Hilfe jedesmal bei
Abnahme eines Diagramms der fragliche Druck sehr genau durch
einfacheVierteldrehung aufgezeichnet wird.Transactions of the American Society of Mech. Eng. XXIII, S.
511. Statt des sonst gebräuchlichen Dreiwegehahns ist hier ein
Vierwegehahn durchgebildet, dessen vierte Bohrung so geführt ist, dass mit Hilfe
eines kleinen Anschlussrohres der Kaum unter dem Indikatorkolben mit dem Dampfrohr:
unmittelbar vor der Maschine in Verbindung gebracht werden kann. Im allgemeinen
entstehen hierbei Diagramme wie die in Fig. 3
gezeichneten, welche deutlich die Schwankungen der Dampfsäule direkt vor der
Maschine erkennen lassen. Der Abstand der unteren Linie dieses
„Rohrdiagramms“ von der oberen des „Zylinderdiagramms“ gibt den
Drosselverlust an, wie er durch das Frischdampfventil und die Einlassorgane der
Maschine hervorgerufen wird.
Textabbildung Bd. 318, S. 251
Fig. 1. Schnitt a a.; Schnitt b b.
Textabbildung Bd. 318, S. 252
Fig. 2.
Nicht immer hat jedoch das „Rohrdiagramm“ die durch Fig. 3 dargestellte Gestalt, es kommen auch Diagramme nach Fig. 4, also mit 3 Schleifen oder mehr, vor. Würde man
diese Zylinderdiagramme allein betrachten, so würde man sicherlich eine starke
Unregelmässigkeit in der Steuerung für die linke Seite, etwa versehentlich nicht mit
vollem Querschnitt gegossene Einlasskanäle oder irgend einen sonstigen Grund für
starke Drosselung, vermuten. Jetzt aber lehrt das „Rohrdiagramm“, dass der
Grund ganz wo anders zu suchen ist: nicht in der Maschine selbst liegt der Fehler,
und es wäre geradezu ungerecht, den Erbauer der Maschine für die Unregelmässigkeit
in der Dampfverteilung verantwortlich zu machen. Die Erscheinung lässt sich vielmehr
nur auf folgende Weise erklären: Durch den stossweisen Ausfluss des Dampfes aus dem
Rohre in den Zylinder entstehen Schwingungen in der ganzen im Frischdampfrohre
befindlichen Dampfsäule. Es ist nun denkbar, dass bei einemgewissen Verhältnis
zwischen Länge und Weite des Abdampfrohres, Volumen der jedesmal in den Zylinder
übertretenden Dampfmenge und Zahl der Dampfstösse in der Zeiteinheit die
Eigenschwingungen der Dampfsäule zeitlich nicht mit den Admissionsperioden
zusammenfallen, sodass drei oder mehr Eigenschwingungen der Dampfsäule während
zweier Hübe oder einer Umdrehung der Maschine erfolgen. In solchem Falle wird der
Fehler in der Dampf Verteilung, der event. sogar einen unruhigen Gang der Maschine
hervorrufen kann, nur durch Verlegung oder andere Bemessung der Frischdampfleitung
zu beseitigen sein.
Textabbildung Bd. 318, S. 252
Fig. 3.
Textabbildung Bd. 318, S. 252
Fig. 4.
F.
Mbg.