Titel: | Die Reaktionstürme und ihre Anwendung in der chemischen Technik. |
Autor: | Gustav Rauter |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 219 |
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Die Reaktionstürme und ihre Anwendung in der
chemischen Technik.
Von Dr. Gustav Rauter.
(Schluss von S. 184 d. Bd.)
Die Reaktionstürme und ihre Anwendung in der chemischen
Technik.
2. Füllung mit unregelmässigen
Stücken.
Wir haben schon vorhin bei Besprechung der Füllung mit Kugeln verschiedentlich auf
Füllung mit unregelmässigen Stücken Bezug genommen. Diese unregelmässigen Stücke,
als welche in erster Linie Koks in Betracht kommen, nähern sich zum Teil mehr oder
weniger der Kugelform, sodass das meiste von dieser Gesagte auch auf jene
zutrifft.
Da die Kugelform im Verhältnis zum Inhalt unter allen Körpern die kleinste Oberfläche
hat, so ist theoretisch bei der Füllung mit unregelmässigen Stücken das
Oberflächenverhältnis grösser als bei Kugelfüllung; jedoch ist zu bedenken, dass
auch die Berührungsflächen der einzelnen unregelmässigen Stücke miteinander unter
Umständen deren wirksame Oberfläche recht bedeutend vermindern, sodass tatsächlich
in den meisten Fällen das Oberflächen Verhältnis für unregelmässig in den
Reaktionsturm eingefüllte Stücke wohl weit ungünstiger ist, als es den für Kugeln
gegebenen Zahlen entspricht.
Wie gesagt, kommen hier Koks in erster Linie in Betracht. Diese Koks müssen sehr hart
sein und beim Anschlagen einen metallischen Klang geben, auch silbergrau glänzende
Oberfläche besitzen. Weiche und mattschwarze Koks sind nicht zu gebrauchen, da sie
einerseits nicht die nötige mechanische Festigkeit besitzen, um sich selber tragen
zu können, und da sie andererseits auch den Einflüssen der die Türme durchströmenden
Flüssigkeiten und Gase sehr stark unterworfen sind. Durch diese beiden Umstände
werden weichere Koks bald zerbröckeln, sich setzen und den Turm verstopfen. Es
kommen also nur Koks aus Koksöfen, aber nicht solche aus Gasretorten in Betracht.
Auch erstere müssen noch sorgfaltig ausgesucht, von allem Grus befreit und derartig
nach der Grösse sortiert sein, dass in gleichen Höhenschichten des betreifenden
Turmes nur gleich grosse Koksstücke eingefüllt werden, und dass im übrigen die
Grösse der Stücke von unten nach oben zu abnimmt.
Namentlich sind Salpetersäure enthaltende Flüssigkeiten und Gase für mit Koks
gefüllte Türme schädlich, besonders wenn die Temperatur in diesen Türmen über etwa
30° C. steigen kann. Für Türme vollends, in denen höhere Hitzegrade herrschen, sind
Koks durchaus zu verwerfen, besonders wenn hier die Hitze so gross ist, dass der
Koks beim Aussetzen der Flüsigkeitsberieselung in Brand geraten könnte, ein Fall,
der allerdings in der Praxis wohl kaum jemals vorkommt, da man schon seit
Jahrzehnten den Koks nicht mehr als das Universalfüllungsmittel für die
Reaktionstürme betrachtet, als das er früher angesehen wurde.
Ein grosser Vorteil der Koksfüllung vor anderen Mitteln der Turmfüllung ist das
leichte spezifische Gewicht des Koks, wodurch zu starke Belastung der Turmfundamente
vermieden wird. Dagegen ist die vielfach auch unabhängig davon als Vorzug der
Koksfüllung angesehene Porosität der einzelnen Stücke etwas, das in der Tat kaum
wirksam werden kann, da sich einmal die Poren des Koks doch alsbald mit Flüssigkeit
vollsaugen, andererseits aber auch der Koks aussen mit einem Ueberzuge von Flugstaub
oder Schlamm und darüber mit einer Flüssigkeitsschicht bedeckt wird, sodass nicht
die eigentliche, allerdings sehr grosse Oberfläche des rauhen und porösen Koks,
sondern eine wesentlich kleinere Umhüllungsfläche zur Geltung kommt.
Neuerdings sind auch sogenannte künstliche Koks in den Handel gebracht worden, die
aus gebranntem Steinzeug bestehen und teilweise eine backsteinähnliche, teilweise
eine den gewöhnlichen Koksstücken ähnliche unregelmässige Gestalt haben und von
zahlreichen Hohlräumen durchsetzt wird. Diese sogenannten künstlichen Koks dürften
wohl vor dem natürlichen Koks keine Vorzüge voraus haben, als höchstens
einegrössere Widerstandsfähigkeit gegen Salpetersäure enthaltende Gase und
Flüssigkeiten. Jedoch pflegt man von letzterem durchströmte Türme schon so wie so
nicht mit Koks, sondern mit irgend welchen anderen Materialien zu füllen.
Ferner kommen als unregelmässige Turmfüllung noch Feuersteinbrocken und Quarzstücke,
sowie sehr grober Kies in Betracht, Füllungsmittel, die wohl im wesentlichen auf
England beschränkt sind, wo man ja Feuersteine aus den dortigen Kreidefelsen in
grosser Menge gewinnt. Zum Gebrauch in der chemischen Industrie werden die
Feuersteine sorgfältig mit Säure von anhaftender Kreide befreit und dann ähnlich wie
Koks in die Türme eingepackt. Sie sollen vor gewöhnlichem Quarz den Vorzug haben,
dass sie auch durch heisse Gase nicht angegriffen werden, während gewöhnliche
Quarzstücke in der Hitze springen, so allmählich zerbröckeln und den Turm
verstopfen.
Ein besonderer Nachteil der Füllung mit Quarz ist dessen hohes spezifisches Gewicht,
das die Fundamente des Turmes sehr stark in Anspruch nimmt.
Textabbildung Bd. 318, S. 219
Fig. 14.
Textabbildung Bd. 318, S. 219
Fig. 15.
Auch Scherben aller Art sind zur Füllung von Reaktionstürmen namentlich früher oft
verwendet worden, während sie in der Gegenwart wohl kaum mehr hierzu gebraucht
werden. Namentlich kommen die Scherben von irgend welchen Gefässen aus säurefestem
Steinzeug in Betracht. Auch alte tönerne Selterswasserkrüge sind vielfach verwendet
worden, nachdem man ihnen die Böden ausgeschlagen hatte. Ebenfalls sollen auch
gelegentlich Glasscherben zur Füllung von Reaktionstürmen gedient haben, ein
Füllmaterial, dass wohl wegen seiner gefährlichen Scharfkantigkeit nur ganz
vereinzelte Anwendung gefunden haben dürfte.
3. Füllung mit Ringen, Zylindern und
Schüsseln.
Eine sehr beliebte Art und Weise der Füllung von Reaktion stürmen ist die, dass man
sie mit Ringen aus säurefestem Steinzeug oder einem ähnlichen Material aussetzt.
Diese Füllkörper pflegen derart eingesetzt zu werden, dass sie ähnlich übereinander
zu stehen kommen, wie bei der Kugelfüllung nach Fig. 1 und 3 die verschiedenen Kugelschichten übereinander
liegen. Fig. 14 und 15
veranschaulichen vier derart übereinander liegende Schichten von Ringen, wobei die
oberste Schicht mit 1 bezeichnet ist. Die vierte
Schicht befindet sich wieder genau in derselben Lage wie die erste Schicht, siehe
Fig. 15.
Aehnlich wie es auch bei den Kugeln der Fall ist, wird hier jeder Ring seitlich von 6
anderen Ringen berührt, die untereinander ebenfalls sich berühren. In Fig. 14 trägt jeder Ring einer der Reihe, wozu er
gehört, entsprechende Nummer. In Fig. 15, die einen
Schnitt nach der Linie O-R darstellt, bezeichnet d den Schnitt durch einen Zylinder, b die Berührungslinien zweier Zylinder.
Bei der Zylinderfüllung wird im Grundriss nicht der ganze Turmquerschnitt bedeckt,
sondern, wie Fig. 14 zeigt, ergibt sich eine grosse
Reihe von ununterbrochen sich senkrecht durch den ganzen Turm fortziehenden Räumen.
In der Praxis dürfte dies jedoch weniger als Uebelstand hervortreten, da die
aufsteigenden Gase doch nie genau senkrecht aufsteigen werden, zumal sie durch den
Anprall an die nächste Zylinderunterfläche doch immer eine gewisse Richtungsänderung
erleiden werden. Auch die herabrieselnde Flüssigkeit wird öfter Gelegenheit haben,
auf eine neue Fläche aufzutropfen, und sich somit zu zerstäuben, als es in der
Theorie dieses Turmes liegt, weil in der Praxis die Ringe doch nie so genau
untereinander stehen werden, als es der Zeichnung entspricht. Es kommt dann noch
dazu, dass man die Masse der verwendeten Ringe in der Praxis vielfach sehr klein
wählt und schon solche von 56 mm äusserem Durchmesser an aufwärts anwendet.
Textabbildung Bd. 318, S. 220
Fig. 16.
Textabbildung Bd. 318, S. 220
Fig. 17.
Textabbildung Bd. 318, S. 220
Fig. 18.
Textabbildung Bd. 318, S. 220
Fig. 19.
Textabbildung Bd. 318, S. 220
Fig. 20.
Das Einsetzen solcher kleinen Ringe erfordert natürlich bei Türmen von einigermassen
bedeutenderem Rauminhalt ganz ausserordentliche Arbeit und Zeit, weshalb von manchen
Seiten auch Füllringe nach Fig. 16, 17 oder 18 empfohlen
worden sind, die in ihrem Innern noch irgendwelche Querwände besitzen. Man kann dann
mit einer kleineren Anzahl von Ringen auskommen und doch dasselbe Mass von
Verteilung für die den Turm durchziehenden Gase erreichen, als wenn man eine
kleinere Anzahl schmälerer Ringe angewendet hätte. Wenn diesen geteilten Ringen
gelegentlich der Vorwurf gemacht worden ist, dass sie den Turmraum zu sehr in
Anspruch nähmen und dadurch den Zug hemmten, so hatman eben hierbei nicht daran
gedacht, dass diese geteilten Ringe keineswegs die kleinsten in Betracht kommenden
Ringe ersetzen, sondern grössere Ringe in ihrer Wirksamkeit kleineren Ringen näher
bringen sollen.
Eine Frage ist es, ob man die Ringe vorteilhafter glatt glasiert oder mit rauher
Oberfläche herstellt. Im allgemeinen wird man sich dafür entscheiden, die Ringe mit
gerauhter Oberfläche als vorteilhafter für den Betrieb anzusehen, weil sie den Weg
der Flüssigkeit mehr zu verlangsamen imstande sind, und daher eher geeignet seien,
eine innige Berührung zwischen Flüssigkeiten und Gasen herbeizuführen. Jedoch dürfte
hier wohl auch das schon vorhin über Füllkörper mit rauher Oberfläche Gesagte
zutreffen. Wenn es auch durch Versuche bewiesen sein soll, dass mit Körpern von
rauher Oberfläche ausgesetzte Türme in der gleichen Zeit mehr zu leisten imstande
seien, als solche, die mit den nämlichen Körpern von glatter Oberfläche gefüllt
seien, so ist dies ja für neue Türme erklärlich; jedoch fragt es sich, ob nach einer
längeren Zeit des Gebrauches dieser Unterschied auch noch vorhanden sein wird, ober
ob sich die Oberfläche der beiden verschiedenen Arten von Füllkörpern in ihrer
Wirkung gleichkommt.
Textabbildung Bd. 318, S. 220
Fig. 21.
Textabbildung Bd. 318, S. 220
Fig. 22.
Textabbildung Bd. 318, S. 220
Fig. 23.
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Fig. 24.
Textabbildung Bd. 318, S. 220
Fig. 25.
Textabbildung Bd. 318, S. 220
Fig. 26.
Textabbildung Bd. 318, S. 220
Fig. 27.
Textabbildung Bd. 318, S. 220
Fig. 28.
Uebrigens sind auch gelegentlich massive Zylinder für die Füllung von Türmen
vorgeschlagen worden, und zwar in Gestalt runder Stäbe, die in gekreuzten
wagerechten Lagen in den Turm eingebracht werden sollen. Eine derartige Turmfüllung
ist in Fig. 19 im senkrechten Schnitt und in Fig. 20 im Grundriss dargestellt. Es hat nichts davon
verlautet, ob eine derartige Füllweise sich auch in der Praxis eingebürgert hat.
Haben die Röhrchen den Nachteil, nicht die ganze Bodenfläche des Füllturmes zu
überdecken, so wird dem durch die ihnen nahe verwandten Schüsseln abgeholfen. Diese
Schüsseln sind verhältnismässig kurze Zylinder, die mit einem Boden versehen sind. Sie
enthalten an ihrem Rande mehrere Ausschnitte, um Gasen wie Flüssigkeiten den
Durchtritt zu gestatten. Fig 21 bis 23 und Fig. 24
bis 26 zeigen derartige Schüsseln im Grundriss, im
Schnitt und in Ansicht. Die Art und Weise, wie sie in die Türme eingebaut werden,
wird durch Fig. 27 im Grundriss und durch Fig. 28 im Schnitt nach O-R veranschaulicht.
Textabbildung Bd. 318, S. 221
Fig. 29.
Textabbildung Bd. 318, S. 221
Fig. 30.
Textabbildung Bd. 318, S. 221
Fig. 31.
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Fig. 32.
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Fig. 33.
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Fig. 34.
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Fig. 35.
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Fig. 36.
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Fig. 37.
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Fig. 38.
Textabbildung Bd. 318, S. 221
Fig. 39.
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Fig. 40.
Textabbildung Bd. 318, S. 221
Fig. 41.
Die Schüsseln werden demnach wie die Füllringe, Fig.
14 u. 15, in die Türme eingesetzt, wobei
immer je eine Schüssel von zwölf anderen berührt wird. Während aber die Gase bei
Zylinderfüllungen den Turm ohne andere Hindernisse als die verhältnismässig schmalen
Grundflächen der Füllringe durchstreichen können, sind sie bei Schüsselfüllungen
zwischen je drei Schüsseln immer nur auf den Zwickelquerschnitt beschränkt, ähnlich
wie es auch bei Kugelfüllungen, Fig. 1, der Fall ist.
Ebenso wie die Gase bei Kugelfüllung um den zunächst höher liegenden Füllkörper
herum gehen, indem sie sich in drei Ströme verteilen, so ist es auch bei der
Schüsselfüllung der Fall, nur dass die Verteilung in der Weise erfolgt, dass die
Gase durch die drei entsprechend angebrachten Ausschnitte der seitlich befindlichen
Schüsseln hin durchtreten und auf diese Weise unter dem Boden der höher stehenden
Schüssel hinweg sich bewegen. Je drei derartig erhaltene Teilströme vereinigen sich
dann wieder über der Oeffnung dieser Schüssel und steigen in der nächsten Zwickel
Öffnung aufwärts, um sich wieder ebenso zu verteilen.
Während nun aber die bisher besprochenen Füllkörper mit Flüssigkeit nur benetzt
sind, so sind die Schüsseln auch mit Flüssigkeit bis zu einem gewissen Grade
gefüllt, und zwar in einer je nach der Grösse des Ausschnittes verschiedenen Höhe,
die in Fig. 22, 25 und
28 mit q bezeichnet
ist. Es ist einleuchtend, dass, je höher diese Flüssigkeitsschicht q ist, desto schwerer auch die Turmfüllung bei sonst
unveränderten Verhältnissen wird. Im allgemeinen dürfte wohl kein Grund vorliegen,
das Mass q grösser zu nehmen, als dass eben noch eine
flache Schicht Flüssigkeit in der Schale steht, da ja die Absorption der Gase nur an
der Oberfläche vor sich geht. In der Praxis pflegt man das Mass q jedenfalls für gewöhnlich viel grösser zu nehmen, als
es zweckdienlich ist.
Der Weg der Flüssigkeit ergibt sich aus dem vorher Gesagten von selbst; er ist
entgegengesetzt demjenigen der Gase gerichtet, indem die Flüssigkeit immer durch die
Ausschnitte dreier Schalen in eine zunächst tiefer stehende Schale einfliesst und
sich von da aus wieder in drei weitere Schalen verteilt. Die Pfeile in Fig. 28 zeigen die mittlere Richtung solcher
Flüssigkeitsstrahlen an.
Im Uebrigen sind in Fig. 27 und 28 Darstellungsweise und Bezeichnungen ganz
entsprechend denjenigen in Fig. 14 und 15. Namentlich bezeichnet d die Berührungslinie zweier Schüsseln. Die Zahlen bezeichnen wieder die
Zugehörigkeit jeder Schüssel zu der betreffenden Reihe; auch hier kommt die vierte
Reihe wieder genau unter die erste zu stehen.
Gelegentlich findet man auch Schüsseln nach Fig. 29
und 30 mit vier Ausschnitten, die dann nach Fig. 31 und 32 nicht in
Sechseckstellung, sondern in Viereckstellung anzuordnen sind. Eine derartige
Anordnung dürfte gegenwärtig wohl allgemein ausser Gebrauch sein, obgleich sie vor
noch nicht so langer Zeit wiederum einmal als neu empfohlen worden ist; denn es ist
einleuchtend, dass hierbei die Ausnutzung des Turmraumes wesentlich ungünstiger ist,
als bei der gewöhnlichen Sechseckstellung der Füllschüsseln. Bei der Viereckstellung
hat übrigens schon wieder die dritte Schüsselreihe dieselbe Lage, wie die erste.
Textabbildung Bd. 318, S. 221
Fig. 42.
Textabbildung Bd. 318, S. 221
Fig. 43.
Textabbildung Bd. 318, S. 221
Fig. 44.
Textabbildung Bd. 318, S. 221
Fig. 45.
Ferner werden auch öfters die Schüsseln so in dem Turm angeordnet, dass sie sich
nicht gegenseitig seitlich berühren. Durch diese letztere Füllung wird die auf
die Turmeinheit wirksame Oberfläche vermindert.
Neben den gewöhnlichen Schüsselformen seien zunächst noch die Schüsseln mit hoch
liegendem Boden, Fig. 33 bis 35, erwähnt. Hierbei teilt der Schüsselboden die Schüssel in zwei Teile,
a und b, deren oberer
mit Flüssigkeit gefüllt ist, während der untere eine Art Luftpolster bildet, da die
gegen ihn von unten her anprallenden Luftströme weder durch den Boden hindurchgehen,
noch auch so glatt seitlich entweichen können, wie es bei den Schüsseln von
gewöhnlicher Form der Fall ist. Diese Schüsseln bieten insofern Unannehmlichkeiten
beim Einsetzen, als sie mit ihrem unteren Rande leicht in den Ausschnitten des
oberen hängen bleiben können.
Auch die Schüsseln nach Fig. 36 bis 38 haben sich nicht in der Praxis einbürgern können,
obschon sie eine Zeit lang sehr empfohlen wurden. Sie haben viel zu kleine
Ueberlauflöcher und einen viel zu schwerfälligen Körper. Auch dürften die den
Ueberlauf der Flüssigkeit regelnden Rinnen c und
Einschnitte d wohl als überflussig zu bezeichnen sein,
da die Flüssigkeit infolge der Anordnung der Einschnitte ohnehin diesen Weg
nimmt.
Eine besondere Art von Füllschüsseln sind ferner die in Fig.
39 bis 41 dargestellten und unter dem Namen
„Füllkegel“ eine Zeit lang stark empfohlenen Füllkörper. Sie sind eine
Weiterbildung des der Konstruktion der Schüsseln nach Fig.
33 bis 35 zu Grunde liegenden falschen
Gedankens. Auch hier befindet sich im Innern der Schüsseln ein nach unten offener
Raum b, der als Luftkissen dient, der aber nach Ansicht
des Erfinders ganz besonders wirksam sein sollte, um die in dem Turm aufsteigenden
Glase zu zerstreuen. Der obere Schüsselraum a ist auf
einen recht kleinen Betragbeschränkt und besitzt keine Einschnitte für den
Ueberlauf der Flüssigkeit, sodass diese auf allen Seiten an den Wänden herabrieseln
kann. Um dies Herabrieseln zu verlangsamen, sind die Wände aussen noch mit Riefen
e versehen.
Fig. 42 und 43 stellen
den Querschnitt und einen senkrechten Schnitt nach O-R
durch einen mit solchen Füllkörpern ausgesetzten Turm dar. Es ist ersichtlich, dass
diese Kegelfüllkörper durch das Fehlen der Ausschnitte ziemlich stark zughemmend
wirken müssen, und dass der Weg der hindurchfliessenden Flüssigkeit nicht derart
zwangsläufig ist, wie bei der gewöhnlichen Schüsselfüllung, sondern dass die
Flüssigkeit entweder auf den oberen Boden oder auf die gerieften Seitenwände der
nächst folgenden Reihe, oder aber auch teilweise zwischen zwei Körpern der nächsten
Reihe hindurch auf die dritte Reihe von Füllkörpern auftropfen kann. Man hat denn
auch in den letzten Jahren von diesen Kegelfüllkörpern nichts mehr gehört und
scheint demnach wieder von ihnen abgekommen zu sein.
Setzt man einen Reaktionsturm mit Ringen oder Schüsseln aus, so ist es natürlich
wesentlich, dass man mit dem Füllmaterial auch an die Seitenwände des Turmes gut
anschliesst, um hier nicht verhältnismässig weite offene Räume zu lassen, die dem
Gas in erster Linie den Durchtritt gestatten und den Zug an sich reissen. In dieser
Beziehung sieht man noch recht oft bedeutende Fehler machen, indem man einerseits im
Verhältnis zum Turmquerschnitt viel zu grosse Füllkörper wählt, andererseits auch
nicht auf ein rationelles Verhältnis zwischen Füllkörpern und Turmquerschnitt sieht.
In dieser Hinsicht empfiehlt es sich, beim Anschluss an die Turmwandungen sich
passend geformter Teilkörper zu bedienen, die der geraden oder gebogenen Turmfläche
angepasst sind. Fig. 44 und 45 stellen derartige Teilkörper dar.