Titel: | L. Guillet, Beiträge zum Studium der Aluminiumlegierungen. |
Autor: | Memmler |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 65 |
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L. Guillet, Beiträge zum Studium der Aluminiumlegierungen.
Beiträge zum Studium der Aluminiumlegierungen.
Unter Anwendung des sogenannten aluminothermischen Verfahrens von Goldschmidt, welches in letzter Zeit auch in
Deutschland vielfach praktische Anwendung gefunden hat, hat L. Guillet eine ganze Reihe von Legierungen des Aluminiums gewonnen, deren
Darstellung und Eigenschaften er in umfangreichen Arbeiten im Bulletin
d'Encouragement und Génie Civil bespricht.Contributions à l'Étude des Alliages d'Aluminium. – Bulletin de la Société
d'Encouragement pour l'Industrie Nationale. – Aug, 1902 S.
221 u. Le Génie Civil 1902 S. 363.
Das Goldschmidtsche Verfahren ist bekanntlich begründet
auf dem Reduktions vermögen des Aluminiums und seiner hohen Verbrennungswärme
(vergl. Dingl. polyt. Journ. 1900 Bd. 315 S. 341).
Oxyde der zu reduzierenden Metalle werden mit Aluminium, welches in Bruchstücken,
Spänen oder Pulverform verwendet wird, gemengt und das Gemenge mit Hilfe eines
Entzündungsgemisches entflammt. Das Entzündungsgemisch besteht in der Regel aus
Bariumsuperoxyd und Aluminium, welches vermittels eines Magnesiumdrahtes zur
Entzündung gebracht wird, wodurch das ganze Gemenge zur Entflammung kommt und bei
geeigneter Zusammensetzung des Schmelzeinsatzes Metall und Aluminiumoxyd gebildet
wird.
Zur Herstellung der Gemenge von Metalloxyden und Aluminium verwendete Guillet das letztere entweder in Korngrössen von 25–30
mm oder in sehr feinen, gleichmassigen Körnern (bei Goldschmidt Thermit genannt) und in Pulverform. Die Verwendung von
Aluminium spännen war nicht angängig, weil zur Erzielung brauchbarer
Schmelzergebnisse möglichst gleichmässige Korngrössen erforderlich waren. Die
Gemengteile wurden sorgfältig getrocknet.
Das Entzündungspulver bestand aus 80 g gepulvertem Bariumsuperoxyd und 20 g Aluminium
in sehr kleinen Körnern.
Zum Einschmelzen der Gemenge wurden Tiegel aus feuerfestem Thon benutzt, die mit
einer ½ cm dicken Magnesiaschicht ausgefüttert waren.
In die gut getrockneten Tiegel wurde der Schmelzeinsatz eingebracht und die Masse
durch einige Gramm Entzündungspulver zum Entflammen gebracht. Die langsam
abgekühlten Tiegel wurden zerschlagen und der Inhalt zu den Untersuchungen
benutzt.
In den meisten Fällen erhielt man eine metallische Masse, am häufigsten von
krystallinischem Aussehen, die zahlreiche Hohlräume enthielt und zuweilen mit
Aluminiumoxyd vermengt war. In den Hohlräumen fanden sich oft prächtige
Krystallbildungen von aussergewöhnlichen Abmessungen vor, die mit einer Nadel
herausgehoben und in verdünnter Salzsäure gereinigt wurden. Solche Krystalle zeigten
sich auch mitunter an der Oberfläche des Schmelzkönigs, der von Aluminiumoxyd
umgeben war und mit einem Hammerschlag blossgelegt werden konnte.
In Gemengen, bei denen das Aluminium im Einsatz überwog, ergab sich oft nur eine
Masse von Aluminiumoxyd, in welcher sich vereinzelt einige metallische Körner oder
Krystalle vorfanden. Waren hingegen die Schmelzeinsätzereich an Oxyden von
Metallen mit sehr hohem Schmelzpunkt, so erfolgte als Schmelzprodukt ein so inniges
Gemenge von Aluminiumoxyd und metallischen Bestandteilen, dass ihre Trennung nicht
gelang.
Die kleingeschlagenen Metallkönige wurden von anhaftendem Aluminiumoxyd gesäubert und
nachdem sie im Mörser zerrieben worden waren, mit verdünnter Salzsäure oder
Kalilauge behandelt und mit Alkohol und Aether gewaschen. Der getrocknete Rückstand
wurde zur chemischen Analyse benutzt.
Von erheblichem Einfluss auf die Schmelzergebnisse zeigte sich bei allen Versuchen
die angewendete Korngrösse des Aluminiums. Die Metalloxyde kamen immer nur in
Pulverform zur Verwendung. Die Schmelzprodukte näherten sich in ihrer
Zusammensetzung umsomehr der dem Einsatze rechnerisch entsprechenden Legierung, je
kleiner die Korngrösse des verwendeten Aluminiums war, vorausgesetzt, dass nicht mit
flüchtigen Metalloxyden gearbeitet wurde.Eine
Erklärung hierfür dürfte darin zu suchen sein, dass bei Verwendung von
pulverformigen Gemengteilen die Berührungsoberflächen erheblich grössere
waren, als wenn das Aluminium in Korngrössen von 25–30 mm verwendet
wurde.D. Ref. In demselben Masse steigerte sich
jedoch auch die Heftigkeit der Verbrennungsreaktion, so dass bei einigen Legierungen
z.B. des Aluminiums mit Kupfer die Gemengteile überhaupt nicht in kleineren
Korngrössen verwendet werden konnten, da dann der ganze Tiegelinhalt durch die
Heftigkeit der Reaktion herausgeschleudert wurde.
Von Einfluss auf die Reinheit der dargestellten Krystalle und Metallkönige zeigte
sich die Gewichtsmenge des Schmelzeinsatzes, weswegen Guillet bei den Versuchen mit. Wolfram,
Molybdän und Titan mit 3 kg Einsatz arbeitete.
Verluste durch das häufig eintretende Zerbrechen der Schmelztiegel waren im
allgemeinen nicht zu verzeichnen, da gewöhnlich das Tiegelfutter, wenn es sorgfältig
hergestellt war, standhielt. Weit grösser waren die Verluste durch Verflüchtigung
der Schmelzbestandteile.
Der Nachweis der dargestellten Legierungsstufen wurde in den meisten Fällen durch die
chemische Analyse erbracht; wo eine entsprechende Bearbeitung der Metallkönige
möglich war, wurde auch die metallographische Untersuchung durchgeführt.
Die Versuche Guillets erstreckten sich auf Reduktion der
nachbenannten Metalloxyde:
Wolframsäureanhydrid (WO3)
Molybdänsäureanhydrid (Mo O3)
Kupferoxyd (Cu O)
Zinnoxyd (Sn O2)
Titandioxyd (Ti O2)
Eisenoxyd (Fe2 O3)
Manganoxyd (Mn2 O3)
Chromoxyd (Cr2 O3)
Uranoxyd (U2 O3)
Antimonsäureanhydrid (Sb2 O3)
Antimonoxyd (Sb2 O3)
Nickeloxydul (Ni O)
Cobaltoxydul (Co O)
Silberoxyd (Ag2 O)
Textabbildung Bd. 318, S. 66
Legierungen des Aluminiums mit
Wolfram, Molybdän; Angaben über Form der Gemengteile und Gewichtsmenge des
Schmelzeinsatzes; Angaben über Umfang und allgemeine Ergebnisse der
Schmelzversuche; über die dargestellten Legierungsstufen und ihre chemischen und
physikalischen Eigenschaften; Oxydationsstufe des verwendeten Metalles;
Verwendete Form des Aluminiums; Gewichtsmenge des Schmelzeinsatzes;
Zusammensetzung des Schmelzeinsatzes entsprechend der Formel; Gehalt der
gewonnenen Schmelzkönige an reduz. Metall; Allgemeine Bermerkungen über die
Schmelzergebnisse; Erzielte Legierungsstufen; Art der Gewinnung; Gefüge Art;
Chemische Zusammensetzung errechnet aus Zusammensetzung, bestimmt bei 20° C.;
Zweckmässigster Schmelzeinsatz zur Gewinnung der Legierungsstufe; Entsprechend
d. Formel, in Gewichtsteilen; Verhalten gegen chemische Angriffe; Physikalische
Eigenschaften; Allgemeine Bemerkungen
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Textabbildung Bd. 318, S. 68
Legierungen des Aluminiums mit
Titan, Uran; Angaben über Form der Gemengteile und Gewichtsmenge des
Schmelzeinsatzes; Angaben über Umfang und allgemeine Ergebnisse der
Schmelzversuche; über die dargestellten Legierungsstufen und ihre chemischen und
physikalischen Eigenschaften; Oxydationsstufe des verwendeten Metalles;
Verwendete Form des Aluminiums; Gewichtsmenge des Schmelzeinsatzes;
Zusammensetzung des Schmelzeinsatzes entsprechend der Formel; Gehalt der
gewonnenen Schmelzkönige an reduz. Metall; Allgemeine Bermerkungen über die
Schmelzergebnisse; Erzielte Legierungsstufen; Art der Gewinnung; Gefüge Art;
Chemische Zusammensetzung errechnet aus Zusammensetzung, bestimmt bei 20° C.;
Zweckmässigster Schmelzeinsatz zur Gewinnung der Legierungsstufe; Entsprechend
d. Formel, in Gewichtsteilen; Verhalten gegen chemische Angriffe; Physikalische
Eigenschaften; Allgemeine Bemerkungen
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Textabbildung Bd. 318, S. 70
Legierungen des Aluminiums mit
Chrom, Antimon; Angaben über Form der Gemengteile und Gewichtsmenge des
Schmelzeinsatzes; Angaben über Umfang und allgemeine Ergebnisse der
Schmelzversuche; über die dargestellten Legierungsstufen und ihre chemischen und
physikalischen Eigenschaften; Oxydationsstufe des verwendeten Metalles;
Verwendete Form des Aluminiums; Gewichtsmenge des Schmelzeinsatzes;
Zusammensetzung des Schmelzeinsatzes entsprechend der Formel; Gehalt der
gewonnenen Schmelzkönige an reduz. Metall; Allgemeine Bermerkungen über die
Schmelzergebnisse; Erzielte Legierungsstufen; Art der Gewinnung; Gefüge Art;
Chemische Zusammensetzung errechnet aus Zusammensetzung, bestimmt bei 20° C.;
Zweckmässigster Schmelzeinsatz zur Gewinnung der Legierungsstufe; Entsprechend
d. Formel, in Gewichtsteilen; Verhalten gegen chemische Angriffe; Physikalische
Eigenschaften; Allgemeine Bemerkungen
Textabbildung Bd. 318, S. 71
Versuche mit Blei, Wismuth, Cadmium und Zink führten zu keinen Ergebnissen. Beim
Blei und Wismuth waren die Verbrennungsreaktionen so heftig, dass keine metallischen
Bestandteile gewinnbar waren, während beim Zink eine Entflammung des
Schmelzeinsatzes, selbst bei Vorwärmung desselben nicht möglich war.
Die Reaktionsformeln für die bei den Schmelzversuchen stattgehabten chemischen
Vorgänge sind nachstehend wiedergegeben:
1. Für Oxyde der Form M2O3:
m M2O3 + 2 (n + m) Al = 2 Mm Aln + m Al2O3
2. Für Oxyde der Form MO2:
3 m MO2 + (3 n + 4 m) Al = 3 Mm Aln + 2 m Al2O3
3. Für Oxyde der Form MO:
3 m MO + (3 n + 2 m) Al = 3 Mm
Aln + m Al2O3
4. Für Oxyde der Form MO3:
m MO3 + (n + 2 m) Al = Mm Aln + m Al2O3
5. Für Oxyde der Form M2O5 und M2O:
3 m M2O5 + (10 m + 6 n) Al = 6 Mm Aln + 5 Al203
3 m M2O + (6 n + 2 m) Al = 6 Mm Aln + m Al2O3
Mit jeder Oxydform wurde eine Reihe von Versuchen angestellt, indem in den
Reaktionsgleichungen nacheinander
für m = 1, für n = 1, 2, 1, 3, 5 . . . .
für n = 1, für m = 1, 2, 1, 3, 5 . . . .
eingesetzt wurde.
Verwertbare Ergebnisse wurden jedoch nur. erhalten, solange nicht bei zu hohem Gehalt
an Metalloxyd Massen von Aluminiumoxyd als Schmelzprodukt erfolgten, welche mit den
erzeugten metallischen Bestandteilen so eng legiert waren, dass eine Trennung der
letzteren nicht möglich, oder wenn der Aluminiumgehalt des Einsatzes so hoch
gesteigert wurde, dass die Gemenge nicht mehr zur Entzündung gebracht werden konnten
(Entflammungsgrenze). –
Die Hauptergebnisse der Versuche Guillets sind in den
Tabellen S. 66–71 zusammengefasst. Sie lassen erkennen, dass bei Anwendung des Goldschmidtschen Verfahrens nur ganz
bestimmteLegierungsstufen des Aluminiums mit Metallen darstellbar waren, selbst
wenn die Schmelzeinsätze in solchen Gewichtsverhältnissen gemischt wurden, dass
theoretisch auch andere Legierungsstufen hätten erfolgen müssen. Chemisch verwandte
Metalle, wie Eisen, Mangan, Uran, Chrom, oder Nickel und Cobalt, Zinn und Titan
bildeten die gleichen Legierungsstufen.
Textabbildung Bd. 318, S. 72
Die Bestimmung des spezifischen Gewichtes konnte neben der chemischen Analyse und
metallographischen Untersuchung wohl nicht ohne weiteres zum Nachweis bestimmter
Legierungsstufen herangezogen werden, da einige Legierungen, besonders die des
Kupfers mit erheblicher Volumenverringerung, andere hingegen unter
Volumenvergrösserung sich bilden. Eingehendere Untersuchungen der mechanischen
Eigenschaften hätten die Arbeit noch wertvoller gemacht, da sie wohl Aufschluss über
die praktische Verwertbarkeit einzelner Legierungen gegeben hätten.
Nebenstehend seien noch die Schmelzpunktkurven, wie sie Le
Chatelier, Roberts-Austen, Gauthier u. Rolland-Gosselin für einzelne Legierungen aufstellten, wiedergegeben; die
von Guillet neu ermittelten Schmelzpunkte sind in die
Kurven eingetragen.
Memmler, Dipl.-Ing.,
Charlottenburg.