Titel: | Abbrennapparat für Glühkörper und Schmelzofen mit Dampfstrahlgebläse von Dr. H. Wolf. |
Autor: | Rudolf Mewes |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 187 |
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Abbrennapparat für Glühkörper und Schmelzofen mit
Dampfstrahlgebläse von Dr. H.
Wolf.
Von Rudolf Mewes, Ingenieur und
Physiker.
Abbrennapparat für Glühkörper und Schmelzofen mit
Dampfstrahlgebläse von Dr. H. Wolf.
In der Grossfeuerungstechnik haben die Dampfstrahlgebläse seit Peclets Arbeiten über diesen Gegenstand vielfach bei
Dampfkesselfeuerungen praktische Anwendung gefunden, wie vor Jahren in einer
besonderen Arbeit über Dampfunterwindfeuerungen von mir dargelegt worden ist. Ich
verweise in dieser Beziehung auf die Dampfunterwindfeuerung von Kudlitz, Brebeck & Brandenburg u.s.w. Da die Menge
des Dampfes bei diesen Dampfkesselfeuerungen im Verhältnis zur verfeuerten
Brennstoffmenge gering ist und es vor allen Dingen garnicht auf hohe Temperaturen
ankommt, die letzteren vielmehr mit Rücksicht auf die Haltbarkeit der direkt
beheizten Kesselwandungen nicht bis zur Bildung von Stichflammen gesteigert werden
dürfen, so haben die Dampfunterwindfeuerungen im Grossbetrieb bei der
Feuerungstechnik sehr Verwendung finden können.
Anders liegen dagegen die Verhältnisse im Kleinbetriebe der Feuerungstechnik beim
Löthen, Schmelzen, Abbrennen von Glühkörpern u. dgl.; hier muss der Konstrukteur vor
allen Dingen darauf bedacht sein, dass zur Beschleunigung des Arbeitsvorganges und
zur Erhöhung des wirtschaftlichen Wirkungsgrades die Temperaturen möglichst hoch
werden. Dieser Forderung des Kleinbetriebes vermag das Dampfstrahlgebläse in den
meisten Fällen nicht ausreichend zu entsprechen, da die Beimischung des
indifferenten Wasser dampf es, dessen spezifische Wärme erheblich höher als
diejenige der Verbrennungsgase selbst ist, nur als wärmeaufsaugender bezw.
verzehrender Ballast wirkt. Ausserdem kommt bei den bisher bekannt gewordenen
Dampfstrahlgebläsen des Kleinbetriebes, wie z.B. den Lötlampen von Palacci, der Umstand in Frage, dass die Regelung des
Dampfstrahlgebläses viel zu wünschen übrig lässt und dadurch J der Dampfverbrauch im
Verhältnis zur erzielten Leistung ein zu grosser ist. Neuerdings ist auf diesem
Sondergebiet durch das von Herrn Dr. Hans Wolf in
Berlin O. konstruierte Dampfstrahlgebläse ein Fortschritt gemacht worden, der dem
Dampfstrahlgebläse in dem Kleinbetriebe der Feuerungstechnik eine vielseitige
Anwendbarkeit ermöglichen dürfte.
Dies Gebläse sollte zunächst zum Abbrennen von Glühkörpern dienen und durch
Umgestaltung der an sich bekannten, mittels Dampfstrahlgebläses betriebenen
Brauseflammen ein ähnliches Abbrennverfahren ermöglichen, wie solches für den
Grossbetrieb mittels Druckluft von den grossen Beleuchtungsfirmen, wie Auergesellschaft u.a., durchgeführt ist.
Die bisherigen Versuche in dieser Richtung, bei welchen ununterbrochen brennende
Gebläseflammen Verwendung gefunden haben, zeigen ausnahmslos den Nachteil, dass ein
Abbrennverfahren keine so bequeme Regelung gestritten, wie bei Anwendung von
Pressluft und dass daher die betreffenden Vorrichtungen, wie bekannt, nicht die
gleiche Leistungsfähigkeit wie die Pressluftgebläse aufweisen. Dieser Nachteil wird
bei dem Wolfschen Dampfstrahlgebläse, dessen Vertrieb
die Auergesellschaft für Deutschland übernommen hat,
dadurch vermieden, dass die zum Abbrennen der Glühstrümpfe benutzte Brauseflamme,
welche zugleich auch zum Aufpressen des abzubrennenden
Glühstrumpfes auf die bekannten Formen oder zum Einpressen in dieselben dienen kann,
mittels des Dampfstrahlgebläses absatzweise durch Betätigung geeigneter Absperrhähne
für die Dampfleitung und die Gasleitungen erzeugt wird.
Man verwendet zwecks Erzeugung möglichst hoher Temperatur entweder sehr hoch
überhitzten Wasserdampf oder besser brennbare, überhitzte oder nicht überhitzte
Dämpfe von brennbaren Flüssigkeiten, insbesondere von
flüssigenKohlenwasserstoffen, wie Spiritus, Benzin, Petroleum, Gasolin u.s.w.
In letzterem Falle erhält man den Vorteil, dass die Temperatur infolge der
Anreicherung des Leuchtgases wesentlich hoher ist als bei Anwendung des
Wasserdampfes. Da die Gebläsedämpfe zugleich mit dem Leuchtgase verbrennen, so
leuchtet ein, dass der Ersatz des indifferenten Wasserdampfes, welcher trotz
vorheriger Ueberhitzung die Verbrennungstemperatur der Brauseflamme herabmindert,
durch die überhitzten oder nicht überhitzten brennbaren Dämpfe eine Herabminderung
des Leuchtgasverbrauches während der Abbrennperiode bedingt.
Die zum Abbrennen von Glühkörpern dienende Vorrichtung ist in Fig. 1 in Ansicht und in den Fig. 2 bis 7 zeichnerisch dargestellt.
Fig. 8 zeigt die Anwendung des Gebläses für
Schmelzöfen, wie solche von den Goldarbeitern gebraucht werden.
Textabbildung Bd. 318, S. 187
Fig. 1.
Die Vorrichtung besteht (Fig. 2–4) aus dem Dampfkessel a,
in welchem der Gebläsedampf erzeugt wird, den Gaszuleitungen b, c, d, der Leitung für das Dampfgebläse e,
den Gashähnen f, g, h und dem Dreiweghahn i, welcher je nach seiner Stellung den Kesseldampf nach
dem Gebläse k oder nach dem Flüssigkeits-Abflussrohr
l, in welchem eine Heizvorrichtung w zum Beheizen des Hahngehäuses angeordnet sein kann,
entweichen lässt.
Die Gashähne f, g, h können von Hand oder auch f und g durch selbsttätige
Regler eingestellt werden, während der Doppelhahn i
stets von Hand eingestellt werden muss. Die von den Hähnen f und g beherrschten Leitungen b und c fuhren zu
Bunsenbrennern m und n,
von denen der erste den Kessel a beheizt, während der
zweite die Leitung e erhitzt, um die Temperatur der
Abbrennflamme durch Ueberhitzung des Gebläsedampfes steigern zu können. Die Leitung
d, welche vom Hahn h
beherrscht wird, führt, wie Fig. 3 zeigt, zu dem
Rohrstück r, sodann durch die Durchbohrung s (s. Fig. 7) des
Dreiweghahnendes i und von dort durch Knierohr t zum Brenner o der
Gebläsevorrichtung. Die Durchbohrung s des
Dreiweghahnes i dient zum Durchlassen des Leuchtgases
bei Arbeitsstellung des Hahnes i und die Rille v auf dem Umfang des Hahnkörpers zum Durchlassen von
geringer Leuchtgasmenge, damit bei abgestelltem Hahn i
die Brennerflamme bei o nicht ganz erlöschen kann,
sondern eine Nährflamme erhalten bleibt. Dreiweghahn i
und Ventilgehäuse u können, wie Fig.
4 zeigt, mittels der in Rohr l angeordneten
Heizvorrichtung beheizt werden.
Der Dampfkessel a ist zwecks Beobachtung des
Flüssigkeitsstandes im Kessel mit einer Schauöffhung, welche mittels Ventiles q (s. Fig. 5)
verschlossen wird, sowie mit einem Sicherheitsventil p
(s. Fig. 6) versehen. Nach Abschrauben des Ventils
p kann der Kessel durch die Ventilöffnung mit einer
beliebigen brennbaren Flüssigkeit gefüllt werden.
Textabbildung Bd. 318, S. 188
Fig. 2.
Textabbildung Bd. 318, S. 188
Fig. 3.
Durch die vorbeschriebene Konstruktion wird erreicht, dass man durch Abstellen des
Hahnes i bezw. des Dampfgebläses die drei Flammen unter
gewöhnlichem Gasdruck und zwar bei der in Fig. 3
dargestellten Stellung die Flamme bei o nur als
Nährflamme brennen lassen kann. Die Arbeiterin vermag daher, da ja nach richtiger
Einstellung der Hähne f, g, h der Apparat keine
Bedienung weiter erfordert, beide Hände zum Aufsetzen des Strumpfes auf den Brenner
und nach Oeffnen des Gebläsehahnes gleichfalls beide Hände zum Bedienen des
Strumpfes zu benutzen. Ferner lässt sich die Brauseflamme durch gleichzeitige
Einstellung der Gas- und Gebläseleitung absatzweise bezw. in stetigem Uebergange von
der Nährflamme bis zur stärksten Blauflamme wie im Grossbetrieb mittels
Pressgasgebläses am Anfang der Operation einstellen.
Bei der in Fig. 8 dargestellten
Gebläsevorrichtung für Schmelzöfen ist der Dreiweghahn durch einen einfachen
Absperrhahn ersetzt, das Gebläserohr direkt in den Kessel eingeschraubt und im
Innern desselben bis zum Dampfraum hochgebogen worden. Ferner umschliesst die
Gasleitung das Dampfstrahlgebläserohr konzentrisch bis zu den nahe am Ende des
Brennerrohres angeordneten Luftlöchern, so dass das Brennstoff-Luftgemisch unter
Mitreissen einer weiteren Luftmenge nach dem Austritt aus dem Brennerrohr mit
ungeschwächter Kraft in den vor dem Gebläse stehenden Schmelzofen getrieben wird und
erst im Innern des Ofens die Flammenbildung erfolgt.
Textabbildung Bd. 318, S. 188
Fig. 4.
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Fig. 5.
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Fig. 6.
Textabbildung Bd. 318, S. 188
Fig. 7.
Textabbildung Bd. 318, S. 188
Fig. 8.