Titel: | Einiges aus der angewandten Elektrochemie in den Jahren 1900 und 1901. |
Autor: | Franz Peters |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 225 |
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Einiges aus der angewandten Elektrochemie in den Jahren 1900 und 1901.
Von Dr. Franz Peters.
Einiges aus der angewandten Elektrochemie in den Jahren 1900 und 1901.
A. Stromquellen.
Um der in der Litteratur eingerissenen schwankenden Benennung der Elektroden bei
Primär- und Sekundärelementen Einhalt zu thun, macht Dr. F.
Kirstädter (Centralblatt für Akkumulatoren- und
Elementenkunde, 1900 Bd. 1 S. 379) den beachtenswerten Vorschlag, man solle
bezeichnen die Lösungselektrode oder Bleischwammelektrode oder allgemein die
Elektrode, an der bei Stromlieferung die negativ geladenen Ionen ihre Ladung
abgeben, als „negative Polelektrode“, dagegen die Ableitungselektrode oder
Superoxydelektrode oder allgemein die Elektrode, an der die positiv geladenen Ionen
ihre Ladung abgeben, als „positive Polelektrode“. Diese Bezeichnung ist
bisher leider nur in den deutschen Patentschriften und in der engeren Fachpresse
einheitlich durchgeführt worden.
1. Primärelemente.
Für manche Zwecke, z.B. für die Zündungen bei Explosionsmotoren, braucht man nur
für eine ganz kurze Zeit Strom. Man wird also während der übrigen Zeit die
Elektroden der für die Zündung verwendeten Primärelemente vorteilhaft aus dem
Elektrolyten herausbringen, damit sie nicht unnötig schnell aufgebraucht werden.
Diesen Gedanken, der schon in den altbekannten Bunsen'schen Tauchbatterien verwirklicht ist, hat in zweckdienlicherer
Weise Robert Krayn bei seinem Kippelement zur
technischen Ausführung gebracht (D. R. P. Nr. 116837). Das Element ruht zu dem
Zwecke in einem Drahtkorb. Dieser ist in einem Drahtgestell derart drehbar
gelagert, dass sich der Schwerpunkt des freihängenden Elements, wenn es in
Ruhestellung ist (d.h. wenn der Elektrolyt die Elektroden nicht umspült),
genügend weit senkrecht unter der Drehachse befindet, um es mit sehr geringem
Kraftaufwande um 90° in die Gebrauchsstellung drehen zu können, bei der die
Elektroden in den Elektrolyten tauchen. Man übt dazu nur einen Druck auf den
Knopf einer Stange aus, die einerseits mit einem vom Korbe ausgehenden Arm,
andererseits durch ein Zwischenglied mit einem senkrechten Ansätze des Gestelles
gelenkig verbunden ist. Gibt man den Knopf frei, so veranlasst das bei der
Drehung seitlich zur Drehachse hervorgerufene Uebergewicht ein selbstthätiges
Zurückpendeln in den Ruhestand.
Wenn Kohlen, die in galvanischen Elementen gebraucht werden sollen, lange lagern,
so werden ihre Poren durch Luft, Feuchtigkeit und Staub mehr oder minder
verstopft, ihre Oberfläche also verkleinert. Deshalb geben sie, wenn sie in
einem solchen Zustande in den Elektrolyten eingesetzt werden, so lange diese
Verstopfung andauert, weniger Strom, als sie in neuem Zustande geliefert hätten.
Um diese Uebelstände zu vermeiden, wälzt Johann
Lingenhöl (D. R. P. Nr. 122269) die zuvor von fremden Stoffen durch
Behandlung mit Säure befreiten Kohlen noch feucht in Salmiakpulver. Werden sie
dann über Feuer, das nicht so stark ist, dass der Salmiak verdampft, getrocknet,
so sind die Poren durch Salmiak geschlossen. Fremdstoffe können also nicht mehr
in die Poren eindringen. Andererseits werden diese sofort wieder frei, wenn die
so präparierten Kohlen in die Erregerflüssigkeit des Elements eingesetzt
werden.
Die für die positive Polelektrode galvanischer Elemente benutzte Kohle leitet
zwar die Elektrizität ziemlich gut, lässt aber immerhin im Vergleich zu den
Metallen in dieser Hinsicht noch manches zu wünschen übrig, so dass die
Stromentnahme nicht so schnell und in so hohem Masse vorgenommen werden kann,
wie es bei metallischen Elektroden möglich wäre. Eine Besserung soll man nach
Karl
Wilhelm Hertel (Englisches Patent Nr. 12 788/1899) erzielen
können, wenn man der Kohle eine Metalleinlage, z.B. von Kupferblech gibt. Diese
kann gleichzeitig zur Anbringung der Polklemmen und zur Befestigung an dem
Deckel des Elements dienen. Elektroden dieser Art benutzt die Firma Hertel und Co. z.B. für ihre
Feldtelegraphenelemente (vgl. Centralblatt für
Akkumulatoren- und Elementenkunde, 1901 Bd. 2 S. 154). Die Elektroden
des 17,5 × 7,5 cm grossen Elements stehen in verdickter Alkalilauge. In die
Kohle ist ein durchlöchertes Kupferblechkreuz eingelassen, dessen Höhlungen mit
Kupferoxyd als Depolarisator gefüllt werden. Bei 1,2 bis 1,5 Volt Spannung soll
das Element nur 0,01 Ohm inneren Widerstand haben und bei Kurzschluss Ströme bis
zu 25 Ampère liefern können.
Sollen die Elemente möglichst leicht gemacht werden, so kann man nicht Glas- oder
Metallgefässe verwenden. Ebonit ist zwar brauchbar, aber nicht allzu billig. Die
Versuche, Pappe für diesen Zweck zu benutzen, scheiterten bisher daran, dass man
bei ihrer Imprägnation nicht die Erfordernisse der Festigkeit und Elastizität
der Aussenwände einerseits und der Säurebeständigkeit der Innenflächen
andererseits vereinen konnte. V. Ludvigsen (D. R.
P. Nr. 122268) hat dies jetzt dadurch erreicht, dass er das aus 2 bis 3 mm
starker roher Pappe hergestellte Gefäss zunächst aussen mit Asphalt anstreicht
und dann von innen mit Paraffin durchtränkt. Um den Innenwänden die Fettigkeit
und leichte Zerstörbarkeit zu nehmen, überzieht man sie vorteilhaft noch mit
Ozokerit oder einem ähnlichen schwer schmelzbaren und verhältnismässig harten
Stoff, der mit dem Paraffin verwandt ist und sich infolgedessen vollständig mit
ihm vereinigt.
Pappe lässt sich auch als Diaphragma in Zweiflüssigkeitselementen benutzen und
ist beim Gebrauche von Natronlauge als Elektrolyten den sonst häufig angewandten
Porzellan- oder Thoncylindern vorzuziehen, weil letztere in verhältnismässig
kurzer Zeit angegriffen und allmählich zerstört werden. Da die Pappe aber leicht
aufquillt, bauchig wird und schliesslich zerfällt, muss man ihr einen Halt
geben. Zu dem Zwecke überzieht Dr. Jean Pierre
Fontaine (D. R. P. Nr. 116412) den aus Papiermasse hergestellten
Cylinder aussen dicht mit Webstoff, der ihn gleichzeitig fest gegen einen
inneren durchbrochenen Cylinder aus Celluloid oder Hartgummi hält. Dieser ist
mit verdünnter Salpetersäure gefüllt. Sie wird an zu schnellem
Hineindiffundieren in die ausserhalb der Cylinder befindliche Natronlauge,
wodurch sich das Element bald tot arbeiten würde, durch die vorhin erwähnte
Gewebeschicht gehindert. Das Diaphragma ist bei aller Festigkeit leicht, so dass
man transportable Batterien von geringem Gewichte herstellen kann. Für Elemente
nach dem Bunsen-Typus, die mit diesem Diaphragma zusammengesetzt sind, wird z.B.
(Englisches Patent Nr. 25011/1899) Zink in Natronlauge und Kohle in
Salpetersäure von 36° Bé. gestellt. Man erhält dann 2,55 Volt Spannung. Eine
Mischung von 4 Raumteilen Salpetersäure von 36° Bé., 1 Raumteil Schwefelsäure
und 5 Raumteilen Wasser gibt 2,35 Volt Spannung. Diese und ähnliche
Nitrosegemische sollen beim Arbeiten des Elements keine schädlichen Stickoxyde,
sondern statt dieser Ammoniak bilden. Entwickeln sich aus der Salpetersäure bei
bestimmten Konzentrationen des Depolarisators Dämpfe, so kann man sie durch
Naphtalin unschädlich machen, das oben im positiven Polraume auf einem
Porzellanrost angebracht wird. Zwei Laboratoriumselemente von 13 cm Durchmesser
und 20 cm Höhe mit je 1 cdm 25 %iger Natronlauge und 1/3 cdm starkem
Nitrosegemisch betrieben nach A. Reynier (L'Electricien, 1901 2. Ser. Bd. 21 S. 86) bei
Hintereinanderschaltung einen Motorventilator von etwa 2 Ohm Widerstand 18
Stunden lang ununterbrochen mit durchschnittlich 1,35 Ampère bei 4 Volt, d.h.
unter Nutzbarmachung von 5,4 Watt. Die Stärke der Elemente änderte sich bei der
Entladung um nur 15 %, wobei an Gesamtenergie 50 Watt-Stunden geliefert wurden.
Die Kosten für 1 Hekto-Watt-Stunde sollen 0,44 M., die für 1 PS/Std. also etwa
3,20 M. betragen.
Schon lange und häufig hat man sich bemüht, die Oberfläche der Kohlenelektrode
bei Primärelementen zu vergrössern. Man hat sie z.B. hufeisen- oder sternförmig
gestaltet oder sie in einzelne Stäbe aufgelöst. Der Zweck war dabei
natürlich immer, die Wirksamkeit des Elements zu erhöhen. Dieses muss in
verstärktem Masse erreicht werden, wenn man gleichzeitig darauf sieht, dass
möglichst vielen Teilen der positiven Polelektrode möglichst viele der negativen
gegenüberstehen. Dieser Forderung ist man früher nur unvollkommen gerecht
geworden. Besser ist das Ziel erreicht worden mit der Konstruktion des kürzlich
bekannt gewordenen „Reform“-Elements, das von dem verstorbenen A. Pfannenberg erfunden und Emil Rosendorff und M. Loewner durch das
D. R. P. Nr. 121933 geschützt worden ist. Bei ihm besteht die Kohlenelektrode
aus einzelnen Schenkeln, die mit Depolarisationsgemisch umpresst und oben durch
einen Kohlensteg vereinigt sind. Zwischen den Schenkeln ist ein Zinkcylinder so
hindurchgebogen, dass er die einzelnen Schenkel in ihrem ganzen Umfange
einschliesst. Ist der in den Elektrolyten ragende vom Depolarisator umgebene
Teil der Kohlenelektrode nur einmal gespalten, so tritt von dem äusseren
Zinkmantel einfach ein von ihm abgebogener Steg durch den Zwischenraum zwischen
den beiden Kohlenschenkeln und wird bis zur gegenüberliegenden Seite der
negativen Polelektrode durchgeführt. Dieses Ende kann in dem Spalte durch
Isolierstücke aus paraffiniertem Holze festgehalten werden. Ich hatte
Gelegenheit, zwei nasse Elemente dieser Art, die mindestens 2 Jahre alt waren
und schon einige wenige Beanspruchungen ausgehalten hatten, zu untersuchen (Centralblatt für Akkumulatoren- und Elementenkunde,
1901 Bd. 2 S. 121). Sie zeigten, als ich sie erhielt, eine elektromotorische
Kraft von 1,448 bezw. 1,441 Volt. Wurden sie durch einen äusseren Widerstand von
1 Ohm (ausschliesslich des Widerstandes der kupfernen Leitungsdrähte)
geschlossen, so ging die Spannung sofort auf 1,401 bezw. 1,380 Volt herunter,
fiel nach 1/2 Stunde auf 1,288 bezw. 1,250 Volt, nach 2 Stunden euf 1,252 bezw.
1,182 Volt, nach 8 Stunden auf 1,139 bezw. 1,036 Volt und betrug bei dem einen
nach 22 1/2 Stunden noch 0,870 Volt. Die Stromstärke sank von 1,26 bezw. 1,18
Ampère nach 10 Minuten Stromschluss auf 1,08 bezw. 0,94 Ampère nach 8 Stunden. 5
Minuten nach Aufhören der Entladung war die elektromotorische Kraft 0,983 bezw.
1,100 Volt, nach V2 Stunde bei dem ersten Element 1,021 Volt, nach 14 Stunden
bei dem zweiten 1,238 Volt und nach 17 Tagen 1,300 Volt bei dem ersten, 1,400
Volt bei dem zweiten. Johannes Zacharias hat (Centralblatt für Akkumulatoren- und Elementenkunde,
1900 Bd. 1 S. 27) bei Kurzschluss 30 bis 35 Ampère erhalten und einen
Zigarrenanzünder, der für 0,5 Ampère und 6 Volt gebaut war, wochenlang mit acht
hintereinander geschalteten Reformelementen betreiben können. Er hat auch ein
Trockenelement dieser Type untersucht.
Nach demselben Grundsatze wie das Reformelement ist ein Element der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft Hydrawerk (D. R.
P. Nr. 108964) konstruiert. Nur besitzt letzteres ausser dem äusseren noch einen
inneren Zinkcylinder. Um diesen aufnehmen zu können, muss naturgemäss die
Kohlenelektrode in ihrem unteren Teil einen hohlen Cylinder bilden, in dessen
Wandungen dann die Einschnitte zum Hindurchführen der Verbindungsstege der
beiden Zinkcylinder angebracht werden. Beim Reformelement ist dagegen der
Kohlencylinder ursprünglich voll. Hieraus erhellt, dass die einzelnen
Kohlenschenkel beim Reformelement stärker als beim Hydraelement sein müssen. Von
verschiedenen derartigen Hydraelementen Type A, die
ich untersuchte (Centralblatt für Akkumulatoren- und
Elementenkunde, 1901 Bd. 2 S. 133), zeigte das beste eine
elektromotorische Kraft von 1,552 Volt. Bei der Entladung mit 1 Ohm Widerstand
im äusseren Stromkreis sank die Spannung sofort auf 1,420 Volt, betrug nach V2
Stunde 1,156 Volt, nach 2 Stunden 1,021 Volt, nach 5 Stunden 0,937 Volt, nach 24
Stunden 0,595 Volt. Die Stromstärke war nach 10 Minuten Stromschluss 1,14
Ampère, nach 5 Stunden 0,86 Ampère. Der innere Widerstand betrug nach der
Entladung 0,200 Ohm. Die elektromotorische Kraft des so beanspruchten Elements
erholte sich in 5 Minuten auf 0,740, in 1 Stunde auf 0,801, in 1 Tage auf 1,020
und in 22 Tagen auf 1,361 Volt. Die Zinkstege der nassen Elemente werden in den
Schlitzen durch isolierende Plättchen gehalten, die entweder aus einzelnen
Stücken bestehen
oder als Lappen an einem gemeinsamen Ringe angeordnet sind. Bei
Trockenelementen mit innerem Flüssigkeitsvorrat schliessen die zu beiden Seiten
der Stege eingefügten Isolierstreifen die Schlitze.
Charles Jollivet (Französisches Patent Nr. 295887)
bringt in dem unteren Teile des Elementengefässes eine horizontale Grundscheibe
aus Kohle an, die durch radiale Einschnitte in eine grosse Zahl dünner Blätter
zerteilt wird. Rings herum bleibt ein voller Kranz stehen, auf den senkrechte
Kohlenstifte aufgeschraubt werden. Die positive Polelektrode ist seitlich und
unten von einem porösen Gefäss umgeben, in dem sich Natriumnitratlösung
befindet. Auf der Kohlengrundscheibe liegt eine siebartig durchlöcherte Platte
aus Ebonit oder Kohle, die Verstopfung der Bohrungen durch Salzausscheidungen
verhindert. Die negative Polelektrode liegt unter der positiven und besteht aus
einer Schale aus amalgamiertem Kupfer, in die man Zink bringt. Dieses ist von
Salzsäure umgeben. Die Erzeugung von 1 Ampère-Stunde soll 0,08 Pf. kosten. Da
nun die elektromotorische Kraft 1,8 Volt und die nutzbare Spannung bei
geschlossenem Stromkreise 1,5 Volt beträgt, so würde 1 Kilo-Watt-Stunde sich auf
0,53 M. stellen. Dabei ist angenommen, dass man das beim Arbeiten des Elements
erzeugte Zinkchlorid verkaufen kann. Sieht man davon ab, so kommt 1
Kilo-Watt-Stunde auf 1,33 M. zu stehen.
Neben Leclanché-, Bunsen- und anderen seit langem bekannten Primärelementen sind
in den letzten Jahren Elemente mit Kupferoxyd und Zink in Kalilauge immer mehr
in Aufnahme gekommen. Bei ihnen geht während der Entladung das Kupferoxyd erst
in Oxydul und dann in metallisches Kupfer über. Dieses ist in poröser Form
vorhanden und kann beim Erhitzen durch den Luftsauerstoff leicht wieder in das
Oxyd übergeführt werden, so dass die positive Polplatte stets regenerierbar ist.
In Deutschland bringt die Firma Umbreit und Matthes
solche Zellen unter der Bezeichnung „Cupron“-Elemente in den Handel.
Erfahrungen, die er mit verschiedenen von diesen machte, veröffentlichte Dr. Eduard Jordis (Zeitschrift
für Elektrochemie, 1901 Bd. 7 S. 469). Eine Batterie von zehn Elementen
Type III hat praktisch bei ununterbrochener Benutzung mindestens 2000
Ampère-Stunden Kapazität, bei dauernder noch etwas mehr. Neben diesem Vorteil
haben die Elemente den, dass sie ausserordentlich konstant sind. Als Nachteile
sind hervorzuheben: die niedrige elektromotorische Kraft von 0,8 bis 0,82 Volt
und eine massige Orts Wirkung am Zink. In der Ruhe geht nämlich nach und nach
Kupfer als Oxydul in Lösung und scheidet sich dann auf dem Zink ab. Dieses
örtliche Element Kupfer-Zink trägt zur Erschöpfung des Hauptelements aus
bekannten Gründen bei. Das gelöste Kupfer dadurch unschädlich zu machen, dass
man als Fällungsmittel dem Elektrolyten von Anfang an Natriumsulfid oder
Natriumthiosulfat zusetzt, gelingt nur vorübergehend. Besser nimmt man deshalb
bei längerem Nichtgebrauche die Zinkplatten heraus. Da der Elektrolyt, die
Kalilauge, aus der Luft leicht Kohlensäure anzieht und dadurch unwirksamer wird,
schliesst man ausserdem die Gefässe durch aufgelegte gefettete Glasplatten ab.
Zur Regenerierung laugt man die Zink- und Cupronplatten zunächst gesondert in
fliessendem Wasser aus, bürstet den leicht entfernbaren Schlamm ab und erhitzt
sie noch nass auf etwa 150°. Dabei wird einerseits Kupferoxyd zurückgebildet und
zerfallen andererseits die Zinkatkrystalle zu einem leichten Pulver von Zinkoxyd
und Natriumkarbonat, das sich mit einer weichen Bürste und etwas Wasser sehr
leicht entfernen lässt. Zur Stromabführung von den Cupronplatten schob Jordis nahe der Kante Kupferdrähte durch und
verlötete sie parallel zu jener. Die Lötstellen dürfen nicht in die Lauge
kommen. Zum Montieren der Batterie dienten durchlochte Kupferschienen.
Um den Angriff des Depolarisators in Kupferoxydelementen gleichmässiger zu
gestalten und eine leichte Kontrolle der Aufarbeitung der Elemente zu gestatten,
haben Charles B. Schoenmehl (U. S. P. Nr. 663937,
663 938, 664006, 664007, 664008) und Robert E. Hall
(U. S. P. Nr. 665679) verschiedene Konstruktionen angegeben, deren nähere
Erläuterung hier zu weit führen würde. Ihre Ausführung hat sich die Waterbury Battery Company gesichert.
Der Depolarisator bei den gewöhnlichen Elementen besteht aus einem Gemenge von
Braunstein und Kohlenstoff (meist in der Form von Graphit). In dem
Trockenelement „Constans“ von Laroche ist er
(L'Ingén, franç., 1901 Bd. 6 S. 185) noch mit
einer konzentrierten Kaliumpermanganat- und Salmiaklösung getränkt. Die negative
Polelektrode besteht aus einzelnen Zinkröhren, die in dünnes Pergamentpapier
eingehüllt, innen lackiert und mit Schwammstücken und einer wässerigen
Salmiakpaste gefüllt sind.
Alexis Turnikoff und Graf
Anatole v. Nesselrode nehmen (D. R. P. Nr. 122270) als Depolarisator
ein Gemisch von 1 Teil Graphit und 2 Teilen Kaliumpermanganat. Letzteres wird
mit einer Mischung aus einer gesättigten Kaliumchloratlösung und gleichviel
einer 50 %igen Lösung von Formaldehyd oder einem anderen Aldehyd durchtränkt.
Das Kaliumchlorat soll die depolarisierende Wirkung erhöhen, der Aldehyd die
Entwickelung von freiem Chlor verhindern, wenn das Element durch Ladung im
umgekehrten Sinne regeneriert wird.
Vor einiger Zeit habe ic( (D. R. P. Nr. 98434) die Verwendung von Persulfaten als
Depolarisatoren und zur Erhöhung der depolarisierenden Wirkung anderer Stoffe,
sowie zur Vergrösserung der elektromotorischen Kraft von Elementen
vorgeschlagen. Kürzlich veröffentlichte ich (Centralblatt für Akkumulatoren- und Elementenkunde, 1901 Bd. 2 S. 269)
einige Versuche mit diesen Elementen. Zunächst wurde ein Trockenelement L, das 175 g des gewöhnlichen
Braunsteingraphitgemisches enthielt, mit einem anderen P verglichen, dessen Depolarisator noch 30 g Ammoniumpersulfat
beigemischt waren. Zwei Tage nach der Herstellung betrug die elektromotorische
Kraft bei L 1,552, bei P 2,040 Volt. Wurden die beiden Elemente durch je 20 Ohm äusseren
Widerstand geschlossen, so ging die Spannung bei L
auf 1,520, bei P auf 1,985 Volt herab. Bei gleich
langer Dauer der von längeren Ruhepausen unterbrochenen Entladung fiel die
Spannung bei L auf 1,440, bei P auf 1,950 Volt. Wurde dann ohne Unterbrechung
weiter entladen, so war die Spannung
bei Element
L
P
nach 1 Stunde
1,370
1,850
Volt,
„ 6 Stunden
1,303
1,795
„
Nach Oeffnung des Stromkreises erholten sich die Elemente in solchem Masse, dass
die elektromotorische Kraft betrug
bei Ehement
L
P
nach ½ Stunde
1,348
1,895
„ 1 „
1,355
1,920
„ 15 Stunden
1,410
1,990
Die Braunsteinpersulfatelemente werden also besonders brauchbar sein, wenn der
Widerstand im äusseren Stromkreis ziemlich hoch ist, und wenn die Ruhepausen
länger sind als die Zeiten der Beanspruchungen. Ganz ähnliche Ergebnisse wie
oben wurden erzielt, wenn die Persulfatmenge nur 5 bis 10 % des übrigen
Depolarisationsgemisches ausmachte. Ein solches Element, das einen Tag nach der
Herstellung eine elektromotorische Kraft von 2,057 Volt besass, ging bei
24tägigem Stehen in der Ruhe auf nur 1,900 Volt herab. Noch deutlicher als bei
den Braunsteinelementen wirkt bei den Bleisuperoxydelementen der Zusatz von
Persulfaten depolarisationserhaltend und -erhöhend.
Während bei diesen und anderen Elementen auf Beseitigung der bei der Entladung
auftretenden Wasserstoffpolarisation hingearbeitet wird, will Dr. Karl Kaiser (D. R. P. Nr. 114740) daneben auch die
Sauerstoffpolarisation vernichten. Dies erreicht er durch Einführung fester,
flüssiger oder gasförmiger Kohlenwasserstoffe in die alkalische
Erregerflüssigkeit. Der Wasserstoff wird durch gelöstes Eisenoxydhydrat allein
oder zusammen mit Braunstein unschädlich gemacht. Die Elektroden bestehen aus
Kohle. Die als Beispiel angeführten Elemente zeigen elektromotorische Kräfte von
nur 0,75 bis 1,2 Volt. Statt einer Lösung von Eisenoxydhydrat in Eisenchlorid
kann man als depolarisierende Flüssigkeit auch eine Lösung von Aluminiumhydroxyd
in Aluminiumchlorid verwenden (D. R. P. Nr. 115753),
Bei Kupfer-Zinkelementen hat man schon vor längerer Zeit zum Depolarisieren
heisse Luft vorgeschlagen. Man liess sie von der Aussenseite wirken oder trieb
sie durch den Elektrolyten. Besser soll es nach Angaben der Société d'Etude des Piles Electriques (D. R. P. Nr.
109 845) sein, sie in das Innere der Kupferelektrode einzuführen. Zu dem Zwecke
geht von einer Druckpumpe eine Röhre aus, die sich in vertikale Leitungen
gabelt. Jede von diesen hat unten einen rechtwinkligen Fortsatz. Aus dessen
Oeffnungen strömt die heisse Luft gleichmässig in einen flachen Kasten aus
Kupferdrahtnetz oder fein durchlöcherten Kupferblechen und vernichtet die daran
sich ansetzenden Wasserstoff Wäschen. Bei diesem Einführen von Luft blähen die
Kupfersäcke, die aussen mit grossmaschigen Kupferdrahtnetzen belegt sind, sich
auf und treiben die Flüssigkeit zurück, die sich in unmittelbarer Berührung mit
ihnen befindet. Beim Zusammensinken saugen sie eine neue Menge des Elektrolyten
an, so dass beständig neue Teile des letzteren den Elektroden zugeführt werden.
Jede Kupferelektrode ist von zwei Zinkplatten umgeben, die mit Pergamentpapier
und einer dicken Schicht Asbest bedeckt sind. Gleichzeitig mit der heissen Luft
kann man nach Henri de Rufz de Lavison (D. R. P.
Nr. 112712) in die positive Maschenpolelektrode heisse Erregerflüssigkeit
einströmen lassen. Je lebhafter dies geschieht, um so geringer braucht die
zugeführte Luftmenge zu sein.
Die zum Aufsaugen des Elektrolyten in den sogen. Trockenelementen bisher
angewandten Stoffe zeigen verschiedene Nachteile. Die Chemische Fabrik vorm. Goldenberg, Geromont und Co. empfiehlt deshalb
(D. R. P. Nr. 109 016) an ihrer Stelle die als „Factis“ bekannten
Kautschukersatzstoffe zu benutzen. Diese Substanzen, die durch Einwirkung voj
Chlorschwefel auf pflanzliche fette Oele entstehen, sollen mit hoher
Widerstandsfähigkeit gegen saure und neutrale Lösungen und grosser
Aufsaugungsfähigkeit immerwährende Elastizität verbinden, so dass die Masse nie
dauernd von den Elektrodenplatten abgedrückt werden kann. Sie wirken ausserdem
als Puffer, der plötzliche Gasentwickelungen für das äussere Gefäss oder den
Verschluss unschädlich macht. Wegen der grossen Aufsaugefähigkeit der Factis
braucht das Element nicht hermetisch verschlossen zu werden.
In den Gasketten, z.B. solchen mit Wasserstoff und atmosphärischem Sauerstoff,
benutzt Andrew Plecher (U. S. P. Nr. 655110) zur
Vereinigung der beiden Gase fein verteiltes Platin oder ähnliche
Kontaktsubstanzen. Sie durchsetzen die Wandungen unten offener Thongefässe, die
innen, wo Wasserstoff einströmt, und aussen, wo Berührung mit der Luft vorhanden
ist, mit je einer Platindrahtnetzelektrode belegt sind. Zur Beschleunigung der
Vereinigung der Gase dient ein Induktionsstrom. Er treibt auch das bei der
Verbindung von Wasserstoff und Sauerstoff entstehende Wasser aus den Poren der
Thongefässe und verhütet Polarisation. Ein Elektrolyt ist schädlich, da er die
wirksame Oberfläche des fein verteilten Metalls verringert. Das entstehende
Wasser kann man verdampfen, wenn man trockene Luft oder trockenes Gas um die
Zelle leitet.
In Elementen, in denen die Elektrizität durch die oxydierende Einwirkung eines
geschmolzenen Salzes auf ein geschmolzenes Metall erzeugt wird, brachte man
bisher die Substanzen durch äussere Heizung zum Schmelzen. Besser nutzt man die
Wärme aus und erreicht eine der Natur des Salzes mehr anzupassende Regulierung
der Temperatur, wenn man nach dem Vorschlage von William
Stepney Rawson (D. R. P. Nr. 114487) von innen durch Einblasen eines
Gemenges von Kohlenwasserstoffen und Sauerstoff heizt. Dabei müssen erstere,
namentlich wenn das Element Blei oder ein anderes leicht oxydierbares Metall
enthält, im Ueberschusse vorhanden sein. Das äussere Gefäss bestand bisher meist
aus Eisen. Dieses ist natürlich nicht allzu haltbar und gibt ausserdem einen
Teil der zugeführten Hitze durch Strahlung nach aussen ab. Heizt man von innen,
so lässt sich das Eisen gut durch Magnesiasteine ersetzen, die die Wärme
schlecht leiten. Die Brennstoffzufuhr lässt sich deshalb fast genau dem
Strombedarf anpassen. Bei einer Ausführungsform des Elements befindet sich in
jenem äusseren Gefässe geschmolzenes Blei oder Antimon, in das die
Kohlenwasserstoffe (Leuchtgas, Generatorgas, Wassergas, Petroleum u.s.w.)
eingepresst werden. Gleichzeitig mit diesen wird durch ein anderes Rohr Luft
eingeführt. Die durch die Vereinigung beider Gase entstehende Gebläseflamme
schmilzt das Blei oder hält es geschmolzen. In dem Metallbad steht eine poröse
Zelle, die aus einem Brei von Magnesia und Borsäurelösung bei heller Weissglut
gebrannt ist. Sie enthält (U. S. P. Nr. 650274) ein Gemisch von Kaliumbichromat,
Chromsesquioxyd und Aetzalkali mit oder ohne Zusatz von Bleioxyd, das durch das
Metallbad geschmolzen gehalten und durch Einblasen von Luft regeneriert wird.
Als Elektrodenmaterial dient Eisen. Die elektromotorische Kraft des Elements
beträgt 1 bis 1,3 Volt. Auf 1 qdm eingetauchte Oberfläche des porösen Gefässes
soll man etwa 4 Watt erhalten. Einzelanordnungen bei derartigen Konstruktionen
sind noch durch das Englische Patent Nr. 24570/1898 bekannt geworden.
Für Thermoelemente hat Joseph Matthias eine Reihe
von Konstruktionen (Ungarisches Patent Nr. 15978; U. S. P. Nr. 641214, 652436
und 652437) angegeben, durch die erreicht werden soll, dass die aus verschieden
harten Stoffen hergestellten Elektroden nicht zerbrechen können, dass durch ihre
eigenartige Form und Anordnung der Widerstand auf ein Minimum reduziert wird,
dass in einem verhältnismässig kleinen Raume viel Elemente vereinigt und dass
die Elektroden entsprechend gekühlt werden können.
Andere Thermosäulen, bei denen die inneren Kühlröhren zugleich als
Stromendigungen und Stromverbindungen dienen, beschreiben Ernest F. Yost und William
H. Smith (U. S. P. Nr. 660138 und 660139), sowie Louis Siegfried Langville (Englisches Patent Nr.
12249/1900). Die Zelle hat keine dem Abbrechen oder der Verletzung ausgesetzten,
vorspringenden Teile. Die Stellen, die erhitzt oder abgekühlt werden sollen,
sind vor Korrosion durch die Atmosphäre geschützt. Die Heizstelle ist so
konstruiert, dass Ausdehnung und Zusammenziehung der Zellenkörper sich
ausgleichen, ein Reissen also nicht eintreten kann.
Um die Herstellung der Säule zu erleichtern, gibt Jesse
Oliver (U. S. P. Nr. 660305) den Elementen Spiralform. Jede Windung
besteht auf einer Seite aus einer positiven Legierung aus 2 Teilen Antimon, 1
Teil Zink und 2 % Aluminium, auf der anderen aus einer negativen Eisen- oder
Stahldrahtlitze. Die gleichnamigen Stücke sind voneinander isoliert, so dass
Selbstinduktion vermieden wird. Zur Verhinderung von Induktion zwischen den
positiven und den negativen Stücken wird zwischen ihnen isoliert ein flacher
Eisen- oder Metallring angebracht. Die äussere Kühlung durch Strahlung kann
durch Wasserzirkulation oder Verdunstung von Feuchtigkeit vergrössert werden.
Die Wärme wird durch Fransen, die an die negativen Teile angesetzt werden,
besser ausgenutzt. Wichtig für die gute Wirksamkeit einer Thermosäule ist
vollkommener Kontakt zwischen den Elektroden. Um ihn auch bei wechselnden
Temperaturen innig zu erhalten, werden die Enden der negativen Litzen mit einem
Lot aus 2 Teilen Zinn, 1 Teil Wismut, 1 Teil Blei und ¼ Teil Aluminium
überzogen. Dann giesst man die positiven Elektroden so herum, dass quer über sie
die negativen Enden gehen, damit die Kontaktfläche möglichst gross wird. Mit
dieser Thermosäule soll man bei demselben Brennstoffverbrauch eine grössere
Wirksamkeit als mit anderen erzielen können. Ein Ring aus 30 Elementen von 13,5
cm Durchmesser und 1,25 cm Dicke gibt 1,8 Volt und 2 Ampère ohne künstliche
Kühlung bei Erhitzung durch einen einfachen Brenner.
Leon Bénier (Englisches Patent Nr. 8985/1901) setzt
die Thermosäule aus Platten zusammen. Die „Generatorplatten“, welche ein
Thermoelement bilden (z.B. aus Antimon und Wismut), werden durch seitlich von
ihnen angeordnete Platten aus Kupfer, Eisen u.s.w. erhitzt oder abgekühlt. Alle
Teile, die sich nicht berühren, sind isoliert. Folgt z.B. auf eine heisse Platte
eine aus Antimon, darauf eine kalte Platte, danach eine aus Wismut u.s.f., so
geht der Strom von Antimon nach Wismut in die heissen Platten und von Wismut
nach Antimon in die kalten. Die Generatorplatten können durch Einstampfen von
Metallpulver hergestellt werden. Diese
Art von Thermosäulen soll Wärme in elektrischen Strom unter wenigstens so
günstigen Bedingungen wie die besten Dampfmaschinen umwandeln.
Kupfersulfür ist schon vor langer Zeit zur Herstellung von Thermoelementen
vorgeschlagen worden. Will man aber eine hohe elektromotorische Kraft erzielen,
so trifft man auf die Schwierigkeiten: 1. das Kupfersulfür in vollständig
homogener Form, von möglichst geringem elektrischem Widerstände und von
konstanter elektromotorischer Kraft bei gegebener Temperatur zu erhalten; 2. das
Kupfersulfür in guten Kontakt mit dem durch die Hitze unzerstörbaren Metall zu
bringen und allen zufälligen oder nutzlosen Widerstand für den Stromdurchgang zu
vermeiden. Diese Schwierigkeiten wollen Eugene
Hermite und Friend Cooper (Englisches
Patent Nr. 2835/1901) auf folgende Weise umgehen: Sie erhitzen einen Kupferstab,
der entsprechend der Form des späteren Thermoelements bearbeitet und oben mit
einem von Kupferdraht umgebenen Messingdraht umwunden ist, auf Rotglut, hängen
ihn in Schwefeldampf, so dass sich eine Kupfersulfürhülle bildet, und ziehen aus
dieser den unveränderten Kupferstab heraus. An der entstandenen
Kupfersulfürröhre ist der Messingdraht durch Kupfersulfür angelötet. Zur
Erhitzung der Kontaktstelle mit dem Messing wird in, die Kupfersulfürröhre ein
Stahlstab eingeführt, der am äusseren Ende erhitzt wird. Das entgegengesetzte
ist mit Schraubengewinde versehen, um die Ausstrahlung der Wärme zu
erleichtern.
(Fortsetzung folgt.)